Es war trüb und regnete wieder am Morgen. Schade, kein weiteres Bad im Meer für Amy, die sich schon so sehr drauf gefreut hatte. Wir besorgten morgens wieder das nötigste (Baguettes), vertrieben uns dann die Zeit vor dem Ile de Vierge. Leider kann man mit dem Wohnmobil nicht mehr parken, geschweige denn übernachten. Wir hielten trotzdem vor einem Haus mit geschlossenen Läden und ernteten einen bösen Blick vom Gärtner. Rausgehen war nicht, denn es regnete, stürmte und war bitterkalt.
In Schweden hatte ich im Internet über den Züchter, den einzigen in Frankreich, der auch Larven heranziehen kann, gelesen und hatte mir schon dort vorgenommen, da mal hinzufahren, zu fotografieren und zu fragen, wie das mit der Zucht denn geht. Per email hatte ich mit Sylvain Kontakt aufgenommen und ihm von unserem Interesse an der Abalone geschrieben. Vor zwei Jahren hatte ich ja die Möglichkeit gehabt wilde Abalones in Brignigan zu fotografieren. Das war damals ein so aufregendes Erlebnis gewesen, dass ich sogar lange darüber in einem Artikel berichtet hatte. Das große Interesse an dieser Schnecke wächst trotz allem weiter. Angefangen hatte Alles eigentlich in den USA, wo wir die Schnecke erstmals gesehen hatte. Sie sieht natürlich im Pazifik ganz anders aus. Wesentlich größer ist sie, dort können von einer Schnecke mehrere Leute satt werden. In Oregon hatte ich damals Taucher angesprochen und so kamen wir an zwei wunderschöne Schalen der Tiere. Die mußten wir etwa ein Jahr im freien aufgebahren bis sich der Geruch so langsam verzog. Dann fanden wir in Neuseeland eine weitere Art dieser Schnecke. Dort heißt sie Paua und das Permut glänzt bläulich. Sie ist etwas kleiner als die Version in den USA aber immer noch größer als die französische Schnecke, die hier L’ormeau heißt. In Neuseeland hatten wir eine Perlenzucht besucht, was wir damals hoch interessant fanden. An den Stränden dort hatte ich besonders nach Vollmond oft viele dieser wunderschönen Gehäuse gefunden. Es gibt in Neueseeland noch weitere Abalones. Kleinere, mit weißlich schillerndem Perlmut. Den Namen muß ich nochmal nachschlagen.

Maryvonne zeigt uns die Abalonekästen
Ich stand also mit Sylvain in email Kontakt und hatte von meiner absoluten Begeisterung geschrieben und ihm ein paar Fotos geschickt. Jetzt, seit wir in Frankreich waren hatten wir auch schon telefoniert und ausgemacht, dass wir an diesem Tag vorbeikommen würden. Wir freuten uns alle sehr darauf.
Über verwinkelte kleine Gässchen fanden wir den Betrieb. Maryvonne, eine junge Mitarbeiterin führte uns herum und erklärte in Englisch mit einem sympathischen französischen Akzent die Grundzüge der Abalonezucht, während ihr Beagle sich durch den Zaun auf und davon machte. Sylvain der Chef war sehr beschäftigt mit dem Ausbringen von Jungtieren ins Meer, und es bot sich für mich die Möglichkeit, mit hinaus auf’s Meer zu fahren, um das Ausbringen der Kästen in denen die Abalones drei Jahren leben würden anzusehen.

Xavier macht die Abalone Kästen fertig
Noch schien die Sonne nicht, aber auf der Rückfahrt klarte es auf, wunderschöne Aussichten konnte man vom Meer aus genießen!
Gunter und Esra fragten derweil Frederic, einen weiteren freundlichen Mitarbeiter Löcher in den Bauch. Endlich war gegen 19:00 Uhr die Hauptarbeit getan, und ich war glücklich und windzerzaust von einem rauhen Seeausflug mit dem schottischen Bootsführer Ian wieder zurück. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit Sylvain, der uns zum Abschied vier wild gesammelte Abalones schenkte. Lebende!! Inklusive Anleitung zur Zubereitung in Französisch. Nicht gut für Amy, die sofort eines der Tiere ins Herz schloss und es Sniffle taufte. Wir hatten größte Mühe, Amy zu erklären, dass einmal gefangene Tiere nicht wieder ausgesetzt werden können und dass wir sie am besten essen würden, um sie nicht zu verschwenden. Ausserdem waren wir doch sehr neugierig auf den Geschmack. Na ja, nachdem wir in Camaret angekommen waren, schauten wir betrübt auf die ständig vor sich hin raschelnde Tüte und so überwand sich Gunter, löste die Schnecken noch aus der Schale und steckte den Muskel, denn man dann zubreietet in den Kühlschrank.
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