Cleder – Plage des Amiets – geliebte Orte immer wieder fotografieren
Wir können es nicht lassen und besuchen zum wiederholten Mal einen unserer Lieblingsstrände. An der Plage des Amiets finden wir sehr viele Fotomotive, wir kennen drei Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnmobile, und wir können uns noch ein wenig vom Stress erholen. Ich kann das am besten, indem ich mir am Strand die Füße platt laufe.
Kreativität kommt bei mir erst so richtig in Gang, wenn mir die üblichen Motive in den bekannten Gegenden langweilig werden. Wenn ich alles schon bei besserem Licht fotografiert habe. Dann fange ich an, zu experimentieren. Darauf warte ich jetzt am Plage des Amiets. Ich bin fotografisch so entspannt drauf, dass ich mir viel Zeit für Gespräche nehmen kann. Und ich werde tatsächlich oft angesprochen und es entwickelt sich sogar eine Freundschaft aus einem dieser Gespräche. Dazu mehr weiter unten.
Plage des Amiets – weiter Strand und Zöllnerhäuschen
Fußproblem gelöst
Seit vielen Jahren schon ärgere ich mich immer wieder über nasse Füße. Die Füße wären eigentlich nicht das Problem. Es sind die nassen Schuhe. Denn die trocknen einfach nicht, wenn sie immer wieder nass werden und irgendwann fangen sie an zu stinken. Also habe ich Gummistiefel mitgebracht. Ich mag sie aber irgendwie nicht. Weil ich sehr oft in die Hocke gehe, drücken sie mir in den Kniekehlen. Und das Laufgefühl nervt, sie fühlen sich so starr an.
Jetzt habe ich Surfsocken aus Neopren gekauft und die sind ideal. Ich kann durch das Wasser laufen und wenn mir mal eine Welle über die Füße schwappt, bleiben sie trotzdem warm. Es fühlt sich wie Barfußlaufen an, aber die Fußsohlen sind vor Steinen geschützt. Für Unterwasserfotos klettere ich immer auf Felsen herum, da sind diese Neoprendinger superpraktisch. Nasse Füße sind jetzt nicht mehr schlimm.
Ich habe aber Respekt vor großen Wellen. Mit den Neoprenschuhen ist es einfach, weiter hinauszugehen. Wellen können mich umwerfen oder sogar ins Meer hinausziehen. Dessen bin ich mir bewusst und passe gut auf. Bei Ebbe macht es richtig Spaß, weil ich einfach durch die vielen Pfützen laufen kann. Ich laufe bei zurückgehender Tide los, da fühle ich mich sicherer.
Meistens ziehe ich auch bei kühlem Wetter kurze Hosen an. Nasse Hosenbeine machen auch wenig Spaß.
Kreativität
Aber zurück zu unserem Lieblingsstrand. Im letzten Jahr fotografierten wir in der Gegend sehr ausgiebig und besseres Licht konnte es kaum geben. Deswegen mache ich mich jetzt auf die Suche nach Details und nach Ansichten, die mir damals nicht aufgefallen waren. Irgendwie fühlt sich das entspannend an, es fordert meine Kreativität und lässt mich sehr gelassen werden.
Da kommt uns natürlich auch unsere zeitliche Freiheit entgegen. Wir müssen nicht nach nur einigen Wochen nach Hause zurückkehren, sondern haben praktisch Open End.
Nur eines fällt mir schwer: Ich sollte regelmäßig E-Mails schreiben, in Social Media posten und Blogartikel verfassen. Es muss schon kräftig regnen, damit ich brav im Wohnmobil bleibe. Und selbst dann warte ich ungeduldig darauf, dass der Regen wieder aufhört.
Gespräche unter Fotografen
Wie schon erwähnt, ich werde immer wieder beim Fotografieren angesprochen, oder ich spreche selbst Leute an. Daraus entwickeln sich interessante Gespräche am Strand. Und diesmal habe ich fast nur Leute getroffen, die auch in der Region leben. Das hätte ich zu Ostern nicht erwartet. Dachte, da sind eher Touristen am Strand und Einheimische daheim. Einige der Unterhaltungen führte ich sogar auf Französisch. Nein, ich kann immer noch kein Französisch, aber, wenn ich den Leuten sage, dass ich etwas verstehe, wenn sie langsam reden und ich langsam Englisch spreche, klappt es ganz gut. Notfalls hole ich die Handy App raus.
UND ich habe endlich wieder angefangen, Französisch zu lernen. Nur mag ich DuoLingo nicht wirklich. Es ist soo langweilig. Immer dieselben stupiden Übungen. Vielleicht wird es noch?
Wir übernachten zwei Tage auf dem örtlichen Campingplatz mit Blick aufs Meer. Zum Sonnenaufgang laufe ich mit meinem schweren Kamerarucksack durch den Sand Richtung Zöllnerhäuschen. Kleine Schnecken sitzen auf den gelb-lila Blüten. Es ist windstill doch leider habe ich das Makro-Objektiv im Wohnmobil gelassen. Die Schneckchen müssen also noch ein Weilchen auf mich warten.
Insgesamt verbrachten wir dann doch fast eine Woche in Les Amiets, erlebten einen Sturm und wunderbar sonniges, warmes Wetter.
Am Strand steht eine Fotografin mit Stativ. Seit Jahren spreche ich jeden mit Stativ bewaffneten Menschen an. So auch heute. Wir reden Englisch und Französisch und tauschen uns begeistert über diverse Fotothemen aus. Später schreiben wir uns noch via Facebook.
Hundefotografie am Strand
Kurz darauf rennen vier Australian Shepards an mir vorbei. Es ist eine Hundemutter mit drei Welpen. Ich schnappe schnell mein Teleobjektiv und fotografiere die quirligen Hunde. Was ist schöner als ein Strandspaziergang? Ein Spaziergang mit glücklichen Hunden. Auch die drei „Hundeleute“ kommen aus der Gegend und erzählen mir von den besten Surfplätzen in der Region.
Strandläufer
Abend entdecke ich einen Schwarm Strandläufer am Strand. Die rennen unaufhörlich synchron zum Wasser und wieder zurück. Dieser Vogelschwarm umfasst mehrere hundert Strandläufer. Es ist spät und trist und nieselt leicht. Also dunkel und kontrastarm. Außer mir ist fast niemand am Strand. Ich möchte die Vögel nicht verscheuchen und setze mich einfach in den Sand und warte. Dann gehe ich ein klein wenig näher heran und irgendwann ignorieren sie mich. Überall um mich herum rennen die Strandläufer hin und her. Ich bin im Glück in dieser Beobachtung der kleinen Vögel. Bis irgendwann ein Jogger vorbei läuft und der Schwarm auffliegt.
Fotobücher
Vom anderen Ende des Strandes ein Fotografentrio auf mich zu. Einer mit einem Spektiv und einer mit einem langbrennweitigen Tele mit Konverter. Das fällt mir sofort auf. Schnell sind wir in ein Gespräch vertieft. Mit Vögeln kenne ich mich nicht so gut aus, ich fotografiere sie halt gern. Wir tauschen uns lange über Fotothemen aus. Der jüngere Mann kann etwas Englisch, ansonsten klappt es wieder mit langsamen Französisch und Englisch.
Am nächsten Tag schreibt mich einer der Fotografen, Gilles Perrier, an, und wir verabreden uns. Ich habe im Internet entdeckt, dass Gilles ein Buch über Ouessant verfasst hat, und das möchte ich kaufen oder gegen unsere Bücher tauschen. („Bretagne – Reise und Fototipps“ und „Natur-Fotografie macht glücklich“)
Gemeinsam in der Natur fotografieren
In den nächsten Tagen treffen wir uns einige Male in Les Amiets und Brignogan Wir möchten nämlich zusammen mit meiner wasserfesten Olympus Kompaktkamera unter Wasser fotografieren. Gilles ist fasziniert von den Bildern dieser winzigen Lebewesen in den Gezeitenbecken und er möchte erfahren, wie ich sie fotografiere.
Ich kann euch sagen: Wir haben riesigen Spaß gehabt an diesem schönen Tag.
An der Plage des Amiets liegt Richtung Hafen ein künstliches Becken, in dem Wasser aufgestaut wird. Gilles trägt Stiefel, ich meine Neoprenschuhe und kurze Hosen und Gunter fotografiert, wie wir aufmerksam durchs Wasser waten.
Während wir uns langsam weiter bewegen, sehen wir immer wieder winzige Fische, die flink vor der Kamera flüchten. Gilles meint: Photo impossible! Ich gebe nur zurück, dass das mit ein wenig Geduld schon klappt. Er schaut mich zweifelnd an.
Weiter draußen vor dem Becken finden wir auf einem Tangblatt eine circa ein Zentimeter lange Nacktschnecke. Das Wasser fließt ständig hin und her, und der Tang schwebt schwankend darin herum. Hier die Kamera zu positionieren ist kompliziert. Ich halte die Kamera, Gilles meine wasserdichte kleine LED-Leuchte. Wir schaffen es, in dieser anstrengend hockenden Haltung ein paar Fotos zu schießen.
Dann kommt die Flut viel zu schnell und wir weichen zurück. Gunter fotografiert inzwischen die vor uns an die Felsen knallenden Wellen.
Im großen Pool setzen Gilles und ich jetzt den unfotografierbaren Fischchen nach. Eines schnellt direkt weg, als wir kommen. Bewegungslos sind diese kleinen Fische fast unsichtbar im Sand getarnt. Wir haben uns gemerkt, wo es sich niedergelassen hat und nähern uns vorsichtig. Wir können in aller Ruhe das Licht setzen, die Kamera positionieren, die Aufnahmen prüfen und nochmal fotografieren. Die winzige Kreatur hält absolut still. Gilles hat jetzt ein Lachen im Gesicht. Ich auch. Ein Fischchen als Starmodel.
Gunter macht uns auf ein kleines Lebewesen aufmerksam, das uns immer wieder kurz beobachtet und dann wieder verschwindet. Wir kommen aus dem Wasser, und wo mag das kleine wuselige Wesen sein? Da, ein Wiesel. Es schaut uns kurz an, dann rennt es wieder weg. Irgendwann beschließt das Wiesel, dass wir ihm nichts Böses antun wollen und spaziert einfach dicht an uns vorbei. Wir sind alle so glücklich über die Begegnungen mit der Tierwelt. Was für ein Naturgenuss an diesem Tag.
Mein Fazit für den Tag: Wenn ich lange genug still halte, entdecke ich mehr oder die Lebewesen kommen schon von selbst auf mich zu. Egal, welche Sprache man spricht, Kommunikation ist immer möglich.
Eine Kommunikation ist auch ohne gemeinsame Sprache sehr gut möglich. Mein Tipp: habe keine Berührungsängste, egal, um welches Thema es geht.
Gilles sieht sich als Künster, was er mehrfach betont. Deswegen sind ihm seine eigenen Ausdrucke und die selbstgebauten Rahmen sehr wichtig.
Zurück im Wohnmobil schauen wir unsere Ausbeute direkt am Notebook an und bearbeiten die gelungensten Aufnahmen. Sie sind eine gemeinschaftliche fotografische Arbeit.
Am Nachmittag besuchen wir Gilles und seine Frau, füllen dort noch Wasser in das Wohnmobil auf und schauen uns sein Atelier inklusive Großformat-Drucker und Rahmenwerkstatt an. Beeindruckende Arbeit, Gilles!
PS Die Kreativität hat sich noch nicht so richtig eingestellt. Das Wetter passte nicht – naja, tolle Ausrede. Oder es lag an mir. Aber in Brignogan! Da entfacht eine alte Liebe neu und die Kreativität kommt in großen Schritten. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.
Schön, daß wir Leser wieder mit so herrlichen Bildern verwöhnt werden ! Ausserdem finde ich es super, daß ihr so interessante Bekanntschaften macht. Weiterhin Gute Reise !