Nach dem langen Tag in Sinatra sind wir ziemlich platt – fast so, wie unsere Füße. Die Stellplatzsuche erwies sich als schwierig, wir geben schließlich auf und fahren auf einen Campingplatz, der große Ähnlichkeit mit einem Flüchtlingslager hat. Eigentlich wollten wir genau den meiden, doch das Fotomotiv – ein besonders großer und schiefer Fels mit Loch – lockt uns. Der Campingplatz ist durch eine Schranke und hohe Zäune gesichert. Ich frage nach, ob wir auch als Durchreisende eine Nacht auf dem Platz verbringen können. „ja, das würde zehn Euro kosten“ meint der Pförtner. Fest installierte Wohnanhänger stehen in endlos scheinenden Reihen dicht an dicht, darüber sind blaue Planen als Sonnenschutz gespannt. Ein freier Platz direkt an der Straße ist für Wohnmobile reserviert. Müde aber auch glücklich endlich was gefunden zu haben, parken wir unseren Flair neben einem kleinen Bus aus Luxemburg.
Unser Flair auf dem Campingplatz von Santa Cruz
Die Wohnwagen stehen dicht an dicht
Die Wohnwagen stehen dicht an dicht
Unser Flair auf dem Campingplatz von Santa Cruz
Der schiefe Fels von Santa Cruz
Nochmal schnell zum Strand – und dann kommt die Sonne raus
Wir essen schnell noch was zu Abend und laufen bei bedecktem Himmel durch die verlassene Stadt zum Strand. Santa Cruz ist einer der Touristenorte, in dem mehr als 80 % der Häuser leer stehen und auf die Hauptsaison warten. Das wirkt gespenstisch trist, hat aber irgendwie auch Charme. Wie eine Art verlassene Westernstadt, nur modern. Ein weißes Türmchen ziert die Strandpromenade, das würde einen guten Leuchtturm abgeben. Hat aber leider kein Licht oben drauf. Das wäre wohl der genialste Leuchtturm.
Turm in Santa Cruz, Portugal
Das Wetter ist uns freundlich gesinnt, die Sonne kommt kurz vor dem Untergehen hinter den Wolken hervor, und wir haben einen großen Spaß am Strand. Der schiefe Fels mit dem Loch drinnen ist wesentlich massiver, als ich ihn mir vorgestellt habe. Immer diese Bilder, die man im Kopf hat, die sich in der Realität ganz anders zeigen.
Sonnenschirme und Bänke in Santa Cruz, Portugal
Architektur in Santa Cruz, Portugal
Gabi in Santa Cruz, Portugal
Gabi und die Statue des Dichters, dessen Name uns nicht einfällt, Santa Cruz, Portugal
Pause, Santa Cruz, Portugal
Typisch Portugal
Blick auf den Strand von Santa Cruz – die Spuren im Sand sind nicht gerade fotogen
Häuser in Santa Cruz
Häuser für Touristen, Santa Cruz
Strandpromenade mit Sonnenschirmen, Santa Cruz
Die positive Ent-Täuschung
Reisen ist eben immer eine Art »Enttäuschung« – die Eindrücke, die man vorab durch Fotos hat oder Erzählungen hat, werden korrigiert, eben ent-täuscht. Also nicht unbedingt negativ gemeint. Die Täuschung wird aufgehoben und durch eine Art Realität ersetzt. Die Realität ist dann doch immer lebendiger als jede Vorstellung. Der Wind auf der Haut, der Geruch der salzigen Luft, die Gischt, die auf der Haut klebt, der Sand in den Sandalen. Und das Umfeld, welches man vorher nicht sehen konnte, trägt zum umfassenden Eindruck bei.
Langzeitaufnahme in Santa Cruz
Die Küstenlinie, Santa Cruz
Der Fels von oben herab
Kleine Höhle in Santa Cruz, Portugall
Fotografieren in Santa Cruz, Portugal
Gabi und der Fels, Santa Cruz, Portugal
Santa Cruz – und dann kam für die Sonne
Santa Cruz im Sonnenuntergang
Der schiefe Fels von Santa Cruz
Gabi fotografiert in Santa Cruz
Immer wieder den gleichen Fels fotografieren? aber ja doch!
Santa Cruz gefällt uns insgesamt sehr gut. Wir bleiben zwei Nächte, der Platz kostet dann nicht, wie vom Pförtner angesagt 10, sondern 14 Euro. Wir haben übrigens auf diesem Platz sehr nette Nachbarn aus Luxemburg und haben die Ruhe nach den anstrengenden Touren um und in die Städte auch gebraucht.
Algen auf den Felsen, Santa Cruz
Den riesigen Felsen fotografieren wir in den nächsten Tagen immer und immer wieder. Morgens, abends und sogar mittags. Zwischendrin sitzen wir aber auch einfach nur am Strand, schauen den Leuten und den Wellen zu und schreiben abends an den Blogbeiträgen.
PS Morgens saß ich friedlich auf dem Campingplatz Klo und sinierte so vor mich hin. Eine Frau duschte, ansonsten war es still und ruhig. Bis eben diese Dame einen heftigen Husten- und Räusperanfall bekam. Sie „rotzte“ und spuckte minutenlang dermaßen laut, dass ich befürchtete, gleich eine Frau mit nach außen gestülpter Lunge vor mir zu haben. Es war so widerlich, dass ich tagelang mit einer Katzenwäsche begnügte obwohl ich mich doch sehr nach einer Dusche gesehnt hätte. Es dauerte lange, bis ich wieder in einer öffentlichen Dusche duschen konnte!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/08/santaCruz-5863.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2017-08-04 23:06:402022-10-10 07:33:22Santa Cruz in Portugal – der Strand mit dem gigantischen Fels
Eigentlich ist es ganz einfach, das portugisische Mautsystem
Vor unserer Portugal-Reise haben wir wie wahrscheinlich die meisten von euch versucht, über das Internet an Informationen über die Maut in Portugal zu kommen. In den Reiseforen fanden wir viel Widersprüchliches, und der Gesamttenor war: „Wenn möglich, nicht auf Mautstraßen fahren.“
Alles Quatsch, bin ich geneigt, einzuwerfen. Wir sind durch Frankreich, Spanien und Portugal gefahren, und Portugal hat definitiv das modernste System. Das es hier und da noch in seiner Testphase steckt und es deshalb zu Missverständnissen kommen kann, ist in meinen Augen verzeihlich.
Grundsätzlich muss man nicht auf die Maut-Autobahnen. In der Algarve haben wir darauf verzichtet, weil wir lieber näher an der Küste entlang fahren wollten. Spätestens im Großraum Lissabon kommt man, zumindest mit einem Wohnmobil, ohne Mautstraßen nicht mehr richtig vorwärts.
Wir wird die Maut eingezogen?
Das portugiesische Mautsystem funktioniert einerseits mit den klassischen beschrankten Terminals zum Durchfahren und Bezahlen, und andererseits mit einer elektronischen Fahrzeugerfassung. Parallel zu den Bezahlterminals sind weitere Fahrspuren mit „VV“ (Via Verde = Grüne Straße) gekennzeichnet und Fahrzeuge mit einer mietbaren ViaVerde Mautbox fahren da einfach da durch.
Oder es sind nur Kameras installiert, ähnlich unserer Toll-Collect-Anlagen für LKWs, das ist dann die ausschließlich elektronische Maut. Hier werden die Fahrzeugkennzeichen gescannt und registriert. Die elektronische Maut wird entweder über die Mautbox oder über EASYTOLL bezahlt.
Und daher stammt wahrscheinlich die Unsicherheit. Man fährt auf der Autobahn, plötzlich steht da ein Schild mit „nur elektronische Maut“, und weit und breit keine Möglichkeit zu bezahlen.
Oh weh, wenn jetzt ein Bußgeld kommt, blinkt es im Kopf auf. Aber keine Sorge, das System ist neu und noch in der Erprobungsphase. Wegen ein paar Euro Maut lohnt es auch kaum, einen Bußgeldbescheid durch halb Europa zu schicken. Noch nicht, wohlgemerkt.
Habt ihr allerdings ein portugiesisches Nummernschild, flattert der Bußgeldbescheid ins Haus. Aber auch hier keine Angst, die Mietwagen haben in der Regel eine Mautbox, die Gebühren werden über die Autovermietung abgerechnet.
Autobahn – allerdings ne spanische Autobahn, weil wir in Portugal kein Foto gemacht hatten
EASYTOLL für eine entspannte Fahrt durch Portugal
Die Behörde „Infrastruturas de Portugal, SA“ hat dafür ein System namens EASYTOLL eingeführt. An den Hauptzugangsstellen and der Grenze von Spanien nach Portugal weist die Polizei zur Zeit auf das System hin und hilft den einreisenden Touristen bei der Registrierung.
Folgende Übergänge bieten den EASYTOLL-Service:
A28 – Viana do Castelo
A24 – Chaves
A25 – Vilar Formoso
A22 – Vila Real de Santo António
Da kriegt ihr eine Identifizierungsnummer, das Autokennzeichen wird registriert und ihr dürft eure Kreditkarteninformationen angeben. Damit werdet ihr automatisch bei den rein elektronischen Erfassungsstellen registriert. Das ist sicherlich die bequemste Variante. Die Registrierung gilt für 30 Tage. Bei den Mautstellen könnt ihr ganz normal an den Kassenautomaten oder am Mauthäuschen bezahlen.
Kommt ihr über einen kleinen Grenzübergang nach Portugal und verpasst die Registrierung, habt ihr diese Möglichkeit leider nicht mehr. Da könnt ihr einerseits eine Prepaid-Tollcard kaufen. Infos darüber gibt es unter www.tollcard.pt. Das ist prinzipell komplizierter, weil aufgeladen und eventuell nachgeladen werden muss. Zumindest wird nicht genutztes Guthaben zurücküberwiesen, wenn per Kreditkarte gezahlt wurde.
An Tankstellen und ViaVerde-Verkaufsstellen könnt ihr alternativ eine Mautbox (Dispositivo temporário DT) mieten. DIe kostet 27,50 € Kaution, 6€ die erste Woche und 1,50€ jede weitere Woche. Die anfallenden Streckengebühren werden extra berechnet.
Zwischenzeitlich haben wir erfahren, dass die ViaVerde-Mautbox, von der im Text die Rede ist, auch bereits in Deutschland erhältlich ist.
Auf www.tolltickets.com ist die Box online zu bestellen. Da lohnt es sich auf jeden Fall, mal vor dem nächsten Portugal-Trip reinzuschauen.
Ihr könnt immer noch überlegen, ob ihr nicht besser eine der vier Grenzübergänge nutzt oder diese extra anfahrt, um an die EASYTOLL-Registrierung zu kommen. Das ist unserer Erfahrung nach die einfachste Lösung.
Wie wird die Maut abgerechnet?
Die automatisch auflaufenden Beträge werden direkt eingezogen und einzeln aufgeführt. Nicht so kompakt wie in Norwegen, wo ihr einige Wochen nach Ende der Reise eine zusammenfassende Rechnung über alle Einzelposten bekommt.
Einen Überblick und eure Rechnungsbelege bekommt ihr im Internet unter www.portugaltolls.com.
Die Seite gibts noch nicht in Deutsch, aber in Spanisch, Französisch und Englisch. Da loggt ihr euch einfach mit der Identifier-Nummer ein, seht wo ihr überall wann und was bezahlt habt und könnt auch eure Registrierdaten bearbeiten.
Auf der Seite www.centerofportugal.com ist alles noch einmal umfassend und klar in Deutsch erklärt.
Generell hält sich die Höhe der portugiesischen Mautgebühren in Grenzen. Die paar Euro sind gut für die Nervenschonung investiert. Kein Vergleich zu den horrenden Mautgebühren in Frankreich.
Straßenkarten mit den Preisen der einzelnen Autobahnabschnitte gibt es unter portugaltolls.com/en/web/portal-de-portagens. So kostet zum Beispiel 136 Kilometer Autobahn A22, die Algarve-Mautstrecke von der spanischen Grenze bis nach Lagos, für einen PKW nur 8,70€. Ein Wohnmobil zahlt dafür 15,25 €.
Im Schnitt haben wir in Portugal pro Kilometer 10 Cent Maut gezahlt, entlegenere Strecken sind günstiger, Ballungsgebiete teurer. Zum Vergleich in Frankreich waren es 17 Cent pro Kilometer, wohlgemerkt, das sind Gebühren für ein Wohnmobil.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/07/autonahn.jpg7211280Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2017-07-18 16:28:172022-10-10 07:33:07Das portugiesische Mautsystem – geht auch einfach
Obwohl es uns in Almograve so unglaublich gut gefällt, fahren wir weiter – wir wollen die Küste Portugals weiter erkunden. Wir fahren nur etwa 50 km, denn in Porto Covo soll es einen Stellplatz geben. Wir finden den auch auf Anhieb, er liegt zentral im Ort. Der Platz wirkt auf uns trist und deprimierend. Der gestrige Tag ist einfach nicht zu toppen. Ich parke in der Mitte des schmutzigen, schäbigen Schotterplatzes, der extrem eng beparkt ist. Anscheinend gibt es auch hier einige Dauercamper. Also Leute, die Wochen oder gar Monate hier stehen. Ich laufe mit der Kamera um den Hals los. Das Städtchen ist wirklich nett, Restaurants, Eisdielen, Souvenirläden, aber alles nicht aufdringlich. Außerhalb des Ortes in der Nähe einer heruntergekommenen, ehemaligen Disko gibt es einen Parkplatz, wo schon ein französisches und ein spanisches Wohnmobil stehen. Dort knallen die Wellen gegen und über die Felsen, dort gibt es kleine sandige Buchten – dort ist noch ein Platz frei fürs Womo und uns. Ich fotografiere, weil gerade Flut und das Meer so aufgewühlt ist. Aber das Wetter ist trist, die Wolken ein langweiliges Grau ohne Konturen. Mir geht es gut dabei, diese Meereslandschaft in Langzeitbelichtungen einzufangen. Die Arbeit hat immer etwas Meditatives, das brauche ich gerade. Abends wird das Wetter leider auch nicht besser. Trotzdem erfreuen wir uns an der Küste und den Wellen. Unsere Klamotten, die Kameras und Stative sind nach der stundenlangen Tour salzig und klamm. Meine Finger und die Kamera sind so nass von der Gischt, dass ich die Schalter am Objektiv nicht mehr betätigen kann. Das hatte ich bisher noch nie.
Porto Covo
Verlassenes Gebäude in Porto Covo
So sind hier die Strände „beschriftet“
Sines
Am nächsten Tag suchen wir uns noch andere Strände. Die Internet-SIM-Karte meldet, dass sie nur noch einen Tag gültig ist. Huch, die sollte eigentlich noch eine Woche nutzbar sein? In Sines fragen wir im Vodafone Laden nach – da lief tatsächlich was schief, leider. Ich kaufe also nochmal für 15 Euro Internetvolumen und schaue mir dabei die Stadt ein wenig an. Gunter ruht sich derweil im Womo aus, er hat sich den Rücken verspannt. Sines ist eine seltsame Stadt. Neue, feine Häuser stehen direkt neben sehr heruntergekommenen. Auf der Straße laufen mir immer wieder riesige Kakerlaken über den Weg. Nur 500 m von der Kirche und dem netten Marktplatz entfernt, fühle ich mich wie in einem Slum. Mit der Kamera um den Hals komme ich mir richtig fehl am Platz vor.
Die hölzerne Tür zur Burganlage ist geöffnet. Von dort aus kann ich zu einem Aussichtstürmchen steigen. Die Übersicht auf die Stadt ist wunderschön.
Die Straße zurück nach Porto Covo führt entlang vieler Strände, die sich vor allem für Surfer eignen. Ich kann die Aussicht darauf nicht genießen, denn die Straße ist unglaublich holprig. Hätten wir Sahne in einem Becher geschüttet, sie wäre hinterher geschlagen gewesen.
Sines
In den Gassen von Sines
In den Gassen von Sines
Aussichtspunkt
Die Strände und Klippen von Porto Covo
Auf einem holprigen, weiten Platz etwa zwei Kilometer vor der Stadt stehen ein paar Mobile. Wir stellen uns dazu. Der Strand ist traumhaft, das Wetter ist es auch. Und diese Blütenpracht oberhalb der Küste, der Wahnsinn!! Das Meer ist grün und blau, die Felsen spitz und weniger spitz. Der Sand ist super fein und hell. Wir sind glücklich. Hier bleiben wir. Insgesamt bleiben wir sogar drei Tage, Ann Barbro und Erik besuchen uns noch einmal in Porto Covo, bevor wir uns zu weit von der Algarve entfernen. Wir fotografieren gemeinsam, zeigen Ann Barbro, wie man Langzeitaufnahmen macht. Sie ist frustriert, weil das Kameradisplay in der grellen Sonne nicht zu erkennen ist, überlegt schon, eine neue Kamera zu kaufen, bis Gunter auf die Idee kommt, die Kameraeinstellungen mal genauer durchzusehen. Klar, das Display stand auf schwacher Helligkeit, dann kann man in der Sonne nichts erkennen! Jetzt funktioniert es wieder.
Strandgrasnelken und Häuser in Porto Covo
Einige der Blumen riechen nach Curry, fanden wir cool
knallig grüne Algen auf den Felsen, Ebbe in Porto Covo
Gunter mit dem neuen Rollei Stativ am Strand
Wir laufen abends entlang der Küste bis in den Ort, eine Bucht schließt hier an die andere an, jede hat ihren eigenen Charme und überall sind die Wellen anders. Da bieten sich unglaublich vielfältige Fotomöglichkeiten. Wenn nur mal das Wetter so richtig mitspielen und uns einen guten, dramatischen Sonnenuntergang präsentieren würde! Unser letzter Tag ist wieder so fantastisch, endlich gibt es kleine Wölkchen, wir fotografieren auch mittags, wer weiß, was da abends wieder kommen wird. Der Wetterwechsel geht schnell hier am Meer im Wind. Der bringt dann auch tatsächlich viele, dicke, dunkle Wolken. Innerhalb weniger Minuten ist der ganze Himmel bedeckt. Wir fotografieren trotzdem – oder gerade deswegen. Diese Wolken sind endlich mal fotogen. Zum Sonnenuntergang gib es leichten Regen und Sonne. Fotografisch etwas zu grell, aber als Erlebnis ein Traum. Wir sind ganz allein draußen, es ist kalt, aber wunderschön. In den Wohnmobilen auf den Klippen rührt sich nichts, keiner öffnet die Tür und schaut raus, da flackern nur die Fernsehbildschirme.
Sonnenuntergang im Regen
Müll an den Stränden
Am Strand liegt relativ viel Müll. Am frustrierensten finde ich hier das Styropor, denn die Wellen zerschlagen es in die feinsten Krümmel. Mit einer großen Mülltüte bewaffnet sammel ich den Dreck auf. Auch zahlreiche grüne und rote Seilknoten. Die Leute liegen auf dem Strand und sonnen sich, mitten im Dreck. Wenn jeder eine Tüte Dreck mitnähme? Nach der nächsten Flut ist wieder Müll da, aber nicht mehr ganz so viel.
Ich am Strand – so braun war ich übrigens noch nie – außer als Kind vielleicht
Unfreundliche Camper
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich hier im Blog auch mal lästern darf? Habe mich entschieden, dass das mal sein muss. Wer also keinen Bock drauf hat, hüpft zum nächsten Kapitel.
Wir hatten uns einen Stellplatz in der Nähe des Hafens ausgesucht. Dort standen die letzten Tage schon Mobile, da gibt es ein großes Toilettenhäuschen, allerdings jetzt geschlossen und mit Graffiti versehen. Ist das vielleicht im Sommer ein offizieller Stellplatz? Oder war es mal einer? Wir parkten hinter einem deutschen Mobil ein, einem kleinen äteren Hymer. Da der Platz auch von PKW benutzt wird, lasse ich nur 3-4 m Zwischenraum. Schon als wir vorbei fahren schaut die Frau im Campingstuhl nicht gerade freundlich. Campingstuhl ist auf einem öffentlichen Parkplatz sowieso ein „no go“. Sie steht auf, schaut aufs Mobil und meint, ich solle doch noch einen Meter weiter vorfahren. Ich hab zwar keine Ahnung warum, mache das aber. Jetzt ist sie noch schlechter gelaunt, weil sie mich aufklären muss, dass das ironisch gemeint war. So naiv bin ich. Ja, ich geb es zu. Gunter und ich schauen uns nur kurz an und sind der Meinung, dass Portugal zu groß ist, um solche Nachbarn zu ertragen. Unser Haus hat Räder, wir fahren halt woanders hin.
Am nächsten morgen, wir haben eine ruhige Nacht neben französischen Nachbarn gehabt, sind gerade ausgeschlafen, da kommt dieser kleine, alte Hymer angeholpert. Die Dame in schwarz (schwarzes Höschen, schwarzes Top, alles etwas zu eng, sieht aus, wie eine Presswurst) sitzt drinnen. Sie hat auch einen Gatten dabei, der lenkt das Mobil. Die beiden parken ganz vorne an den Klippen, da, wo das Parkverbotsschild steht. Dann hängen sie die Wäscheleine auf, drauf kommen 10 schwarze kurze Höschen und 10 schwarze Tops. Die Leine hängt am Parkverbotsschild! Er öffnet die Motorhaube und fängt an zu schauben, das Ersatzrad steht neben dem Mobil. Also echt jetzt?
Es kommt aber noch besser. Der Platz ist beliebt bei Mobilisten. Immer wieder fährt jemand an, wendet und fährt wieder weg. Wir fotografieren bis spät abends und lachen mal herzhaft auf, als wir das sehen: das kleine, alte Mobil steht vorne auf der Klippe, da wo man nicht parken sollte, und vier, fünf Mobile parken weitest möglich davon weg in der hintersten Ecke des Schotterplatzes. Auch wenn es lustig aussieht, so was macht mich echt traurig. In den nächsten Tagen traue ich mich kaum, neben einem anderen Mobil zu parken. Was, wenn ich auch da nicht erwünscht bin? Lasse ich auch genügend Platz?
Große Wellen bei der Lagune Santo Andre e Sancha
Wir fahren weiter, schauen uns nur 30-40 km weiter nördlich eine Lagune in Costa de Santo Andre an. Da parkt ein kleiner Volkswagen Camper neben uns ein. Die freundliche ältere Dame steigt aus und fragt uns, ob sie zu dicht stünde. Sie möge das nämlich selbst überhaupt nicht, wenn Camper sich direkt neben sie stellen! Dem gehe ich jetzt im Gespräch mit ihr – Susanne heißt sie – nach. Klar, wir mögen es auch nicht, wenn man, wie auf dem super häßlichen Stellplatz von Porto Covo so ganz dicht auf dicht steht. Aber dieses freundliche Miteinander wie in Almograve ist doch ganz wunderbar. Man spricht sich kurz ab, entweder mit Handzeichen oder einem freundlichen Nicken oder sogar verbal und dann steht man da gemeinsam und genießt die Natur. Susanne braucht mehr Raum zum Atmen, meint sie. Aber auf der anderen Seite hat sie auch gern weitere Camper in der Nähe, weil das ein Gefühl der Sicherheit gibt.
besser nicht schwimmen gehen
Wellen
Gemütlicher Campingplatz am Praia Gale
Die Lagune gefällt uns nicht ganz so gut, obwohl die Wellen außergewöhnlich hoch sind. Irgendwie wirkt im grellen Licht der Sonne alles sehr karg. Die Lagune ist grün und tief, sie riecht etwas abgestanden, was sie wohl auch ist. Wir möchten weiterziehen, Susanne will mit. So fahren wir gemeinsam, finden den engen Weg zu einem bestimmten Strand nicht und landen bei einem Campingplatz. Der kostet 15 Euro, das finde ich in Ordnung. Der Platz ist wirklich nett. Dort stehen ganz viele deutsche Familien mit kleinen Kindern, die alle glücklich, teilweise nass und naturschmutzig herumtollen.
Der angrenzende Strand ist der Hammer! Das sieht aus wie der Bryce Canyon im Meer. Diese Farben sind überirdisch und sie wirken unecht aber unglaublich schön. Dazu das Blau des Meeres, das Rauschen der Wellen und diese Weite. Was für ein Kontrast zum Campingplatz mitten im ruhigen Wald voller glücklicher Kleinkinder. Cool.
Praia Gale
Welle am Praia Gale
Leider erfahre ich an diesem Traumstrand, dass unser guter Freund Per Ole, der Walkapitän aus Norwegen, gestorben ist. Ich schaue auf das Meer, welches Per Ole so geliebt hatte und bin unendlich traurig. Die Wellen, das Kommen und Gehen des Meeres, das Wetter – alles scheint unendlich, nur der Mensch ist Besucher in diesem grandiosen Theater. Ich sage Euch – es ist unsere Pflicht, die Schönheit der Welt zu genießen in der Zeit, die wir auf dieser Erde haben!!
Susanne will die 10 Euro für den Campingplatz nicht ausgeben, sie kommt aber zum Essen vorbei. Zum Frühstück treffen wir uns auch noch einmal, dann trennen sich unsere Wege wieder.
Die Lagune von Rio Sado und die Halbinsel Troia
Die Landschaft ändert sich wieder. Wir fahren vorbei an Reisfeldern – ich bin ganz aus dem Häuschen. Zum ersten Mal sehe ich Reisfelder. Zu Reisfeldern gehören Störche, die brüten hier überall und stehen in den Feldern und suchen nach Fröschen. In einem kleinen Dorf sind es ganz besonders viele brütende Störche.
Leider bin ich so ins Staunen vertieft, dass ich kein Foto mache. Der Fähranleger für die Fähre nach Setubal kommt auch ziemlich schnell, eigentlich hätte ich mir gern die Küste, die Dünen, die Reisfelder und Störche noch genauer angesehen. Aber: es gibt viel zu entdecken, also weiter nach Norden. Die Fähre kostet etwas über 30 Euro, sie hat uns einen recht großen Umweg außen herum gespart.
Wir sind schnell durch Setubal durch und steuern mal wieder auf einen Leuchtturm zu.
ANMERKUNG: ich hänge im Live Bericht hinterher, weil tagsüber das Licht zu grell zum Arbeiten am Notebook ist und ich Nachts viel zu müde bin. Ich schreibe aber fleißig, der Bericht wird nur geringfügig zeitversetzt veröffentlicht. Wir sind zur Zeit im Norden Spaniens und hängen mal wieder mit einem Womoschaden fest.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/06/portoCovo-6586.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2017-06-19 00:33:462022-10-10 07:30:23Die Klippen von Porto Covo, der Strand Gale und unfreundliche Camper
Erst nach einem weiteren Besuch des Hafenstädtchens St Jean de Luz fahren wir weiter. Der Stellplatz war nachts wider Erwarten recht ruhig. Der Berufsverkehr weckt uns morgens dann frühzeitig, was auch in Ordnung ist.
Der französische Leuchtturm Socoa
Die Küste Richtung Spanien hat hier einiges zu bieten. Sie ist auf ganz eigenartige Weise extrem steil. Wir stehen hoch oben und staunen über die Natur. Wie Pfannkuchen sind die Felsen hier aufeinandergestapelt und umgefaltet. Gigantische Pfannkuchen. Mir macht dieses schräge Gefälle etwas Angst. Nachts träume ich sogar davon.
In engen Gassen versteckt sich ein kleiner Leuchtturm. Den muss ich mir erlaufen, weil wir mit dem Mobil nicht hinkommen. Der Weg ist weit, der Küstenpfad ist gerade vor dem Leuchtturm Socoa gesperrt. Ich muss ganz außen herum und bekommen doch keinen schönen Blick auf den kleinen Turm. Also laufe ich wieder zurück und mache durch den Zaun und bei der Absperrung Fotos. Ich klettere nicht drüber, obwohl ich es könnte und es auch nicht gefährlich ist. Bin ich noch zu brav?
Küste in Frankreich kurz vor der spanischen Grenze
Socoa Leuchtturm, Frankreich
Das ist der letzte Leuchtturm in Frankreich. Jetzt fahren wir nach Spanien. Yippieh! Wir schaffen es nach Spanien. Endlich. Seit 8 Jahren wollen wir hier hin, jetzt endlich haben wir es geschafft.
Faro de Higuer
Der erste Leuchtturm steht direkt hinter der Grenze. Von Frankreich aus haben wir ihn schon gesehen. Ich muss mich aber erst mal an den spanischen Verkehr gewöhnen. Eigentlich geht alles gemächlich und fair. Aber diese ganzen Schilder sind neu für mich. Und diese Schwellen vor den Fußgängerübergängen sind beachtenswert. Zum Schutz des Mobils. Die Dinger sind ganz gewaltig hubbelig. Ich kann die höchstens mit 10 km/h nehmen und es gibt viele davon. Also tuckern wir so vor uns hin auf unseren ersten spanischen Straßen. Der Leuchtturm steht, wie kann es anders sein, auf einer Klippe. Wir fahren im Hafen entlang, da gibt es einen schönen Stellplatz direkt am Strand. Wäre ne Idee, hier zu übernachten.
Aber wir wollen zuerst den Leuchtturm sehen. Da zeigt ein Schild zu einem Campingplatz und dem Leuchtturm, wir fahren in eine Art grünen Tunnel. Die Straße wird eng, sie wird steil und sie schlängelt sich in engen Serpentinen den Hügel hoch. Von Null auf ich weiß nicht wieviele Meter. Mir ist es zu steil. Dass das ne Einbahnstraße ist, steht unten nicht. Das hätte ich aber gern gewußt. Mein Puls war wohl gut über 100, wir stehen schließlich vor dem Leuchtturm. Uff, dem ersten spanischen Leuchtturm. Das Gebäude sieht nach klassischem Leuchtturm aus. Turm mit Lampe und Wohngebäude direkt neben an. Davor ein Garten. Alles ist abgeschlossen, prohibito el paso schilder. Neben dem Leuchtturm gibt es ein kleines Restaurant, in dem ein paar Leute sitzen und spanische Schlagermusik aus einem billigen Lautsprecher tönt. Etwas weiter entlang der Straße ist ein gigantischer Campingplatz, mit hohen Mauern, wie eine Festung gesichert. Leider bieten sich da wenig Blickrichtungen und Fotomöglichkeiten zum Leuchtturm an. Wir laufen mal in die eine, dann in die andere Richtung. Die Küste sieht hier ganz anders aus, wie die vor ein paar Kilometern in Frankreich. Es ist steil, die Felsen liegen scheinbar planlos im Wasser. Das Meer ist ruhig. Die Bäume blühen und duften um die Wette.
Faro de Higuer, Spanien
Faro de Higuer, Spanien
Wir ziehen weiter. Nicht durch den engen, grünen Tunnel, sondern schön gemächlich auf einer breiten zweispurigen Straße wieder raus aus dem Ort.
Der Faro Zumaia
Auf der Autobahn fahren wir zum nächsten Leuchtturm in Zumaia. Im Ort fahren wir eine ganze Weile entlang der in Spanien sehr präsenten Reihenhochhäusern, im Hafen wird gebaut, Bauzäune sperren den interessanten Bereich ab. Schade. Wir suchen den Leuchtturm und finden ihn erst mal nicht. Erst der Blick nach oben hilft weiter. Im Hafen gibt es einen hohen Fels, und darauf thront der Leuchtturm mit blauer »Mütze«. Tja, das ist ne fotografische Herausforderung. Auch, wenn das Wetter blauer nicht sein kann – Himmel tiefblau, Meer blau, Leuchtturm blau – wir tun uns schwer. So wandern wir entlang der Küste durch frisches Grün und gelbe Blumen. Auch da geht die Küste steil nach oben, der kleine Wanderpfad klammert sich mit Mühe an die Küste. Hoch oben gibt es einen Aussichtspunkt, sogar mit Glaskuppel. Wir suchen uns den Weg dorthin, vorbei an weiteren Hochhäusern laufen wir höher und immer höher hinauf. Dann wieder dieses Schild: prohibito el Paso. Das gilt sicher nur für Autos, denken wir und laufen weiter. Kurz vor dem Ziel, eine Frau saugt vor dem Haus ihr Wohnmobil – wie ist das denn den Hang hinauf gekommen, frage ich mich. »Nein, hier dürft ihr nicht durch, das ist alles privat« meint sie als ich nachfrage. »Gibt es denn eine Möglichkeit, wie es heute doch geht, für zwei Minuten?« Frage ich. Sie erlaubt es uns schließlich, ein paar Fotos zu machen. Wir sollen aber nicht groß drüber reden. Nach drei Fotos sind wir auch wieder weg. Naja, vielleicht waren es auch vier Fotos.
Der Leuchtturm Zumaya, Spanien – irgendwie sitzt er wie auf einem Thron, meint ihr nicht auch?
Zumaya, Spanien – Die Blumen bringen etwas Farbe ins Bild
Zumaya, Spanien – eins der Fotos von oben herab, wo weitere Häuser stehen
Zumaya, Spanien – Wenn man nur die Leuchtturmfotos sieht, kann man sich nicht vorstellen, dass er eigentlich fast in einer stinknormalen Wohnsiedling steht. Durch diese Straße muss übrigens das Wohnmobil gekommen sein, welches die Frau weiter oben gerade saugte.
Auf nach Andalusien
Wir haben kurzfristig entschieden, in den Süden nach Andalusien zu fahren, und dort unsere Spanientour fortzusetzen. Es ist noch kalt nachts, wir frieren uns einen ab. Da wir unseren Gasvorrat einteilen müssen, stellen wir die Heizung auch nicht an. Morgens haben wir nur 6° C im Innern des Womos. Da fällt das Aufstehen schwer. Viel Fahrerei ist heute angesagt. Quer durch Spanien ist kein Pappenstiel, das zieht sich ziemlich hin.
Heute wollen wir noch bis Palencia. Dort wollen wir auf den kostenlosen Stellplatz, den wir wahrscheinlich erst nach Sonnenuntergang erreichen.
Auf der spanischen Autobahn
Die spanische Autobahn ist übrigens wunderschön. Wir fahren durch eine extrem grüne, bergige Landschaft mit zahlreichen Tunneln. Es gibt auch einige Steigungen, wie die Kasseler Berge, aber schöner. Eine landschaftlich so beeindruckende Autobahnstrecke haben wir noch nicht gesehen. Die Mautgebühren sind günstiger als die in Frankreich.
In Palencia ist viel los, die Wohnmobilstellplätze sind fast alle belegt. Flair hat der Platz nicht – nun, als wir da stehen, gibt es wenigstens einen. Hinter uns diese typisch spanischen Wohnblocks, neben uns ein Park, aber mit hohem hässlichem Zaun. Bis 23:00 Uhr liegt noch Musik in der Luft, sie scheint aus dem Park zu kommen. Dann wird es ruhig. Nur die Vögel singen. Das ist immer der Vorteil, wenn wir nicht am Meer stehen, dann genieße ich die Singvögel. Im Dröhnen der Wellen höre ich die Singvögel nie.
Morgens radle ich in die Stadt und besorge eine SIM-Karte fürs mobile Internet. Der günstigste prepaid Tarif ist 20 Euro für 2 GB. Nicht wirklich prickelnd. Die freundliche Orange- Angestellte richtet mir die SIM Karte auf meinem Smartphone ein. Wir verständigen uns mit dem Google Translator in ihrem Telefon. Das klappt wunderbar. Das Einrichten dauert trotzdem mindestens eine Stunde. Wie schön, dass sie das macht, bei mir hätte es sicher noch länger gedauert.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/05/baskenland-1591.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2017-05-05 14:00:352022-10-10 07:17:38Drei Leuchttürme in Südfrankreich und Nordspanien
24. April
Wir verlassen Ste Marie de la Mer recht früh, das Wetter ist trüb, was die Sache leichter macht. Wir wollen noch einen Leuchtturm suchen, Gunter findet ihn aber in der Karte nicht und schwups sind wir vorbei. Uns gefallen die Bäume in der Region weiter westlich, da könnte man auch noch mal eine Reise hinmachen, damit man mehr Zeit hat. Wir wollen nach Spanien, also schwingen wir uns wieder auf die Autobahn. Lourdes weiter westlich ist unser heutiges Ziel. Bei Carcassonne verpassen wir einen Rastplatz mit wunderbarer Aussicht auf die Stadt, ansonsten ist die Autobahnfahrt sehr ruhig.
Endlich mal ein Supermarkt ohne Höhenbeschränkung
Am späten Nachmittag erreichen wir Lourdes im besten Licht. Die Aussicht auf die Pyrenäen begeistert uns. So macht das Fahren echt Spaß. Endlich sehen wir ein Einkaufszentrum ohne Höhenbegrenzung. Wir stürmen den Supermarkt. Gunter scheint ausgehungert zu sein.
Die Gassen in Lourdes sind eng, der Busverkehr quält sich durch den Verkehr. Die Stellplatzsuche gestaltet sich schwierig in der Stadt. Die Verkehrsführung wurde geändert, wir trauen dem Navi nicht mehr. Stellplätze gibt es auch keine in unserer App angegebenen. Wir quetschen uns in der Stadt auf einen engen Platz und zahlen die Parkuhr. Gunter mag nicht mitkommen. Schade. Ich schlendere an all den Souvenirläden entlang. Wow, was für ein Kommerz! Ich kaufe einen Kühlschrankmagneten und eine Plastikflache für das berühmte Lourdes Quellwasser und fühle mich komisch dabei. Ja, deswegen gibt es da soviel Souvenirläden, weil die Leute den Kram auch kaufen.
Basilika von Lourdes
Ein magischer, energiegeladener Ort – Lourdes
Danach schaue mir den großen Platz, die Kirche und Grotte eine Stunde lang an. So viele Gläubige, dieses andächtige Beten (ich bin in einer Gruppe Italiener gelandet), die Magie des Ortes und das klare Licht – ich bin begeistert!. Mir läuft Gänsehaut über die Arme und den Rücken. Doch die Fotografin in mir ist übermächtig. Ich kann die Stimmung nicht einfach nur auf mich wirken lassen, nein, ich muss es fotografieren. Ich bin der Meinung, dass Gunter das unbedingt sehen muss! Gunter meint, dass es ihn traurig macht, die vielen schwerkranken Menschen zu sehen, die auf Heilung hoffen. Bei der Anzahl Menschen, die Lourdes jeden Tag besuchen ist der Anteil, der wirklich eine „Wunderheilung“ erfährt schwindend gering.
Decke in der Kirche von Lourdes
In der Kirche von Lourdes
Die Basilika von außen
Blick zur Basilika von Lourdes
Marienstatue, Lourdes
Detail der Basilika, Lourdes
Die Grotte von Lourdes
Die Grotte von Lourdes
Nonnen beten vor der Grotte von Lourdes
Prozession über den Platz vor der Kirche
Wir suchen weiter nach dem Stellplatz und finden ihn weit hinter dem Parkplatz Paradies außerhalb der Stadt (10 Euro) da stehen die Wohnmobile noch hinter den Bussen. Wir fahren mit den Rädern wieder in die Stadt hinein und kommen gerade rechtzeitig, um die Prozession in der Nacht zu fotografieren. Die Ordner haben alle Hände voll zu tun um die Menschenmassen in die gewünschte Position zu bekommen. Freundlich sind sie dabei leider nicht. Wir verdrücken uns vor Ende der Zeremonie wieder aus der Stadt, um mit den Rädern gut durch die Gassen zu kommen. Die Nacht ist sehr ruhig, nicht mal der sehr nahe Bach plätschert.
Dartford Crossing, Maut bezahlen und Strafe verhindern
(Aktualisierung am 19.07.2019, siehe am Ende des Artikels)
Wer von Dover kommend an London vorbei Richtung Norden fährt und die östliche Route wählt, muss irgendwann über die Themse. Der einzige vernünftige Übergang ist Dartford Crossing. Nach Norden fährt man durch einen Tunnel, nach Süden über die Queen Elizabeth II Bridge.
Wir können uns noch dunkel erinnern, dass wir vor Jahren vor der Tunneleinfahrt ein paar Pfund an einem Kassenhäuschen bezahlt hatten. Dieses Mal sind aber keine Kassenhäuschen zu sehen, nur irgendwelche obskuren Hinweise, dass man die Gebühr auch im voraus online bezahlen könnte. Wie das im Einzelfall vonstatten gehen sollte, war nicht erklärt.
Noch nie war Bezahlen so schwierig, Dartford Maut, Dart Charge
Wir fahren also fröhlich, nein, eher voll gestresst von dem hektischen Verkehr, inmitten von 3 Spuren voller wie verrückt rasender Lastwagen, durch den Tunnel, und hoffen nur, bald die M25 Richtung Cambridge verlassen zu können. Von weiteren Hinweisen auf die Tunnelmaut ist weit und breit keine Spur. Auffällig sind nur Duzende von Kameras, welche die Autokennzeichen scannen.
Damit hätte sich die Sache für einen unbedarften Urlauber eigentlich erledigt gehabt. Keine richtige Information, keine offensichtliche Zahlungsmöglichkeit, keine sonstigen Warnungen, also auch keine Zahlungsverpflichtung?
Dartford Maut bezahlen – Bloggen kann vor Strafe schützen
Achtung! Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wir werden durch einen Kommentar von Andreas in unserem Blog auf den Tatbestand aufmerksam, dass bei Nichtbegleichung der Mautgebühr, Dart Charge genannt, von 2 bis 3 Pfund innerhalb eines Tages, sofort Strafgebühren in der Höhe von 70 Pfund anfallen. Die müssen ebenfalls zeitnah bezahlt werden, sonst steigt die Strafe auf über 100 Pfund an.
Weil wir gerade einen Zwischenstopp bei Freunden in der Nähe von Cambridge einlegen, haben wir Zeit, uns über das Internet schlau zu machen, und können auch unsere Freunde zu dem Thema befragen.
In Shops mit diesem Zeichen kann die Dart Charge bar bezahlt werden
Für Ausländer ist es nämlich gar nicht so einfach, die Gebühr zu zahlen. Es geht zwar per Smartphone, funktioniert aber nur mit SIM-Karten von britischen Providern. Für Zahlung mit Kreditkarte muss man sich online durch Formulare quälen. Und für Barzahlung bei Payzone-Zahlstellen muss man erst mal online einen Shop finden, der dieses Zahlsystem auch anbietet. Dafür muss man dann runter von der Autobahn in das entsprechende Ort fahren. Das ist mühsam, stressig und zeitaufwendig, und der geringe Betrag ist eigentlich den ganzen Aufwand nicht wert. Wenn da die Strafgebühr nicht wäre.
Telefonisch kann auch bezahlt werden, allerdings über eine gebührenpflichtige Nummer, die die Kosten nochmals hochtreibt. Diese Möglichkeit haben wir aus diesem Grund nicht weiter verfolgt.
Ganz schwierig für Reisende – hier fehlt die Information!
Kurz gesagt, das neue System ist eine Frechheit gegenüber ausländischen Touristen, die meist ahnungslos in diese Mautfalle tappen. Weil auch die Touristeninformationen nicht darauf hinweisen, und auch an den Fährterminals Richtung England keine Hinweise stehen, fordert das komplizierte Bezahlsystem ein Falschverhalten geradezu heraus.
Dummerweise hat die englische Regierung in den anderen EU-Ländern mit Zustimmmung von deren Regierungen, Inkasso-Unternehmen damit beauftragt, die saftigen Strafen für das Nichtbezahlen einzutreiben. Viele davon Betroffene knicken vor deren Drohungen sofort ein und zahlen brav.
Ich denke, hier wäre eine Verbraucherschutzklage nicht unangebracht. Jeder Online-Shop würde für solche undurchsichtigen Bedingungen und halsabschneiderische Strafgebühren zur Verantwortung gezogen. Regierungen aber können anscheinend machen, was sie wollen, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die Engländer sind auch genervt
Übrigens sind auch die Engländer nicht gerade begeistert von dem neuen, seit November 2014 bestehenden System. Hauptsächlich aus den obengenannten Gründen, viele ältere Briten habens nicht so mit der modernen Kommunikationstechnik und tappen auch in die Falle.
Ärgerlich sind die Engländer auch, weil sich die Gebühren trotz des Wegfalls der Kassenhäuschen verteuert haben, und die Regierung das Versprechen, die Mautgebühren für die Brücke nach deren Bezahlung abzuschaffen, nicht eingehalten hat. Saftige 20 Prozent Aufschlag, wie auch beim Tunnel, hat die Regierung aufgeschlagen. Raubritter und Ripp-Off sind in den englischen Foren noch die harmloseren Ausdrücke für die Regierung.
Was können wir dagegen tun? Wir könnten uns beim Verbraucherschutz beschweren, es gegenüber der Inkasso-Gesellschaft auf eine Klage ankommen lassen, zähneknirschend eine der unkomfortablen Zahlungsmethoden akzeptieren, irgendwie im voraus bezahlen, oder einfach zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr die Themse überqueren. In dieser Zeit ist die Benutzung kostenlos.
Wir haben unsere Gebühr unter Angabe des KFZ-Kennzeichens in einem kleinen Tante-Emma-Laden in Ely bar über Payzone bezahlt. Die Besitzerin wies mich noch höflich darauf hin, die Quittung unbedingt mehrere Monate aufzubewahren, denn des öfteren käme es zu ungerechtfertigten Strafgeldforderungen, und ohne Quittung könne man sich nicht dagegen wehren.
Also, liebe England Reisende, passt auf!
AKTUALISIERUNG vom 19. Juli 2019
Sabine hat gerade einen Kommentar gepostet, und wie es aussieht, ist das Bezahlsystem inzwischen gewaltig verbessert worden.
Jetzt können auch ausländische Kreditkarten zur Bezahlung angegeben werden, um die Gebühren online zu begleichen. Dartfortcrossingcharges.co.uk hat sogar eine Website auf Deutsch, über die Zahlungen abgewickelt werden können. Die sieht zwar ziemlich amateurhaft gestrickt aus, scheint aber zu funktionieren.