Wieder begrüßte uns früh morgens die Sonne! Ich hatte bewußt den Wecker nicht einmal ausgepackt, wollte einfach mal solange schlafen, bis ich von selbst wach würde. Ausschlafen! Aber selbst das klappt nicht mehr, ich werde kurz vor Sonnenaufgang wach.
Seit acht Wochen auf Tour und jeden mogen fotografisch unterwegs
Wir sind jetzt seit 8 Wochen unterwegs, ständig auf Tour, immer in der Natur unterwegs, mit Rucksack und Stativ, bis spät in die Nacht und früh am morgen. Ich hatte in dieser Zeit keinen einzigen Tag Pause und das merkte ich gerade! Eine große Müdigkeit und Schwere haftete auf mir! Normalerweise nutzen wir die Regentage zum Ausruhen! ABER außer dem ersten Tag auf der Isle of Skye gab es bisher keinen Regen!! Wahnsinn! Immer, wenn wir mit den Menschen hier sprechen, kommen wir zum Thema Wetter. Immer hören wir dann, dass das im moment völlig untypisch ist.Normalerweise stürmt es um die Zeit! Ja, deswegen wählte ich den Februar und März, weil ich einen wilden Winter sehen und fotografieren wollte! Hmm, ich beschwer mich jetzt besser nicht. Sonst schaukelt es uns auf der Fähre wieder wild herum.
Die Insel Burra, Shetland
Wir sind wieder auf einer kleinen Insel. Die Insel Burra im Westen Shetland ist seit den 70igern mit einer Brücke zum Mainland Shetland verbunden. In Westburra leben ungefähr 700 Leute, in Ostburra ca. 70. Das ist also gut überschaubar. Morgens lernte ich unseren Nachbarn, Magnus und seine Frau Betty, kennen. Er war 40 Jahre lang Fischer gewesen. „Wenn Du auf Burra aufgewachsen bist, hast du nur zwei Möglichkeiten: entweder du wirst Fischer, oder verlässt die Insel! Ich bin geblieben, verdiente viele Jahre lang als Fischer mein Geld und habe es nie bereut!“; meint mein netter Gesprächspartner. Das Inselleben änderte sich sehr durch den Bau der Brücke. Vorher war die Gemeinschaft stärker. Aber ein Tesco Supermarkt ist auch nicht schlecht, sind sich die beiden einig.
Meal Beach, Burra, Shetland
Meal Beach, Burra, Shetland
Das blaue Haus am Strand von Meal, Burra, Shetland
Meal Beach, Burra, Shetland
Welle, Meal Beach, Burra, Shetland
Badegezeitenbecken, Burra, Shetland
Wir wohnen also nicht mehr so isoliert, wie im Leuchtturm und das ist auch sehr nett.
Museum in Lerwick, Shetland
Das Museum in Lerwick stand lange auf der Regenwetter Liste, wir gaben auf. Jetzt schauten wir es einfach bei Sonnenschein an! Dass der Eintritt kostenlos ist, fanden wir klasse! Noah mochte vor allem die historische Abteilung, ich suchte alles übers Meer. Die Fresnellinse, die das Licht des Bressay Lighthouses verteilte, ist hier zu finden. Sie hat eine besondere Bedeutung für uns! Während ich so durch die Gänge lief, las, schaute und staunte, dachte ich, dass es doch sehr praktisch wäre, dass alles in Heftform schön übersichtlich mitnehmen zu können, damit ich daheim nachlesen und die Ereignisse besser in den zeitlichen Kontext bringen kann. An der Kasse fand ich genau dieses Heft für 2 Pfund! Ich freute mich, griff nach meinem Harris Tweed Portmonee und kaufte es. In Shetland gibt es fast keinen schönen Postkarten! Ein paar gibt es, vor allem mit Puffins, aber die gut gedruckten kosten alle 1,5 Pfund, was ich zu teuer finde.
Lerwick Museum, Fair Isle Patterns
Bressay Lighthouse, Linse
Die Strände von Burra, Shetland
Es gibt zwei Strände auf Burra, einem statteten wir noch einen Besuch ab. Der weisse Sand reflektierte die grell strahlende Sonne, uff, das war vielleicht hell! Ohne Sonnenbrille sehr unangenehm. Der helle Sand brachte das Wasser zu Leuchten! So freundliche Farben findet man nur selten. Es machte Spaß zu fotografieren und in der warmen Sonne zu laufen.
Wir fuhren ins Nahe Cottage – es sind 15 km – von Lerwick nach Hamnavoe, wo wir wohnen. Wir wollten einmal vor Sonnenuntergang essen, jetzt, wo das ja noch eine Stunde später ist. Es gab wieder Stir Fry, das geliebte, gemischte Gemüse für die Pfanne!
Wellen – kristallklares Wasser
Der Leuchtturm Fugla Ness, Shetland
Vom Haus aus kann man fast auf einen kleinen Leuchtturm blicken. Der liegt auf einer dem Hafen vorgelagterten Halbinsel. Wir liefen abends zusammen mit Esra dort hin. Anfangs geht es gemächlich auf weichen Wiesen. Zwischendurch liegen gewaltige Felsen in großen Haufen herum, da ist dann klettern und balancieren angesagt. Mit zwei Kameras rückten wir dem Leuchtturm im weichen abendlichen Licht auf die Pelle. Gunter eher von der Ferne, ich wieder mal ziemlich nah dran. In der Ferne lag Foula am Horizont. „The Edge of the World“ wie die Leute hier sagen. Gerne würde ich da hinfliegen, allein der Flug muß schon ein Abenteuer sein. Das werden wir beim nächsten Besuch unbedingt machen. All diese kleinen Inseln anschauen!
Leuchtturm Fugla Ness, und Insel Foula in der Ferne, Shetland
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/04/MealBeach-0003-Bearbeitet.jpg613920Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-04-06 12:30:362019-07-19 13:45:03Die Insel Burra, Shetland Museum and Archives, Lerwick
Ich war mies drauf. Gerade hier in Eshaness wurde uns durch die Zeitumstellung noch eine Stunde gestohlen!! Auf der anderen Seite hat das den Vorteil, länger schlafen zu können um das Morgenlicht aufzunehmen und abends mehr Zeit für den Sonnenuntergang zu haben. Erstmals sehe ich auch einen Vorteil in der Zeitumstellung!
Das Packen packen wir jetzt schnell. Wir dehnen uns in den Häusern gar nicht mehr aus. Schwubs ist eine Woche rum und dann ziehen wir sowieso wieder weiter.
Was ist wohl besser? Wie auf der Isle of Lewis nur eine Unterkunft und immer weit fahren? Oder dauernd die Region wechseln? Beides hat Vor- und Nachteile. Ich tendiere nun trotzdem zu Zweiterem. Wir lernen zwar nicht so viele Menschen kennen, wie in Valasay, da wir nie lange genug an einem Ort sind, doch wir fotografieren effektiver. (Ich merke in Hamnavoe aber gerade, dass das wohl nur an der abgeschiedenen Lage der Leuchttürme lag!) Nun, die beiden Leuchtturm Unterkünfte waren aber auch absolut perfekt für Meeresfotografen. Näher kann man dem Meer nur noch auf einem Boot sein.
Hier wohnt Komissar Perez, Lerwick, Shetland
Lerwick, Shetland
Lerwick, Shetland
Nach zwei Stunden war das Leuchtturmwärterhaus leer, das Auto voll und die Wohnung sauber. Ich lief natürlich draußen rum, zu den Klippen und über die weiten Wiesen. Unterwegs traf ich Michael, wir schwätzten, er zeigte mir, wo die Puffins sitzen, wenn sie kommen – manchmal nisten die lustigen Vögel einfach in Hasenhöhlen. Michael deutete in die Richtung zur Küste runter: „Dort wurden die Steine für den Leuchtturm geschlagen.“
Leuchtturm von Eshaness, Shetland
Abschied von Eshaness
Wir stellten noch eine Waschmaschine mit den Handtüchern an, dann verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Eshaness. Wir wollten in Lerwick unsere Vorräte aufstocken und waren sehr erstaunt, dass wir nach nur einer Woche Ruhe in der Natur von Eshaness, sogar Lerwick als Stadt erlebten. Die Autos und Häuser, das war fast zu viel!
Meine Familie hatte den alten Teil Lerwicks noch nicht gesehen, so schleifte ich sie nun, wieder im strahlenden Sonnenschein, dorthin. Mir hatte das kristallklare, knallig blaue Wasser zwischen den alten Mauern der Häuser so gut gefallen!
Die dritte Ferienwohnung auf Shetland
Unsere Vermieter fanden wir erst, als wir das Notebook mit der Beschreibung anwarfen. Die Adresse führte nämlich zum Haus, wir mußten aber den Schlüssel auf der Farm abholen. Jan und Lilly haben ein Croft und Shetland Ponies! Jan ist übrigens aus Norwegen! Hier schließt sich anscheinend unser Kreis – die zahlreichen Reisen gen Norden und den Lofoten und der traumhaften Landschaft und nordlischen Kultur Shetlands.
Wir räumten noch schneller aus als ein, stellten die Heizungen hoch und zündeten ein Torfeuer an, welches die Vermieter bereits vorbereitet hatten. Ich lief nur in den Hafen, redete mit ein paar netten Anwohnern und fotografierte an diesem Abend nicht mehr.
Wer will sehen, wie es im Leuchtturmwärterhaus von Eshaness aussieht?
Wohnzimmer des Leuchtturms in Eshaness, Shetland – Amy hängt gerade ein Bild, welches wir gestestet hatten, ab.
Wohnzimmer des Leuchtturms, Eshaness, Shetland
Schalfzimmer, nachdem Gunter die Betten abgezogen hatte. er wollte damit partout nicht warten
Kinderzimmer mit Blick zum Meer
Ich habe die Fotos sowieso nur auf die Schnell gemacht, ich denke, eine Idee bekommt ihr, oder?
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/04/whalsay-9865.jpg400600Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-04-05 23:29:192019-07-18 19:21:36Der alte Hafen von Lerwick und Hamnavoe, Südwest Shetland
Na, ganz so gefährlich ist es in Wirklichkeit nicht. Als hier der Vulkan seine Lava und Asche über das Land verteilte, lag Shetland noch am Äquator. Das alles passierte im Devon und ist immerhin schon 400 Millionen Jahre her, und seitdem ist erdgeschichtlich ja einiges geschehen. Relativ gesehen ist dieses Alter für Sheltland ungefähr die Teenagerphase, denn die ältesten Gesteine der Inselgruppe lassen sich auf fast 3 Milliarden Jahre zurückdatieren.
Jetzt aber wieder in die „neuere“ Zeit vor 400 Millionen Jahren. Damals lag das Gebiet, was heute Shetland und Schottland ist, in Äquatornähe als Bestandteil des Großkontinents Pangäa. Es war heiß und trocken, auch mal heiß und feucht, und es darf bezweifelt werden, dass die damals existierenden Lebensformern sich so weit ins Kontinentinnere vorgewagt hatten. Wirbeltiere hatten noch nicht das Land erobert, und die meiste Action ging in den Meeren und an den Küsten ab.
Eshaness, Vulkan, Shetland
Hier saß also unser Eshaness Vulkan am Ende eines breiten Tales und speite fleißig Lava und Asche vor sich hin. Der Auswurf bildete rasch einen steilen Kegel aus der zusammengepressten Vulkanasche und dem viel festerem Lavagestein, ähnlich dem Fujiama in Japan.
Irgendwann im Laufe der Jahrmillionen hatte es sich ausgespuckt, Wind, Wetter und Wellen haben den erloschenen Vulkankegel abgetragen, die Kontinente haben sich abgespalten und sind weitergewandert, und die Felsformationen wurden mehrfach gekippt und zusammengefaltet.
Auf den Überresten sitzen wir nun für eine Woche in der Wohnung des ehemaligen Leuchtturmwärters. Die dunklen und steilen Klippen rund um den Leuchtturm sind die festen Lavagesteine des Vulkans. Was so als steile Insel, Turm oder Felsnadel im Meer davor herumsteht, sind Kerne der alten Magmaschlote.
Was sich ebenfalls als Echo der Vergangenheit bewahrt hat, ist die urtümliche, wilde Atmosphäre. Der Mensch konnte hier nicht gestaltend in die Küstenlinie eingreifen, auch wenn er die von der Brandung in den Fels gespülten Höhlen gerne als Zuflucht und Versteck für Schmuggelware genutzt hat.
Und wenn sich die Gewalten des Erdinneren schon lange ausgetobt haben, ruft der rauhe Nordatlantik ehrfurchtgebietend die Naturgewalten ins Gedächtnis zurück, wenn ein Sturm aufzieht.
Dann schießen die Wellen über die mehr als 50 Meter hohen Klippen hinaus. Sie reißen Geröll und auch fussballgroße Felsen mit sich und schleudern sie über den Rand der Klippen auf die dahinterliegenden Wiesen. Die brodelnde Brandung rast mit donnerndem Getöse in die lichtlosen Felsspalten und wird an deren Ende explosionsartig in die Höhe katapultiert.
Klippen und Leuchtturm, Eshaness, Shetland
Steilküste, Eshaness, Shetland
Stacks und Schafe, Eshaness, Shetland
Während ich das hier hinschreibe, ist es mir fast unmöglich, das alles zu visualisieren. Wir sehen die rauhe Küste und die herumliegenden Steine. Aber kaum ein Lüftchen weht, die Sonne scheint zwischen den wenigen träge herumsegelnden Wolken hindurch, und die Schafe weiden friedlich auf den Klippen.
Nun ja, diese heftigen Stürme gibt es auch nicht jede Woche, aber zwei bis drei pro Jahr sind immer drin. Zumindest hatten wir hier und da etwas Wind, und der hat uns schon gereicht, denn er ging bei den niedrigen Temperaturen durch bis auf die Knochen und verleidete uns die Fährfahrt hier hoch.
Und jeder, dem wir begegnen, betont, das das momentane ruhige und sonnige Wetter absolut außergewöhlich wäre. Diese Beteuerungen verfolgen uns schon auf der gesamten Reise. Ich weiß nicht, ob das Segen oder Fluch ist, jedenfalls fehlt uns bis jetzt der richtige Schlechtwettereindruck, der zu jedem Shetland- und Schottlandbesuch gehört. Aber so richtig traurig darüber sind wir auch nicht. Während das restliche Großbritannien und auch Mitteleuropa im Schneechaos versinkt, lassen wir uns, zwar bei winterlichen Temperaturen, von der Sonne umschmeicheln, so lange das Wetter hält.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/04/Eshaness-4486.jpg400600Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-04-03 18:31:152019-07-04 15:55:45Eshaness – Hilfe! Wir sitzen auf einem Vulkan.
Der Blick aus dem Fenster war heute besonders spannend. Es schneite und stürmte was das Zeug hält. Es ging rund. „Ah, da kann ich ja mal ruhen und schreiben“ war mein erster Gedanke. Der Zweite war: „Das ist DIE Chance, Schnee am Leuchtturm“.
Schnell raus und den Leuchtturm im Schneesturm fotografieren
Dachte den Gedanken nicht mal zum Ende, da rannte ich schon mit einem Arm im Pulli zur Tür raus. Ohne warme Kleidung renn ich selbst beim besten Motiv nicht mehr los. Mütze und Handschuhe vergesse ich noch hie und da, bereue es aber sehr schnell. Den Blitz montierte ich auf die Kamera, schade, dass die Canon 5d M II keinen eingebauten Blitz hat, denn ohne den sieht man den Schnee nicht. Für das Stativ fand ich nicht die Ruhe, besser wär’s und vor der Tür habe ich ja auch noch einen festen Boden. Am Hang findet sich im Wind kein Halt auf dem weichen Grasbewuchs. Nach jedem zweiten Foto putzte ich die Linse. Bilder dieses wilden Wetters waren mir die Mühe wert.
Mainland Shetland, Schottland
Schafe, Mainland Shetland
Der Wind kam durch die „tote Katze“ durch – trotzdem hört Ihr die Schafe sprechen!
Ich renne auch im Sturm den Berg hoch
Nach nur wenigen Minuten fand ich mich doch wieder Richtung Berg hoch um einen besseren Überblick zu bekommen. Die dicke, nun etwas erleichterte Schneewolke hing jetzt über Lerwick. Sie passte wunderbar zum Leuchtturm und dem blauen Meer. Der Schnee blieb nicht lange liegen. Vorsichtig näherte ich mich den Klippen, aber nicht wirklich nah, das war mir mit feucht rutschigem Untergrund im Wind zu gefährlich.
Shetland Schafe und die Angst vorm Fotografen
Halb den Hang hinauf liegen Häuserruinen, die mittlerweile als Schafpferch dienen. Dort machte ich mich mit den felligen Bewohner bekannt. Wir beäugten uns eine ganze Weile. Sie mochten mich nicht, ich war zu nah am Zaun, die Gruppe war getrennt und sie mußten noch etwas näher an mich heran um wieder zusammen zu kommen. Sie trauten sich nicht, das zu tun. Eines war ganz besonders mutig, mit Pokerface, soweit ich das bei dem üppigen Haarbewuchs beurteilen konnte, lief fast unbeteiligt immer näher zur Pforte, durch die es durch mußte um zu den Freunden zu kommen. Plötzlich lag wieder die Panik in der Luft, es spurtete los, rannte wie wild durch das Tor und gesellte sich mutig, jetzt wieder breitbeinig wie ein wahres cooles Schaf zu den anderen. In der abgetrennten Gruppe Schafe konnte ich die Spannung spüren, sie taten nach außen jedoch lässig und trauten sich nicht.
Kaum entfernte ich mich ein paar Meter vom Zaun weg, huschten sie durch’s Tor, und standen nun wieder als Gruppe zusammen, so, als sei nie was gewesen, ganz cool. Mir machen solche Spielchen immer großen Spaß!
Die Robbe war wieder im Hafen, ich machte in kühlen Wind ein paar Langzeitaufnahmen, die Wolken hatten sich leider bereits verzogen.
Am späten Vormittag fuhren wir nocheinmal Richtung Süden. Wir hatten auf der ersten Tour nicht alles gesehen, außerdem gefiel uns diese Ecke besonders gut. Den ganzen Tag über hingen schwere, graue Schneewolken so tief am Himmel, dass es schien, sie würden den Boden berühren.
Schneefall, Shetland
Bressay Lighthouse im Schneesturm
Der Blick über die Mauer im Hof
Der Schrankenwart – ob Fliegen wirklich besser ist als die Fährfahrt?
Wir fahren über die Landebahn des Flughafens
Wieder überquerten wir die Landebahn des Flughafens. Ängstlich schielte ich auf die Schilder und Ampel, würde ich im grellen Licht der Sonne auch gut sehen, wann ich nicht fahren darf? Was, wenn uns ein Flugzeug auf dem Dach landet? Das kam mir alles etwas unsicher vor. Wir wollten gerade das Old Scatness Broch anschauen – jetzt im März übrigens noch geschlossen – da tönte eine Sirene, ein langer, grellgelb, wetterfest gekleideter Herr lief aus einem Kasten in der Größe eines aufrechtstehenden Sargs, um eine Schranke zu schließen. Ich lies kurzerhand das Broch links liegen, die Aussicht auf ein landendes Flugzeug und ein Gesprächspartner war verlockend. Halbstarker Motorenlärm, es war nur eine relativ kleine Maschine, begleitete unsere Unterhaltung. „Die scheuchen mich heut dauernd rein und raus“ meinte der ältere Herr – das war seine Meinung, er war nur ein paar Jahre älter als ich.
Er horchte in seinen Kragen aus dem nur unverständliches Krachen tönte. Vor 20 Jahren sei er von Manchester hier her gezogen, er hätte es nie bereut. Schnell kamen wir wieder zu den Reisen und Erlebnissen. Wochenlang wäre er in Kenia stationiert gewesen, braun wie ein Massai (die Größe passte auch!), sonnenblondes Haar, gut hätte er ausgesehen. Und er wurde für etwas bezahlt, wofür andere 1000 Pfund pro Woche zahlen mußten.
Schnee wie aus Eimern
In mir zuckte bereits der Fotoimpuls – gerade fiel der Schnee wie aus Eimern aus den Wolken heraus. Dazu schien die Sonne, die Flugeuge starteten und landeten mit geschäftigem Motorenlärm, der kalte Wind roch nach Schnee und Tang und Kerosin, gleichzeitig quatschten wir und lernten wieder interessante Fakten über Shetland. Umspült von all diesen Eindrücken stand ich staunend da! Genial – und fast zuviel des Guten.
Der Jackenkragen unseres Gegenübers kommunizierte wieder, das Gatter wurde aufgeschoben, da kam ein Auto, unser Gesprächspartner sprang rein und weg war er. Jetzt herrschte Ruhe, wenn wir das Pfeifen des immerwährneden Windes mal ignorieren.
Wir wendeten uns dem Old Scatness Broch zu. Es ist März, nur verrückte Touris verirren sich zu dieser Jahreszeit auf die Inseln, und für die werden die Museen nicht extra geöffnet :-) Uns war es recht, das Gatter war offen, wir gingen rein und schauten den Außenbereich an. Den Souvenirladen und die Kasse brauchen wir eher nicht. Lange hielten wir uns nicht auf, es war definitiv zu kalt und wir sahen die historische Stätte ja auch nur von außen. Einen kleinen Eindruck bekamen wir. Nur ganz kurz, zur Recherche kam ich noch nicht: das Old Scatness Broch wurde 1975 bei der Erweiterung des Sumburgh Airports entdeckt.
Saukalt
Ich weiss nicht, wie kalt es war, aber ich weiss, wie kalt es sich anfühlte! Saukalt. So kalt hatten wir es sogar auf den Lofoten im Winter nicht oft. Der starke Wind kühlt aus, er geht durch die Windstopper-Pullis durch, beißt ins Gesicht, dass es nur so weh tut. Über Handschuhe lacht der Wind nur, vielleicht ist es gar ein Sturm. ich bin da immer vorsichtig. Was wir daheim als Sturm bezeichnen ist am Meer oft nur ein Wind. Und auf Shetland ist es sicher nochmal anders.
Schnagel – Schnee & Hagel
Der Schnee ist auch kein richtiger Schnee, dass sind hier keine kleinen, zarten Flöckchen, die sanft, fast lautlos auf den Boden schweben. Hier geht der Punk ab! Da fliegen einem die Dinger – eine Mischung aus Schnee und Hagel, nennen wir es mal Schagel, nur so um die Ohren.(die Männer der Familie meinten Haschee wäre auch gut. Ich glaube aber, die denken nur ans Essen!) Na, die Lauscher sind meist und empfohlenermaßen unter der Mütze verwahrt, aber die Nase und die Wangen, die halten her. Die Schnagel prallen mit großer Wucht auf die kalte, ungeschützte Haut. Der Riechzinken ist eh schon rot und tropft, jetzt wird noch auf ihn drauf geschossen. Wie Nadeln fühlen sich die Schnagel an. Ein chinesischer Mediziner hätte wohl seinen Spaß daran, das ist Gesichtsakupunktur, ganz gratis noch dazu.
Wir huschten ins Auto und betrachteten das Spektakel von sicherer Warte aus. Wir fuhren zum Strand bei der Insel St Ninian. Der Schnagel blieb liegen, die Landschaft sah winterlich verträumt aus. Den Wind sieht man ja nicht! Ich war ganz aus dem Häuschen! Schafe lagen zugeschneit auf weiten Weiden, in der Ferne der blaugrüne Fjord, dunkelblaue, vor Schnee triefende Wolken hingen tief am Horizont. Ich trat auf die Bremse, langte nach der Kamera und traute mich mutig raus in das bissige Wetter. Mein Plan war es, die Schafe schneebedeckt, am Boden kauernd vor dieser Kulisse aufzunehmen, um dieses üble unfreundliche Wetter zu verdeutlichen.
DAS Schafsfoto
Doch hier werden die Schafe gefüttert, im Gegensatz zu den Schafen auf der Isle of Lewis, die wohl weniger Futter bekommen. Sie sahen also unseren Bus, hörten die Tür, standen neugierig auf und liefen in Erwartung auf Fressbares langsam auf mich zu. Mein gedankliches Bild war zerstört. Alle Schafe, die Mehrzahl weiss, nun, eher schmutzig beige, aber ein paar Schwarze waren auch dabei, schauten zu mir. Das Mutigste stellte sich, wie ein Anführer oder Beschützer an die Spitze. Sie blökten im Chor, der Gesang hallte durch diese besondere Ruhe, die es nur nach einem Schneefall gibt. Ich fühlte mich wie vor einem aufmerksamen Publikum, die begeisterte Menge grölt mir aufmunternd zu. Ich schieße mein Foto! Surreal, das ist der Begriff, der mir als erstes in die Gedanken kam. Besser hätte mein Bild nicht sein können! Und so kam es, dass auch die Schafe mich Respekt lehrten!
(ich hatte vorher nämlich mit Esra öfters mal über diese Tiere gelästert, die benehmen sich immer so dämlich!)
Broch – ja, der Broch der kam zu kurz, da werden wir später drüber schreiben!
Munter fuhren wir noch zum Strand vor der St Ninian Insel. Auch dort das gleiche Bild – schwere, schneereiche Wolken und dramatisches Licht.
Wieder beendeten wir den Abend im Tesco. Wir hatten beim letzten Einkauf Einiges vergessen. Dann das abendliche Warten auf die Fähre und die Fahrt zu „unserem“ Leuchtturm. Was für ein Tag. Danke!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2020/06/MG_4611-2-1.jpg8001200Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-03-23 02:09:402020-09-27 14:07:48Schafe und Schnee im Süden Shetlands
Wir widmeten den ganzen Tag unserer Insel Bressay. Warum immer so viel fahren? Auf der kleinen Insel ist es abwechslungsreich und traumhaft schön.
Eine Robbe schwimmt im alten Hafen
Frierend auf den Felsen stehend begrüßte ich früh morgens allein die Robbe im alten Hafen. Jetzt war mir auch klar, warum die sich so viel Fett angefuttert hat. Ich wollte mich gerade nicht im Wasser tummeln, der Robbe machte es anscheinend Freude. Gegen 9:00 liefen wir im Sonnenschein alle zusammen den Berg hinauf zum Vogelfelsen und dann weiter, wieder hinunter entlang der Küste. Ein Wanderpfad führt bis zum Hafen nach Noss, vier Stunden soll man dafür einplanen. Leider haben wir keine Möglichkeit, von Noss wieder zum Leuchtturm zu kommen, also war es nicht sinnvoll, die ganze Strecke zu wandern. Wir wurden alsbald von einem üblen Schafgatter aufgehalten, das Problem war gelöst. Es war so fest verknotet und verschlossen, dass wir das als Hinweis deuteten, dieses Schafsweide unbetreten zu lassen. Am Zaun entlang kamen wir nur bis zum nächsten Gatter und was lag da denn am Boden? Ein Exschaf! Fell und saubere Knochen.
Bressay Lighthouse, Shetland
Schafskelett
Praktischer Biologieunterricht und ganz spontan! Wir verglichen die Wirbel mit denen, die wir vor einigen Tagen auf Great Bernera gefunden hatten. Wesentlich kleiner waren sie. Ob das doch keine Robbe war, die wir damals eingepackt hatten? (davon hatte ich noch gar nicht berichtet, was? Hole ich dann nach!)
Vor allem der Schädel war interessant. Wir bauten das obere Schädelteil und die Unterkiefer zusammen, drapierten es auf der Mauer und fotografierten das grinsende, ehemalige Schaf. Dann steckten wir die drei Teile in den Fotorucksack! Das Schaf reist mit nach Deutschland!
Exschaft auf der Mauer, Shetland
Making of „Schafschädel“
Carpe Diem
Windig müde breiteten wir das Mittagessen. Ich hibbelte schon wieder rum, raus will ich! Manchmal komme ich mir vor wie so ein kleiner, verspielter, neugieriger Hund, der immer um die Familie kreist. Ich laufe dahin und zurück und dann in die andere Richtung und zurück. Ich verbringe jede Minute des Tages mit Tageslicht draußen am Meer! Schaue über die Wellen, beobachte die Vögel und Robben und fotografiere.
Wir zogen schließlich mit dem Wagen los um die Insel genauer zu erkunden. Es scheint wilde Shetland Ponies zu geben, wir suchten, hielten Ausschau, fanden sie nicht. Einige vielversprechende Straßen endeten auf den Schrottplätzen der Farmen. Parken konnten wir an einigen Stellen, die wir gern angesehen hätten, nicht.
Beim Bootsanleger zur Insel Noss soll es öfters Wale und Delfine zu sehen geben. Wir parkten und Esra und ich liefen hinunter. Die anderen zogen es vor, mit dem Fernglas im windgeschützten Auto das Meer ab zu suchen. Mir gefiel die Gegend ausgesprochen gut. Das Meer war wild, die Küste abwechslungsreich, die Wellen knallten auf die Felsen. Es lag zwar viel Müll am Strand, viele potenzielle Flaschenpostflaschen, aber sie waren alle leer! Vor kurzem wurde vor Shetland von einem Fischerboot die älteste je gefundene Flaschenpost an Land gezogen. Ich muß nochmal nachlesen, wie alt sie war (schwierig mit dem langsamen Internet!) Vielleicht hat jemand Lust mal zu googln?
Typische Mauer und Landschaft, Bressay
Meerestimmung, Bressay, Shetland
Mit dem Seemann im Gespräch
Die Bressay Sund Fähre und Lerwick
Wir trafen einen älteren Mann in der typischen gelben und orangen Fischermannsölkeidung. Winddicht und daher warm! Sollten wir auch jetzt drüber ziehen, denn der Wind kühlt mächtig aus.
Der ehemalige Seemann war ein echter Bressay Insulaner, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, dann zur See gefahren. Er war voller Geschichten von fernen Ländern, wir interessierten uns aber besonders für diese kleine Insel. Ja, das Leben wäre früher hart gewesen. Als fünfjähriger hätte er jeden Tag die zwei Meilen zur Schule laufen müssen. Im winterlichen Shetland Wetter eine Herausforderung für kleine Kinder. Wenn man bedenkt, dass es ihm über 60 Jahre später noch so im Gedächtnis hängt. Die weiterführende Schule in Lerwick war dann ein Internat, die Strecke mit der Fähre, die bis in die 70er Jahre wesentlich kleiner gewesen war, und der Fußweg wären zu viel gewesen. Wenn man bedenkt, wie einfach und schnell das heute geht. „Wenn man Monate lang auf See ist, kann man die Landschaft hier sehr bewußt genießen!“ meinte unser Gesprächspartner gerade. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Inseln so mag! Die Freiheit, die Weite, die frische Luft,nach einer anstrengenden Fährfahrt mit all den Einschränkungen, vor allem bezüglich der Atemluft, man nimmt sie intensiver wahr!
„Wale habe ich hier nur ein einziges Mal in den 72 Jahren meines Lebens gesehen! Das wird überbewertet.“ Wir hielten trotzdem Ausschau, Glück gehört ja auch dazu.
Auf der Suche nach einem alten Friedhof landeten wir versehentlich auf einem seltsamen, gerümpeligen Bauernhof. Zahlreiche Hühner liefen umher, mitten in den herumliegenden Farmutensilien. Die Häuser sahen sehr trist aus. Würde ich hier wohnen, ich hätte Angst in der Nacht! Schließlich stolperten wir auch über den Friedhof, mit Blick auf das Meer und dicken Regenwolken.
Es zog sich zu, Regen fiel theatralisch herab, nee, fotogen vom Himmel! Wir betrachteten die Fähre aus der Ferne, Lerwick im Hintergrund – es sah klasse aus! Ich schlich noch etwas um den Leuchtturm herum, aber von Horizont zu Horizont war es tief blau, schwere Regenwolken verzierten den Himmel, die Wellen ruhten sich aus und es wurde schnell dunkel. Unsere Nachbarn, die wohl im Leuchturm wohnen um absolute Ruhe zu haben – sie reden kaum mit uns – parkten den Wagen. Ich lief sockig raus um zu fragen, ob unser Bus so gut stehen würde und sie genug Platz hätten. Da sah ich den Himmel! Himmel Hergott! Kann man hier nicht mal die Füße hochlegen! Ich drechte um, meinte schnell, ich muß wohl nochmal raus, schnappte die Kamera, das Stativ, vergass aber Handschuhe und Mütze und los, wieder den Berg hoch. Der Himmel schien rot, knallrot! Kitschig rot! Das muss ich doch aufnehmen, hätte ich wenigstens an die Handschuhe gedacht, aua! Na, das bläst ja eh nur der Wind durch! Ich hielt aus, Gunter stand unten im T-Shirt und fotografierte, er huschte aber bald wieder in die warme Stube!
Bressay Lighthouse, Shetland
Nachtaufnahmen machen oder nicht?
Die Chancen auf Nordlicht waren gut. Der Schweinehund in uns wollte einen Tee trinken, oder besser noch Whisky zum Aufwärmen. Ich schaffte es Gunter zu überreden, allein war es mir auf den steilen Klippen nicht wohl. Wir fotografierten nochmal eine ganze Weile, aber der Himmel blieb dunkel, es waren auch kaum Sterne am Himmel, ein feiner Nebelschleier lag über uns.
Premiere: unser erstes eBook (und es wird nicht das letzte sein):
Bretagne – Meeresliebhaber im Glück
Ebook Bretagne
Vor einiger Zeit erschien ein ähnlicher Artikel im Magazin „Terra“. Diesen haben wir erweitert , ausgiebig mit Fotos versehen, eine Übersicht der schönsten bretonischen Leuchttürme zusammengestellt und als pdf für Euch in unserem Downloadbereich abgelegt. Klickt auf das Titelblatt, dann kommt Ihr direkt zum eBook!
Wir freuen uns sehr über Rückmeldungen und Anregungen!