Seehasen – Meeresschnecken mit lila Tinte aktuell in der Bretagne
Die charmanten Seehasen – Fotos und Infos über die erstaunliche Meeresschnecke!
Vielleicht bist du ihm schon einmal begegnet, ohne es zu wissen. Wenn du zur Zeit in der Bretagne unterwegs bist, bist du ihm sehr sicher begegnet: dem Seehasen!
Jetzt im Juni 2025 finde ich bei jedem meiner Strandspaziergänge zahlreiche dieser Breitfußschnecken oder Meeresnacktschnecken.
Auf Französisch nennt man ihn „Lièvre de mer“ – also Seehase – weil seine beiden olfaktorischen Fühler sehr an Hasenohren erinnern.
Auf Englisch heißen Seehasen „Dotted sea-hare“, und auch unter den Namen Aplysie und „gefleckter Seehase“ ist er bekannt. „Essigpisser“ finde ich den passendsten Namen. Mehr dazu aber weiter unten.
Wo lebt der Seehase?
Der Seehase fühlt sich in unseren europäischen Gewässern ziemlich wohl. Du findest ihn in der Nordsee, im Ärmelkanal, im Atlantik und sogar im Mittelmeer.
Besonders mag er Seegraswiesen und Algenwälder – am liebsten grüne Algen – und er bleibt meist in flachem Wasser.
Ich habe ihn dieses Jahr zu Hunderten in den Graswiesen in Meneham bei einem sehr hohen Koeffizienten gefunden. In geschützten Buchten und Algenfeldern kommt er dieses Jahr besonders häufig vor, vor allem jetzt in der Paarungszeit. So habe ich die Seehasen auch in St Pol de Leon und an der Plage de Kerfissien gesehen und fotografieren können.
Seehasen nutzen eine sehr grell-bunte Abwehr!
Fühlt sich der Seehase bedroht, hat er einen cleveren Trick: Er scheidet eine blau-violette Tinte aus, die Räuber abschrecken soll. Diese Substanz, die die Fischer früher „Essig“ nannten, enthält Zellgifte, die heute sogar in der Krebsforschung untersucht werden!
Deswegen der Name Essigpisser. Ich habe es endlich, nach langem Üben geschafft, diese Abwehrausscheidung der violetten Farbe zu fotografieren.
Ich war mit Susanne in den Tangfeldern auf der Suche nach einer Ormeau unterwegs. Da erzählte ich ihr gerade, dass diese zahlreich vorhandenen Seehasen eine lila Tinte zur Abwehr abgeben, als sie versehentlich auf einen drauf trat. Klar, da kam Tinte. Aber man sah den Hasen nicht mehr vor lauter Sand und Farbe. Dem Seehasen machte das übrigens nichts aus im weichen Sand, er kroch direkt danach ziemlich munter weiter.
Ich habe jetzt eine bessere Methode, diese Tinte anzuschauen.
Der Seehase ist spannend für die Wissenschaft
Der Seehase ist aber nicht nur für Biologen, Fotografen und neugierige Familien am Strand interessant.
Seine Nervenzellen sind riesig – perfekt für Forscher, die mehr über neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer herausfinden wollen. Kein Wunder, dass drei Forscher für ihre Arbeit am Seehasen 2020 sogar den Medizin-Nobelpreis bekommen haben!
Es gibt einige verschiedene Arten von Seehasen. Manche sind sehr dunkel und wirken korpulent. Dann gibt es hellere Schnecken, die langgestreckter sind. Die sehr kleinen Seehasen sind noch durchscheinend. Man kann sogar die lila Tinte in seinem Innern sehen.
Claudine Robichon, die das Muschelmuseum in Brignogan eingerichtet und zahlreiche Bücher über die Lebewesen an der Küste geschrieben hat, erzählte uns von Seehasen, die im Sommer bis zu 1 kg schwer wurden. Mal gespannt, ob ich eine so große Schnecke finden kann. Ich halte natürlich weiterhin die Augen offen.
So sehen Seehasen aus
Der Seehase hat zwei Paar eingerollte Fühler: die vorderen sind bei der Mundöffnung und mit einem Kopfsegel verbunden, die hinteren bilden die typischen „Hasenohren“. An ihrer Basis sitzen kleine, runde Augen. Auf dem Rücken trägt er zwei seitliche Lappen, die Parapodien heißen – mit denen kann er sogar schwimmen! Dazwischen versteckt sich seine innere Schale und die Kiemen.
Seine Farbe reicht von rötlich bis grünlich-braun, oft mit weißen Flecken. Junge Seehasen sehen noch viel bunter aus.
Verfressene Seehasen
Die Hauptbeschäftigung der Seehasen: Und sich paaren und Algen abweiden!
Zum Fressen benutzt er seine Radula, eine Art Raspelzunge mit winzigen, extrem harten Zähnchen. Es war schwierig, die Seehasen beim Fressen zu fotografieren. Aber einige Aufnahmen sind mir gelungen.
Tarnung der Seehasen
Bei Ebbe liegt ein Seehase oft still und vertraut darauf, dass er durch seine Tarnung mit den braunen Algen einfach unsichtbar bleibt.
Da die Seehasen zur Zeit in der Bretagne so weit verbreitet sind, finde ich sie zum ersten Mal auch im Spülsaum, wo sie dann den Strandflöhen als Nahrung dienen.
Sie haben Liebesleben der besonderen Art
Der Seehase ist Zwitter – er trägt also männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Beim Liebesspiel bilden die Tiere oft richtige „Ketten“.
Dann erste Tier ist dann ein Weibchen, die mittleren sind beides, und das letzte ist nur männlich.
Die Eigelege, die du sehr zahlreich im Tang hängen sehen kannst, sehen aus wie ein Haufen Spaghetti – eine gallertartige Kugel voller tausender kleiner Eier. Ihre Farbe reicht von beige bis gelblich, orange oder rosa. Nach etwa sechs Wochen treiben die Larven im Plankton, bis sie sich zu jungen Seehasen entwickeln.
Sylvain erzählte mir, dass manchmal auch Eigelege mit zu den Seeohren in die Zucht kommen. Dann hat er nach einer Weile sehr viele kleine Seehasen, die sich gefräßig über den Tang hermachen.
Eiablagen des Seehasen
Seehasen sind sanfte Riesen
Mit bis zu 20 cm Länge gehört der Seehase zu den größten Nacktschnecken der Meere. Also beim nächsten Schnorcheln oder Spaziergang im flachen Wasser an der Küste: Augen auf – vielleicht entdeckst du ja dieses faszinierende Tier zwischen den Algen!
Seehasen halten sich mit dem hinteren Teil der Unterseite an einem festen Untergrund fest. Auf Sand nutzen sie die Rückenflügel zur Steuerung, manche können damit auch schwimmen. Das habe ich aber noch nicht beobachten können.
Oh, da hast Du mich aber von „iiii, wie eklig“ zu total fasziniert gebracht! Wieder was neues entdeckt und schöne Fotos gesehen. Schön!
Hallo Gabi,
herzlichen Dank für deinen interessanten Beitrag und die wunderschönen Fotos.
Bei der nächsten Gelegenheit werde ich versuchen, diese originellenTierchen in vivo zu entdecken und zu beobachten.
Viele Grüße
Danielle