Fahrt über Emmendingen zu den Cascade de Tufs in Frankreich
20. April, Anfahrt – Deutschland, Autobahn, Emmendingen
Reisevorbereitungen und verspätete Abfahrt
Wir kamen leider wesentlich später los, als es uns lieb war. Irgendwie ist das immer so bei uns. Wenn wir einen Termin haben, merken wir, was noch alles dringend zu erledigen ist. Und dann sputen wir uns und schaffen, was das Zeug hält.
Esra war gerade in den USA und ich gewöhnte mich daran, mir keine großen Sorgen mehr zu machen, wenn er allein unterwegs ist. Doch diesmal war er soweit weg, das war wirklich sehr ungewohnt. Unser Ältester ist ein geübter Reisender, der weiß, wie man gut herumkommt. Seine Berichte werden jetzt so nach und nach im Blog eintrudeln.
Kurzes Portrait im SWR über Gabi
Dann fragte eine nette Mitarbeiterin des SWR, die meinen Vortrag über das Reisen und freien Leben im Winter in Bubenheim gehört hatte, ob Sie ein »Persönlich« über mich machen könnte. Ein kurzer 5 minütiger Beitrag sollte es werden. Das fand ich gut, es zwang mich mal wieder dazu, mich zu sortieren und in mich zu gehen. Ich sortierte also innerlich so vor mich hin, der Filmtermin näherte sich und so ganz ordentlich waren meine Gedanken noch nicht. Naja, in den wenigen Minuten kann man eh nicht allzuviel sagen. Ich nahm mir vor, endlich mal alles aufzuschreiben, was ich in den letzten Jahren an Erfahrungen und Ideen hatte.
Der Drehtag war jedenfalls sehr spannend aber auch irgendwie anstrengend. Ich stand im Mittelpunkt – und das ist ungewohnt für mich. Es fiel mir schwer, nicht in die Kamera zu schauen, warum auch immer. Vielleicht, weil ich es beim Fotografieren ganz gern habe, wenn die Leute reinschauen.
Womo hängt in der Werkstatt fest
Nun, der Drehtag lag etwa eine Woche vor Ersas Rückkehr und er bat uns drum, doch noch auf ihn zu warten. Wir warteten und da jetzt soviel Zeit ins Land gegangen war, entschlossen uns jetzt doch, vor der großen Fahrt TÜV und Inspektion zu machen. Normalerweise wäre der TÜV erst im Mai fällig gewesen, wären wir im März, wie geplant losgekommen, hätten wir die Hauptuntersuchung erst nach der Tour gemacht. Bei der Gelegenheit lasteten wir das Mobil wieder auf 3,5 t ab. Wir sind ja nur noch zu zweit oder dritt unterwegs. Somit brauchen wir nur noch alle zwei Jahre TÜV und nicht mehr jedes Jahr.
Esra bringt uns ne Grippe aus den USA mit
Esra brachte von seine USA Reise nicht nur viele Fotos und Erlebnisse mit, nein, er steckte uns mit einer Virengrippe an. Blöd! Wir quälten uns mit berstenden Kopfschmerzen und das Lastminute-Arbeiten und Fotoauswahlen fertigmachen ging wesentlich schleppender vorran.
Das Wohnmobil wollte auch mal wieder nicht ohne Mängel durch den TÜV, ja klar, die Kiste ist über 20 Jahre alt und steht immer ein halbes Jahr rum. Wir haben da auch einen Mader, der anscheinend die Manschette des Vorderrads anknabbern mag. Unsere Werkstatt wechselt gern Radlager, und die scheinen am Fahrzeug echt ne Schwachstelle zu sein, wir warteten länger als ne Woche.
Esras USA Beiträge gibt es hier.
So und jetzt wisst ihr, warum wir so spät losgekommen sind.
Zwischenstopp in Emmendingen
Auf dem Weg nach Frankreich besuchten wir noch meine Eltern in Frankenthal, dann ging es auf die Autobahn. Wir starteten diesmal direkt Richtung Süden, damit wir nicht wieder in der Bretagne Hängen bleiben, wie es uns schon so oft passierte. Meine Freundin Helen lachte sich letztens einen, als ich sagte, wir fahren nach Spanien. Sie meinte nur, dass wir das immer sagen und doch nie hinfahren. Mir war das gar nicht bewusst, aber Helen hat Recht. Wir wollen seit dem Jahr 2009 nach Spanien und schafften es bisher nie. Jetzt unterwegs merkten wir, dass unsere Reiseführer total veraltert sind. Dumm gelaufen.
ABER – diesmal, das versprech ich, schaffen wir es bis Spanien und sogar noch weiter.
Unser erster Übernachtungsplatz war in Emmendingen. Der Platz ist kostenlos, schön ruhig gelegen, mit schnellem Internet und Biowecker – da brütet eine große Krähenkolonie in den Bäumen und die sind schon sehr früh sehr laut.
Meine Freundin Maria
Leider erfuhr ich just auf diesem Platz, dass meine liebe, gute Freundin Maria gestorben war. Heulend saß ich da und sinnierte über das Leben und dessen Endlichkeit.
Das erste Treffen mit Maria und ihrer Familie – sie waren vor ca. 16 Jahren auf dem Weg nach Spanien und machten Halt bei uns – veränderte mein Leben. Obwohl uns mehr als 1000 km trennen, ist Maria danach immer extrem präsent gewesen in meinem Leben. Wir fuhren fast jedes Jahr nach Schweden, besuchten unsere Freunde auf ihrer Farm. Maria und Familie unterstützten uns auf dem schwierigen Weg zum schulfreien Leben. Was habe ich lange Gespräche mit meiner Freundin gehabt: Beim Spazierengehen, auf langen Autofahrten, in der Sauna, beim Essen, beim Radfahren. Wir verbrachten viel intensive Zeiten miteinander. Vor allem der Winter 2010/11, wo wir ein Nachbarshaus gemietet hatten, war von gemeinsamen Aktivitäten geprägt. Wir hatten eine Phase, wo wir jeden Tag eine halbe Stunde zusammen mit Corrine aus England skypten. Ach, Maria. Du bist zu früh gestorben, doch ich bin unendlich dankbar, Dich kennengelernt und so viel wertvolle Stunden mit Dir verbracht zu haben! Ich werde zukünftig für uns beide die Schönheit dieser Welt bewusst genießen.
Hier ist ein Foto von Corinne, Maria und mir.
21. April – französischer Jura, Baume les Messieurs, Franche Comté
Wir wollten diesmal sicher gehen, dass wir nicht wieder in der von uns so geliebten Bretagne landen. So fuhren wir die Autobahn in Deutschland schon recht weit nach Süden. Im französischen Jura wollten wir den traumhaft schönen Wasserfall Cascade de Tufs fotografieren. Schon während der Fahrt dorthin bestaunen wir die Region. Diese markante Steilküste, die Burgen, die sich hoch oben an den Rand festklammern, das frische, saftige Frühlingsgrün der Bäume – wir saßen im Womo und staunten.
Cascade de Tufs
Der Wasserfall liegt ganz am Ende der Schlucht. Von allen Seiten erheben sich die Steilwände. Wie von einem Thron fließt Wasser über Moos plätschernd herab. Es ist leider nicht viel Wasser. So, wie das Tal halbrund ist, so ist auch der Wasserfall. Es gibt doch diese Schokoladenbrunnen – so ähnlich sah das Gebilde aus. Man kann fast um den Wasserfall herumlaufen. Wir mühten uns fotografisch sehr mit dem grellen Gegenlicht und den zahlreichen Menschen, die uns ständig ins Motiv liefen. Das war ne Herausforderung. Mit mehr Wasser wäre es wesentlich einfacher gewesen. Nun, wir müssen nehmen, was kommt.
Etwas weiter im Tal lag ein kleiner, gemütlicher Campingplatz direkt am Bach, der friedlich vor sich hin gurgelte. Dort stellten wir uns hin, packten den Tisch und die Stühle raus und aßen draußen zu Abend. Ich glaube zum ersten Mal in unserer Wohnmobilgeschichte – was schon sehr erstaunlich ist.
Kurze Radtour durchs Tal
Ich hatte wie immer Hummeln im Hintern. Da warteten noch zig Motive auf uns, die wir im vorbeifahren gesehen hatten. Wir packten die Räder aus und schnallten die Fotorucksäcke auf den Rücken und radelten los. Die Motive lauerten wirklich überall. Vielleicht waren wir nur nach dem langen Winter ausgehungert und sogen die Schönheit in uns auf.
Mir fielen die mannigfaltigen, intensiven Geräusche auf. Grillen zirpten in einer fast ohrenbetäubenden Lautstärke auf den Wiesen. So intensiv habe ich das noch nie gehört. Ich bedauerte es, nicht ein Tonaufnahmegerät gekauft zu haben. Auf meinem Amazon Wunschzettel steht es schon lange. Die Vögel zwitscherten in den angrenzenden Wäldern, das Wasser des Baches grugelte gemächlich. Die ganze Stimmung war unglaublich friedlich und ich saugte alles in mich auf. Dazu der frische Wind, der uns auf den Rädern um die Nasen und Ohren wehte, die Bewegung, die uns nach der langen Autofahrt gut tat und dieses magische, weiche Abendlicht, wie es nur in ganz frischer, sauberer Luft zu sehen ist. Dankbar nahm ich alles in mich auf. Der Tod meiner Freundin hängt wie eine dunkle Wolke über mir – ich bin unendlich traurig aber gleichzeitig nehme ich alles bewusster wahr. Das ist ein extrem intensives Wahrnehmen.
Neue Stative für uns beide – Rollei Carbon
Wir haben übrigens beide neue Stative. Das war schon lange überfällig, weil unsere Manfrottos doch sehr abgenutzt waren und uns dauernd wegen lockerer Scharniere Finger einklemmten, oder die Verschlüsse an den Beinen nur mit Gewalt zu öffnen waren. Ich wollte Manfrotto treu bleiben, schickte das bestellte Stativ jedoch nach ein paar Tagen zurück, weil die Schnappverschlüsse mir beim Öffnen an den Händen weh taten. Unsere Wahl fiel deswegen auf Rollei. Wir entschieden uns jetzt doch für Drehverschlüsse und Carbon und werden die Tage einen ausführlichen Testbericht veröffentlichen. Hier aber schon ganz kurz: Das macht echt Spaß mit den Rollei Carbon Stativen zu arbeiten. Das Handling ist genial.
Die Rollei Stative bei Amazon: Rollei Rock Solid Beta und Rock Solid Gamma
Das hat uns gefreut
• saftiges Grün
• Grillen auf den Wiesen unglaublich laut
• Aufmunternder Vogelgesang
• Plätschern des Baches
• Saubere Luft und der intensive Duft nach Hefe als wir an einer Brauerei vorbeiradelten
• Das Dorf auf der Bergkante sah richtig cool aus
• Rollei Stativ ist geil
Das hat uns geärgert
• Höhenbeschränkungen auf Supermarktparkplätzen, wir konnten nirgends einkaufen
• Autobahntankstellen sind unverschämt teuer, also muss man abfahren und sich dann mit Höhenbeschränkungen an den großen Supermärkten rumquälen
• Maria ist viel zu früh gestorben
Roadtrip Atlantikküste Spanien, Portugal, Frankreich
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Aber immer gerne! Und ja, etwas mehr Wasser lohnt sich dort sehr!
Lieber Florian,
ich denke für diese Fotolocation lohnt es sich auf Regenwetter zu warten. Ein wenig mehr Wasser bekommt den Wasserfällen sicher gut. Wir wollen da auch nochmal hinfahren. Vielleicht ne Idee sich da mal zu treffen?
liebe Grüße
Gabi
So schön! Und die Cascade de Tufs stehen auch schon eine Weile auf dem Programm. Danke Dir fürs erzählen und zeigen der Bilder!
So ein schöner Bericht über dich und mit dir! Ich find ihn sehr gelungen. Und große Freude: meine/deine grüne Mütz war auch dabei ;-)
Viel Spaß auf euren Weg nach Spanien, genießt es und bringt schöne Geschichten mit!