Eshaness – Hilfe! Wir sitzen auf einem Vulkan.
Na, ganz so gefährlich ist es in Wirklichkeit nicht. Als hier der Vulkan seine Lava und Asche über das Land verteilte, lag Shetland noch am Äquator. Das alles passierte im Devon und ist immerhin schon 400 Millionen Jahre her, und seitdem ist erdgeschichtlich ja einiges geschehen. Relativ gesehen ist dieses Alter für Sheltland ungefähr die Teenagerphase, denn die ältesten Gesteine der Inselgruppe lassen sich auf fast 3 Milliarden Jahre zurückdatieren.
Jetzt aber wieder in die „neuere“ Zeit vor 400 Millionen Jahren. Damals lag das Gebiet, was heute Shetland und Schottland ist, in Äquatornähe als Bestandteil des Großkontinents Pangäa. Es war heiß und trocken, auch mal heiß und feucht, und es darf bezweifelt werden, dass die damals existierenden Lebensformern sich so weit ins Kontinentinnere vorgewagt hatten. Wirbeltiere hatten noch nicht das Land erobert, und die meiste Action ging in den Meeren und an den Küsten ab.
Hier saß also unser Eshaness Vulkan am Ende eines breiten Tales und speite fleißig Lava und Asche vor sich hin. Der Auswurf bildete rasch einen steilen Kegel aus der zusammengepressten Vulkanasche und dem viel festerem Lavagestein, ähnlich dem Fujiama in Japan.
Irgendwann im Laufe der Jahrmillionen hatte es sich ausgespuckt, Wind, Wetter und Wellen haben den erloschenen Vulkankegel abgetragen, die Kontinente haben sich abgespalten und sind weitergewandert, und die Felsformationen wurden mehrfach gekippt und zusammengefaltet.
Auf den Überresten sitzen wir nun für eine Woche in der Wohnung des ehemaligen Leuchtturmwärters. Die dunklen und steilen Klippen rund um den Leuchtturm sind die festen Lavagesteine des Vulkans. Was so als steile Insel, Turm oder Felsnadel im Meer davor herumsteht, sind Kerne der alten Magmaschlote.
Was sich ebenfalls als Echo der Vergangenheit bewahrt hat, ist die urtümliche, wilde Atmosphäre. Der Mensch konnte hier nicht gestaltend in die Küstenlinie eingreifen, auch wenn er die von der Brandung in den Fels gespülten Höhlen gerne als Zuflucht und Versteck für Schmuggelware genutzt hat.
Und wenn sich die Gewalten des Erdinneren schon lange ausgetobt haben, ruft der rauhe Nordatlantik ehrfurchtgebietend die Naturgewalten ins Gedächtnis zurück, wenn ein Sturm aufzieht.
Dann schießen die Wellen über die mehr als 50 Meter hohen Klippen hinaus. Sie reißen Geröll und auch fussballgroße Felsen mit sich und schleudern sie über den Rand der Klippen auf die dahinterliegenden Wiesen. Die brodelnde Brandung rast mit donnerndem Getöse in die lichtlosen Felsspalten und wird an deren Ende explosionsartig in die Höhe katapultiert.
Während ich das hier hinschreibe, ist es mir fast unmöglich, das alles zu visualisieren. Wir sehen die rauhe Küste und die herumliegenden Steine. Aber kaum ein Lüftchen weht, die Sonne scheint zwischen den wenigen träge herumsegelnden Wolken hindurch, und die Schafe weiden friedlich auf den Klippen.
Nun ja, diese heftigen Stürme gibt es auch nicht jede Woche, aber zwei bis drei pro Jahr sind immer drin. Zumindest hatten wir hier und da etwas Wind, und der hat uns schon gereicht, denn er ging bei den niedrigen Temperaturen durch bis auf die Knochen und verleidete uns die Fährfahrt hier hoch.
Und jeder, dem wir begegnen, betont, das das momentane ruhige und sonnige Wetter absolut außergewöhlich wäre. Diese Beteuerungen verfolgen uns schon auf der gesamten Reise. Ich weiß nicht, ob das Segen oder Fluch ist, jedenfalls fehlt uns bis jetzt der richtige Schlechtwettereindruck, der zu jedem Shetland- und Schottlandbesuch gehört. Aber so richtig traurig darüber sind wir auch nicht. Während das restliche Großbritannien und auch Mitteleuropa im Schneechaos versinkt, lassen wir uns, zwar bei winterlichen Temperaturen, von der Sonne umschmeicheln, so lange das Wetter hält.
Übersichtsseite Shetland
Zum nächsten Blogbeitrag:
Hi Gabi
muss unbedingt die Fotos genauer durch gehen. Da sind sicher noch einige Schätze dabei! Die besten finde ich manchmal erst daheim!
liebe Grüße
Gabi
die Küste hier in Shetland ist grandios! Sowas haben wir noch nie gesehen!
Hier wäre ich gerne mal in einem Sturm! Einem richtigen Sturm! Doch im Januar, Februar mal hoch fliegen???
lange, lange ist es her…..
schließe mich an: total interessant und die Fotos erst!
Super interessanter Bericht und das erste Foto ist ein echter Knaller!
LG aus der Schweiz,
Sandra
Total interessant ! Hätte nicht gedacht, daß die Inseln mal am Äquator lagen…..