Pays Bigouden Sud – Die Region der bretonischen Spitzenhauben
Die Gegend um Pont l’Abbé
Die nächste Region, die wir besuchen wollen, liegt gut 100 Kilometer weiter südlich, mit leicht besseren Wetterbedingungen. Die Gegend um Pont l’Abbé, das Land der bretonischen Spitzenhauben ist dicht gespickt mit fotografisch interessanten Ecken, die wir dieses Mal alle mit genügend Zeit inspizieren möchten.
Der Phare d’Eckmühl, der Surferstrand Plage de la Torche, Loctudy, Lesconil, Guilvinec, Saint Guenolé, Pont l’Abbé und auch die Hauptstadt des Arrondissements Quimper sind nur eine unvollständige Liste fotografisch ergiebiger Locations. Und das Cap Sizun mit den vielen Klippen, Kaps und Buchten, inklusive dem Pointe du Raz und den Städten Audierne und Douarnenez liegt gleich nebenan. Wir haben also einiges zu tun!
Douarnenez besuchten wir im Frühjahr.
Schon während der Fahrt nimmt die Wolkenbedeckung ständig ab, und als wir in Langoz bei Loctudy ankommen, schaut auch schon die Sonne verschämt hinter den dahinschwebenden Wolken hervor.
Den kleinen, weißen Leuchtturm von Langoz erwischten wir im Frühjahr im dramatischen Licht, dieses Mal wirkte er langweilig. Ein Grund also, die Fotolocations doch immer wieder anzufahren.
Loctudy
Loctudy ist unser nächstes Ziel. Hier waren wir auch im Frühling, doch wir möchten auch auf dieser Reise noch einmal hier her um die Leuchttürme in besonderem Licht zu fotografieren und den Stellplatz in Langoz zu testen.
Loctudy ist der Ort mit dem schwarzweiß karierten Leuchtturm im Mündungsbereich des Pont-Abbé. Von da aus ist es zum Leuchtturm Eckmühl, nach Guilvinec oder nach Benodet nicht weit.
Der Camping Car Park Langoz
Der Camping Car Park im Vorort Langoz hat Strom und WLAN, und vielleicht können wir dort unser noch vorhandenes Guthaben auf der CCP-Karte einsetzen. Das mit dem Guthaben klappt wieder nicht, der Platz kostet 43 Cent mehr und wir müssen den vollen Preis neu aufladen. Strom ist da, aber das WLAN ist so grottenschwach, dass ohne geöffnete Tür und sitzen auf der Eingangstreppe nichts geht. Bei Regen fällt auch diese Möglichkeit ins Wasser. Und das zugekaufte Aldi-Talk Datenvolumen ist auch schon wieder weg. ALdi-Talk hat auch so seltsame unpraktische Tarif- und Nachkauf-Optionen, ich weiß nicht, ob das Unfähigkeit oder Absicht ist. In dieser Beziehung hinkt Deutschland den meisten europäischen Ländern weit hinterher. Irgendwann schaffe ich es aber, mein Guthaben aufzuladen. Von da an surfen wir mit Aldi. In Zukunft werde ich rechtzeitig Datenvolumen zukaufen, damit ich nicht wieder WLan suchen muss.
Phare la Perdrix
Der Ort reißt uns auch dieses Mal nicht gerade vom Hocker, viele Häuser sind nicht bewohnt, die Villen am Ufer versperren den einfachen Zugang zum Strand, und generell ist so gut wie nichts los in Loctudy. Aber die Küste ist wirklich absolut traumhaft. Es gibt Sandstrand, Gezeitenbecken und eben die beiden Leuchttürme Langoz und Perdrix.
Wenigstens können wir nachmittags und abends noch am Strand fotografieren, bevor der lange Regen einsetzt. Und wieder zeigt sich der positive Einfluss von „schlechtem“ Wetter auf die Fotomotive. Dunkle Wolken sorgen für den dramatischen Hintergrund. Durch einzelne Lücken fallen Sonnenstrahlen und wandern mit dem Wind. Wir müssen nur geduldig warten, bis sie das gewünschte Motiv treffen. Es dauert ewig lange und der Leuchtturm in der Flussmündung hebt sich im späten Nachmittagslicht krass von den Regenwolken ab. Die Landschaft und der Leuchtturm wirken unrealistisch knallig. Wir haben tatsächlich keine Farbe reingedreht bei den Fotos. Bretagne Kenner werden uns glauben. Das Warten auf das Licht hat sich gelohnt. Wir beeilen uns auf dem Rückweg, weil wir auf dem Strand laufen möchten. Die Flut lässt es aber fast nicht mehr zu, der alte Leuchtturm von Loctudy, der Phare la Perdrix, hat nicht nur eine schachbrettartige Bemalung erhalten, es sind auch genau 32 weiße und 32 schwarze Felder. Theoretisch könnte man auf den Mauern vom Boot aus Schach spielen.
Der lange Regen kommt dann in der Nacht und wäscht das Meersalz von unserem Mobil. Unser Schlaf wird begleitet von der Musik der Regentropfen, die auf das Dach trommeln.
Gegen Mittag am nächsten Tag wird das Wetter wider Vorhersagen schon wieder freundlicher und wir sehen uns das Örtchen und den Strand auf der anderen Seite der Promenade genauer an.
Der südlich Strand von Langoz
Der südlich von Langoz liegende Strand macht definitiv mehr Laune. Gezeitenbecken und pfannkuchenstapelartige Granitfelsen, durchzogen von diversen Gesteinsadern, bieten auch bei sonnenarmem Wetter Fotomotive im Übermaß. Stundenlang verbringen wir hier den Vormittag mit einer langen Strandwanderung. Die Lichtbedingungen sind mehr als langweilig, wir merken uns diese Stelle für später!
Wir warten auf die Wellen in Lesconil
Aber noch einen Tag hierbleiben werden wir nicht. Gunter gönnt den Camping Car Park-Gaunern nicht noch eine Übernachtung, und so machen wir uns gerade rechtzeitig vom Acker.
Nächster Stopp Lesconil, das ist der Ort mit der ewig langen Kaimauer, an der bei Sturm die Wellen so schön hoch schießen. Wir kommen bei beginnender Hochflut an, aber der Wind lässt zu wünschen übrig. Nur hin und wieder wagt sich eine Welle zaghaft über die Kaimauer. Dabei ist die Mauer ideal geformt, die Basis ist gebogen. Da können die Wellen richtig Anlauf nehmen und Höhenrekorde einheimsen. Nur halt heute nicht.
Aber der Ort wirkt nicht so unnahbar wie Loctudy, die Häuser haben Stil, überall begegnen wir Sonntagsspaziergängern, und die Küste hat es in sich.
Wieder treffen wir auf die für die Bretagne so typischen Granitfels-Formationen, aus denen das Wasser und der Wind fantastische Figuren geformt haben. Weiter hinten auf dem Felsstrand hat ein unbekannter Künstler geschickt Steinfiguren aufeinandergetürmt. Die waghalsig ausbalancierten Steintürmchen sehen aus, wie Seemannsfrauen, die auf das Meer schauen, in Erwartung der Rückkehr ihrer Männer. Sie stehen so unerschütterlich auf den Felsen, dass Gunter erst dachte, die Steine wären verklebt. Sind sie aber nicht. Ein paar Tage später sieht man nichts mehr vom Kunswerk, die Flut hat aufgeräumt.
In den Gassen von Lesconil
In Lesconil gibt es zahlreiche Einbahnstraßen und deswegen auch extrem viele Durchfahrverbotsschilder. Siehst du das in diesem Foto? Da verzierte der Künstler Clet Abraham die Schilder mit Kunstwerken, die wir in diesem Blogbeitrag vorstellen.
Weil ich solche eher kleinen Wellen sah, wollte ich unbedingt auf „richtige“ Wellen warten. Das klappte schließlich auch. Ein Wellenfoto zeigten wir bereits als Vorgeschmack hier im Blog.
Lies unbedingt diesen Artikel, wenn du auch Wellen fotografieren möchtest.
Wellentanz in Lesconil, Planung der Wellenfotos
Der Hafen und der Strand in Lesconil
Schon toll zu sehen, welchen Unterschied das Wetter macht. Wir hatten strahlenden Sonnenschein, dann Regen mit Sturm und auch Nebel.
Der Strand von Lesconil
Langsam reisen – Details genießen
Das ist etwas, was uns auf dieser Reise am meisten erstaunt. Je genauer wir eine Region unter die Lupe nehmen, desto mehr entdecken wir. Wir müssen gar nicht jeden Tag mit dem Wohnmobil hier hin und da hin hetzen, um die Highlights abzuklappern. Interessante, immer wieder neue überraschende Motive gibt es hinter jeder Küstenbiegung.
Es wird spät und Lesconil hat keinen Womo-Stellplatz. Wir übernachten deshalb im benachbarten Guilvinec, das wir von unserer vorigen Reise her kennen.
Regenwolken im Hafen von Guilvinec
Unser dieses Mal kurzer Aufenthalt wird trotzdem mit dramatisch gutem Fotowetter belohnt. Dunkle Wolken einer massiven Regenfront ziehen auf uns zu, als wir auf der Aussichtsplattform des Fischereimuseums fotografieren. Absehbar aber urplötzlich einsetzend jagt uns ein Regenschauer in den Eingangsbereich des Museums, wo wir das Ende des Gusses abwarten und danach nochmal die Wolken fotografieren. Die Küste jenseits des Leuchtturms besteht aus Felsplatten in deren Ritzen zahlreiche Jakobsmuscheln hängen. Ich möchte natürlich die Gezeitenbecken inspizieren. Aber wir können nicht überall gleichzeitig sein.
Guilvinec bietet natürlich wesentlich mehr als dramatische Regenstimmungen.
Der Fischerhafen und die Leuchttürme von Guilvinec
Pont l’Abbé
Wir machen noch einen Abstecher nach Pont l’Abbé zum Stadt-Sightseeing. Das kleine Städtchen am Fluss mit dem bezeichnenden Namen Riviere de Pont-l’Abbé ist der Geburtsort der Bigouden-Hauben. Das sind diese hohen weißen Türme der bretonischen Nationaltracht. Dazu gibt es auch ein Museum, welches im Schlossgebäude eingerichtet ist, in dem sich auch das Rathaus befindet. Wir laufen ein wenig durch die Gassen und fotografieren die Häuser vor dunklen Regenwolken. Am Markttag ist es hier sicher klasse. Werden wir uns vormerken für die nächste Tour.
Quimper
Wir fahren immer wieder nach Lesconil. Der Koeffizient ist hoch, die Chance auf Wellen sehr groß. Außerdem gibt es mittlerweile Sturm. Aber, die Wellen bleiben aus. Ich möchte bleiben, bis sich was tut, aber nach einigen Tagen wird Gunter ungeduldig. Er möchte die Sehenswürdigkeiten der Gegend anschauen. Beim zweiten Besuch übernachten wir in Ort direkt, dann ganz nah am Strand. Allerdings wird der Sturm und Regen so stark, dass wir mitten in der Nacht einen windgeschützten Platz im Ort an einer Mauer suchen müssen. Nun denn…
Quimper, die Hauptstadt der Region wird für ihre mächtige Kathedrale und ihre pittoresken Häuser gelobt. Außerdem haben wir Lust auf etwas Stadtbummel, auch wenn uns größere Städte weniger behagen.
Der Verkehr ist aber ruhig und Parkplätze relativ einfach zu finden. Wir parken am stadtabgewandten Ufer, füttern die Parkuhr und machen uns auf in die Altstadt an den Ufern der Odet.
Schnell sind wir im Kern der historischen Altstadt, in der berühmten Rue Kéréon mit dem Blick auf die Kathedrale. Den Besuch der Kathedrale lassen wir nicht aus. Dort spielt ein älterer Herr Harfe und wir genießen die Musik. Zum Glück sind die Altstadtgassen nicht sehr weitläufig, so dass wir das alte Quimper ganz gut zu Fuß erkunden können, ohne in große Zeitnot zu kommen. Schließlich wollen wir am Abend wieder zurück in Lesconil bei den Wellen sein.
Auffällig ist, dass nicht wenige der Erdgeschoss-Läden dichtgemacht haben. Wie an so vielen touristisch interessanten Orten sind hier viele der existierenden Shops im recht hochpreisigen Segment und in der Gastronomie angesiedelt, und die hohen Mieten schrecken weniger solvente Geschäfte ab. Den kleinen lokalen Gebrauchtladen finden wir hier jedenfalls nicht, oder er hat sich gut getarnt und sitzt in der Peripherie. Wir suchen immer gern Second Hand Buchläden.
Quimper ist unbedingt einen Besuch wert – am besten bei sonnigem Wetter und zu den Morgen- oder Abendstunden. Unsere Fotos wirken etwas trist, weil der Himmel stinklangweilig war.
In Lesconil erwartete uns dann das absolut gigantischste Spektakel! Aber davon im nächsten Blogpost.