Windmühle, Wellen und Kamele – und der Besucherandrang auf dem Herbstfest
Die Nacht war sternenklar gewesen, der Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein. Logischerweise war ich schon vor dem ersten Sonnenstrahl mit der Kamera draußen. Die fotogene Schleifmühle aus dem Jahr 1928 hatten erstaunliche Ausmaße. Doch wie üblich zog mich das Meer in seinen Bann. Gerade fuhren, von Möwen umkreist, zwei Fischer mit einem kleinen Boot hinaus. Die Wellen waren nicht wirklich groß, doch glasklar. Jedesmal, wenn sich das Wasser kurz vor dem Brechen der Welle hob, konnte ich auf den Boden der Ostsee schauen. Bunte Felsen und Steine lagen da. Eine Wonne für meine Fotografenseele.
Die Fischer kamen zurück, sie zogen das kleine Boot auf den Steinstrand und begannen ihren Fang zu putzen, zwei Aale und ein kleiner Fisch. Sie sprachen nur wenig Englisch, das reichte um zu fragen, ob ich zuschauen dürfe. Die beiden Filets vom Fisch bekam ich wohl aufgrund meiner großen Neugier geschenkt.
Kamele auf Öland
An der Straße nach Borgholm steht ein außergewöhnliches Schild: es warnt vor Kamelen. Wir hatten bereits von diesem Kamelzüchters gehört. Er ist aus dem Fernsehen bekannt, weil er in einer dieser Kupplungsshows eine Frau gesucht hat. Dazu würde ich ihn gern mal befragen und vor allem, warum züchtet er Kamele in Öland? Einige der Trampeltiere standen nah am Zaun, wir gingen hin und schauten sie uns genau an. Die breiten Hufe waren beeindruckend.
Herbstfest auf Öland
Das Herbstfest hatte begonnen. Es ist das größte in ganz Schweden und unendlich lange Kolonnen aus Autos und Wohnmobilen verstopften die Straßen der Insel. Fast alle fuhren sie nach Norden. Wir waren zum Glück unterwegs in den Südteil.
In den Ruinen des Borgholmer Schlosses aus dem 12. Jahrhundert herrschte geschäftiger Trubel. Die normalen Parkplätze waren bereits belegt. Männer in Warnwesten regelten den Verkehr auf der grünen Wiese. Was war jetzt noch von der idyllischen Insel Ölands übrig? Nun, ich hatte unsere Ankunft auf Öland zu diesem Fest geplant, aber nicht damit gerechnet, dass es so überlaufen ist!
Gunter hatte sich morgens das Knie verdreht, er schonte es, und ich lief mit Noah und Amy zum Schloss. Der Trubel war historisch authentisch, der äußere Hof war von Zelten belegt, Gaukler und Handwerker boten ihre Dienste an. Ein Löffelmacher zeigte uns ausführlich, wie das mit dem Schnitzen funktioniert. Ich hatte ihn auf seine Schnitzpferd angesprochen. Innerhalb einer halben Stunde hatte er aus einem Holzklotz einen Löffel freigelegt.
Schafe und Wolle auf dem Herbstfest
Im Schlossinnern waren Landwirte beim Schafe scheren. Drum herum boten Händler manngifaltige Waren aus Wolle an. Ich hätte mir ja gern eine warme, weiche Wolldecke geleistet, habe dann doch drauf verzichtet. Das gibt die Reisekasse leider nicht her.
Um dem Trubel zu entkommen,, fuhren wir nach Kapelludden. Dort erstahlt nachts ein Leuchtturm vor der Kapellenruine der heiligen Brita und einem Steinkreuz aus dem 13. Jahrhundert.
Der Himmel war grau, kein Sonnenstrahl schaffte es hindurch. Hmm. Wir machten trotzdem ein paar Fotos vom der Ruine und dem typisch schwedischen stählernen Leuchtturm. Wir haben bereits einige ähnliche Leuchttürme in Jaevre und Sandhammaren gesehen. Ein Künstler, der wohl auch Architekt ist, hat ihn entworfen. Der Rote Turm und das gelbe Gras hoben sich gut vom Himmelsgrau ab. Dann passierte es: Ein paar warme Lichtsstrahlen schafften es durch die Wolkendecke, und das Licht fiel genau auf den Leuchtturm. Asl ob das noch nicht genügte, setzte Nieselregen ein, ganz wenig nur, wir wurden nicht mal richtig nass. Ein vollkommener Regenbogen spannte sich genau über dem Leuchtturm! Wieviele Zufälle müssen da zusammenkommen? Kurz zuvor hatten noch zwei weitere Fotografen hier Halt gemacht, die waren aber schon wieder weg.
Drei Pferde grasten auf der Weide hinter der Kapellenruine. Gunter fotografierte von dieser Wiese aus, als die Pferde auf ihn zutrabten und einkreisten. Ihm war erst etwas mulmig zumute, aber, eines davon erwies sich als extrem verschmust, und verlangte Streicheleinheiten. Es machte großen Spaß mit ihm zu knuddeln.
Übernachtung in Borgholm
Trotz all dem Glück wollten wir hier nicht übernachten, mit freilaufenden Serienmördern und so was. Rainer informierte mich erst am nächsten Tag, dass der Serienmörder gefasst wurde und nun für den Rest seines Lebens im Gefängniss sitzt. Wir wollten ein klein wenig Gesellschaft. Das dürfte im Moment ja kein großes Problem sein.
In Bornholm waren wir nicht schlüssig wohin wir sollten. Überall standen Wohnmbile. Die Wiesen quollen über, im Hafen, in den Straßen, im Gewerbegebiet. Wir standen schließlich mit Hunderten anderer Wohnmobile auf einem Wiesenparkplatz. Musik hämmerte von irgendwo her, mir war das etwas zu laut.
Kunstnacht
Gegen 20:00 Uhr liefen wir los, Richtung Fußgängerzone. Zum Herbstfest sind nachts fast alle Ateliers geöffnet. Wir besuchten ein paar davon, und zum Abschluss gingen wir zur Öland Buchmesse. Auch wenn die Bücher alle auf Schwedisch waren, wir sehnten uns nach Büchern. Wir hatten gerade den Saal betreten, da wurde angekündigt, dass der 1000. Besucher gekommen war. Amy hat es getroffen, unsere bücherliebende Tochter. Zur Feier überreichte ihr die Moderatorin einen Kürbis, das Wahrzeichen des Herbstfestes. Gegen Mitternacht hörte auch die ungewünschte Musikberieselung auf und wir konnten halbwegs ruhig schlafen.
Danke für Eure netten Kommentare!
Borgholm war interessant, weil wir gerade zum Herbstfest da waren. Das hätte Dir gefallen, Gabi, alles was mit Schaf und Wolle zu tun hatte!
Ricarda, ein Buch wäre schöner gewesen, sogar auf Schwedisch :-)
Tanja – ich freu mich, dass Du Spaß an den Fotos hast! Diese Wellen waren genial! Ich zeig Dir mal noch ein paar Fotos, wenn wir wieder daheim sind!
liebe Grüße
Gabi
„Ein Fenster ins Meer“, das Foto kann ich mir nicht oft genug anschauen… Vielen Dank für die vielen mit uns geteilten Eindrücke und Erlebnisse – und Fotos natürlich! Man kann immer so schön wegtauchen (manchmal auch im wahrsten Sinne des Wortes ; ))
Gratulation Amy!
Liebe Grüße
Gratuliere Amy ! Ich dachte eigentlich noch, daß man als 1000. Besucher auf einer Büchermesse sicherlich ein Buch bekommen würde…..doch so kann man sich täuschen. Aber aus dem Kürbis könnt ihr Euch immerhin ja was Leckeres zaubern !
Übrigens – schöne Bilder wieder die ihr uns da zeigt :)
Liebe Grüsse
Das war ja wieder ein spannender Tag, Gabi. Borgholm hatten wir ausgelassen, dafür Eketorp borg. Schön, dass ich es jetzt ein bißchen durch dich erleben darf.
GLÜCKWUNSCH, Amy! da hat es ja die richtige getroffen?! Und braucht ihr noch ein gutes Kürbissuppenrezept? Mit ordentlich Ingwer zum Warmwerden?
Und der Regenbogen ist ja sogar doppelt, bringt also auch doppeltes Glück! Dann mal los zu den nächsten Zielen!
LG Gabi