Die Wettervorhersage meinte, in zwei Tagen sollte der Wind nachlassen und das Meer sich beruhigen. Sandra hatte die geniale Idee, dass wir eine gemeinsame Kajak Tour machen könnten. Diese Idee fand meine absoluten Zuspruch! Seit Jahren wünsche ich mir einen Kajak Lehrer. Endlich mal aufs Wasser!
Morgens auf dem Campingplatz
Wir beschlossen, das Wohnmobil zu holen und nicht noch eine Nacht im engen Zelt zu schlafen – oder besser, versuchen zu schlafen. Allerdings hatte das zwei Nachteile. Die Strecke zum Mobil war weit. Wir schätzten sie auf ungefähr 70 km. Und, der Wind wehte mit Windstärke 8! Auf der Hauptinsel Alands gibt es auch ein paar Steigungen, so ganz flach ist es da nicht und am Ende der Insel, wo unser Mobil parkte ist es kaum mehr touristisch, was bedeutet, dass man dort auf der Straße fährt, wo auch etwas mehr Verkehr ist.
Morgens erzählten wir mit Heidrun und Eberhard und natürlich mit den Outdoor Freunden Sandra und Peter. Mir kam die glorreiche Idee unser Gepäck auf dem Campingplatz zu lassen. Heidrun und Eberhard würden die Taschen in ihrem VW Bus lagern. Die Fahrräder waren nun leicht. Der Wind kam gleich zu Beginn der Tour böig in unsere Richtung. Gerade die ersten Kilometer waren schwierig.
Meine Radfahr-Meditation
Doch durch das Radfahren kam ich zu mir selbst. Kam mal wieder gerade an einer Steigung eine Windböe in unsere Richtung, blieb das Rad fast stehen. Kampfgeist kam auf. Doch das macht keinen Sinn, man kann nicht gegen den Wind kämpfen. Ich strengte mich schnell zu sehr an und verlor an Energie und Mut. Dann besann ich mich, nahm das Radfahren wie eine Meditation und trat einfach weiter in die Pedale; am besten leicht und es war egal, wie schnell ich in dem Moment gerade vorran kam. Fährt man langsam immer weiter, kommt man auch irgendwann ans Ziel. Es wird aber einfacher.
Ein welliger Badeplatz
Wir fahren an Kastelholm vorbei
Wir fahren an Kastelholm vorbei
Radfahren im Sturm ist anstrengend
Ich brauchte mehr Pausen als die anderen. Amy war glücklich darüber, denn so fühlte sie sich „stark“, denn sie musste nicht nach einem Stopp fragen. An einem Kaffee hielten wir, kauften etwas Schokoladiges und einen Becher Kaffee, leider mit saurer Milch, die ich dann reklamierte.
Schon nach 25 km war ich ziemlich fertig, da kam nach einer windigen Steigung ein großer Supermarkt. Wir gönnten uns ein Eis und einige Äpfel. Die Radstrecke wurde aber auch schöner, es gab viel zu sehen und ich hätte gern viel mehr fotografiert. Doch waren wir zu spät aufgebrochen.
In Richtung Lemland wurde es dann touristisch sehr einsam, es gab keine Läden, kaum Häuser. Aber jetzt war unser Wasser ausgetrunken. Wir teilten uns gut ein, hielten Ausschau nach einer Tankmöglichkeit für die Trinkflaschen – es gab keine! Zwei größere Flaschen bräuchen wir pro Person. Das merken wir uns fürs nächste Mal und vor allem, dass es trotz bewohntem Gebiet schwierig werden kann, Wasser zu bekommen. Gegen 18:30 Uhr – nach gut sechs Stunden – kamen wir beim Wohnmobil an. Wir hatten schließlich 78 km auf dem Tacho und nur die letzten 15 km etwas weniger oder sogar Rückenwind. Da lief es dann endlich gut!
Die Temperatur war gewaltig gefallen an dem Tag – ich schwitzte und fror zugleich. Im Mobil legte ich mir erstmal unter die warme Decke im Bett und wärmte mich auf.
Wir hatten es geschafft. Die Kids fanden die Tour toll, weil wir den ganzen Tag aktiv waren.
Das ist also das Geheimnis zum Erfolg glücklicher Teenager. Halte die jungen Leute in Bewegung.
So schloss sich als an diesem Tag der Kreis. Wir waren froh und es hatte uns großen Spaß gemacht. Wir hatten drei kleinere Inseln mit dem Rad erkundet! Föglö, Kumlinge, Vårdö
Den Sternenhimmel, der auf Aland übrigens ganz besonders sternenreich ist, betrachtete ich vom Fenster des Mobils aus. Ich war zu müde, um jetzt noch Nachtaufnahmen zu machen, obwohl es mich gereizt hätte.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/08/MG_6969.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-08-24 07:05:382023-01-02 13:18:55Aland Inseln – Eine lange Radstrecke in starkem Wind
In Sonnenschein erreichten wir die kleine Insel Kumlinge. Direkt am Fähranleger gab es einen Campingplatz. Der war gut ausgestattet mit Duschen, Küche und einfachen Toiletten, mir war er aber nicht meernah genug. Am anderen Ende der Insel sollte es einen weiteren Campingplatz geben. Außerdem wollten wir noch einkaufen. So fuhren wir zusammen mit Sandra und Peter weiter über die Insel. Das Meer sahen wir nicht, der Weg führt quer über die Insel, Radwege gibt es hier keine, die braucht man auch nicht, weil es fast keinen Autoverkehr gibt. Einmal kurz nach Ankunft der Fähre fahren ein paar Autos und dann ist wieder Ruhe.
Vier Reicherts von der Fähre
Sandra und Peter vor einer Fähre
Amy und Noah auf der Fähre
Gespräche, Lernen, Natur genießen – was will man mehr?
Radfahren auf Aland
Die Kirche auf Kumlinge
Die Kirche der Insel ist eine Schönheit mit 500 Jahre alten Wandmalereien. Glücklicherweise fand ich eine Frau, die uns aufschloss, sodass wir diese auch ansehen konnten.
Die Kirche von Kumlinge
Die Wandmalereien
Ein kleiner Laden hatte gerade noch geöffnet, wir kauften Brot, Käse und Wurst und ein paar Karotten und Müsli mit Milch und Joghurt. Lebensmittel, die wir hätten kochen können, fanden wir nicht. Sie würden auch nicht mehr in die Radtasche passen.
Jetzt beratschlagten wir: fahren wir weiter auf die nächste Insel, oder bleiben wir bis zum späten Nachmittag des nächsten Tages? Sandra und Peter würden sich den anderen Campingplatz anschauen, wir fuhren zur Fähre, um zur Insel Vårdö zu kommen. Dort sind die Campingplätze etwas größer und es gibt mehr Einkaufsmöglichkeiten.
Am Fähranleger gab es keine Bank, wir setzten uns auf eine Treppe und belegten unsere Brote – und zwar so richtig dick, zwei, drei Scheiben Käse und noch Wurst oben drauf. Wir waren gerade satt, da kamen zwei Radler, die uns sehr bekannt vorkamen auf uns zu. Sandra und Peter fanden den zweiten Campingplatz zwar nett, aber nicht wirklich überzeugend. Sie waren in die Pedale getreten, um die Fähre auch noch zu erreichen. Wir erzählten also wieder 2 Stunden lang, ich konnte sowieso nicht genug von den Geschichten bekommen. Der heftige Wind hatte das Meer wild gemacht, die Wellen schlugen über den Bug der Fähre. Meine Familie saß schon eine Weile im Innern in der Wärme der Fähre, als es mir schließlich auch zu kalt wurde. Der fehlende Schlaf machte sich bemerkbar und fast wäre ich eingeschlafen.
Auf Vårdö fuhren wir nur ca. 10 km zum Campinglatz, bauten das Zelt auf und genossen den Blick über das ruhige Wasser der schützten Bucht. Sandra lud uns zu einem gefriergetrockneten Essen ein. Wir saßen zusammen im Gras mit Blick über das Meer und aßen eine leckere warme Mahlzeit. Neben uns standen zwei freundliche Camper aus Deutschland. Wir waren alle auf einer Wellenlänge. Das Leben ist schön!
Abendessen auf der Treppe
Die Wellen knallten an die Fähre
Abendessen mit Blick zum Meer – naja, das sieht man auf dem Foto nicht
Nordlicht
Leider war unser Zelt immer noch zu eng. Auch ohne Gewitter schlief ich nicht. Ich brauche wohl etwas, bis ich mich an die harte Isomatte gewöhne? Dann musste ich auch noch pinkeln und durch einen kleinen Wald zur Toilette laufen. Also wieder im engen Zelt in die Schuhe schlüpfen und hinaus in die kalte Nacht. Tausende Sterne und gut sichtbar die Milchstraße standen über unserem kleinen Zelt. Nur die Musik deutscher Studenten brummte über den Platz. Am nördlichen Horizont machte ich vertikale Streifen aus – könnte das Nordlicht sein? Erst mal pinkeln, dann schaue ich mit der Kamera nach. Die Streifen waren nicht mehr da, aber der Himmel war noch leicht hell. Die Kamera zeigte es schnell: Grün war es. Also Nordlicht. Ich kramte das kleine Gorilla Pod aus den Taschen und überlegte, ob ich wohl Sandra und Peter wecken sollte? Ich tat es, und die beiden freuten sich. Wir fotografierten das Nordlicht gemeinsam und schlüpften wenig später wieder in die Schlafsäcke.
Nordlicht auf Aland
Nordlicht auf Aland
Wir waren zwar einige Fähren gefahren, mit dem Rad war es allerdings bisher sehr gemütlich gewesen, hier mal 15 km, da mal 10 km, dann wieder Fähre. Insgesamt waren wir ca. 50 km mit den Rädern gefahren.
Die meisten Leute benutzen, wenn sie über Eis fahren wollen, Skier oder Schlittschuhe. Das Fahrrad stellen die meisten Schweden bei Wintereinbruch in die Garage, und die wenigen, die trotzdem auf den vereisten Straßen fahren wollen, kaufen sich Reifen mit Spikes. Dabei ist es doch viel abenteuerlicher und lustiger, mit normalen Reifen auf dem Eis zu radeln;
Fahrradfahren auf einem gefrorenen See
Ich und Aron haben das letztens mal ausprobiert und sind ein paar km auf der Straße gefahren. Die Straßen waren total vereist, und ich musste erst einmal lernen gerade zu fahren. Wenn man zu schnell beschleunigt, drehen die Reifen durch, und dass man auf Glatteis nicht abrupt bremsen darf, haben wir schnell herausgefunden; Hinter mir vernahm ich ein `khrrrrrrt´“WAAAH“-*SLAM*. Ich wollte nachsehen was passiert ist, also bremste ich; Sofort verlor ich das Gleichgewicht und es erklang ebenfalls ein `khrrrrrrrt´“WAAAH“-*SLAM*. Wir lagen beide auf dem Boden und wunderten uns, dass das Eis so rutschig ist. Schnell wurde der Entschluss gefasst, nicht mehr plötzlich zu bremsen und wir fuhren weiter. Kurz darauf ergaben sich weitere Schwierigkeiten: die Gangschaltungen unserer Räder waren eingefroren und wir konnten nicht umschalten, ich war im höchsten und Aron im niedrigsten Gang stecken geblieben. Ging es bergab, waren von seiner Seite beschwerende Geräusche zu vernehmen wie „He, fahr gefälligst anständig du Raser“ welche von einem angestrengten in-die-Pedale-tret-Geräuch begleitet wurden. Dabei fuhr ich nicht einmal besonders schnell. Als wir uns allerdings einen verschneiten Hügel hocharbeiteten, waren die Ausdrücke des Unmuts über die eigene Gangschaltung eher von meiner Seite aus zu vernehmen, denn da ich nur den höchsten Gang zur Verfügung hatte, musste ich schieben.
Trotz all der Unannehmlichkeiten der ersten Exkursion konnten wir gestern dem Drang, auf dem zugefrorenen See zu radeln, nicht widerstehen. Eine Probe, wie tief das Eis ist (wir haben es mit einer Axt aufgehackt) ergab, dass die Dicke der Eisschicht ca. 15 cm betrug. Beruhigt konnten wir also auf dem Uferabschnitt radeln, da das Wasser dort eh nur ca. 30 cm tief ist. Immer wieder beschleunigten wir und bremsten vorsichtig, um auf dem Eis zu rutschen und zu driften. Wir suchten uns die Glattesten stellen (die meiste Fläche des Sees war mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt) und übertrafen uns gegenseitig im So-lange-wie-möglich-auf-der-Stelle-beschleunigen. Gelegentlich flogen wir zwar auf die Nase, aber es war sehr unwahrscheinlich sich weh zu tun, denn das Eis war nicht sehr rau und man rutschte einfach neben seinem Fahrrad weiter. Nach etwa 2 km drehten wir um und fuhren in die entgegengesetzte Richtung zurück.
Da wir die Äxte eh schon dabei hatten, formten wir aus einigen der überall gegenwärtigen Eiszapfenverklumpungen ein paar mehr oder weniger schöne „Skulpturen“ und gingen danach zurück nach Hause.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2022/08/VariBike-1489.jpg9331400Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2022-08-19 12:22:262022-08-19 12:29:01Ameland mit dem Fahrrad
Mein Rad ist knallgelb, aber es ist aus einem ganz anderen Grund DER Hingucker. Es hat drei Räder und wird mit Beinen UND Arme angetrieben. So ein Rad zu fahren, war mein langgehegter Wunsch. Wie plötzlich ich mich allerdings dazu gedrängt sah, diesen Wunsch in Realität umsetzen zu müssen, das hatte ich nicht geahnt. Ich brauchte nach einem Unfall dringend ein Reha Bike.
Ein Unfall führt mich zum Varibike-Trike
Ein kleiner Fehltritt beim Wandern ließ mich mit mehreren Knochenbrüchen und Sehnenverletzungen an Bein, Arm und Schulter im Krankenhaus landen. Tschüss Fahrradfahren! Nicht mal zur Toilette konnte ich humpeln.
Wie gut einem die Bewegung in der Natur tut, merkt man erst, wenn es plötzlich nicht mehr geht. Ich bin ein Bewegungsmensch, und mich wochenlang passiv im Rollstuhl umherschubsen zu lassen ist gar nicht mein Ding.
Das Trike von Varibike für die Reha war meine Rettung in der Not.
Unabhängig voneinander treibt man das Rad entweder mit Arm – und/oder Beinantrieb an. Zudem sind die Handkurbeln und die Fußkurbeln voneinander entkoppelt, so dass es auch einarmig oder auch nur mit einem Bein zu fahren ist. Zum Lenken schwenkt man einfach den Vorderrahmen in die gewünschte Richtung.
Man kann das Varibike Trike mit den Armen oder den Beinen lenken.
Ich musste das Rad unbedingt Probefahren und vereinbarte eine Termin beim Hersteller. Ich schaffte es tatsächlich, mit nur einem Arm und einem Bein Rad zu fahren! Die schwierigste Übung dabei war das Ein- und Aussteigen, da brauchte ich Assistenz von meinem Mann.
Auf der Varibike mit gebrochenem Knöchel und Arm
Das neue „Extreme“ System des Varibike-Trikes
Das oben bereits erwähnte neueste Feature beim Varibike Trike ist das „Extreme“ System. Das Varibike „Extreme“ ist die Kombination von Liegerad, Varibike-Armkurbeln und Powercranks-Beinkurbeln.
Bei den Powercranks sind die Tretkurbeln voneinander entkuppelt, sie bewegen sich unabhängig voneinander. Die Kombination von Liegerad und Powercranks erlaubt erstmalig ein kraftvolles synchrones Beinkurbeln, ohne hohen Satteldruck auf den Genitalbereich.
Die Kombination Varibike-Armkurbeln und Extreme-Pedale ermöglicht ein ganz außergewöhnliches, rundes Ganzkörperrudern.
Radsportlern und Triathleten dürften die Powercranks (Extreme-Pedale beim Varibike) als Trainingsgeräte für den runden Tritt bekannt sein. Das Bein muss nicht nur treten, sondern auch ständig ziehen. Klickpedale sind obligatorisch, um nicht den Kontakt zum Pedal zu verlieren.
Das Radfahren damit muss geübt werden und ist arg anstrengend. Aber der Trainingseffekt ist enorm. Besonders Triathleten nehmen die Mühen auf sich, da das Fahren mit den Powercranks gleichzeitig die Laufmuskulatur trainiert.
Für mich war es anfangs wichtig, dass ich mit den Extreme-Pedalen nur mit einem Bein treten konnte, während das andere ruht. Aber, dass ich beim Radfahren meine Laufmuskulatur trainieren konnte, war absolut genial! So kam ich endlich wieder sicher auf die Beine.
Mit dem Varibike-Trike hatte ich ja zusätzlich noch die Unterstützung durch die Handkurbeln. Wenn ich ein Bein ausruhen wollte, war das die ideale Unterstützung.
Als ich das Varibike Trike zu ersten Mal mit beiden Beinen fuhr, realisierte ich schnell, dass mich das Fahren mit diesem Antrieb vor eine große Herausforderung stellen würde.
Mein anfänglicher Kampf mit den Extreme-Pedalen
Bei jeder Umdrehung mit dem Pedal gab es dieses „ins Leere treten“ bevor ich beim Zurückziehen des Beines wieder Widerstand fühlte. Ich konnte nicht wirklich rund treten, denn ich hatte das „Ziehen“ noch nicht gelernt und auch die Kraft dazu in den Beinen noch nicht aufbauen können.
Ich fluchte anfangs gewaltig vor mich hin, ich konnte das Rad nur hochkonzentriert fahren und war schnell erschöpft. Ließ ich auch nur kurz in der Konzentration nach, klackerte es sofort wieder im Beinantrieb.
Zu alldem kam noch der Armantrieb und die Lenkung mittels Schwenkbewegung des Vorderrahmens hinzu. Ich kam oft mit der Harmonie dieser vier eigenständigen Pedalen durcheinander und mein Gatte meinte, wenn ich so fahre, sähe ich aus, wie eine Spinne auf Drogen.
Gebremst wird das Varibike Trike mit einer kurzen Rückwärtsbewegung der linken Armkurbel. Die Bremskraft lässt sich gut dosieren, das hatte ich schnell im Griff. Zusätzlich hat das Trike noch eine arretierbare Hinterradbremse.
Rudern mit dem Vari Trike
Der runde Tritt mit Beinen und Armen
Nach rund sechs Wochen hatte ich den runden Tritt gemeistert, ich konnte die Leerräume beim Treten vermeiden. Treten, kurbeln, lenken, bremsen und in die Kurven legen, das alles ist jetzt Routine und läuft fast unbewusst ab.
Ich bin nicht die Kräftigste, schon gar nicht mit lädierten Gliedmaßen, aber ich merkte nach einigen Wochen der Eingewöhnung, dass mich die kombinierten Kräfte von Treten, Ziehen und Armkurbeln sehr schnell vorankommen lassen und sich mein ganzer Körper straffer anfühlte.
Hier nochmal: Mein ganzer Körper war trainiert.
Besonders gern nutze ich mein Varibike-Trike als „Rudergerät.“ Dabei stehen die Bein und die Armkurbeln jeweils parallel zueinander und nicht um 180° versetzt, wie bei einem normalen Fahrrad. Dann kurbele und trete ich synchron und das bringt die ultimative Kraftentfaltung. Es katapultiert mich geradezu voran. Denn im Gegensatz zum klassischen Rudern, bei der nur die Zugbewegung mit Kraft ausgeführt wird, kann man beim Varibike durchgehend mit Kraft Rudern, also während der kompletten 360° Kurbelbewegung. Das Rudern hielt ich anfangs allerdings nur kurze Zeit durch, es ist extrem kräftezehrend. Jetzt ist es kein Problem mehr und ich kann recht lange rudern.
Anfangs war es schwierig langsam zu fahren
Langsam fahren, war für mich am anfang viel schwieriger. Ich schaffe den „ruckelfreien“ Antrieb nur bei ungewohnt schnellerer Trittfrequenz und voller Konzentration. Ich bin dann sehr flott, oft zu flott unterwegs. Aber auch das hatte den Vorteil, dass ich durch die aufgezwungene, schnelle Trittfrequenz Ausdauer aufbauen konnte.
Nach wenigen Wochen hatte ich endlich Bauchmuskeln!
Bei meinen täglichen Trainingseinheiten mit dem Varibike lag mein Augenmerk auf Arm- und Beinmuskulatur, meine Bauchmuskeln beachtete ich gar nicht. Muskelkater bekam ich da auch nicht. Nach fünf Wochen waren sie aber da – die lang ersehnten Bauchmuskeln.
Beim Liegeradfahren sind die Beine nach vorne gestreckt, anstatt nach unten wie beim „normalen“ Rad. Durch das alternierende Ziehen und Treten in halbliegender Position sind die Bauchmuskeln permanent gefordert, noch mehr, wenn ich im Rudermodus fahre. Ich war die erste Zeit so sehr mit den Bein- und Pomuskeln beschäftigt, dass ich die Veränderungen am Bauch erst wahrnahm, als ich die neuen Muskeln sogar im Alltag spürte. Ich hatte mehr Halt aus meiner Mitte heraus. Innerhalb von drei, vier Wochen hatte ich Muskeln trainiert, an denen ich mich schon jahrelang erfolglos abgemüht hatte.
Bei meinem Muskelaufbau- und Ausdauertraining war es enorm hilfreich, dass das Varibike „Extreme“ so viele Möglichkeiten des Antriebs durch unterschiedliche Muskeln bietet. Werden die Beine beim Rudern müde, paddelt oder rudert man einfach ein paar hundert Meter mit den Armen.
Schonung und Training des Knies
Mein Knie braucht nach einer Verletzung mit OP von vor drei Jahren regelmäßig Bewegung, um halbwegs schmerzfrei zu bleiben. Das fehlte mir sehr in der bewegungsarmen Zeit meines neuerlichen Unfalls. Das Knie schmerzte wie nie zuvor. Glücklicherweise kam das Varibike zur rechten Zeit.
Auf den ersten Touren mit dem Rad schmerzte das Knie anfangs eher mehr als weniger. Ich war ja auch andauernd unterwegs und aktiv. Jedenfalls merkte ich schnell, dass die Knieprobleme beim Treten wesentlich stärker waren als beim Ziehen. Ich verminderte die Kraft beim Treten und konzentrierte mich auf das Ziehen. Doch das Knie schmerzte noch immer.
Um die Bewegung auf dem Varibike zu analysieren, filmte ich mich mit einer Helmkamera. Aha – mein rechtes Knie pendelte hin und her und blieb nicht in der „Spur“, also auf Pedalabstand in der Rotationsebene. Ein weiterer Aspekt auf den ich mich konzentrieren musste, und das schaffte ich auch. Die Schmerzen beim Radfahren ließen nach und irgendwann waren sie ganz weg.
Knieschonendes Radfahren
Mein Physiotherapeut erklärte mir, dass man besonders mit der Zugbewegung die Haltemuskulatur des Knies stärkt. Die Ziehbewegung beim Radeln entspannt das Knie und schont zudem die Gelenkflächen. Aber die korrekte Knieposition beim Fahren ist für die Stabilität wichtig.
Weil ich auch über den Winter fast täglich mit dem Varibike trainierte, habe ich ordentlich Kondition und Muskelkraft aufgebaut. Als Nebeneffekt kann ich jetzt auch wieder längere Strecken schmerzfrei laufen. Die runde Trittbewegung der „Extreme“-Kurbeln ist extrem gelenkschonend, wenn man auf eine exakt parallele Trittbewegung achtet. Durch die absolute Sonderstellung des Rades, die Kombination mit Handkurbeln, gibt dem Thema Gelenkschonen noch einen weiteren Joker.
Bei auftretenden Knieschmerzen in den Belastungsspitzen kann ich diese mit gezielter Kraftverlagerung zu den Armkurbeln entschärfen.
Mehr Sportgerät als Langstreckentourer
Nach mehr als einem Jahr Fahrpraxis mit dem Varibike-Trike kann ich guten Gewissens sagen, das Gefährt ist mein täglicher Begleiter geworden. Ich habe den Luxus, mich spontan für eine kurze Tour auf das Trike zu schwingen und absolviere so mein Fitness-Training. Und das kann ich leicht mit anderen Dingen, wie Fotografieren oder Einkaufen verbinden.
Wenn ich mal ein paar Tage auf das Fahren verzichten muss, dann kribbelt es mich schon heftig in Fingern und Zehenspitzen, mein Körper verlangt wenigstens eine kurze Spritztour.
In meiner Heimatgegend unternahm ich mit den Trike noch keine Langstrecken Touren. Ich bin es gewohnt mich auf circa 20 km langen Touren auszupowern und müsste jetzt das Langsamfahren ersteinmal „lernen“.
Auf unserer kürzlichen Reise auf die niederländische Insel Ameland waren längere Wege kein Problem. Da konnte ich stundenlang fahren und die Aussicht aus der bequemen Sitzposition während des Fahrens genießen.
Falls ich mich irgendwann einmal eine Radreise unternehmen möchte, würde ich dafür mein Varibike-Trike auf konventionelle Tretkurbeln umrüsten. Damit bin ich dann zwar ein wenig langsamer unterwegs, kann aber meine Kräfte besser einteilen und ausdauernder fahren. Den runden Tritt habe ich jetzt gelernt.
Übrigens bin ich auf meinem „normalen“ Fahrrad jetzt wesentlich schneller unterwegs als vor dem Vari Trike Training.
Technische Spezifikationen meines Vari Trikes
RAHMEN Hochfestes Aluminium EN AW 7020 FARBE Gelb BREMSEN Zwei Scheibenbremsen. Und eine Handbremse mit Feststellfunktion zum Parken. Optional: Rücktrittsbremse an einer Armkurbeln. Diese wird einfach durch eine Kurbelbewegung entgegen der Antriebsrichtung aktiviert. LENKUNG Die innovative VariTrikelenkung ermöglicht antriebsneutrale alternierende Arm- und Beinkurbelbewegungen. Der vordere Rahmen neigt sich beim Lenken in Kurvenrichtung. SITZ Die tiefe Sitzposition des Mesh-Sitzes sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt. Der Sitz ist in seiner Neigung einstellbar. ARMKURBELEINHEIT An der Armkurbel kleines Antriebsritzel mit nur 22 Zähnen. Synchronkette mit Kettenschutz. Die Armkurbelposition ist 2-D (in Höhe und Tiefe) einstellbar und kann somit optimal an die Bedürfnisse des Fahrers angepasst werden.
VARIANTRIEB
Durch den VariAntrieb kann zwischen diesen 7 Antriebsstilen gewählt werden:
1. Cycling (wie beim Fahrrad)
2. Alternate mit Armen (ähnlich Paddeln)
3. Synchron mit Armen (ähnlich Rudern)
4. Alternate mit Armen + Cycling
5. Synchron mit Armen + Cycling
6. Rechter oder linker Arm
7. Rechter oder linker Arm + Cycling
Der Antriebsstil kann während der Fahrt gewechselt werden und dies ohne Umschalten.
SCHALTUNG Shimano Alfine 11-Gang. Betätigung durch Taster an der Armkurbeleinheit.
Kurbels mit Armen und Beinen
Nur mit dem Armen Radfahren, Varibike
Der Rückspiegel ist beim Vari Trike wichtig
Im Winter ist ein Trike wie das Varibike sicherer als ein normales Rad
Mit dem Varibike durch den Sommer
Mein Vari Trike vor dem Leuchtturm auf Ameland
Auf den Radwegen von Ameland lässt es sich entspannt varibiken
Mit dem Vari Trike von einem Fotospot zum nächsten auf Ameland
Varibike ist das beste Outdoor Fitness Training
Das gelbe Vari Trike
Das gelbe Vari Trike
Ich fahre auch auf Feldwegen, zum Wenden auf engen Wegen steige ich lieber ab
Am Rhein unterwegs mit dem Vari Trike
Der Frühling kommt, da mache Vari Triken noch mehr Spaß
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/11/VariTrikeExtreme-7312328.jpg9001200Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2021-11-15 14:24:322023-12-12 10:40:58Vari Trike – mein Fitness Studio auf Rädern