Vormittags ließen wir uns in Glenn Brittle Zeit, weil das versprochene Ersatzteil erst gegen Mittag eintreffen sollte. Gunter hatte wieder eine schlaflose Nacht hinter sich, Horden blutgieriger Midges hatten ihm wieder zugesetzt. Diese Biester lassen sich nicht durch normale Mückengaze aufhalten, und quetschen sich sogar durch die Fensterdichtungen. Also sitzt man nachts entweder im Mief oder wird ausgesaugt.
Blumenwiese und Strand
Gunter hatte Angst das Mobil zu verlassen, denn die Stiche setzten ihm gewaltig zu und er wollte keine neuen riskieren. Ich hatte „Hummeln im Hintern“ mußte raus, denn es war zwar etwas windig, doch relativ warm. Ohne dicken Pulli konnte ich es draußen aushalten. So fotografierte ich wieder die weitläufige, wunderschön lebendige, vor Hummeln nur so surrende, Blumenwiese. Zur Kamille gesellten sich nun noch kleine gelbe Blümchen (muß ich später nachsehen, wie die heißen) und ich lief, fotografiert und genoss. Naß war es, es hatte ja die ganze Nacht über geregnet. Da mir das Gras und die Blumen fast bis zu den Oberschenkeln reichten, war ich auch bis oben hin so richtig klatschnass. Dann lief ich noch ausgiebig über den schwarzen Strand, fand dort seepockenbesetzte Felsen und Muster wo sich heller und dunkler Sand vermischten.
Ersatzteil und Enttäuschung
Na ja, frohen Mutes machten wir uns auf nach Portree, um das Ersatzteil in Empfang zu nehmen. Aber Riesenenttäuschung: es war nichts da! Nach wiederholtem Nachfragen kristallisierte sich heraus, dass wohl ein falsches Teil geschickt worden war. Das richtige sollte dann etwa nächste Woche oder später oder gar nicht eintreffen. Voll frustriert durften wir die Panoramastraße von Mallaig abhaken und machten uns umgehend auf den Weg nach Inverness. Größere Stöße wurden jetzt nur noch über die Gummipuffer in der Luftfederung abgefangen. Wegen der ebeneren Wegstrecke fuhren wir am Loch Ness entlang an den Touristenfallen vorbei.
Dudelsack
Das schottische Nationalinstrument, der Dudelsack, ist weltbekannt, trotzdem scheint niemand so genau zu wissen wo er ursrünglich eigentlich herkam, es wird vermutuet dass ausländische Händler ihn einst aus östlichen Ländern mitgebracht haben, oder dass römische Soldaten sie aus Südeuropa anschleppten.
Im 15. Jahrhundert wurde er zum Lieblingsinstrument vieler gälischer Clansherren, die seinen furchterregended Klang und seine unglaubliche Lautstärke in der Schlacht dazu nutzten die Herzen ihre Feinde mit Angst zu füllen. Dies endete 1747 nach den jakobitischen Erhebungen mit dem strickten Verbot der Engländer, dass „Kriegsinstrument“ zu nutzen.
Heute ist der Dudelsack bei unzähligen Festivals, Feiern und manchmal auch einfach so am Straßenrand immer wieder zu bewundern. Beim Castle Eilean Donnan paßte die Musik perfekt!
Schottenrock
Der traditionelle keltische Schottenrock existiert seit tausenden von Jahren, er war schon bei den alten Römern als ein typisch schottisches Kleidungsstück bekannt. Zu diesen Zeiten waren die Kilts noch nicht gemustert, sondern von einem einfarbigen grün oder braun, abgesehen davon hatten sie mit den heute getragenen Exemplaren viel gemein. Die Clanskrieger der Highlands nutzen ihren Rock um im rauen Klima der Hochebenen zu überleben, so diente er in kalten Nächten als Bettdecke, oder als Zeltplane zum Schutz gegen den Regen. Nach den jakobitischen Aufständen 1747 wurden das Tragen eines Kilts unter Androhung von Gefängnisstrafe und Deportation von den Engländern verboten.
Trotz aller Mühe und Aufregung, hatte ich ein absolut geniales Gespräch mit zwei Reisenenden, einem Sohn der seiner Mutter Schottland zeigte. Wir hielten am Eilean Donan Castle, schauten uns kurz um, genossen die Dudelsack Musik, gingen aufs Klo und die beiden im Mobil waren so nett, dass wir direkt ins Gespräch kamen und bestimmt 10-15 Minuten angregt schätzten. Mir tat das so gut!
In Inverness hatten wir zunächst größte Mühe, die Zentrale des Ladens überhaupt zu finden, und es war schon weit nach Geschäftschluss. Also wieder raus aus dem Industriegebiet, noch kurz das nötigste eingekauft und auf dem Besucherparkplatz der Culloden Memorial Site übernachtet. Ich schlief übrigens gar nicht gut an dieser Stelle – die Geschichte holte mich wohl ein.
Culloden Moor 1746
Die Jakobiten unter Prince Bonnie Charlie marschierten 1745 mit ihrer Highland-Armee siegreich Richtung London, um die Stuarts wieder auf dem schottischen Thron zu etablieren. Tragischerweise verloren viele der Clan-Chiefs kurz vor der Einnahme Londons die Lust am Krieg und kehrten um.
Die Engländer stellten schleunigst eie Armee unter dem Herzog von Cumberland auf und verfolgten die heimwärts ziehenden Schotten. Im Moor von Culloden vor Inverness kam es zur entscheidenden Schlacht. Die stark geschrumpfte Highland-Armee, viele Krieger hatten ihr den Rücken gekehrt und waren nach Hause gegangen, war seit Wochen auf der Flucht vor den Engländern. Diese ruhten sich aus, sammelten Kräfte und warteten auf einen günstigen Zeitpunkt, während die gehetzten Highländer Probleme mit der Versorgung und der Erschöpfung hatten. Zudem wählte Bonnie Prince Charlie fatalerweise die Ebene von Culloden aus, um sich den Engländern entgegenzustellen, was der englischen Artillerie und Reiterei sehr gut zu Pass kam. Die Schotten hätten besser versucht, die Engländer in gebirgige, bewaldete Gebiete zu locken, was ihrem Kampfstil mehr entgegengekommen wäre.
So standen 12000 Engländer und 4-5000 Highländer gegenüber. Nach nur einer Stunde waren 1200 Schotten tot und die Schlacht geschlagen. England war der Rebellionen müde und legte den Schotten schwerste Sanktionen auf. Die schottische Selbstbestimmung und Kultur war zerstört.[/yellow_box]