Dinan ist die am besten erhaltene historische bretonische Stadt. Sie bietet so viele fotogene Motive, dass wir gleich mehrere Tage bleiben und einmal mit dem Weitwinkel und dann mit dem Teleobjektiv auf Fotosuche gehen. Dinan wäre eine ideale Fotolocation für Regenwetter, mit glänzendem Kopfsteinpflaster, in dem sich die Lichter spiegeln. Wir haben tolles sonniges Wetter und genießen das auch. Es bleibt uns ja nichts anderes übrig.
Stadtteil Port Dinan liegt am Fluß Rance
Unten im Hafen am Fluß Rance liegt der Stadtteil Port Dinan. Entlang der Hafenpromenade laden viele Geschäfte und Restaurants zum Besuch ein. Die idyllischste Gasse der Bretagne, die Rue du Petit Fort, führt von da hinauf in das 75 Meter höher gelegene Dinan. Verteilt in der Stadt findet man noch etwa hundert sehr gut erhaltene Fachwerkhäuser aus verschiedenen bis ins Mittelalter zurückreichenden Epochen. Die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert ist fast komplett erhalten. Tagsüber kann man darauf spazieren gehen und hinunter zum Viadukt und auf Port Dinan schauen. Abends ist die Stadtmauer mit einem Zaun abgesperrt.
Wir sind neugierig auf das historische Flair und wollen natürlich die Häuser und Gassen im besten Licht fotografieren und in unseren Bildern die Stimmung rüberbringen.
Wunderschöner Wohnmobil Stellplatz in Port de Dinan
Von unserer letzten Station Cancale aus ist Dinan knapp 40 Kilometer entfernt. Von der Abfahrt der Nationalstraße N 176 sind es nur drei Kilometer bis zum Wohnmobilstellplatz in Dinan. Im Hafen unter dem Viadukt können maximal 38 Mobile übernachten. Trotz Wochenende ist es ziemlich leer. Wir zahlen 6,20 Euro Parkgebühren und können dafür bis Montag früh stehen bleiben.
Durch die Gassen von Dinan, bei Tag und bei Nacht
Und auf gehts zur Altstadt. Bepackt mit Stativ und Fotorucksack erreichen wir über einen kleinen, steilen Pfad und Treppen Dinan im Mittagslicht. Allein der Blick auf das im Tal liegende Port Dinan ist schon atemberaubend. In den nächsten Tagen laufen wir diesen Weg oft hinauf und hinunter. Unsere andere Route hinauf führt durch die Rue du Petit Port vom Hafen aus hoch in die Stadt. Dieser kopfsteingepflasterte von Fachwerkhäusern gesäumte Weg gilt als die schönste Gasse der Bretagne. Es ist sonnig aber nur etwa 10° Grad warm.
Kirche Saint-Malo
Wir besichtigen jede Kirche, an der wir vorbeikommen. Die schweren, hölzernen Türen der im gotischen Stil erbaute Kirche Saint-Malo stehen einen Spalt offen. Der typisch muffig, kalte Kirchengeruch strömt uns schon auf den Treppen entgegen. Im Innern der Kirche gefällt uns der schlichte Stil, sie hebt sich deutlich von den anderen übermäßig prunkvollen Kirchen ab.
Basilkia St. Sauveur in Dinan
In den Gassen von Dinan
Wie in Honfleur finden sich in den Gassen zahlreiche Galerien. Die ganze Stadt scheint vor Künstlern nur so zu wimmeln. In dieser Atmosphäre fühlen wir uns sehr wohl. Schießlich finden wir wir auch die berühmte enge Gasse. Das Kopfsteinpflaster wölbt sich von beiden Seiten zur Mitte und bildet eine Rinne. Die Häuser lehnen sich über die Straße hinaus. Die Gebäude sind urig, die haben richtig Charakter. Wenn jetzt noch Leute in mittelalterlicher Tracht herumlaufen würden, könnte man denken, wir wären in die Vergangenheit gereist.
Die Rue de Petit Fort
Fototipp: Fotografie in Dinan
Fotografisch stellt die Gasse vor allem in den späten Abendstunden eine Herausforderung dar. Jede Lampe strahlt grell in einer anderen Farbe. Ich schalte an meiner Canon 6 D den Bildstil auf Neutral, und selbst da muss ich noch die Farbsättigung zusätzlich reduzieren. Sonst werden die Fotos zu knallig und haben einen unangenehmen roten oder gar grünen Farbstich.
Tagsüber schäche ich mit dem Grauverlauffilter die sehr harten Kontraste in der engen Gasse etwas ab. Gunter’s 80 D hat weniger Probleme damit, bei ihm funktioniert es auch ohne den Verlauffilter aber dafür mit eingeschalteter Tonwertoptimierung.
Der obere Teil der Gasse heißt Rue du Jerzual
Hier ein paar Fotos von diesem Teil der Gasse.
Manche Gassen haben ihre eigenen Themen. So gibt es eine Art Winkelgasse mit Harry Potter Referenzen und entsprechenden Geschäften. In einem Schaufenster sehen wir einen Feuerblitz Nimbus 2000 Besen für 400 Euro!
Eine andere Gasse widmet sich Sherlock Holmes und ist passend dazu mit mehreren englischen Pubs bestückt.
Plausch mit einer Künstlerin
Die Kamera steht zu Fotografieren bereit auf dem Stativ. Da fährt in der Gasse ein Auto vorbei. Die Fahrerin winkt uns und signalisiert, dass sie gerne vorbei möchte. Und dann parkt sie auch noch mitten in unserem Foto. Haha, sie wohnt da und muss das Auto für den nächsten Tag beladen. Sie ist Künstlerin, fährt um vier Uhr morgens los nach Dieppe um von dort die Fähre nach England zu nehmen. „Solange es noch geht“ meint sie. Wir kommen ins Erzählen. Im April öffnet sie ihre Galerie wieder – sie verkauft Postkarten und Stoffe aus Leinen. „Das ist jetzt meine letzte Chance für ein paar Tage Urlaub“ sagt die Künstlerin. „Dann habe ich bis September durchgehend sieben-Tage-Wochen“.
Wir kennen das auch, als Künstler – und so sehe ich mich selbst auch – kennt man keine festenWochentage und schon gar keine fünf-Tage-Woche mit acht-Stunden-Tagen.
Mit dem Tele durch enge Gassen – unbedingt zu empfehlen!
Warum sind ein Teleobjektiv in der Stadt lohnt, haben wir in Lyon ausprobiert und ausführlich drüber gebloggt.
Kurz gesagt, Dinan übt eine solche Faszination auf uns aus, dass wir von früh Morgens bis spät abends mit den Kameras unterwegs sind, um alle möglichen Lichtnuancen und Facetten der Stadt in Bildern festzuhalten. Das hat uns körperliche einiges abverlangt, nach zwei Tagen sind wir ziemlich platt, aber auch hoch zufrieden mit dem Ergebnis. Aber das kannst du hoffentlich den Bildern ansehen.
Fototipp: Langzeitaufnahmen in Dinan
Dinan ist wunderschön. Aus diesem Grund sind wir auch nicht allein in der Stadt unterwegs. Trotz Vorsaison sind eine Menge Touristen in den Gassen unterwegs. Für Fotos kann das zum Problem werden. In den Abendstunden ist es möglich, jedenfalls in der Nebensaison, auf menschenleere Momente zu warten. In der Nachmittagszeit ist es fast unmöglich. Ich setze darum das 1000-fach Graufilter ein, belichte bei niedriger ISO bis zu drei Minuten lang, und wie von Zauberhand sind die Menschen im Bild verschwunden.
[caption id="attachment_24776" align="aligncenter" width="920"] Belebte Straße von Dinan, mit Graufilter[/caption]
[caption id="attachment_24775" align="aligncenter" width="920"] Belebte Straße von Dinan, ohne Graufilter[/caption]
Ohne Graufilter, und mit dem 1000-fach Filter 132 Sekunden lang belichtet!
Weitere Langzeitaufnahen von Dinan
In Port de Dinan finden sich vor allem morgens schöne Fotomotive
Vom Stellplatz aus finden sich gut ausgebaute Radwege und Wanderwege entlang des Flußes Rance. Ich denke, dass es uns auch nach Tagen noch nicht langweilig geworden wäre. Also: unbedingte Empfehlung für Dinan und die Umgebung!
Übersichtsseite Nordfrankreich & Bretagne Fototour mit dem Wohnmobil, 2019