Die Delfine kommen hier meist wenn die Ebbe dreht, also die Flut gerade wieder zurück kommt. Das war an diesem Tag gegen 8:00 Uhr. Die Kids hatten es sich gewünscht mal auszuschlafen, also machten wir uns allein auf den Weg. Der führt übrigens etwa 1,5 – 2 km entlang eines Golfplatzes. Man solle auf Golfbälle achten – wie das gehen soll weiss ich jedoch nicht. Die Dinger sind viel zu klein, als dass man sie auf sich zufliegen sieht.
spielende Delfine
Gespräche mit Fotografen
Nur zwei Fotografen waren schon da, den einen kennen wir noch von vor drei Jahren. Das ist immer sehr nett, wenn man beim Warten auf die Delfine mit Gleichgesinnten reden kann. Esra mag das auch immer ganz besonders – diese Stimmung hier an diesem Strand. Auf dem Campingplatz war es zwar kühl, es wehte jedoch kaum der Wind. Hier an der Stelle, wo man auf die Delfine wartet, ist es immer absolut bießtig kalt! Enorm kalt, denn der Wind bläßt mit voller Kraft direkt aus Nord in die Augen. Da wir uns beim Warten nicht viel bewegen, sondern stundenlang still stehen, ist es wirklich sehr unangenehm, man kühlt bis auf die Knochen aus. An diesem morgen kamen die Delfine zwar pünktlich, doch es geschah fast nichts, keine Sprünge, nichts Spektakuläres. Es regnete, die Kamera war dauernd nass, ich wischte und putzte, war selbst ziemlich nass, denn ich hatte keine Regenhosen drüber gezogen.
Charly, der WDCS Fotograf
Doch es fällt sehr schwer zu gehen, wenn die Delfine noch da sind, also vergeht Stunde um Stunde. Ich lauschte eine ganze Weile den fotografischen Gesprächen und redete schließlich mit Charly, der hier eine ganz außergewöhnliche Anstellung hat. Er fotografiert für den WDCS die Delfine. In den Visitor und Informations Zentren können Interessierte Delfine adoptieren. Charly informiert also ständig über diese Delfine und liefert Informationen und die Fotos dazu.
Vorsicht Golfbälle – der Weg über den Golfplatz zum Delfin Strand ist ziemlich weit…
Charly Phillips – der „Adopt a Dolphin Field Officer“ vom WDCS
So nah am Strand kann man die Delfine sehen
Delfine beobachten im Regen – einer der sehr netten Naturmenschen
[yellow_box]Charly erklärte mir auch, wie das mit den großen Lachsen hier funktioniert. Da de Flüsse wegen der geringen Niederschläge nicht ganz so voll sind, wandern zur Zeit kaum Lachse zu den Quellen. Deswegen finden sich zur Zeit relativ wenige Delfine hier ein und es gibt kaum diese Gruppenspiele. Charly meint, dass kräftiger Regen diese Situation schnell ändern könne.
Fängt ein Delfin einen großen Lachs, ist es nicht einfach für ihn, diesen auch zu schlucken. Wird der Lachs beim Kampf zerteilt, kann der Delfin ihn nicht mehr essen, denn die großen Gräten könnten ihm im Hals hängen bleiben. Also muß der Lachs, der auch mal 3-4 kg wiegen kann im Ganzen geschluckt werden. Doch das funktioniert nur, wenn der Lachs in der richtigen Position ist. So schwimmt der Delfin mit dem Beutefisch in die Strömung und spuckt ihn immer wieder aus, bis er die korrekte Position hat. Das kann schon mal zwanzig Minuten dauern. [/yellow_box]
Ich war schließlich klatschnass und machte mich auf den langen Marsch über den Campingplatz. Die Jungs kamen mir entgegen, und ich war dankbar, dass sie mir den Rucksack zurück trugen. Ich hatte vom stundenlangen Stehen und Halten der Kamera ziemliche Kreuzschmerzen.
Es regnete sich ein, das war sogar relativ gut, denn ich brauchte Ruhe. Schlief nochmal ein wenig, die anderen lasen in ihren Büchern. Wir spielten wieder Rommee, ich machte danach Fotos für Kalender fertig und schrieb am Bericht.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2012/06/charly-phillips-adopt-dolphin-field-officer-wdcs.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2012-06-11 01:27:202018-08-05 12:20:10Delfine am Channonry Point
In Eastbourne hatten wir einen T-Mobile Laden herausgesucht, natürlich mitten in der Stadt. Da wollten wir einen Internet Stick kaufen, damit wir günstig surfen können. Es gibt einen Traif für 3 Monate und 30 Pfund. Den kauften wir dann auch, nachdem wir wieder 30 Minuten lang zusehen mußten, wie ein etwa 9 jähriges Mädchen ein funkelnagelneues Iphone gekauft bekam! War am Tag zuvor genauso, da betonte die Mutter mehrmals, dass die Tocher ja schon 9 sei!
Die Stadt wuselte nur so von Touristen – sind wir ja auch – der strahlenden Sonnenschein, der Blick zum glitzernden Meer und auf das Pier versetzten uns in Urlaubsstimmung.
Mit dem Internet in der Hosentasche stürzten wir uns im Wohnmobil sitzend wieder in die falsch herum drehendenden Kreisel. Erstmal aus der Stadt rauskommen, gar nicht so einfach. Zwischen Brighton und Portsmouth nervte der Verkehr gewaltig, die Kreisel standen gepackt voller Autos, ohne drängeln kam man da gar nicht vorran. Doch irgendwann verwandelte die Straße sich in eine Schnellstraße und von da an kamen wir vorran:-) Bei einem Tesco hielten wir um heiße Hähnchen zu kaufen und Diesel zu tanken – ist viel billiger dort als an der Schnellstraße. Wir hatten sowieso eine Pause nötig, denn die Sonne bretzelte gewaltig vom Himmel herunter. Relativ spät erreichten wir Stratford upon Avon, Shaekespeares Geburtsort, und fanden einen Campingplatz am Fluß. Dort bewunderten wir abends die Vogelwelt. Es gibt sehr viele Kanadagänse, die mit ihren Jungen auf dem Campingplatz verweilen, Blesshühner, Teichhühner, Enten und Schwäne. Der Campingplatz war nicht sehr voll, sehr, sehr ruhig.
Morgens hatten wir es erstmal nicht wirklich eilig. Und die Ruhe war längst dahin. Der perfekte englische Rasen wurden auf der ganzen Fläche um zwei weitere mm gekürzt, die Hecken geschnitten, die Angestellten sausten nur so in den Golfwägelchen um den Platz, in einer Ecke wurde gebaut. Ins Städtchen wollten wir, aber erst gegen Nachmittag, weil wir im Abendlicht Fotos machen wollten und nicht den ganzen Tag im Trubel verbringen mochten. Amy und Noah fotografierten den ganzen Morgen die Vögel. Ich überarbeitete die Blogberichte und schrieb was Neues, sichtete die Fotos. Gunter schaute die Landkarte an, studierte die Campingführer. Selbst für unsere Rommee Runde hatten wir keine Zeit. Um 14:00 Uhr sollte ein Wassertaxi loslegen, doch weil wir schon fünf Leute sind und das Taxi nur 7 transportieren kann, kamen wir nicht mehr mit. So nahmen wir das nächste, haben ja keine Termine:-) Es kostet 7,5 Pfund, und die Fahrt war wunderschön. Vom Fluß aus sahen wir die Gärten der sehr teuren Anwesen der Stadt, Parkähnlich mit großen, schnellen Booten davor. Und dabei darf man auf dem Fluß nicht schnell fahren! Die Rapsfelder betörten uns mit Duft und Farbe, überall Schwäne, Gänse und anderes Flattervieh mit niedlichen Küken. Auf den Flüssen ist selbst in England der Verkehr wieder „richtig rum“. Wir liefen durch die Stadt, eine Weile folgen wir einer fanzösischen Schulklasse, verstanden zwar nicht viel, doch so kamen wir an allen Shaekespeare Gebäuden vorbei. Hinein gingen wir nicht, der Eintritt summiert sich zu sehr mit uns Fünfen. Da waren wir in den Buchläden auch gut aufgehoben, Gunter und Amy schlugen zu und schleppten von da an schwere Tüten.
das Wassertaxi auf dem Campingplatz
wir im Wassertaxi. Stratford, England
Die Kids denken: „To be or not to be“, Stratford, England
der Rentner in seinem selbstgebauten Narrowboat, Stratford, England
der Rentner in seinem selbstgebauten Narrowboat, die Teilnahmeplaketten an der Seite, Stratford, England
kranker Schwan, Stratford, England
von mir gibts Nix!, Stratford, England
vier müde Reicherts, Stratford, England
Blumen und Norrowboats, Stratford, England
Narrowboats im Hafen von Stratford
alte Häuser, Stratford, England
angreifender Schwan, Stratford, England
Gänsejunge, fotografiert von Amy
Gänsejunges, fotografiert von Amy
[yellow_box]Ja, die Tüten die errinnern mich an ein Thema, welches ich unbedingt ansprechen wollte:
Das Füttern der Vögel. Auf dem Campingplatz bekamen wir einen Zettel mit Informationen dazu. Vor allem Schwäne und Gänse dürfen kein Weissbrot essen. Zu viel davon verursacht bei ihnen ein zu schnelles Wachstum der Federn. Die Krankeit nennt man „Angel Wings“ (weiß nicht, wie das auf Deutsch heißt). Die Flügel stehen seitlich ab, die Vögel können dann nicht mehr fliegen, sich somit nicht von Feinden entfernen, oft sterben sie. In den 70er Jahren nahm die Anzahl der Schwäne in Stratford drastisch ab. Forschungen ergaben, dass sie sich am Anglerblei vergiftet hatten. Die Bestände erholten sich, nachdem bestimmte Bleigewichte für das Angeln verboten wurden, wieder. Die Gänse auf der anderen Seite nehmen Überhand in Stratford. Die Fütterung durch Touristen zieht die Vögel in großer Zahl in den Ort. Normalerweise leben weniger als 100 Tiere in der Stadt, doch im Sommer kommen über 700 zusammen. Sie sind sehr agressive Fresser, machen somit den anderen Vögeln alles streitig, zudem essen sie auch die Blumen der Beete! Und verhindern eine Teilnahme am „Stratford in bloom“ contest! Jede Gans produziert 1kg Kacke pro Tag, hochgerechnet deponieren sie also jeden Tag eine halbe Tonne und verschmutzen nicht nur den Ort, sondern vor allem den Fluß. Und jetzt zur Tüte: die Gänse gewöhnen sich so an das Futter, dass sie jede Scheu verlieren und schließlich jede Tüte verfolgen. Das konnten wir schon selbst erleben. [/yellow_box]
[white_box]Mich faszinierten die Boote, die hier im Hafen lagen. Fragte mich, ob die Leute auch drin wohnen? Nun, mir blieb nichts anderes übrig, ich fragte mich einfach durch und wir führten ein paar sehr interessante und vor allem informative Gespräche. Es gibt etwas 2000 Meilen befahrbares Gewässer in GB. Die Boote heißen „Narrowboat“, weil sie im Vergleich zu Länge sehr schmal sind. Etwa 2m breit und 14m lang.
Ein älterer Herr erzählte, nachdem ich gefragt hatte, ob ich ein paar Fotos machen dürfte, sehr ausführlich. Er lebt nicht auf dem Boot, sondern fährt im Sommer zu Narrowboat Veranstaltungen. Bei jeder Veranstaltung gibt es solche Plaketten. Sein Boot war über und über damit verziert. Er sei seit 29 Jahren in Rente und hätte danach das Boot eigenhändig gebaut. Ein anderer Herr liebte das Reisen auf den Flüssen und Kanälen, es wäre so schön entschleunigt. Nur 6km/h, also so schnell wie ein Fußgänger. Da es zwischen dem nahen Birmingham und Stratfort 53 Schleußen gibt, dauert eine Reise von dort etwa 4-5 Tage! Es wäre sehr günstig auf diese Weise zu reisen. Er wolle nicht zu viel Gutes drüber erzählen, sonst würden das noch zu viele Menschen merken, wie schön diese Art der Fortbewegung ist:-) Er kam übrigens aus Neuseeland und war vor drei Jahren mit dem Segelboot in Dover angekommen. Noch wolle er nicht nach Hause, weil seine Heimatstadt Christchurch im Erdbeben letztes Jahr schwer beschäfigt wurde. [/white_box]
Wir liefen schließlich zurück, denn das Licht wurde erst nach dem letzten Wassertaxi gut. Entlang der Straße mußten wir etwa 2km weit laufen, denn wie schon gesagt, der Fluß wird hier von sehr reichen Leuten „belagert“. Von der anderen Seite sahen wir, dass nicht nur das schnelle Boot am Fluß stand sondern auch zwei, meist drei dicke Autos vor der Tür. Das mußte wirklich eine sehr, sehr reiche Gegend sein.
Wir machten nicht mehr viel, liesen den Abend erzählend mit netten Campern am Fluß ausklingen. Nun, die Fotos sicherte ich natürlich noch. Aber für einen „Big Bang“ reichte uns die Energie nicht mehr. (Die The Big Bang Theory Serie lieben wir zur Zeit – wenn man sie ohne Synchonisation bestellt kostet sie auch nur 1/3!)
Wir unterstützten Heike mit einer Multimedia Show – den Teaser könnt Ihr hier ansehen. Jetzt ist das boot von Ocean Sounds in Gefahr, weil die Raten nicht gezahlt werden können. Heike beschreibt das in Ihrem Blog ausführlich. Vielleicht möchen ein paar unserer Leser das Projekt untersützen!
Als wir vor ein paar Wochen wieder einmal in Frankreich waren, ist uns zum wiederholten Male der hohe Standard aufgefallen, in dem viele rücksichtslose Leute ihre Umweltverschmutzung betreiben. Allerorts und überall sind Plastikgegenstände vorzufinden, und algenverseuchte Sandstrände sind schon eher Regel als Ausnahme. Und noch zu allem Überfluss baut der reiche Unternehmer in Frankreich an jeden Fluss und auf jeden freien Hektar ein neues AKW.
Algen am Strand
Doch um auf die Algenverseuchung zu sprechen zu kommen; einen algenverseuchten Strand erkennt man daran, dass er über und über mit, nun ja, Algen verseucht ist. Algenteppiche bilden sich meistens an Mündungen von Flüssen, die zuvor durch Agrargebiete geflossen sind. Wenn man seine Felder mit gigantischen Mengen an Dünger zum Wachsen motiviert, dann muss man damit rechnen, dass erhebliche Mengen an Phosphaten in umliegende Gewässer geraten. Das wiederum führt schnell zu einem Phänomen, welches man als Algenblüte kennt; Die vorhandenen Algen vermehren sich rasend schnell, nehmen dem Gewässer den Sauerstoff und bilden giftige Gase. An den erwähnten französischen Stränden findet man dann als Folge der Algenvergiftung des nahen Flusses riesige Algenteppiche, die einen ekelhaften Gestank ausströmenen und noch dazu mit ihrer fehlenden Ästhetik das Auge beleidigen. Doch Algenteppiche beschränken sich nicht darauf wie eine Jauchegrube zu stinken und hässlich auszusehen; sie sind auch höchst gefährlich: wenn nämlich die Sonne lange genug auf einen grünen Algenklumpen geschienen hat, dann bildet sich eine feste Kruste auf seiner Oberfläche. Diese dünne Kruste bedeckt den Rest der Algen, welche in der Hitze des Sommers fröhlich vor sich hin gären und tödlich-giftige Gase produzieren. Die Gase aber können nicht ihrer gasartigen Natur nachgehen und sich in den anderen Gasen der Luft verflüchtigen, weil die Kruste sie davon abhält. Gnade dem Lebewesen, das diese Kruste aufbricht und ein paar Sekunden zu lange die Dünste atmet. Zuerst wird man ohnmächtig, dann ist Vorhang. Wobei man anmerken sollte, dass nach Aufbruch der Kruste ziemlich schnell Vorhang ist. So ist ein Strandspaziergang schon zum Ende eines Joggerlebens geworden, und einen Reiter konnte man gerade noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone ziehen, er war schon auf halbem Weg zum Licht am Ende des Tunnels. Sein Pferd konnte sich wohl auch im Jenseits schneller fortbewegen als er, jedenfalls war es schon im Pferdehimmel, als man seinen Besitzer rettete. <
Auch kommt es oft vor, dass eine Rotte Wildscheine Gefallen an einem Algenhaufen findet und diesen zu durschwühlen beginnt. Das endet regelmäßig mit einem Haufen toter Wildschweine, bis jetzt sind schon dutzende so gestorben.
Wie wär’s mit einem Spaziergang – mit Gasmaske?
Schließlich wurde bekannt, dass die landschaftsästetikverachtenden grünen Klumpen eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellten, und man zog aus, dem Feinde die Stirn zu bieten. Mit Traktoren und Radladern transportierte man ihn weg, man lud ihn auf Lastwagen und fing an, Gift zu versprühen. Man ließ sich tausende Mittel und Wege einfallen, um der Plage Herr zu werden, doch allem Anschein nach kam noch keiner auf die Idee, das Übel an der Wurzel zu packen. Denn wenn man einfach weniger Dünger verbrauchen würde, dann gäbe es überhaupt keine Algenverseuchung. Aber nein, das kann man doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen! Weniger Dünger? Weniger Massentierhaltung? Das geht ja gar nicht, denken sie nur an die Verluste, die die Landwirtschaft machen würde! Unser Wirtschaftssystem ist äußerst empfindlich.
Dummerweise ist unsere Umwelt auch ein äußerst empfindliches System, und wenn unsere Erde erstmal wie Mars aussieht, dann ist auch für die heilige Wirtschaft der Vorhang gefallen.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2011/09/MG_5186.jpg467700Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2011-09-06 18:42:402019-01-13 18:34:23Umweltverschmutzung in Frankreich – ein Text von Esra
Wir waren schon öfters in dem malerischen Hafenstädtchen Barfleur und haben dort noch nie so viele Algen gesehen, wie dieses Mal. Der ganze Hafen war mit einem grün schimmernden Teppich bedeckt, die schrägen Betonrampen hinter dem Hafenbecken waren mit glibberigen Algen überzogen. Wir liefen an der Hafenmauer entlang ins Zentrum des Städchens, da roch es plötzlich streng nach Chemie. Hmm, Esra und ich sahen uns um und entdeckten einen Arbeiter mit einer Spritze auf dem Rücken, der versuchte, der Algenplage Herr zu werden. Es sah nicht so aus, als ob er diesen Kampf gewinnen könnte. Chemie gegen einen Zustand, die durch zu viel Chemie ausgelöst wurde!! Das ist schon verrückt, passt aber gut in die heutige Zeit mit all ihren Widersprüchen.
Wir sind diesem Übermaß an grünen Algen schon öfter in der Bretagne begegnet, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer und immer mehr Küstengebiete leiden darunter. Einige Strände sind so stark betroffen, dass es gefährlich ist, dort entlang zu laufen. Wir haben schon mit unseren Freunden in St. Michel en Greve über dieses Thema diskutiert, dort ist sogar schon ein Pferd an den Gärgasen erstickt, der Reiter kam gerade noch davon, und wahrscheinlich starb auch ein Mitarbeiter bei der Algenentsorgung daran. Die Algenthematik ist schon einige Jahre präsent und es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen endlich zur Vernunft kommen und was gegen die Ursachen, die massive Überdüngung der Felder und die Massentierhaltung, unternehmen.
Heute fanden wir einen Artikel über die Algen bei Spiegel.de! Es frustriert mich enorm, diesen Artikel zu lesen, es scheint sich wegen Machterhalt und Profitsucht will sich niemand richtig darum kümmern. Mir kam ein Teil eines Verses des Tao in den Sinn:
„Unwissen erkennen ist Stärke – Erkenntnis misachten ist Krankheit“
Einfach den Tatsachen nicht in die Augen sehen, weiter Geldscheffeln?? Wo wird das enden? Kranke Gesellschaft!
Aktualisiert am 10.3.2023 – Neue Fotos im Mai 2023
In Schweden hatte ich im Internet über den Züchter von Meerohren, den einzigen in Frankreich, der auch Larven heranziehen kann, gelesen und hatte mir schon dort vorgenommen, da mal hinzufahren, zu fotografieren und zu fragen, wie das mit der Zucht denn geht. Per email hatte ich mit Sylvain Kontakt aufgenommen und ihm von unserem Interesse an der Abalone geschrieben. Vor zwei Jahren hatte ich ja die Möglichkeit gehabt wilde Abalones in Brignogan zu fotografieren. Das war damals ein so aufregendes Erlebnis gewesen, dass ich sogar lange darüber in einem Artikel berichtet hatte.
Mein Interesse an den Meerohren
Die Schnecken heißen auf Deutsch Meerohren, der lateinische Name ist Abalone, auf Französisch sind es L’Ormeau, in Neuseeland heißen sie Paua.
Das große Interesse an dieser Schnecke wächst bei mir immer weiter. Angefangen hatte Alles eigentlich in den USA, wo wir die Schnecke erstmals gesehen hatte. Sie sieht natürlich im Pazifik ganz anders aus. Wesentlich größer ist sie, dort können von einer Schnecke mehrere Leute satt werden.
In Oregon hatte ich damals Taucher angesprochen und so kamen wir an zwei wunderschöne Schalen der Tiere. Die mußten wir etwa ein Jahr im freien aufbewahren bis sich der Geruch so langsam verzog.
Dann fanden wir in Neuseeland eine weitere Art dieser Schnecke. Dort heißt sie Paua und das Permut glänzt bläulich. Sie ist etwas kleiner als die Version in den USA aber immer noch größer als die französische Schnecke, die hier L’ormeau heißt.
In Neuseeland hatten wir eine Perlenzucht besucht, was wir damals hoch interessant fanden. An den Stränden dort hatte ich besonders nach Vollmond oft viele dieser wunderschönen Gehäuse gefunden. In Neuseeland heißen sie Pauas und sie sind blau und ziemlich groß. Wesentlich größer als die Abalones, die man in Frankreich finden kann. Es gibt in Neuseeland aber auch noch die kleineren Queen Pauas mit weißlich schillerndem Perlmut.
Abalone – Unterwasserfoto, Brignogan, Bretagne
France Haliotis in Lilia
Doch in der Bretagne muss man nicht unbedingt unter den abgelegensten Felsen suchen, um an die begehrten Meeresbewohner zu kommen; nur etwa 20 Kilometer von Brignogan entfernt wird von einem ambitionierten und enthusiastischen Team aus Forschern und Helfern eine ökologische Seeohren-farm betrieben, genannt France Haliotis.
Hunderttausende, nein, Millionen winziger Abalonen wachsen hier hinter einem kleinen Hangar in Meerwasserbehältern heran. Etwa ein Jahr verbringen die Jungtiere in den genaustens überwachten Zuchtboxen, bevor sie für 3-5 Jahre im Atlantik versenkt werden, um so natürlich wie möglich ihre volle Größe zu erreichen. Gefüttert werden sie ausschließlich mit ihrer natürlichen Kost, Seetang, der alle zwei Wochen frisch geerntet werden muss. So müssen die Mitarbeiter immer und immer wieder heraus zu ihren Schützlingen fahren, die Käfige der Meerohren aus dem Wasser ziehen, sie putzen und mit neuem Futter befüllen.
France Haliotis ist die einzige derartige Anlage in Europa, die auch die Vermehrung und Züchtung der Gourmet-Schnecken in die Hand nehmen kann; Die anderen Unternehmer sind nicht in der Lage, dies selbst zu tun, und so müssen sie ihre Jungtiere bei France Haliotis kaufen. Um die für die Züchtung der allerhöchst sensiblen Lebewesen nötigen Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln, reiste der heutige Leiter der Farm, Sylvain Huchette, nach Japan, Neuseeland und Australien, wo man schon seit einigen Jahren die pazifischen Gegenstücke zu den französischen Abalonen kultiviert.
Die in der Bretagne gezüchteten Tiere lassen sich allerdings nicht weit transportieren. Sie für interkontinentale Reisen am Leben zu erhalten wäre viel zu aufwändig, wenn nicht sogar unmöglich, und im gefrorenen Zustand halten sie sich nicht lange; So werden sie nur an die Gourmet-Restaurants Europas geliefert, wo man sie schon mit Vorfreude erwartet. Wie ein Schnitzel geklopft und kurz in Butter angebraten, schmecken sie vorzüglich.
Die Fühler und Augen eines Seeohrs
Sylvain sortiert Seeohren nach ihrer Größe
Fraßspuren der Seeohren am Tang
So sehen die Kisten von oben aus
Nur der Purpurtang wird gepflückt
Fertigmachen des Krans
Maryvonne zeigt uns die Abalonekästen
Meerohren, Abalones, vom Wildfang mit blauen Markierungen
Kleine Abalone Schalen
Maryvonne zeigt uns die Babystube der Meerohren, in Französisch L’Ormeau
Abalone Schalen aus Japan
Abalone, L’Ormeau, Meerohr, Ile de Sein
Wir besuchen France Haliotis und schauen uns Abalones an
Ich stand also mit Sylvain in email Kontakt und hatte von meiner absoluten Begeisterung geschrieben und ihm ein paar Fotos geschickt. Jetzt, seit wir in Frankreich waren hatten wir auch schon telefoniert und ausgemacht, dass wir an diesem Tag vorbeikommen würden. Wir freuten uns alle sehr darauf.
Über verwinkelte kleine Gässchen fanden wir den Betrieb. Maryvonne, eine junge Mitarbeiterin führte uns herum und erklärte in Englisch mit einem sympathischen französischen Akzent die Grundzüge der Abalonezucht, während ihr Beagle sich durch den Zaun auf und davon machte. Sylvain der Chef war sehr beschäftigt mit dem Ausbringen von Jungtieren ins Meer, und es bot sich für mich die Möglichkeit, mit hinaus auf’s Meer zu fahren, um das Ausbringen der Kästen in denen die Abalones drei Jahren leben würden anzusehen.
Das sind die Fotos aus dem Jahr 2011
Xavier macht die Abalone Kästen fertig
France Haliotis Angestellte Ian und Xavier auf dem Meer, Lilia
France Haliotis, Lilia
Die Abalones werden drei Jahre lang im Meer in Kästen mit Tang gefüttert
Die Abalones werden drei Jahre lang im Meer in Kästen mit Tang gefüttert
Noch schien die Sonne nicht, aber auf der Rückfahrt klarte es auf, wunderschöne Aussichten konnte man vom Meer aus genießen!
Gunter und Esra fragten derweil Frederic, einen weiteren freundlichen Mitarbeiter Löcher in den Bauch. Endlich war gegen 19:00 Uhr die Hauptarbeit getan, und ich war glücklich und windzerzaust von einem rauhen Seeausflug mit dem schottischen Bootsführer Ian wieder zurück. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit Sylvain, der uns zum Abschied vier wild gesammelte Abalones schenkte. Lebende!! Inklusive Anleitung zur Zubereitung in Französisch. Nicht gut für Amy, die sofort eines der Tiere ins Herz schloss und es Sniffle taufte. Wir hatten größte Mühe, Amy zu erklären, dass einmal gefangene Tiere nicht wieder ausgesetzt werden können und dass wir sie am besten essen würden, um sie nicht zu verschwenden. Ausserdem waren wir doch sehr neugierig auf den Geschmack. Na ja, nachdem wir in Camaret angekommen waren, schauten wir betrübt auf die ständig vor sich hin raschelnde Tüte und so überwand sich Gunter, löste die Schnecken noch aus der Schale und steckte den Muskel, denn man dann zubreietet in den Kühlschrank.
Abalone wird von der Schale gelöst
Nach ein paar Tagen im Kühlschrank und weichgeklopft
Abalones in der Pfanne, es bleibt dann nicht mehr viel
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2011/06/GReichert-2225.jpg533800Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2011-06-08 07:58:462023-07-20 15:37:06Abalonezucht France Haliotis in Lilia