Wir warteten morgens, dass die Wolken evtl etwas Kontur bekommen würden. Doch es tat sich nichts, außer, dass die Wolken teilweise abregneten. Wir spielten Rommee mit Blick auf die Rinder. Seltsamerweise hatte ich noch nie so viel Pech beim Rommee wie bei den Spielen auf dieser Reise. Ich liege seit Holland auf Platz fünf!
Trotz Nieselregen liefen wir entlang der wunderschönen Küste, bei gutem Fotowetter wäre das der Traum hier!
Wir beschlossen nicht noch einen Tag zu warten, sondern uns Richtung Norden aufzumachen. Der Wetterbericht machte uns nicht sonderlich viel Mut, dass das Warten lohnend wäre. Wir fuhren einen kleinen Umweg entlang eines Flußes und besuchten die Shin Falls, wo die Lachse zur Quelle wandern. Lachse sahen wir keine, doch extrem biestige Midges machten uns innerhalb weniger Sekunden das Leben zur Hölle. Ich mußte das Objektiv wechseln und hatte begründete Bedecken, dass ich danach eklige Biester auf dem Sensor sehen würde:-) Es war tatsächlich unaushaltbar. Da kam eine nette….
… Italienerin mit giftem Zeugs in der Hand. Sie hielt es mir lächelnd entgegend und ich und Amy nahmen es direkt dankend entgegen. Danach war es aushaltbar. Doch hatten wir die juckenden und absolut kostenlosen Souvenirs schon abbekommen. Gunter kam auch fluchend in unsere Richtung. Wie er es sonst so machte, wollte er schnell die nette Geste des rettenden Giftes ablehnen. Ich meinte nur, es hilft aber tatsächlich, da griff er doch schnell zu bevor die Frau es sich anders überlegen würde. So schafften wir es nach den Lachsen zu schauen, den Wasserfall, der nicht sonderlich hoch und auch wenig fotogen war, anzusehen. Lachse fanden wir keine, es ist wohl noch zu früh im Jahr und wie Charley schon sagte, es fehlt wohl noch ergiebiger Regen. Es regnet war öfters aber meist nur so ein Leute geärgert, nicht genug um richtig tratschnass zu werden (es sei denn man wartet stundenlang auf die Delfine!) und zu viel um Wanderungen wirklich angenehm zu gestalten.
Hier ein Link zu den Midges
Wir fuhren weiter, verpassten es rechtzeitig zu tanken und erreichten schließlich mit dem letzten Tropfen Diesel Wick. Vor John O Groats sahen wir ein Wohnmobil anscheinend auf einer Wiese stehen, wir drehten und fuhren die kleine Gasse zum Meer hinunter. Das war ein netter kleiner Parkplatz und das Wohnmobil kam aus Frankreich. Uns scheint, die Franzosen mögen Campingplätze nicht so gern, die suchen sich lieber Plätze zum „Wild Camping“, Stellplätze eben. Die Küste war von unglaublicher Schönheit, das Wetter war es nicht. Bedeckt war es ohne Aussicht auf nur einen Sonnenstrahl. Doch die Wellen knallten wild und die Wolken waren nicht mehr ganz so grau in grau. So liefen wir alle gemeinsam zum Strand. Dort wuchs enorm viel Tang, es gab alte zerfallen Hüttchen und eine archäeologische Ausgrabungsstätte. Die wirkte im Regenwetter sogar wunderbar. Die Vögel kreischten, der Wind wehte und die Wellen rollten eine nach der anderen auf die schrägstehende rießige Felsplatte. Auch die Steilküste sah interessant aus, so, als hätte hier eine zu fleißige Oma unmengen Pfannenkuchen aufeinander gestapelt. Wir hatten jedenfalls schon enorm viel Spaß. Fühlten uns lebendig – den Elementen ausgesetzt, im kalten Sturm und dem Knallen der Wellen und der salzigen Gischt in der Luft.
Da blies ein Delfin vielleicht 5-6 m von uns. Wow! Er schien im Tang und sehr nahe an den Felsen vorbei zu ziehen. Und es kommt noch besser: der Delfin war wahrscheinlich so nah an der Küste, weil ein Orca etwas weiter die Küste entlang zog. Wie in Zeitlupe tauchte die Rückenfinne aus dem Wasser auf und senkte sich wieder. Esra und ich waren begeistert. Unser Glück war so groß, es war greifbar:-)
Wir waren sehr müde nach der langen Tour, Amy und Noah hatten sich schon etwas früher ins Mobil zurückgezogen. Ich lud nicht mal mehr die Fotos runter, obwohl die Neugier natürlich immer groß ist, und fiel kurz darauf schon in einen verdienten Schlaf.