Polarlicht-Sichtungen an ungewöhnlichen Orten, Lofoten bis Bretagne
Polarlicht-Sichtungen an ungewöhnlichen Orten
Du möchtest einmal in deinem Leben Polarlichter mit eigenen Augen sehen? Vielleicht befasst du dich ja schon mit der Planung einer Polarlichtreise.
Du könntest auch Glück haben und das Nordlicht kommt sogar zu dir nach Hause.
Wir beobachten bereits seit Jahren aufmerksam die Meldungen über die Sonnenfleckenaktivitäten und die davon abhängigen Polarlicht-Erscheinungen.
Im Jahr 2005 beobachtete und fotografierte ich das Polarlicht zum ersten Mal in Norwegen. Damals besuchte ich die Vesteralen, um Orcas im Tysfjord zu fotografieren.
Seitdem fuhren wir mehrfach in den hohen Norden, um das außergewöhnlich beeindruckende Schauspiel zu erleben. Mit unseren drei Kindern verbrachten wir sogar einen ganzen Winter in Skandinaviens Norden. Das ist übrigens die schönste Art Nordlichter zu beobachten – gemeinsam mit der Familie.
Immer gut informiert sein mit einer Polarlichtvorhersage
Ich schaue zwar nicht jeden Tag auf die Polarlicht-Vorhersagen im Internet, kriege aber immer mit, wenn die Polarlichtaktivität stark ansteigt. Auf Facebook bin ich Mitglied in mehreren Nordlichtgruppen. Das ist praktisch, weil ich so immer auf dem Laufenden bleibe, auch wenn wir gerade nicht im Norden unterwegs sind. Die Mitgliedschaft in den Polarlicht-Foren bescherte mir bereits zweimal außergewöhnliche Polarlichtmöglichkeiten, ohne dass ich den weiten Weg nach Nord-Skandinavien auf mich nehmen musste.
Polarlicht auf der Belle Ile in der Bretagne
Unsere bisher südlichste Nordlichterfahrung erlebten wir im März 2015 auf der Belle Ile en Mer in der Bretagne. Während unseres Inselaufenthaltes erreichte mich die Meldung, dass ein KP Wert von 8 angekündigt war. KP 9 ist der höchste Wert, der erreicht werden kann. Bei KP 8 kann sich das Polarllicht bis zum 50. Breitengrad ausdehnen, also bis zum Rhein-Main-Gebiet.
Die Belle Ile liegt zwischen dem 47. und 48. Breitengrad. Wir hatten also eine reale Chance, dort Nordlicht zu beobachten, wenn auch nur dicht über den nördlichen Horizont.
Es ist natürlich wichtig, auf Fotos nicht nur Meer, Nordlicht und die Sterne zu sehen, denn das Foto könnte ja überall aufgenommen worden sein. Eine Sehenswürdigkeit oder ein Wahrzeichen sollte schon im Bild zu sehen sein.
Wir wählten den Grand Phare, den größten Leuchtturm auf der Belle Ile dafür aus. Als wir am Grand Phare ankamen, war es tiefschwarze Nacht, nur die Sterne funkelten am wolkenlosen Firmament.
Wir schossen uns fotografisch auf den Leuchtturm ein, die Abstimmung der Belichtung in tiefschwarzer Nacht mit einem grellen Leuchtturmlicht ist kein Kinderspiel. Nach einer Weile zeigte sich ein schwaches, rotes, diffuses Leuchten am Horizont. Nicht wirklich spektakulär, aber wir waren sofort aus dem Häuschen. Nordlicht in der Bretagne! Die Lichterscheinung hielt leider nur kurz an, dann war der Himmel wieder tiefschwarz.
Die Belle Ile mit zahlreichen Blogbeiträgen – auch mit Interview des Leuchtturmwärters
Als Zugabe leuchtet das Meer in der Nacht
Aber wir gaben nicht so schnell auf. Wir eilten zur Nordseite der Insel und schauten am Grand Sable, dem großen weiten Sandstrand, übers Meer Richtung Norden. Wir hörten die Wellen rauschen, sahen aber nichts. Aber irgendwie spiegelten sich die funkelnden Sterne seltsam im Wasser
Das waren keine Reflektionen, das war die Biolumineszenz im Meer. Unzählige winzige Algen leuchteten dicht unter der Wasseroberfläche, als wären es pflanzliche Glühwürmchen. Wir versuchten, dieses Phänomen fotografisch festzuhalten, es gelang uns jedoch nicht. Schade. Aber, es einmal gesehen zu haben war genial.
So hatten wir an einem einzigen Abend zwei völlig unterschiedliche Naturphänomene erlebt, Nordlicht und leuchtendes Meer. Frierend aber euphorisiert fuhren wir zurück in die Ferienwohnung und gönnten uns etwas Warmes zu trinken. Den Rest der Reise suchten wir nachts an der Küste nach Spuren von Biolumineszenz, fanden sie aber nicht mehr.
Dem zweiten, weit im Süden sichtbaren Polarlicht begegneten wir im März 2016 auf Sylt
Endlich schafften wir es auch, in Deutschland das Polarlicht zu fotografieren. Zwar nicht zuhause, aber während unseres Aufenthaltes auf Sylt. Übrigens ist der Ellenbogen auf Sylt der nördlichtste Landzipfel Deutschlands.
Auch hier suchten wir uns als Vordergrundmotiv den Leuchtturm List West als Landmarke. Logischerweise ist es schwieriger, das Nordlicht mit dem starken Licht des Leuchtturms zu fotografieren. Das gleiche Problem wie auf der Belle Ile. Ich denke aber, die Mühe, diese beiden Lichterscheinungen auf einem Foto zu vereinen hat sich gelohnt.
Die Insel Sylt mit Dackel hier im Blog
Fotografisches und optisch sichtbares Polarlicht
Ist Polarlicht in unseren Breitengraden zu sehen, ist es in der Regel sehr schwach, nicht mehr als ein schwacher Schimmer. Der Kamerasensor reagiert wesentlich empfindlicher auf diese Lichterscheinung als unser Auge und stellt es viel intensiver dar. Deswegen hat sich unter Nordlicht-Fans der Begriff „fotografisches Nordlicht“ etabliert.
In den Polargebieten gibt es ebenfalls fotografisches Nordlicht. Das ist aber fast immer der Vorbote von richtigen Nordlicht-Ausbrüchen.
So können wir unsere Digitalkameras quasi als Himmels-Scanner benutzen, um beginnende Nordlicht-Aktivitäten auszumachen. Wenn es dann richtig abgeht, sind wir bereit und haben unseren Aufnahme-Standort schon bezogen.
Kann man den Fotos von Nordlicht ansehen, ob es fotografisches oder mit dem Auge gut sichtbares Nordlicht gewesen ist?
Wir denken, schon. Das schwache fotografische Nordlicht ist diffus und konturlos, eigentlich nur eine leuchtende, meist grünliche Wolke.
Wird es dann stärker, zeigt es immer mehr seine Formen, Strahlen und Bewegungen. Die Bilder von wabernden grünen Vorhängen und strahlenförmigen Koronen sind auch in Wirklichkeit so eindrucksvoll und mitreißend.
Wo haben wir sonst noch Polarlicht beobachtet?
In den letzten Jahren durften wir aber auch in Schweden schon Nordlichter beobachten. Etwa 80 Kilometer südwestlich von Stockholm auf der Farm unserer Freunde sahen wir richtig kräftiges Nordlicht, und im gleichen Winter überraschte uns in Schwedisch Lappland bei Minus 40° C ein wahnsinnig starker Ausbruch auf der Rückreise nach Deutschland.
Im August 2014 sahen wir Nordlicht an zwei Abenden auf den finnischen Aland-Inseln
Ausführlicher Reisebericht zu den finnischen Aland Inseln
Im April 2013 erlebten wir auf den schottischen Shetland Inseln ein besonderes, grünes Polarlicht über der Nordsee
Ganz besonders war für uns die Location. Wir wohnten für eine Woche im Eshaness Leuchtturm, der hoch über den Klippen steht. Die Region ist sehr einsam, es gibt keine Lichtverschmutzung, sieht man einmal vom grellen Lichtstrahl des Leuchtturms ab. Es war für uns genial, direkt in einer solchen Kulisse zu wohnen. Wir mussten einfach nur die Tür öffnen und rausgehen und schon standen wir auf den unglaublich gewaltigen Klippen über dem tosenden Meer. Leider verpassten wir rotes Nordlicht an diesem Abend, weil wir kurz drinnen waren um uns aufzuwärmen. Ich sah das grandiose sehr farbkräftige und strukturierte Licht durch das Fenster der Ferienwohnung. Der Kamera, die draußen aufgestellt war, um Zeitrafferaufnahmen zu schießen, war die Batterie ausgegangen. Schade!
Sheltand Live Reisebericht
Polarlichter auf den Lofoten, Norwegen
Live Reisebericht Lofoten im Winter
Nördlich des Polarkreises, auf den Lofoten und Vesteralen ist es natürlich möglich auch bei geringer Nordlichtaktivität Nordlichter aufzunehmen. Bei hohen KP Werten wird es aber besonders spannend, weil dann die Nordlichter auch über den Köpfen der Beobachter tanzen. Das nennt sich dann eine Nordlicht Corona. Oft kommt es zu sehr schnell bewegten, sehr farbigen teilweise grell grünen Nordlichtern. Die Nordlichtbeobachtung im Norden ist spannender als die im Süden. Trotzdem freuten wir uns über jedes Nordlicht, welches wir fotografieren konnten. Im Süden wesentlich weniger spektakulär aber umso seltener.
Unser Tipp – sei immer bereit, Nordlichter zu sehen!
Also, als Tipp für dich: Nordlicht kann jederzeit und überall in Nordeuropa vorkommen. Und kann sogar, wenn auch äußerst selten, relativ weit im Süden zu sehen sein.
Als Empfehlung für deine anstehende Nordlichtreise: Wir haben ein informatives Buch über alles, was die Reise zum Nordlicht betrifft, geschrieben. Über das Erleben, über praktische Dinge und natürlich ausführlich über das Fotografieren dieser Himmelserscheinung.
„Dein Weg zum Nordlichtfoto“ von Gabi & Gunter Reichert – auf 164 Seiten geballte Information zum Thema! Jetzt als EBook für 15 Euro in unserem Buchladen!
Welchen KP-Wert braucht man, um auf den Shetlands Polarlichter sehen zu können?
Und welchen für die Orkneys?
Das sind großartige Fotos! Ein Polarlicht an sich zu fotografieren ist das eine, aber die Umgebung, in der das Foto aufgenommen wird – samt Vorder- und Hintergrund – darf nicht unterschätzt werden.
Wow, so viel Glück hatten wir leider nicht. In Schweden sind uns kleinere Aufnahmen gelungen, aber solche Bilder wie du oben hast – Der absolute Wahnsinn. Gibt es bestimmte Uhrzeiten wo die Lichter besonders gut zu sehen sind?
LG
Jörg