Im Vallée des Traouïero
Jedes Mal wenn wir vom Wohnmobil-Stellplatz in Tregastel Richtung Ploumanac’h gefahren sind, ist und ein Hinweisschild aufgefallen: Vallée des Traouïero, verziert mit dem Blumensymbol für Naturschutzgebiete. Irgendwie haben wir es nie geschafft, uns damit näher zu beschäftigen. Aber so geht es wohl den meisten Touristen, denn wirklich viel Information über das Tal ist kaum zu finden.
Endlich noch langsamer Reisen
Auf dieser Reise haben wir uns vorgenommen, das Tal des Traouïero zu besuchen. Auf dem Weg Richtung Ploumanac’h geht kurz hinter der Hafenbrücke rechts der Weg zum Tal ab. Gut gelaunt folgen wir mit unseren Fahrrädern und bepackt mit Kamerarucksack und Stativen dem Hinweisschild. Die Freude wird etwas gedämpft, als es plötzlich nur noch bergauf geht. Von weiteren Hinweisschildern fehlt auch jede Spur. Auf gut Glück biegen wir nach einiger Zeit links ab Richtung Granit-Steinbruch, weil hier ein Radwanderweg ausgeschildert ist. Steil geht es die gewundene Straße hinunter, unterstützt werden wir von einem kräftigen Rückenwind. Am Steinbruch vorbei taucht ein kleiner Ort auf. Da dämmert es uns, dass dies wohl doch nicht die korrekte Richtung gewesen sein mag. Also wieder zurück, diesmal die gewundene steile Straße hoch mit kräftigem Gegenwind. Die gute Laune ist inzwischen fast schon verweht. Schweiß tropft uns nicht nur von der Stirn.
Das Tal Traouïero ist nicht gut zu finden
Wir folgen weiter der Durchgangsstraße, da fällt uns ein unscheinbares niedrig stehendes Schildchen „Trail 9“ am Wegesrand zwischen den Bäumen auf, neben dem ein schmaler Fußpfad steil bergab führt. Na das sieht schon mehr nach dem Zugang zum bewaldeten Tal aus. Da waren wir ganz nah und durch das Verfahren halsten wir uns einige Höhenmeter zusätzlich auf. Wir fesseln unsere Räder an einen Baum und machen uns an den Abstieg in das bewaldete Tal.
Schon nach wenigen Metern bewegen wir uns in einer anderen Welt. Hohe Bäume, moosüberwachsen stapeln sich riesige Granitfelsen, unter denen rauscht und gurgelt ein kleiner Bach munter dahin. Immer wieder laufen wir über kleine Stege und Treppen, die es uns erleichtern, auf den relativ steilen Hängen zwischen Bäumen und Felsen voranzukommen. Es gibt nicht nur einen Weg entlang des Talgrundes. Immer wieder zweigen Nebenwege ab, führen aus dem Tal hinaus oder treffen wieder auf den Hauptweg.
Ruhe im Vallée des Traouïero
Vom starken Wind an diesem Tag ist hier unten kaum etwas zu spüren. Dafür zwitschern überall Vögel. Ein richtig idyllischer Ort, der uns sofort gefällt.
Das Traouïero Tal ist eine große Überraschung, die wir so nicht erwartet haben, es ist ein wunderbarer Kontrast zur Granitküste und strahlt eine unwahrscheinliche Ruhe aus. Das bewaldete Tal mit den gigantischen bewachsenen Granitfelsen, den verwunschenen Ecken und verschlungenen Wegen ist genauso bretagnetypisch wie die Küste. Das ist der Wirkungsort von Feen und Druiden und anderen Wesen aus der bretonischen Mythologie.
Fotografieren im Vallée des Traouïero ist nicht einfach
Nur fotografisch zeigt sich das Traouïero Tal für uns nicht so einfach zugänglich. Die Sonne scheint zwar nur schwach durch die noch wenig belaubten Bäume, doch der Wald funkelt im flirrenden Chaos von Millionen von Blättern, Blumen Steinen und Gewässern. Die mächtigen Granitblöcke ragen drohend über den Weg, einige Bäume haben es geschafft, direkt auf den Felsen Wurzeln zu schlagen und sich dort festzukrallen. Wir sind anfangs völlig überfordert, hier bildgestalterisch etwas Ordnung hineinzubringen. Waldfotografie ist an sich nicht so einfach, aber hier setzt die Vielzahl der Eindrücke dem ganzen noch die Krone auf. Wir lassen erst mal alles auf uns einwirken und genießen die Atmosphäre, bevor wir die Kameras hervorholen. Hinter jeder Biegung lauern neue Ausblicke und Überraschungen. Selbst eine liebevoll aufgebaute Zwergensiedlung unter einem Felsüberhang entdecken wir.
Am besten besucht man das Tal zweimal
Als die Zeit für die Rückkehr gekommen ist, nehmen wir uns vor, den nächsten bedeckten Tag für einen zweiten Besuch zu vorzumerken. Das haben wir dann auch getan. Wir nutzen einen bedeckten Tag gegen späten Nachmittag dazu. Die Anfahrt ist beim zweiten Mal viel angenehmer, wir wissen schon, was uns erwartet, die lange Steigung wirkt jetzt viel harmloser. Wir drehen ja auch keine extra Runden und die Sonne knallt uns nicht ins Gesicht. Die abwesende Sonne tut der Wirkung des Waldes keinen Abbruch. Das Grün wirkt so noch satter, die Farben der Waldblumen kommen besser zur Geltung und die Rinde der Baumstämme wirkt nicht so harsch.
Mit dem 16 mm – Weitwinkelobjetiv im Wald
Fototipps
• Lass dir Zeit im Wald damit diese Vielfalt an Eindrücken sich erst einmal sortieren kann.
• Versuche, dein Hauptmotiv herauszuarbeiten: Konzentriere dich auch auf Details wie zum Beispiel ein Fels, die Wurzeln der Bäume, ein Farn
• Nutze verschiedene Objektive, auch ein leichtes Tele kann im Wald Sinn machen. Genauso wie ein 16mm Weitwinkel. Beim Weitwinkel musst du gut auf die Vordergrundgestaltung achten.
• Achte auf das Wetter. Nach einem Regen sind die Farben intensiver, als wenn es nach langer Trockenheit staubig ist. Bedeckte Tage eignen sich wunderbar für die Waldfotografie.
• Nimm das Stativ mit!
Wer ohne Stativ den Wald mit Fotoambitionen besucht, vergibt sich einige Chancen. Das Licht ist im tiefen Waldtal eh nicht das kräftigste, und es gibt viele kleine Ecken und Grotten, die fast völlig vom direkten Himmelslicht abgeschirmt sind und die trotz hoher ISO-Empfindlichkeit lange Belichtungszeiten erfordern.
• Suche einen stbilen festen Stand für das Stativ
Was die Stativbenutzung etwas verkompliziert, ist der weiche Waldboden. Wir müssen dauernd darauf achten, für die drei Stativbeine einen festen Standort zu finden, sonst wird das nix. Aber das Fotografieren macht uns hier viel Spaß und wir merken kaum, wie die Zeit dabei vergeht.
Reisetipp – Schau dich auch einmal abseits der Hauptattraktionen um!
Was uns wundert, dass so wenig Leute über dieses Naturschutzgebiet Bescheid wissen. Scheinbar haben fast alle Touristen viel zu wenig Zeit, sie klappern hektisch die Hauptattraktionen der Cote Granit Rose ab und ziehen schnell weiter zum nächsten touristischen Highlight. Die ahnen dabei gar nicht, was ihnen alles entgeht. Wir haben uns auf dieser Tour vorgenommen, entschleunigt zu reisen und uns an jedem besuchten Ort genauer umzusehen. Und genau das hat sich hier bezahlt gemacht. Die Eindrücke sind viel vielfältiger und intensiver, wir fühlen uns richtig mit der Region verbunden.
Also wenn es dich einmal auf deiner Bretagne-Tour an die Cote Granit Rose verschlägt, nutze die Chance, bleibe etwas länger und besuche auch mal das Vallée des Traouïero. Es lohnt sich echt.
Noch so einen verzauberten Wald findest du in der Nähe Locronan