Nach der Nacht in Havsvidden erkundeten wir die Gegend um Geta und fuhren zum Fahrradfähranleger, der leider nur ein paar Wochen im Sommer zum Transport von Fahradlern genutzt wird.
In der Touristeninformation hatten wir erfahren, dass auf der Strecke ein Café mit ökologischer Bäckerei liegt. Das war nicht schwer zu finden. Uns fiel bald ein bunter Garten auf, in dem ein gepflegtes Chaos aus Gemüse, Kräutern und Blumen herrschte, mittendrin ein größeres Steingebäude. Irgendwo darin versteckt ein Schild, auf dem „Pettas“ stand.
Das Café hatte in der Woche geschlossen, aus dem hinteren Teil des Grundstücks kam uns aber ein stämmiger Mann und seine rundliche Frau in Arbeitsmontur entgegen, luden uns herzlich auf eine Tasse Kaffee und Kuchen ein und wir unterhielten uns angeregt.
Karin und Ulf
Die oberen ehemaligen Schulräume dienen als Raum für Konferenzen oder Feiern
Karin und das Bäckerei Maskottchen
Das besagte Gebäude mit der Bäckerei diente bis 1965 als Schule und wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Ulf und Karin hatten es vor einiger Zeit samt weitläufigem Grundstück erworben und ihre ökologische Bäckerei mit Café eingerichtet. Ihre Spezialität ist das Boot-Brot, sehr energiereich mit viel Samen und Rosinen für das Saftige. Das hält gut eine Woche frisch, wenn es so lange überlebt.
Neben Café und Bäckerei arbeitet Ulf noch sporadisch als Übersetzer, Karen hält im Winter Backkurse und im Frühling Wildkräuterseminare ab.
Ulf führte uns in dem alten Gebäude herum, und Amy war besonders fasziniert von den alten Schulpostern mit historischen und geografischen Szenen, die teils über hundert Jahre alt waren.
Noch eine Besonderheit befindet sich auf ihrer Terasse, ein hölzerner Recycling-Ziegenbock, dessen Hörner aus einem alten Fahrradlenker und das Fell aus ausrangierten Seilen besteht. Geschaffen wurde das Tier von Juha Pykäläinen, der auch für die großen Holzelche verantwortlich ist.
Der Sturm war heftig und die Regenwolken hing tief. Trotzdem fuhren wir den ganzen Tag mit dem Rad über die kleine Insel Kökar. Die Straße ist stark gewunden und schlängelt sich über die Insel. Deswegen weht der Wind nie lange ins Gesicht, es wechselt dauernd zwischen Anschieben und Abbremsen. Manchmal schaffte ich Innerorts fast 50 km, so schnell wurde ich angeschoben.
Casper und Susanna
Gegen 15:00 Uhr waren wir mit Casper und Susanna im Café der Bäckerei verabredet. Wir wollten alles über das Aland Brot, das Skargardsbröd erfahren.
Das schwarze Brot war uns zuerst bei Sandra und Peter aufgefallen, dann sahen wir es bei Heidrun und Eberhard. Natürlich versuchten wir es auch, es schmeckt süßlich und nach Malz, hat einen eigenwilligen, herzhaften Geschmack. Wir mögen es vor allem mit Marmelade, es schmeckt aber auch mit Käse oder Wurst.
Dass Aland ein eigenes Brot hat fand ich ja schon interessant, dass es ausgerechnet auf der kleinen, abgelegenen Insel Kökar gebacken wird, verwunderte mich schon sehr. Aber jetzt kam es noch viel besser!
Casper und Susanna in ihrem Cafe
Es geht nicht nur um Brot – es geht um Lebensqualität
Casper und Susanna hießen uns wilkommen. „Soll ich die kurze oder lange Geschichte erzählen?“ fragte er. „Wir haben Zeit, wie es Dir am besten passt“, unsere Antwort.
„Wir sind seit vierzehn Jahren verheiratet“ fängt er an. Es geht ihm vor allem um Lebensqualität. Die beiden lebten in Helsinki und auch drei Jahre lang in Paris. Die Hektik und Anonymität des Stadtlebens zehrte langsam an ihren Nerven. Susanna ist Halbbrasilianerin, sie lebte auch in Brasilien. Eigentlich mag sie die Kälte des Nordens überhaupt nicht – deswegen ist sie in der Backstube gut aufgehoben, dort ist es immer schön warm.
Er fängt als Insel Taxifahrer an
Es war Casper, der auf die Idee kam, von der Stadt auf eine kleine Insel zu ziehen. Susanna fand das erstmal nicht gut. Auf Kökar wurde ein Taxi Fahrer gesucht. Viel gibt es nicht zu tun, aber man muss immer bereit sein. 24 Stunden jeden Tag. Auf einer kleinen Insel ist ein Taxi extrem wichtig – die Senioren brauchen einen Beförderungsdienst, die Kinder werden mit dem Taxi zur Schule gebracht – für einen Bus reicht die Kinderzahl nicht aus.
Dann geht alles ganz schnell
An einem richtig kalten Januartag schauten sich Casper und Susanna die Insel an. Es brauchte nur den einen Tag und Susanna war auch überzeugt, dass das die Insel war, wo auch sie leben wollte. Die Leute, die Ruhe und die Natur – ja, hier wollten die beiden hin. Susanna wurde direkt eine Arbeit im Kindergarten angeboten. Nur EINE Woche später luden sie den Umzugswagen voll.
Die moderne Infrastruktur der kleinen Insel überzeugt auch: es gibt einen Süßwassersee, der frisches, gutes Wasser liefert, dazu das entsprechende Abwassermanagement, und es gibt modernes, superschnelles Internet, welches die Inselbewohner mit dem Rest der Welt verbindet. Susanna meint, da kann man in langen Winternächten wunderbar shoppen, wenn man es denn dennoch vermissen sollte!
So fing Casper als Insel Taxi Fahrer an.
Eine Bäckerei als Gemeinde Projekt
Um die Weihnachtszeit las er in der Facebookgruppe der Insel einen Beitrag, wo jemand für eine Geschäftsidee auf Kökar gesucht wurde. Außer einer Telefonnummer gab es nicht viel mehr Info. Casper rief nach kurzem Zögern an. Einer der Brüder, die seit 30 Jahren das Aland Schwarzbrot gebacken hatten, war erstaunt: er hätte nicht damit gerechnet, dass sich jemand melden würde. Jetzt erfuhr Casper um was es ging. Die beiden Karlsson Brüder wollten gern in Rente gehen und suchten einen Nachfolger. Das Vertrauen mussten sich Casper und Susanna erst erarbeiten, doch sie blieben dran. Zeigten Interesse, waren lernfähig und wurden schließlich in die Geheimnisse des Schwarzbrotbackens eingeführt. Schon im Februar war alles bereit: Casper und Susanna übernahmen die Rechte und das Rezept. Im März fingen sie an, die Bäckerei aufzubauen, im Mai war sie fertig und das erste Brot konnte gebacken werden. Die ganze Gemeinde arbeitete zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Die Bäckerei hat einen großen Raum, der als Cafe eigerichtet ist. Es soll als Treffpunkt für die Inselbewohner dienen, die es jetzt schon gerne annehmen. Die Cafeteria wurde am 1. Juli eröffnet.
Susanna holt das Brot aus dem Ofen
Ein Stanzer für die typischen Löcher im Brot
Das Brot wird in diesem Containern gebacken
Casper führt uns durch die Bäckerei
Im Juli buken die beiden „Neubäcker“ 13000 Schwarzbrote!
Casper erzählt begeistert, dass das nicht nur Schwarzbrot ist. Für ihn steht das Brot als Symbol dafür, dass alles möglich ist. Die Lebensqualität auf einer kleinen Insel, ein erfolgreiches Unternehmen, welches Tradition und Fortschritt verbindet. Er hat bereits neue Ideen, wie das typische Alandbrot vermarktet werden kann. Dank Internet steht ihnen die Welt offen.
Das Leben auf der Insel bekommt den Eheleuten gut. Casper meint, dass es nun mehr in Wellen verläuft. Der Kontrast sei stärker. Wenn ihnen die Einsamkeit zu viel wird, fahren sie für ein paar Tage nach Paris. Danach genießen sie das ruhige Inselleben wieder umso mehr. Man schätzt einige Dinge einfach viel mehr, und das steigert den Genuß. Wir können das aufgrund der Erlebnisse von langen Reisen im Mobil auch nur bestätigen.
Die Geschichte von Casper und Susanna macht Mut, selbst auch etwas zu wagen im Leben!
Ach ja, das Rezept für das Aland Schwarzbrot ist kein Geheimnis. Da gibt es sogar Postkarten wo es draufsteht. Na, wer will eine? Meldet euch per Kommentar.
Im Sturm traten wir kräftig in die Pedale, wieder zurück zum Wohnmobil – und obwohl die Insel so klein ist, haben wir 35 km auf dem Tacho. Kaum sind wir im Mobil, klatscht wieder Regen geräuschvoll aufs Dach. Fast sofort werden wir schwer und müde. Die Wanderung entlang der Küste wollten wir unbedingt machen, doch das Wetter spielte leider nicht mit, äußerst schade!
Ich fotografierte später am Abend den Sturm. Die glatten, flachen Felsen auf dem Campingplatz und das alte Holzboot sind reizvolle Motive. Einen Saunagang schaffe ich dann sogar noch. zusammen mit Amy, und dann schlüpfen wir relativ früh ins Bett.
Wir wollten die 6:00 Uhr Fähre am nächsten Morgen nehmen – die sollten wir nicht verschlafen.
Wir sind momentan in der Nähe von Stockholm! Das Wohnmobil hat zumindest die drei Tage Fahrt bis hierher ohne weitere Probleme bewältigt. Wir hatten nur auf dem ersten Teil der Strecke Schneeregen, danach verwöhnte uns die schwedische Herbstlandschaft mit strahlendem Sonnenschein und knallbunten Farben! Ein ausführlichen Wohnmobilreparaturbericht posten wir heute abend!
Wir hatten es irgendwie auch unserem Gefährt zu verdanken, dass wir Regen und Sturm auf Litloy erleben durften. So bekamen wir von Elenas Inseldomizil nun einen ausgeglichenen Eindruck. Vor allem gefiel es uns, die Voluntäre, die auf der Insel weilten, besser kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Viel Spaß mit Adam
Paula und Janne waren bereits wieder abgereist. Jetzt war Adam aus Californien zu uns gestoßen. Ihn hatten wir bereits ein wenig vorgestellt. Adam ist auch Webentwickler, er wird bald mit einem spannenden Projekt für Reisende online gehen – wir werden dran bleiben und darüber berichten! Außerdem schreibt Adam an einem Buch. Und er ist sehr daran interessiert, Sprachen zu lernen. Mit Esra probierte er zuerst das Lesen in dessen Geschichtsbuch – mir ist vorher nie aufgefallen, welche seltsame und vor allem lange Wörter es in der deutschen Sprache gibt. Mit amerikanischem Akzent klingen sie sogar noch besser :-)
Ein cooler Opa
Josef aus Südtirol kam an einem stürmischen Tag hier an, wir nannten ihn schlicht den coolen Opa. Sein gutgelauntes Lachen schallte dauernd durch das Haus, kaum hörte ich ihn, musste ich auch grinsen. Josefs Sohn ist derjenige, der ihm Touren in aller Welt heraussucht und ihn auf die Reise schickt. Auf diese Weise lernte er erst einmal Englisch in einem Crashkurs auf Malta, war bei den Maoris in Neuseeland und baute dort ein einzigartiges Hühnerhaus, auf Vancouver Island fertigte er Terrassen an und ich weiss nicht mehr genau, wo er sonst noch überall war. Nun, momentan ist er auf einer kleinen Insel nördlich des Polarkreises!
Josef aus Südtirol hilft im Bootshaus
Das Arbeitsteam in Rot, Josef, Adam, Esra und Noah
Zig Mal die Treppen raus und runter – immer noch im Laufschritt!
Cora mit Notfallgewürzsatz
Amy backt Sauerteigbrot
Dann kam Cora aus England dazu, sie übernahm den Posten der Köchin. Ideal für uns, damit durften wir unser Englisch weiter verbessern. Immer, wenn eine Frage aufkam hatten wir beides: amerikanisches und britisches Englisch zum Vergleich.
Wechselnde Küche
Habt Ihr das auch manchmal? Man überlegt, was man zum Essen machen kann, und einem fällt partout nichts Neues ein. Nun, Elena kann sich glücklich schätzen. Ungefähr jeden Monat wechselt die Köchin und damit auch die Geschmacksrichtung der Mahlzeiten! Mit Cora zog die neue britische Küche ein. Das ist beileibe nicht negativ gemeint. Sie hatte es drauf, abwechslungsreich zu kochen. Erschwerend kam dazu, dass aufgrund von Sturm und hohem Wellengang die Versorgungslage etwas löchrig wurde und Cora mit dem was gerade da war, ein Essen zaubern musste. Und, wie bei einem richtigen Briten so üblich, gab es nachmittags Tee und frisch gebackene Kekse. Bis die Butter ausging jedenfalls. Fisch gab es bei schlechtem Wetter auch eher selten – bei dem Seegang war an Bootfahren nicht zu denken.
Landschaft im Regen und Sturm
Das Bild der Landschaft hatte sich dramatisch geändert. Das Licht wechselte ständig, die Wolken jagten drohend über den Himmel, mal waren die Berge der Lofoten zu sehen, dann wieder hinter Regenschleiern und Wolken verborgen. Jeder Tag brauchte so neue Ansichten des Leuchtturms. Plötzlich fand ich Wellen, wo das Wasser vorher nur müde vor sich hin hingedümpelte. Ich suchte nach Flaschenpost, fand diesmal aber keine. Dummerweise hatte ich eine große Tüte vergessen; ich hätte ja wenigstens die herumliegenden leeren Flaschen einsammeln können.
I saw the light
Der Bootssteg war nicht mehr ruhig! Da ist das Boot auf der anderen Seite sicherer.
Langweiliges Rentnerdasein vor der Glotze? Oder aktiv bei einem Projekt auf einer kleinen Insel arbeiten?
Der Schwede Janna zog letzteres vor. Doch wie kam es dazu?
Janne hatte im Fernsehen eine Sendung über Elenas Leuchtturminsel gesehen. Er meldete sich als Freiwilliger für die Mitarbeit an ihrem Projekt, und die Zusage begeisterte ihn so sehr, dass er es umgehend in die Tat umsetzte. Jannes Frau stimmte dem Unternehmen zu, es war das erste Mal seit seiner Militärzeit, dass die beiden solange voneinander getrennt waren.
Janne baute zusammen mit Nicholas einen Holzlagerschuppen am 100 Jahre alten Bootshaus. Er besitzt in Schweden auf einer Insel selbst eine Hütte und kennt sich daher mit der schwierigen Logistik und den handwerklichen Erfordernissen gut aus.
Jannes Begeisterung für das Inselprojekt drückte sich deutlich in seinem unermüdlichen Einsatz aus, was generell für alle Voluntäre, die wir kennengelernt haben, gilt.
Elenas Ausgeglichenheit
Nun Elena ist wohl der Katalysator dafür – die Ruhe, gute Laune und unendliche Geduld und Freundlichkeit, mit der sie die Aufgaben verteilt, ist beneidenswert!
Janna und der Holzschuppen, den er mit Nicholas zusammen gebaut hat
Janna im Bootshaus
Ein paar der Kommentatoren machte sich Gedanken darüber, dass Elena hier allein lebt – das ist keinesfalls so! Sie umgibt sich permanent mit freundlichen, liebevollen Menschen aus aller Welt! An Bewerbern mangelt es ihr beileibe nicht. Die einzigartige, wenn auch isolierte Lage zieht die Leute magisch an, und hier existiert eine multinationale Community mit dauernd wechslender Besetzung.
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Je länger wir hier sind, desto besser lernen wir Nicholas, einen Web-Entwickler aus Lyon in Frankreich kennen. Norwegen ist der erste Teil seiner einjährigen Weltreise. Nicholas ist der Meinung, dass man ein Land nur kennenlernen kann, wenn man die Menschen trifft, mit ihnen arbeitet und längere Zeit an einem Ort verbringt. Ich stimme ihm voll zu! Als Tourist lernt man zwar das Land kennen, nicht aber, was ein Land ausmacht. Die Menschen!
Litløy Fyr ist sein zweiter Aufenthalt in Nord-Norwegen. Vorher arbeitete er einen Monat lang als Helfer auf einer Farm auf den Vesterålen. Nächster Stopp wird die Mongolei sein, wo er bei einem Touranbieter angeheuert hat.
Wir erleben Nicholas als Fischexperten. Er kennt sich gut aus, angelt wie ein Weltmeister, zieht meistens vier oder fünf Makrelen gleichzeitig hoch, und ist fix im Fischeausnehmen. Grinsend teilt er uns mit, dass er das Fischen gerade selbst erst vor zwei Wochen gelernt hat und es ihm anscheinend liegt. Sowas nenn ich lerning by doing! Sein Wissen gibt er gerne an unsere Kids weiter. Sogar Amy hat Spaß am Fische putzen bekommen! Normalerweise steht sie naserümpfend neben Gunter, wenn er damit beschäftigt ist.
Vor ein paar Tagen ist Adam, ein Webdesigner aus Kalifonien, hier eingetroffen. Seine freundliche unkomplizierte Art ist erfrischend. Der Mix der verschiedenen Kulturen intensiviert das Erlebnis auf dieser Insel. Esra stellte fest: je weniger Menschen in einer Region oder in diesem Fall auf einer Insel leben, desto besser kommt man miteinander aus. In einer Metropole laufen sich tägliche tausende Menschen über den Weg, doch die Interaktion ist oft gleich Null!
Adam kam an einem sonnigen Samstag an, der Sonntag ist auf der Insel Ruhetag. Wir hatten so Zeit, uns etwas kennenzulernen.
Esra bringt sich begeistert in die Holzarbeit am Bootshaus mit ein. Inzwischen sind er, Nicholas und Adam (vorher war es Janne) ein gutes Team. Es macht Freude sie zusammen – alle in roten Overalls steckend – arbeiten zu sehen.
Adam ist irgendwie eine Art Pechvogel. Am ersten Arbeitstag schnitt er sich bei der Arbeit fast die Fingerkuppe ab, am nächsten Tag flog ihm ein kleiner Holzsplitter ins Auge.
Den Finger konnten wir noch recht einfach verpflastern, der Splitter machte schon mehr Mühe und wollte partout nicht unter dem Lid heraus.
„Wenn Du ein Problem hast, google nicht selbst! Lass es andere machen!“ Das stimmt, denn als Adam googelte, hat er sich über die Beschreibung der möglichen Komplikationen fast verrückt gemacht. Nach ein paar wenig hilfreichen Seiten stolperte ich über eine super guten Tipp: ziehe das obere Lid über das unter und die Wimpern des unteren Lids reinigen das Obere. Und siehe da, es funktionierte auf Anhieb. Freudenrufe von Adam und Erleichterung. Ein Fahrt zum Arzt auf dem Festland nicht nötig!
Adam aus Calfornien
Wollt Ihr auch als Volunteer arbeiten?
Elenas Leuchtturm erfreut sich großer Beliebtheit. Allein im September bekam sie über 40 Anfragen! Hier sind die Organisationen, über die Ihr Litløy Fyr finden könnt:
Jetzt sitzen wir abends gemütlich zusammen und werfen all die Kulturen und Sprachen in einen Topf. Das hätten wir nicht erleben können, wenn unser Mobil wieder fahrbereit gewesen wäre!
Außerdem ist es momentan recht stürmisch, so dass niemand ohne triftigen Grund Boot fährt. Auch das ist eine Erfahrung, die uns wichtig ist, um einen umfassenden Eindruck von Elenas Leben zu bekommen.
Ja, aber warum sind wir überhaupt noch hier?
Wir sind jetzt seit einer Woche auf der Insel. Recht unfreiwillig, was nicht heißt, dass wir die Zeit hier nicht genießen. Der Schaden am Wohnmobil hat sein Gutes: wir können jetzt hier Sturm erleben. Ich bin Elena sehr dankbar dafür, dass wir noch bleiben können. Nun, heute wäre die Zodiac Fahrt sowieso schwer möglich!
Kurz zu unserem Mobil: das Radlager war abgenutzt und zwar soweit, dass es bereits weitere Teile des Rades beschädigt hatte. Es war extrem gefährlich, so zu fahren. Wir hätten das Rad in voller Fahrt verlieren können! Gut, dass wir auf dieses klackernde Geräusch geachtet hatten. Es war nicht wirklich auffällig, das Mobil fuhr auch noch ganz normal, trotzdem gab es uns ein mulmiges Gefühl! Mein Motto, dem Bauchgefühl zu folgen bestätigte sich einmal wieder.
Jetzt hat die Werkstatt in Bø das Radlager bestellt, doch weitere Teile sind in Norwegen nicht lieferbar. Wir müssen sie aus Deutschland kommen lassen. Der ADAC hilft uns momentan dabei. Haltet uns mal die Daumen, dass die Teile bald kommen und wir dann nicht im Schnee in den Bergen hängen bleiben! Ansonsten müssten wir zurück fliegen und das Mobil hier lassen!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/10/MG_6562.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-10-02 12:55:342015-02-01 15:56:27Wie einsam ist eine kleine Insel wirklich?
Vor einigen Tagen trafen wir Emily, eine kanadische Weltbummlerin, auf einem Stellplatz nördlich von Ramberg. Ich wusste sofort, dass es sich hier um eine höchst interessante Person handeln musste, denn sie war allein mit dem Fahrrad unterwegs…
Es war noch relativ früh am Morgen, also bot Gabi ihr erstmal einen heißen Tee und ein belegtes Brot an. Wir plauderten eine Weile lang. Bei jedem Satz, den sie über ihre Reisen erzählte, erschien sie uns verrückter (und, da wir selbst verrückt gelten, selbstverständlich auch sympathischer) .
Sie war zwar Kanadierin, sehr viel hatte das allerdings nicht zu heißen – seit vier Jahren hatte sie weder Fuß noch Fahrradreifen auf kanadischen Boden gesetzt. Stattdessen war sie, sobald sie aus der Schule war, auf jedem einzelnen Kontinent unterwegs gewesen (bis auf Afrika, sagte sie… das zähle nicht, da hätte sie erst einige wenige Länder besucht). Einmal kurz habe sie auch studiert, nämlich Tourismus. Lange hat das aber nicht gedauert, sie bekam nämlich Wind von einem erstklassigen Job in der Branche, und bevor ihre Kommilitonen wussten was los war, wanderte und paddelte sie quer um Grönland herum und assistierte einem Fotografen bei seiner Arbeit.
Reisen und Arbeiten
Als sie genug Geld verdient hatte, schwang sie sich wieder auf ihren Drahtesel und reiste um die Welt, diesmal startete sie in Südostasien. Ein Jahr später fand sie sich dann irgendwie in Nordnorwegen wieder, wo sie als Erstes als Kajak-Guide ihre Finanzen aufstockte, bevor sie weiterfuhr – so mache sie das immer, ein Weilchen Arbeiten und dann solange fahren, bis sie das Geld aufgebraucht hat. Dann arbeitet sie wieder ein paar Monate, und so weiter.
Langzeit Radfahrer treffen
Unsere Begeisterung für ihren Lebensstil wuchs stetig, und Gabi meinte, sie solle doch ein Buch über ihre außergewöhnlichen Reisen schreiben. „Ach was, sowas macht doch jeder!“ erwiderte sie „Ich treff‘ andauernd auf andere Langzeit-Radfahrer“. Ihr treues Gefährt machte übrigens auch genau den Eindruck, als hätte es schon zehntausende Kilometer hinter sich; und nicht viele davon auf befestigten Straßen. Es sah robust aus, zeigte aber auch eine ganze Reihe an kleinen Abnutzungsspuren. Außerdem hatte sie zahlreiche kleine Modifikationen angebracht, eine der Länge nach aufgeschnittene Plastikflasche als Schutzblechersatz beispielsweise, oder einen massiv aussehenden Gepäckträger. Den hätte sie von einen anderen Fahrrad erbeutet, welches seinem Besitzer den Dienst versagt hatte. Er habe es ihr dann als Ersatzteillager überlassen, bevor er sich auf die Suche nach einem neuen Gefährt machte.
Strand bei Flakstad
Kirche bei Flakstad
Der massive Gepäckträger war aber auch bitter nötig, nach der Menge ihres Gepäcks zu urteilen. Sogar ihren Laptop hatte sie dabei, und als alles fest verschnürt an allen Ecken und Enden ihres Drahtesels hing, machte dieser eher den Eindruck eines Packesels. Ich fragte, ob ich das Rad mal anheben könne, um zu sehen wie schwer es ist. Sie lachte. „Das Teil kann man nicht anheben, dafür hab ich viel zu viel hinten drauf gebunden!“.
Fahren konnte man es aber doch noch, und das tat sie dann auch bald. Ihr nächstes Ziel sei Moskenes, da würde sie einen alten Freund treffen und mit ihm ein paar Tage wandern gehen. Sowieso wäre ihr Lofotenaufenthalt bald vorüber, es stand nämlich der Jakobsweg auf dem Plan, den sie mit ihrer Familie zusammen bezwingen wollte… Ich muss schon sagen, so ein inspirierendes Gespräch hat man nur selten. Es steht schon so gut wie fest: sobald ich mein Abi in der Tasche hab, geht’s mit dem Rad ab nach Schottland, und zwar auf zwei Reifen! Die Idee hatte ich schon vorher, jetzt ist daraus ein Vorhaben geworden!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/09/MG_0692.jpg400600Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2013-09-17 22:34:542021-10-13 11:15:30Emily, die Weltenbummlerin aus Kanada