Die Sonne strahlte sanft ins gischtbeschlagene Fenster, ich war so müde und blieb bis nach 8:00 Uhr liegen. Natürlich stattete ich dem Meer, direkt hinter der Mauer, einen kurzen Besuch ab, testete dabei das Wetter. Es war relativ warm, der Wind eher schwach, die Sonne wärmte. Ah, wie angenehm. was für ein Unterschied zu gestern. Draußen zog sogar ein kleines Segelschiff vorbei.
Ausruhen ist dringend nötig
Trotzdem machte ich heute mal langsam, trank einen Kaffee und einen Tee, aß etwas und dann eine Stunde später nochmal was anderes. Gemächlich!
Aber nur bis 11:00 Uhr. Dann traute ich mich erstmals über die Leuchtturmmauer, das Wetter war erstmals ideal dafür. Der ehemalige Leuchtturmwärter hatte zwar gemeint, wir sollten nicht auf den Mauern klettern. Nun, machte ich ja auch nicht, nur einmal drüber und auf der anderen Seite ganz vorsichtig weiter. Es gibt außen sogar Stufen! Mark, der Nachbar, hatte auch gesagt, da kann man rüber. Es gefiel mir, den Leuchtturm von der anderen Seite zu sehen, da sieht er doch tatsächlich wieder ganz anders aus. Übrigens steht man auf dieser Seite dann fast auf dem Felsbogen. Soweit wagte ich mich aber nicht vor! Ich machte das 17-40 mm auf die Canon 5d MII, um das volle Weitwinkel zu nutzen.
Bressay Lighthouse, Shetland
[yellow_box]Der Leuchtturm von Bressay wurde 1858 erbaut. Grundlage war ein Plan der Brüder David und Thomas Stevenson aus der berühmten Stevenson-Familie von Leuchtturm-Architekten.
David glaubte anfangs, einen Leuchtturm auf den Shetland-Inseln zu bauen, wäre viel zu gefährlich und zu teuer. Und verlautbarte außerdem: „jedes Schiff, was in den Gewässern von Shetland fährt, muss verrückt sein“. Trotz dieser Vorbehalte wurde der Leuchtturm von der ortsansässigen Firma Alex Wilson gebaut.
Die Konstruktion des Leuchtturms kostete £ 2324, 15 Shilling und 5 Dime. Dazu kamen noch knapp £ 250 für den Reflektor und dessen Mechanik. Das entspricht einem heutigen Wert von ungefähr £ 200,000, was relativ preiswert ist, wenn man den beträchtlichen Aufwand berücksichtigt.
Der Leuchtturm am Eingang des Bressay Sounds hat die letzten 150 Jahre die Seeleute frühzeitig vor den Klippen und Untiefen gewarnt, und noch heute ist er ein willkommener Anblick für viele Schiffsreisende, die Shetland besuchen. Zumindest bedeutet sein Anblick das ersehnte Ende einer meist rauhen Fähr-Überfahrt.
1989 wurde das Leuchtfeuer des Turms automatisiert und die Unterkünfte der Leuchtturmwärter an den Shetland Amenity Trust veräußert, der sie als Ferienwohnungen vermietet. Der Leuchtturm selbst und seine Instandhaltung sind noch dem Northern Lighthouse Board unterstellt.[/yellow_box]
Gunter und ich zogen allein los. Die Kids wollten Schulkram machen und ausruhen. Die letzten windigen Tage waren doch sehr anstrengend gewesen.
Robben im Hafen von Bressay, Shetland
Wir statteten den Robben im kleinen Hafen einen Besucht ab, fuhren danach Richtung Noss. Auf unserer Seite des Bressay Sunds war es wellenmäßig sehr ruhig gewesen, hier auf der anderen Seite der Insel war mächtig was los. Hoch türmte sich das Wasser auf, knallte dann weiss schäumend auf die Felsen. Mir machte das Fotografieren Spaß, Gunter fand es etwas felsig. Wir kamen nicht richtig an die Wellen heran. Da gehe ich kein Risiko ein, wenn es so knallt! Es war noch kühl, aber nicht mehr so, wie in den letzten Tagen. Die Sonne schien den ganzen Tag, bescherte uns einen blauen Himmel und ein tiefblaues Meer.
Welle auf den Felsen, Bressay, Shetland
Welle, Bressay
Robbe im Abendlicht, Bressay, Shetland
Auf dem Rückweg lagen die Robben immer noch träge auf den Felsen, aber jetzt im fotogenen Abendlicht. Im Leuchtturm angekommen ging ich gar nicht erst rein. Wir haben das beste Motiv ja direkt vor der Tür. Wir wohnen sogar drin. Ich fand wieder neue Perspektiven, und ging erst rein, als es nach Sonnenuntergang empfindlich kalt wurde.
Nach dem Sichern der Fotos zog ich in Ermangelung von Freiwilligen in der Nacht noch einmal allein los. Jetzt hatte ich den Dreh mit der Mauer raus . Das Glitzern des Mondlichts auf dem Wasser machte mich seltsamerweise seekrank?! Komisch, das hatte ich noch nie! Ich lief auch nochmal auf den Hügel, bekam Angst, als eine große Wolke vor den Mond zog und ich so ganz allein in der jetzt dunklen Nacht stand, ich geb’s ja zu! Da laufen doch eine Menge Kanninchen rum und nachts sind die vie größer.
Ich war sehr zufrieden mit den Aufnahmen, die Mühe hatte sich meiner Meinung nach gelohnt. Was meint Ihr?
Ab morgen sind wir im zweiten Leuchtturm, ich hoffe, wir haben dort Empfang mit dem Internet Stick! Wundere dich also nicht, falls ich keinen Beitrag schaffe!
Nachtaufnahme Bressay Lighthouse
Blick über die Leuchtturmmauer in der Nacht, Bressay Lighthouse, Shetland
Vor unserem shetländischen Meeresdomizil, dem Bressay Lighthouse, wüteten die Wellen. Eine hauchdünne Schneedecke überzog die Landschaft. Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, sieht es übrigens immer aus, als hätte es geschneit. Die eben erwähnten Wellen werfen Unmengen an Gischt auf alles, was im Weg steht. Die Fenster des Hauses und unseres Busses kommen als erste dran. Das gibt der Landschaft beim Blick aus dem Fesnter einen ganz besonders aquarelligen Anblick, den ich sehr mag.
Ich lief also mit der Kamera und gut eingepackt den Hügel hoch und fotografierte. Hmm, das Stativ lag dummerweise im Auto, aber Langzeitaufnahmen schienen reizvoll. Also wieder den Hügel runter, Gatte auf und Gatter zu, Stativ holen. Bei dem Wind und dem grasigen Untergrund würde ich einfach ein paar mehr Aufnahmen machen müssen, um die Chance auf scharfe Fotos zu erhöhen. Die Eissturmvögel genossen das Schweben im Wind, ich das Zuschauen. Immer wieder flogen sie durch den Felsbogen. Das machen die sicher auch nur aus Spaß und Übermut! Fand ich klasse!
Eisskulptur, Bressay, Shetland
Die Zeit verflog, ich auch; war durch den Wind sozusagen. Die Finger, sie froren so vor sich hin, irgendwann ignorierte ich es einfach. Nach einem sehr kurzem Aufwärmen im warmen Leuchtturmstübchen – wir sind bei unseren Ausflügen an Fährzeiten gebunden – sprangen wir ins Auto und los gings. Wir waren knapp dran.
Zu knapp, denn wir sahen die Bressay Fähre in der Ferne von dannen ziehen. Tja, Pech gehabt. Erst in 1,5 Stunden würde die nächste kommen. Ich ahnte es aber bereits: das war vorbestimmt. Die Küste vor der Insel Noss hatte mir sehr gut gefallen. „Da sehen wir jetzt bestimmt Wale oder Delfine“, meinte ich gerade, als ich an einem Trinkwasssersee eine große Fläche Eiskristalle sah. Der Wind schaukelte das Wasser des kleinen Lochs hoch, es schwappte an dieser Stelle ständig spritzend über. Es ist anscheinend auch so kalt, wie es sich anfühlt. Dort hatten sich bereits große Eisgebilde aufgetürmt. FOTOMOTIVWARNUNG an! Wir sprangen alle raus, aus dem warmen Gefährt und quatschten über die nasse Wiese, um uns das Naturkunstwerk anzusehen.
Es war schwierig diesem Fotomotiv gerecht zu werden. Die Eiskristallproduktion war noch im Gange, wild spritze uns das Wasser um die Ohren. Ich kniete mich, um näher an die eisumschlossenen Grashalme zu kommen, mein Knie wurde plötzlich eiskalt. Ja, klar, es war ja auch nass! Ich stand übrigens ganz im Wasser, auch die Füße waren klatschnass. Da hatte ich im Eifer vergessen auf meine Umgebung zu achten.
Der Wind wehte über den See, direkt auf uns zu. Brrr, die Finger! Ich konnte kaum fotografieren, so kalt war ich. Der strenge Wind schob eine Wolke weg, jetzt erstrahlten die Kristalle wie Diamanten im Sonnenschein. Plötzlich funktionierten die Finger wieder. Schönheit geht vor Schmerz!
Am Aussichtspunkt versuchte ich ein Panorama aufzunehmen, doch der böige Wind rüttelte an der Kamera und lies es nicht zu.
Die Wartezeit war schneller vorbei als erwartet. Wir erreichten schließlich die Fähre. Das Geschenk der verpassten Fahrt hatte uns erfreut :-) Glücklich grinsend saßen wir auftrauend auf dem schaukelnden Schiff.
Eisskulptur, Bressay, Shetland
Bootsrecyling, Shetland
Gatter, immer und überall!
Shaun das Schaf :-), Shetland
Noch ein Gatter, Shetland
In Lerwik kaufte ich als erstes Handschuhe! Arbeitshandschuhe aus Ziegenleder. Die sind zwar nicht optimal für die Fotografie, weil etwas zu groß; mir bleibt aber keine andere Wahl. Wir sind auf einer abgelegenden Inselgruppe und die Auswahl ist nicht gross. Das Leder der Fingerkleidung fühlt sich klasse an und an diesem Tag frieren meine Hände nicht mehr.
Wir fuhren Richtung Nordosten und erkundeten Mainland Shetland. Die Küstenlandschaft ist wunderbar, die Aussichten während der Fahrt atemberaubend. An einem felsigen Strand versuchten wir uns mit der Fotografie, es klappte nicht. Der Wind rüttelte am Stativ und Kamera, an unseren Jacken und im Gesicht. Ständige flappt mir der Kragen an die Wangen.
Es war Ebbe, die Wellen zu weit entfernt. Das war so eine ungeduldige Fotografie, die ist meist wenig ergiebig. Trotzdem sog ich diese Küstenlandschaft mit allen Sinnen in mich auf. Die Steine und Felsen waren vielfältig in Farbe und Form, das Gras leuchtete leicht grünlich in der Sonne und das Meer war tiefblau. Ich suchte nach Strandgut, fand wieder Schädel; sie wurden mir vom Wind aber aus der Tasche geweht. Einen gut erhaltenen Basstölpelschädel mit Schnabel hätte ich gern mitgenommen. Schade.
Wetterbeding verkürzten wir den Ausflug, es war einfach viel zu kalt. Beim Warten auf die Fähre lief ich in Lerwick schnell noch allein durch den alten Ortsteil und kam dabei mit einem Shetländer ins Gespräch. Wir philosophierte innerhalb der wenigen Minuten über das Glück! Er meinte, das sei genetisch veranlagt, ich war der Meinung, dass es eine Entscheidung ist, die jeder treffen kann.
In der Fähre fahren wir oft ganz vorne, schauen vom Auto aus aufs Meer. Da spielen wir meist in Gesprächen so einige Szenarien durch: was, wenn wir diese kleine Fähre nach Aberdeen entführen würden? Oder sollten wir mal „top Gear“ anscheiben und sie zum Wettrennen mit diesem wenig schnittigen Schiffen anregen?
[yellow_box]Tatsächlich gibt es eine Geschichte einer älteren Dame, über 70 war sie, die vom Süden der Insel nach Lerwick wollte. Sie mochte das Fahren über Land nicht, nahm ein Boot. Unterwegs ging der Kapitän über Bord, die Crew versuchte ihn zu retten. Jetzt waren alle Männer im Wasser, sie kamen nicht mehr ins Boot. Die Dame merkte nichts, saß unten drinnen, mit einem Liter Milch und ein paar Keksen. Acht Tage lang tieb sie im Meer, bis das kleine Boot in Norwegen ans Land spülte. Die Norweger schickten die Oma zurück nach Shetland, wo sie als Heldin herzliche empfangen wurde. Sie verlies ihr Heimatdorf nach diesem Zwischenfall nicht mehr und lebte noch gute 20 Jahre![/yellow_box]
Solche Geschichten gibt es hier einige. Mal sehen, ob ich es schaffe, das noch von unterwegs für Euch zusammenzustellen.
Bressay Lighthouse am Morgen
gleichs Stelle, Bressay Lighthouse am Abend
unser Abendessen
Laden in Lerwick – sind die nicht schön?
In Lerwicks alten Gassen – hauseigener Strand!
Von der Höhe aus sahen wir, dass ein Mann mit Fotoapparat im Garten des Leuchtturms unterwegs war. Interessant! Ein Gesprächspartner :-) Schon seit Stunden mußte ich dringend pinkeln, im Freien geht das zur Zeit nicht. Jetzt war die Neugier doch noch größer als der Druck auf meiner Blase. Ich lief hin und fragte, wo er her kam, was er mache ….. Neugierig halt, wie ich bin. Ich quatschte eine ganze Weile mit Mark, unserem Nachbarn, er wohnt oben auf dem Berg, dann aber flott aufs Klo und mit Stativ nochmal zu den Klippen raus. Mark trieb sich unten bei den Vögeln rum, ich oben bei den wilden Wellen. Wir trafen uns dann als es schon fast dunkel war, erzählten, tauschten uns fotografisch aus, ich lud ihn auf einen Tee ein. Noch immer hatte ich nasse Füße, seit vielen Stunden schon. Das große Verlangen endlich aus diesen kalten Schuhen zu kommen überkam mich. Den Rest des Abends verbrachte ich mit dem Aufwärmen meines Körpers. Ja, und natürlich dem Sichern der Bilder und dem Schreiben des Berichts. Tatsächlich bin ich abends schlags kaputt und müde, aber da ich weiss, dass nicht nur Ricarda in Norwegen morgens den frischen Bericht sucht, rappelte ich mich auf und schrieb noch bis nach 12:00 Uhr!
[yellow_box]Shetland – ein Text von Noah,
Die Shetland-Inseln sind eine zu Schottland gehörende Inselgruppe, gelegen zwischen Nordschottland und Norwegen. Die kombinierte Landmasse beträgt 1500 Quadratkilometer, welche nur mit Gras, einigen wenigen Bäumen, und Felsen bedeckt sind sind. An manchen Stellen ragen Steilklippen in Höhen von bis zu 300 Metern in die Luft. Das Klima der Inseln ist rau und feucht, oft treffen schwere Stürme auf die Küstenregion, welche die An und Abreise über eine Fährverbindung erschweren.
Bekannt ist die Inselgruppe vor allem für die bei Kindern beliebten Shetland-Ponies, und die kunstvoll gestrickten Pullover welche sich sogar international großer Popularität erfreuen. Weitere produzierte Exportgüter sind Schafe und Fische. Doch das große Geld wird durch die Gewinnung großer Mengen an Öl von der Küste Shetlands gewonnen, dank dem sich die Bewohner der Insel ausgezeichneter Lebensqualität rühmen, die Arbeitslosenrate der Bevölkerung ist die geringste in ganz Schottland. Auch hat Shetland die niedrigste Verbrechensrate ganz Großbritanniens, seine Einwohner leben durchschnittlich länger als die Bürger des Festlandes und die Bevölkerungsdichte der Insel gehört zu den geringsten im ganzen vereinigten Königreich.
Die Shetländische Kultur ist nicht wie im restlichen Schottland pictisch orientiert, also die bekannte Schottenrock und Dudelsack-Kultur, sondern stammt von den Skandinaviern ab. Als diese in der Zeit der Wikinger in Shetland einfielen, vertrieben sie einen Großteil der damaligen Bevölkerung und gestalteten die Insel fast 500 Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen, bis Schottland schließlich erneut die Herrschaft an sich riss. Heute zeugen viele Gebäude, alte Werkzeuge und der sogar der shetländische Akzent von skandinavischem Einfluss. [/yellow_box]
Noch ein eiskalter Tag. Der Wind wird hier als „bitter cold“ im Wetterbericht beschrieben. Das trifft es! Es ist bitter kalt. Noch immer vermisse ich meine winddichten Handschuhe, eigentlich mehr denn je! Selbst ich war morgens nicht allein um den Leuchtturm unterwegs, sondern arbeitete am Computer. Unser zweites Notebook macht Ärger. Das stresst mich! Wenn das auch noch aufgibt, kann ich nichts mehr machen! Immer, wenn ich mit Lightroom arbeite, läuft der Ventilator und hört erst auf, wenn das gute Gerät wegen Überhitzung abschaltet. Das passierte immer häufiger, zum Schluss konnte ich nur noch fünf Fotos als jpg’s exportieren, dann sah ich schwarz! Wir standen ratlos da! Bauten mal das aus, was leicht erreichbar war, bliesen mit einem Blasebalg heftig in die Lüftungsschlitze. Große Staubwolken flogen uns um die Ohren! Aha! Das scheint es hoffentlich zu sein. Nach minutenlangem fachmännischem Schauen – das hilft immer, haben wir am Womo schon oft praktiziert – legten wir es wieder richtig herum, schalteten es ein und testeten. Seither läuft es, zwar langsam aber ohne Notabschaltung. Glück gehabt!
Shetlandponies auf dem Weg zum Knuddeln – ich würde diese netten, freundlichen Tiere gerne mal auf der Weide stehend aufnehmen, aber es klappt nicht. Sobald die Autotür geht, rennen sie auf mich zu!
Insel Foula in der Ferne, Shetland
Lerwick am Abend, Shetland – Freihand mit Stabi geht super! Tamron 24-70, 2,8, echt klasse!
Warten auf die Fähre nach Bressay, Shetland
In der Not checkten wir das Fotonotebook nochmal. Vielleich, mit etwas Glück, läuft das auch wieder? Wir hatten es anders herum in der Tasche gelagert, falls es ein Wackelkontakt gewesen war. Außerdem hat das gute Stück die Fährfahrt von Aberdeen nach Lerwick mitgemacht. Da sind sicher alle Drähte, Platinen und Schrauben neu sortiert worden :-) Gunter steckte den Stecker ein, das Licht leuchtete auf! Tata! Wir ließen es laden, schalteten es nicht ein, nichts übereilen.
Guter Dinge machten wir uns im eisigen Wind auf den Weg gen Westen. Vom Himmel herab war es trocken, Wolken verdeckten die Sonne, die gefühlte Temperatur war „Tiefkühltruhe“. Das allein reicht nicht, ständig rüttelt der Wind an den Jacken, schmeißt uns die Kapuze ins Gesicht. Wir legten eine Lage winddichte Kleindung oben drauf, konnten uns kaum noch bewegen. Geschweige denn an die Hosentaschen dran. Mir tropft im Wind immer die Nase, wenn ich nicht ans Taschentuch komme, fliegt der Rotz, meist auf die Kamera. Igit. Ich fühlte mich wie ein Raumfahrer im Schutzanzug – ungelenk und eingeschränkt.
wir entdeckten Steilküsten, Sandstrände mit sehr viel Müll! Da kaum ein Lichtsstahl auf die Erde traf, zumindest nie da, wo wir gerade waren, suchten wir nach Flaschenpost und sonstigen Schätzen. Amy fand etwas Wachsartiges, Konsistenz Ambra, aber es stank nicht. Sicherheitshalber nahmen wir es mit! Allein die Chance, dass es was sein könnte, lies uns träumen. Amy wollte nur Bücher kaufen. Wir hatten nämlich in Lerwick den Buchladen besucht, die Bücher gehen zur Neige.
Die Kids wollten irgendwann nicht mehr raus. Der unbarmherzige bissige Wind lies ihnen keine Ruhe. Nur wenn wir wieder mal Ponies sahen, sprangen sie auch aus dem Wagen. Auch die Jung’s :-)
Während der Fähr-Wartezeit versuchte ich mit Stativ und richtig ordentlich, die Stadt aufzunehmen. Nach nur drei Bildern hatte ich absolut gar kein Gefühl mehr in den Fingern. Aua! Der Outdoor- und Arbeitsbekleidungsladen war leider geschlossen – da gibt es Handschuhe!
Gunter testete heute das neue 24-70 mm, 2,8 er Tamron Objektiv. Der Stabilisator arbeitet so effektiv, dass er schnell im Vorbeigehen mal noch die Straßen aufnehmen konnte! Die Belichtungszeiten lagen weit von denen entfernt, die wir normalerweise noch aus der Hand aufnehmen. Er belichtete mit 1/8 teilweise sogar nur 1/4 Sekunde und die Fotos sind scharf! Großes Plus für diese Linse.
Nachts lauschten wir dem Sturm, wir wagten uns nicht raus. Stundenlang hing mir noch die Kälte in den Knochen. Die Bettflasche war angesagt!
[yellow_box]Die klassischen englischen Wasserhähne – von Gunter
Sie finden sich überall auf den britischen Inseln. In Privathäusern, in Ferienwohnungen, auf Campingplätzen, selbst in modernen Hotels. Die Wasserhahn-Pärchen. Das ist kein schwules Geflügel sondern die Standard-Installation für heißes und kaltes Wasser an Waschbecken, Badewannen und an der Küchenspüle. Mit möglichst weitem Abstand voneinander und mit dem typischen vierarmigen Drehrad. Sich mit fließendem Wasser zu waschen, verlangt dabei einiges an Koordination und Gespür für das richtige Mischverhältnis „on the fly“.
Und selbst wenn die Briten eine Art Mischbatterie installiert haben, ist Vorsicht zu wahren. Wir haben uns in unserem Ferienhaus auf Bernera zu früh über die „Mischbatterie“ in der Küche gefreut und hinterher die Unfähigkeit der englischen Konstrukteure verflucht. Da kam kein gleichmäßig warmes Wasser heraus, sondern alternierend heiß und kalt.
Das hat uns dann doch beschäftigt. So doof kann man doch nicht sein. Vielleicht steckt da ja ein tieferer Sinn dahinter.
Also haben wir die Eingeborenen mit Fragen gelöchert, bis sich ein halbwegs sinnmachendes Bild ergeben hat: die zwei Hähne haben zwar auch mit der englischen Vorliebe für Traditionen zu tun, wie das Inch, die Ounce, der Pint, der Landrover usw., dahinter stecken aber auch handfeste technische Gründe. Und die Angst vor Mikroben.
Heißes Wasser wird entweder in einer Art Bottich mit Tauchsieder auf dem Dachboden zubereitet, oder ebenerdig, dann mit einer schwachen Pumpe für die Verteilung. Jedenfalls haben das Kaltwasser- und das Heißwassersystem unterschiedlich hohed Druck, und die Angst geht um, dass das kalte Hochdruckwasser sich bei einer Mischbatterie in die druckschwächeren Heißwasserleitungen schummelt, und dabei die Temperatur dort so weit absenkt, dass Bakterien fröhliche Vermehrung feiern können. Darum die strikte Trennung.
Jetzt stellt sich noch die Frage, wie die Briten duschen. An einer Pobacke Erfrierungen, an der anderen Verbrühungen mögen die auch nicht, auch wenn sie sie gerne als tough hinstellen. Ist auch nicht unser Ding. Für diesen Spezialfall hat jedes Badezimmer einen Durchlauferhitzer mit einem Haufen Knöpfe und Drehrädern. Hier obliegt es dem Nutzer, die eine richtige Kombination aus hunderten zu finden, die erstens eine angenehme Wassertemperatur, und zweitens ausreichend Wasservolumen produziert (Gabi hat gerade probiert, sich damit die Haare zu waschen, jetzt hängen fast Eiszapfen darin).
typische Wasserhähne
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Wollt Ihr mal sehen, wie es im Leuchtturm aussieht? Eure Neugier kann ich bis nach Shetland riechen :-)
Amy schläft noch…
Esra mit der Freundin im Bett, haha!
Noah am Esstisch, das ist gleichzeitig das Wohnzimmer
Diese Frühstücksbrettchen gibt es hier überall, nur schneiden darf man nicht darauf? komisch!
Bad und Küche kommen morgen. Gunter fotografierte das Bad als ich in der Wanne lag, das zeig ich Euch nicht :-)
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/03/WestMainland-6505.jpg400600Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-03-24 00:17:152019-07-04 15:47:10westliches Mainland Shetland und „Wie sieht es im Leuchtturmwärter Haus aus?“
Der Blick aus dem Fenster war heute besonders spannend. Es schneite und stürmte was das Zeug hält. Es ging rund. „Ah, da kann ich ja mal ruhen und schreiben“ war mein erster Gedanke. Der Zweite war: „Das ist DIE Chance, Schnee am Leuchtturm“.
Schnell raus und den Leuchtturm im Schneesturm fotografieren
Dachte den Gedanken nicht mal zum Ende, da rannte ich schon mit einem Arm im Pulli zur Tür raus. Ohne warme Kleidung renn ich selbst beim besten Motiv nicht mehr los. Mütze und Handschuhe vergesse ich noch hie und da, bereue es aber sehr schnell. Den Blitz montierte ich auf die Kamera, schade, dass die Canon 5d M II keinen eingebauten Blitz hat, denn ohne den sieht man den Schnee nicht. Für das Stativ fand ich nicht die Ruhe, besser wär’s und vor der Tür habe ich ja auch noch einen festen Boden. Am Hang findet sich im Wind kein Halt auf dem weichen Grasbewuchs. Nach jedem zweiten Foto putzte ich die Linse. Bilder dieses wilden Wetters waren mir die Mühe wert.
Mainland Shetland, Schottland
Schafe, Mainland Shetland
Der Wind kam durch die „tote Katze“ durch – trotzdem hört Ihr die Schafe sprechen!
Ich renne auch im Sturm den Berg hoch
Nach nur wenigen Minuten fand ich mich doch wieder Richtung Berg hoch um einen besseren Überblick zu bekommen. Die dicke, nun etwas erleichterte Schneewolke hing jetzt über Lerwick. Sie passte wunderbar zum Leuchtturm und dem blauen Meer. Der Schnee blieb nicht lange liegen. Vorsichtig näherte ich mich den Klippen, aber nicht wirklich nah, das war mir mit feucht rutschigem Untergrund im Wind zu gefährlich.
Shetland Schafe und die Angst vorm Fotografen
Halb den Hang hinauf liegen Häuserruinen, die mittlerweile als Schafpferch dienen. Dort machte ich mich mit den felligen Bewohner bekannt. Wir beäugten uns eine ganze Weile. Sie mochten mich nicht, ich war zu nah am Zaun, die Gruppe war getrennt und sie mußten noch etwas näher an mich heran um wieder zusammen zu kommen. Sie trauten sich nicht, das zu tun. Eines war ganz besonders mutig, mit Pokerface, soweit ich das bei dem üppigen Haarbewuchs beurteilen konnte, lief fast unbeteiligt immer näher zur Pforte, durch die es durch mußte um zu den Freunden zu kommen. Plötzlich lag wieder die Panik in der Luft, es spurtete los, rannte wie wild durch das Tor und gesellte sich mutig, jetzt wieder breitbeinig wie ein wahres cooles Schaf zu den anderen. In der abgetrennten Gruppe Schafe konnte ich die Spannung spüren, sie taten nach außen jedoch lässig und trauten sich nicht.
Kaum entfernte ich mich ein paar Meter vom Zaun weg, huschten sie durch’s Tor, und standen nun wieder als Gruppe zusammen, so, als sei nie was gewesen, ganz cool. Mir machen solche Spielchen immer großen Spaß!
Die Robbe war wieder im Hafen, ich machte in kühlen Wind ein paar Langzeitaufnahmen, die Wolken hatten sich leider bereits verzogen.
Am späten Vormittag fuhren wir nocheinmal Richtung Süden. Wir hatten auf der ersten Tour nicht alles gesehen, außerdem gefiel uns diese Ecke besonders gut. Den ganzen Tag über hingen schwere, graue Schneewolken so tief am Himmel, dass es schien, sie würden den Boden berühren.
Schneefall, Shetland
Bressay Lighthouse im Schneesturm
Der Blick über die Mauer im Hof
Der Schrankenwart – ob Fliegen wirklich besser ist als die Fährfahrt?
Wir fahren über die Landebahn des Flughafens
Wieder überquerten wir die Landebahn des Flughafens. Ängstlich schielte ich auf die Schilder und Ampel, würde ich im grellen Licht der Sonne auch gut sehen, wann ich nicht fahren darf? Was, wenn uns ein Flugzeug auf dem Dach landet? Das kam mir alles etwas unsicher vor. Wir wollten gerade das Old Scatness Broch anschauen – jetzt im März übrigens noch geschlossen – da tönte eine Sirene, ein langer, grellgelb, wetterfest gekleideter Herr lief aus einem Kasten in der Größe eines aufrechtstehenden Sargs, um eine Schranke zu schließen. Ich lies kurzerhand das Broch links liegen, die Aussicht auf ein landendes Flugzeug und ein Gesprächspartner war verlockend. Halbstarker Motorenlärm, es war nur eine relativ kleine Maschine, begleitete unsere Unterhaltung. „Die scheuchen mich heut dauernd rein und raus“ meinte der ältere Herr – das war seine Meinung, er war nur ein paar Jahre älter als ich.
Er horchte in seinen Kragen aus dem nur unverständliches Krachen tönte. Vor 20 Jahren sei er von Manchester hier her gezogen, er hätte es nie bereut. Schnell kamen wir wieder zu den Reisen und Erlebnissen. Wochenlang wäre er in Kenia stationiert gewesen, braun wie ein Massai (die Größe passte auch!), sonnenblondes Haar, gut hätte er ausgesehen. Und er wurde für etwas bezahlt, wofür andere 1000 Pfund pro Woche zahlen mußten.
Schnee wie aus Eimern
In mir zuckte bereits der Fotoimpuls – gerade fiel der Schnee wie aus Eimern aus den Wolken heraus. Dazu schien die Sonne, die Flugeuge starteten und landeten mit geschäftigem Motorenlärm, der kalte Wind roch nach Schnee und Tang und Kerosin, gleichzeitig quatschten wir und lernten wieder interessante Fakten über Shetland. Umspült von all diesen Eindrücken stand ich staunend da! Genial – und fast zuviel des Guten.
Der Jackenkragen unseres Gegenübers kommunizierte wieder, das Gatter wurde aufgeschoben, da kam ein Auto, unser Gesprächspartner sprang rein und weg war er. Jetzt herrschte Ruhe, wenn wir das Pfeifen des immerwährneden Windes mal ignorieren.
Wir wendeten uns dem Old Scatness Broch zu. Es ist März, nur verrückte Touris verirren sich zu dieser Jahreszeit auf die Inseln, und für die werden die Museen nicht extra geöffnet :-) Uns war es recht, das Gatter war offen, wir gingen rein und schauten den Außenbereich an. Den Souvenirladen und die Kasse brauchen wir eher nicht. Lange hielten wir uns nicht auf, es war definitiv zu kalt und wir sahen die historische Stätte ja auch nur von außen. Einen kleinen Eindruck bekamen wir. Nur ganz kurz, zur Recherche kam ich noch nicht: das Old Scatness Broch wurde 1975 bei der Erweiterung des Sumburgh Airports entdeckt.
Saukalt
Ich weiss nicht, wie kalt es war, aber ich weiss, wie kalt es sich anfühlte! Saukalt. So kalt hatten wir es sogar auf den Lofoten im Winter nicht oft. Der starke Wind kühlt aus, er geht durch die Windstopper-Pullis durch, beißt ins Gesicht, dass es nur so weh tut. Über Handschuhe lacht der Wind nur, vielleicht ist es gar ein Sturm. ich bin da immer vorsichtig. Was wir daheim als Sturm bezeichnen ist am Meer oft nur ein Wind. Und auf Shetland ist es sicher nochmal anders.
Schnagel – Schnee & Hagel
Der Schnee ist auch kein richtiger Schnee, dass sind hier keine kleinen, zarten Flöckchen, die sanft, fast lautlos auf den Boden schweben. Hier geht der Punk ab! Da fliegen einem die Dinger – eine Mischung aus Schnee und Hagel, nennen wir es mal Schagel, nur so um die Ohren.(die Männer der Familie meinten Haschee wäre auch gut. Ich glaube aber, die denken nur ans Essen!) Na, die Lauscher sind meist und empfohlenermaßen unter der Mütze verwahrt, aber die Nase und die Wangen, die halten her. Die Schnagel prallen mit großer Wucht auf die kalte, ungeschützte Haut. Der Riechzinken ist eh schon rot und tropft, jetzt wird noch auf ihn drauf geschossen. Wie Nadeln fühlen sich die Schnagel an. Ein chinesischer Mediziner hätte wohl seinen Spaß daran, das ist Gesichtsakupunktur, ganz gratis noch dazu.
Wir huschten ins Auto und betrachteten das Spektakel von sicherer Warte aus. Wir fuhren zum Strand bei der Insel St Ninian. Der Schnagel blieb liegen, die Landschaft sah winterlich verträumt aus. Den Wind sieht man ja nicht! Ich war ganz aus dem Häuschen! Schafe lagen zugeschneit auf weiten Weiden, in der Ferne der blaugrüne Fjord, dunkelblaue, vor Schnee triefende Wolken hingen tief am Horizont. Ich trat auf die Bremse, langte nach der Kamera und traute mich mutig raus in das bissige Wetter. Mein Plan war es, die Schafe schneebedeckt, am Boden kauernd vor dieser Kulisse aufzunehmen, um dieses üble unfreundliche Wetter zu verdeutlichen.
DAS Schafsfoto
Doch hier werden die Schafe gefüttert, im Gegensatz zu den Schafen auf der Isle of Lewis, die wohl weniger Futter bekommen. Sie sahen also unseren Bus, hörten die Tür, standen neugierig auf und liefen in Erwartung auf Fressbares langsam auf mich zu. Mein gedankliches Bild war zerstört. Alle Schafe, die Mehrzahl weiss, nun, eher schmutzig beige, aber ein paar Schwarze waren auch dabei, schauten zu mir. Das Mutigste stellte sich, wie ein Anführer oder Beschützer an die Spitze. Sie blökten im Chor, der Gesang hallte durch diese besondere Ruhe, die es nur nach einem Schneefall gibt. Ich fühlte mich wie vor einem aufmerksamen Publikum, die begeisterte Menge grölt mir aufmunternd zu. Ich schieße mein Foto! Surreal, das ist der Begriff, der mir als erstes in die Gedanken kam. Besser hätte mein Bild nicht sein können! Und so kam es, dass auch die Schafe mich Respekt lehrten!
(ich hatte vorher nämlich mit Esra öfters mal über diese Tiere gelästert, die benehmen sich immer so dämlich!)
Broch – ja, der Broch der kam zu kurz, da werden wir später drüber schreiben!
Munter fuhren wir noch zum Strand vor der St Ninian Insel. Auch dort das gleiche Bild – schwere, schneereiche Wolken und dramatisches Licht.
Wieder beendeten wir den Abend im Tesco. Wir hatten beim letzten Einkauf Einiges vergessen. Dann das abendliche Warten auf die Fähre und die Fahrt zu „unserem“ Leuchtturm. Was für ein Tag. Danke!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/06/MG_4611-2-1.jpg8001200Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-03-23 02:09:402020-09-27 14:07:48Schafe und Schnee im Süden Shetlands
Wir widmeten den ganzen Tag unserer Insel Bressay. Warum immer so viel fahren? Auf der kleinen Insel ist es abwechslungsreich und traumhaft schön.
Eine Robbe schwimmt im alten Hafen
Frierend auf den Felsen stehend begrüßte ich früh morgens allein die Robbe im alten Hafen. Jetzt war mir auch klar, warum die sich so viel Fett angefuttert hat. Ich wollte mich gerade nicht im Wasser tummeln, der Robbe machte es anscheinend Freude. Gegen 9:00 liefen wir im Sonnenschein alle zusammen den Berg hinauf zum Vogelfelsen und dann weiter, wieder hinunter entlang der Küste. Ein Wanderpfad führt bis zum Hafen nach Noss, vier Stunden soll man dafür einplanen. Leider haben wir keine Möglichkeit, von Noss wieder zum Leuchtturm zu kommen, also war es nicht sinnvoll, die ganze Strecke zu wandern. Wir wurden alsbald von einem üblen Schafgatter aufgehalten, das Problem war gelöst. Es war so fest verknotet und verschlossen, dass wir das als Hinweis deuteten, dieses Schafsweide unbetreten zu lassen. Am Zaun entlang kamen wir nur bis zum nächsten Gatter und was lag da denn am Boden? Ein Exschaf! Fell und saubere Knochen.
Bressay Lighthouse, Shetland
Schafskelett
Praktischer Biologieunterricht und ganz spontan! Wir verglichen die Wirbel mit denen, die wir vor einigen Tagen auf Great Bernera gefunden hatten. Wesentlich kleiner waren sie. Ob das doch keine Robbe war, die wir damals eingepackt hatten? (davon hatte ich noch gar nicht berichtet, was? Hole ich dann nach!)
Vor allem der Schädel war interessant. Wir bauten das obere Schädelteil und die Unterkiefer zusammen, drapierten es auf der Mauer und fotografierten das grinsende, ehemalige Schaf. Dann steckten wir die drei Teile in den Fotorucksack! Das Schaf reist mit nach Deutschland!
Exschaft auf der Mauer, Shetland
Making of „Schafschädel“
Carpe Diem
Windig müde breiteten wir das Mittagessen. Ich hibbelte schon wieder rum, raus will ich! Manchmal komme ich mir vor wie so ein kleiner, verspielter, neugieriger Hund, der immer um die Familie kreist. Ich laufe dahin und zurück und dann in die andere Richtung und zurück. Ich verbringe jede Minute des Tages mit Tageslicht draußen am Meer! Schaue über die Wellen, beobachte die Vögel und Robben und fotografiere.
Wir zogen schließlich mit dem Wagen los um die Insel genauer zu erkunden. Es scheint wilde Shetland Ponies zu geben, wir suchten, hielten Ausschau, fanden sie nicht. Einige vielversprechende Straßen endeten auf den Schrottplätzen der Farmen. Parken konnten wir an einigen Stellen, die wir gern angesehen hätten, nicht.
Beim Bootsanleger zur Insel Noss soll es öfters Wale und Delfine zu sehen geben. Wir parkten und Esra und ich liefen hinunter. Die anderen zogen es vor, mit dem Fernglas im windgeschützten Auto das Meer ab zu suchen. Mir gefiel die Gegend ausgesprochen gut. Das Meer war wild, die Küste abwechslungsreich, die Wellen knallten auf die Felsen. Es lag zwar viel Müll am Strand, viele potenzielle Flaschenpostflaschen, aber sie waren alle leer! Vor kurzem wurde vor Shetland von einem Fischerboot die älteste je gefundene Flaschenpost an Land gezogen. Ich muß nochmal nachlesen, wie alt sie war (schwierig mit dem langsamen Internet!) Vielleicht hat jemand Lust mal zu googln?
Typische Mauer und Landschaft, Bressay
Meerestimmung, Bressay, Shetland
Mit dem Seemann im Gespräch
Die Bressay Sund Fähre und Lerwick
Wir trafen einen älteren Mann in der typischen gelben und orangen Fischermannsölkeidung. Winddicht und daher warm! Sollten wir auch jetzt drüber ziehen, denn der Wind kühlt mächtig aus.
Der ehemalige Seemann war ein echter Bressay Insulaner, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, dann zur See gefahren. Er war voller Geschichten von fernen Ländern, wir interessierten uns aber besonders für diese kleine Insel. Ja, das Leben wäre früher hart gewesen. Als fünfjähriger hätte er jeden Tag die zwei Meilen zur Schule laufen müssen. Im winterlichen Shetland Wetter eine Herausforderung für kleine Kinder. Wenn man bedenkt, dass es ihm über 60 Jahre später noch so im Gedächtnis hängt. Die weiterführende Schule in Lerwick war dann ein Internat, die Strecke mit der Fähre, die bis in die 70er Jahre wesentlich kleiner gewesen war, und der Fußweg wären zu viel gewesen. Wenn man bedenkt, wie einfach und schnell das heute geht. „Wenn man Monate lang auf See ist, kann man die Landschaft hier sehr bewußt genießen!“ meinte unser Gesprächspartner gerade. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Inseln so mag! Die Freiheit, die Weite, die frische Luft,nach einer anstrengenden Fährfahrt mit all den Einschränkungen, vor allem bezüglich der Atemluft, man nimmt sie intensiver wahr!
„Wale habe ich hier nur ein einziges Mal in den 72 Jahren meines Lebens gesehen! Das wird überbewertet.“ Wir hielten trotzdem Ausschau, Glück gehört ja auch dazu.
Auf der Suche nach einem alten Friedhof landeten wir versehentlich auf einem seltsamen, gerümpeligen Bauernhof. Zahlreiche Hühner liefen umher, mitten in den herumliegenden Farmutensilien. Die Häuser sahen sehr trist aus. Würde ich hier wohnen, ich hätte Angst in der Nacht! Schließlich stolperten wir auch über den Friedhof, mit Blick auf das Meer und dicken Regenwolken.
Es zog sich zu, Regen fiel theatralisch herab, nee, fotogen vom Himmel! Wir betrachteten die Fähre aus der Ferne, Lerwick im Hintergrund – es sah klasse aus! Ich schlich noch etwas um den Leuchtturm herum, aber von Horizont zu Horizont war es tief blau, schwere Regenwolken verzierten den Himmel, die Wellen ruhten sich aus und es wurde schnell dunkel. Unsere Nachbarn, die wohl im Leuchturm wohnen um absolute Ruhe zu haben – sie reden kaum mit uns – parkten den Wagen. Ich lief sockig raus um zu fragen, ob unser Bus so gut stehen würde und sie genug Platz hätten. Da sah ich den Himmel! Himmel Hergott! Kann man hier nicht mal die Füße hochlegen! Ich drechte um, meinte schnell, ich muß wohl nochmal raus, schnappte die Kamera, das Stativ, vergass aber Handschuhe und Mütze und los, wieder den Berg hoch. Der Himmel schien rot, knallrot! Kitschig rot! Das muss ich doch aufnehmen, hätte ich wenigstens an die Handschuhe gedacht, aua! Na, das bläst ja eh nur der Wind durch! Ich hielt aus, Gunter stand unten im T-Shirt und fotografierte, er huschte aber bald wieder in die warme Stube!
Bressay Lighthouse, Shetland
Nachtaufnahmen machen oder nicht?
Die Chancen auf Nordlicht waren gut. Der Schweinehund in uns wollte einen Tee trinken, oder besser noch Whisky zum Aufwärmen. Ich schaffte es Gunter zu überreden, allein war es mir auf den steilen Klippen nicht wohl. Wir fotografierten nochmal eine ganze Weile, aber der Himmel blieb dunkel, es waren auch kaum Sterne am Himmel, ein feiner Nebelschleier lag über uns.
Endlich richtig ausschlafen! Das tat gut. Aber alles ist relativ. Die Sonne schien schon ca. 30 Minuten früher als auf der Isle of Lewis ins Fenster rein; ich sprang schnell raus aus dem Bett. Da will ich doch gleich wieder los und mir die Gegend anschauen.
Meine unstillbare Neugierde
Die anderen Reicherts sind da ruhebedürftiger als ich. In mir steckt unstillbare Neugier. Bei dieser fantastischen Leuchtturmunterkunft muß ich ja nur aus der Tür hinaus, um Wellen zu sehen. Freudig stelle ich fest, dass das sogar auf Socken geht. Genial! Mein Blick schweifte über das glitzernde Wasser, das Meer hatte sich seit gestern schon etwas beruhigt. Die Wellen knallten nicht mehr allzuhoch an die Felsen, es gab nicht mehr überall weisse Wellenkämme. Etwas nördlich von uns sind Überreste eines alten Hafens zu sehen. Richtig angezogen und mit Schuhen an den Füßen, kletterte ich wenige Minuten später über die Felsen und dann zur glitschigen, moosigen Hafenmauer. Immer vorsichtig, ich weiss ja, wie schnell das gehen kann mit dem Abrutschen. Außer dem Rauschen der Wellen und dem Wind war es still. Kalt schnitt mir der Wind ins Gesicht und in die Finger. Dafür ist die Luft sauber, frisch und meerig salzig.
Shetland Pony, Bressay
Ungeduldig frühstückte ich nach dem kurzen Ausflug mit der Familie; ich will raus, nur raus und die Insel ansehen. Sonst hatte ich keine Gedanken. Noch wollte keiner mit mir losziehen. Die Wohnung war wohlig warm, der Wind wehte geräuschvoll am Leuchtturm vorbei. Ich wählte Noah als Freiwilligen aus! Einer musste jetzt mit mir gehen.
Wanderung Richtung Insel Noss
Der Leuchtturm, der übrigens von David & Thomas Stevenson im Jahr 1858 erbaut wurde, liegt nur 32 m über dem Meer. Hinter dem Haus geht es den Berg hinauf, Eissturmvögel segeln beständig entlang des Kliffs. Begleitet von den Luftakrobaten liefen wir den Berg hinauf. Könnten wir doch auch so wunderbar mühelos segeln, wie diese Vögel. Wir gewannen auch wandernd an Höhe; kamen ins Schwitzen, denn der Hang war windgeschützt. Immer höher stiegen wir hinauf, immer besser wurde die Aussicht. Fantastisch. Noah konnte die Aussicht nicht ohne meine begeisterten Ausrufe genießen. Ich war ganz aus dem Häuschen. Vor uns lag die Insel Noss, die Naturreservat und Schaffarm in sich vereint. Die meisten der Sommergäste sind noch nicht angekommen, die stecken wohl noch in Deutschland im Schnee fest.
Ab Mai ist es möglich mit einem kleinen Schlauchboot zur Insel zu fahren. Schade, das schaffen wir nicht, denn wir werden im April wieder gen Deutschland fahren. 100000 Vögel brüten dann auf der Insel und es ist in dieser Zeit möglich, fotografierend nahe an zahlreiche verschiedene Vögel heran zu kommen.
Robben im Yachthafen, Bressay – die hintere Robbe ist echt ganz schön rund, oder?
Bressay Lighthouse – da gibt es jetzt jeden Tag mindestens ein Foto.
Eissturmvogel
Sumburgh Head Lighthouse, Shetland
Aussicht vom Hang über die Insel Noss
Wir liefen bis ganz hoch, standen auf der Spitze angekommen, staunend im jetzt sehr kalten Wind. Geschäftig und ununterbrochen schwebten die Eissturmvögel an uns vorbei. Wolken lockerten das Himmelsblau auf, so konnte die Sonne richtig schöne Sonnenstrahlen gen Meer schicken. Das Wasser glitzerte und tanzte auf der einen Seite, lag dunkel grau, oder schwarz, oder blau auf der anderen. In der kahl wirkenden Moorlandschaft lockerten kleine, strahlende Seen das Bild auf. Perfekt! Zwei Stunden später waren wir im Leuchtturm zurück! Mein erster Eindruck: Shetland ist unglaublich schön! Ja, ja ich wiederhole mich! Was ist, das ist!
Ich drängte die Familie zum Aufbruch. Die Sonne schien, vielleicht würde das nicht lange so bleiben. Es soll ja viel regnen, hier in Shetland. Am besten wir nutzen jeden Tag. „Carpe diem“, das ist mein Motto.
Erste Begegnung mit den Shetland Ponies
Auf dem Weg zur Bressay Sund Fähre sahen wir zum erstenmal Shetland Ponies. Ja, klar, davon hatten wir gehört. Ich fand die bisher immer etwas langweilig. Eher sowas für kleine verwöhnte Mädchen – sorry. Ich parkte das Auto. In der Ferne sahen wir die beiden kleinen Tiere. Wie klein sie wirklich sind, sahen wir erst, als sie in unsere Richtung trabten. Wir mußten sie übrigens nicht rufen, das Zuschlagen der Autotür reichte aus. Innerhalb von Sekunden kamen sie zum Zaun und wollten von uns geknuddelt werden. Die halben Pferde schmusten sich richtig an uns an; sei waren neugierig und freundlich. So süß! Ich geb es nur ungern zu: das dauerte nur wenige Minuten, bis sie mich von ihrer Schönheit überzeugt hatten. „Die sind ja sowas von genial!“ Hätte ich nicht gedacht! Ich verspreche, dass ich mir ganz besonders viel Mühe geben werde, mal richtig gute Fotos von denen zu machen. So, dass das auch rauskommt, wie durchweg überzeugend diese Tiere sind! Eins habe ich schon mal, was denkst du?
Robben im Yachthafen, Bressay, Shetland
Wir fuhren nur wenige Meter weiter, da sah ich im kleinen Yachthafen etwas liegen, das die Form einer Robbe hatte. Hmm, war das eine? Ja, und da sonnten sich noch weitere Meeressäuger auf den Felsen. Also Objektiv wechseln und wieder raus. Gunter traute sich einmal zu nah ran und drei der Robben robbten ins Wasser. Die Tiere waren enorm dick, sie schafften es kaum ins feuchte Nass.
Dann erreichten wir tatsächlich die Fähre, groß ist die Insel ja nicht. 400 Menschen leben hier, es gibt fast nur Single Track Roads auf der 11 mal 8 km großen Insel.
Fahrt in den Süden Shetlands
Die Fähre muss nur auf der Hinfahrt bezahlt werden, was ich praktisch finde. Bis zur südlichen Spitze Shetlands ist es nur ca. 40 km weit. Schon auf der Fahrt kam ich wieder ins Schwärmen: überall der Blick aufs blaue Meer, die Hügel und die Siedlungen. Die Wolken waren so fotogen, ein Fotoclub auf Tour hätte die nicht besser bestellen können. Traumhaft!
Die Straßen sind gut ausgebaut und angenehm zu fahren. Immer wieder finden sich gute Park- oder Haltemöglichkeiten. Wir nutzten sie für kurze Fotostopps. Kurz vor dem Sumburg Leuchttum (der nach der umfassenden Renovierung auch als Unterkunft zu mieten ist) gab es zahlreiche Warnschilder und unglaublich viel Asphalt. Ah, hier ist die Landebahn des Flughafens und wir fahren gerade drüber. Interessant. Der Leuchtturm liegt auf der Höhe, er wirkt wie ein Schloss oder eine Burg. Die Wolken umschlossen ihn, als wäre er in Watte gepackt. Im Sommer gibt es hier viel Geschrei und Gekreisch, dann wimmelt es hier nur so von brütenden Seevögeln. Was für eine Unterkunft das ist! Hier kann man dann in Socken Papagaitaucher aufnehmen. Im Leuchtturm zwischen den Vögeln mitten im Meer zu leben ist einer meiner Träume! In Gedanken plane ich bereits eine weitere Reise, im Mai. Wenn wir uns das nur leisten könnten!
Wir wanderten erst den einen Berg, dann den anderen hoch, staunten, genossen, froren, hatten viel Spaß und fotografierten.
Dann fuhren wir weiter, Richtung Westküste. Einige Male endeten wir auf Farmen, weil die Straße meist einfach mitten drin aufhört. Wir fanden keinen Zugang zur Küste – vielleicht gibt es den, wenn man weiß wie. Das Parken ist an diesen Stellen schwierig, oft tun wir uns schon beim Wenden des langen VW’s schwer.
Spiggie Beach, Shetland
An der Spiggie Beach liefen wir im weichen Sand bis der eiskalte Wind uns zurück ins Auto trieb. Der Wind tat jetzt wieder im Gesicht und dann den Händen weh.
Tombolo am St Ninians Beach
Auch den berühmten Strand von St Ninian verpassten wir fast, weil man das Gefühl hat, auf einen privaten Hof zu fahren. Doch die Straße schlängelt sich irgendwie durch die engen Gassen und weiter geht’s auf einer Single Track Road. Die Kids entschieden sich dazu, jetzt im Wagen zu blieben und von dort die Sicht auf die Insel zu genießen. Es war mehr als unangenehm draußen und wir konnten sie verstehen. Die Insel liegt nah vor der Küste, von beiden Seiten lädt das Meer den Sand ab, es bildet sich ein perfekter Tombolo, ein Streifen aus Sand, der die Insel mit dem Festland (ha!) verbindet.
St Ninian Beach, Shetland
Mainland Shetland
Apropos Festland. Die Insel, auf der Lerwick liegt nennt sich Mainland Shetland. Schottland, was ja eigentlich Mainland wäre, wird hier nur der „Süden“ genannt!
Wir fotografierten also, bis die steif gefrorenen Finger den Dienst quittierten. Wie sehr vermisse ich doch meine schwedischen, winddichte Handschuhe!! (Dass ich den rechten davon daheim in Deutschland tagelang suchte, schrieb ich bei den Vorbereitungen zur Reise)
Lerwick
In Lerwick fanden wir den Tesco und kauften ein. Wir verpassten eine Fähre nach Bressay, schlenderten im Dunkel der Nacht durch die verlassen wirkende Hauptsstad Shetlands. So begnügten wir uns mit einem Schaufensterbummel auf der Insel. Die Schilder über den Läden wirken altertümlich, wir fühlten uns fast wie Zeitreisende, und um 50 Jahre zurück versetzt, wären da nicht die teilweise doch sehr modernen Schaufensterauslagen gewesen.
Auf der Fahrt zum Leuchtturm schien es uns, als verfolgten uns zwei Autos, tatsächlich fuhr eines davon bis zur Unterkunft hinter uns her, wendete dann und verschwand in der Nacht.
Und hier gibt es noch ein großes Panorama der Insel St Ninian.