Morgens machten wir erstmal langsam. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen und wir brauchten ein paar Tage Ruhe. Außerdem war das Internet schnell und ich stellte ein paar Berichte online. Erst nach 12:00 Uhr verließen wir den Platz, suchten einen Tesco, denn unsere Vorräte waren völlig leer. Wir kauften mächtig viel ein, die „Kühlschrankleere“ der letzten Tage war uns eine Lehre gewesen:-)
Dann suchten wir einen kleinen Leuchtturm bei Ardmair. Die Straße dahin war sehr eng und holprig, doch wir erreichten schließlich einen kleinen Parkplatz mit Blick zum kleinen Leuchtturm.
Gunter kochte, wir liefen los. Es waren nur etwa 600m zur Spitze und dort konnten wir gut über die Felsen klettern. Das Wetter war relativ langweilig, alles grau in grau, doch die Wolken zeichneten sich ab.
Windstille und Midges
Und weiter ging es entlang der A 823, es nieselte immer wieder und plötzlich, der Sturm war weg, nicht mal ein Wind wehte. Und schon wünschten wir ihn wieder herbei. Scharenweise belagerten uns die Midges, aua, aua aua…. Die waren dermaßen in der Überzahl und dermaßen hungrig, dass wir nicht dran dachten rauszugehen. Es regnete jetzt sowieso, Zeit für Rommee, denn Internet Empfang gab es nicht (und würde es auch die nächsten Tage nicht geben…).
In Poolewe kehrten wir relativ spät auf einem Campingplatz ein. Ein Caravan Club mit entsprechend sauberen und gemütlichen Sanitäranlagen. Wir bedauerten es, heute früh alle geduscht zu haben, hier wäre es wesentlich besser gewesen.
Hier geht es gleich mit dem nächsten Tag weiter…
Poolewe, Inverewe Garden, Rubha Reidh Leuchtturm
Es regnete geräuschvoll durch die ganze Nacht. Wir schliefen aus! Erzählten morgens lange mit den Nachbarn, die Outdorrfans waren. Die Kajaks interessierten mich sehr, hätte nicht gedacht, dass in einem so kleinen Boot so viel Stauraum ist.
Die Midges waren friedlich, ein leichter Wind wehte, es war bewölkt, nieselte nur hier und da. Eine lange Wanderung, nämlich die, die unser Nachbar empfohlen hatte, wollte ich zwar gern machen, doch Gunter hatten erstens bezgl des Wetters Bedenken und zweitens bezgl der Midges. So fuhren wir die nahen Inverewe Gärten an. Bei leich bedecktem Himmel wären die sicher auch sehr schön.
Inverewe Garden – friedliche Pflanzen und blutgierige Biester
Wir meldeten uns als National Trust Mitglieder an, relativ teuer mit 84 Pfund, doch wir hatten uns schon vorgenommen im nächsten Frühjahr wieder zu kommen und dann hätten wir das gleich. Später wieder im Mobil stellten wir jedoch fest, dass die Mitgliedschaft zwar nur für ein Jahr zu bekommen ist, sie jedoch schon Ende Februar wieder ausläuft, hmm, dumm gelaufen für uns. Jetzt nach vier Wochen unterwegs. Na, mal sehen, vielleicht kommen wir noch an ein paar Gärten, oder Schlössern vorbei. In Schottland gibt es ja nicht ganz so viele National Trust Sachen wie in England oder Wales. Ansonsten haben wir das Geld zur Erhaltung der Natur und Umwelt trotzdem gut investiert.
Die Gärten waren klasse, doch unser Genuß wurde schwer, sehr schwer getrübt. Wir wurden dermaßen überfallen von diesen blutsaugenden Plagegeistern, es war schwierig sich zu konzentrieren oder die wunderbar angelegten Pflanzen zu genießen. Nach einer Weile mußte ich dann noch ganz dringend auf’s Klo und dann war es wirkich eine großer Herausforderung, noch brauchbare Fotos zu machen. Ich wollte doch unbedingt die blühenden Rhododentren aufnehmen. Nur ein einziges Mal kam die Sonne kurz durch, es sah fantastisch aus mit den farbenfrohen, blühenden Rhododentren im Wald.
Auf engen Gassen zum Leuchtturm
Wir versuchten uns erst mal von dieser Saugattacke zu erholen. Fuhren dann weiter, entlang des Loch Ewe sollte es einen schönen Sandstrand mit Übernachtungsmöglichkeit für 2 Pfund geben. Die Single Track Road führte uns zum Ziel. Ein sehr holpriges Grasgelände mit Blick auf einen roten Sandstrand und Felsen zum Klettern war als eine Art Campingplatz nutzbar gemacht. Uns gefiel es auch sehr gut, doch die Sonne – ja, es hatte sich ganz aufgeklart – würde es abends nicht um die Ecke packen. So fuhren wir Richtung Gerlach und dann weiter eine weitere Single Track Road in Richtung Leuchtturm. Die letzten fünf Kilometer fuhren wir glücklicherweise nicht mehr, unser kleines altes Mobil hätte das auch gar nicht geschafft. Vor allem das erste Stück war enorm steil und hatten 30-40 cm große Schlaglöcher, denen ich aufgrund der Enge der Straße nicht hätte ausweichen können. Die Brücken waren wie aus Pappe, doch für 7,5 t ausgelegt. Erstaunlich!
Wanderung in der Nacht
Ich hatte mir den Weg zum Leuchtturm an Klippen entlang vorgestellt, leider liefen wir etwa 40-50 teilweise auch mehr meter im Landesinnern. Die Strecke zog sich enorm dahin, vor allem, weil wir den Leuchtturm auch nicht mal in der Ferne ausmachen konnten. Doch es lohnte sich, nach etwa einer Stunde waren wir am Kap und das Licht und der Leuchtturm – übrigens wieder von Stevenson – waren wunderbar. Wir erkletterten die Felsen, fotografierten den Turm von allen Seiten, schauten uns das Infozentrum an und schauten, ob wir Wale oder Delfine sehen würden. Auf dem Weg hierher hatten wir eine große Delfinschule, freudig springend Richtung offenes Meer ziehen sehen.
Erst gegen 22:00 Uhr machten wir uns auf großen Wunsch der Kids wieder auf den Rückweg. Der Rückweg dauerte wegen der vielen Fotomotive noch länger. Die Wolken und der Sonnenuntergang waren mit das Schönste, was wir seit langem gesehen hatten. Wow, die Regenwolken, die sich sichtbar abregneten wurden von der untergehenden Sonne angestrahlt, nicht nur sie, sondern auch das ruhige Meer darunter strahlten rot, rosa und hellblau. Ein dichtes Wollgrasfeld erweckte unsere Neugier, wir erwanderten es über weichen moosigen, sumpfigen Untergrund. Ein dunkles, leicht feuchtes Matschloch lag vor uns. Noah war fast daran, hinein zu treten, wir hinderten ihn gerade noch daran. Man weiss nie, wie tief diese Matschlöcher hier sind. Die Jungs suchten schwere Steine und testeten die Festigkeit des Matsches. Der Stein versank völlig ohne Verzögerung, fast wie in Wasser. Uff, das machte uns richtig Angst, wie tief es wohl ist? Wir wollten uns nicht vorstellen, was passiert wäre, wäre einer von uns versehentlich hineingeraten.
Wie gefährlich ist das Moor?
Gespräche über Moorleichen, super gut erhaltene Mammuts und solche Geschichten prägten den restlichen Rückweg. Dunkel wird es ja nicht wirklich, so kamen wir gegen 23:20 Uhr erst wieder am Parkplatz an und mußten noch einen Stellplatz für die Nacht suchen. Hoch auf einer Kuppe hatten wir ein britisches Mobil stehen sehen, dorthin fuhren wir, taten uns sehr schwer damit eine kleine Stelle zu finden, wo wir halbwegs gerade standen. Wir parkten schließlich mit der Wagenspitze nach vorne. Diese Tatsache erschwerte mir die erholsame Nachtruhe, ich hatte Angst, wir würden den Abhang runter rollen. So suchte ich in der mittlerweile kalten und windigen Nacht noch nach Steinen, die ich vor die Räder legen konnte.
Hi Gabi,
der Sonnenuntergang ist wirklich schön. Das Wollgras gefällt mir aber noch besser, auch wenn es auf tükischem Grund wächst. Die Delfine waren bestimmt schön anzusehen. Hätte ich auch gerne mal zugeschaut.
Warte jetzt gespannt auf dein Bild von Nessi ;-)
LG Ursula