An einem grau verhangenen Nachmittag fuhren wir auf dem Campingplatz von Hasle, nördlich von Rønne. Trotz des Nieselregens gingen wir das kurze Stück durch den Wald zur Küste. Still und monochrom lag die Ostsee vor uns. Graue Felsen hockten wie schlafende Urzeitwesen im flachen Küstenwasser. Das sanfte Rauschen des Regens und das leise Plätschern der Dünung verstärkten noch den friedlichen Eindruck.
Gabi an der Küste bei Hasle auf Bornholm
Wie müde Schildkröten liegen die Steine im seichten Wasser
Etwas später in der Rezeption begrüßte uns ein wohlgenährter, gut gelaunter und sehr gesprächiger älterer Herr. Während der angeregten Unterhaltung kamen wir auch auf die seltsamen, fassförmigen Häuschen in der strandseitigen Ecke des Campingplatzes zu sprechen. Da sprühte unser Gegenüber richtig vor Begeisterung.
Diese tonnenförmigen Gebilde sind ihm auf der Kopenhagener Campingmesse aufgefallen, wo sie als Sauna angeboten wurden. Er hat umgehend den Hersteller dazu überredet, ihm einige dieser Rundhäuser als Campinghütte auszubauen und bei ihm aufzustellen. Jetzt hat er vier dieser Campinghütten in Hobbithausen stehen, wie er diese Ecke seines Campingplatzes nennt. Dazu gesellt sich noch eine stilgerechte Sauna mit lustiger Außendusche und eine Freiluftküche (noch im Aufbau).
Hier entsteht Hobbithausen auf dem Campingplatz von Hasle
Die Dusche funktioniert. Ernsthaft wollten wir sie aber nicht testen.
Er lieh uns die Schlüssel zu den Hütten, damit wir auch einen Blick hinein werfen konnten. Ein kleiner Vorraum mit ausklappbarem Tisch und die Schlafkoje im hinteren Teil. Nicht groß aber kuschelig. Und im Sommer spielen sich die meisten Aktivitäten sowieso im Freien ab. Wir mussten auch unbedingt die Dusche testen, ein Eimer mit einer Schnur dran, in drei Metern Höhe aufgehängt. Die Befüllung erfolgt automatisch, durch Ziehen an der Schnur wird das arme Saunaopfer mit einem Schwall eiskalten Wassers übergossen.
Das Schlafzimmer eines Hobbithauses
Der Eingangsbereich bietet Sitzgelegenheiten, Stauraum und Umbaumöglichkeiten
Das Interesse an den Hobbit-Häusern sei sehr groß, auch wenn sie noch nicht auf der Homepage erwähnt sind. Der Besitzer schaut verträumt in die Luft und plant schon Herr-der-Ringe-Events für den kommenden Sommer. Dann wird er sich und seine Mitarbeiter als Zauberer, Orks, Hobbits oder Elfen verkleiden, und ein richtiges Hobbit-Fest aufziehen. Plötzlich holte er eine Ork-Maske unter dem Tisch hervor, zog sie über und lachte sich halbtot.
Blick durch die Türglasscheibe in die Sauna
Ein Kinderballon hat zwischen den Steinen sein letztes Helium ausgehaucht
Altes Bootshaus am Strand im doppelten Sinn: das Dach ist ein altes Fischerboot
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/11/MG_6916.jpg467700Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2014-11-18 17:48:002023-01-30 19:00:50Ab in die Tonne – Hobbit-Häuser auf Bornholm
Mein Wecker war zuverlässig, er piepste mich vor 6:00 Uhr aus dem Schlaf. Wir frühstückten nicht, sonder fuhren direkt zum Fähranleger. Noch immer hingen schwere Wolken am Himmel, auf dem Meer zeigten sich weiße Wellenkämme. Die Fährfahrt war trotzdem halbwegs ruhig.
Sonnenaufgang auf dem Meer
Die Sonne kam hinter dem Horizont hervor, glücklicherweise hatten wir diesmal die kleine GoPro an das Geländer geklemmt. Es lohnte sich. Wir fuhren einige kleine Häfen an. Auf Föglö verließen wir die Fähre, rückwärts, was mir nicht so gut gefiel. Anscheinend war der Anleger in Överö defekt, denn drei Angestellte der Fähre mühten sich mit diversen Holzkeilen darum, den großen Höhenunterschied zu mindern. Aber kaum waren wir mit den Hinterrädern drüber, da sprangen die Keile weg und ich bremste geistesgegenwärtig. Endlich waren wir wieder sicher auf festem Boden.
Da wir beim Radeln vor einigen Tagen den Hauptort von Föglö nur flüchtig angesehen hatten, holten wir das jetzt nach. Im Lädchen kauften wir Milch und frühstückten gemütlich. Dann fuhren wir die 10 km zum Fähranleger wieder hoch. Hmm, da stand nun eine ziemlich kleine, offene Fähre, die Auffahrtrampe passte immer noch nicht. Wieder wurden Keile gelegt, doch diesmal durfte ich wenigstens vorwärts drauffahren. Die Fähre sackte etwas ab, als wir mit den Vorderrädern draufstanden und wieder sprangen die Keile weg. Aber diesmal war ich darauf vorbereitet.
Boot im Wind
Wellen in der Nähe des Fähranlegers
provisorische Rampe
Wohnmobil und LKW auf der Fähre – der LKW wird gerade angebunden!
Aland Flagge
Leuchttürmchen
Hinter uns fuhr ein großer LKW auf das Deck, da auch das gleiche Spiel mit den Holzkeilen. Dann wurde der Lastwagen auch noch angebunden. Wir nicht. Die Fahrt war ruhig, bis wir quer zur Insel Kumlinge fuhren. Dann fing es heftig an zu schaukeln. Wir saßen im Wagen und hofften, dass der LKW uns nicht nach vorne schieben und ins Meer schubsen würde. Naja, so schlimm wars dann doch nicht. Das Herunterfahren war einfach, anscheinend war nur die Överö Anlegestelle defekt gewesen.
Brandö
Wir durchquerten Kumlinge, genau wie damals mit dem Fahrrad, und nahmen dann am nördlichen Ende die nächste Fähre, die uns nach Brandö bringen würde. Diese Fährfahrt war ruhig und angenehm, wir saßen im warmen Salon und nutzten das Internet. Hier fuhren wir vorwärts drauf und auch wieder runter, alles ohne Holzkeile.
Auf Brandö suchten wir dann erstmal einen Campingplatz. Der in der Karte eingezeichnete war ziemlich langweilig auf einer schattigen Wiese an der Durchgangsstraße, ohne Zugang zum Wasser. Ein Schild wies den Weg zu einen weiteren Campingplatz in Fiskötorpet, ganz abseits der Hauptroute.
Über kleine, holprige Feldwege kamen wir schließlich an eine Gabelung, eine Frau wies uns die korrekte Abbiegung. Sie war auch die Besitzerin des Campingplatzes. Wir staunten über den hohen Preis von 31 Euro. (Bisher lagen die Preise für vier Leute zwischen 19 und 24 Euro). Doch staunten wir noch viel mehr, als wir merkten, dass es keine Küche gab. Es gab auch kein Trinkwasser und nur ein kleines, ziemlich gefülltes Plumpsklo, dafür aber zwei Saunen.
Amy und Noah auf dem Badesteg
kleine Wellen, Felsen und Wolken
Sauna mit Aussicht
Felsen und Weite
Eine Sauna wurde gerade mit einem wohlriechenden Holzfeuer aufgeheizt. Ich bekam Lust auf eine Schwitztour, doch die Sauna würde nochmal 15 Euro extra kosten, da nur ich und Amy Saunalust hatten, lohnte es sich nicht.
Die Lage war dafür jedoch Klasse und ruhig war es auch. Außer uns gab es keine Camper, nur eine Gruppe Finnen in der Sauna. Und die waren nach einer Stunde wieder weg. Als Dusche diente die Saunadusche, die ich hier erwähnen möchte, weil sie einen Panoramablick über das Meer bot. Abzuschließen war die Dusche nicht, durch das große Fenster konnte ja jeder sehen, dass geduscht wird. Ich nutzte diese Gelegenheit und schaute tatsächlich während ich mir die Haare einschäumte hinaus aufs Meer. Ein solche Erlebnis hatte ich bisher noch nie…
Wir fanden den Platz insgesamt OK, nur der hohe Preis war nicht angemessen und trübte den Spaß. Wenn erst einmal ein Servicegebäude mit Küche fertig ist, ist Fiskötorpet Camping sicher empfehlenswert.
Wir erfuhren noch, dass die Umbauarbeiten des Campingplatzes ins Stocken geraten waren, als im Mai diesen Jahres das Haus der Eheleute abgebrannt war.
Die Wolken hingen nach wie vor schwer am Himmel. Ich fotografierte abends ausgiebig mit Hilfe des Statives und machte Langzeitaufnahmen.
Die Nacht war extrem ruhig, der Wind hatte sich gelegt, es regnete nicht. Ach, wie erholsam ist dann der Schlaf. Morgens weckte uns die Sonne am strahlend blauen Himmel und die Welt sah wieder ganz freundlich aus.
Das beste Nachtlichtspektakel der Reise kam am letzten Tag in Skandinavien und es überraschte uns völlig! Sandhammaren, welches zu der Gemeinde Ystad gehört, war unsere letzte Übernachtung ganz im Süden von Schweden. Der Strand hat Schwedens feinsten Sand, Strömungen verlagern diesen Sand immer wieder. So findet sich in den vorgelagerten Gewässern auch gleich der größte Schiffsfriedhof Schwedens. Ja und das führt zwangsläufig dazu, dass sich genau an dieser Stelle ein außergewöhnlicher Leuchtturm befindet, was der Grund war, warum wir an dieser Stelle übernachten wollten!
Wie in Zeitlupe fuhren wir entlang der Küste – diese letzten Kilometer auf sehr kleinen Strassen genossen wir ganz bewußt. Das Licht spielte mit – trotz bedecktem Himmel fand die Sonne eine kleine Lücke, gerade groß genug für ein paar kräftige Strahlen, welche den Himmel fotogen färbten. Am Strand angekommen, liefen wir direkt mit den Fotoapparaten und Stativen los. Zuerst war der Leuchtturm mitten im Wald an der Reihe, danach lief ich mit den Kids (wir waren jetzt ja erstmals nur mit Zweien unterwegs) zum Strand.
Leuchtturm bei Sandhammaren, Schweden
Nach Sonnenuntergang am Strand
Nach Sonnenuntergang, Wellen am Strand
Leuchtturm bei Sandhammaren, Schweden – Der Leuchtturm schaut gerade so über die Bäume!
Nach dem Essen war der Himmel plötzlich sternklar! Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Der Strahl des Leuchtturms zog langsam über das Mobil. Moment mal, da war noch einer und noch einer…. Das sah geradezu gigantisch aus. Also, schnell die Stative geschnappt und nochmal los. Wir waren ganz allein. Ende Oktober gibt es keine Campinggäste mehr. Die Sterne funkelten, doch die ca. 12 Strahlen des Leuchtturms formten eine Art riesiges Zirkuszelt unter den Sternen. Wir staunten! Wir haben bereits viele Leuchttürme in der Nacht gesehen – doch so etwas Außergewöhnliches noch nie! Die Fotografie gestaltete sich schwierig. Wie sollten wir das für Euch festhalten?
Leuchtturm Sandhammaren im Wald – Foto aus zwei Aufnahmen: eine für den Wald und eine für das Licht des Leuchtturms!
Drehendes Licht des Leuchtturms Sandhammaren – der Strahl läuft etwas langsamer. Das werde ich später nochmal versuchen umzusetzen!
Es war dunkler als es sich anfühlte – die Kamera weis das immer besser. Da sich das Licht des Leuchtturms, wenn auch langsam, bewegte, musste die ISO hoch. Wir belichteten bis ISO 12800; was bei der D6 doch schon gewaltig rauscht, vor allem, weil trotzdem noch 1-2 Sekunden Belichtungszeit nötig waren. Das zählt dann als Langzeitbelichtung.
Die Sterne über dem Zelt aus Licht kommen auf den Bildern nicht so rüber! Ihr müsst also bei der nächsten Schwedenreise diesen Leuchtturm selbst mal Nachts ansehen und auf klares Wetter hoffen!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2013/11/MG_0347.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2013-11-11 15:59:072021-03-18 19:22:19Sandhammaren Leuchtturm im Süden Schwedens
An den Stränden von Hov tummeln sich nicht nur Unmengen von hellen, feien Sand, sondern auch schwarze, glatte Felsen in außergewöhnlichen Formationen. Zudem ist die Sicht gen Norden ganz frei, nicht mal einer der Lofotenberge verirrte sich hierher und die Bergkette der Vesterålen ist noch in weiter Ferne.
Hov bietet sogar noch mehr. Es regnete und wir suchten Strom für das Mobil, sonst wird alles zu klamm. Auf dem Campingplatz hatten wir bereits öfters übernachtet. Ich kenne die Frau, die den Campingplatz führt. Dachte ich! Ich traf Unni direkt bei der Ankunft vor dem Campingplatz. Wir schwätzten.
Fotos des Strandes in Hov auf den Lofoten
Hov, Scheune
Strand von Hov
Typische Felsen in Hov
Licht auf dem Zaun
Strand und Häuser von Hov
Neuer Campinplatz Besitzer in Hov
Jetzt gehört der Platz ihrem Sohn, der auch den Golfplatz betreibt. Wir hatten im Winter darüber berichtet, dass dieser sich im Winter, wenn die weißen Goldbälle im Schnee nicht mehr auffindbar sind, in das Polarlightcenter verwandelt. Die Lage eignete sich recht gut, wie wir aus Erfahrung wissen. Dass die absolut freie Sicht gen Norden gar nicht nötig ist, haben wir allerdings auch erfahren. Sogar in Henningsvaer sind super Fotos möglich und die Bergkulisse macht sich wenn sie schneebedeckt ist, sogar wunderbar!
Auf der Wiese vor dem Strand grasen Islandpferde. „Warum aber gerade Islandpferde?“ frage ich Frode Hov. „Das hier ist Wikingerland. Ich habe die Pferde wieder hierher zurück gebracht“ antwortet er mir. Etwa 1000 Hurtigruten Touristen kamen diesen Sommer zum reiten nach Hov. „Islandpferde sind für das Reiten durch das Gelände am besten geeignet“, meint Frode.
Islandpferd in Hov
Islandpferd in Hov
Islandpferd in Hov
Wir genossen zwei Tage lang die Ruhe auf dem Platz, meistens sogar ganz allein. Abends gab es Nordlichter, die wir bereits gezeigt haben, tagsüber seichte Wellen am hellen Sandstrand und Islandpferde.
Morgens war das Womo durch den stetigen Wind ziemlich durchgekühlt, wir hatten aber ruhig schlafen können. Ich war wie immer sehr früh wach, wollte natürlich mit dem Fotoapparat losziehen, denn morgens würde die Sonne auf den Klippen liegen. Doch es hatte geregnet, das nasse Gras am so steilen Abhang machte mir Angst, da traute ich mich nicht und blieb liegen. Doch gegen 8:00 Uhr krochen wir doch aus den warmen Betten ins eiskalte Mobil. Wir hatten keinen Campingplatz, also keinen Strom, also war es kalt. Es ist zwar Sommer aber saukalt! Beim Aufstehen fiel uns ein Lieferwagen mit jungen Leuten auf, die Ausrüstung in zahlreiche und sehr große Rucksäcke packten. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass es Vogelforscher waren. Heute würden sie Vögel mit kleinen Sendern versehen um ihr Verhalten nachvollziehen zu können. Da die Gewässer vor Schottland sehr flach seien, würde sich die Klimaveränderung hier sehr schnell auswirken. Gerne hätte ich das Einfangen und die Arbeit an den Vögeln fotografiert. Doch das war nicht möglich, weil die Methode wegen evtl Nachahmern nicht bekannt werden darf! Wenn man in der Nähe einer Alkenkolonie einen Fehler macht und die Tiere stört, kann der Nachwuchs der ganzen Kolonie gefährdet werden. Diese kleinen Vögel bauen ja keine Nester, legen die Eier auf den blanken Fels. Wird der Vogel nervös, fällt das Ei die Klippen hinuter.
Wir machten uns nach dem Frühstück ebenfalls auf in die Klippen und entdeckten tatsächlich einen Papageitaucher auf unserer Fototour. Die anderen Alken brüteten für gute Fotos zu weit in den Klippen, so fotografierten wir sie nicht.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2012/06/puffin.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2012-06-08 18:12:262018-08-05 12:17:45Findochty – ein absolut genialer Campingplatz und Flaschenpost!!