Der Klosterberg Mont Saint Michel wird kurz zur Insel, Bretagne
Der Klosterberg Mont Saint Michel wird zweimal im Jahr bei Springflut, im Frühjahr und im Herbst, für einige Stunden zur Insel.Wir legten unsere Reise aus diesem Grund genau in diese Zeit.
Mont Saint Michel wird zur Insel
Mont Saint Michel ist 200 Kilometer von Honfleur entfernt. Vor acht Jahren waren wir zum letzten Mal am Klosterberg. Seither hat sich einiges getan. Seit 2015 gibt es keine Straße mehr zum Mont Saint Michel, ein neu errichteter Steg führt jetzt dahin, den nur Shuttlebusse befahren dürfen. Das Wohnmobil muss jetzt etwa vier Kilometer entfernt gegen eine Gebühr von 17,60 Euro geparkt werden, Übernachtung inklusive. Der Weg zum Shuttlebus ist vom Wohnmobilparkplatz fast genauso weit, wie vom Bus aus zum Klosterberg. Wir haben ja Fahrräder, da ist das kein Problem. Am 20. März ist der Koeffizient extrem hoch, so dass der Klosterberg bei Flut fast wieder zur Insel wird. Ein Eingang wird überflutet, der zweite Seiteneingang bleibt gerade noch zugänglich. Am nächsten Morgen wird die Flut es ganz schaffen und Mont Saint Michel komplett vom Festland abschneiden.
Die Hälfte der Strecke fahren wir mit dem Rad, auf dem Steg schieben wir. Zu Fuß können wir den Ausblick länger genießen. Der Klosterberg liegt gewaltig und unwirklich vor unseren Augen. Das Licht ist hier am Meer viel weicher und farbiger als bei uns zuhause. Für mich ist das ein Genuß.
Für die Fahrräder gibt es direkt am Mont Saint Michel keine Parkplätze. Wegen der hohen Flut werden heute alle Fahrzeuge, Baumaschinen, Baumaterial und ähnliche Sachen direkt vor den Mauern des Klosterbergs an den Felsen abgestellt. In einer Felsnische verstauen wir unsere Räder und betreten dem berühmten Touristenmagneten zu Fuß. Von der Krone der Festungsmauer aus beobachten wir, wie die Flut mit einer irren Geschwindigkeit in die weite Bucht hineinläuft. Bei hohem Koeffizienten kann sie bis zu 30 km/h schnell werden. Da versteht es sich von selbst, dass das keine tolle Zeit für Wattwanderungen ist. Die Region ist sowieso gefährlich, es gibt auch kaum auszumachende Stellen mit Treibsand. Wir stehen sicher, weit oben auf dem Klosterberg. Ich habe mit wesentlich mehr Besuchern gerechnet, weil eine Springflut nur zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst vorkommt, und nur dann der Klosterberg völlig vom Meer umgeben wieder zur Insel wird.
Die 20000 Schritte, die wir an dem Tag zurücklegen, zähle ich gern doppelt. Mindestens die Hälfte davon ging treppauf und treppab.
Die Mascaret Welle ist eine eher kleine, circa 50 Zentimeter hohe Welle, mit der die Flut zum Mont Saint Michel hereinkommt.
Ein Auto in der Flut
Einer der Bewohner hat sein Auto im Flutungsbereich geparkt. Na wenn das Mal gut geht. Dutzende Touristen halten ihre Handys in die Höhe und fotografieren das langsam im Wasser versinkende Fahrzeug. Ich überlege schon, wem ich Bescheid geben könnte. Die Touristeninfo ist bereits geschlossen. Das Wasser hat schon die Karosserie erreicht und läuft in den Auspuff. Da kommt plötzlich ein junger Mann aus dem Haupttor gestürmt, hüpft federnd durch das knöcheltiefe Wasser, reißt die Autotür auf und schmeißt sich auf den Fahrersitz. Zum Glück springt die Kiste noch an, und er fährt sie auf sicheren Boden. Die Schaulustigen applaudieren, der junge Mann nimmts mit Humor.
Radtour über Feldwege
Auf der Suche nach einer weiteren Perspektive holpern wir mit den Rädern einem kilometerlangen unbefestigten Deichweg entlang. Die Sonne hängt schon tief am Horizont, eine Wolkenbank droht, den Sonnenuntergang zu verhindern. Wir machen Tempo und kommen trotz der kühlen Luft ganz schön ins Schwitzen.Die Tour brachte letztendlich für die Fotos nichts, wohl aber für unsere Fitness.
Die blaue Stunde
Die blaue Stunde, die Zeit nach Sonnenuntergang, eignet sich generell für Fotos. Besonders beim Mont Saint Michel fällt mir jedoch auf, dass der Zeitrahmen für brauchbare Fotos auf nur wenige Minuten begrenzt ist. In der Nacht aufgenommene Fotos wirken nicht mehr, weil die Kontraste zu hoch sind.
Im stockdunklen radeln wir frierend zurück zum Mobil, die 15 Kilometer, die wir heute mit dem Rad zurückgelegt haben, zählen auch doppelt. Die Feldwegtour war ganz schön anstrengend. Die Nachtruhe auf dem Parkplatz wird nur von quakenden Fröschen unterbrochen, bei geschlossenem Fenster hören wir sie kaum.
Informationen zum Mont Saint Michel
Übrigens: Der Mont Saint Michel ist inklusive der Kirchenspitze mit dem Erzengel Michael 157 Meter hoch. Die ganze Anlage ist auf einen riesigen Granitblock erbaut. Es fing mit einer Kirche an, doch irgendwie konnten die Franzosen nicht aufhören immer weiter drum herum und höher zu bauen.
Als die Heiligenverehrung im 17 Jahrhundert außer Mode kam, nutzte die Regierung den Berg als Gefängnis. Aber mit Pilgern konnte man mehr verdienen, also wurde das Kloster wieder aktiviert.
Der Mont-Saint-Michel und seine Bucht gehören seit 1979 zum „UNESCO Kulturerbe der Menschheit“.
Ganze 33 bis 46 Einwohner bewohnen einen kleinen Ort auf dem Mont Saint Michel. Und drei Millionen Touristen schlendern jedes Jahr durch die Gassen. Würdest du da gern wohnen? Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob das was für mich wäre.
Außer Souvenirläden bietet Mont Saint Michel noch weitaus mehr. Sehr empfehlenswert ist der Besuch der Abtei. Wir besuchten sie vor ein paar Jahren zusammen mit den Kindern. Es gibt noch einige Museen und zahlreiche Restaurants.
Der Shuttlebus ist kostenlos. Es ist wahrscheinlich eine gute Idee auf dem Hinweg zu Laufen, dann hat man den Mont Saint Michel im Blick und nähert sich dem Berg gemächlich. Auf dem Rückweg gehts dann schneller mit dem Bus.
Jetzt wird Mont Saint Michel zur Insel – und wir verpassen es um wenige Minuten
Wieder klingelt der Wecker vor Sonnenaufgang, raus aus dem Bett und aufs Fahrrad geschwungen. Heute werden beide Eingänge vom Meer umspült, heute wird Mont Saint Michel zur Insel.
Bodennebel umfließt die Basis des Klosterberges, es scheint, als ob der Berg schwerelos in der Luft schwebt. Mensch, das sieht geil aus. So kommen wir nicht voran, obwohl wir mit den Rädern unterwegs sind. Andauernd stoppen wir, packen die Fotoapparate raus.
Außer uns scheinen nur Japaner unterwegs zu sein. Wir amüsieren uns: »Die Japaner haben so wenig Urlaub, dass sie die eine Woche auf Reisen gar nicht schlafen«. Das stereotype Bild vom Japaner mit permanent gezückter Kamera gibt es nicht mehr, die nutzen jetzt alle Smartphones und machen Selfies. Es ist trotzdem erstaunlich wenig los. Für uns ist es ein Wahnsinnserlebnis den Mont Saint Michel als Insel sehen zu können und noch dazu im weichen Morgenlicht.
Als wir uns dem Ende des Stegs nähern, hören wir bereits den großen Kehrlaster die Steine, die die Flut angespült hat, laut brummend wegräumen. Jetzt wollen wir unbedingt die hohe Flut sehen, sind aber so begeistert vom Licht und dem Klosterberg in der Landschaft, dass wir das Beweisfoto vom Steg aus an diesem Tag nicht schießen. Und wisst ihr was: es ist uns egal. An diesem frühen Morgen sind wir glücklich.
Zurück auf dem Parkplatz leeren wir unsere Toilettenkassette an der Entsorgungsstation, dann machen wir uns weiter auf den Weg nach Saint Malo.
Wir sind spät mit dem Beantworten der Kommentare.
Danke Astrid für das Genießen der Fotos. Das macht immer sehr viel Spaß, wenn unsere Leser mit uns reisen.
Lieber Willi
das ist ja genial, dass dir das Nordlichtbuch geholfen hat. Genau dafür hatten wir das geschrieben!
Wir konnten uns in der Bretagne gesundfotografieren – wenn man tut, was man liebt, geht es einem gut!
Danke Gabi – die Stimmung morgens war traumhaft unwirklich.
Danke Nicole – es lohnt doch immer zu eher ungemütlichen Zeiten unterwegs zu sein. Die schönsten Gegenden im besten Licht ansehen zu können, ist der hauptvorteil eines Fotografen.
Hi Rita und Eva,
das war damals echt schön in Erquy, wir erinnern uns gern daran. Es könnte sein, dass wir es dieses Jahr mal wieder zweimal in die Bretagne schaffen. Haben wir früher oft gemacht.
Ricarda – das mit der Springfut machIhe die Sache noch interessanter. Ich wollte das schon immer mal sehen, endlich haben wir es geschafft. Für die Reiseplanung ist das unbedingt empfehlenswert, das zu beachten.
Simone – ja, sehr viele Menschen, für ein Jahr würde ich das aber mal machen wollen. Und den Trubel und die Stille, beides ist ja da, wirken lassen.
Ursula – Jetzt im Juli müssten wir nochmal in die Bretagne. Im März war es saukalt und weit und breit noch keine Hortensie. Aber schön war es trotzdem.
liebe grüße
Gabi
Hallo,
Eure Fotos sind wieder ein Traum!
Vor allem die Spiegelungen und der Nebel…
Danke fürs mitnehmen und weiter eine schöne Reise!
LG Astrid
… schön, dass es euch „wieder“ gibt!!!
ich freu mich sehr darüber! ihr habt sehr gefehlt, zumal deine /eure tipps sooo wichtig waren! eurer nordlichtbuch hat mich begleitet und ich habe es „befolgt“ … werde euch eine kostprobe schicken!
ich war im feber 2018 im norden … jokkmokk u. dann weiter nordkap u. lofoten …
angeregt durch euch stimme ich mit der faszination dieses lichtes und dieser blautöne in euren „nordliocht-lobgesang“ ein!!!
seid ihr gesundheitlich wieder fit?
grüße und danke euch ganz herzlich!
willi englstorfer
Boah! Die Nebelfotos!
Liebe Gabi,
die Bilder sind traumhaft!! Besonders der Nebel und überhaupt die Lichtstimmung, großartig!
LG, Nicole
Und wieder geniale Bilder ! Das mit der Springflut hört sich echt interessant an…..ich gestehe ich hätte bei einem Besuch dort wohl gar nicht daran gedacht, daß es „besondere“ Zeiten gibt die man erleben sollte.
Hallo ihr Reicherts, wir haben mit Begeisterung euren Bericht mit den schönen Fotos gelesen und gesehen. Wir kennen uns aus Erquy, plage caroual. Das war ca. 2011.Wir fahren immer noch jedes Jahr in die Bretagne und Normandie, die uns nicht mehr loslassen. Wir wünschen euch weiterhin tolle Reisen mit schönen Erlebnissen und Fotos. Liebe Grüße von Rita und Eva.
Das sind ganz fantastische Bilder, v. a. die im Nebel und zur blauen Stunde. Ich würde jedenfalls nicht dort wohnen wollen, zu viel Betrieb
Hallo Ihr Lieben,
danke für diese phantastischen Bilder.
Glück ist…. zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein! Ihr hattet richtig Glück und natürlich auch eine gute Planung :-) Der Mont Saint Michel ist schon beeindruckend, ebenso die Kirche.
Dort leben möchte ich nicht, da sind zu viele Touristen unterwegs.
Ich habe beim Gedanken an die Bretagne das Blütenmeer der Hortensien vor Augen und schmecke schon die leckeren Jakobsmuscheln, hmmmmmm….
Ach, könnte ich mich mal kurz zu euch beamen, das wäre fein.
Habt weiterhin eine schöne Tour.
Liebe Grüße
Ursula.