Distillerie Glen Ord, Inverness und Speybay
Es regnete nicht morgens, es schüttete wie aus Kübeln. Unser Strom war gestern schon fast auf Null gegangen, weil wir im Regen an den Notebooks gearbeitet hatten. Auch jetzt produzierte die Solaranlage keinen Strom! So saßen wir, spielten Rommee und warteten auf besseres Wetter. Es kam nicht, zwar hörte es auf zu regnen, doch es blieb trüb. Also fuhren wir am späten Vormittag gen Süden. Keine neuen Leuchtturmfotos also. Doch auf der Halbinsel fand ich eine nordische Meerjungfrau, die ich extrem fotogen fand. Das klettern über die vom Regen rutschigen Felsen war enorm gefährlich, so lies ich mir viel Zeit. Die Wolken paßten perfekt ins Bild, ich hatte Spaß!
Das nieselige Regenwetter war wieder ideal für eine Distillerie, und es gab eine in der Nähe. Da wir nun „Friends of Single Malt Whiskeys“ waren, können wir 10 weitere Distillerien kostenlos besuchen und Whisky probieren. Na, das hört sich doch gut an.
Wir fuhren also auf den Parkplatz von Glen Ord und sahen schon aus der Ferne, dass da gar niemand, nicht mal ein einziges Fahrzeug parkte. Hmmm! Doch da stand eine sympathische junge Frau mit einer kleinen Video Kamera auf einem kleinen Stativ. Ich fuhr auf sie zu und allein der Austausch unserer Blicke sprach Bände!
Es war geschlossen und sie genauso enttäuscht wie wir! So rollte ich das Fenster runter, klar, es kam die Bestätigung. Geschlossen! „Do you want a ride?“ klar wollte sie mit nach Inverness, ob es hier und heute einen Bus gab stellte ich erst gar nicht zur Frage:-) So stieg Thanja aus Puerto Rico zu den Kids ins Mobil. Die Vier unterhielten sich auf der Fahrt nach Inverness angeregt, wir bekamen vorne nur Wortfezten mit, hatten jedoch viel Spaß zu hören, wieviel Spaß die Kids hatten. In Inverness plauderten wir dann nochmal alle. Wie interessant, wir erfuhren viel über das Wetter in Puerte Rico und das Leben einer Doktorantin in Edinburg, wo Thanja seit einem Jahr lebt. Sie war schön fast überall auf der Welt daheim gewesen.
Wir schmiedeten den Plan einer gemeinsamen Fotosession, denn Thania studiert Tanz als therapeutisches Mittel, was wir natürlich sehr interessant fanden.
Da das Wetter immer noch trüb war, wir bereits auf dem Morrison Parkplatz standen und Gunter sich sehnsüchtig einen Buchladen wünschte, weil er noch einige Bücher sucht, liefen wir in die Stadt. Schon nach wenigen Minuten hatten wir eigentlich genug. Stadt ist nichts für uns. All der Plastikkram, all die Klamotten, die eh niemand braucht und die Buchläden waren auch nur nervig… Immer diese Angebote: „kauf eins und das zweite kostet nur die Hälfte“, „Kauf eins und bekomme eins umsonst“ – nur müssen die zusammenpassen und das ist nicht häufig der Fall und man fühlt sich betrogen, wenn man nur eins kauft. So hat man das Gefühl, zuviel gezahlt zu haben. Außerdem haben die Buchläden keinen Flair mehr, es gibt fast nur noch die ganz großen Ketten. Sie sehen eigentlich überall gleich aus, es ist also egal, in welcher Stadt man gerade ist. In einem Waterstones Laden, der so richtug gut sortiert war, sah ich bei den Büchern des Dalai Lama’s ein Hinweissild: „23.6. Speech in Inverness“ Ah, deswegen war es so voll gestern! Und wir hatten es nicht gewußt! Ihn hätte ich doch gern gesehen!!
Nun, wir hatten sehr schnell genug von Stadt, kauften im Morrisons noch Lebensmittel ein und machten uns wieder auf den Weg in die Eisamkeit, also Richtung Strand und Meer.
Lutz hatte uns Findhorm – eine alternative Siedlung – empfohlen, dort fuhren wir auch hin. Irgendwie irritierte es uns zu sehen, dass beim Eingang diese eher häßlichen static Mobilhomes standen. Das sind diese viereckigen Dinger, die auf kleinen, sehr, sehr kleinen Rädchen gefahren werden, doch die eigentlich nicht transportabel sind. Jedenfall sehen diese Siedlungen immer sehr provisorisch und lieblos aus. So fuhren wir fast an der alternativen Siedlung vorbei. Doch ich wollte das jetzt sehen, so liefen wir auch los! Die Häuser waren wirklich sehr liebevoll gebaut, die Gärten, meist Nutzgärten, auch sehr liebevoll gepflegt. Es gab einen Garten der Ruhe, den wir erst fanden, als uns seine freundliche Dame den Weg dahin erklärte. Der kleine Buchladen am Eingang der Siedlung hatte leider geschlossen, da wäre ich sicher bestens aufgehoben gewesen:-) Es gab ein Areal für’s Camping doch alles war schon geschlossen, so blieben wir nicht sondern fuhren weiter entlang der Küste.
Und das war auch gut so, denn wir trafen an diesem Abend noch einen außergewöhnilch freudlichen Herrn.
In Spey Bay, fließt der River Spey, der schnellste Fluß GB ins Meer. Wie beim Channonry Point ist das für die Bottlenose Delfine ein super guter Ort, Lachse zu fangen. Außerdem versammeln sich hier, wie nirgens sonst, zahlreiche Tierarten. Über dem Fluß schweben die Ospreys, der Fischadler. Am Flußufer finden sich abends die Otter ein. Robben schwimmen im Fluß und Delfine jagen an der Flußmündung. Für einen Landschaftsfotografen gibt die Region allerdings nicht wirklich was her:-) Viel Kiesel, viel schnell fließendes Wasser und durch das Flußwasser bräunliche Wellen. Wir kamen in sehr schlechtem Wetter an. Es stürmte, es war saukalt! Wirklich!! Der Wind wehte mir in die Hosentaschen, rüttelte daran, öffnete sie weiter und glitt dann gänsehaut erzeugend die Beine hinunter. Huu, war das unangenehm, fast hätte ich die Regenhose drübergezogen, nur um die Hosentaschen abzudichten.
Ohne Jacke war ich ausgestiegen, um mir ein erstes Bild von der Region zu machen und zu sehen, ob wir hier übernachten könnten.
Sofort kam ich wieder ins Gespräch – ein älterer Herr stand in einem grünen Lieferwagen und schaute hinaus aufs Meer. Ich hatte mal wieder genau den Richtigen angesprochen! Jim Gorden, war fast vierzig Jahre lang Lachsfischer hier in Spey Bay. Lebendige Geschichte und er brannte nur darauf, sein Wissen und die Erlebnisse früherer Zeiten mit mir zu teilen. Die Lachse wurden hier mit Netzen gefangen, direkt ins Eishaus gebracht und auf Eis in Zügen nach London gebracht. Die Zeiten waren hart, jeder Arbeiter besaß zwei Hosen, zwei Hemden – einfach zwei von allem:-) Eine Schulklasse fertigte ein Mosaik an, um die Erinnerung an die Geschichte aufleben zu lassen. Jim zeigte mir das Mosaik, auf dem eine Sonnenuhr, die die Zeiten anzeigt – nicht an diesem Tag allerdings, die Wolken liesen uns zeitlos leben. Auf die Frage hin, ob ich ein Foto von Jim machen könnte, damit er ein Teil unseres Reiseblogs werden kann, meinte der nette Rentner, er könne ja schnell ein in Holz geschnitztes Bild des größen hier gefangenen Lachses holen. Kaum hatte er das gesagt, fuhr sein Lieferwagen auch schon um die Ecke. Wenige Minuten später war er stolz das Bild hochhaltend wieder zurück. Er überreichte uns eine kleine Flasche Whisky und eine Broschüre über die Region und wir machten Fotos. Dann mußte er los, er wollte die Viertelfinalpartie England/Italien nicht verpassen, meinte noch hämisch, hoffentlich verlieren die Engländer! Wie war das mit der Geschichte Großbritanniens??
Ich lief noch eine Weile, hielt Ausschau nach den Ottern und Delfinen, doch es war mir definitiv viel zu kalt, feucht und stürmisch. Das Licht war extrem unspektakulär außer einem Streifen Sonnenstrahlen am Himmel, die ich aufgrund des Sturmes nur schwerlich fotografieren konnte. Der Sturm rüttelte uns durch die Nacht.
Super interessant wieder !!!
Hier bei uns regnet es übrigens auch wie aus Kübeln…
Gruß, Ricarda
Hallo liebe Gabi,
ich verfolge mal wieder mit Neugier eure Reisen. In Schottland war ich das letzte Mal vor 30 Jahren :-) Ganz in eurer Nähe hat übrigens ein ehemaliger Arbeitskollege von mir eine B&B Pension. In einer alten Kirche! Vielleicht sehenswert?? Ich möchte schon seit Jahren dorthin. Ich schick dir einfach mal den Link.B&B Parrandier Urquhart, Elgin, Moray IV30 8NH, Vereinigtes Königreich +44 1343 843063 · oldchurch.eu
Und über einen neuen Kalender würde ich mich auch freuen. Dein alter hängt schon zwei Jahre :-)
Ganz liebe Grüße.
Ingrid
Nur fuhren wir dauernd im Kreisverkehr auf der Suche nach blöden Ersatzteilen….
Die Gemüsepfanne essen wir zur Zeit fast täglich! ist nämlich mega günstig hier.:-) Lecker!
liebe Grüße
Gabi
Wow, dieser Tag war ja richtig vollgepackt. Schade, dass es mit dem Dalai nicht geklappt hat, aber immerhin kannst du jetzt behaupten zur gleichen Zeit wie Seine Heiligkeit im selben Ort gewesen zu sein. ;)
BTW: Die Gemüsepfanne kommt mir sehr bekannt vor.