Entlang der portugiesischen Nordküste
Porto ist mit Sicherheit eine sehenswerte Stadt, doch wir haben keine Lust auf Straßen, Häuser und Menschen. Das liegt vor allem an unserem Wohnmobil. Die Stellplatz- oder Campingplatzsuche ist in Städten besonders anstrengend, das heben wir uns lieber für einen späteren Trip auf, und fahren dieses Mal lieber weiter.
Nördlich von Porto liegt Leça da Palmeira. An der ewig langen Strandpromenade parken wir und vertreten uns die Beine.
Der nächste Leuchtturm, der Farol da Leça steht nur wenige Fußminuten entfernt vor der Kulisse einer gigantischen Raffinerie. Das hat zwar auch seinen fotografischen Reiz, wir wollen den 46 Meter hohen, 1926 erbauten Leuchtturm auch mit Meereshintergrund ablichten. Dazu überqueren wir die Avenue Liberdade, wo zum Glück um die Mittagszeit spärlicher Verkehr herrscht, und klettern auf einen künstlichen Grashügel vor der Raffinerie. Das Mittagslicht ist unglaublich grell, kaum eine Wolke zeigt sich am Himmel, trotzdem hat diese knallige Lichtstimmung ihre eigene Magie. Nicht umsonst heißt der angrenzende Strand Praia Azul, himmelblauer Strand.
Es ist schon lustig mit der Fotografie. Wenn wir dir hier nur den Leuchtturm und den blauen Himmel zeigen, dahinter noch den weiten Blick aufs blaue Meer, dann sieht das recht idyllisch aus. Ich verschweige dann aber die Hochhausreihen, die breiten, teilweise sechsspurigen Fahrbahnen, die Raffinerie und den gigantischen Hafen.
Der gußeieserne Leuchtturm in Esposende
In Esposende an der Mündung des Cavado steht der Farol de Esposende, ein eher unscheinbarer roter Eisenturm im Vergleich zu den beiden zuletzt besuchten Riesen. Ein herrlicher Sommernachmittag lädt uns zum Sonnenbaden am Strand ein. Die heißen Sonnenstrahlen werden durch eine kühle Brise gemildert. Man gönnt sich ja sonst nichts, unsere bisherigen Sonnenbadezeiten liegen knapp über null Stunden. Unsere Bräune hat also keine Modellmöglichkeiten, wir sehen wohl eher aus wie Straßenarbeiter.
Gegen Abend gehen wir noch im Städtchen und an der Promenade spazieren, ein paar Passanten und Jogger sind unterwegs und genießen die Mischung aus lauem Sommerabend und Meeresbrise.Naja, ein paar Jogger – es scheint ganz Portugal durch die Gegend zu rennen.
Der Stellplatz scheint uns eher inoffiziell – also suchen wir am anderen Ende der Stadt den ausgezeichneten Womostellplatz neben der Polizei.
Montedor
Auf dem weiteren Weg nach Norden halten wir kurz in Montedor. Der dortige Leuchtturm ist leider schwer zu erreichen und schlecht in Szene zu setzen. Enge, winklige Gassen und aufziehende graue Bewölkung sind nicht wirklich gute Fotobedingungen. Gabi läuft trotzdem die letzten paar hundert Meter den Hügel zum Leuchtturm hinauf. Das Womo parkten wir sicherheitshalber etwas entfernt. Sonst fahren wir uns hier noch fest.
Stellplätze werden rarer, je weiter wir Richtung spanischer Grenze vordringen. In Caminha ist der Stadtparkplatz zwar als Stellplatz ausgewiesen, aber auf dem gepflasterten Platz ist kein einziges Wohnmobil zu sehen. Am nächsten Morgen ist Markttag, wie auf einem Schild angekündigt wird, da werden schon früh die Stände aufgebaut. Außerdem herrscht hier ein stetiges Kommen und Gehen. Zwischen der Bucht und dem Parktplatz liegt eine breite, gut befahrene Straße. Also verziehen wir uns auch besser auf den nahegelegenen Campingplatz im Wald.
Gabi: Eigentlich will ich nur kurz ans Meer und Gunter kümmert sich lieber um das Abendessen. Das Licht scheint gut zu werden. Ich laufe über Holzstege durch ein kurzes Waldstück und erreiche den weiten Strand. Zum ersten Mal seit Biarritz sehe ich Treibholz. Am liebsten hätte ich ne ganze Kiste fürs Basteln gesammelt. Allein würde ich es jedoch nicht schaffen es auch zurück zum Mobil zu tragen. Die Spuren anderer Strandbesucher verraten mir, dass die auch auf Schatzsuche waren. Sie führen immer am Strandgut vorbei. Eine Flaschenpost könnte doch mal wieder dabei sein? Es gibt außergewöhnlich viele Glasflaschen am Strand. Aber alle sind leer. Schade. Neugierig laufe ich von einer möglichen Fundstelle zur nächsten. Immer weiter, da kann ich doch auch noch da vorne um die Ecke schauen. Im angrenzenden Wald stehen schließlich etliche aus Treibholz gebaute Barracken. Ich bin allein. Und weit, weit weg vom Campingplatz. So ein wenig mulmig wird mir schon. Draußen im Meer steht eine kleine Burgruine. Ein Fischerboot zieht küstennah nahe des Strandes vorbei. Die Sonne schickt sich bald an, im Meer zu versinken. Wir sind Spanien so nah, dass sie sicher dort untergehen wird und nicht mehr nach Portugal kommt.
Auf dem Rückweg folge ich zum Teil meinen eigenen Spuren, teilweise laufe ich noch ein paar Umwege. Ob ich doch noch eine Flaschenpost finde? Hier wäre das sogar so idyllisch, wie im Film. Es liegt kaum Plastikmüll am Strand, sondern fast nur schönes Treibholz und diese matten, alten Glasflaschen. Es dauert sicher zwei Stunden, bis ich wieder zurück bin. Die lange Wanderung durch weichen Sand mit dem schweren Fotorucksack tat mir gut. Ich bin so richtig ausgepowert und müde für die Nacht.
Ich frage mich nur, warum wir nicht ein wenig länger geblieben sind?
Cerveira, die Kleinstadt der Kunst und ein Markt ohne Dackel
Unsere Sehnsucht nach ein paar ruhigen Tagen nimmt weiter zu, also bleiben wir zwei Tage im nahegelegenen Vila Nova de Cerveira und lassen es gemütlich angehen, bevor wir die Grenze nach Galizien überqueren. Cerveira ist die Kleinstadt der Kunst, hat einen stilvollen Stadtkern und einen wunderschönen Park am Flussufer des Rio Miño. Überall sind Kunstwerke in das Stadtbild integriert und machen den Stadtbummel zur Entdeckertour. Imponiert hat uns auch die barocke Hauptkirche mit ihrem goldenen Altar.
Wir bummeln ganz hektikbefreit durch die Gassen, schlendern durch den Park am Flussufer entlang und freuen uns am perfekten Frühsommerwetter. Normalerweise sind wir ja am Meer, oder sehr nah am Meer. Da rauschen die Wellen und die Geräusche des Meeres überdecken andere feine Naturgeräusche. Hier können wir die Singvögel hören – und genießen das sehr. Diese Ruhe eines kleinen, ruhigen Flusses tut zur Abwechslung sehr gut.
Zu alle dem ist am Sonntag auch noch ein unüberschaubar großer Wochenmarkt. Neben dem üblichen Klamotten- und Kleinkramzeugs gibt es Möbel, Federbettwäsche, regionale Nahrungsmittel, Hühner, Vögel und anderes Getier. Wahrscheinlich sammeln sich deswegen sehr viele Wohnmobil auf dem Parkplatz. Zum Übernachten sind 6-7 Plätze ausgeschildert. Es stehen aber sicher 40 Mobile auf dem Platz, die meisten kommen aus Spanien und Portugal. Wir unterhalten uns immer mal wieder mit unseren Nachbarn.
Da soviele Tiere zum Kauf angeboten werden, bringt Gabi mich auf die Idee, doch nach Dackelwelpen Ausschau zu halten. Glücklicherweise ist das nicht der Fall. Da wären wir hundertprozentig schwach geworden und hätten mindestens einen mitgenommen. Puuh, da haben wir noch mal Schwein gehabt. Irgendwie scheinen wir gewaltig „Unterdackelt“ zu sein!
Nach zweieinhalb Tagen mit gedrosselter Aktivität fühlen wir uns frisch und bereit, den Rio Miño zu überqueren und Galizien zu erkunden.
Fazit:
Auf längeren Roadtripps muss man sich mal Ruhepausen gönnen. Wir fotografierten durchgehend seit vielen Wochen und haben trotz all der Schönheit um uns herum, eine kreative Pause dringend nötig.
Das ist unsere allererste Reise ohne die Kinder – anscheinend arbeiten wir da noch viel mehr als sonst.
Kleinere Ortschaften hinterlassen teilweise einen besseren Eindruck von Land und Leuten als die großen touristischen Highlights. Und es ist weniger mühsam.
Roadtrip Atlantikküste Spanien, Portugal, Frankreich
Weiter mit nächstem Artikel: