Die Engländer und das Metrische System
Seit jeher benutzte der Mensch Maßeinheiten wie Fuß, Handbreit, Elle und Schritt; Sogar schon vor der Erfindung der Schrift wurden sie angewended, da sie jedermann zur Verfügung standen… immerhin hatten ja fast alle Menschen einen Fuß und einen Arm. Ein offensichtlicher Nachteil an dieser Art des Messens war zwar die Tatsache, dass die Körperteile jedes Menschen verschieden groß waren (Ein kurzarmiger Händler konnte weitaus mehr Ellen Stoff von einer Rolle wickeln wie ein Hühne der selben Berufung), doch man blieb trotzdem Jahrtausende lang dabei.
Über den Lauf der Zeit wurden noch ein paar zusätzliche Einheiten zu diesem System hinzugefügt, wie zum Beispiel Inch (Zoll), Unze, Meile usw., bis man schließlich das Angloamerikanische Maßsystem hatte. Die Definitionen der einzelnen Begriffe wurden in den vielen Jahrhunderten und verschiedenen Regionen unzählbar oft geändert und erneuert, bis man sich schließlich in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf ein paar mehr oder weniger standhafte Zahlen einigte.
Zur Erinnerung:
Ein Zoll, oder Inch = 2,54cm
Ein Fuß (12 Inch) = 30,48cm
Ein Yard (Drei Fuß) = 91,4cm
Eine Meile = 1,609km
Eine Flüssig-Unze = 28,4ml
Ein Pint = 0,568l
Eine Gallone = 4,55l
Eine Unze = 28,3g
Ein Pfund = 454g
Ein Stone (12 Pfund, wird nur zum Messen von Körpergewicht benutzt)= 6,36 kg
Diese Werte liegen leider in keiner sinnvollen Relation mit dem metrischen System, was den Engländern im Umgang mit dem Rest Europas einige Schwierigkeiten beschehrt. Doch die Briten haben keine besondere Lust, sich dem bewährten französischen System anzupassen, sie behalten lieber ihre liebgewonnenen eigenen Einheiten. Man könnte dies vielleicht fast mit dem ausgeprägten Traditionssinn erklären, der auf der großen Insel überall anzutreffen ist… wenn man das Alter vom guten alten „Fuß“ bedenkt, scheint es dem traditionsbewussten Menschen fast obligatorisch, diese Einheit beizubehalten.
Doch man backt in England nicht nur bezüglich der Zollstöcke und Meßbecher seine eigenen Brötchen; auch in anderen Aspekten des Lebens wird mit Wehemenz die eigene Eigenart als die Richtige verteidigt. Zum Beispiel im Straßenverkehr, wo man auf der einzig wahren, der linken Seite fährt. Oder die guten, alten Grad Fahrenheit, bei denen man erst bei Hundert Grad fiebert. Auch der Pfund-Sterling darf dem Euro unter keinen Umständen weichen. Man macht es anders als die anderen, und ist Stolz darauf.
Dieser Umstand macht es den Nicht-Engändern wie bereits erwähnt recht schwer, sich einzugewöhnen und erfordert einen Haufen Umrechnungen im Alltag. Wie viel waren noch einmal 50 Meilen pro Stunde? Wie viel sind denn jetzt 10 Stone? 6 Fuß drei ist er groß… wie viel ist das mochmal in Metern? und wenn der Tunnel 12 Fuß hoch ist, passt unser Auto dann durch??
Probleme dieser Natur lauern überall, auf jedem zweiten Staßenschild und in vielen Konversationen und Lektüren. Doch ohne ihre vielen Eigenarten wären die Engländer wahrscheinlich keine richtigen Briten :-)
Vielen Dank an Esra für diesen informationsreichen Artikel. Man/frau hat zwar alles schon mal gehört, aber auf nette Weise wieder aufgefrischt. Wünsche euch erholsame inch- und meilenfreie Tage! HG Gabi