Bodø und ein arktischer Korallensandstrand, Per Ole, der Walkapitän
Bodø liegt nördlich des Polarkreises und ist die größte Stadt in Bezirk Nordland. Wir hofften, hier ein Ersatz-Objektiv zu finden. Leider kam es, wie insgeheim befürchtet: teure und hochwertige Linsen im norwegischen Norden aufzutreiben ist unmöglich. Nun, es regnete sowieso, wir verpassten wenigstens während der Sucherei keine traumhaften Stimmungen.
Camping am Sandstrand
Gegen Nachmittag entdeckten wir etwa 5 km nördlich der Stadt einen einfachen Campingplatz; er bot halt keine Toiletten, keine Duschen und auch keinen Abfallkontainer. Die Saison war vorbei und der Platz bereits winterfest eingemottet. Die Gebühr war entsprechend gering. 100 NOK für den Stellplatz und 30 NOK für Strom, der noch floss. Den würden wir bei dem feucht- dunklen Wetter gut brauchen können. Wir zahlten per Briefumschlag und machten es uns gemütlich. Als der Regen etwas nachliess, liefen wir am langestreckten Sandstrand entlang. Wir stellten die GoPro für ein Timelapse Film auf, mussten sie aber am vermeintlich ruhigen Strand dauernd vor Spaziergängern und Hunden in Schutz nehmen.
Eine kurze Saison im Norden
Ein Traktor schichtete Unmengen von Erde vor dem Mobil am Rand des Strandes auf. Der heftige Wintersturm von vor zwei Jahren hatte an dieser Stelle an der Küste genagt. Der Traktorfahrer sprach sich mit einer Frau ab, sie beratschlagten, wie die Erde am besten zu verteilen sei. Ich sprach sie an. „Ja, im Sommer kommen hier sehr viele Leute her. Seit vielen Jahren verbringt ein deutsches Ehepaar den ganzen Sommer hier. Die beiden träumen davon einmal Nordlichter zu sehen, haben es aber noch nie geschafft“ Ich erzähle ihr von unserem Lebensstil, von unserer Fotografie und sage auch, dass ich für solch einfache Stellplätze sehr froh bin. Der Mülleimer und die Toiletten seien erst gestern abgeholt worden. Als sie das realisierte, öffnete sie den Briefumschlag, den wir kurz vorher in den Bezahlkasten eingeworfen hatten und gab mir 100 NOK zurück. Sie wollte nur das Geld für den Strom. Ich bedankte mich mit einem Nordlichtfoto für die nette Geste!
Die Nacht war wieder wolkenverhangen, wir behielten aber sicherheitshalber den Himmel im Blick. Das Wohnmobil stand so nah am Strand, dass ich verzückt den Wellen lauschen konnte, als die Flut hereinkam. Es gibt viele Arten von Wellen, diese ruhigen auf dem Sand plätschernden mag ich fast am liebsten.
Gespräche im Regen
Auch der nächste Tag war noch verregneter. Es hörte gar nicht mehr auf. Wir kauften Schuhe für Esra und Lebensmittel, gingen zur Bank, um Geld für das Objektiv zu holen. Trotz des andauernden Regens trafen wir bei der Rückkehr auf dem Campingplatz norwegische Camper. Wir schwätzten mit den Nachbarn, der seinen Wohnwagen abbaute. Er hatte den Schlüssel vergessen und war froh über unsere Kurbel, mit der er die Stützen einfahren konnte. Esra und ich kamen klatschnass zurück und abends schauten wir eine Folge Dr Who. Wir hatten ja ausreichend Strom. Nachts lauschte ich wieder den Wellen.
Regenpausen
Morgens halfen wir einem Ehepaar im Rentenalter beim Abbauen ihres Campers. Erst wollten sie keine Hilfe, dann merkte er, dass der Abbau der große Holzterasse doch zu schwer war und meine Männer packten mit an. Wir unterhielten uns auf norwegisch. Das heisst, wir versuchten es zu verstehen, antworteten aber auf Englisch. Vielleicht werde ich doch nochmal mit einem norwegisch Kurs anfangen…
Das Wetter wurde nun trockener und warm, und wir brachen auch auf.
In Bodø besuchten wir zwei Galerien, holten Fährfahrpläne im Touristencenter und machten uns danach auf den Weg nach Fauske, wo wir uns eine warme Mahlzeit zubereiteten.
Fahrt nach Tranøy
Die Strecke nach Tranøy war atemberaubend schön. In den Bergen beginnt bereits der Herbst. Die Bäume werden vor allem gelb, nur wenige rot. Doch kaum fahren wir wieder ins Tal, ist es wieder Sommer. In Ulsvag trafen wir unseren guten Freund Per Ole, den Walkapitän, auf einen Kaffee. Es ist einige Jahre her, seit wir uns zum letzten Mal getroffen haben, und es war an der Zeit, mal wieder zu plaudern.
Per Ole wurde immer munterer, ich liebe einfach seine Geschichten. Hatte ihn vor ein paar Jahren dazu angregt, doch ein Buch zu schreiben. Jetzt ist er schon eifrig dabei, stolz zeigte er zig Kapitel, fix und fertig bebildert. Und wenn ich nur für dieses Buch Norwegisch lernen werde!
Geistergeschichten vom Leuchtturm
Ich erzählte ihm von unseren Leuchtturm Fotos. Grinsend sprudelte eine weitere Geschichte aus ihm heraus: „Auf Tranøy gibt es den kopflosen Geist einer Frau. Aber die Leute hier in Norwegen reden nicht gerne über solche Geschichten. Schreib das besser nicht auf“
Er redete weiter, wir kleben an seinen Lippen: „Früher wurden die Verbrecher auf diese Insel gebracht und einen Kopf kürzer gemacht, jetzt spuken sie da halt herum.“
Spät am Abend, nach einer langen interessanten Unterhaltung, verabschieden wir uns von Per Ole. In der Dunkelheit suchten wir uns ein nettes Plätzchen am Fjord, wieder plätschern die Wellen als kleine Nachtmusik. Wir waren müde und schliefen früh ein. Der Himmel war wieder einmal wolkenverhangen.
Glauben wir an diese Geistergeschichten? Ja, das tun wir! Während ich das schreibe, sitzen wir im Sturm bis Windstärke 8 vor dem Leuchtturm – ob das übrigens unser neues Motto wird? Bei jedem Leuchtturm ein Sturm? Bei jedem Leuchtturm ein Geist?
Bis jetzt jedenfalls, kam kein kopfloser Geist :-)
PS Das Licht am Mobil funktioniert seit Namsos ohne weitere Probleme! Gut, was?
Übersichtsseite Norwegenreise 2013
Fast vergessen: mein Favorit ist das Bild „Strandgut“.
Hallo,
da gibt es bei dem Objektiv doch Aussicht auf Erfolg, prima. Und das WOMO-Licht funktioniert auch wieder – die Trolle sind euch wohl gesonnen.
Euer Erlebnis auf dem Campingplatz ist doch herrlich, sie wollten nur Stromgeld ;-)
Schön, dass Per Ole angefangen hat, zu schreiben. Wir haben ihn leider nicht kennen gelernt, aber dank eurer Berichte bin ich auch gespannt auf seine Erzählungen.
Norwegisch lernen ist bei euch wirklich angesagt :-)) Ich fange jetzt, da Norwegen greifbar nahe rückt, auch wieder an.
LG Ursula
oh ja nach Tranøy würde ich auch mal gerne im Sommer besuchen. Ich kenne ihn ja nur im Winter mit Schnee und Eis, was ja auch fantastisch war.
Gruß auch von mir an Per Ole, traumhaft die Fahrten mit dem Boot und der leckeren Fischsuppe :-)) die ich ja eigentlich gar nicht mag.
Auch mir gefällt das Foto mit den flachen Wellen am besten. Aber auch der GoPro auf seinen kleinen Beinchen ist genial und er arbeitet fast alleine.
lg Edeltraud und Gruß an die Reichert Gang.
Ich habe gerade die Karte angesehen. Danke fürs Einfügen!!! So kann ich mich viel besser orientieren. Ihr seid schon nördlich des Polarkreises und immer gehts noch so weit nach Norden. Das hätte ich jetzt nicht so vermutet und ich dachte ich kenn mich in Erdkunde aus ;-)
Die GoPro schaut auf dem Stativ wie ein kleiner Roboter aus, ich denke fast, jeden Augenblick läuft sie los und zieht ihr Ding durch ;-)
Das flache-Wellen Foto ist … wow! Ich kanns aber nicht lange ansehen, da werde ich glatt Seekrank, so was aber auch…
Ihr kennt auch Doctor-Who?! Toll! Ich habe ihn leider erst diesen Januar entdeckt, bin aber hin- und weg! Wie konnte ich nur so lange leben ohne den Doctor zu kennen? Unvorstellbar ;-) Die Doktoren 9 und 10 sind meine Favoriten, und bei euch?
Dann wünsche ich euch noch Erfolg auf der Jagt nach einem neuen Objektiv. Die Geister des letzten Leuchtturms scheinen euch ja wohlgesonnen zu sein. Wird also klappen.
Oh wie spannend sich das anhört ! Hoffe, daß Per Ole sein Buch auch veröffentlicht wenn er es fertig hat……das würde ich nur zu gern lesen !
War sicher ein sehr interessanter Abend mit ihm !
Das Bild „Seichte Wellen am Strand“ ist traumhaft. Nun muß es nur noch mit dem neuen Objektiv klappen !
Viel Spaß Euch allen und seid lieb gegrüsst !