Wie riecht Pennan? Und warum ist die Telefonzelle so berühmt?
Fahrt nach Pennan
Jetzt hatten wir eine ca. 230 km lange Fahrt nach Pennan vor uns. Anfangs ging es sehr schnell, die Straßen waren frei, das Wetter trüb. Keine Fotostopps waren nötig. Nach Inverness ging die Fahrt sehr langsam voran, jetzt häuften sich die Kreisel, die Autos auf der Straße und es war dunkel. Je näher wir gen Pennan kamen, desto steiler und enger wurden die Straßen. Die Straßen waren matschig, es muss viel geregnet haben in der letzten Zeit. Vor der Abfahrt nach hinunter Pennan hatte ich etwas Angst, sie ist steil, wir sind sie schon gelaufen. Im Auto sitzend kam es uns noch steiler vor. Ich rate niemandem dieses Stück mit dem Wohnmobil zu fahren. Es standen zwar nur 14 % an, doch wir sind uns einig, es sind mehr. UND die Straße ist kurvig und eng. Wir schafften das, fanden schnell unser Cottage und den versteckten Schlüssel. Auf Inseln warten die Häuser einfach offen auf die Mieter, auf dem Festland ist alles verschlossen.
Ferienhäuschen in Pennan
Das Häuschen lag nur 20 m vom Meer entfernt, und hatte doch absolut keine Sicht auf das Meer! Erstaunlich. Pennan besteht nur aus zwei Häuserreihen, wir waren in der zweiten Reihe.
Wir hatten drei Zimmer, die übereinander lagen, also viele Treppen, die historisch eng und ungleich waren. Stolperfallen, wir nutzten immer die Handläufe zur Sicherheit. Kalt war es auch noch im Haus. Es dauerte sehr lange, bis es angenehm war. Glücklicherweise haben wir Bettflaschen dabei, ohne die wäre es sehr unangenehm gewesen.
Der Geruch von Pennan
Ich zog abends natürlich durch die Gasse! Es gibt ja nur eine! Dunkel lag das Meer vor mir, der angespülte Tang roch meerig, Gischt und Regen und der Duft nach Torffeuer lagen in der Luft. Hier hält sich der Geruch heißer Bremsen beständig, selbst im starken Wind des Meeres. Dauernd kommt Nachschub. Das Pennan Inn, ein Restaurant und Pub, hatte geöffnet. Mit Esra trank ich einen Whisky. Lecker. Es war so heiß im Pub, dass ich alles so nach und nach auszog, was noch vertretbar war. Als ich mich ohne negativ aufzufallen, keiner weiteren Kleidung entledigen konnte, der Schweiß immer noch meinen müden Körper hinunterrann, beschlossen wir zu gehen. Fast fiebrig erreichte ich das nur 100 m entfernte Cottage, jetzt war wieder frieren angesagt.
Die Telefonzelle aus dem Film Local Hero
Vor einigen Jahren hatten wir zusammen mit unseren schwedischen Freunden „Local Hero“ geschaut. Hier in diesem Ort wurde der sehenswerte Film gedreht. Vor allem ich hatte große Lust, diesen jetzt an historischer Stelle anzusehen. Da wir Fernsehtechnisch nicht versiert sind, tat ich mich schwer mit diesem neuen Gerät. Es war ein Flachbildschirm, einen DVD Player gab es nicht, aber es lagen DVD’s herum. Es müsste also funktionieren?! Nur wie?
Hinten am Bildschirm gab es einen Schlitz, dort musste die Filmscheibe hinein. Leider lief die gebrannte Version nur ohne Ton, wie schade! Wer von Euch kennt denn den Film?
Rockpools in Pennan
Früh morgens schien die Sonne! Kaum ein Lichtstrahl fand den Weg durch die kleinen Fenster. Der Blick hinaus zeigte uns nur die gegenüberliegende Hauswand. Die Scheiben waren völlig salzverkrustet, was das Bild stark verschwommen zeigte. Ich sprang raus, hinaus ans Meer, nur ein paar Schritte vor der Tür! Genial! Am Ende des Ortes gibt es zahlreiche, und ganz besonders schöne Gezeitenbecken. Rockpools – so heißt auch unser Cottage! Große, farbig perfekt gemischte Kiesel liegen in den Becken, zahlreiche Lebewesen tummeln sich dort. Für Unterwasseraufnahmen ist es viel zu kalt, ich kam nicht mal in Versuchung!
Schade, wir haben den Sturm knapp verpasst
Die Fotografie war schwierig, grelle Sonne hinter den Bergen, dunkel Felsen im Vordergrund, die Kamera schaffte diesen Kontrast kaum. Ich war allein, niemand kam aus den Häusern. Es leben nur etwa 10 Leute im Ort, die meisten der Häuser sind Ferienunterkünfte. Der Ort wirkte trotzdem nicht ausgestorben, hie und da parkte ein Auto, Rauch stieg aus den Schornsteinen. Hundebesitzer führten später ihre Vierbeiner aus. So kam ich auch wieder ins Gespräch mit einer Anwohnerin. Gerade gestern gab es richtig große Wellen hier. Dann spritzt das Wasser die Hafenmauer hoch bis zu den Häusern. Schade, dass Ihr das verpasst habt. Der Gezeitenkoeffizient ist gerade sehr hoch, d.h. das Wasser steht bei Flut höher als sonst. Dazu kam starker Wind aus Norden und schon knallen die Wellen! Das erklärt auch die verschwommene Sicht durch unsere Fenster, auch in der zweiten Reihe.
Küstenort Crowie
Wir zogen los, das Wetter war gut für einen Fotoausflug. Wir begannen mit Crowie, einem historischen Fischerort ähnlich wie Pennan. Crowie ist das besterhaltene Fischerdorf Europas. Der Ort ist mit dem Auto nicht erreichbar, auf der Höhe gibt es einen Parkplatz, den wir nutzten. Gunter und Esra mühten sich mit dem Internet Stick ab, es funktionierte nicht. In Pennan gibt es keinen Mobilfunk, also konnten wir das im Haus nicht testen. Ich lief mit Amy und Noah runter und fotografierte. Was für ein interessanter Ort. Die beiden Internetchecker kamen nach, sie waren nicht erfolgreich gewesen. Der USB Stick verweigerte den Internetzugriff. Nach den Wochen des problemlosen surfens auch ein Erlebnis. Man hat mehr Zeit, die Gegend zu erkunden!
In Buckie schauten wir nach Flaschenpost, dort hatte ich im Sommer eine gefunden. Doch heute gab es nichts, auch gut, es war fast kein Müll am Strand. Dafür stand ein Imbisswagen, fettige Pommesgerüche in den Wind absondernd. Verlockend, das Frühstück lag bereits eine Weile hinter uns, die frische, kalte Luft hatte wieder für Hunger gesorgt.
Vogelkolonie in Troup Head
Einige Naturfotografen hatten wegen der Papageitaucher und Basstölpel Troup Head empfohlen. Wir waren damals nicht sicher gewesen, wie wir mit Wohnmobil die steilen Straßen bewältigen würden. Mit dem VW T4 Synchro trauten wir uns alles. Auch die 20 % Steigungen macht der mit links! Wir landeten im Matsch, auf holprigen Feldwegen, fanden schließlich nach ein paar Sackgassen die auf Farmen endeten, auf eine Parkplatz, der einer riesigen Pfütze glich. Wir quatschten durch den Matsch los, liefen dahin, wo die Vögel am lautesten waren. Die Pfeile hatten in die andere Richtung gezeigt. Wären wir ihnen doch besser gefolgt. Ich weiss, dass die Puffins erst im Mai kommen würden. Jetzt vertreiben die ihre Zeit noch auf dem Meer. Plötzlich sah ich einen Basstölpel über das Meer gleiten! Ah, die sind doch schon da! Genial. Wir liefen zur Kolonie und tatsächlich gab es hier ein sehr geschäftiges Kommen und Gehen. Wir genossen im eiskalten Wind das Spektakel. Noch von der anstrengenden Wanderung durch unwegsames Gelände verschwitzt, blies der Wind unangenehm auf die feuchte Haut.
Wie genial muss das später im Frühling sein, wenn noch die anderen Seevögel da sind? Oben auf der Klippe sahen wir die Puffinhöhlen. Hier muss man sehr nah an die fotogenen Vögel herankommen können! Da muss ich unbedingt nochmal im Frühjahr und Sommer her!
Wir liesen den Abend mit dem Herunterladen der Fotos ausklingen. Ich schrieb keinen Bericht, war zu müde.
Am nächsten Tag regnete es nur, wir waren zwar unterwegs, im Supermarkt und in Fraserburgh, doch fotografieren konnten wir nicht, denn der ständige Nieselregen sammelte sich auf den Linsen der Kameras.
Ich war natürlich trotzdem ständig am Meer unterwegs, morgens und abends und zwischendrin. Wir waren doch neugierig auf mails und ich wollte den Bericht nicht ganz hängen lassen, so fragten wir im Pub, ob es da Internet gäbe. Gab’s! Esra chattete mit der Freundin, ich lud drei Berichte hoch.
Ja, und dann war bereits wieder Packen angesagt, weiter geht’s Richtung Shetland!
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Scheint mir gerade auch so zu gehen….
Local Hero ist genau was mit Menschen passiert, wenn sie nach Schottland kommen :) – Sie bleiben!
na denn – ich warte …
ah, die aufmerksame Leserin!
Ich werde ausführlich berichten :-) Esra fragte sogar, ob ich nicht was schreiben will!
bis bald,
Gabi
Zum Thema Kneipe: bei uns gibt es auch keine ;-). Und wir haben den Glühwein wieder rausgeholt und den Eierlikör bis zum nächsten Jahr zurückgestellt :-).
(Du kannst uns eigentliche auch nicht solche Halbsätze wie „Esra chattete mit der Freundin“ hinschmeißen! Freundin? Neugier? Unberechtigt, geht uns nichts an, weiß ich ja. Aber…)
Hi Gabi,
ja, das Nachtleben von Pennan. Immerhin hatte eine Kneipe offen! Auf Lewis fanden wir gar keine!
liebe Grüße
Gabi
Hi Ricarda.
ich quäl Euch, was?
liebe Grüße
Gabi
Wieder äusserst sehnsuchtserweckende Fotos !!
Gruß, Ricarda
Pennan und Crowie sind 2 wirklich interessante Orte. Die Fotos gefallen mir auch, schöne Perspektiven. Und das „Nachtleben in Pennan“ hat mir ja einen Lacher entlockt!