Bretagne und stürmisches Wetter, das gehört untrennbar zusammen. Und über die Wintermonate hat die Bretagne mehr als genug davon abgekommen. Wir sind seit Mitte März in de Bretagne und zum Glück von den stärksten Orkanen verschont geblieben. Wir sind da zwiespältig – natürlich würden wir gerne einen richtigen Sturm fotografieren, aber nicht, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Das Ding fährt sich bei hohen Windstärken nicht unbegindt gut. Außerdem ist im Sturm an Schlaf nachts nicht zu denken. Im Womo ist es dann extrem laut und wir bekommen Angst um die Dachluken.
Bei Sturm im Wohnmobil
Allerdings ist schon die Anfahrt in die Bretagne gegen Dauerwinde und Sturmböen kein Spaß. Und auch bei einigen Übernachtungen an der Küste hat uns der Sturm so gewaltig durchgerüttelt und so laut geheult, dass wir Zuflucht ins Landesinnere nehmen mussten. Dann sind wir mitten in der Nacht in den nächsten Ort auf den Parkplatz gefahren. Da ist es meist besser.
Bei solchen extremen Windbedingungen fotografieren wir am Meer nur bei außergewöhnlichen Anlässen. Nicht das Ruhighalten der Kamera ist das Hauptproblem, der herumfliegende feine Sand fühlt sich an, als würden wir sandgestrahlt. Er kriecht in alle Ritzen, in Hosentaschen in den Kragen, in die Haare, in die Schuhe und natürlich auch in die Kameraausrüstung. Da brauchst du schon ein Unterwassergehäuse, um die Kamera zu schützen. Die teure Ausrüstung möchten wir nicht riskieren.
In so einem Fall lassen wir den Sturm toben und bleiben in unserem warmen Wohnmobil. Wir speichern und sortieren unsere Fotoausbeute und schreiben lieber so Sachen, wie den Artikel hier.
Unseren ersten Sturm in diesem Jahr hatten wir in Dinard und Ploumanac’h. Kannst du hier nachlesen:
Bei Sturm am Meer
Draußen setzt der Wind den Wellenkämmen weiße Häubchen auf. Anbrandende Wellen haben kaum Gelegenheit, hoch aufzuspritzen, der Sturm verweht die Gischt sofort. Die landet dann auf uns und unserem Wohnmobil, trocknet und bildet eine klebrige Salzkruste.
Bei Sturm wechselt das Wetter an der Küste noch schneller als sonst. Erst sieht es aus, als würde ein Weltuntergang bevorstehen, und eine Viertelstunde später scheint die Sonne vom mit Regenwolken verhangenen Himmel. Es passiert uns immer wieder, dass wir bei Sonnenschein loslaufen, und am entferntesten Punkt der Tour werden wir kräftig geduscht. Oder wir sitzen bei Regen im Mobil und möchten konzentriert arbeiten. Und dann scheint plötzlich die Sonne auf die regennasse Landschaft, alles ist dunkelbunt und die Wolken regnen nicht mehr ab, sondern sind extrem fotogen. Dann renne ich natürlich umgehend los, um die Lichtstimmung einzufangen. Da heißt es: Schnell sein! Oft wechselt das Wetter dann wieder so plötzlich, dass ich mal wieder nass werde. Aber, was tut man nicht alles für ein gutes Foto.
Gestern waren wir auf einer Abendwanderung bei kräftigem eiskaltem Ostwind, der ging durch und durch. Trotz winddichter Jacken scheint der Wind dir die Wärme aus dem Körper zu ziehen. Er geht buchstäblich bis auf die Knochen. Die ganze Nacht haben wir gefroren wie die Schneider, trotz zusätzlicher warmer Decken. Dabei war es nicht besonders kühl in unserem Mobil. Da hat uns der Sturm wohl zu viel Energie geklaut, und ein heißer Grog mit viel Rum wäre das angesagte Gegenmittel gewesen. Nächstes Mal vielleicht. Mir reicht eigentlich auch ein warmer Tee oder eine Hühnerbrühe.
Letztens an der Plage des Amiets stürmte es so sehr, dass wir mitten in der Nacht das Weite suchten. Fotografieren war morgens zum Sonnenaufgang unmöglich, denn es zerrte so heftig an der Kamera und der Sand knallte mir ins Gesicht. Da muss man auf die kurzen Momente warten, wenn der Wind nachlässt und dann schnell raus. Jedenfalls war es nach einer extrem stürmischen Nacht morgens nach dem Kaffee soweit. Wir konnten bei Sonnenschein raus und fotografieren. Die Wellen rollten eine nach der anderen wie in Zeitlupe heran. Daran merkt man, wie groß die Wellen wirklich sind.
Wir können natürlich richtige Stürme nicht gut einschätzen. Noch haben wir zu wenige heftige Stürme erlebt. Da dieser Sturm in der Wettervorhersage keinen Namen bekommen hatte, dachten wir, es ist halt eher ein Wind. Am nächsten Tag wird er dann schließlich Noa genannt. War also doch ein richtiger Sturm.
Wechselhaftes, extrem fotogenes Wetter in Brignogan
Ein paar Tage später haben wir das Glück in Brignogan, einem unserer absoluten Lieblingsorte in der Bretagne, dieses genial wechselhafte bretonische Wetter erleben zu dürfen. Regen prasselt ohrenbetäubend laut auf das Wohnmobildach, ich sitze am Notebook und schreibe. Normalerweise muss ich für die Arbeit am Notebook die Vorhänge schließen, um nicht geblendet zu werden. Doch an diesem Tag schaue ich immer wieder durch die Ritzen nach draußen.
Der Wolkenrand regnet noch kräftig auf uns herab, da sehe ich schon einen hellen Himmelsstreifen dahinter. Kommt da die Sonne? Dramatische Sturmwolken hängen vor mir über dem Strand. Es ist Flut und die durch den Sturm aufgewühlten Wellen rauschen donnernd an die Felsen. Ideale Bedingungen für kurze Langzeitbelichtungen. Dreimal schon hat mich eine Regenfront zurück ins Mobil gescheucht. Das sah sicher lustig aus. Rein ins Mobil, raus aus dem Mobil, durch den weichen Sand zum Strand, wieder rein ins Mobil und so weiter. Das kostet auch Kraft. Schnell mit der Kamera und Stativ über weichen Sand rennen. Dann zieht diese gigantische Regenwolke, die voller schwerer Regentropfen ist, über uns hinweg und die Sonne kommt raus. Das Meer leuchtet sturmgrün. Ich liebe diese besondere Farbe, die nur ein aufgewühltes Meer hat. Dazu diese nassgeregneten goldenen Granitfelsen und in der Ferne der kleine Leuchtturm Phare de Pontusval.
Seit Jahren ist das unser absoluter Lieblingsleuchtturm. Ich bin leider zwei Kilometer vom Leuchtturm entfernt, als das Licht kinoreif wird. Mit der umgehängten Kamera und dem Stativ in der Hand renne ich los, den holprigen Küstenpfad entlang Richtung Leuchtturm. Noch liegt die Sonne nicht auf dem Leuchtturm, aber es dürfte jeden Moment soweit sein. So eine unwirkliche Lichtstimmung erlebe sogar ich nur extrem selten. Ich murmele „Danke, Danke, Danke“ so vor mich hin. Dazu reicht mein Atem noch. Innerhalb weniger Minuten ist der Spuk vorbei. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, sogar die Farbe im Meer ist wieder „nur“ normal blau.
Regenbogen
Der Tag geht übrigens im gleichen Stil weiter. Immer wieder kommen Regenschauer, dann die Sonne, dann ein knallbunter Regenbogen. Immer wieder renne ich los, immer wieder muss ich die Klamotten trocknen und die Schuhe von nassem, klebrigen Sand befreien. Abends bin ich so erschöpft und glücklich, dass ich vor lauter Freude kaum einschlafen kann. Das sind die idealen Tage für Fotografen und Leuchtturmliebhaber.
Übrigens besuchten wir den Phare du Pontusval schon oft. Hier kannst du viele weitere Fotos sehen.