Wir stehen in Dinard mit Blick auf den Strand Port blanc, wie im vorherigen Blogbeitrag erwähnt. Im Internet wird ein später Wintersturm angekündigt. Der soll vor allem am Cap Sizun heftig werden. Ich würde dort sehr gern fotografieren, möchte aber auf keinen Fall mit unserem Wohnmobil gegen den Sturm fahren. Am Pointe du Raz sind Windgeschwindkeiten von 140 km/h gemeldet. Der Sturm ist so heftig, dass er einen Namen verdient hat: Mathis.
Unsere relativ große weiße Kiste mag vor allem seitlichen Wind nicht. Seitlichen Sturm schon gar nicht. Aber auch der Wind von vorne macht uns zur Zeit große Probleme. Auf der Fahrt in die Bretagne bemerkten wir, dass Gegenwind und eine Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h unseren linken Scheibenwischer über die Schreibe hinausdrückt. Der Wischer bleibt dabei hin und wieder am Scheibenrand hängen. Das stresst mich. Würde der Scheibenwischermotor Schaden nehmen – ohne klare Sicht können wir nicht mehr im Regen und Sturm fahren. Wir machen uns im Internet schlau. Das Problem ist bekannt, und als sich das Wetter mal beruhigt, versetzt Gunter den Wischer einfach etwas nach unten.
Wellen am Men Ruz in Ploumanac’h
Wir entscheiden uns für das relativ nahe Ploumanac’h als nächstes Ziel. Erstens schaffen wir diese Strecke auch im Sturm, zweitens denken wir, dass der Stellplatz in Tregastel windgeschützt ist, und wir von dort aus tolle Fotomotive finden können.
Mathies trifft auch die Küste von Ploumanac’h ziemlich heftig. Wir hoffen auf Wellen am Leuchtturm Men Ruz. Davon träume ich schon seit einiger Zeit. Letztes Jahr waren wir zwei Wochen in Tregastel, aber die Wellen waren nicht der Rede wert. In unseren Fotos zeigen wir gerne die Bewegung des Wasser als dynamisches Element.
In Tregastel angekommen laufen wir nach Ploumanac’h. Leider ist der Uferweg an der Gezeitenmühle gesperrt. Warum, ist nicht erkennbar. Wir laufen trotzdem entlang. Da der Grund, die Mauer wird ausgebessert. Am nächsten Tag ist jedoch die Absperrung verschärft, da wir radeln lieber den Hügel hoch und runter nach Ploumanac’h.
Am Leuchtturm werden wir tatsächlich mit beeindruckendem Wellengang belohnt. Trotz Ebbe und niedrigem Koeffizienten. Wir radeln mehrmals zu verschiedenen Zeiten und Flutständen an die Küste in Ploumanac’h. Leider ist auch der Zöllnerpfad in der Nähe des Eiffelhauses gesperrt. Abends im besten Licht bei wildem Meer nervt mich der doch recht weite Umweg durch das Hinterland.
Phare de Men Ruz im Sturm Mathis
Weitere Sturmfotos des Leuchtturms Men Ruz, sogar mit Regenbogen, findest du in der aktualisierten Seite:
Obwohl wir die Region schon ausgiebig fotografierten finden wir auch in Tregastel interessante, neue Motive. Manchmal warten wir stundenlang auf besondere Lichtsstimmungen. Im Wind wird es schnell sehr kalt. Vor allem, wenn wir vorher eine Strecke mit dem Rad gefahren sind und leicht ins Schwitzen kamen. Wir nehmen uns vor, uns wärmer anzuziehen.
Während unserer Ausflüge werden wir immer wieder von Einheimischen angesprochen und freuen uns über die Gespräche. Gunter meint, ich sehe aus wie ein Packesel mit all dem Fotogepäck, absolut masochistisch professionell. Das macht wohl die Leute neugierig.
Felsen in Tregastel
Boote in Tregastel – Immer mit einer Chance auf Regen
Sonnenuntergang und gewaltige Felsen in Tregastel
Ein Leser unseres Blogs spricht mich an
Eines Morgens bin ich allein an der Plage de Ker ar Vir. Das Stativ hatte ich im Womo vergessen. Das wird mir so früh morgens nicht mehr passieren. Am Strand fotografiert ein Mann in meinem Alter konzentriert mit einer kleinen Kamera und Stativ. Deswegen erwähne ich mein Vergessenes – ich hatte ein schlechtes Gewissen.
Als ich an ihm vorbeigehe und freundlich grüße, spricht er mich an. Er erkennt mich von unserem Blog. Er freut sich sehr, denn ich hätte ihn überhaupt dazu inspiriert, eine Kamera zu kaufen. Unseren Blog kennt er bereits seit fast 20 Jahren. Und dann laufen wir uns in der Bretagne zufällig über die Füße.
Ich freute mich über solche Rückmeldungen. Das ermutigt zum Weiterschreiben. Wir freuen uns übrigens immer über eine E-Mail oder einen Kommentar, wenn wir auch dich inspirieren konnten.
Ist Fotografie auch Umweltschutz?
Für mich ist Fotografie auch Umweltschutz. Durch intensive Konzentration auf die Umwelt und die Analyse der Fotos, mache ich mir die Welt bewusster. Je genauer ich schaue, und das Gesehene auf mich wirken lasse, desto mehr fange ich an, die Natur zu lieben. Was man liebt, beschützt man. Hoffentlich. Deswegen freue ich mich über jeden, den ich zum Fotografieren inspirieren kann.
Langzeitbelichtung auf der Ile Renote
Wir wandern abends durch die Felslandschaft der Ile Renote
Aktualisierte Seite mit weitere Fotos und Tipps zur Ile Renote.
Der Gezeiten-Koeffizient steigt während unseres Aufenthalts. Das eröffnet uns die Möglichkeit, zum Schloss Costaérès zu laufen. Ich fühle mich zwar weit draußen bei Ebbe zwischen den Felsen nicht wohl, aber das muss sein. Und es ist einfach ein tolles Erlebnis, diese Felslandschaft zu erkunden und das Schloß einmal aus nächster Nähe zu sehen. Direkt aufs Inselgelände gehen wir nicht. Ich möchte ja auch nicht, dass jemand bei uns im Garten herumläuft.
Auswanderer kennenlernen – Ein Besuch bei Harald in Lanvellec
Von der Cote de Granit Rose hatte ich einige Fotos in einer deutschen Facebook-Gruppe gepostet. Daraufhin meldet sich Harald, ein ausgewanderter Schornsteinfegermeister im Ruhenstand bei uns. Er verbringt neun Zehntel seiner Zeit in Lanvellec. Wir sind wie immer neugierig und möchten uns gerne mit Leuten, die hierher gezogen sind austauschen.
Seine Einladung, bei ihm vorbeizuschauen nehmen wir daher dankend an und fahren einige Tage darauf weg von der Küste ein Stück ins Landesinnere. In Lanvellec bei Harald angekommen werden wir herzlich begrüßt, und nach ein, zwei Tassen Kaffee karrt uns Harald mit seinem Golf durch die Umgebung von Lanvellec.
Was für eine Freude, wir werden gefahren, und nicht mit so einer großen Kiste, wie es unser Wohnmobil nun mal ist. So ein kompakter PKW ist ideal für die engen Gassen, Wege und baumbewachsenen Straßen.
Haralds Auto am Weg zum Schloss Rosanbo
So schnell fährt unser Mobil nicht, schon gar nicht auf solchen Straßen
Harald kennt sich hier gut aus. Seit mehr als 20 Jahren kommt er immer wieder in diese Region. Das gemietete Haus hat er eigenhändig renoviert und den Garten schön und ordentlilch angelegt. Er meint, selbst nach so langer Zeit gibt es in der Region immer noch viel zu entdecken.
Mit dem Auto abseits der Küste
Das Hinterland der Baie de Lannion ist jetzt nicht unbedingt der angesagteste Touristenmagnet. Wir wollen das Schloss Rosanbo anschauen, es hat leider seine Pforten schon geschlossen. Allerdings fasziniert uns der alte Taubenturm, der nicht weit davon auf einer Wiese steht. Den können wir sogar innen besichtigen. Was muss da früher für ein Leben geherrscht haben? Der Taubenturm war so etwas wie eine Postzentrale, nur mit Brieftauben. Kommunikation über größere Distanzen war damals wesentlich komplizierter und langwieriger. Ja, ich hab mein Smartphone in der Hosentasche und kann jederzeit mit Leuten aus der ganzen Welt reden oder schreiben. Vor nicht allzulanger Zeit, schickte man dafür Brieftauben los. Die wahrscheinlich nicht alle sicher ankamen. Jedenfalls hatten wir sogar bei geschlossenem Schloß unsere Freude an den Bäumen, der kleinen Straße und diesem Taubenhaus.
Taubenhaus, Rosanbo. die Sitzplätze der Tauben und das Flugloch
Taubenhaus, Rosanbo
Taubenhaus, Rosanbo
Taubenhaus, Rosanbo
Taubenhaus, Rosanbo, Taubenplätze
Taubenhaus, Rosanbo
Taubenhaus, Rosanbo
Galerie zum Schloß Rosanbo
Schloss Rosanbo, Bretagne
Auf dem Land, Bretagne
Baum bei Rosanbo
Eingang des Schlosses Rosanbo
Am Weg zum Schloss Rosanbo
Weiter fahren wir über klitzekleine Landstraßen zu einer alten Kapelle und einer Dorfkirche. Gunter und ich fotografieren auch hier und wir genießen die Ruhe auf dem Land.
Kleine Kirche, Bretagne
Kapelle im Wald
Kapelle im Wald
Jesuskreuz an der Kirche
Kleine bretonische Kirche
Die Tour schließen wir im Licht der tiefstehenden Sonne an der Lieue de Greve ab. An der Westseite des Strandes stehen einige Villen, die aus den Steinen von ehemaligen Kirchen erbaut worden sind, die der Revolution zum Opfer gefallen waren. Die findet Harald sehr sehenswert. Und das sind die auch. Man sollte mehr Architektur so liebevoll gestalten.
Villa aus recycleten Kirchensteinen
Detail einer Villa
Detail einer Villa
Blumengirlanden
Bretonisches Haus
Villa aus recycleten Kirchensteinen
Villa aus recycleten Kirchensteinen
Haus aus recycleter Kirche
Haus aus recycleter Kirche
Am Strand angekommen, freue ich mich natürlich endlich – nach mindestens vier Stunden Entzug – das Meer wieder zu sehen. Unvermutet zieht plötzlich Meeresnebel vom Wasser her über das Land. Das sieht super aus, ist aber arschkalt. Wir sind froh, einen Pullover mitgenommen zu haben.
Nebel, Lieue de Greve
Nebenschwaden, Lieue de Greve
Palme am Strand Lieue de Greve
Wieder einmal zeigt sich, dass jede Region mehr zu bieten hat, als oberflächlich zu sehen ist. Man muss nur etwas Zeit mitbringen, Einheimische fragen und sich gut umschauen.
Harald der Auswanderer
Flammkuchen en masse – die Küche als Sehenswürdigkeit!
Nach dem Ausflug sitzen wir gemütlich in Haralds Wohnzimmer und plaudern, während sein Rasenroboter fleißig kreuz und quer über das ausgedehnte Grundstück wieselt. Einen Busch fährt der Roboter dauernd an, mit dem hat er es wohl nicht so.
Haralds Küche ist ein Erlebnis. Erstens sieht es sehr organisiert aus. Und dann hat Harald für jeden kulinarischen Genuß ein spezielles Küchengerät. Wir sind ja seit Wochen im engen Wohnmobil ohne jeglichen Komfort unterwegs – da geht Haralds Küche bei uns als Sehenswürdigkeit durch!
Wir lernen uns irgendwie schnell kennen und lachen den ganzen Abend. Was für ein Spaß.
Harald und die Flammkuchen
Harald und die Flammkuchen
Harald und die Flammkuchen
Harald und die Flammkuchen
Harald und die Flammkuchen
Lecker gegessen und pappsatt
Harald kocht für sein Leben gern. Zum Abendessen kredenzt Harald uns diverse Vorspeisen und so viel selbst kreierten Flammkuchen, bis wir fast platzen. Den Nachtisch steht vergessen im Kühlschrank, den hätten wir auch nicht mehr geschafft. Wir sind aber auch sowas von satt. Bei Sekt und Wein lassen wir den Abend fröhlich ausklingen. Haralds Angebot, im Gästezimmer zu nächtigen, nehmen wir dankend an. Das machen wir sonst eher nicht, weil wir ja das Mobil vor der Tür stehen haben. Aber, es ist früh im Jahr und feuchtkalt im Mobil und wir haben nach den vielen alkoholischen Getränken nicht ausreichend Energie, uns gegen den freundlichen Gastgeber zur Wehr zu setzen. Das ist auch gut so. Die Nacht ist super gemütlich und mollig warm und die Dusche am nächsten Tag tut auch sehr gut. Auf den Campingplätzen sind die Duschkabinen immer so zugig, dass wir das Duschen bereits in Rekordgeschwindigkeit absolvieren können. Bei Harald können wir uns beim Anziehen ohne Gänsehauteffekt mehr Zeit lassen.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns nach dem Frühstück und ziehen weiter. Der Aufenthalt in Lanvellec hat uns gut getan, das war mal etwas ganz anderes als das enge Wohnmobil, und Harald ist ein wirklich lieber Mensch. Vielen Dank für deine Gastfreundlichkeit, Harald.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2022/06/Bretagne-5745.jpg9331400Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2022-06-09 18:31:012022-06-09 18:50:22Abstecher ins Landesinnere bei der Cote Granit Rose
Nach dem Frühstück und einem letzten Spaziergang zwischen Granitfelsen und Zypressen verlassen wir die Cote Granit Rose in westlicher Richtung. Dort wartet die Ile-Grande auf uns, und wir sind gespannt, wie es dieses Mal sein wird. Vor drei Jahren hatten wir schon einmal den Versuch unternommen, die Ile-Grande zu besuchen.
Damals hatte das Wetter überhaupt nicht mitgespielt. Wir standen im strömenden Regen auf dem Parkplatz vor dem Camping municipal und hatten darauf gewartet, dass die Rezeption nach der Mittagspause wieder geöffnet ist. Die Warterei dauerte uns zu lang, und der Dauerregen drückte zu sehr auf unsere Stimmung, da sind wir Richtung sonnigerer Gefilde weitergefahren. Regen in Verbindung mit Ebbe kann ganz schön trist wirken.
In irgendeinem Reiseführer stand auch geschrieben, dass die Insel nichts Besonderes zu bieten hätte. Aber davon wollen wir uns jetzt lieber selbst überzeugen.
Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Eine Insel mit Brücke
Die Ile-Grande ist unserer Meinung nach keine wirklich richtige Insel. Geologisch schon, aber wie die Ile Noirmoutier, die Ile de Ré, die Ile d’Oleron oder die Isle of Skye in Schottland ist sie durch eine Brücke dauerhaft mit dem Festland verbunden. Seit 1891 die Brücke fertiggestellt wurde, braucht man keine Fähre oder ein Boot, um die Insel zu besuchen. Auf der Ile-Grande wohnen etwa 800 Insulaner. Es gibt zwei Häfen, eine Kirche, eine Vogelschutzstation und einen kommunalen Campingplatz. Und viel Küste mit einem sieben Kilometer langen Rundwanderweg.
An diesem frühen Morgen ist das Wetter wie meist auch auf unserer diesjährigen Reise – bedeckt. Wir fahren über die kleine Brücke auf die Ile-Grande und irgendwie fühlt sich das jetzt bereits wie Insel an. Alles wirkt so ein bisschen entschleunigter als auf dem Festland. Zum Campingplatz geht es mitten durch den Ort. Da sehen wir schon, dass der lokale Tante-Emma-Laden dauerhaft geschlossen hat. Wahrscheinlich ein Opfer der Pandemie. Aber eine Boulangerie-Filiale verkauft gegenüber vormittags, außer Mittwoch natürlich, Baguettes und Pains.
Boote vor der Ile Grande
Boote vor der Ile Grande
Kirche in Bourg, Ile Grande
Jesus an der Kirche in Bourg, Ile Grande
Kirche in Bourg, Ile Grande
Bourg, Ile Grande
Kirche in Bourg, Ile Grande
Gunter bei der Wanderung über die Ile Grande
Blüten am Haus, Ile Grande
Le Gite de la Fregatte, ein Ferienhaus auf der Ile Grande
Ein traumhafter Campingplatz mit netten Betreibern und ein kleiner Hafen um die Ecke
Der Camping municipal de Ile-Grande, Camping du Douerlin liegt direkt am Meer, schräg gegenüber einem Bistro-Restaurant und nicht weit entfernt vom Port Saint Sauveur. Wir ergattern einen Platz direkt an der Küste mit weitem Blick über das Meer auf die unbewohnte Insel Ile Aganton.
Der Hafen Saint Sauveur liegt nur ein paar Gehminuten vom Campingplatz entfernt. So können wir kurzfristig mal eben hingehen. Egal ob über den Wanderpfad, oder bei Ebbe durchs Watt. Und das nutzen wir weidlich aus, Häfen sind eben eine Fundgrube für fotografische Motive. Von Morgens früh bis in die Nacht.
Angebunden, Port Saint Sauveur
Blaue Stunde in Port Saint Sauveur
Port Saint Sauveur, Ile Grande, Bretagne
Port Saint Sauveur, Ile Grande, Bretagne
Port Saint Sauveur, Ile Grande, Bretagne
Port Saint Sauveur, Ile Grande, Bretagne
Segelboot in Port Saint Sauveur
Abends in Port Saint Sauveur
Sonnenuntergang in Port Saint Sauveur
Möwen bei der Wassergymnastik
Es macht immer wieder Spaß, den Möwen bei ihren Kapriolen zuzuschauen. Mal scheuchen sie sich gegenseitig weg, dann tun sie so, als wären sie die dicksten Freunde. Und was zum spielen finden sie immer. Interessant ist, wie sie die kleinen Fische im Schlick dazu verleiten, den Kopf herauszustrecken. Die Möwen stehen im flachen Wasser und üben fleißig Wassertreten. Sie trippeln auf der Stelle und beobachten ihre nächste Umgebung. Irgendwann wird es dem Fischlein zu bunt und es schaut nach, was so einen Tumult verursacht. Und schwupps, hat ihn die Möwe schon gepackt und verschluckt. Und weiter geht das Wassertreten, bis das nächste Fischlein darauf hereinfällt.
Möwe beim Fischen, Port Saint Sauveur
Möwe beim Fischen, Port Saint Sauveur
LPO-Vogelschutzzentrum
Gabi erkundete erst einmal den nahe gelegenen Hafen und danach die Vogelstation, die verletzte Vögel der sieben Inseln aufpäppelt.
Da Gabi gerade erst die sieben Inseln besucht hat, liegt es nahe, auch das Vogelzentrum zu besuchen. Dort informieren dich liebevoll gestaltete Schautafeln über die Meeresvögel und deren Lebensraum. Für Deutsche gibt es ein Infoheftchen zum Lesen oder kleine Booklets, die man im Souvenirladen kaufen kann. Die verletzten Vögel dürfen sich in aller Ruhe ohne Touristengewusel von ihren Verletzungen erholen und werden dann wieder ausgewildert.
LPO Vogelschutzstation, Ile Grande
LPO Vogelschutzstation, Ile Grande
Eine Wanderung abends um Acht
Am späten Nachmittag klart auch der Himmel auf. „Komm, lass uns doch gerade mal zum Dolmen in der Mitte der Insel laufen. Der ist nur zwei Kilometer von hier entfernt?“ Sage ich zu Gabi. Da machen wir uns also zu Fuß auf eine erste Insel-Erkundungstour. Kurz sollt sie sein, es ist schon ziemlich spät. Wir laufen zum Hafen und um die südliche Inselspitze herum. Diese kleine Kurve nehmen wir, weil die Bäume an der Küste so fotogen im Abendlicht herum stehen. Dann geht es durch den Ort an der alten Kirche vorbei. Die müssen wir natürlich auch fotografieren. Weiter geht es Richtung höher gelegenes Gelände.
Die Allee Couvertes
Dort liegt die Allee Couvertes, das gut erhaltenes Hünengrab aus der Neusteinzeit, das in den schrägen, von Bäumen gefilterten Sonnenstrahlen badet. Ein wunderbares, wenn auch etwas störrisches Fotomotiv. Wir beschäftigen uns einige Zeit mit dem schrägen, recht grellen Gegenlicht. Aber das Licht passt zum Dolmen und wir sind guter Laune. Nachdem wir die Allee Couverte ziemlich intensiv vor die Linse genommen und ausgiebig von allen Seiten und auch innen fotografiert haben, sehen wir einem hölzernen Wegweiser: „View Panoramique.“
Allee Couverte, Ile Grande
Die Sonne scheint am Abend in den Dolmen, Ile Grande
Allee Couverte, Ile Grande
Allee Couverte, Ile Grande
Der höchste Aussichtspunkt der Ile Grande – Panoramic View
Neugierig geworden, folgen wir einem Pfad, der uns durch intensiv vanillig duftende, dichte Ginsterhecken zu einem Haufen hoch aufgestapelter Granitfelsen führt. Unsere Kinder würden darüber lachen, sie klettern in ihrer Freizeit. Aber wir müssen schon ein wenig unseren inneren Schweinehund überzeugen, da hochzuklettern. Wir haben aber auch schwere Rucksäcke auf dem Rücken und die Stative in den Händen.
Ein herrlicher Rundumblick belohnt unseren Mut, aber wir sehen auch, dass sich die Sonne schon bedenklich dicht dem Horizont genähert hat. Jetzt sind wir ja bereits von der geplanten Route abgekommen. Die zwei Kilometer haben wir längst doppelt, eher dreifach überschritten. Jedenfalls sehen wir vom höchsten Punkt der Ile Grande, dass da weiter im Westen ein schöner felsiger Strand ist. Da könnten wir den Sonnenuntergang noch fotografieren.
Gabi auf dem Panorama Punkt auf der Ile Grande
Panorama Punkt auf der Ile Grande
Panorama Punkt auf der Ile Grande
Fotografieren bis in die Nacht
Ein weiterer Pfad durch weitere stachelige duftende Ginsterhecken führt in entgegengesetzter Richtung hinunter zum Küstenpfad, wo wir auf einer Landzunge Langzeitbelichtungen von Felsen und Meer im Abendlicht fabrizieren können. Wir klettern auf den Felsen herum und finden zahlreiche, spannende Fotomotive. Die Wellen rollen dynamisch auf die Felsen drauf. Da machen Langzeitbelichtungen extrem viel Spaß. Auf diesem Pfad gehen wir zurück Richtung Campingplatz. An einem Felsvorsprung treffen wir auf eine Statue eines Steinmetzes, der mit Hammer in der Hand vor einem Granitblock sitzend sehnsüchtig aufs Meer hinausschaut. Der muss doch irgendeine Bewandtnis haben.
Zypressen im Sonnenuntergang, Ile Grande
Die Ile Grande und der graue Granit
Die Ile-Grande war früher eine wichtige Quelle für grauen Granit, und die Überbleibsel alter Steinbrüche lassen sich noch erahnen. Ein Kirchenoberer hat damals den Granit für seine Gotteshäuser abbauen lassen. Auch der berühmte Phare Men Ruz an der Cote Granit Rose war ursprünglich aus diesem grauen Granit erbaut worden. Weil die deutsche Wehrmacht den Leuchtturm im zweiten Weltkrieg in die Luft gejagt hatte, musste der Phare Men Ruz nach dem Krieg neu aufgebaut werden, dieses Mal aber stilgerecht mit rosa Granitblöcken, wie er auch aktuell bewundert werden kann.
Granitsteinbruch-Denkmal, Carrieres, Ile Grande – Langzeitbelichtung
Unsere Entscheidung, den Rückweg quer durch den Ort abzukürzen, ist gelinde gesagt, zweifelhafter Natur. Die Nacht ist schon angebrochen, weil wir uns zu lange mit Fotografieren aufgehalten haben. Wir laufen in der Dunkelheit auf hartem Asphalt. Die Kies- und Sandwege des Küstenweges sind definitiv besser für die Füße. Und dann scheinen auch noch die Gassen in alle möglichen Richtungen zu führen. Nur nicht dahin, wo wir hin wollen. Dummerweise haben wir den Inselplan, den wir an der Campingrezeption erhalten haben, im Wohnmobil liegen lassen, wo er uns jetzt nichts nützt.
Das Fregattenhaus – Gite de la Frégate
Immerhin kommen wir an ein paar architektonisch interessanten Häusern vorbei. Das Auffälligste ist das Gite de la Frégate, ein exklusives Ferienhaus, das einer Schiffsfregatte nachempfunden ist. Unser innerer Kompass lässt uns nicht im Stich, und zu guter Letzt treffen wir auf unseren Campingplatz. Aus den zwei Kilometern kurzen Spaziergangs sind extrem viele Kilometer un -d eine mehrstündige Tour geworden. Aber so muss es sein. Wir erkunden die Gegend und finden tolle Fotomotive. Übrigens haben wir auf der ganzen Wanderung zwei Leute getroffen. So spät abends hat man wirklich seine Ruhe zum fotografieren und das Licht passt, was am wichtigsten ist.
Le Gite de la Fregatte, ein Ferienhaus auf der Ile Grande
Eine weitere Allee Couverte, der Dolmen vor der Ile Grande
Eine weitere Allee couverte, oder Dolmen, wie die steinzeitlichen Hünengräber auch genannt werden, steht kurz hinter der Brücke rechts, wenn man die Ile-Grande verlässt. Dahin laufen wir nicht, wir nehmen jetzt die Fahrräder. Auch wenn die Insel recht klein ist, letzte Nacht haben wir gemerkt, wie sich die Wege in die Länge ziehen können.
Auch die Allée couverte de Prajou-Menhir, wie dieser Dolmen heißt, ist gut erhalten. Wenn man überlegt, dass diese Hünengräber fast fünftausend Jahre alt sind und dabei an unsere Autobahnbrücken denkt, ist das mehr als bemerkenswert. Der Dolmen wirkt aber im späten Morgenlicht lange nicht so spektakulär und mystisch, wie die auf der Inselhöhe liegende Allee couverte, die wir im Abendlicht fotografiert haben.
Allee Couverte von Prajou-Menhir
Allee Couverte von Prajou-Menhir
Allee Couverte von Prajou-Menhir
Allee Couverte von Prajou-Menhir
Sieben Kilometer langer Wanderweg, einmal um die Ile Grande herum
Zurück über die Brücke auf die Insel, haben wir die Wahl, den Küstenpfad nach links ins schilfbewachsene Marschgebiet, oder nach rechts über Dünen an Stränden entlang zu wandern. Wir biegen den Weg nach rechts ab, der zum nordwestlichen Hafen führt. Was uns an diesem Abschnitt besonders beeindruckt, sind die riesigen schattenspendenden Zypressen, deren Grün in herrlichem Kontrast zum Türkis und Blau des Meeres steht. Dazu noch ein paar wattebauschige Wolken am azurblauen Himmel und das Urlaubs-Klischee der Bretagne ist perfekt.
Gabi bei der Wanderung um die Ile Grande
Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Zypressen auf der Ile Grande, Bretagne
Blüten auf der Ile Grande
Zapfen der Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Blühende Zypresse
Blühende Zypresse
Am Hafen angelangt bietet sich ein gewohntes Bretagnebild. Segelschiffe und Boote schaukeln im Wasser, Kinder in Neoprenanzügen plantschen freudig kreischend in der Uferzone, die Windsurfschule bringt ihren Anfängern erste Lektionen auf dem Surfbrett bei.
Plage Pors Gelen
Unsere Fahrräder am Plage Pors Gelen
Plage Pors Gelen, Ile Grande
Plage Pors Gelen
Plage Pors Gelen
Plage Pors Gelen
Auf dem Küstenwanderpfad haben wir unsere Räder geschoben. Offiziell ist da Radfahren nicht erlaubt, und auch wegen der vielen Wurzeln und Steine auf dem Weg nicht ratsam. Durch die Gassen sind wir mit den Fahrrädern aber schnell wieder zurück am Campingplatz, wo Gabi sich länger mit unseren Stellplatz-Nachbarn unterhält.
Pass auf, ein Spitz
Vor uns steht ein nettes französisches Ehepaar, mit denen sich Gabi trotz hoher Sprachbarrieren gut versteht. Um das Mobil herum flitzt dauernd ein strahlend weißes Fellknäuel, das hin und wieder japsende Laute von sich gibt. Wie sich herausstellt, ist es ein deutscher Zwergspitz, bestehend aus 97 Prozent Fell, der Rest ist Hund. Rolex heiße der quirlige Fellzwerg. Wahrscheinlich nicht, weil er nicht richtig tickt, sondern eher, weil er seinen Besitzern extrem wertvoll ist. Lieb und extrem verschmust ist Rolex auch. Spitze mögen wir normalerweise nicht so sehr, aber hier können wir gerne eine Ausnahme machen. Gabi krault Rolex ausgiebig, findet aber in dem ganzen Fell kaum das bisschen Hund. Als die beiden sich verabschieden, fotografiert Gabi den süßen Spitz noch einmal rennend am Strand. Was für ein Spaß für alle. Gabi lernt mit den beiden wirklich gut Französisch, denn sie haben so viel Geduld und sie reden langsam.
Wattwandern auf der Ile Grande
Spitz
Spitz
Der Hafen Port Saint Sauveur auf der Ile Grande
Wir schauen vom Wohnmobil aus auf den Hafen Port Saint Sauveur. Dort liegen einige Boote vor einem steinernen Signalturm. Irgendwie reizt uns dieser kleine Hafen fotografisch sehr. Bei jedem Wetter, bei jeder Tageszeit fotografieren wir die Boote. Ja und auch bei Ebbe und bei Flut. Bei Flut laufen wir entlang des Wanderpfades, bei Ebbe geht es mit Strandschuhen durch das Watt. Im Hafen liegen tausende große Jakobsmuscheln, die Gabi sehr gern mag. Es gibt also immer etwas zu erkunden.
Pointe de Toul-Ar-Staon, Ile Grande
Fazit: Ile Grande – für Fotografen unbedingt empfehlenswert
Für Wanderer, Vogelfreunde und Leute, die Ruhe suchen auch!
So langweilig, wie es für uns ursprünglich den Anschein hatte, ist die Ile-Grande also gar nicht. Wenn das Wetter passt, bietet allein der sieben Kilometer lange Rundwanderweg immer wieder neue Eindrücke und Fotomöglichkeiten. Wir erschließen uns den Weg Abschnitt für Abschnitt. Auf der Südseite liegt der Hafen Port Saint Sauveur und dahinter ein ausgedehntes Marschland. Auf der Westseite Richtung Festland läuft der zypressengesäumte Weg erhöht auf Dünenkämmen entlang an Granitfelsen und weißen Stränden vorbei. Im Norden beherrschen Heidelandschaft, Felsenküste und kleine Buchten mit Sandstränden das Landschaftsbild. Während wir im Ostteil, wo auch unser Campingplatz liegt, weitläufige Sandstrände und weit ins Meer hinausragende felsige Landzungen erkunden können.
Napfschnecke, Ile Grande
Typische Schnecke, Ile Grande
Napfschnecke, Ile Grande
Blüten auf der Ile Grande
Blüte am Wegesrand, Ile Grande
Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Zypressen am Küstenpfad auf der Ile Grande, Bretagne
Wenn das Meer geht, das wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch Ebbe genannt, kann man kilometerweit auf sandigem Meeresboden herumwandern bis hinüber zur benachbarten Ile Arganton. Nur sollte man nicht vergessen, rechtzeitig den Rückweg anzutreten. Der Meeresboden ist sehr flach und die Flut kommt schneller, als man denkt. Und Arganton ist unbewohnt, da dürfte eine Übernachtung ohne Zelt und Schlafsack recht anstrengend sein.
Küste der Ile Grande am Abend
Ebbe vor der Ile Grande
Pointe de Toul-Ar-Staon, Ile Grande
Segelboote vor der Küste, Ile Grande
Die Küste der Ile Grande
Felsenküste, Ile Grande
Ein spontaner Fotokurs am Abend
Gabi ist immer äußerst kommunikativ und kommt schnell mit Servane, der Frau, die den Campingplatz leitet, ins Gespräch. Obwohl Gabi kaum Französisch und Servane wenig Englisch spricht. Wir vereinbaren einen gemeinsamen Abendspaziergang mit Kamera. Und es zeigt sich wieder einmal, dass auch trotz Sprachbarrieren spontane Fotokurse kein Problem sind. Servane verfolgt aufmerksam unsere Erklärungen und ist froh zu erfahren, was ihre Bridge-Kamera neben der Vollautomatik so alles noch drauf hat. Da sind sogar Gespräche über Blende, Belichtungszeit und ISO möglich. Wir gehen tatsächlich auch in die Tiefe. Aber wie bei Jacintha merken wir schnell, dass das Sehen der Motive am interessantesten ist. Servante wird sich übrigens ganz sicher ein Polfilter bestellen!
Die Freiheit einfach zu bleiben, wenn es schön ist
Wir bleiben viel länger auf der Ile-Grande als ursprünglich geplant. Das mit der Planerei ist bei uns immer so eine Sache. Kommt uns unerwartet etwas Sehenswertes in die Quere, wird der Plan sofort modifiziert oder ganz über den Haufen geworfen. Spontan auf die örtlichen Gegebenheiten reagieren ist unsere Devise, mit der wir immer gut gefahren sind. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denn oft sind solche Gelegenheiten einmalig und nicht wiederholbar.
Unser Aufenthalt hier zeigt auch, dass die Ile-Grande kein langweiliger verschlafener Ort ist. Klar fällt der Wow-Effekt nach dem Besuch der Cote Granit Rose bei Ploumanac’h und Tregastel nicht ganz so stark aus, weil das immerhin das Top touristische Highlight der Bretagne ist. Dafür ist die Ile-Grande weniger von touristischer Hektik geprägt, die Insel ist weniger überlaufen und der Aufenthalt viel entspannender. Und die Landschaft und vor allem die Bäume auf der Insel sind absolut sehenswert.
Ein Tipp für intensiveres Bretagne-Wahrnehmen
Zum Schluss noch ein Tipp für euch Bretagnereisende: Was wir meistens machen, wir besuchen einen Ort, der uns gefallen hat, noch ein zweites Mal zu einer anderen Tageszeit. Sei es ein Strand, ein Küstenabschnitt, ein Wald oder ein historisches Dorf. Durch den zusätzlichen Wechsel von Wetter und von Ebbe und Flut nehmen wir völlig neue, unterschiedliche Eindrücke davon mit. Die Erinnerungen bekommen eine ganz andere Dimension. Das geht übrigens auch ohne viel Fotografieren.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2022/06/Flora-IleGRANDE-6864-e1661334223550.jpg267400Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2022-06-06 20:40:042022-08-24 11:44:03Ile Grande – sehenswerte Insel an der Cote de Granit Rose