Talisker Distillerie, Glenbrittle Camping
Wir wollten ja nicht viel fahren ohne die Federung, so trödelten wir und beobachteten dabei all die Menschen, die aus den Touristenbussen an dieser Stelle abgeladen wurden. Tausende eher langweilige Fotos wurden von den Franzosen und Japanern vor den Klippen aufgenommen. Es war schon toll, einfach mal zu schauen. Wir spielten dann wieder Karten, tranken Kaffee und überlegten was wir weiter machen würden.
Zuerst nach Portree. Da wir kein Handyempfang hatten – schon die ganze Zeit ist das übrigens ganz übel, entweder ganz schwach, so dass wir nur mit viel Mühe und Geduld mails abrufen konnten oder – wie hier – gar nicht. DAs wäre jetzt ganz praktisch gewesen, wir hätten nämlich bezgl dieses kleinen Ersatzteils recherchieren können. In Portree bekamen wir die gute Nachricht, dass exakt das gleiche Teil unterwegs sei. Es käme sehr sicher morgen an!
Wie schön! Da würden wir doch warten.
So machten wir uns auf, immer den Blick auf die Straßenqualität – jetzt bitte keine zu holprigen und engen, steilen Straßen mehr – zur Talisker Distillerie! Das Wetter war trüb und grau, es nieselte und das war der optimale Zeitpunkt endlich eine Distillerie zu besichtigen.
[yellow_box]Die Talisker Whiskey-Destillerie – Info Text von Esra
Ein kalter, klarer Bach an der rauen Küste einer schottischen Insel oder mitten in den Highlands, umgeben von kargen, sturm- und regen-gepeitschten Hügeln und nur wenigen, winzigen Siedlungen; an solchen Orten gedeihen Whisskeybrennereien besonders gut, auch wenn eigentlich nur der kalte und klare Bach wichtig ist. Der Rest sieht aber gut aus und macht Eindruck. Und zieht Besucher an.
Mit der Talisker-Distillerie ist es nicht anders. Als 1831 zwei schottische Gebrüder das Unternehmen aufbauten, legten sie besonders großen Wert darauf, dass in unmittelbarer Nähe zu ihrem Werk eine Quelle hochwertigen Wassers lag. Wir erfuhren, dass die unterirdische Qulle, die das Wasser für den Whisky liefert, nach vier Wochen Trockenheit ausgetrocknet ist. Anstatt anderes Wasser zu nutzten, was den Geschmack jedoch beeinflussen würde, wir nun einfach die Hertsellung gedrosselt und auf Regen gewartet. Der wäre auf Skye nie weit und niemand würde sich deshalb große Sorgen machen.
Bei der Herstellung von Whiskey sind drei Faktoren ausschlaggebend für den Geschmack des Produkts: Die Wahl der Zutaten, das Herstellungsverfahren und die Lagerung.
Wasser, Gerstenkörner und Hefe sind die Hauptzutaten, und sie müssen jeweils mit größter Sorgfalt ausgewählt werden. Das Wasser bei Talisker zum Beispiel hat einen einzigartigen Geschmack, weil es durch einen Torfboden fließt; die Gerste für die Talisker-Herstellung wird auf der Black Isle angebaut, und penibel genau geschrotet, und von den über tausend Hefe-Sorten kommen nur einige wenige in Frage.
Die Herstellung beginnt damit, dass man die Gerstenkörner ausbreitet und befeuchtet, um sie zum Keimen zu bringen. Nach zwei Tagen wird dann der Keimvorgang mit Hitze gestoppt, die meist von einem qualmenden Torffeuer herrührt. Wie lange (oder ob überhaupt) man die Körner dem Torfdampf aussetzt, beeinflusst den „rauchigen“ Anteil im Geschmack. Einmal getrocknet, kann man die Gerste lagern und zu der eigentlichen Brennerei fahren, wo sie gemahlen wird.
Wenn das Gerstenschrot der erwünschten Qualität entspricht, wird es mit 65°C heißem Wasser vermischt, damit der Zucker extrahiert wird. Dieser Vorgang wird noch einmal mit etwas heißerem Wasser wiederholt, bis man keinen Zucker mehr herausbekommt.
Die Flüssigkeit, die man daraus erhält, wird nun mit Hefe versetzt und in gigantischen Holzbottichen gären gelassen. Man kann auch modernere Edelstahlfässer benutzen, aber diese würden den traditionellen Geschmack verändern, erklärte man uns.
Wenn das sogenannte „Beer“ endlich aus den 35.000l Bottichen herauskommt, wird es mehrfach destilliert. Dabei werden der Alkohol und die Geschmacksstoffe vom Wasser getrennt.
Dieser 70%ige Brand muss dann nur noch mit Wasser versetzt werden (sodass man etwa 40% Alkohol hat )bevor man ihn in die Lagerfässer füllen kann.
Doch man kann Whiskey nicht einfach in irgendeinem Fass lagern. Die Lagerung ist wie bereits erwähnt ein wichtiger Teil der Geschmacksbildung, und die Wahl des richtigen Behälters ist enorm wichtig. Fast alle Whiskeyfässer sind aus Eiche gemacht, und viele wurden vorher schon für die Lagerung anderer alkoholischer Getränke benutzt.
Sehr oft werden alte Sherry- oder Portwein- Fässer für den Whiskey wiederverwendet, um ihm einen fruchtigen, kirschartigen Geschmack zu verleihen. Aber auch Rum, Bordeaux, Weißwein oder Bourbon können die Vormieter eines der Eichenfässer gewesen sein.
Natürlich sind nicht nur der vorherige Lebenslauf und die Zusammensetzung des Behälters von ausschlaggebender Wichtigkeit, auch die Lagerungsdauer und die Lage des Lagerhauses beeinflussen die wertvolle Spirituose enorm.
Bei Talisker wird die Lagerhalle nicht temperiert, der schottische Wind darf nach Belieben darin verweilen. Manche Whiskeys verbringen „nur“ zehn Jahre dort, andere sind schon seit über drei Jahrzehnten ungeöffnet in ihrem Fass und warten geduldig. Dabei gehen jährlich etwa 1-2% des Inhaltes verloren, entwichen durch die Poren des Holzes. Dieser Verlust wird als „Angles Share“ bezeichnet, der Engels-Anteil.
Mit der Besichtigung der Lagerhalle war unsere Tour zu Ende, und wir wurden zusammen mit den anderen Besuchern in ein kleines Geschäft mit großen Preisen getrieben, wo das vielfältige Sortiment von Talisker angeboten wurde.[/yellow_box]
Nach der Besichtung rollten wir Richtung Küste und zwar nach Glenbrittle, wo es einen Campingplatz „am Ende der Welt“ gibt. Wir checkten ein (27,50 Pfund – Erwachsene 7Pfund, pro Kind 4,5Pfund und Strom hätte ganze 6 Pfund gekostet, worauf wir verzichteten) und suchten einen Wiesenplatz in der Nähe der Toiletten. Es nieselte immer noch, doch gab es trockene Phasen zwischendrin.
Ich wollte wandern. Wir warteten eine Regenpause ab und machten uns auf den Weg. Eineinhalb Stunden den Berg hoch käme man zu einem Loch, welches wunderbar inmitten der hohen Berge eingeschlossen liegt. Dorthin wanderten wir, mit einem extra Rucksack voller Regensachen. Es ging stetig bergan, wir liefen etwas langsamer als ich mit Esra am Tag zuvor zum Old Man of Storr, ich wollte nicht nochmal durchschwitzen. Nach etwa einer Stunde begann es heftiger zu regnen, wir packten uns regendicht ein, was unangenehm ist, wenn man bergauf wandert. Glücklicherweise wehte ein leichter Wind, also keine Midges. Doch nicht nur der Regen, auch der Wind wurden stärker und stärker. Immer wieder dachten wir, gleich auf den See sehen zu können, doch dann kam wieder eine felsbedeckte Kuppe und wir liefen weiter in der Hoffnung, nach dieser Kuppe käme der Blick auf den idyllisch liegenden See. Doch der Wind wurde zum Sturm, der Grasbewuchs wurde dünner, es war steiniger und wirkte kalt und abweisend. Als der Regen schließlich nur noch auf uns hernieder prasselte, das Getöse des Sturms jede Unterhaltung unmöglich machte, kehrten wir ohne auch nur einen Blick auf’s Loch erhascht zu haben, wieder um. Schade, jetzt wissen wir nie, wie weit es noch gewesen wäre. Der Sturm ebbte ab je weiter wir ins Tal kamen, der Regen verwandelte sich wieder in Nieselgeplätscher, wir kamen müde und relativ unbefriedigt auf dem Campingplatz an. Dort redeten wir mit zwei netten Holländerinnen und ich fand ein sehr nettes Fotomotiv in der Blumenwiese unweit unseres Platzes. Ich lief noch weiter und genoss die Energie, die alte Eichen ausstahlten, dazu der Blick zu den hohen Bergen der Cuillins, es war klasse, denn sogar die dunklen, düsteren Regenwolken wirkten im Tal eher fotogen als bedrohlich.
Wir waren etwas früher als sonst in den Betten und lauschten die ganze Nacht dem Regen, wie er auf unser Dach trommelte. Ich dachte nur: „Water for Whisky“.
Hi Helen,
ich bin auch noch lange nicht der Whiskykenner, als dass ich das „touristengesöff“ nicht auch genießen könnte:-)
Wir sind jetzt schon bei Cambridge, besuchen eine Freundin und nächste Woche daheim… Bis bald
Gabi
Hi Gabi,
habe eben erst deinen Antwortkommentar gelesen…
Was den Whisky betrifft, vertraue ich da mal ganz auf deinen Geschmack!
Ich habe auch kein Problem mit ‚Touristengesöff‘ , wenn’s denn gut schmeckt…:-D :-D
Liebe Grüße,
Helen
Hi Helen
Ja, wir werden was mitbringen:-) Eine Flasche Talisker haben wir schon gekauft!! Welchen sollen wir denn noch mitbringen? Wenn wir die Schotten nach ihrem Lieblingswhisky fragen nennen die meisten den Laphroaig – und den mag ich ja gar nicht.
Wir mögen den Black Grouse im moment gern – das heißt dann „Ah, das Touristengesöff“.
Hoffe, das Wetter wir besser, wenn wir kommen. Wir brauchen es mal wieder wärmer….
liebe Grüße
Gabi
PS Esra freut sich natürlich immer sehr über Anmerkungen zu seinen Texten! Danke!
Ich hoffe, ihr bringt auch ein bisschen was mit zum probieren! Dann lässt sich der verregnete Sommer auch in Deutschland sicherlich ein wenig besser aushalten ;-D
Lieber Esra, vielen Dank für deine interessanten Berichte! Da kann ich doch immer wieder was dazulernen :-)