Nordöstlich von Morlaix, am Rande der Baie de Morlaix, ragen zwei prominente Landspitzen in den Ärmelkanal. Der Pointe de Diben in le Diben und der Pointe de Primel in Primel-Tregastel.
Fotografisch interessierte Reisende werden dort zahlreiche Fotomotive finden.
Wir werden uns als erstes le Diben vornehmen. Beide Stellen glänzen mit einer grandiosen Felsenküste und wilder Meeresbrandung. Le Diben hat zudem einen Schiffsfriedhof und einen fotogenen Hafen mit einem kleinem Leuchtturm. Wanderer können die dramatische Küste vom Küstenpfad aus genießen. Die charakteristischen Felsnadeln, die Aiguille de Diben, sind schon von Weitem zu erkennen.
Grandiose Aussichten auf dem Küstenwanderpfad
In le Diben folgen wir den Wohnmobil-Wegweisern und richten uns auf dem offiziellen Stellplatz am Hafen ein. Von da aus unternehmen wir zu Fuß Touren zur Landzunge, zum Küstenweg und zu dem westlich dahinter liegenden Strand. Speziell der Küstenweg, der hinter dem Hafen beginnt und oberhalb der Felsklippen zwischen fotogenen Felsgruppen und einzeln liegenden Granitsteinen entlangführt, hat es uns angetan.
Die Aiguilles de Diben am Pointe Diben sind etwas schwerer zu erreichen. Dafür müssen wir Kameras und Stative ungefähr hundert Meter über einen Deich aus kugeligen Granitbrocken balancieren. Einmal nicht aufgepasst, kann das leicht zu verknacksten Knöcheln führen. Die Mühe lohnt sich, wir werden mit einem farbenfrohen Sonnenuntergang belohnt.
Praktische Schritt für Schritt Anleitung zur Langzeitbelichtung
Der gefaltete Fels in verschiedenen Lichtstimmungen
Le Rocher Décapité in den unterschiedlichen Lichtsstimmungen
Küstenlandschaften im Frühling in Le Diben
Ein Schiffsfriedhof und eine knorrige Eiche
Mit den Rädern fahren wir zurück zur Abzweigung an der D 46 nach le Diben. Gegenüber dem Geschäft für Marinebekleidung und -zubehör liegt ein kleiner Schiffsfriedhof. Vier ehemals seetüchtige Schiffe liegen hier mehr oder weniger stark zerfallen im Watt, oder bei Ebbe in flachem Wasser.
Hier mündet auch hinter der Straßenbiegung am Ende der Bucht ein kleiner Bach in die Anse du Diben. Etwa fünfzig Meter am Bach entlang lehnt sich eine ziemlich kurios gewachsene, völlig gekrümmte Eiche weit über das fließende Wasser hinaus. Dahinter mampfen Kühe gemächlich das saftige Gras und schauen uns träge mit großen braunen Augen an.
Wir lassen es uns nicht nehmen, auf die Eiche zu klettern, was bei dem horizontalen Wuchs kein Kunststück ist. Hier waren schon oft Leute hin geklettert, die abgesessene Baumrinde und eine Mulde zum Sitzen laden geradezu dazu ein.
Radtour nach Plougasnou
Oh weh, die Sonnenbrille ist weg
Dummerweise fällt dabei Gabis Sonnenbrille in den Bach, als sie sich zum Fotografieren vornüberbeugt. So ein Mist, ohne Sonnenbrille hält Gabi das grelle Tageslicht nicht aus. Und die Brille ist eine Kategorie Vier-Brille, die Seefahrer nutzen. Extra dunkel und in üblichen Geschäften nicht zu finden. Wir suchen eine Weile und überlegen, wie wir die Brille bergen können. Mit Wanderstiefeln eher nicht. So fassen wir einen Plan: Wir fahren schnell zurück, ich (Gunter) ziehe kurze Hosen und meine wasserfesten Sandalen an, radle zurück. Gabi bleibt im Mobil, die Hügel sind steil und wir sind bereits etliche Kilometer mit den schweren Fotorucksäcken hinauf und hinunter geradelt. Jetzt klettere ich das Bachufer hinunter und wate auf der Suche nach Gabis Brille im Wasser des Bachlaufs. Dabei fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Sowas haben wir früher oft gemacht.
Ich bin fast an der Straßenbrücke angelangt, aber von der Brille keine Spur. Ich wate wieder zurück und taste am Baum unter Wasser zwischen den Steinen herum. Das fließende Wasser irritiert mich sehr, ich muss aufpassen, dass ich nicht schwindelig werde und umkippe. Irgendwas zwickt mich schmerzhaft in den Finger. Doch dann finde ich tatsächlich, unter einem Stein festsitzend, Gabis Brille. Nochmal Schwein gehabt.
Bis ich zurück am Mobil bin, hat sich Gabi im Comptoir Maritime eine neue Brille gekauft. Da die sehr starken Brillen so schwierig zu finden sind, besser auf Nummer Sicher gehen. Jetzt haben wir zwei Kategorie Vier-Brillen. Übrigens können wir lichtempfindlichen Reisenden sehr ans Herz legen, sich so eine Brille für die Bretagnereise zuzulegen. Am Meer ist es extrem hell, das kann richtig weh tun.
Gespräch mit Jean Jacques im Hafen, Gabi
Mit der neuen Brille gehe ich zum Hafen. Dort möchte ich das kleine Leuchttürmchen fotografieren und mir einfach die Boote anschauen. Gunter brutzelt derweil das Abendessen zusammen. Vor dem Leuchtturm stehen zwei Angler. Mit einem, Jean Jacques, komme ich direkt ins Gespräch. Eine spannende Unterhaltung beginnt. Mein Gesprächspartner spricht Englisch und freut sich, jemanden zum Plaudern gefunden zu haben. Wir werden direkt philosophisch, ich scheine die richtigen Themen anzusprechen.
Immer begeisterter sprudelt es aus Jean Jacques heraus, was er alles erlebt hat. Er ist viel in der Welt herumgekommen. Er hat in der Ferne sogar einen Prinzen kennengelernt und ist ein ganzes Jahr lang mit ihm auf eine Expedition gegangen. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details aber an seine ansteckende Begeisterung. Manchmal ist es schön, einfach den Leuten zuzuhören und im richtigen Moment die passenden Fragen zu stellen. Er machte nach dem Gespräch einen glücklichen, sehr lebendigen Eindruck.
Mein Abendessen war nach dieser langen Unterhaltung leider schon kalt geworden, aber das ist nicht so wichtig.
Es gibt noch einen zweiten Leuchtturm im Hafen,
den sieht man tatsächlich fast nur in der Nacht, so unscheinbar ist er.
Küstenfotografie in le Diben
Was machen Naturfotografen, wenn das Wetter viel zu gut ist?
Sie ruhen sich tagsüber aus und fotografieren in der Nacht!
Jeden Tag das gleiche, es ist sonnig und wolkenlos. Das ist irgendwann langweilig und öde. Deswegen entscheiden wir uns, in der Nacht Sterne zu fotografieren. Am Wanderweg liegt ein prägnantes Felsenchaos. Hoch oben auf einem Stapel Felsen balanciert ein querliegender Fels, in der Mitte bleibt ein dreieckiges Loch frei. Auf dem Fels ist eine Gedenktafel angebracht. Sie würdigt das Boot Sturmvogel, welches bei der deutschen Invasion im zweiten Weltkrieg acht Leute nach England in Sicherheit gebracht hat.
Aber zurück zu den Felsen und unserer fotografischen Aktion: Gegen Mitternacht gehen wir zum Felsenchaos mit dem Namen Sturmvogel und fotografieren dort die Sterne mit dem Sturmvogel im Vordergrund.
Wir wissen, wie kühl es nachts werden kann, vor allem, wenn man stundenlang ruhig herumstehen muss und der Kamera bei der Arbeit zusieht. Also haben wir uns warm angezogen. Nachts kühlt es zwar nicht extrem stark ab, aber der ständig wehende Wind entzieht einem ganz schön die Wärme.
Wir suchen uns eine passende Position, mit der wir soweit möglich den Polarstern mit ins Bild kriegen. Das klappt leider nicht immer, was an den örtlichen Gegebenheiten liegt. Die Kameras stehen stabil auf den Stativen, die Entfernung stellen wir manuell auf die Felsgruppe ein. Dabei hilft uns der gebündelte Strahl einer Taschenlampe, mit der wir den Fels beleuchten.
Wir belichten Serienaufnahmen von jeweils 30 Sekunden, die wir später am Computer zu Sternenbahnen zusammenrechnen.
Jetzt wirds etwas fotografisch technisch
Jeder arbeitet auf seine individuelle Art bei den Nachtaufnahmen. Das zeigt auch, dass in der Fotografie verschiedene Wege zum Ziel führen.
Gabi belichtet im Zeitautomatikmodus. Mithilfe des Histogramms korrigiert sie circa eine Blende Plus, damit das Foto nicht zu dunkel wird. Sie startet dabei etwa bei Blende f/5.6. Die Blende öffnet sich dann weiter, je dunkler die Nacht wird.
Gunter arbeitet im manuellen Modus. Er stellt Blende, Zeit und ISO fest ein und lässt es durchlaufen.
Du musst bei der automatischen Belichtung darauf achten, dass du einzelne Belichtungszeiten um die 30 Sekunden bei offener Blende erhältst.
In unserem geplanten Buch über die Bretagne werden wir die Nachtaufnahme-Techniken genau beschreiben.
Unsere Anleitung: Kreisrunde Sternenbahnen fotografieren
Felsen in der blauen Stunde
Wir fotografieren auch einige der Felsen in der Dämmerung und beleuchten diese mit einer Taschenlampe, damit sie sich besser von der Umgebung abheben. Wegen der längeren Belichtungszeit geht das nur mit einem Stativ. Und wegen der permanent wechselnden Lichtbedingungen in der Dämmerungsphase ist diese Art zu Fotografieren ein dauerndes Spiel mit den Kameraeinstellungen und der Dosierung des Taschenlampenlichts. Das ist gerade das, was Spaß macht.
Der Hafen von le Diben
Im Hafen liegen hunderte Jakobsmuscheln. Hier mal zwei davon.
Reise- und Fototipps für Le Diben:
Je nach Wetter findest du vielfältige Motive:
1. Wir haben an dieser Küste schon oft gewaltige Wellen beobachten und fotografieren können. Auch jetzt noch im Frühsommer.
2. Die Felsen sind außergewöhnlich eindrucksvoll und fotogen.
3. Im Frühling blühen die Strandgrasnelken und andere Blumen an der Küste
4. In kleinen Nebenwegen findest du manchmal Schätze, wie diese alte Eiche.
5. Der kleine Schiffsfriedhof vor dem Ort
6. Der Hafen mit Blick hinüber nach Primel-Tregastel