Das ist der letzte Teil des Reiseberichts an der Atlantikküste entlang. Hier ist die Übersichtsseite der Reise.
Ein Strand wie eine natürliche Kathedrale
Relativ früh brechen wir auf, Laxe ist unser nächster Zwischenstopp. Wir parken an der Strandpromenade, die Gassen in Laxe sind extrem eng und nur für Kleinwagen befahrbar. Mit dem Womo trauen wir uns logischerweise da nicht rein.
So wandern wir zwei, drei Kilometer über einen Berg auf der Suche nach dem Leuchtturm, den wir an diesem morgen fotografieren möchten. Auf dem Rückweg suchen wir eine andere Route und bewundern noch engere Gassen. Glücklicherweise ist es an diesem Morgen nicht zu heiß, da macht das Laufen und Fotografieren richtig Laune. Wir sind ganz allein unterwegs, begegnen niemandem.
Erfrischt von dem Frühsport nehmen wir eine längere Teilstrecke unter die Räder. Wir umgehen La Coruña, kein Bock auf Großstadt mit dem vielen Verkehr, und finden in der Nähe von Ribadeo den Stellplatz direkt am Praia des Catedrais, dem Strand der Cathedralen. Mit der Überquerung des Küstengebirges haben wir auch die Wolken hinter uns gelassen. Die sind alle an den Bergen hängengeblieben.
Der Praia des Catedrais
Auf dem kostenlosen Stellplatz ist einiges los, ich will gar nicht wissen, wie es hier in der Hochsaison aussieht; aber dann kostet es hier auch Eintritt und die Zahl der Parkplatzsuchenden wird limitiert. Im Sommer wird die Anzahl der Besucher auf dem Strand eingeschränkt. Der wird dann abgesperrt, wenn eine gewisse Anzahl Menschen auf dem Strand sind.
Lustigerweise treffen wir dort alte Bekannte, denen wir schon zweimal auf unserer Reise begegnet sind, und sind sofort ins Gespräch vertieft.
Der Praia des Catedrais ist ein äußerst beliebtes Ausflugsziel der Spanier, und eine kaum abreißende Kette von Bussen karrt von Morgens bis Nachmittags unermüdlich Touristen heran.
Warum der Strand so beliebt ist, wird uns schnell klar. Die Sandfläche ist gigantisch, die Wellen rauschen auch bei eher ruhigem Wetter munter heran. Die Grotten und Felsbögen sind die wahren Renner. Alles ist gigantisch an diesem Strand. Hier gibt es nicht nur einen Felsbogen, sondern gleich zig Bögen hintereinander. Außerdem gibt es noch weitere Felsformationen weiter vorne am Wasser.
Die Grotten und mehrere hintereinander liegende Steinbögen aus den Küstenklippen sind nur bei Ebbe zugänglich. Der Strand ist über Treppen auch für Senioren leicht zugänglich, und die lassen sich den Spaß natürlich nicht entgehen, auch wenn der weite Weg im weichen Sand für einige an die persönliche Belastungsgrenze geht.
Für heute ist es leider Ebbe mit der Ebbe, wir werden dann am nächsten Vormittag den Strand erkunden, wenn das Meer den Sandstrand wieder freigegeben hat.
Wir hätten uns die folgende Ebbe am liebsten morgens früh um fünf Uhr gewünscht, da hätten wir den Strand fast allein für uns gehabt, aber leider war der Wassertiefststand genau zur besten morgendlichen Besuchszeit. Sobald der Strand betreten werden kann, steigen Scharen von Touristen aller Altersklassen die Treppen hinunter und schwärmen um die Felsformationen.
Wir spazieren auch unter den Steinbögen entlang, die sich stützend an den Klippenrand lehnen und erforschen die vielen Buchten und Grotten. Das Fotografieren ist nicht einfach, weil dauernd irgendwelche Touristen durchs Bild laufen oder minutenlang die Entenmuschelkolonien an der Basis der Felsbögen bewundern. Das Licht ist in der Mittagszeit auch nicht wirklich gut. Wir bekommen einen guten Eindruck von diesem außergewöhnlichen Stand. Wenn wir wieder einmal in die Region kommen, werden wir die Gezeiten im Blick haben und uns eine fotografisch interessante Konstellation suchen.
Die Gezeitentabelle ist übrigens an den Tafeln oberhalb des Strandes einzusehen. Außerdem gibt es einen touristischen Infostand. Die Cafes sind uns etwas zu teuer, wir trinken unseren Kaffee im Mobil.
Leuchtturminsel Illa Pancha
Bald ist uns das Menschengewusel zu viel und wir fahren weiter. Nach einer nötigen Shoppingpause in Ribadeo geht es weiter auf kleinen Straßen Richtung Küste. Wenige Kilometer östlich von Ribadeo erreichen wir den Doppelleuchtturm der Illa Pancha und feiern erst einmal das schöne Wetter mit einem ausgiebigen Sonnenbad auf der großen Wiese vor den Leuchtürmen. Zwei Stunden auf der faulen Haut liegen, wunderbar. Natürlich nehmen wir auch die Leuchttürme fotografisch aufs Korn und überlegen dann, hier zu übernachten. So ganz allein auf weiter Flur haben wir darauf aber keine richtige Lust. Auf der Suche nach einem nächtlichen Stellplatz bewegen wir uns weiter entlang der Küste und kommen in Ortiguera an, wo wir ganz in der Nähe des Faro de San Agustin auf der Spitze des Kaps übernachten können. Der Stellplatz ist nicht so ganz eben, aber die Anwesenheit mehrerer ebenfalls übernachtender Wohnmobile lässt uns ruhiger schlafen.
Ein Abendspaziergang durch Ortiguera erweist sich als interessant aber anstrengend, dieser Ort ist in eine steile Schlucht mit Öffnung zum Meer hineingebaut. Zum Glück stehen wir oben auf der Klippe. Die Dorfsträßchen kämen wir mit unserem Mobil zwar hinunter, aber ohne zugkräftige Hilfe garantiert nicht mehr hinauf. Einige Gassen sind so steil, da hätten die Planer besser Treppen hingebaut.
Weiterfahrt mit Hindernissen – Wohnmobilpanne und Werkstatttage
Wir freuen uns immer mehr aufs Heimkommen und wollen heute eine längere Strecke bewältigen. Auf der Autobahn geht es zügig voran, aber am frühen Nachmittag fängt das Fahrzeug immer stärker an, zu vibrieren. Gabi kann irgendwann kaum noch das Lenkrad festhalten. Mit Mühe und Warnblinklicht schaffen wir es bis zu einer Raststätte, haben aber keinen Mobilfunkempfang. Wir sehen, dass eine Manschette der Antriebswelle gerissen ist und Öl verloren hat. Gabi spricht zwei Motorradpolizisten an, die leider nur spanisch sprechen. Einer hat eine Frau, die Englisch spricht. Er ruft sie an und sie hilft freundlicherweise als Dolmetscher aus.
Im Endeffekt müssen wir noch 25 Kilometer langsam über die Autobahn bummeln, um die nächstgelegene Fachwerkstatt zu erreichen. Und es ist natürlich Freitag, was sonst.
Noch hat die Werkstatt auf, als wir angeschlichen kommen. Der Meister besieht sich den Schaden und meint, die Antriebswelle ist hin. Vielleicht klappt es ja heute noch mit der Ersatzteilbeschaffung. Und wie das so ist, hoffen wir einige Stunden auf das Wunder, nur um Abends zu erfahren, dass es wohl doch Montag werden würde. An der Werkstatt stehen zwar auch Samstags-Arbeitszeiten, aber Samstags würde hier keiner arbeiten. Die Spanier halten es anscheinend sehr locker mit den Öffnungszeiten.
Jetzt hängen wir also fest, mitten im Gewerbegebiet von Cabezon de la Sal, wollen eigentlich schnellstens heim, und müssen drei ganze Tage ausharren. Der Stadtkern ist zwei Kilometer entfernt, da laufen wir halt mal hin und schauen, wo wir gelandet sind.
Wir hätten so gern einen Mietwagen gehabt um die Strände zu erkunden. Da sind wir so nah am Meer und kommen nicht hin.
Das Städtchen ist gar nicht mal so verkehrt. Ein bunter Mix aus altehrwürdigen Häusern, Plätzen, Geschäften, Restaurants, Bars und Cafés. Am Samstag ist tote Hose in der Werkstatt, wir nutzen die Zeit, unsere Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. In der Nähe ist ein Supermarkt und ein riesiger chinesischer Kramladen mit allem möglichen Zeugs.
Cabezon hat auch einen Bahnhof, die Bahn fährt bis Santander. Da wissen wir schon, was wir am Sonntag machen werden.
Das Wetter ist wunderbar, zu wunderbar für unseren Geschmack. Die Temperaturen steigen über 30 Grad und die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel.
Mit Kaffee trinken, Essen gehen, in Geschäften stöbern und in Gassen schlendern schreitet die Zeit quälend langsam voran. Auch der Abend zieht sich in die Länge. Zeit totschlagen ist nicht wirklich unser Ding. Das macht so richtig bewusst, wie wertvoll uns die Bewegungsfreiheit mit dem Wohnmobil ist.
Sonntags-Ausflug nach Santander
Sonntag früh sind wir pünktlich um neun Uhr am Bahnhof in Cabezon und ziehen uns Tickets nach Santander. Santander ist 40 Kilometer entfernt und die Tickets sind spottbillig. Wir zahlen 12 Euro für zwei Personen, hin und zurück. Dafür ist der Zug nicht der schnellste, er hält in jedem Kaff. Bis Santander sind es so gut eineinhalb Stunden Fahrt.
Angekommen, müssen wir uns erst einmal orientieren und fragen uns nach der Hafenpromenade durch. Elegant flaniert hier die Sonntagsgesellschaft vorbei an Museen, teuren Restaurants und anderen Sehenswürdigkeiten.
Am Ostende biegen wir nach Norden ab zum langestreckten Stadtstrand, der ist wochenendtypisch voll mit mehr oder weniger knapp bekleideten Sonnenbadenden. Kein Wunder, dass so viel los ist, wieder ist es sonnig, heiß und wolkenlos, das Meer strahlt in unendlich kräftigen Blau- und Türkistönen, die fast den Augen weh tun.
Weil wir schon mal in die Richung unterwegs sind, sollen wir es wagen, bis zum Leuchtturm Faro de Cabo Mayor am nordöstlichen Ende der Santander-Halbinsel zu laufen? Die Strecke zieht sich. Wir überlegen wengistens für Teilstrecken den Bus zu nehmen. Machen es dann aber doch nicht. Wir laufen an unendlich vielen Stränden vorbei. Diese Farben, diese Anzahl von Menschen, die friedlich da liegen oder mit Bällen spielen. Unsere Füße werden irgenwann schon schwer und unsere Zungen lang. Wir entledigen uns unserer Kleidung, soweit es eben geht.
Endlich am Leuchtturm angekommen fotografieren wir fleißig und füllen unser Flüssigkeitsdefizit in der Café Bar am Leuchtturm wieder auf. Das tut gut!
Den Rückweg nehmen wir quer durch die Stadt, durch einen 800 Meter langen Tunnel, vorbei am Fussballstadion, wo ein Riesentrubel herrscht, und durch unzählige kleinere und größere Gassen.
Als wir mit plattgelaufenen Füßen endlich wieder am Bahnhof angelangt sind, haben wir locker 25 Kilometer Fußweg hinter uns. Auf der Rückfahrt ruhen wir unsere müden, schmerzenden Beine im spärlich besetzten Zugabteil aus. Dann der nächste Marsch zum Wohnmobil und wieder sitzen wir im Industriegebiet und warten.
Montag ist Werkstatttag
Am Vormittag kommt endlich die Antriebswelle an, im Doppelpack, denn die rechte ist vorsorglich auch dabei. Das ist auch gut so, denn nach Einbau der linken Welle bockt unser Fahrzeug gewaltig in der Werkstatt herum. Also auch Tausch der rechten Welle. Wenn die uns mal nicht veräppeln. Wir haben wegen der unbefriedigenden Verständigungssituation den ADAC als Dolmetscher zwischengeschaltet, der ADAC- Mitarbeiter meinte, das mit den zwei Antriebswellen klänge authentisch.
Na was solls, es dauert bis zum frühen Abend, bis unser Womo repariert ist, dann dürfen wir einen Tausender hinblättern und endlich weiterfahren.
Übernachtung in Ondres Südfrankreich
Nach weiteren Fotostopps steht uns nicht mehr der Sinn, wir wollen nur noch heim. Nach 200 Kilometern fängt unser Womo bei bestimmten Geschwindikeiten wieder an, zu vibrieren. So ein Mist! Wir schaffen es kurz vor Mitternacht bis nach Frankreich, wo wir in Ondres am Strand übernachten.
Am nächsten Morgen schildern wir das Problem dem ADAC, der verweist auf die Bosch-Dienst-Garantie, wir sollen einen französischen Bosch-Dienst kontaktieren. Die Schwierigkeit ist, in Frankreich sind Bosch-Dienste so häufig, wie Steak-Gerichte im Vegetarier-Restaurant.
In brütender Hitze auf dem Heimweg
Wir sitzen und schwitzen bei knapp 40 Grad im Wohnmobil und haben überhaupt keinen Bock, noch weite Umwege für eine Werkstatt zu fahren, um dann wieder stunden- oder sogar tagelang auf eine weitere Reparatur zu warten. Also weiter Richtung Heimat. Und das Gerüttel wird auch mit der Zeit weniger.
Abends bei bei Limogues ist die Autobahnauffahrt komplett gesperrt. Es ist schon dunkel und wegen der chaotischen Beschilderung findet kaum jemand den Weg aus der Baustelle heraus. Alle, auch die großen Trucks, fahren mehrmals im Kreis herum. Nach zwei nervenzerrüttenden Stunden über dreimal die gleiche Strecke und über winzige Landstraßen kommen wir sehr spät in Bessines-sur-Gartempe an. Die Nachttemperaturen sind angenehm niedrig und wir schlafen wie die Steine.
Die Weiterfahrt am nächsten Tag ist anstrengend. Es gibt zwar keinen Stau, aber es ist immer noch zu heiß. In Emmendingen übernachten wir ein letztes Mal, bevor wir uns auf die letzten 300 Kilometer begeben. Die sind definitiv am stressigsten. Lastwagen an Lastwagen, jeder drängelt und schiebt. Dazu Baustellen ohne Ende, und durch die extreme Sommerhitze haben sich auf einigen Autobahnabschnitten Verwerfungen der Fahrbahndecke gebildet. Auf der langen Heimreise haben wir soviel geschwitzt, dass wir zwar zwei, drei Liter tranken, aber nicht pinkeln mussten. Es war wirklich extrem mit der Hitze.
Wir brauchen fast doppelt so lange für das letzte Teilstück, als wir einkalkuliert haben. Aber endlich stehen wir vor unserem Tor und unser Dackel Grindel kriegt fast einen Herzinfarkt vor Wiedersehensfreude.