Tagesausflug zur Île Molène
Ein Tagesausflug zur Île Molène lohnt sich auch bei Regenwetter. Allerdings solltest du nbedingt gute Regenkleidung mitnehmen, weil es wenige Unterstellmöglichkeiten gibt.
Die kleine, wenig touristische Insel beeindruckt vor allem durch die naturbelassene Küstenlandschaft mit viel Tang und Gezeitenbecken. Wir empfehlen einen Tagesausflug zur Insel. Es ist auch möglich ein paar Nächte mit Zelt auf dem Campingplatz zu verbringen.
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Fakten zur Île Molène
Die Île Molène liegt 15 km entfernt von der bretonischen Westküste mitten im Biosphärenreservat Réserve naturelle nationale d’Iroise. Die nur 75 ha große Insel beherbergt etwa 200 Einwohner, im Sommer mehr, im Winter weniger.
Täglich legt hier die Fähre von Le Conquet auf ihrem Weg von und zur Île d’Ouessant an.
Die Fahrt zur Île Molène kostet pro Person einfach 19 Euro, also für 2 Personen Hin- und Rückfahrt 76 Euro (2023).
https://pennarbed.fr/iles-bretonnes/ile-molene/les-traversees/
Ruhige Fährfahrt
Der Wetterbericht meldet durchwachsenes aber trockenes Wetter für Morgen. Also auf zur Île Molène. Denn genau auf diese Vorhersage hatten wir gewartet!
Frühmorgens radeln wir zum Fähranleger im Hafen von Le Conquet. Durchwachsen sieht das Wetter nicht unbedingt aus, mehr wie drohender Regen. Das ist das Leidige an Wetterberichten von der Meeresküste. Das Wetter wechselt so schnell, dass Voraussagen ziemlich unzuverlässig sind.
Das Geschaukel auf der Überfahrt hält sich in Grenzen. Wenigstens regnet es nicht, als wir auf Molène ankommen. Die Fähre ist an diesem Tag recht voll und es steigen auch einige Leute auf der Ile Moléne aus.
Tangboote
Einige Schiffe sammeln fleißig Tang vor der Insel. Toll, dass wir das jetzt mal relativ nah ansehen können. Ansonsten sehen wir die Schiffe nur beim Entladen im Hafen von Roscoff, Lilia oder Lanildut. Die Boote sammeln den Tang mit Hilfe eines Krans, der einen Haken in die Tiefe ablässt und sich dann drehend wieder hochhebt. Mit einer schweren Ladung Tang am Haken.
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Wir wandern einmal rund um die Insel Moléne
Wir folgen dem Fußpfad entgegen dem Uhrzeigersinn entlang der Küste. Eine Nebelbank verhindert eine ungetrübte Sicht auf die wenige Kilometer entfernte Île d’Ouessant. Ganz Eilige schaffen den Rundweg in einer Stunde, mit Fotografieren dauert das erheblich länger.
Der Rundweg führt bald am „Inselberg“ vorbei. Wir erklimmen den stolzen 26 Meter hohen Hügel und wünschen uns ein wenig Sonnenschein, dann wäre das Inselpanorama perfekt beleuchtet.
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Inselmusik: Didier Squiban – „Molène“
Plötzlich wehen wohlbekannte Klavierklänge zu uns herüber. Mir wird es warm ums Herz. Diese CD kenne ich in und auswenig. Es ist das Musikstück „Molène“ von Didier Squiban. Bilden wir uns das nur ein? Nein, ein Frauentrio kommt uns entgegen, eine spielt „Moléne“ auf ihrem Smartphone ab. Das Stück passt perfekt zur melancholischen Stimmung an diesem Tag. Ist die Musik doch auch für diese Insel geschrieben.
Kennst du auch „Eusa“ von Yann Tiersen? Diese Musik ist Ouessant gewidmet und genauso eindrucksvoll. Ich höre beide CD’s immer wieder in Dauerschleife.
An der Westseite treffen wir auf ein weites flaches Granitplateau, das mit Gezeitenbecken übersät ist. Ein ideales Gebiet für Unterwasseraufnahmen, wenn da nicht das zunehmend trübere Wetter wäre. Wir genießen das Klettern auf diesen weiten Felsplatten trotzdem. Die Anemonen sind hier um einiges größer als in den Festland-Gezeitenbecken, und die Napfschnecken auch.
Ein Teil dieses felsigen Gebietes ist übrigens von Menschen gemacht. Hier wurden Felsen zum Bau der Häuser herausgeschlagen.
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Weiter entlang des Pfades taucht vor uns La Tourelle auf. Der hohe Steinturm ist zwar kein Leuchtturm, dient aber den Seefahrern in diesen gefährlichen Gewässern als Navigationshilfe.
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Das Auge von Pierre Chanteau
Gabi hält vergeblich Ausschau nach einem aus Glas und Keramik gefertigten Auge von Pierre Chanteau. Diese Augen findest du in vielen Häfen. Sie sind eine künstlerische Hommage an die vielen Seenotretter in der Bretagne. Dicht am Turm finden wir das Auge hoch oben und obwohl der Turm gut sichtbar ist, erwarteten wir es da nicht. Das war jetzt nicht einfach zu finden! Die Suche nach den Augen kann übrigens zu einer Sucht werden.
Die Wolken werden dichter, das Licht weniger. Es sieht nach Regen aus. So viel zur gestrigen Wettervorhersage. Wir beeilen uns, um im Ort ein trockenes Plätzchen zu finden. Bis zur Fährabfahrt sind es noch drei Stunden. Und wir hätten auch noch Einiges zu sehen und erkunden. Aber daraus wird nichts.
Wir wandern am Campinggelände vorbei, ein einsamer Camper baut gerade sein Zelt ab, geht es ins Örtchen. Da fängt es auch schon an, zu nieseln. Ich würde das mal als ergiebiges Nieseln bezeichnen. In Schottland heißt das Smirr und man ist in kurzer Zeit klatschnass.
Die zahlreichen Häuser der Ortschaft sind über die halbe Insel verstreut, aber Platz zum Unterstellen ist schwer bis unmöglich zu finden. An der Mairie gibt es ein Toilettenhäuschen, das ist aber weniger einladend zum Verweilen, mehr fürs Geschäftliche.
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Im Ort auf der Insel Molene
Auf unserer Tour durch den Ort finden wir wenig Hinweise auf eine Ferienwohnung. Die sind echt rar hier. Wir besuchen die Ausstellung im Semaphor. Dort ist aber wenig Platz zum längeren Bleiben.Das Musée du Drummond Castle, welches die Geschehnisse der damaligen Schiffskatastrophe rekonstruiert, ist leider mittags schon geschlossen.
In den Gassen stoßen wir noch auf ein kleines Naturkundemuseum.
Es gibt zwar Restaurants auf Moléme, es sind aber keine geöffnet. Nur ein etwas abenteuerlich wirkender Freiluftausschank mit Fastfood namens Chez Albin bewirtet Gäste. Eine Markise und ein paar Sonnenschirme stemmen sich mühsam gegen die Nässe. Wir klemmen uns an die Theke unter die Markise und bestellen einen Kaffee. Unter den Sonnenschirmen werden die wenigen Besucher durchgeweicht. Die Schirme reichen kaum über die Tische und entsorgen regelmäßig ihre Wasserlast. Das Chez Albin leert sich jetzt schnell. Der auffrischende Wind treibt den stärker werdenden Regen vor sich her, die Schirme fangen bedenklich an zu schwanken und wir ziehen auch weiter.
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Fotos des Hafens in Molene
Wir haben immer noch eineinhalb Stunden bis zur Abfahrt. Am Fähranleger ist der trockene Aufenthaltsraum voll belegt, wir klemmen uns nebenan zu ein paar anderen Passagieren unter einen überdachten Eingang. Kalt und nass ist es hier. Wie schade. Ich hätte so gerne noch weitere Gassen der Ortschaft angeschaut.
Also, müssen wir nochmal kommen. Oder ein Zimmer finden und über Nacht bleiben. Oder beim nächsten Mal das Zelt mit bringen.
Endlich kommt die Fähre von Ouessant in Sichtweite, und wir reihen uns in die Warteschlange ein. Die Fähre legt an, aber das Entladen und Einladen nimmt einige Zeit in Anspruch. Stell dich also bei Regen nicht zu früh in die Schlange.
Im Inneren der Fähre trocken wir notdürftig vor uns hin, bevor wir in Le Conquet in den Regen entlassen werden. Es schüttet wie aus Gießkannen. Warten wir bis es aufhört oder radeln wir einfach im Regen zurück zum Wohnmobil auf der Halbinsel Kermorvan?
Wir wollen zurück ins Warme und radeln los, wir werden natürlich bis auf die Unterwäsche nass, trotz Regenjacke.
Und das Schönste an diesem Tag ist auch das Gemeinste: Als wir den Schlüssel in die Wohnmobiltür stecken, kommt die Sonne durch die Wolkendecke und lacht uns an/aus.
Also ziehen wir flott was Trockenes über, springen auf die Räder und raus gehts wieder zum Phare de Kermorvan.
Wir werden am Leuchtturm wunderbar für das schlechte Wetter entschädigt. Ein richtig schöner Sonnenuntergang und eine Schule Delfine, die vor unseren Augen Luftsprünge in der Strömung veranstaltet, sind ein versöhnlicher Tagesabschluss.
Wenn du das nächste Mal in Le Conquet am Fährbüro im Hafen stehst, denk nicht nur an Ouessant, sondern auch an die Île Molène. Die Insel ist bei (fast) jedem Wetter einen Besuch wert.