Tag 1 der Radtour: Esra und Anja-Melanie auf Reise in Schweden.
So, jetzt sind Anja-Melanie und ich nach fast vier Wochen Rad-Tour wieder zuhause. Die Reise führte uns einmal quer durch Schweden und längs durch Dänemark. Bilanz: 1780km gefahren, im Schnitt 80km am Tag, wir hatten fünf Landkarten, nur eine einzige Panne und eine Menge Spaß.
Da die Reise nun für uns endet, kann sie ja hier auf dem Blog für euch wieder beginnen. Ich werde alle paar Tage einen Beitrag schreiben, also die Reise mithilfe unseres vollgekritzelten Logbuches rekonstruieren.
Los geht’s mit Tag eins!
Zu aller erst: Weder Anja-Melanie noch ich hatten wirklich eine Ahnung, wie das mit dem Radreisen genau funktionieren würde. Wir hatten sowas noch nie gemacht, also galt es, das durch Versuch und Irrtum herauszufinden! Wir hatten ein gutes Stück Recherche betrieben und einfach mal alles eingepackt, was uns eventuell nützlich werden könnte: Kleidung für mindestens fünf Jahreszeiten, genug Werkzeug um eine ganze Fahrradwerkstadt zu eröffnen (okay, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber wir waren für alle Eventualitäten gewappnet), ein erste Hilfe Kit und noch einen Haufen anderer Dinge. Auf jeden Fall waren unsere vier Fahrradtaschen fast bis zum überquillen vollgestopft.
Nur eines hatten wir noch zwei Tage vor der Abfahrt nicht: genug Kartenmaterial. Im Buchladen holten wir uns also schnell noch eine für Mittel-West-Schweden, und für den Göta-Kanal hatten wir auch was, nur für die ersten 150km zum Anfang des Kanals ließ sich nichts finden. Kein Problem! Dann drucken wir uns eben mithilfe von Google Maps selbst eine. Ein paar Screenshots machen, gut zusammenstoppeln und ausdrucken, fertig! Ließ zwar qualitativ ein wenig zu wünschen übrig aber immerhin hatten wir etwas.
Am großen Tag standen wir dann sehr früh auf, um früh loszukommen. Wir waren bei unseren Freunden in Schweden. Außer uns und Aron (meinem Kumpel) war niemand da, der Rest meiner Familie war auf den Aland-Inseln und der Rest von Arons Familie war entweder in Göteborg oder in Nordschweden. Wir machten Pfannkuchen und versuchten, uns zu beeilen. Leider ging sehr viel Zeit mit dem Beladen der Räder ins Land, denn wir hatten das vorher nur halb geprobt und das Gepäck sollte nach Möglichkeit nicht abfallen. Gar nicht so einfach.
Um halb 11 kamen wir schließlich los. Das Wetter war ganz nett, und die Landstraßen waren leer wie eine Skipiste im Hochsommer. Die Autos, die uns in einer Stunde begegneten, ließen sich an den Fingern abzählen. Um uns herum: Wälder, Seen, rote Häuschen. Das würde sich auf den kommenden 800 Kilometern nur wenig ändern.
Unser erstes Ziel war Katrineholm, die nächstgelegene Stadt. Von dort aus würden wir uns nach Süden, Richtung Norrköping (sprich: Norrschöping) navigieren. Nach Katrineholm fanden wir mithilfe unserer provisorischen Karte und den Ortsschildern auch ohne Weiteres. Dann wurde es allerdings kompliziert, denn auf der Autobahn konnten wir nicht nach Norrköping fahren. Wir mussten uns selbst einen Alternativweg suchen. Außerdem hatte es angefangen zu regnen.
Wir hielten uns also Richtung Süden und genossen das frische, kühle Wasser. Naja, nicht wirklich. Aber immerhin wurde die Wasserdichtigkeit unseres Gepäcks gleich am Anfang auf die Probe gestellt. Am Abend sahen wir, dass die Müllsäcke, die das Zelt und meinen Schlafsack plus Isomatte beinhalteten, dicht hielten. Und nach einer Stunde oder zwei war es auch schon wieder vorbei mit dem Wolkenbruch.
Wir fuhren im Zickzack nach Norrköping, denn die tollen, einsamen und angenehm befahrbaren Landstraßen hatten einen klitzekleinen Nachteil: viele von ihnen endeten abrupt an der Autobahn und wir durften sie wieder retour befahren. Mit einer etwas detailgenaueren Karte hätten wir uns wohl besser geschlagen, aber was soll’s. Fährt man eben etwas mehr.
Irgendwann gerieten wir auf einen Radweg nach Norrköping, dem wir dann folgten. Seine Beschaffenheit war so vielfältig wie das Wetter im April. Mal rollten wir gemütlich auf asphaltierten Radwegen, mal ging es auf der Straße weiter, oder wir holperten auf Schotter durch den dichten Wald. Ein oder zwei mal folgten wir sogar Trampelpfaden. Meine dünnen Straßenreifen gaben mir zu verstehen, dass sie damit nicht allzu zufrieden waren.
Abgesehen von den Pfannkuchen zum Frühstück hatten wir bis zu den Abendstunden nur Kekse und Obst zu uns genommen, und unsere Mägen fingen an zu knurren. Wir suchten uns eine Parkbank und machten den leckeren Fruchtjoghurt auf, den es in Schweden in Tetrapacks zu kaufen gibt. Dazu gab es noch mehr Kekse und Obst.
Es begann allmählich zu dämmern, als wir uns Norrköping näherten, also war es höchste Priorität, einen Schlafplatz zu finden. Leichter gesagt als getan. Wir hatten keine Karte von Norrköping und man hatte an der Ausschilderung gespart, jedenfalls ließ sich dort kein Campingplatz finden. Egal, dann campen wir eben irgendwo in der Landschaft. Ein Schild zeigte aus der Stadt heraus in Richtung eines Naturreservates, also folgten wir ihm. Keinen Kilometer weiter fanden wir uns wieder im Grünen, und ein weiteres Schild informierte uns, dass wir auf dem Gelände eines Hundeklubs waren. Ein paar Mitglieder, die sich gerade auf den Nachhauseweg begaben, sahen uns und boten uns ihre Hilfe an. Einer holte sein Handy raus und suchte den Weg zum nächsten Campingplatz, doch seine Vereinskollegin unterbrach ihn. „Ach, es wird ja gleich dunkel. Bestimmt können sie auch hier auf dem Gelände übernachten“. Sie verschwand im Vereinsgebäude und kam nach kurzer Zeit wieder heraus. Sie lächelte: „Der Chef hat nichts dagegen. Ich mach euch das Bad und die Dusche auf.“
So hatte uns unser planloses Herumirren eigentlich an den besten Ort geführt, den wir hätten finden können – die Landschaft war schön, wir hatten eine Wiese zum Zelten und ein nettes Badezimmer ganz umsonst. Es bestätigte sich mal wieder, dass Leute mit Hunde oft sehr nett sind. Wir aßen noch schnell ein paar Happen und schliefen dann ziemlich bald ein. Immerhin hatten wir über 100 Kilometer hinter uns, und das mit jeweils rund 20 Kilo Gepäck am Rad. Der erste Tag war anstrengend gewesen.
Brave trip, Esra! I’m sure there were some ups and downs, but you both grew like seedlings!
Ich stimme Ursula zu, auf Eure geradelten 1780 km könnt ihr stolz sein. Noch dazu ist alles gut gegangen und ihr hattet Spaß.
Und ich denke, daß sogar manche „Irrfahrt“ interessant sein kann…..denn so kommt man an viele andere wunderschöne Stellen, die man sonst vielleicht gar nicht kennengelernt hätte.
Bin schon gespannt wie es weitergeht……
Hi Esra,
bin auch froh, zu lesen, dass ihr wieder gut zu Hause angekommen seid.
Bei den vielen Kilometern hat euch bestimmt am Anfang der Bobbes weh getan. Das war eine stolze Leistung, Glückwunsch!
Schön, dass es jetzt 2 Reiseberichte der Reicherts gleichzeitig gibt, auch wenn dadurch das Fernweh nicht weniger wird ;-)
LG Ursula
Hallo Esra,
also seit ihr gut wieder daheim angekommen?! Das freut mich zu hören. Und ich bin gespannt auf weitere Berichte.
LG Gabi