Künstlerinnen im Gespräch, spontanes Fotocoaching in Ploumanac’h
Jacintha & Gabi – zwei Künstlerinnen im Gespräch
Auf der Tour zu den sieben Inseln lernte ich Jacintha kennen. Du erinnerst du vielleicht an den Bericht? Schon auf dem Boot kommen Jacinta und ich in ein angeregtes Gespräch über die Fotografie und Kunst. Wir verabreden uns daraufhin zu einer gemeinsamen abendlichen Fototour am Leuchtturm Men Ruz.
Spontanes Fotocoaching am Leuchtturm Men Ruz
An diesem Abend ist das Wetter leider trist, die Sonne lässt sich überhaupt nicht blicken. Wir treffen uns trotzdem am Leuchtturm Men Ruz. Dort wollen wir gemeinsam Langzeitbelichtungen machen. Damit kennt sich Jacintha noch gar nicht aus, und hat darum auch ihr Graufilter und das Stativ zuhause gelassen. Aber wir haben ja alles dabei. Das triste Wetter kommt uns sogar entgegen. Es ist so düster, dass wir auf Graufilter verzichten können, um mit langen Belichtungszeiten zu fotografieren. Der spontane und intensive Fotokurs macht uns allen viel Spaß.
Wir merken dabei auch, wo es beim Verständnis bezüglich der Langzeitfotografie bei Hobbyfotografen fehlt, und Jacintha stellt fest, dass da nicht nur der technische Aspekt eine Rolle spielt, sondern vor allem die Wahrnehmung der Bewegung und der Farben.
Langzeitbelichtungen von Wellen
Wir stehen gemeinsam über dem Meer und schauen erst einmal minutenlang den Wellen zu. „Siehst du, wie sich die Welle immer wieder kreisförmig um den Fels schwingt? Kannst du erkennen, dass das Wasser hier blau und dort leicht türkis ist?“ Wir schauen und analysieren. Dann schraube ich ein Polfilter auf das Objektiv. Schon sind die Reflexionen aus dem Wasser herausgefiltert und die Farbe von Fels und Wasser wird intensiver. Jacintha staunt über die Wirkung des Polfilters. Außerdem verlängert das Polfilter die Belichtungszeit, was mir an diesem Abend entgegen kommt. Wenn du nur ein Filter mit auf deine Bretagnereise nimmst – es sollte das Polarisationsfilter sein, abgekürzt CPL-Filter für Circular Polarisation.
Hat man erst einmal erkannt, wie die Wellen sich bewegen und welche Farbennuancen sich zeigen, liegt das Geheimnis zum Erfolg der Langzeitbelichtung darin, die passende Belichtungszeit für das zu fotografierende Objekt herauszufinden.
Natürlich kannst du mit einem Graufilter immer eine lange Belichtungszeit machen. Bei 30 Sekunden sind die Wellen „glattgebügelt“ und erscheinen als weißer Nebel. Wir empfehlen zusätzlich auch kurze Langzeitbelichtungen aufzunehmen, damit sind Bewegungsspuren sichtbar, um die Dynamik in den Wellen festzuhalten.
Langzeitbelichtungen mit und ohne Graufilter
Das machen wir gemeinsam hoch über dem Meer stehend mit dem Leuchtturm Men Ruz im Rücken. Jacintha muss zu allererst alle Automatiken ihrer Kamera ausschalten. Es ist gar nicht so einfach, bei einem ungewohnten Kameramodell die nötigen Einstellungen zu finden. Normalerweise macht man das auch nicht am späten Abend on Location, sondern entspannt daheim.
Wir stehen jedenfalls ganz allein auf den Felsen, sind in unser Gespräch vertieft und philosophieren und fotografieren und unser Lachen klingt weit über das Meer hinaus.
Wir bleiben an diesem Abend nur an dieser einen Stelle, wo die Wellen immer wieder über die Felsen rollen, und dort machen wir Langzeitbelichtungen. Überall sonst ist das Meer sehr ruhig und auch die Wolken sind mega langweilig. Aber diese kleine Ecke reicht uns völlig aus, wir sind glücklich.
Kunst in der Natur als Meditation
Während wir entspannt auf das Meer schauen, reden wir über die Kunst in der Natur. Jacintha vergleicht die Fotografie mit ihrer Malerei. Sie ist Kunstlehrerin, möchte vielleicht auch gerne nur Künstlerin sein. Aber sie war jahrelang alleinerziehende Mutter zweier inzwischen erwachsener Jungs, da musste sie einen Job haben, der Geld reinbringt.
Jacintha malt ihre Bilder am liebsten vor Ort, meist in Acrylfarben. Sie meint, dann ist sie ganz im Flow, im Hier und Jetzt. Genau das kann ich gut verstehen. Mir geht es ja ganz genauso. Deswegen habe ich ja das Buch: „Natur-Fotografie macht glücklich“, geschrieben. Jacintha nimmt sich gerne die Zeit, vier bis fünf Stunden für ein Gemälde vor Ort zu sitzen. Wir haben schon andere Künstler getroffen, die ihre Gemälde nach Fotos später im heimischen Atelier malen.
Nach der nächtlichen Fototour radeln wirin der Dunkelheit in unterschiedliche Richtungen zu unseren Wohnmobilen und verabreden uns für den nächsten Tag noch einmal. Ich möchte gerne sehen, wie Jacintha an ihre Kunst herangeht.
Die Malerin am Strand
Wir übernachten auf dem Stellplatz von Tregastel. Diesen Platz mag ich besonders wegen der großen Zypressen, die in der Nähe direkt hinter dem Sportplatz am Meer wachsen. Darüber folgt in Kürze eine ganzer Blogbeitrag.
Ich dachte, dass diese Ecke auch für Jacintha von Interesse sein könnte. Wir laufen am frühen Vormittag gemeinsam den Pfad entlang, das Meer dümpelt noch schläfrig vor sich hin. Überall liegen Felsen im Sand und im Wasser. Das Gelb der Flechten passt wunderbar zum Blau des Wassers und des Himmels. Wir tauschen uns darüber aus, was wir wahrnehmen und wie es auf uns wirkt. Es tut mir unendlich gut, mit jemandem zu reden, der auch seine Umgebung intensiv wahrnimmt. Wir sind genau auf einer Wellenlänge. Jacintha findet ihren Arbeitsplatz nicht bei den Bäumen, sondern bei den Felsen mit Blick zur Ile Renote. Sie richtet sich ein und ist mehrere Stunden in ihre Arbeit vertieft. Während das Gemälde entsteht, zieht sich das Wasser immer mehr zurück.
Jacintha kam zur Malerei, als sie daheim im Alter von 8 oder 9 Jahren die Zeichnungen und Aquarelle ihrer Mutter in einer Kiste gefunden hatte. Ihre Mutte hatte zu diesem Zeitpunkt längst aufgehört zu malen. Es faszinierte sie, dass jemand Schönheit auf diese Weise festhalten kann.
Ebbe vor der Ile Renote
Mit dem Blick hinüber zur Ile Renote werde ich etwas unruhig. In wenigen Minuten ist Ebbe und die Gezeiten-Insel vor dem langen Strand auf der Ile Renote wartet auf unseren Besuch. Jacintha findet die Idee auch spannend, sie unterbricht ihre Arbeit und begleitet uns dorthin. Wir klettern stundenlang über die Felsen, wir begeistern uns für die Formen und Farben der Felsen und der Blumen. Wir fotografieren und genießen die Natur.
Ich bin der Meinung, mit jemandem, der die Schönheit der Landschaft genauso sehr anerkennen kann, wie man selbst, macht so eine Tour umso mehr Freude. Wir haben dabei viel voneinander gelernt. Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen, Jacinta!
Über die Ile Renote schreiben wir auch in den nächsten Tagen einen ganzen Blogbeitrag.
Die Felsen der Gezeiten-Insel vor der Ile Renote in Tregastel
Seth Schönberg ! Goed werk Jacintha….Ga zo door