Als Fotografen suchen wir die Schönheit der Natur. Unser scharfer Blick streift über die Landschaft. Selbst ohne Kamera gestalten wir ständig Bilder in unseren Gedanken. Der allgegenwärtige Müll sticht uns unangenehm ins Auge.
Wir kennen alle die Bilder von Vögeln die an Plastikmüll in ihren Mägen veendeten, Robben mit Netzen, welche tief in die Haut eingewachsen sind. Nur: was kann man, was können die 5reicherts, schon dagegen tun?
Die Müllberge an manchen Stränden sind so gewaltig, die angespülten Plastikteile so schwer, dass wir uns machtlos fühlen. So lassen wir den Müll liegen, fotografieren ihn aber, um darauf aufmerksam zu machen. Hmm, das kann aber nicht alles sein!
Wenn aber jeder so denkt, ändert sich nie etwas! In Facebook sah ich vor einigen Tagen das Bild einer Robbe auf Shetland, mit Nylonhalsband. Es verfolgte mich die ganze Nacht. In meinem inneren Auge sah ich den Kleinkram am Strand unweit „unseres“ Hauses, die Unmengen an Seil und Fischnetzfragmenten. Wenigstens den Kleinkram könnten wir doch einsammeln? Wenigstens an diesem einen, kleinen Strand? Meine Familie wußte nichts von meinen Plänen, die Kids stimmten jedoch sofort begeistert zu. Mit Tüten bewaffnet und Handschuhen an den Händen zogen wir los.
Leider hatten wir uns einen ziemlich stürmischen Tag ausgesucht, denn es erschwerte unsere Arbeit. Ständig zerrte der Wind an den leichten Seilen, wir mußten aufpassen, das sie nicht ins Meer wehten. Unsere Säcke waren schnell gefüllt und der Strand sah bereits besser aus, doch noch war er nicht komplett sauber. Esra schleppte Kiloweise Seil zum Haus. Im Sturm ein kräftezehrendes Unternehmen. Ich befragte die Nachbarn, wo wir den Müll am besten entsorgen könnten. Anne half mal wieder! Sie rief in der Gemeinde an. Wir sollten den Müll vor den Kontainer, der leider nur zwei Stunden pro Woche geöffnet ist, legen. Glücklicherweise haben wir viel Platz im Bus.
Gunter wartete mit eine heißen Mahlzeit auf uns – wir hatten sie nötig.
Vor ein paar Tagen hatten wir über diese Hütte in den Felsen berichtet! Von Neugier getrieben und dem Traum dort eine Nacht zu verbringen, suchten Esra und ich das Ehepaar auf. Die Adresse hatte auf einem kleinen Zettel in der kleinen Hütte gehangen, so war es nicht schwer John und Lorna zu finden. Wir wurden spontan auf einen Tee eingeladen und erzählten bis spät am Abend. Warum bringe ich das jetzt hier unter diesem Müllartikel?
Die beiden haben jahrelang Aktionen zur Reinigung der Strände gestartet. Es sei schwer, Leute für diese Projekte zu finden. Wenn zu einer Säuberung 10 Leute auftauchen würden, wäre das viel. Lorne erzählte: „Allein am Strand hier in der Nähe sammelten wir zwei dieser großen Müllkontainer! Wir machten das einige Jahre und merkten, dass der Müll tatsächlich jedes Jahr weniger wurde. Also waren diese Aktionen sehr sinnvoll. Über Sponsoren sammelten wir Geld, welches dann für Wasserprojekte nach Afrika geschickt wurde. Es fühlte sich gut an, so zwei völlig unterschiedliche Umweltprojekte zu kombinieren. Leider hatten wir in den letzten Jahren keine Zeit dafür und der Müll sammelt sich wieder an!“.
Da ich mich sehr für Flschenpost interessiere, bisher jedoch noch niemanden traf, der auch einmal eine Flaschenpost gefunden hatte, fragte ich die beiden Strandputzer! Hier müßte die Chancen für eine postive Antwort sehr groß sein! Und tatsächlich kam die erwartete Rückmeldung: „Ja, wir haben hie und da Post gefunden. Das ist immer sehr aufregend. Eine kam aus Nova Scotia!“