Der Sternenhimmel über dem Bressay Leuchtturm – Shetland, Schottland
Wir waren bereits eine Woche auf den Shetlandinseln, als ich endlich über die Leuchtturmmauer zum Felsbogen kletterte. Die Tage zuvor hatte es gestürmt, da war es mir zu gefährlich und zu kalt. Diese Nacht war mondhell, sonst hätte ich es mich nicht getraut, denn um den Leuchtturm aus diesem Winkel auf das Foto zu bannen musste ich auf den Felsbogen klettern. Unter mir donnerten die Wellen. Das Wasser glitzerte im Licht des Mondes, hinter der Mauer, auf der linken Seite, blitzte immer wieder das neue Signalfeuer auf.
Mit Wasser auf drei Seiten hatte ich das Gefühl, ich sei in Bewegung, wie auf einem Boot. Ich wurde seekrank, obwohl ich soliden Fels unter den Füßen hatte. Wahrscheinlich hing das noch mit der aufregenden Fährüberfahrt ein paar Tage zuvor zusammen.
Wir reisten im Frühjahr nach Shetland, um Stüme zu erleben und zu fotografieren. Leider ging der Plan nicht so auf, wie wir es uns dachten. Auf der 15-stündigen Fährfahrt zu den Shetlandinseln erwischten wir einen Sturm der Windstärke 9. Wir fühlten uns wie in einer Waschmachine und waren die ganze Nacht damit beschäftigt, uns in den Betten an die Geländer zu klammern. „Wer war bloß auf die Idee gekommen, so weit nach Norden zu fahren?“ „Warum nur tun wir uns das an?“ Die Nacht war qualvoll, doch auch sie ging rum!
Morgens musste ich unbedingt frische Luft schnappen. Die einzige Möglichkeit war ausgerechnet das Raucherdeck, und das war glitschig von Erbrochenem. Ich klammerte mich am Geländer fest, um nicht auszurutschen. Eissturmvögel begleiteten die Fähre. Ich blickte über das Meer und sah weiße Wellenkämme soweit das Auge reichte. Plötzlich kam der Leuchtturm von Bressay in Sicht. Mein Herz ging auf vor Freude. Ich liebe Leuchttürme, was unschwer am Kalender zu erkennen ist. Dieses Mal aber war es was ganz Besonderes – wir hatten den Bressay Leuchtturm gemietet und würden dort eine Woche lang wohnen! Ein Traum wurde wahr – die Mühen der langen Anreise waren schon vergessen.
Kurz darauf holten wir in den Betten des Leuchtturmwärterhauses erstmal ein paar der verpassten Stunden Nachtschlaf nach. Wieder etwas munterer, konnte ich schon am Abend einen Sonnenuntergang fotografieren.
Interview mit Frank, dem Leuchtturmwärter
Direkt hinter dem Leuchtturm verläuft der Wanderpfad zum Hügel hinauf. „Ich geh mal kurz raus“, und zog los um, die Region zu erkunden. Ich lief den Klippensaum hinauf, und noch ein Stück, und noch weiter bis zum Zaun; jetzt sollte ich die andere Seite doch endlich sehen können. Weit gefehlt, es geht immer weiter nach oben. Es ist mein erster Tag auf den Shetland Inseln, ich möchte wissen, wo wir hier gelandet sind. Also laufe ich immer weiter den Hügel hoch. Endlich stehe ich oben und blicke auf der anderen Seite zur kleinen Vogelinsel Noss. Was für ein fantastischer Ausblick! Der Himmel ist blau, das Meerwasser glitzert im Licht der strahlenden Sonne. Die Eissturmvögel gleiten an mir vorüberi und schauen mich immer wieder an.
Ich bin froh, dass wir es zu dieser frühen Jahreszeit – es ist Anfang März – nach Shetland wagten. Es ist ruhig auf den Inseln, weder die Vögel noch die Touristen sind angekommen. Letztere finden sich auf dieser nördlichsten der britischen Inseln eh nur selten ein. Hier mal eine kleine Statistik:
- Touristen in Shetland im Jahr 2000: ca. 20 000
- Britishe Touristen in Spanien im gleichen Jahr: 10.7 Millionen.
Zwei Leuchtturmwärterwohnungen sind in Bressay zu mieten. Wahrscheinlich stehen die Chancen, eine der beiden zu ergattern recht gut, weil Besucher sich von der Fähre von Lerwick nach Bressay abschrecken lassen. Wir waren jedenfalls froh darüber, hier eine Woche wohnen zu können.
Die Wohnung ist unglaublich groß und langestreckt. Von der Eingangstür bis zum letzten der drei Schlafzimmer sind es einige Meter Strecke. Das Bad wurde später angebaut, es liegt direkt beim Eingang. Dort zieht übrigens der fast ständig wehende Wind ziemlich durch. Unser Aufenthalt in der Badewanne war daher gewöhnlich kurz – die Landschaft draußen vor der Tür war sowieso viel zu schön, um die Zeit im Bad zu vertrödeln.