Beiträge
In der weinseligen Abendrunde war uns die Idee gekommen, eine Wanderung gemeinsam zu meistern. Heidrun und Eberhard waren schon am Tag zuvor einen Teil der Wanderung gegangen. Von Kastelholm bis Bomarsund sind es gut 16 km. Das reicht für ein Tagespensum, da waren wir uns einig. Wir fuhren mit beiden Fahrzeugen los, dann ließen wir das Auto unserer Freunde in Bomarsund stehen und fuhren alle gemeinsam mit unserem Mobil weiter nach Kastelholm, und stellten es auf dem Touristenparkplatz ab. Der Einstieg zur Wanderung liegt etwa einen Kilometer weiter – den muss man also noch drauf rechnen :-)
Wanderung von Kastelholm nach Bomarsund
Anfangs liefen wir alle noch ziemlich dicht hintereinander. Wir redeten und es wurde nicht langweilig. Außer Noah hatten wir alle kurze Hosen an – nun, superwarm war es nicht, aber wir bewegten uns und wollten nicht unnötig schwitzen. Wir achteten dauernd auf Zecken und pflückten einige bereits während der Wanderung von unseren Beinen, trotzdem genossen wir das Streicheln der Farne, der Schachtelhalms und der Gräser an unseren Beinen. Die weißen Markierungen des Wanderwegs sind gut sichtbar in kurzen Abständen plaziert.
Pausen in der Natur
Wir machten nur zweimal eine Pause, einmal am Ausblick auf die Kirche von Sund, und etwas später, um den aufkommenden Hunger zu stillen. Gerade als wir uns auf Felsen setzten, setzte sich eine Libelle auf Heidruns Knie. Sie verspeiste in aller Ruhe eine gerade gefangene Fliege und ließ sich durch nichts stören. So saßen wir bestimmt 20 Minuten zu siebt in der Sonne und futterten. Zwei Schlangen kreuzten unseren Weg, eine klitzekleine Ringelnatter und eine etwas größere, die von Gunter und Eberhard vor einem Auto in Sicherheit gebracht wurde.
Kilometer wie Kaugummi
Die letzten Stunden zogen sich zäh wie Kaugummi dahin, unsere Beine wurden immer schwerer, die Gespräche stockten. Noch weit vom Auto entfernt endete der Wanderpfad an der Durchgangsstraße. So addierten sich weitere zwei Kilometer zu unserer Wanderdistanz. Die beiden Männer schätzten, dass wir sicher 20 km hinter uns gebracht hatten. Wir waren über fünfeinhalb Stunden unterwegs gewesen. Was für eine Leistung!
Trotzdem war es ein schöner, sonniger und aktiver Tag!
Das Kastelholmer Schloss
Eberhard und Heidrun fuhren uns wieder zu unserem Wohnmobil. Das Abendlicht war warm und weich – ich wollte noch ein paar ordentliche Fotos des Kastelholmer Schlosses machen. Erstmal schlüpfte ich aus den qualmenden Socken und in die Sandalen rein.
Nur mit der Kamera ohne Rucksack lief ich zweimal um das Schloss, beobachtete eine Wasserratte von gigantischen Ausmaßen und schoss meine Fotos. Die Windmühlen des Jan Karlsgarden Museums strahlten knallrot im Abendlicht, das Wasser glitzerte fröhlich und das Grün war supersaftig. Meine Füße waren schwer. Um einen Blick gen Norden – Aussicht auf Nordlicht! – zu bekommen, fuhren wir in der Dämmerung wieder Richtung Bomarsund. Nordlicht gab es aber keins, was uns auch Recht war, so abgekämpft waren wir.
Schloss Kastelholm
Das burgartige Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert und war ursprünglich ein Wasserschloss, bis der umgebende See verlandete. Als vorgeschobener Verteidigungsposten von Stockholm und Herrschaftssitz hat es seinen Anteil an Adelsstreitigkeiten und Kriegswirren abbekommen. Nachdem es im 18. Jahrhundert ausbrannte, wurde es aufgegeben. Inzwischen ist ea wieder fast vollständig wiederhergestellt und beherbergt das kulturhistorische Museum der Aland-Inseln.
Jan Karlsgarden
Das Freilichtmuseum zeigt die typischen Gebäude und Einrichtungen, wie sie auf einem Bauernhof im 18. bis 19. Jahrhundert auf Aland üblich waren. Wohnhäuser, Vorratsspeicher, Ställe, eine Schmiede, eine Sauna und einige typische aländische Windmühlen wurden hier zusammengetragen und aufgebaut.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Wir verabschiedeten uns von Stefan und seiner Familie, kauften ihm noch einen gut gebrauchten praktischen schwedischen Kocher ab – er organisierte früher Outdoortouren und hatte zehn davon in einem Kämmerchen liegen. Für die nächste Tour sind wir also besser gerüstet.
Die Fahrt mit dem Wohnmobil zog sich auch – uns wurde bewußt, welche Strecke wir da gestern geradelt waren.
Aufregung liegt in der Luft
An der Bomarsunder Festungsruine gibt es einen Campingplatz, wo Sandra und Peter übernachtet hatten. Da der Platz sehr weitläufig ist, fanden wir sie nicht und fuhren direkt nach Vårdö zu unseren Taschen bei Heidrun und Eberhard. Die Sonne schien wieder, das Meer sah ruhig aus, der Wind hatte etwas nachgelassen. Kurz darauf kamen unsere Kajak Lehrer. Ich war freudig aufgeregt.
Peter erklärt uns alles ganz genau – Seekajak
Peter erklärte alles ganz genau – er packte Seekarten und eine komplette Ausrüstung zusammen. Wir zogen kurze Hosen und Schuhe für’s Wasser an. Vor uns lagen zwei Zweierkajaks, Heidrun strand daneben, da kam mir die Idee, dass sie doch mitkommen könnte. Ich hätte ja erst mal Peter fragen müssen, aber da sprudelte die Idee schon aus meinem Kopf. Heidrun schaute ganz begeistert drein und spontan ist sie auch: „Ja, klar, sowas lass ich mir nicht entgehen“ Amy hatte erst überlegt mit Gunter im Mobil zu bleiben, doch glücklicherweise begleitete sie uns aufs Wasser. Nur Gunter und Eberhard blieben zurück – die beiden hatten viel Gesprächsstoff und auch Kaffee.
Es geht los – wir paddeln auf dem Meer
Wir waren dann schnell auf dem Meer. Es war ein unglaublich gutes Gefühl, dem Wasser so nah zu sein, den Tang zu sehen, das Glitzern der Sonne auf den leichten Wellen. Für mich als Meeresmensch war das DAS Erlebnis. Mich dann noch aus eigener Kraft fortzubewegen, fühlte sich gut und vor allem naturnah an. Das Kajak glitt scheinbar mühelos über das Wasser. Wir lernten zuerst das Steuern mit den Paddeln. Dann lies Sandra das Steuer ins Wasser und ich lenkte mit den Pedalen, was ich gar nicht so einfach fand. Denn normalerweise lenke ich nicht mit den Füßen. Wir paddelten eine Weile, legte sicher so drei, vier Kilometer zurück.
Auf einer flachen Schäre zog Peter uns so nach und nach an Land und wir machten eine längere Pause auf dem warmen Felsen. Es gab ausreichend zu essen und zu trinken. Die Erkenntniss des Tages war für Noah, dass Tee auch schmecken kann – ich koche den immer viel, viel zu schwach. Trinke eigentlich nur heißes Wasser.
Der Rückweg war etwas anstrengender, weil der Wind uns jetzt ins Gesicht und vor allem in die Paddel wehte. Peter und Sandra zeigten uns, wie es sich anfühlt in etwas rauherem Wasser zu paddeln, das war eine interessante Erfahrung. Wir überquerten eine größere Bucht, was wesentlich anstrengender war als an den Felsen entlang zu paddeln. Peter machte das alles ganz gezielt, er zeigte uns immer, wenn er es uns zutraute, neue Paddelbedingungen, denen man als Kajak-Reisender ausgesetzt ist.
Gabi im Glück
Großes Glück durchströmte mich. Die Bewegung – die nicht, wie man denken könnte nur die Arme beansprucht, sondern den ganzen Körper – tat gut. Dazu die frische Meeresluft und der Anblick der Landschaft, die ich aus dieser Perspektive ja noch nie gesehsen hatte. So flach auf dem Wasser, immer ein klein wenig nass, ab und an die Hände im kühlen Wasser kühlend. Das erweiterte meine Horizont und ich bin unendlich dankbar dafür.
Fünf Stunden waren vergangen als wir die Brücke, durch die wir aufs Meer gefahren waren, wieder sahen. Die Männer hatten ungeduldig gewartet, immer mit dem Blick in diese Richtung.
Jetzt hatten wir wieder Gras unter den Füßen. Beim Aussteigen merkten wir, wie stark auch die Beinmuskulatur mit gearbeitet hatte. Nach der Ausräumaktion, aufgregtem Gequatsche und viel Hin- und Her saßen wir gegen 21:00 Uhr gemeinsam bei Heidrun und Eberhard im Caravan und aßen eine heiße, ganz besonders leckere Mahlzeit. Ein aufregender Tag neigte sich bei einem Glas Wein dem Ende zu. Die Sterne funkelten am Himmel, ich schaute nach Nordlicht, fand aber keines und schlief in völliger Ruhe fest und tief durch die ganze Nacht.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Die Wettervorhersage meinte, in zwei Tagen sollte der Wind nachlassen und das Meer sich beruhigen. Sandra hatte die geniale Idee, dass wir eine gemeinsame Kajak Tour machen könnten. Diese Idee fand meine absoluten Zuspruch! Seit Jahren wünsche ich mir einen Kajak Lehrer. Endlich mal aufs Wasser!
Wir beschlossen, das Wohnmobil zu holen und nicht noch eine Nacht im engen Zelt zu schlafen – oder besser, versuchen zu schlafen. Allerdings hatte das zwei Nachteile. Die Strecke zum Mobil war weit. Wir schätzten sie auf ungefähr 70 km. Und, der Wind wehte mit Windstärke 8! Auf der Hauptinsel Alands gibt es auch ein paar Steigungen, so ganz flach ist es da nicht und am Ende der Insel, wo unser Mobil parkte ist es kaum mehr touristisch, was bedeutet, dass man dort auf der Straße fährt, wo auch etwas mehr Verkehr ist.
Morgens erzählten wir mit Heidrun und Eberhard und natürlich mit den Outdoor Freunden Sandra und Peter. Mir kam die glorreiche Idee unser Gepäck auf dem Campingplatz zu lassen. Heidrun und Eberhard würden die Taschen in ihrem VW Bus lagern. Die Fahrräder waren nun leicht. Der Wind kam gleich zu Beginn der Tour böig in unsere Richtung. Gerade die ersten Kilometer waren schwierig.
Meine Radfahr-Meditation
Doch durch das Radfahren kam ich zu mir selbst. Kam mal wieder gerade an einer Steigung eine Windböe in unsere Richtung, blieb das Rad fast stehen. Kampfgeist kam auf. Doch das macht keinen Sinn, man kann nicht gegen den Wind kämpfen. Ich strengte mich schnell zu sehr an und verlor an Energie und Mut. Dann besann ich mich, nahm das Radfahren wie eine Meditation und trat einfach weiter in die Pedale; am besten leicht und es war egal, wie schnell ich in dem Moment gerade vorran kam. Fährt man langsam immer weiter, kommt man auch irgendwann ans Ziel. Es wird aber einfacher.
Radfahren im Sturm ist anstrengend
Ich brauchte mehr Pausen als die anderen. Amy war glücklich darüber, denn so fühlte sie sich „stark“, denn sie musste nicht nach einem Stopp fragen. An einem Kaffee hielten wir, kauften etwas Schokoladiges und einen Becher Kaffee, leider mit saurer Milch, die ich dann reklamierte.
Schon nach 25 km war ich ziemlich fertig, da kam nach einer windigen Steigung ein großer Supermarkt. Wir gönnten uns ein Eis und einige Äpfel. Die Radstrecke wurde aber auch schöner, es gab viel zu sehen und ich hätte gern viel mehr fotografiert. Doch waren wir zu spät aufgebrochen.
In Richtung Lemland wurde es dann touristisch sehr einsam, es gab keine Läden, kaum Häuser. Aber jetzt war unser Wasser ausgetrunken. Wir teilten uns gut ein, hielten Ausschau nach einer Tankmöglichkeit für die Trinkflaschen – es gab keine! Zwei größere Flaschen bräuchen wir pro Person. Das merken wir uns fürs nächste Mal und vor allem, dass es trotz bewohntem Gebiet schwierig werden kann, Wasser zu bekommen. Gegen 18:30 Uhr – nach gut sechs Stunden – kamen wir beim Wohnmobil an. Wir hatten schließlich 78 km auf dem Tacho und nur die letzten 15 km etwas weniger oder sogar Rückenwind. Da lief es dann endlich gut!
Die Temperatur war gewaltig gefallen an dem Tag – ich schwitzte und fror zugleich. Im Mobil legte ich mir erstmal unter die warme Decke im Bett und wärmte mich auf.
Wir hatten es geschafft. Die Kids fanden die Tour toll, weil wir den ganzen Tag aktiv waren.
Das ist also das Geheimnis zum Erfolg glücklicher Teenager. Halte die jungen Leute in Bewegung.
So schloss sich als an diesem Tag der Kreis. Wir waren froh und es hatte uns großen Spaß gemacht. Wir hatten drei kleinere Inseln mit dem Rad erkundet! Föglö, Kumlinge, Vårdö
Den Sternenhimmel, der auf Aland übrigens ganz besonders sternenreich ist, betrachtete ich vom Fenster des Mobils aus. Ich war zu müde, um jetzt noch Nachtaufnahmen zu machen, obwohl es mich gereizt hätte.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Nach zwei Tagen ziehen wir ohne Esra und Anja weiter gen Norden. Das fühlt sich schon komisch an. Nun ist das Wohnmobil leichter und wir haben etwas mehr Platz, was auch gut ist.
Nach kurzer Zeit stecken wir im Stau in Stockholm fest, so dauert die Fahrt länger als es uns lieb ist. Aber, wir haben Zeit.
Grisslehamn
Die Fähre nach Aland geht erst am nächsten Morgen und nach Grisslehamn sind es nur etwa 200 km. Wir kaufen noch ein, und finden dann am Fähranleger einen schönen Stellplatz, den wir nicht zahlen können, weil die Bude schon geschlossen ist.
Am nächsten Morgen machen wir uns früh zum Fähranleger auf, denn wir haben zwar die Buchung aber keine Bordkarten.
Die Fährfahrt nach Aland
Die Fähre wird voll, zahlreiche Autos, ein paar Pferdewagen, eine Gruppe Motorradfahrer und zig Fußpassagiere stehen an. Entsprechend laut ist es im Inneren der Fähre, aber es ist warm und so setzen wir uns draußen aufs Deck und schauen den blauen Himmel und Ostsee und die weißen Wölkchen an. Die Leute trinken unglaublich viel Bier, und das obwohl es erst 10:00 Uhr morgens ist. Nach einer Weile holen immer mehr Leute auch noch Wein. Ich hoffe, die Auto- und LKW-Fahrer bleiben nüchtern.
Von weitem sieht Aland unspektakulär aus. Ein flaches Eiland mit viel Wald. Wir sind die ersten, die vom Schiff fahren, es ist also sehr gemütlich. Wir fahren direkt nach Mariehamn, um im Vistorcenter Infos zu bekommen. Vor allem die Fähren zu den kleinen Inseln und eine Möglichkeit zu den Leuchttürmen zu kommen interessieren uns. Die Leuchttürme scheinen nur schwerlich und für gutes Geld erreichbar zu sein. Für die Fähren bekommen wir ein kleines Heftchen. Es sieht schon was kompliziert aus – anscheinend beginnt am Montag bereits die Nachsaison, mal sehen, wieviele kleine Inseln wir erkunden können!
Lumparland
Wir fahren nach Lunparland, wo Freunde – schwedische Homeschooler – wohnen. Am Ende einer Straße besuchen wir ein Naturreservat, wo es einen Vogelbeobachtungsturm gibt. Wir fahren ein klein wenig Rad – vielleicht so 10 km – und wandern im Naturschutzgebiet. Auch auf den Aland Inseln genießen wir die absolute Ruhe. Traumhaft.
Mit Stefan und seinen beiden Kindern gehen wir am nächsten Tag schwimmen. Die Ostsee hat jetzt nach einem langen, warmen Sommer 20°C, das ist sehr angenehm. Amy und ich schwimmen, die Männer sitzen nur am Steg und schauen zu. Feiglinge. Das Bad tut wirklich gut. Danach sitzen wir lange in der Sonne und wärmen und trocknen uns.
Wir machen eine erste kurze Radtour von 15 km, fahren entlang der Straße und fotografieren diese schönen Windmühlen. Auf einem geschotterten Feldweg quälen wir uns Richtung Ostsee, die leider nur selten zu sehen ist. Meist führen kleine, private Pfade zur See, wo Häuser oder Ferienhäuser stehen.
Ich meditiere gegen Abend mindestens eine Stunde ganz allein auf dem Steg – außer dem leisen Plätschern des Wassers, den Wind in den Blättern der Bäume und dem Gesang der Vögel höre ich nur meine Gedanken und selbst die schalte ich aus. Ich fühle mich wunderbar ruhig und entspannt. Das ist Genuß pur! Wunderbar!
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Seiten
Es konnte leider nichts gefunden werden
Entschuldigung, aber kein Eintrag erfüllt Deine Suchkriterien