Der Weg nach Dunnottar Castle
Ich wollte endlich mal langsamer machen, so überredete ich Gunter doch noch eine Nacht zu bleiben. Ken, der Platzwart, verlängerte ohne Probleme und schenkte uns wieder den Strom, sehr lieb von ihm. Die Feiertagssituation ist offensichtlich in Schottland nicht so angespannt wie weiter südlich in England. Doch der Campingplatz war schon sehr gut besucht, viele Familien waren mit kleinen Kindern unterwegs. Wir fanden es sehr interessant zu sehe, wieviel Kram so eine Familie im Kofferraum hat, wenn ein Familienzelt gecampt wird. Stundenlang wurde geräumt und aufgebaut. Und das für zwei, drei Tage, dann den ganzem Krempel wieder einpacken.
Im Ort war eine Art Jahrmarkt, auf dem sich die örtliche Gewerbe präsentierte. Wir schlenderten über den Marktplatz, überall gab es Lose und vor allem alkohlische Getränke waren als Gewinne zu haben.
Danach stand die lange Wanderung zur Schlossruine auf dem Plan. Dummerweise war der Küstenpfad wegen Bauarbeiten gesperrt, so mussten wir unter Gemurre der Kids auch noch eine große Umleitung über Asphaltstraßen laufen. Es ist zur Zeit gar nicht einfach die richtige Kleidung zu finden, die Sonne scheint schön warm, doch der Wind ist bissig kalt. Kaum läuft man etwas windgeschützt schwitzt man heftig, zeiht was aus, dann die nächste Biegung und wieder der eiskalte Wind und wieder anziehen. So ging es mir die letzten Tage, entweder freiere ich oder ich schwitze. Nach über einer Stunde im kalten Nordwind kamen wir zum Besuchszeitende an der Schlossruine an. Das hatte sein Gutes, weil sich jetzt die Touristenmassen stark verdünnten. Als wir näher an die Ruine kamen blieb uns nur noch das Staunen! Wie genial sieht das denn aus! Einfach klasse!!
Die Sonne kam und ging, das Gras leuchtete frisch grün, hie und da blühten diese tollen rosa Blüten. Zahlreiche Kanninchen hatten ganze Arbeit geleistet, der Hang sah teilweise aus wie schweizer Käse. Und Gunter trag in eines der Löcher rein und verdrehte sich das Knie. Aua! So lief ich mit den Kindern zum Strand aus sehr groben Kieselsteinen. Wow, das war ein Erlebnis – tief in der Bucht, trotzdem der weite Blick Richtung Meer und die Küste Richtung Stonehaven. Algen leuchteten im schrägen Licht der Abendsonne, Gezeitenbecken von gigangtischem Ausmaß zogen sich durch die Bucht. Das Vorrankommen auf den Felsen war sehr anstrengend, ich wollte mich beeilen, lief aber lieber extra vorsichtig. Doch wollte ich Gunter oben nicht zu lange warten lassen. Doch bereute ich es nicht ganz in der der Bucht entlang gelaufen zu sein, auf der anderen Seite sah ich später einen Aufstieg. Gunter hatte von oben Teleaufnahmen von der Ruine gemacht, ihm war es in der Höhe im Wind nur viel kälter gewesen als uns in der geschützten Bucht.
[yellow_box]Der Reiz von Dunnottar Castle liegt vor allem in seiner malerischen Lage. Die Burgruine liegt auf einem nur durch einen Pfad mit dem Festland verbundenen Felsen in der Nordsee an der schottischen Ostküste, knapp 26 km südlich von Aberdeen, unweit der Stadt Stonehaven.
Geschichte
Bekannt ist die Burg als Kulisse der Hamlet-Verfilmung mit Mel Gibson von 1990.
1685 wurden 122 Männer und 45 Frauen, sogenannte Covenanters, hier in einem Keller inhaftiert, weil es Protestanten waren und sie somit der königlichen Souveränität in allen geistlichen Fragen widersprachen. In einem Raum von knapp 50 m² und ohne sanitäre Einrichtung blieben die meisten von ihnen 2 Monate.
37 von ihnen wurden entlassen, nachdem sie ihre Überzeugung widerriefen. 25 konnten fliehen, die übrigen starben oder wurden nach Westindien verschifft. Dieses Ereignis ging als Whigs Vault in die Geschichte ein.[/yellow_box]
Der lange Weg zurück begann, als wir schon ziemlich müde waren. Abkürzungsversuche über die Baustelle oder durch Brennesseln erwiesen sich als sinnlose Zeitverschwendung. Als Belohnung für die plattgelaufenen Füße holten Esra und Noah Fish and Chips im benachbarten Takeaway. Zwei große Portionen reichten voll und ganz für uns fünf. Zwei ältere kräftige Herren saßen den ganzen Tag schon vor ihrem Caravan. Jedesmal, wenn wir zum Klo mußten liefen wir an ihnen vorbei. Da bei uns im Mobil so viele Crocs unter dem Tisch liegen, passierte es Esra einmal, dass er einen roten und einen gelben Croc erwischte. Jetzt suchen wir immer absichtlich zwei verschiedenefarbige Schuhe raus und wir fallen damit überall auf:-) Oft werden wir gefragt, ob das in Deutschland zur Zeit Mode sei! Vielleicht packen wir es ja, in GB einen Modetrend zu starten?? Jedenfalls lachten sich diese netten Herren jedesmal eins, wenn einer von uns vorbei kam. Auch Gunter, desssen Crocs sich größenmäßig nicht gut mischen lassen wurde immer und immer wieder auf die Schuhe angesprochen. Nachts dachte ich, der Himmel würde leicht grünlich leuchten. Ich wollte schon die Kamera packen und Fotos machen, doch meine Familie meinte, ganz sicher sogar, das wäre nur der Mond, der hinter den Wolken hängt. Kurz darauf sah ich, dass tatsächlich der kp Wert in dieser Nacht auf 5 stand, hoch genug für Nordlichter in Schottland!
Hi Ricarda,
schön, dass Du mit uns reist – wenigstens virtuell:-)
Ist es in Norwegen auch so kalt zur Zeit?
herzliche Grüße
Gabi
Hallo Gabi und Gang…
ja genau das sind die Aufnahmen die ich sehen wollte von Dunnottar Castles. Einfach herrlich, bin schon gespannt was alles noch kommt.
lg edeltraud
Klasse Bilder ! Und wieder einmal DANKE, daß ihr uns an Eurer erlebnisreichen Tour teilhaben lasst ! Weiterhin Gute Fahrt wünscht Ricarda