Nach unserem kurzen Ausflug ins Landesinnere sind wir wieder an der Küste. Bei Saint Efflam biegen wir auf die Route par la Cote ab und finden auf der rechten Seite der Douron-Mündung gegenüber von Locquirec einen Womo-Stellplatz mit toller Aussicht aufs Meer. Direkt an der Spitze der Corniche über dem Plage des Cures. Nur ziemlich schräg ist er, so dass wir aufpassen müssen, nicht aus dem Bett zu fallen. Wir haben nach all den Jahren noch immer keine Leveller gekauft. Wir konnten übrigens nur den Kopf schütteln, wenn wir die individuell ausgebauten LKW Womos sehen, die natürlich in der Womo Parkverbots Zone übernachten müssen, wenn nur wenige Meter weiter ein offizieller Womo Stellplatz ist!
Grüner Schiefer und jede Menge Miesmuscheln und Schnecken
Von hier aus können wir den weitläufigen Strand mit seinen außergewöhnlichen schrägstehenden grünen Schieferplatten leicht erreichen. Ein paar Meter von unserem Stellplatz führt eine Fahrzeugrampe hinunter.Dieser Strand eignet sich auch bestens für Makroaufnahmen an der Küste. Dort wachsen Unmengen an Miesmuscheln auf den rauhen Felsen und dazwischen tummeln sich Fressfeinde, wie Purpurschnecken. Ich laufe mit dem Makroobjektiv bei Ebbe auf den Strand und finde zahlreiche Fotomotive.
Halte die Augen auf, wenn du durch das felsige Ebbegebiet läufst. Manche Eiablagen sehen fast wie Plastikmüll aus. Würmer bauen sich „Wohnungen“, die an Korallenriffe erinnern. Und zwischen den gewaltigen Miesmuschelkolonien geht es um Leben und Tod. Die Purpurschnecken nutzen ihr scharfes Mahlwerkzeug, und bohren Löcher in die Miesmuscheln, die sie anschließend verspeisen. Die Miesmuscheln können sich trotz ihrer immobilen Lage verteidigen, indem sie die Purpurschnecken mit ihren Klebefäden fesseln. Die Purpurschnecke verhungert dann inmitten des fetten Nahrungsangebotes. Manchmal findest du solche „angebundenen“ Purpurschnecken. Es ist sehr interessant, in diesem Gebiet genau hinzuschauen. Wir haben selten so große Miesmuschelkolonien gesehen.
Vor Jahren konnte ich fast alle Muscheln und Schnecken bestimmen, leider habe ich da wieder viel vergessen und dummerweise meinBestimmungsbuch nicht mit auf die Reise genommen. Die korrekten Namen werde ich bei Gelegenheit daheim vervollständigen.
Unendliche Motivvielfalt
Wenn du das Makroobjektiv eh schon auf der Kamera hast, kannst du in windstillen Momenten die Blumen und Pflanzen an der Küste fotografieren. Mich erstaunt und fasziniert diese unglaubliche Schönheit auf und an der Küste.
Wanderung entlang der Flußmündung des Douron
Die Wanderung weit hinaus ins Mündungsgebiet des Douron ist auf weichem Sand für die Gelenke sehr anstrengend. Jeder Schritt sinkt knöcheltief ein, und wir mühen uns ab, voran zu kommen. Das Wasser und die grünen und roten Seezeichen auf den Sandbänken sehen ganz fantastisch aus und immer wieder heben wir die Kamera für noch ein Foto. Ähnlich wie bei den Abers weiter im Westen strömt hier die Flut weit die Flussmündung hinauf ins Inland. Und wir laufen das Flussmündungsgebiet fast komplett entlang. Auf dem Rückweg nehmen wir allerdings den Küstenwanderweg, der wesentlich bequemer zu laufen ist.
Neben den steil aus dem Sand ragenden Schieferplattengruppen finden wir noch eine Menge weiterer interessanter Fotomotive. Weite Strände säumen den Fluss auf beiden Seiten. Die Sandbänke sind bei Ebbe begehbar, und kleine Bootshäfen sind von baumbewachsenen Klippen eingerahmt. Die auf den Klippen stehenden mächtigen Pinien und Zypressen gefallen uns im Kontrast zur sandigen Küste ausgesprochen gut.
Thermes du Hogolo
Die Überreste einer gut erhaltenen gallisch-römischen Therme, der Thermes du Hogolo, liegen direkt am Küstenwanderweg am rechten Ufer. Gut erhalten ist relativ, denn die Dächer fehlen. Die waren wohl nicht aus Stein und haben die etwas 2000 Jahre ihrer Existenz nicht ganz so gut weggesteckt. Wie die Anlage damals ausgesehen hat, davon berichten mehrere Infotafeln am Wanderweg.
Die Bäume in Plestin les Greves
Pitstop für Gabi, Osteopathen- und Friseurtermin
Gabi hat sich beim Herumklettern auf den Felsen und im weichen Sand in den letzten Wochen den Knöchel überanstrengt und den Rücken aufgrund des schweren Kamera-Rucksacks verspannt. Als wir auf dem Rückweg ein Schild: „Parken – Osteopathie“ sehen, geht Gabi direkt ins Büro und fragt nach einem Termin. Was für ein Glück: gegen neun Uhr morgens am nächsten Tag ist was frei. Wenn ich überlege, wie lange ich in Deutschland auf einen Termin warten muss! Und die einstündige Sitzung kostet gerade mal 52 Euro. Vor allem hat es Gabi geholfen, und sie ist wieder besser auf den Beinen. Der Knöchel ist am nächsten Tag wie neu, der Rücken braucht wohl etwas länger. Die Kommunikation funktionierte übrigens ganz wunderbar auf Englisch.
Wo wir schon bei Terminen sind, Gabis Haare sind zu lang und sehen schlichtweg katastrophal aus, weil ständig entweder Mütze oder Kappe auf der Rübe sitzen und der Frisur zusetzen. Da muss ganz dringend noch ein Friseur die Schere anlegen. Den gibts auch vorne an der Hauptstraße Richtung Locquirec. Der hat, wie alle Friseure weltweit, Montags zu. Aber Dienstag Mittag traut sich Gabi hinein. Friseur im Ausland ist ja immer etwas speziell und das Ergebnis nicht unbedingt voraussehbar. Und Gabis Französischkenntnisse haben noch massive Lücken. Glücklicherweise hat sie ein Foto ihrer gewünschten Frisur auf dem Smartphone und das Kopfschütteln, als die Friseuse ihre Haar ausdünnen will, versteht diese auch ohne Worte. Endlich ist der neue Haarschnitt geschafft, und Gabi fühlt sich direkt wohler. Wobei in Anbetracht der Dauer der Behandlung der Osteopath günstiger gewesen ist.
Ein Foto der neuen Frisur hat Gabi leider nicht gemacht. Sie nimmt extrem ungern Selfies auf.
Radtour nach Loquirec
Mit dem Rad fahren wir auch mal auf die andere Flussseite nach Locquirec, wo es uns am Hafen mit Blick über die Küste und mit der kleinen Kirche dahinter am besten gefällt. Die Tour mit dem Rad ist richtig anstrengend, es ist ziemlich hügelig und der kalte Wind weht, dazu bretzelt uns die Sonne mächtig auf den Kopf. Also mal wieder schwitzen und frieren gleichzeitig.
Was uns in Plestin les Greves gefallen hat:
- Die mächtigen Bäume in Verbindung mit den außergewöhnlichen Felsen der Bucht
- Die vielfältige Flora und Fauna, die wir bei Ebbe zwischen den Felsen finden können
- Das gut erhaltene römische Bad
- Die spezielle Landschaft der Flußmündung mit hellen Sandbänken, Schieferplatten und Klippen
Nach einigen Tagen ziehen wir weiter zu unserem nächsten Ziel, die Landspitze Pointe de Diben.