Naturfotografie in der Heimat zu Corona-Zeiten
Schon vor vielen Jahren schrieb ich über das Glück in der Naturfotografie. In der Zeitschrift NaturFoto erschien ein langer Artikel, hier im Blog kannst du einen Beitrag dazu lesen, und mein Multimedia Vortrag, den ich auf dem Weihnachtsmarkt über das Thema hielt, kam bei zahlreichen Zuhörern sehr gut an. Jetzt habe ich endlich auch das Buch dazu geschrieben. Glück in der Natur-Fotografie
Natur Fotografie macht glücklich
Mein kleines Buch über das Thema: „Natur Fotografie macht glücklich“ erscheint in Kürze als E-book und als gedruckte Ausgabe. Noch diese Woche geht das Büchlein in Druck! Juhu!
Das Selztal
Unser Leben auf dem Land
Wie sehr ich die Naturfotografie und den Aufenthalt in freier Natur brauche, merkte ich jetzt gerade sehr deutlich in der Coronakrise. Auf den ersten Blick haben wir es gut. Wenn wir nicht auf Reisen sind, leben wir in einem kleinen Dorf auf dem Land. Wir müssen nicht täglich pendeln und arbeiten in unserem Haus in Bubenheim. Auch nach Mainz müssen wir recht selten, und da passen wir tunlichst auf, dass wir nicht in den Berufsverkehr hineingeraten. Eigentlich könnte man sagen, sind wir verwöhnt. Wir arbeiten von zuhause aus, könnten aufstehen, wann wir wollen, und uns umgehend auf die Arbeit konzentrieren.
Trotzdem sind wir vielfältigem Lärm ausgesetzt. Die Flugzeuge vom Frankfurter Flughafen dröhnen schon früh um 4:45 Uhr über unser Dorf, danach reißt, je nach Wetterlage, das Brummen und Pfeifen der tieffliegenden Düsenjets im Minutentakt nicht mehr ab. Dazu gesellt sich landwirtschaftlich verursachter Lärm wie Weinbergspritzen, Kettensägen, und eine Partyhütte in der Nachbarschaft sorgt an Wochenenden für regelmäßige nächtliche Technomusik, den der Herzschlag aus dem Rhythmus bringt. Von der Luftqualität fange ich am besten gar nicht erst an. Meine Lunge sehnt sich ständig nach der staubarmen, frische, salzhaltigen Meerluft.
Das Leben hier ist für mich kein Zuckerschlecken. Ich werde zunehmend kränker vom Lärm, der Umweltverschmutzung, dem Stress um mich herum. Ich sehne mich nach RUHE und NATUR. Echte Natur, und keine intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften. Deswegen existieren mein starker Drang und meine Liebe zum Meer.
Unsere Bretagne Reise fällt ins Wasser
Vor sechs Wochen passierte dann das Unvorhersehbare. Wir bereiteten uns gerade auf die Abfahrt in die Bretagne vor, um dem stressigen Tun und dem Trubel zuhause zu entkommen und unser Bretagnebuchprojekt voranzutreiben.
Wir wollten dieses Mal ohne gesetztes Zeitlimit ans Meer fahren, wenn es sich ergibt, auch das ganze Jahr über. Das Wohnmobil war fertig gepackt, die Anmeldeunterlagen lagen schon bereit. Am Tag der Anmeldung kam ein Anruf meiner Mutter. Sie ist pflegebedürftig und brauchte unsere Hilfe. Und dann ging alles Schlag auf Schlag. Wir mussten ein paar Tage bei meiner Mutter in Frankenthal bleiben und hatten alle Hände voll zu tun, eine Pflege oder ein Pflegeheim kurzfristig zu organisieren.
Parallel dazu spitzte sich die Coronakrise dramatisch zu, was die Aufgabe nicht einfacher machte. Wir bekamen es gerade noch so hin, währen im Fernsehen und im Internet immer dramatischere Nachrichten kamen.
Vor unseren Augen zerbröselte die „normale“ Weltstruktur. Als wir wieder daheim waren, hatte sich die Welt völlig verändert. Die Recherchetour in die Bretagne konnten wir uns auch abschminken, die Grenzen waren dicht. Touristen wurden heimgeschickt, der Zugang zu Stränden und Küsten verboten. Bye bye Bretagne!
Noch bin ich nicht durch alle Fotos der letzten Bretagne Reisen durch. Aber eine umfangreiche Galerie mit großen Fotos zu allen spannenden Fotolocations findest du hier. Da kannst du wenigstens virtuell verreisen und deine Bretagne Tour planen und bis bereit, wenn es wieder erlaubt ist!
Wie wir mit der Coronakrise umgehen
Unsere drei Kids begrüßten uns zuhause. Auch sie waren ratlos und ein wenig verwirrt. Werden die von langer Hand geplanten Auslandssemester überhaupt stattfinden können? Noah will im Herbst nach Slowenien, und Esra nach Kalifornien. (Anmerkung: Esra ist im Herbst 2021 in Kalifornien) Auch diese Träume zerplatzten gerade. Amy freut sich darauf, das Studium der Amerikanistik und Filmwissenschaften zu beginnen und interessante Leute kennenzulernen. Plopp, wieder ein Traum dahin. Studieren darf sie zwar, aber nur online. Nicht, dass wir uns nicht mit dem selbstbestimmten Lernen auskennen würden.
Aber, wir haben wenigsten uns, unseren Garten und unseren genialen Dackel. Grindel hat überhaupt keine Corona-Probleme, unsere Dackeldame ist ständig gut gelaunt. Endlich ist die Familie versammelt daheim, und andauernd geht irgendwer mit ihr spazieren. Super! Der Garten wird jeden Tag ein wenig aufgeräumter und bereit für die Aussaaten und Pflanzen. Wir räumen in Ecken auf, die schon sehr lange darauf warten.
Blühende Obsbäume im Selztal
Bewegung tut gut!
Wir werden alle körperlich fitter. Laufen jeden Tag mit Grindel den Berg hinauf und werden jeden Tag ein wenig schneller. Wir fahren sowieso fast immer mit dem Rad nach Ingelheim einkaufen und kehren mit gut gefüllten Fahrradtaschen zurück. Wir unterstützen die Lebensmittelretter in Ingelheim, indem wir sie von leckeren Sachen befreien. Das sind dann mit dem Rad noch ein paar Kilometer mehr. Wir fahren die 25 Kilometer hin und zurück fast jeden Tag und werden auch da schneller. Noah und Amy machen sowieso jeden zweiten Tag ihre Sportübungen daheim. Qi Gong läuft via skype.
Rausgehen und Fotografieren – kein Problem mit Sicherheitsabstand
Der Frühling kommt, die Bäume und die Wiesen blühen. Die Weinberge bleiben noch eine Weile kahl. Nach wenigen Tagen laufen wir nicht mehr ohne Kamera los.
Es tut unendlich gut, die Schönheit in der Heimat zu genießen und fotografisch festzuhalten. Wir finden auf den ausgedehnten Spaziergängen einige stille Naturschutzgebiete. Glücklicherweise begegnen wir hier fast niemandem und wir sind auch nicht, wie die Franzosen, auf einen Radius von einem Kilometer um den Wohnort beschränkt. Diese kleinen Freiheiten nutzen wir voll aus. Was für ein großes Glück!
Ich merke wieder einmal, wie wohltuend es ist, einfach draußen an der frischen Luft zu sein. Auf die Schönheit zu achten, kreativ tätig sein zu können und mich an der frischen Luft ausgiebig zu bewegen. Die Konzentration auf das Licht, die Bäume – ich vergesse die Alltagssorgen und bin in der Wahrnehmung. Wenn abends die Sonne lange Schatten zaubert zieht es uns hinaus in die Natur.
Während der Coronakrise zuhause festzusitzen, ist durch dieses Naturerlebnis sogar zu ertragen. Mein Computer ist noch voller Fotos der letzten Reisen, die nur darauf warten, aus RAW konvertiert zu werden. Buchprojekte wollen endlich fertig gestellt werden. Ich bin beschäftigt.
Die Coronakrise hat für uns auch Vorteile
Ein großes Glück – oder aber wirklich sehr wörtlich gemeint – meine RETTUNG: Der Himmel über mir ist ruhiger geworden. Mit Fluglärm und Partylärm würde ich es hier auf gar keinen Fall aushalten und auf meine Arbeit konzentrieren können.
Trotz allem fehlt mir die saubere, frische Luft und der salzige Wind am Meer. Ich mache das Beste aus der Situation. Natur findet sich überall, wenn man nur ausgiebig danach sucht. Esra fotografiert gerne Käfer und Spinnen im Garten, ich nehme mehr die blühenden Bäume wahr. Und es tut unendlich gut, sich darauf einzulassen und zu fotografieren.
Ja, und es passt auch gerade trotz aller Sorgen in die Zeit, jetzt an meinem kurzen Buch über das Glück in der Naturfotografie zu arbeiten.
Geht es dir genauso? Was machst du in diesen schwierigen Zeiten?
Wie sieht es im moment bei Dir aus? Fotografierst du weniger oder gar mehr?
Hallo Gabi,
danke für diese wunderbaren Zeilen und Bilder…. sie inspirieren mich ungemein, auch hier wieder auf Motivsuche zu gehen. Auch unsere Reisepläne sind alle für dieses Jahr gestorben.
Ich möchte gern Dein neues Buch in gedruckter Form bestellen, geht das auf diesem Weg?
Alles Gute und viele Grüße
Kerstin
Sehr schöner Artikel. Hier in Spanien hat uns die Kriese hart getroffen. wir durften über 2 Monate nicht das Haus verlassen. Danach hatten wir ein kurzes Zeitfenster, um spazieren zu gehen oder Sport zu machen. Fotografieren war aber nicht erlaubt, weil man dabei stehen bleibt und somit den Verkehrsfluss beeinträchtigt. Der ein oder andere hat sich dadurch eine saftige Strafe von 600.- € eingehandelt. Ich habe in der ganzen Zeit nicht einmal die Kamera in die Hand genommen. Dafür habe ich die Zeit genutzt, mich weiter zu bilden, Bücher gelesen, Unmengen an Tutorials auf YouTube geschaut und viele, viele Fotos bearbeitet.
Am kommenden Montag nehme ich dann endlich meinen Campervan in Empfang und dann werde ich einige Monate im Van leben und arbeiten, die Iberische Halbinsel erkunden und mich voll und ganz der Landschaftsfotografie widmen (als Wiedergutmachung ;) ).
Drücken wir die Daumen, dass keine 2. Welle kommt, denn hier in Andalusien haben wir wieder steigende Zahlen an Neuansteckungen.
In diesem Sinne, bleibt alle gesund und seid achtsam, Corona ist noch nicht vorbei.
LG Jürgen
Hallo Gabi
Deinen Corona-Bericht trifft auch meine Situation ziemlich genau. Unsere Schottland-England-Bretagne-Reise mussten wir auch absagen.
Aber wir hoffen, dass sich diese Corona-Krise auch wieder mal ergibt, dass Reisen und Fotografiere in der Heimat und der weiten Welt wieder Spass macht.
Bleibt Gesund und ich warte gespannt auf weitere interessante Meldungen von euch.