Wie du sogar bei wirklich tristem, grauen Nieselwetter tolle Fotos von Saint Malo hinbekommen kannst, erfährst du hier im Blogbeitrag.
Saint Malo, die Stadt der Korsaren
Saint Malo ist die Stadt der Korsaren, das ist eine Art lizensierter Piraten. Die Malouins, wie sich die Einwohner der Stadt selbst nennen, waren als die wagemutigsten Seefahrer der Welt bekannt. Die Stadt war autonom, selbst der französische König hatte dort nichts zu sagen.
Die Deutschen haben im 2. Weltkrieg St Malo besetzt und verteidigten es bis auf den letzten Mann. Die Alliierten zerbombten die Stadt bei der Befreiung fast komplett. Nur wenige Gebäude blieben stehen, die Stadtmauern inklusive. In akribischer Aufbauarbeit wurden die Reedereihäuser bis 1952 wieder originalgetreu aufgebaut. Die Häuser sind also recht neuwertig.
Was mir mindestens ebenso an Saint Malo imponiert, die Stadt hat den höchsten Tidenhub in Europa. 12 Meter Höhenunterschied hat der Meeresspiegel zwischen Ebbe und Flut.
Das sind gute Gründe für uns, die Stadt zu besuchen.
Stellplatzsuche in Saint Malo
Schon immer wollte ich in der Altstadt Intra Muros, das heißt „innerhalb der Mauern“, fotografieren. Auf früheren Reisen fanden wir in der Stadt keinen Stellplatz, geschweige denn einen Parkplatz. Aber wir hatten wenigstens das vor Saint Malo liegende Grand Aquarium mit den Kindern besuchen können.
Ich habe mir fest vorgenommen, dieses Mal NICHT aufzugeben. In der von uns genutzten Stellplatz-App Campercontact sind zwei potentielle Stellplätze verzeichnet. Schilder am altstadtnahen Stellplatz verkünden, dass Fahrzeuge über 5 Meter Länge unerwünscht sind. Als ich einen vorbeifahrenden Polizisten frage, ob wir hier übernachten können, verneint dieser, ist sich aber nicht ganz sicher, und schickt uns zum Parkplatz beim Schwimmbad. Der ist allerdings mit Parkverbotsschildern gepflastert, nach 19:00 Uhr darf hier kein Wohnmobil mehr stehen. Den alternativen Stellplatz auf einem vier Kilometer entfernten Campingplatz erreichen wir mühsam über enge steile Gassen. An der Einfahrt hängt ein Schild: FERME, geschlossen. Also gurken wir frustriert wieder zum ersten Parkplatz zurück, bezahlen und laufen in die Stadt. Dann riskieren wir eben ein Knöllchen. Wir fragen in der Touristeninfo nach, die freundliche Dame drückt uns einen Stadtplan in die Hand und empfiehlt einem Parkplatz mit Shuttleservice außerhalb der Stadt. Nur gut 30 Minuten zu Fuß zur Altstadt, da bleiben wir lieber stehen, wo wir gerade sind. Die Absurdität des ganzen erschließt sich uns später, im Stadtplan von der Tourist-Info sind die nicht mehr existierenden Stellplätze immer noch empfohlen.
Durch die Intra Muros zur Stadtmauer
Auch in Saint Malo ist relativ wenig los. Die engen Gassen sind zwar belebt, aber der Touristentrubel hält sich in Grenzen.
Jetzt wo wir endlich unsere große Kiste geparkt haben, da spielt das Wetter nicht mit. Heute hält sich der graue, eintönige Himmel. Das Meer ist noch auf Urlaub in Ebbe, der weite Strand liegt in flauen Farben, vorzugsweise Grau, vor den gewaltigen Stadtmauern. Noch drei Stunden bis zum Fluthöchststand. Wir eilen zurück zum Wohnmobil, kochen schnell einen Bohneneintopf, dann sofort wieder zurück auf die Altstadtmauer. Und siehe da: Das Wasser schwappt bereits über die Geländer und Stege. Das war schlechtes Timing, wir haben das Heranrauschen der Flut verpasst. Wenigstens ist das strukturlose Einheitsgrau des Himmels richtig fetten Wolken gewichen. Da macht das Fotografieren wieder mehr Spaß.
Fototipp: Gute Fotos bei tristem Wetter
Als Fototipp für dich: Ist das Wetter auf Reise trist und langweilig, warte bis zur blauen Stunde. Dann findest du in Städten und Ortschaften fast immer schöne Motive. Das warme Licht in den Fenstern und die Straßenbeleuchtung kontrastiert mit der blauen Lichtstimmung der anbrechenden Nacht. Diese Phase dauert leider, je nach Region, nur relativ kurze Zeit. In südlichen Ländern kürzer, im Norden länger – als einfache Regel.
Der Rückweg zieht sich ungewollt in die Länge, wir verlaufen uns in den verwinkelten Gassen der Altstadt. Jetzt steht noch die Frage im Raum: doch noch zum offiziellen großen Stell/Parkplatz außerhalb der Stadt fahren oder hier vor der Stadtmauer übernachten. Wir haben uns in der Nacht in Saint Malo festfotografiert. Es ist fast 23:00 Uhr und ich will früh morgens nochmal nach Saint Malo rein. Da wäre es hier besser. Außerdem nächtigen hier noch zwei andere Wohnmobile, also bleiben wir.
Nachts nervt der Verkehrslärm der Autos und vor allem der Mopeds, aber irgendwann schlafen auch deren Fahrer und wir haben Ruhe.
Morgenstimmung bei Springflut in Saint Malo
Zähneklappernd vor Kälte kriechen wir frühmorgens aus dem warmen Bett, gerade als die Stadt erwacht. Ich liebe die Geräuschkulisse in Hafenstädten, weil sich hier Meer und Mensch mischt. Das Geräusch ratternder Koffer und stöckelnder Schuhe auf dem Kopfsteinpflaster übertönt sogar das immer präsente Möwengeschrei. Hier rangiert brummend ein Lieferwagen, da sausen Mopeds durch die Kreisel, Stühle werden schrill quietschend über den Weg gezerrt, bereitgestellt für den Ansturm der Touristen.
Noch sind sehr wenige Touristen unterwegs. Wahrscheinlich ist sieben Uhr zu früh. Zuerst schauen wir nach dem Wasserstand vor den Mauern der alten Stadt. Dort haben sich schon einige Schaulustige mit Kameras versammelt. Diesmal passt das Wetter. Die Morgensonne schickt ihre warmen und sanften Strahlen in die Gassen, das Straßenpflaster schimmert, die Menschen werfen lange Schatten. Viele der Fotografierenden vor der Mauer achten nicht auf die Wellen und holen sich nasse Füße. Den meisten machen Bilder mit dem Handy, ein Fotograf steht ständig im Wasser, so auch sein Stativ. Übrigens das einzige Stativ, welches wir den ganzen Tag über sehen, abgesehen von unseren eigenen natürlich.
Ganz der Profi scheint der im Wasser stehende Fotograf nicht zu sein, oder er hat zu viel Geld. Die untersten Beine des Stativs sind nicht ausgefahren, die Beinklemmen werden bei jeder Welle mit Salzwasser getauft. Das öffnet der Korrosion Tür und Tor. Aber nur als kleine Anmerkung, denn wie du mit dem Stativ scharfe Fotos schießen kannst haben wir an anderer Stelle schon ausführlich beschrieben.
5 scharfe Tipps für das Fotografieren mit Stativ
Auf der Stadtmauer in Saint Malo
Wir laufen unter wolkenlosem Himmel auf der Stadtmauer entlang zum Leuchtturm. Jetzt sind es uns zu wenig Wolken, gestern waren es zu viele. Bis zum Mittag sind wir in der Stadt unterwegs, das Meer gibt die weiten Strände aber noch nicht frei. Wir entschließen uns, weiter zu fahren. Das Knöllchen wollen wir nicht noch einmal herausfordern.
Sehenswürdigkeiten in Saint Malo