Ich finde es hoch interessant, an Orte, wie den Leuchtturm von Pontusval zu kommen, den man schon vorher ausgiebig fotografiert hatte, und der einer der attraktivsten bretonischen Landmarken ist. Wir schauen hier also mehr nach außergewöhnlichen Sichtweisen und Lichttstimmungen. Ich war mehrmals schon kurz nach 6:00 Uhr morgens unterwegs, doch spielte da die Flut nicht mit. Im besten, weichen Morgenlicht, lagen die massigen Felsen wie gestrandete Wale im Sand, von Wellen weit und breit nichts zu sehen. So praktizierte ich erstmals bei Sonnenaufgang meine Atemübungen, die mir Antonio in der Feldenkraispraxis in Schwabenheim beigebracht hatte.
Fast hätten Amy und ich es gepackt zu baden, leider nur fast. Die ersten Tage war das Wasser noch viel zu kalt, dann wollten die Männer weiterziehen, wo es gerade mal gepasst hätte. Stattdessen kauften wir noch Vorräte ein, entsorgten unsere Toilettenfüllung und statteten Carantec einen kurzen Besuch ab. Am letzten Tag zogen Wolken auf, Regen hing nicht nur in der Luft, er blies uns horizontal entgegen. Grau lag das Meer unter den schweren dunkeln Wolken. Die Boote tanzen jetzt nicht mehr gemächlich, sondern hüpften hektisch auf und ab. Als wir die Regenwolken fotografierten, begenete uns ein deutsches Paar, das uns ungläubig staunend fragte, was wir denn da fotografierten. Sie konnten sich nicht vorstellen, bei so einem Dreckswetter die Kamera herauszuholen. Später im Wohnmobil verstand man sein eigenes Wort im Getöse des Windes nicht mehr. Wir machten uns deshalb am nächsten Morgen weiter auf den Weg gen Westen.
Einer unsere Lieblingsstrände überhaupt ist beim Leuchtturm Pontusval in Brignogan. In der aktuellen Terra schrieben wir, wie schon hier im Blog berichtet, einen langern Artikel über die Bretagne.
Ich berichtete über unsere Freundin Odile, die wir hier im Jahr 2009 kennenlernten. Sie starb leider im letzten Jahr. Odiles Zwillingsschwester Claudine, mit der ich immer noch Emails schreibe kommt aber auch immer mal wieder nach Brignogan, um hier das Meer zu genießen. Wir trafen zeitgleich ein, was für ein Zufall!
Die Sonne schien, das Meer war tiefblau, die Wellen rollten herein, diesen Strand haben wir noch nicht oft bei so herrlichem Wetter erleben können. Den Fotoapparat liesen wir trotzdem erstmal in der Tasche. Wir ließen den Strand und das Meer auf uns wirken, besuchten Claudine, redeten mit Alan, der hier sein Boot stationiert hat. Mit den kleinen Wörterbüchern versuchen wir etwas ins Französisch rein zu kommen.
Vor vielen Jahren hatten Gunter und ich einige VHS Kurse für Franzöisch besucht, die Sprache jedoch nie angewendet und somit all das mühsam gelernte wieder vergessen – in meinem Fall fast zu 100 %, leider! Trotzdem möchte ich auf Menschen zugehen, denn ohne Leute lernt man das Land nicht richtig kennen. Im Jahr 2009 hatten wir auch nette Menschen im lokalen Museum für Muscheln kennengelernt. Mit Claudine vom Museum hatte ich auch Emails ausgetauscht, was dank Google Translator sogar ganz ohne weitere Sprachkenntnisse wunderbar funktioniert.
Da das Museum die ganze Zeit geschlossen war, blieb mir nichts anderes übrig, als zum Telefon zu greifen. Die Kommunikation ohne die Hilfe von Händen und Füßen war wenig ergiebig, doch wir packten es, uns zu verabreden. Wir planten ein Treffen abends gegen 18:00 Uhr.
Gunter als Gourmet
Muscheln mit Petersilie und Knoblauch
Gedeckter Tisch
Schnecke und Inhalt
Die Reicherts und die Schnecken
PS alle Fotos von Esra!
Glücklicherweise organisierte Claudine für diesen Abend eine Übersetzerin. Eine nette Deutschlehrerin übersetzte und eine sehr nette Unterhaltung kam zustande.
Wir besuchten zuerst das Museum und wurden dann bei Claudine zum Essen eingeladen. Dort konnten wir alle die Muscheln und Schnecken, die wir zuvor im Museum gesehen hatten und die ich seit Jahren begeistert fotografiere, in verschiedenen Zubereitungsarten verkosten.
Es schmeckte viel besser als gedacht. Das Herauspulen des Inhalts der Schalen war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem bei den Schnecken darf man nicht zu sehr daran denken, was man da isst, aber geschmacklich war es höchst interessant.
Nicht, wie ich es erwartete, glibberig, sondern eher fest in der Konsizenz, und es schmeckte nach Meer. Gunters Favoriten waren die Muscheln mit Butter, Knoblauch und Petersilie. Der zur Abrundung aufgetische Höhlenkäse aus den französischen Alpen sah zwar aus, als stammte er aus der Ära des Sonnenkönigs, schmeckte aber (ohne die Rinde) ausgesprochen ansprechend.
Amy tat sich da etwas schwerer, aber es gab Baguette dazu und später Eis. Jacqueline half uns an diesem Abend mit dem Übersetzen, wir redeten Englisch und Französisch und tranken doch relativ viel Perlwein dazu…. Herzlichen Dank an dieser Stelle für den netten Abend! Nur als ich an diesem Abend gegen 22:00 Uhr gen Westen blickte und einen grandiosen Sonnenuntergang inmitten von tiefhängenden Regenwolken sah, hätte ich auch gern draussen fotografiert. Eine Fotografin kann nie abschalten. Oder sie muss es lernen.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2011/05/brignogan-13.jpg533800Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2011-05-29 07:56:372024-01-08 09:31:59Brignogan – Muscheln und Schnecken, nicht nur im Museum!
Ich lief morgens gleich mit den Kindern in die Stadt, denn ich wollte das Zentrum für Tang besichtigen. Da gab es auch Angebote in Englisch und Deutsch. Gunter wollte derweil versuchen, die Sim Karte für das Internet fit zu bekommen. In einem McDonalds hatten wir Internet gehabt und Infos dazu heruntergeladen.
Wir erreichten in stahlendem Sonnenschein das Tang Zentrum, hatten unterwegs die ganzen Thalasso Institute gesehen. Im Zentrum gab es viele Fotos von Algen und Tang und dem Leben im Meer, ein netter Herr sprach Deutsch, er erzählte uns, dass es durch die Thalassozentren eine sehr große Nachfrage an Tangprodukten in Roscoff gab. Im Laden konnte man also Lebensmittelergänzuungsmittel aus Algen und Tang, und viele Pflegemittel für die Haut kaufen. Wir sahen uns einen Film an, leider doch nur auf französisch. Ich kaufte eine grünen Tee mit Tang, der sehr lecker schmeckt. Wir liefen dann nach einem weiteren Rundgang durch die Stadt zurück zum Mobil. Es war Ebbe, so liefen wir nicht entlang der Straße zurück zum Mobil, sondern quer durch die Bucht. Das tat so gut, barfuß im warmen Sand mit relativ warmem Wasser. Amy und ich versuchten uns im Tigergang (liefen schleichend auf den Zehenspitzen) und hatten viel Spaß.
Ein anderer Womo-Fahrer hatte uns den Tipp gegeben, es mal im Fährhafen mit der Übernachtung zu versuchen – da hätte man einen guten Blick auf den Hafen und die Boote im Hafenbecken. So fuhren wir nach dem Mittagessen dorthin auf die andere Seite von Roscoff. Tatsächlich war am Fährhafen ein großzügig bemessenes, asphaltiertes Areal für Womo- und Caravan-Übernachtungen reserviert. Dummerweise fiel der Blick von da direkt auf die ein- und auslaufenden Fähren nach Irland. Die Versuchung, einfach zu buchen und mitzufahren war enorm.
Trotzdem schafften wir es, bei schönstem Wetter in die Stadt zum Bootshafen zu laufen um ein paar sonnige Stunden fotografierend zu verbringen. Ein älterer Mann suchte nach Muscheln, während sein English Setter ausgelassen im Affentempo eine Runde nach der anderen im trockenen Hafenbecken drehte. Nach geschätzten 50 km Laufstrecke fand er einen verrotteten Fisch, in dem er sich ausgiebig wälzte. Die Flut kam währenddessen wieder herein, die stundenlang trockenliegenden Boote fingen wieder an, auf dem Wasser zu schaukeln, der Mann packte seine Beute und den streng duftenden Hund ins Auto, und im Hafen regte sich Betriebsamkeit. Neben der Bilderbeute brachte Gabi noch einen Sonnenbrand auf Nase und Nacken mit zurück, Gunter einen auf dem Kopf, wo die Haare nicht mehr so dicht stehen.
Morgens weckte uns eine große Herde Schafe, die über die Wiese herfielen, und sich an den Mobilen rieben. Esra und ich liefen zum Mont Saint Michel obwohl es wirklich weit war. Das Licht war klasse, der kalte Wind hatte nachgelassen, so fingen wir erstmals fast an zu schwitzen! Ich machte nur ein paar Fotos, hatte hier ja schon sehr oft fotografiert. Doch fand ich in den schönen Mohnblumen ein bisher neues Motiv, wir waren bisher nur im frühen Frühjahr und späten Herbst hier gewesen, also keine Blumen. Die Touristenmassen, die da einströmten waren gewaltig, da hatten wir schon wesentlich ruhigere Tage erleben dürfen. So entschlossen wir uns nicht nochmal auf den Berg zu laufen und den Blick von der Ferne auf den Klosterberg zu genießen.
Der Mont Saint Michel und Mohnblüten
In den letzten Jahren wurde die Zufahrt zum Klosterberg umgebaut. Wir besuchten Mont Saint Michel im Jahr 2019 – jetzt ist der Berg bei hohem Koeffizient wieder eine Insel.
Cancale, die Hauptstadt der Austern
Wir machten uns also weiter auf den Weg gen Westen. Sehr weit fuhren wir allerdings nicht. In Cancale fanden wir oben auf dem Hügel einen Platz, etwas außerhalb, für Wohnmobile. So weit schien es von hier aus nicht zu sein in den Hafen und dieser für die Austern berühmten Stadt. Cancale sah fantastisch aus von oben herab, das Meer so blau, die Boote so wunderschön strahlend weiss, der Mont Saint Michel weit am Horizont und überall farbenfrohe Blumenl. Wir parkten also das Mobil etwas mühsam hinter der Bezahlschranke und liefen hinunter in die Stadt. Dort schauten wir uns all die Austernbänke an und die Restaurants mit den interessanten Preisen für die noblen Speisen. Weit ab unseres Budgets. Gunter bezweifelte eh, ob er von so klibberigem Zeugs satt werden würde. Austern sind ja auch nicht zum Sattwerden? Oder doch?
Im Jahr 2019 besuchten wir Cancale nocheinmal und probierten diesmal die Austern. Ich finde sie meerig lecker aber gewöhnungbedürftig.
Austernbänke von Cancale bei Ebbe
Leuchtturm und Austernstände bei Regenwetter
Irgendwann hingen uns die Mägen sonstwo, wir wollten doch zurück was Essen. Mit den schweren Fototaschen und den Stativen läuft es sich doch nicht ganz so leicht mal schnell in die Stadt und zurück. Nun, wir schafften es natürlich, kochten, aßen und ruhten uns ein wenig aus. Esra und ich liefen über den Platz, redeten mit anderen Reisenden, erfuhren einiges über Spanien und die Reisegewohnheiten der Anderen.
Abendliche Fotosession in Cancale bei Flut
Gunter, Esra und ich machten uns ziemlich bald wieder auf den Weg nach unten, denn wir wollten die Flut, wie sie in den Hafen kommt, ansehen. Doch: wir waren zu spät. Schon stand das Wasser bis zum oberen Hafenbecken. Die Gezeiten sind hier in Cancale, das noch zur gewaltigen Bucht von Saint Michel gehört außergewöhnlich hoch.
Wir fotografierten den Hafen mit Langzeitbelichtungen, doch war das Licht nicht optimal. Die Wolkendecke hing langweilig und konturlos über unseren Köpfen. Uns war das egal. Wir fotografierten, genossen die frische Luft, den Duft nach Salz und Muscheln.
Spät und müde wanderten wir wieder hoch auf den Hügel zum Mobil, machten uns gleich bettfertig und schliefen, bis morgens, viel zu früh, der Bäcker klingelnd um die schlafenden Mobilisten fuhr. Ein toller Service übrigens. Frische Backwaren für’s Frühstück! (Wenn ich doch nur das Weissbrot auch vertragen würde).
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2011/05/GReichert-4725.jpg533800Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2011-05-26 07:47:592023-01-30 15:02:26Cancale bei Ebbe und bei Flut im Regenwetter
Wir entschieden uns nicht noch einen Tag zu bleiben, denn es gab nicht allzuviel zu sehen. So machten wir uns auf den Weg nach Carteret. Dort fanden wir den Leuchtturm auf der Höhe, parkten dort aber nicht, denn es war für Wohnmobilisten verboten dort zu übernachten. Doch dann fanden wir unsere Nachbarn von gestern im Hafen wieder. Dort parkten wir nahe den Dünen und genossen die Sonne während wir das Gespräch von gestern fortführten. Später erwanderten wir den langen Strand, genossen die hohen Wellen und den kleinen Leuchtturm auf der Mole. In der Stadt betrachteten wir die Segelboote und die kleinen Läden, die glücklicherweise schon geschlossen hatten.
Am Abend liefen wir nochmal die Mole entlang, der Wind blies uns Sand auf den Kopf und in die Ohren. So sandige Ohren hatte ich übrigens noch nie.
Es war trübe am morgen, also können wir länger im Bett liegen bleiben. Nach dem gemütlichen Frühstück und ein paar gemeinsamen Spielen mit unseren Nachbarn machten wir uns auf den Weg.
Im Hafen von Carteret, Normandie
Kleines Leuchttürmchen, Carteret, Normandie
Kleines Leuchttürmchen, Carteret, Normandie
Carteret
Ausführlicher Blogbeitrag zum weiten Strand und dem Leuchtturm am Cap de Carteret
Am 15. Mai fuhren wir schließlich weiter Richtung Westen. Wir fanden in Arromanches einen kostenlosen Stellplatz in der Stadt und es war gegen 13:00 Uhr gerade noch ein Platz frei. Dummerweise füllten wir nicht direkt Wasser auf, und kaum hatten wir eingeparkt, war der Tank ganz leer. Nun, wir konnten es nicht riskieren, wegzufahren um frisches Wasser zu füllen, also mußten wir ohne Wasser auskommen. Geht auch mal.
Normandie und der D-Day am 6. Juni 1944
Direkt fanden wir wieder nette Gesprächspartner. Zwei deutsche Ehepaare, eins aus Aachen und eins aus Hannover. Wir erfuhren wieder viel über das Reisen mit dem Mobil, lernten etwas über die für uns noch unbekannten Regionen in Spanien und Südfrankreich. Dann liefen wir in die Stadt und an den Strand. Schauten die Panzer an, lasen alle Infos über D-day am 6. Juni 1944. Wir kauften ein kleines Buch im Laden und lasen das dann direkt im Mobil. Esra und Amy schrieben zusammen einen Text darüber.
Strände bei Flut
Bis zum Abend unterhielten wir uns wieder im Freien, tranken einen Kaffee (zu spät für mich, wie ich in der schlaflosen Nacht später bedauerte) und bräunten uns in der Sonne. Ich lief abends zusammen mit Amy nochmal Richtung Strand. Bestaunte die Stände bei Flut, eigentlich gab es keine Stände mehr zu sehen, so hoch war das Wasser. Es war nah an Vollmond. Wir liefen bis zur Steilklippe am anderen Ende des Ortes, standen hoch über dem Meer und dachten daran, wie sich die Soldaten gefühlt haben mußten, als sie hier im Krieg waren und so viele Kameraden sterben sahen.
Amy, Noah und Esra vor dem Bunker am Strand, Arromanches