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Im Vallée des Traouïero

Jedes Mal wenn wir vom Wohnmobil-Stellplatz in Tregastel Richtung Ploumanac’h gefahren sind, ist und ein Hinweisschild aufgefallen: Vallée des Traouïero, verziert mit dem Blumensymbol für Naturschutzgebiete. Irgendwie haben wir es nie geschafft, uns damit näher zu beschäftigen. Aber so geht es wohl den meisten Touristen, denn wirklich viel Information über das Tal ist kaum zu finden.

gewaltige Bäume im Vallée Traouiero

Gewaltige Bäume im Vallée Traouiero

Endlich noch langsamer Reisen

Auf dieser Reise haben wir uns vorgenommen, das Tal des Traouïero zu besuchen. Auf dem Weg Richtung Ploumanac’h geht kurz hinter der Hafenbrücke rechts der Weg zum Tal ab. Gut gelaunt folgen wir mit unseren Fahrrädern und bepackt mit Kamerarucksack und Stativen dem Hinweisschild. Die Freude wird etwas gedämpft, als es plötzlich nur noch bergauf geht. Von weiteren Hinweisschildern fehlt auch jede Spur. Auf gut Glück biegen wir nach einiger Zeit links ab Richtung Granit-Steinbruch, weil hier ein Radwanderweg ausgeschildert ist. Steil geht es die gewundene Straße hinunter, unterstützt werden wir von einem kräftigen Rückenwind. Am Steinbruch vorbei taucht ein kleiner Ort auf. Da dämmert es uns, dass dies wohl doch nicht die korrekte Richtung gewesen sein mag. Also wieder zurück, diesmal die gewundene steile Straße hoch mit kräftigem Gegenwind. Die gute Laune ist inzwischen fast schon verweht. Schweiß tropft uns nicht nur von der Stirn.

Das Tal Traouïero ist nicht gut zu finden

Wir folgen weiter der Durchgangsstraße, da fällt uns ein unscheinbares niedrig stehendes Schildchen „Trail 9“ am Wegesrand zwischen den Bäumen auf, neben dem ein schmaler Fußpfad steil bergab führt. Na das sieht schon mehr nach dem Zugang zum bewaldeten Tal aus. Da waren wir ganz nah und durch das Verfahren halsten wir uns einige Höhenmeter zusätzlich auf. Wir fesseln unsere Räder an einen Baum und machen uns an den Abstieg in das bewaldete Tal.
Schon nach wenigen Metern bewegen wir uns in einer anderen Welt. Hohe Bäume, moosüberwachsen stapeln sich riesige Granitfelsen, unter denen rauscht und gurgelt ein kleiner Bach munter dahin. Immer wieder laufen wir über kleine Stege und Treppen, die es uns erleichtern, auf den relativ steilen Hängen zwischen Bäumen und Felsen voranzukommen. Es gibt nicht nur einen Weg entlang des Talgrundes. Immer wieder zweigen Nebenwege ab, führen aus dem Tal hinaus oder treffen wieder auf den Hauptweg.

 

Ruhe im Vallée des Traouïero

Vom starken Wind an diesem Tag ist hier unten kaum etwas zu spüren. Dafür zwitschern überall Vögel. Ein richtig idyllischer Ort, der uns sofort gefällt.
Das Traouïero Tal ist eine große Überraschung, die wir so nicht erwartet haben, es ist ein wunderbarer Kontrast zur Granitküste und strahlt eine unwahrscheinliche Ruhe aus. Das bewaldete Tal mit den gigantischen bewachsenen Granitfelsen, den verwunschenen Ecken und verschlungenen Wegen ist genauso bretagnetypisch wie die Küste. Das ist der Wirkungsort von Feen und Druiden und anderen Wesen aus der bretonischen Mythologie.

Farne im Vallée Traouiero

Farne im Vallée Traouiero

Fotografieren im Vallée des Traouïero ist nicht einfach

Nur fotografisch zeigt sich das Traouïero Tal für uns nicht so einfach zugänglich. Die Sonne scheint zwar nur schwach durch die noch wenig belaubten Bäume, doch der Wald funkelt im flirrenden Chaos von Millionen von Blättern, Blumen Steinen und Gewässern. Die mächtigen Granitblöcke ragen drohend über den Weg, einige Bäume haben es geschafft, direkt auf den Felsen Wurzeln zu schlagen und sich dort festzukrallen. Wir sind anfangs völlig überfordert, hier bildgestalterisch etwas Ordnung hineinzubringen. Waldfotografie ist an sich nicht so einfach, aber hier setzt die Vielzahl der Eindrücke dem ganzen noch die Krone auf. Wir lassen erst mal alles auf uns einwirken und genießen die Atmosphäre, bevor wir die Kameras hervorholen. Hinter jeder Biegung lauern neue Ausblicke und Überraschungen. Selbst eine liebevoll aufgebaute Zwergensiedlung unter einem Felsüberhang entdecken wir.

Zwergenstadt unter dem Felsen im Vallée Traouiero

Zwergenstadt unter dem Felsen im Vallée Traouiero

 

Wandern über die Füße der Bäume im Vallée Traouiero

Wandern über die Füße der Bäume im Vallée Traouiero

 

Am besten besucht man das Tal zweimal

Als die Zeit für die Rückkehr gekommen ist, nehmen wir uns vor, den nächsten bedeckten Tag für einen zweiten Besuch zu vorzumerken. Das haben wir dann auch getan. Wir nutzen einen bedeckten Tag gegen späten Nachmittag dazu. Die Anfahrt ist beim zweiten Mal viel angenehmer, wir wissen schon, was uns erwartet, die lange Steigung wirkt jetzt viel harmloser. Wir drehen ja auch keine extra Runden und die Sonne knallt uns nicht ins Gesicht. Die abwesende Sonne tut der Wirkung des Waldes keinen Abbruch. Das Grün wirkt so noch satter, die Farben der Waldblumen kommen besser zur Geltung und die Rinde der Baumstämme wirkt nicht so harsch.

Manchmal sieht man den Wanderweg nicht mehr

Manchmal sieht man den Wanderweg nicht mehr

 

Felsen im Wald - wer findet Gabi?

Felsen im Wald – wer findet Gabi?

 

Mit dem 16 mm – Weitwinkelobjetiv im Wald

Felsen im Wald im Vallée Traouiero

Felsen im Wald im Vallée Traouiero – aufgenommen mit dem 16 mm Weitwinkel!

 

Fototipps

• Lass dir Zeit im Wald damit diese Vielfalt an Eindrücken sich erst einmal sortieren kann.
• Versuche, dein Hauptmotiv herauszuarbeiten: Konzentriere dich auch auf Details wie zum Beispiel ein Fels, die Wurzeln der Bäume, ein Farn
• Nutze verschiedene Objektive, auch ein leichtes Tele kann im Wald Sinn machen. Genauso wie ein 16mm Weitwinkel. Beim Weitwinkel musst du gut auf die Vordergrundgestaltung achten.
• Achte auf das Wetter. Nach einem Regen sind die Farben intensiver, als wenn es nach langer Trockenheit staubig ist. Bedeckte Tage eignen sich wunderbar für die Waldfotografie.
• Nimm das Stativ mit!
Wer ohne Stativ den Wald mit Fotoambitionen besucht, vergibt sich einige Chancen. Das Licht ist im tiefen Waldtal eh nicht das kräftigste, und es gibt viele kleine Ecken und Grotten, die fast völlig vom direkten Himmelslicht abgeschirmt sind und die trotz hoher ISO-Empfindlichkeit lange Belichtungszeiten erfordern.
• Suche einen stbilen festen Stand für das Stativ
Was die Stativbenutzung etwas verkompliziert, ist der weiche Waldboden. Wir müssen dauernd darauf achten, für die drei Stativbeine einen festen Standort zu finden, sonst wird das nix. Aber das Fotografieren macht uns hier viel Spaß und wir merken kaum, wie die Zeit dabei vergeht.

 

Gunter auf dem Wanderpfad, ich unter den Felsen

Gunter auf dem Wanderpfad, ich unter den Felsen

 

Reisetipp – Schau dich auch einmal abseits der Hauptattraktionen um!

Was uns wundert, dass so wenig Leute über dieses Naturschutzgebiet Bescheid wissen. Scheinbar haben fast alle Touristen viel zu wenig Zeit, sie klappern hektisch die Hauptattraktionen der Cote Granit Rose ab und ziehen schnell weiter zum nächsten touristischen Highlight. Die ahnen dabei gar nicht, was ihnen alles entgeht. Wir haben uns auf dieser Tour vorgenommen, entschleunigt zu reisen und uns an jedem besuchten Ort genauer umzusehen. Und genau das hat sich hier bezahlt gemacht. Die Eindrücke sind viel vielfältiger und intensiver, wir fühlen uns richtig mit der Region verbunden.

Also wenn es dich einmal auf deiner Bretagne-Tour an die Cote Granit Rose verschlägt, nutze die Chance, bleibe etwas länger und besuche auch mal das Vallée des Traouïero. Es lohnt sich echt.

Ein paar Informationen auf Französisch über das Vallée des Traouïero und eine Wanderkarte zum Herunterladen

Noch so einen verzauberten Wald findest du in der Nähe Locronan

Spielplatz für Fotografen

Als unsere Kinder noch klein waren, kam jedes Mal, wenn wir auf Reisen auf einen großen Abenteuerspielplatz stießen, ein Strahlen in ihre Gesichter. So, als ginge die Sonne auf.
Genauso müssen unsere Gesichter ausgesehen haben, als wir zum ersten Mal den Schiffsfriedhof von Quelmer erblicken.

Aber lass mich dafür etwas weiter ausholen.
Wir sind noch in Saint Malo und wie im letzten Beitrag schon beschrieben – finden sich hier jede Menge Fotomotive. Eigentlich sollte das für uns vollkommen ausreichen. Aber wir sind so nebenbei immer auf der Suche nach Schiffsfriedhöfen.
Schiffsfriedhöfe bieten so mannigfaltige Motive und sie sprechen uns auf so vielfältigen Ebenen an, dass ich ständig auf unseren Landkarten und in Google Maps schaue, wo welche in der Nähe sein könnten. Ganz in der Nähe von unserem Stellplatz, nur 11 km entfernt, liegt ein Schiffsfriedhof der ganz besonderen Art!

Schiffsfriedhof von Quelmer

Schiffsfriedhof von Quelmer

 

Schiffsfriedhof von Quelmer

Schiffsfriedhof, Quelmer

 

Schiffsfriedhof in Quelmer

Schiffsfriedhof in Quelmer

 

Schiffsfriedhof in Quelmer

Schiffsfriedhof, Quelmer

 

Schiffsfriedhof von Quelmer

Schiffsfriedhof, Quelmer

 

Radtour mit Umwegen durch den Verkehr von Saint Malo mit nach Quelmer

Wir radeln an einem sonnigen Spätnachmittag mit unseren Rädern von Rotheneuf Richtung Quelmer. Es ist ein Sonntag und in der Stadt wuselt vor touristischem Verkehr. Da müssen wir uns bepackt mit Rucksäcken und Stativen durchkämpfen. Die Suche nach einer geeigneten Radwegeroute gestattet sich kompliziert. Oft endet ein ausgewiesener Weg einfach so. Wir geraten auf Wanderpfade und in Sackgassen, was uns unfreiwillig ein paar extra Kilometer einbringt. Wir waren morgens schon lange unterwegs gewesen und spüren langsam die Müdigkeit in unseren Beinen. Nach 13 hügeligen Kilometern erreichen wir etwas abgeschafft die kleine Bucht.

Müsliriegel und kühles Mineralwasser erwecken unsere müden Körper zu erneuter Leistungskraft. Die Fotografen in uns haben beim Anblick der Boote schon aus der Distanz eingeschaltet. Diese herrliche Motivvielfalt an so einem fantastischen Ort. Das Licht ist für das Fotografieren nicht unkritisch. Die Sonne knallt ungefiltert mit voller Wucht vom wolkenlosen Himmel auf uns und die Boote herunter. Die teils zartfarbenen Motive drohen in den starken Schatten unterzugehen. Die Flut zieht sich gerade erst zurück und braucht noch ein Weilchen, bis die Schiffe gut von allen Seiten zugänglich sind. Nasse Füße gibt’s sowieso im Matsch gratis dazu.

Tour Solidor bei Ebbe

Tour Solidor bei Ebbe

 

Ansicht aus Saint Malo

Ansicht aus Saint Malo

 

Der Reiz von Schiffsfriedhöfen

Auf Schiffsfriedhöfen verbinden sich die Gewalt der Natur und historische Technik. Könnten die alten Holzboote sprechen, würden wir spannende Geschichten hören. So müssen wir unserer Fantasie freien Lauf lassen. Wie war es wohl, mit den relativ kleinen Holzbooten weit hinaus auf die stürmische See zu fahren?
Nun liegen sie da im Schlick. Einst mit viel Liebe und Sorgfalt erbaut. Jetzt nagt die Zeit, die Flut und das Wetter an ihrer Substanz. Mit jeder Flut, mit jedem Wetter, wird ein klein wenig vom Holz und den Nägeln genommen. Wir erblicken die Geschichte und die Vergänglichkeit in Verbindung mit der Macht der Natur.
In Qulemer, einem Vorort von Saint Malo, wurde in vergangenen Zeiten Sand für Sanduhren angeliefert. Jetzt ist es dort ruhiger. An Wochentagen hört man die Arbeitsgeräusche von der naheliegenden Werft. Welch ein Kontrast. Auf der einen Seite zerfallen die gewaltigen Holzboote so langsam ins Nichts, nur wenige Meter weiter erschaffen die Bootsbauer neue Schiffe.

 

Übersicht über den Schiffsfriedhof von Quelmer

Übersicht über den Schiffsfriedhof von Quelmer

 

Übersicht über den Schiffsfriedhof von Quelmer

Übersicht über den Schiffsfriedhof von Quelmer

 

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Der Chef der Werft brachte vor wenigen Jahren der Stadtverwaltung seine Bedenken wegen den vergammelnden Schiffen vor. Einige der Schiffwracks stellten für die Besucher eine Gefahr dar. Andere verseuchten die Natur durch ihre Öl-leckenden Motoren oder haben Bootsteile aus Asbest. Und schon kam die Frage auf: Sind Schiffsfriedhöfe ein Ort von öffentlichem Interesse oder schlicht eine gefährliche Müllhalde. Anscheinend fand man einen Kompromiss. 14 von 30 Boote, die eine Gefahr darstellten, wurden entfernt, die großen Holzboote aber blieben als historische Monumente im matschigen Ufer der Rancemündung liegen. Tatsächlich bringen Experten für Archäologie das Argument auf, dass Studenten der Marinearchitektur auf den Friedhof kommen, um die Bauart der Boote zu analysieren.

 

 

 

 

Leicht angerosteter Schiffsmotor

Leicht angerosteter Schiffsmotor

 

Korrodierende Maschinenteile eines Schiffswracks

Korrodierende Maschinenteile eines Schiffswracks

 

Ein eisernes Schiffswrack

Ein eisernes Schiffswrack

Kunst auf Kunst

Was aber macht diesen Schiffsfriedhof so besonders?

Vor einigen Jahren wurden bekannte Streetart-Künstler dazu eingeladen, die verbliebenen Schiffe als Leinwand für ihre Kunst zu nutzen. Die Malereien verleihen dem Ort noch mehr Seele und Poesie. Zu den Künstlern gehören unter anderem Heol Art, ein Künstler aus Rennes und Kalvez aus Cannes.
Ist das nicht eine wunderbare Idee, Künstlern so eine Möglichkeit zu geben?

Gemälde auf einem Bootwrack, Quelmer

Gemälde auf einem Bootwrack, Quelmer

Kunst aus Kunst auf Kunst

So, wie der Schiffsfriedhof im Moment, im Jahr 2022 vor uns liegt, ist er eine ideale Spielwiese für Fotografen. Sie erschaffen wiederum Kunst aus den malerisch verfallenden Holzbooten, die verziert mit der Streetart bekannter Künstler sind. Jetzt nagen die Naturgewalten nicht nur an den Bootswracks, sondern gleichzeitig auch an den Streetart-Kunstwerken. Die Motive sind so einem ständigen Wandel und der Interpretation unterworfen.

Ja und wir Fotografen halten ein kleines Stadium dieser Vergänglichkeit für die Ewigkeit in unserer ganz eigenen Interpretation fest.

Konzentrierte Fotoarbeit mit Suchtpotenzial

Wir fotografieren mehr als drei Stunden konzentriert, beide mit Stativen, bis wir schöpferisch erschöpft sind. Nach einer kurzen Erholungspause radeln wir wieder über die Hügel zurück nach Saint Malo, wo wir in der blauen Stunde weitere, diesmal wieder städtische Motive aufspüren.

Tipps für den Schiffsfriedhof von Quelmer:

• Wenn du in Saint Malo bist, fahre unbedingt hin. Wer weiß, wie lange die Boote dort noch liegen dürfen.
• Fahr nicht mit dem Auto direkt zum Friedhof, dort gibt es keine Parkplätze und Wenden ist nicht leicht.
• Nimm besser Gummistiefel mit, die Schiffe liegen im Matsch
• Pass auf die rostigen Nägel auf und klettere nicht auf die Schiffe!

Sehenswürdigkeiten in Saint Malo

Bretagne Reiseberichte mit Fototipps

Einer der Höhepunkte dieser Reise ist ganz bestimmt Lesconil. Hier knallen bei Sturm hoch aufschäumenden Gischtwellen an die Hafenmauer. Wir können in Lesconil fantastische Wellenfotos einfangen. Es sieht zwar danach aus, als hätten wir „nur“ fünf, sechs Tage auf das Spektakel  gewartet, um ehrlich zu sein, ich lauere schon seit einigen Jahren auf so eine fantastische Gelegenheit zum Wellen fotografieren.
Klar das hat auch etwas mit Glück zu tun, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, aber ohne dem Glück kräftig nachzuhelfen, sind solche Aufnahmen nur mit sehr viel Dusel machbar.

Häuser am Meer, Lesconil

Häuser am Meer, Lesconil

Wann lohnt es sich, wo zu sein? Wellenfotos brauchen Planung!

Gabi hat sich im Vorfeld schon intensiv mit Hilfe diverser Wetter-, Surf- und Marine-Vorhersage-Seiten im Internet schlau gemacht. Folgende Faktoren müssen zusammentreffen, um dramatische Wellenfotos zu schießen:

  •  Hoher Gezeitenkoeffizient
  • Sturm oder wenigstens kräftiger Wind
  • Gute Licht- und Wetterbedingungen
  • Hohe Dünung, das ist der Schwell, das Auf und Ab der Meeresoberfläche
  • Ein Ort, an dem die Wellen im richtigen Winkel auftreffen und die Chance haben, hoch aufzusteigen

Hier haben wir unser Wellenfotografie-Projekt in Lesconil chronologisch zusammengefasst:

1. Tag – Warten auf die Wellen

Wir sind gerade in Lesconil, es ist bald Neumond und der Gezeitenkoeffizient ist bei etwa 80. Also viel Ebbe und hohe Flut. Wind haben wir auch, mit sturmartigen Böen, aber wirklich viel tut sich am ersten Tag nicht. Das Wasser steht fast bis zur Kante der Kaimauer, schwappt aber nur träge hin und her.
Kräftiger Wind in Landnähe führt also nicht automatisch zu hohen Wellen. Dazu muss anscheinend ein großflächiger Sturm weit draußen auf der offenen See toben, um eine ausreichend hohe Dünung zu erzeugen.

Im Hafen von Lesconil, Bretagne

Im Hafen von Lesconil schwimmen die Boote hoch oben auf dem Wasser

Welle an der Hafenmauer, Lesconil, Breatgne

Labbrige Welle an der Hafenmauer, Lesconil, Breatgne – Ich erkenne sofort: Hier ist Potenzial!

 

2. Tag – Wolken und farbfroher Sonneuntergang in Lesconil

Heute ist am frühen Abend Höchstflut, die Sonne lugt kurzvor Sonnenuntergang frech unter der Wolkendecke hervor, aber die Wellen haben auch heute nicht wirklich Lust zum Gischten. Immerhin zeigen sie einige vielversprechende Ansätze. Zaghaft plätschern sie die Kaimauer hoch und leuchten im Licht der tiefstehenden Sonne auf. Beim Zurücklaufen kollidieren sie mit den neu ankommenden Wellen und erzeugen kleine Wellenspritzer und -hüpfer. Genau das wünschen wir uns, nur viel größer und gewaltiger.
Zwar ist heute noch keine große Wellenaktivität, dafür belohnt uns das Wetter mit einem wunderschönen Sonnenuntergang an dieser abwechslungsreichen Küste.

Wellen und Wolken, Lesconil

Wellen und Wolken, Lesconil

3. Tag – wechselhaftes Wetter aber keine Wellen

Wir erkunden Lesconil und fahren tagsüber nochmal rüber nach Guilvinec. Immer noch lassen die Wellen auf sich warten.

Ebbe in Lesconil

Ebbe in Lesconil

4. Tag – Wellen aber strömender Regen

Dieser Abend wäre eine gute Zeit für hohe Wellen. Wir parken mit unserem Wohnmobil im Hafen von Lesconil, aber es regnet in Strömen. Sehnsüchtig blicken wir Richtung Kaimauer auf die aufsteigenden Gischtfontänen. Aber unter diesen Umständen ist ans Fotografieren nicht zu denken. Nicht dass wir wasserscheu wären, aber das Licht viel zu schwach für vernünftige Wellenaufnahmen. Der Sturm ist zudem so stark, dass er unser Mobil heftig durchrüttelt und einen Höllenlärm verursacht. Wir verkrümeln uns mit unserem Wohnmobil  und suchen uns mitten in der Nacht einen ruhigeren Stellplatz im Ort.

 

Nebliger Tag in Lesconil

Nebliger Tag in Lesconil

 

Nebliger Tag in Lesconil

Nebliger Tag in Lesconil

 

5. Tag – Endlich tanzende Wellen – Fotografen im Wellenrausch

Der Gezeitenkoeffizient sinkt zwar wieder, und der Zeitpunkt des Fluthochstandes ist jetzt schon zum Sonnenuntergang hin gewandert. Aber jetzt steigt die Dünung, die Amplitude des Auf und Ab des Atlantiks, kräftig an. Die soll ja hauptverantwortlich für hohen Wellengang sein. Wind und hoher Flutstand allein haben es nicht geschafft. Wir schauen nochmals im Hafen von Lesconil vorbei.
Als wir am frühen Abend eintreffen, sehen wir schon von Weitem mächtige Gischtfontänen am Hafenkai emporsteigen. Endlich Wellen, hurra!
Schnell schnappen wir unsere Kameraausrüstung, traben zum Anfang der Kaimauer und sind erst mal baff, wie hier die Post abgeht. Fette Wellen wälzen sich majestätisch langsam heran, treffen auf die Mauer und schießen mit vielfach höherer Geschwindigkeit hoch in die Luft. Die Welle rollt wieder zurück und trifft dabei auf die nächste herankommende. Bei der Kollision springt das Wasser geradezu explosionsartig aus dem Meer, fächert auf oder schäumt gewaltig. Ein absolut faszinierendes Naturschauspiel. Allmählich wechselt die Lichtqualität. Von bedecktem Himmel zum frühabendlichen Sonnenschein bis hin zur roten Sonnenuntergangsstimmung.
Volle dreieinhalb Stunden halten wir die schweren Teleobjektive im Daueranschlag, bis wir uns in der zunehmenden Dämmerung erschöpft zum Wohnmobil zurückschleppen. Rücken, Schultern, Arme und Finger schmerzen so sehr, dass wir kaum unsere Kaffeetassen festhalten und anheben können. Aber wir sind glücklich, das Wellenschauspiel live erlebt zu haben. Die Planung und die Warterei haben sich endlich ausgezahlt.

 

Springende Wellen - Endlich passt alles! Hohe Wellen und Abendlicht.

Springende Wellen – Endlich passt alles! Hohe Wellen und Abendlicht. Und ich war bereit, den Wellen mit dem starken Teleobjektiv zu folgen.

Um solche Wellenfotos aufzunehmen, muss man vor allem lange beobachten, um das Gefühl für die Bewegung und Dynamik bekommen. Sich drauf einlassen und „Eins werden mit den Wellen“ auch, wenn es sich abgefahren anhört. Wir waren an diesem Abend beide richtig im Flow. Natur-Fotografie macht glücklich

 

So sah es morgens aus. Ebbe und Regen. Aber das Wetter kann sich ja schnell ändern

So sah es morgens aus. Ebbe und Regen. Aber das Wetter kann sich ja schnell ändern

 

Wellentanz, Lesconil

Wellentanz, Lesconil

 

Wasserstrukturen, Lesconil

Wasserstrukturen, Lesconil

 

Und dann kam genau zur richtigen Zeit das Sonnenlicht durch die Wolken.

Regenwetter und Abendsonne - so macht Wellenfotografie Spaß

Regenwetter und Abendsonne

 

So macht Wellenfotografie Spaß – Die Belichtungsmessung ist bei diesen schnellen Lichtwechseln natürlich schwierig. Helle Wellen, dunkler Himmel. Immer aufpassen, dass nichts „ausfrisst“.

Wellenmuster im späten Abendlicht, Lesconil

Wellenmuster im späten Abendlicht, Lesconil

 

Nach Sonnenuntergang wird schnell alles blau, Lesonil

Nach Sonnenuntergang wird schnell alles blau, Lesonil und es wird schwierig bei diesen Lichtbedingungen schnell bewegte Wellen zu fotografieren.

 

Mauerklatscher am späten Abendlicht, Lesconil

Mauerklatscher am späten Abendlicht, Lesconil

 

6. Tag – zweiter Wellentag, durch Kinderaugen noch schöner

Wir besuchen Annette und Andreas, die mit Kindern in ihrem Ferienhaus etwa 50 Kilometer von Lesconil entfernt  Urlaub machen. Wir schwärmen ihnen von den fantastischen Wellen vor und beschließen, gegen Abend zusammen noch mal hinzufahren. Die Stunde Fahrt lohnt sich.
Heute ist die Dünung etwas schwächer, aber immer noch beeindruckend. An der Kaimauer gischtet es, die Wellen springen fröhlich kreuz und quer vor der Mauer hoch. Das Wetter ist oktobergerecht wechselhaft, windig und mit dem gelegentlichen Regenschauer. Wir werden zwar von oben angefeuchtet, aber die Kombination von Wolken, Wind und Sonne hat Potenzial.
Ein Regenbogen leuchtet über dem Meer auf, leider nicht ganz perfekt über den Wellen positioniert. Eine weitere Regenfront nähert sich, von der untergehenden Sonne in gelbes Licht getaucht. Vom Licht der Regenwolken getroffen, färbt sich das Meer auf einmal kupferrot. Ein völlig surrealer Anblick, der uns erst einmal innehalten lässt. So was glaubt einem doch kein Mensch.
Und erst der Kontrast der Farben. Die hochspritzenden Wellen leuchten weiß und grün und harmonieren so ideal mit der kupferfarbenen See.
Während Annette und Andreas mit ihrem Hund spazieren gehen, bleiben ihre beiden Mädels bei uns. Sie sind ebenfalls vollauf begeistert und zeigen auf jede Welle: „Haste die, und die, und schau mal da!“
Wieder endet der Abend mit bleischweren Armen und schmerzenden Schultern. Nichts was sich zurück im Ferienhaus bei Annette wieder mit einem guten Abendessen und einem gepflegten Glas Wein kurieren ließe.

Die beiden sind so gar so nett und laden uns zu einem Sauna Gang ein. Was für ein Luxus. Wir sind jetzt schon mehrere Wochen unterwegs und Duschen sind rar.

 

Sonnenuntergang und Flut, Lesconil, Bretagne

Sonnenuntergang und Flut, Lesconil, Bretagne – ein Überblicksfoto. So sieht die Stelle mit Weitwinkel aufgenommen aus. An vielen Orten passieren gleichzeitig tolle Bewegungsmuster. Man weiß manchmal gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.

 

Sonnenuntergang und Flut, Lesconil, Bretagne

Sonnenuntergang und Flut, Lesconil, Bretagne – Langzeitaufnahme nach Sonnenuntergang

 

Unwirkliche Farben, Sonnenuntergang im Regenwetter, Lesconil

Unwirkliche Farben, Sonnenuntergang im Regenwetter, Lesconil – NEIN, ich habe nicht am Farbregler gespielt!!

Fototipp: Auf außergewöhnliche Fotomotive warten!

Überlasse solche außergewöhnliche Fotomotive nicht dem Zufall. Es lohnt sich immer wieder an einen Ort zu fahren um optimale Bedingungen vorzufinden. Das Schwierige an solchen Fotos ist nicht das Fotografieren, sondern die Planung und die Ausdauer. Dranbleiben ist unser Motto. Immer neu dazu lernen. Wie leben „noch“ nicht am Meer und kennen uns nicht so gut mit Gezeiten, Dünung und Wellen aus. Aber, wir kombinieren. Immer wieder schaute ich auf den Apps für Fischer und für Surfer. Das mache ich sogar schon daheim. Dabei analysiere ich, bei welchem Wetter, vor allem bei welcher Windrichtung die Dünung hoch wird und welche Orte in der Bretagne dieser Dünung ausgestzt sind. Es kommen also sehr viele Faktoren zusammen. Ich habe extrem viel gelernt. Ich wollte unbedingt solche Wellen an einer Hafenmauer sehen und erleben und natürlich solche Fotos schießen. Deswegen blieb ich so hartnäckig dran. Gunter war zeitweise genervt, doch dieser erste richtig gigantische Wellenabend versöhnte uns wieder. Wir redeten nichts mehr sondern lachten uns beim gewaltigen Rauschen und Knallen der Wellen nur noch glücklich an.

Ergänzung im April 2023

Auch mit weniger Sturm und weniger hohen Gezeitenkoeffizienten ist es möglich, die tanzenden Wellen von Lesconil zu fotografieren. Wir sind immer wieder gerne dort.

Apropos Glück in der Fotografie:

Natur-Fotografie macht glücklich

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Übersichtsseite Nordfrankreich & Bretagne  Fototour mit dem Wohnmobil, 2019

 

Das alte Fort Bertheaume in der wilden See

Fort Bertheaume hatten wir schon im Frühjahr versucht anzufahren, aber damals hat die schroffe Felseninsel mit den Festungsruinen im trüben Wetter auf uns dunkel und abweisend gewirkt. Jetzt fahren wir wieder durch die Gassen von Plougonvelin, immer den Womo-Schildern nach um zwanzig Ecken bis zum Stellplatz. Wieder einmal verwehrt eine Schranke den Zugang zum weitläufigen Platz. Das Bezahlsystem mit Zugangscode ist uns inzwischen vertraut, kein Problem. Der Platz kostet neun Euro pro Nacht. Die einzelnen Stellplätze sind großzügig geschnitten, viele sind windgeschützt von Hecken umsäumt, teilweise mit Blick über das Meer, und Stromanschluss gibts auch ohne Aufpreis. Die Stromversorgung ist uns im trüben, wechselhaften Wetter am wichtigsten. Da bringt unsere Solaranlage auf dem Fahrzeugdach nicht viel.

Das alte Fort Bertheaume auf der Felseninsel

Das alte Fort Bertheaume auf der Felseninsel

Wir gehen den kurzen Fußweg zum Fernwanderweg, der an der steilen Küste entlangführt, und haben einen fantastischen Ausblick: Der kleine Felsbrocken von Insel mit dem Fort, dahinter die ganze Küste entlang bis zum Pointe Petit Minou. Die alte Festung auf der kleinen Felseninsel wurde von 1694 bis 1944 militärisch genutzt, danach lag sie brach und vergammelte, bis die Gemeinde Plougonvelin sie 1990 dem Militär abkaufte. Aus dem Fort ist ein riesiger anspruchsvoller Abenteuerspielplatz und Klettergarten geworden, der allerdings nur im Juli und August von 11 bis 18 Uhr geöffnet ist.

Bäume am Klippenrand, Fort Bertheaume

Bäume am Klippenrand, Fort Bertheaume

Gunter auf dem Küstenwanderpfad

Gunter auf dem Küstenwanderpfad

Stachelige Hecken am Fort Bertheaume, Bretagne

Stachelige Hecken am Fort Bertheaume, Bretagne

Als Fotomotiv gibt die Insel im Abendlicht gewaltig was her. Die Wellen donnern an die Felsklippen und springen hoch hinauf. Bei solch einer dynamischen Meeresoberfläche lohnen sich Langzeitbelichtungen besonders.

Die Sonne guckt schüchtern unter den Wolken hervor und vertreibt die letzten Spuren von Düsternis, hell und strahlend liegt das Inselchen in der aufgewühlten See vor uns am Eingang der Bucht von Brest.

Baum an der Küste, Fort Bertheaume

Baum an der Küste, Fort Bertheaume

Bertheaume, Bretagne

Bertheaume, Bretagne

Haus vor der Festungsinsel, Bertheaume, Bretagne

Haus vor der Festungsinsel, Bertheaume, Bretagne

Zaun am Fort Bertheaume

Zaun am Fort Bertheaume

Küstenbaum, Bertheaume, Bretagne

Küstenbaum, Bertheaume, Bretagne

Die Bucht von Plougonvelin

Die Bucht von Plougonvelin

Vom Küstenpfad führen extrem schmale Trampelpfade durch die allgegenwärtigen Ginster- und anderen Hecken. Die Pfade ähneln eher grünen Tunnels und enden an der Klippenkante. Es ist mühsam, sich da durchzuquetschen, das Heckenwerk ist stachlich und will uns festhalten. Zudem sind nach einem Regenschauer die Blätter noch nass, und meine Hose ist es hinterher auch. Aber die Blicke hinunter zum Meer, zu den Felsformationen der Klippenküste und zu den Bäumen an der Kante lohnen die Mühen. Wir sind stundenlang unterwegs, besuchen auch die Ortschaft Plougonvelin, die uns aber fotografisch weniger interessant erscheint.

Fort Bertheaume, Bretagne

Fort Bertheaume, Bretagne

Licht über dem Meer, Bretagne

Licht über dem Meer, Bretagne

Am nächsten Morgen quetschen wir uns wieder durch die Pfade und erkunden die Gegend im frühen Licht des Tages. Hier werden wir wohl öfters wieder vorbeischauen und beim nächsten Mal die längeren Wanderungen bis zum Petit Minou im Osten oder in bis zum Leuchtturm Saint Mathieu in westlicher Richtung unternehmen.

[caption id="attachment_28403" align="aligncenter" width="920"]Fort Bertheaume, Langzeitbelichtung im Sonnenlicht Fort Bertheaume, Langzeitbelichtung im Sonnenlicht[/caption]

[caption id="attachment_28402" align="aligncenter" width="920"]Fort Bertheaume, Langzeitbelichtung ohne Sonnenlicht Fort Bertheaume, Langzeitbelichtung ohne Sonnenlicht[/caption]

Fort Bertheaume im Vergleich mit und ohne direkte Sonnenbestrahlung

Wir besuchen unsere Freunde in Brest

Der Hafenstadt Brest, dem kulturellen und kommerziellen Brennpunkt der westlichen Bretagne, müssen wir natürlich auch einen Besuch abstatten. Unsere Freunde Norbert und Corinne wohnen dort. Wir haben uns noch nie ein ausführliches Sightseeing in Brest gegönnt. Vor vielen Jahren hatten wir mit unseren Kindern das unbedingt lohnenswerte Aquarium Oceanopolis angesehen, sahen uns aber die Innenstadt nicht an.

Wir parken unser Mobil in einer engen Gasse vor dem Haus unserer Freunde. Die beiden renovieren gerade ihr neu gekauftes Haus von Grund auf. Das bedeutet, sie wohnen in einer staubigen Baustelle. Uns macht es nichts aus, auf Campingstühlen zu sitzen, wir freuen uns, die beiden treffen zu können. Komfort wird eh überbewertet.

Norbert, Corinne und Gabi am Strand beim Pointe Corsen

Norbert, Corinne und Gabi am Strand beim Pointe Corsen

Per Zufall geraten wir in eine Stadtbesichtigung von Brest

Am nächsten Morgen springen wir in die moderne Straßenbahn und fahren ins Stadtzentrum. Wir haben uns absichtlich nicht auf den Besuch vorbereitet. Möchten uns einfach treiben lassen uns sehen, wie die Stadt auf uns wirkt.

Viel erwarten wir nicht, denn Brest wurde im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört und völlig neu wieder aufgebaut. Die meisten Gebäude sind zweckdienliche und nüchterne Wohnblocks, die Hafenanlagen voller industrieller Geschäftigkeit. Dazwischen stehen Monumente, grüne Parks, das massive Chateau aus dem 12. Jahrhundert mit dem Marinemuseum, und natürlich das Oceanopolis, Europas größtes Aquarium. Eine Fahrt mit der Gondelbahn haben wir leider nicht mehr geschafft, obwohl die im Straßenbahnticket mit enthalten gewesen wäre. Da wäre ein wenig Vorbereitung doch sinnvoll gewesen. Nun denn…

Stadtführung durch Brest, Bretagne

Stadtführung durch Brest, Bretagne

Aussicht auf den Hafen von Brest

Aussicht auf den Hafen von Brest

Als wir uns während eines Regenschauers am supermodernen Theater Le Quartz unterstellen, gesellt sich auch eine lustige Studentin mit zwei amerikanischen Ehepaaren dazu. Sie ist Stadtführerin und erzählt begeistert fast ohne Punkt und Komma interessante Geschichten und Anekdoten über Brest. Wir hören gerne mit zu und wollen wieder weiter, als der Regen aufhört. Die Studentin hat mitbekommen, dass wir zuhören und lädt uns ein, mitzugehen, was wir liebend gerne tun. Und so hören wir noch viel mehr Stories rund um die Stadt. Über die alten Zeiten, über den Krieg, über den Wiederaufbau und über die moderne Zeit.

Wir finden beim nächsten Regenschauer in einem großen Spielzeugladen Unterschlupf. Dort kaufen wir Asterix-Hefte auf Französisch für unsere Kids, und ich entdecke sogar einen superschnellen Rubiks Cube – einen mit 5x5x5 Kantenlänge. So einen habe ich schon lange gesucht. Ich bin absoluter Rubik Fan!

Der Leuchtturm Trezien am Pointe de Corsen

Nach dem Besuch in Brest übernachten wir noch einmal am Fort Bertheaume, diesmal allerdings im Regen. Wir haben Stromanschluss, da können wir problemlos unsere Fotos sichern und Blogbeiträge schreiben. Am nächsten Tag brechen wir auf nach Trezien beim Pointe de Corsen, dem westlichsten Punkt Kontinental-Frankreichs. Diese Gegend hat uns schon auf der vorherigen Reise äußerst gut gefallen.

Pointe de Corsen im Frühjahr mit einer blühenden Küste

Auch dieses Mal wirkt die Magie der einsamen Klippen und felsengesprenkelten Sandstrände, und die Fotomotive fallen geradezu über uns her. Wir kommen auf dem Küstenwanderpfad nicht wirklich gut voran, sind aber trotzdem dauernd auf den Beinen. Hin und her und wieder zurück, ohne Unterlass, nur mit Fotopausen. Immer auf der Suche nach den Motiven. Die Wellen springen über die Felsen, wir stellen das Stativ in den Sand und fotografieren konzentriert und glücklich vor uns hin.

Auf dem Stellplatz treffen wir auf alte Bekannte, die wir in Le Conquet kennengelernt hatten. Was für eine Freude auf beiden Seiten. Wir finden aber auch noch andere, nette Gesprächspartner, und sogar Norbert und Corinne aus Brest kommen für einen Sonntagsausflug vorbei. Das ist eine super Zeit mit Gesprächen, Wanderungen und guten Fotomotiven. Am liebsten würde ich hier wochenlang bleiben.

Ei eines Rochens, Corsen, Bretagne

Ei eines Rochens, Corsen, Bretagne

Abendstimmung am Strand, Pointe de Corsen

Abendstimmung am Strand, Pointe de Corsen

Spritzende Wellen, Pointe de Corsen

Spritzende Wellen, Pointe de Corsen – mit Nik Filter in SW umgewandelt

Regentage

Für Montag ist wieder Dauerregen angesagt, der natürlich auch eintritt. Irgendwie treffen die schlechten Wetternachrichten öfter zu als die guten. Jetzt sitzen wir hier im Wohnmobil, während sich unser Fahrzeug eine gründliche Wäsche gönnt und schreiben weiter an unseren Berichten. Der Dauerregen geht langsam in Dauernieseln über, was auch keine wirkliche Verbesserung bedeutet. Nach nur ein paar Schritten Richtung Strand sind wir durchgeweicht. Wir haben auf dem Platz in Trezien keinen Strom, und können die nassen Klamotten schlecht trocknen. Also bleiben wir lieber drinnen.

Für die nächste lange Bretagne-Tour werden wir nur eine deutsche Gasflasche mitnehmen. Dann besorgen wir uns eine französische Gasflasche und können die bei Bedarf unkompliziert gegen eine volle tauschen. Dann müssen wir nicht mehr mit den Gasvorräten geizen und können heizen wie es uns gefällt, ohne Rücksicht auf knappe Vorräte zu nehmen.

Unter großem Gelächter kriege ich eine neue Frisur

Wir brauchen Bewegung und Wärme also unternehmen wir eine kleine Einkaufstour durch den Carrefour von Saint-Renan und entscheiden, wieder nach Le Conquet zum Übernachten zu fahren. Komisch, dass dieses Städtchen uns auf dieser Tour immer und immer wieder  magisch anzieht. In den Regenpausen ziehe ich oft auch allein durch die Gassen. Ich liebe den Buchladen, denn dort gibt es viele anschauenswerte Bildbände. Irgendwann ist mir meine Frisur unerträglich, meine Haare machen was sie wollen. Ich habe dünne Haare und wenn die zu lang werden, kann man das auf meinem Kopf nicht mehr Frisur nennen. Dazu der Wind und die ständige Mützentragerei. Ich suche mir einen Coiffeur, und hoffe, dass das Haareschneiden hier in Frankreich nicht allzu teuer ausfällt.

Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen gerät der Termin zu einem Riesenspaß. Im Laden wird gerade eine Frau aus den USA bedient. Sie hilft mir beim Übersetzen meines Anliegens und wir kommen ins philosophieren. Ich hatte die Coiffeuse mitten in der Arbeit gestört, aber das macht niemandem was. Eine Stunde später sitze ich auf dem Stuhl. Meine amerikanische Übersetzerin  ist inzwischen gegangen. Wir unterhalten uns trotzdem blendend. Ich zeige Fotos auf dem Smartphone, schwärme von meinem Beruf und von der Natur und der Bretagne und finde begeisterte Zuhörer. Mein Kopf sieht hinterher doppelt gut aus. Meine Haare sind gebändigt und ich trage ein breites, zufriedenes Grinsen im Gesicht. Die Leute im Laden sind auch  super gut in Stimmung. Das hat uns allen richtig Spaß gemacht, in unterschiedlichen Sprachen und mit Händen und Smartphone zu kommunizieren. Ein Foto von meiner Frisur habe ich irgendwie vergessen…

Übersichtsseite Nordfrankreich & Bretagne  Fototour mit dem Wohnmobil, 2019

Fotolocations in der Nähe:

ENDLICH passte einmal alles. Die Flut, der Ort, die Wellen und dann kam genau zur rechten Zeit das Licht! Wir haben drehende, knallende, springende Wellen fotografieren können. NOCH NIE haben wir so viele Foto an einem Abend geschossen. Das war die beste Fotosession unseres Lebens.

Wir staunten, genossen, zwinkerten dem französischen Fotografen der mit uns glücklich an der Mole stand immer wieder mit einem breiten Lachen im Gesicht zu. Dann wurde es dunkler, die Wellen rollten und sprangen weiter ohne Unterlass. Dass die das auch im Dunkeln machen, fasziniert mich ja immer wieder und ich weiß auch, dass das eine seltsame Vorstellung meinerseits ist. Jedenfalls wollte ich nicht aufhören zu fotografieren, weil es so wahnsinnig schön und abwechslungsreich war. Aber meine Arme, die wollten partout nicht mehr. Da muss ich sagen: zum Glück wurde es dunkel, sonst wäre es zu viel geworden.

Wir wollten dann im Mobil einen heißen Tee trinken und bekamen die Teetasse nicht mehr zum Mund, die Arme und Hände zitterten. Was für eine Fotosession!

An dieser Stelle möchte ich nur ein einziges Foto zeigen. Eine Auswahl von den Wellenfotos kommt demnächst. Und dann geht es auch mit Live Reiseberichten weiter.

Es ist kein Zufall, dass wir an diese Fotos gekommen sind. Da war eine Menge Planung dahinter. Lies: Planung der Wellenfotos an der Hafenmauer von Lesconil.

Welle, Bretagne

Welle, Bretagne – ganz oben links, klitzeklein, das ist eine Möwe! So groß ist diese gewaltige Welle gewesen! Was für ein Schauspiel!

Unser Internet ist gerade etwas zickig und wir treffen jeden Tag so tolle Menschen, dass ich mich schwer tue die Berichte online zu bekommen. Aber das ist ja auch nicht mehr neu! Wir hängen drei, vier Berichte hinten dran, aber die kommen schon in den nächsten Tagen. Die Texte sind fertig, Fotos nicht alle gesichtet und verkleinert.

 

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Primel-Tregastel ist kein Kleinblumengeschäft und auch kein Teil von Tregastel, sondern ein Ortsteil von Plougasnou, ungefähr 50 Kilometer westlich von Tregastel. Primel-Tregastel und seine Zwillingslandzunge Le Diben liegen in exponierter Lage am östlichen Rand der Bucht von Morlaix. Oder anders gesagt, am westlichen Ende der Bucht von Lannion.

Sturm und Wellen haben über Jahrtausende skurrile und faszinierende Felsformationen aus dem Granit geschaffen. Auf den gewundenen Wanderpfaden der Landspitzen geben gewaltige Granittürme immer wieder neue Blicke auf das Meer und über die Bucht auf die gegenüberliegenden Städte Roscoff und Saint Pol frei.

Regenwetter am Pointe de Primel

Auf unserer Fahrt Richtung Westen wird das Wetter immer weniger sonnig, und die Solaranlage schafft es nicht mehr allein, den ganzen Strom zu produzieren. Wir brauchen relativ viel Strom, um die Kameras und Notebooks am Laufen zu halten. Von Zeit zu Zeit suchen wir uns deshalb einen Stellplatz mit Stromanschluss zur Unterstützung und zur vollen Aufladung der Womo-Batterien.

Felsen vor Primel-Tregastel, Bretagne

Wir hatten eigentlich vor, den Campingplatz auf der Ile Grande aufzusuchen, aber die Rezeption ist erst in zwei Stunden wieder besetzt, da wollen wir nicht herumsitzen und den Nieselregen beobachten, also fahren wir weiter. Die Region zeigt sich nicht von ihrer Schokoladenseite – was natürlich am Wetter liegen kann. (Die Ile Grande ist auf jedem Fall einen Besuch wert, das haben wir auf einer späteren Reise bei besserem Wetter festgestellt.)

Wir fahren weiter entlang der Küste der Baie de Lannion, bis wir zu den zwei ins Meer ragenden Landspitzen kommen die wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr besucht haben. Der Pointe de Primel und der Pointe de Diben. Der Campingplatz der Gemeinde Primel-Tregastel ist noch geöffnet. Wir dürfen uns nach der Anmeldung einen Stellplatz mit wunderbarem Meerblick aussuchen. Wir haben Glück, dass das Wetter auf die Wettervorhersage pfeift und der vorhergesagte Dauerregen nicht wirklich eintrifft. Der Regen macht längere Pausen und lässt uns auf der Wanderung auf der felsigen, hügeligen Landspitze weitgehend in Ruhe. Vom ehemaligen Zöllnerhäuschen auf der Höhe des Pointe Primel haben wir einen wunderbaren Ausblick, aber auch einige Kletterei über nasse und rutschige hinter uns.

 

Die Gegend ist genauso spektakulär wie die Cote Granit Rose. Die mächtigen zerklüfteten Felstürme, welche die Küstenlinie bestücken, ragen vor uns auf. Sie sind noch feucht vom kürzlichen Regenschauer und zeigen sich so in intensiven Farben.

Der kräftige Wind peitscht das Meer auf, und die hohe Flut tut das Übrige, um gewaltige Wellen auf das steinige Ufer prallen zu lassen. Kleine Pfade führen uns durch das überall wachsende Farnkraut an wilde Küstenabschnitte und hinauf zu hochliegenden Aussichtspunkten. Singvögel zwitschern in den weitläufigen undurchdringlichen Heckenlandschaften. Stürmische Meerestimmung und Rotkehlchen, sowas haben wir noch nicht in dieser Kombination gehabt. Zwischen dem maritimen Pflanzenwuchs haben sich wilde Alpenveilchen angesiedelt. Auch das habe ich so noch nicht gesehen.

Wellen in Primel-Tregastel

Wellen in Primel-Tregastel

 

Die Felslandschaft im Abendlicht, Primel-Tregastel

 

Gezeitenbecken nach Phytagoras, Primel-Tregastel

Kurz gesagt: die Region ist auch bei weniger freundlichen Wetterbedingungen ein wahres Eldorado für Landschaftsfotografen. Hier gibt es so viel zu entdecken, dass wir gleich zwei Tage auf dem Camping Municipal bleiben. Mit unseren Bremer Platznachbarn Manfred und Claudia (und Foxterrier Maggie) verstehen wir uns so gut, dass wir nach ihrer Ankunft direkt in längere Gespräche kommen. Wir freuen uns, waren doch die Nachbarn auf dem letzten Stellplatz eher wortkarg, und wir unterhalten uns eben gern. Zudem ist Liliclaude von der Rezeption super sympathisch und Gabi versteht sich auf Anhieb perfekt mit ihr.

Liliclaude stammt von Martinique und hat in die Bretagne eingeheiratet. Sie erzählt, dass sie die ersten Jahre unbedingt wieder zurück in die Karibik wollte, doch inzwischen hat sie die Bretagne kennen und lieben gelernt und fühlt sich hier wohl.

Lilyclaude

Le Diben – tolle Küste, toller Hafen, liebe Leute

Nach zwei fotografier-intensiven Tagen mit herrlich wechselndem Wetter, viel Wind und Wellen und der obligatorischen Regendusche ziehen wir weiter. Wir kommen nur drei Kilometern voran und bleiben in Le Diben hängen, der parallelen Landspitze gleich nebenan. Von da aus können wir fast unseren gestrigen Stellplatz sehen. Der kostenlose Stellplatz am Hafen von Le Diben ist beliebt, die fünf oder sechs für Wohnmobile reservierten Plätze sind bereits belegt. Aber das macht nichts. Es sind keine Autos da und der halbe Parkplatz füllt sich mit Wohnmobilen.

Schiffsfriedhof in Le Diben

 


Auch hier kommen wir wieder direkt ins Gespräch mit dem fotografier-begeisterten Karl-Heinz und seiner Frau Gabi und deren Hund Betty. Noch bevor wir uns die Küste anschauen können, klönen wir gemeinsam in deren Mobil und tauschen uns über fotografische Themen aus. Kurz drauf wandern wir los. Le Diben glänzt ebenfalls mit äußerst sehenswerten Felsformationen, einem Küstenwanderweg mit dramatischen Aussichten, einem Yachthafen und einem Schiffsfriedhof. Die Wettervorhersage hat sich auch heute ähnlich schlecht wie die ganzen Tage angehört, aber das hat an der Küste nicht viel zu bedeuten. Wird Regen gemeldet, heißt das automatisch, wir können interessante Wolken und Lichtstimmungen erwarten. Es sei denn, es zieht total zu und Dauerregen kommt, dann machen wir nichts außer Reisebereichte schreiben. Heute aber hat der Wind noch einen Zahn zugelegt und die fetten Regenwolken weggeweht. Mächtige Brecher rollen auf die Küste zu, zerstieben auf den Felsen und schwängern die Luft mit salziger Gischt. Einfach herrlich. Bis auf die Tatsache, dass die Frontlinsen unserer Kameraobjektive dauernd von Salz befreit werden müssen.

Wellen im Abendlicht in Le Diben

Wellen im Abendlicht in Le Diben

Auf der Suche nach einem Lebensmittelladen frage ich einen freundlichen deutschen Camper, ob es in der Nähe einen Laden gibt. Er verneint, fragt aber direkt, was wir denn brauchen. Mein Mann braucht immer Brot. Ich kann mich auch mit Knäckebrot begnügen, das wird nicht trocken, ist es nämlich schon! Jedenfalls schenken uns die Strempels, wie es auf ihrer Visitenkarte steht, Jürgen und Angela, zwei Päckchen eingefrorenes Brot und dann noch zwei Wurstdosen aus der Heimat. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Wir werden nicht verhungern. Danke an Jürgen und Angela! das Brot war übrigens das beste, welches wir in der Bretagne gegessen haben, mit Nüssen drinnen. Wir haben es in den folgenden Tagen in den Supermärkten gesucht aber nicht gefunden. Gibt’s wahrscheinlich nur beim guten Bäcker.

Abends wandern wir entlang der Küste, was sich sehr lange hinzieht, weil wir andauernd interessante Motive finden. Zurück wollen wir bis zum zwei Kilometer entfernten Hafenanfang und dem dortigen Schiffsfriedhof.. Gerade als wir zurück an unserem Mobil vorbeikommen wird das Licht so richtig dramatisch. Nix Hafen, wir legen eine 180-Grad-Wendung hin und laufen direkt wieder zur Küste. Das Meer ist jetzt perfekt wild und die untergehende Sonne taucht die Szenerie in weiches Abendlicht. Die Gischt ist so dicht, dass es kaum möglich ist, klare Fotos zu schießen. Zum einen landet dieser schwierig zu putzende Salzfilm auf der Linse, zum anderen hängt die Gischt wie dichter Nebel in der Luft und die Sonne scheint mitten durch. Kurz: es wirkt unwirklich, ist aber echt. Wir kleben, die Ausrüstung klebt, wir können die Einstellrädchen der Kamera kaum noch bewegen, so klebrig ist alles.
Stundenlang sind wir bereits auf den Beinen aber nach dieser Tour müssen wir erst einmal uns und die Ausrüstung reinigen. Die Kameras feucht abwischen, die Filter waschen und trockenwienern. Und da ich neugierig auf die Bildausbeute bin, auch noch die Fotos herunterladen. So hänge ich bis nach Mitternacht am Notebook fest. Nun denn, der Tag war wirklich ereignisreich und traumhaft schön.

Unseren Wohnmobilnachbarn Karl-Heinz treffen wir auch am nächsten Morgen hinten am Strand, als wir versuchen, ein paar fette Wellen mit der Kamera einzufangen. Heute ist Hochflut und der stürmische Wind forciert die Brandung noch zusätzlich. Karl-Heinz erinnert mich ein bisschen an den britischen Schauspieler Simon Pegg. Die Art, wie er schnell redet, die spontane Begeisterung über alles Mögliche. Ist schon lustig.

Der Gesprächsstoff geht auch auf dem Weg zurück zum Wohnmobil nicht aus, aber wir alle wollen weiter und schließlich brechen wir auf. Nachdem wir in Morlaix den dortigen Decathlon nach Klamotten durchstöbert haben und anschließend Einkaufen waren, gehts an Roscoff links vorbei an die Küste bei Cléder. Bei Kerfissien stehen die für die Nordbretagne so typischen Felsgebilde wasserumflutet im küstennahen Meer und es ist Springflut-Zeit. Mal sehen, was sich da an Chancen auf Fotomotive eröffnet.

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Mit der ersten Fähre zur Ile de Brehat

Vom Campingplatz aus sind es nur sechs Minuten Fußweg bis zum Fähranleger. Wir haben das am Vortag ausprobiert. Es geht recht steil den Berg hinunter durch einen Pinienwald, und schwupps ist man da.
Wir haben uns die Fährtickets am Vortag schon besorgt, damit wir frühmorgens an der ersten Fähre um kurz nach 8:00 Uhr nicht Schlange stehen müssen. Nun, da kommen sowieso wesentlich weniger Leute als später. 8,80 Euro pro Person ist ein vernünftiger Preis für die zehnminütige Überfahrt, und die Tickets sind nicht zeitgebunden. 16 Euro für ein Fahrrad sind allerdings weniger günstig. Dazu kommt noch, dass die Fahrräder nicht nach 16:00 Uhr auf der Fähre transportiert werden dürfen. Unter diesen Umständen macht es mehr Sinn, sich bei Bedarf auf Brehat einen Drahtesel zu mieten. Wir nehmen keine Räder mit und mieten aber auch keine. So früh sind die Verleiher noch geschlossen. Die Mitnahme der eigenen Räder macht mehr Sinn, wenn man einige Tage auf der Insel bleiben will. Wir wollen ja, aber…

Morgens vor der Ile de Brehat

Morgens vor der Ile de Brehat

Die Fähre bei der Inselrundfahrt

Die Fähre bei der Inselrundfahrt

 

Im Vorfeld hatten wir auch probiert, an eine Unterkunft auf Brehat heranzukommen. Ich hatte daheim bereits recherchiert und auch in Binic mit Hilfe der Touristinfo keine freie Unterkunft mehr finden können. Ach, schade! Ferienwohnungen oder Bed & Breakfast sind lange vorher ausgebucht, und auch die Hotels haben kurzfristig keine Zimmer zu bezahlbaren Preisen zu vergeben. Und der einzige Campingplatz der Insel hat Ende September auch schon geschlossen.

Früh raus für den Tagesausflug zur Ile de Brehat

Am Tag der Überfahrt stehen wir vor sieben Uhr auf, frühstücken, schnappen unsere Fotosachen und runter gehts inder Dämmerung zur Fähre. Der Passagierandrang hält sich so früh stark in Grenzen, wir können gemütlich über den Kai zum Boot schlendern und auf dem Oberdeck Platz nehmen. Um acht Uhr kommt plötzlich Leben in die Fähre, sie legt ab, eine Viertelstunde zu früh. Aber keine Panik, sie legt nur weiter oben an, weil die Flut ziemlich schnell steigt.

Wir wandern direkt zum Norden der Insel Brehat, den Leuchtturm im Morgenlicht fotografieren

Die Überfahrt verläuft ruhig, trotz des starken böigen Ostwindes und dem unruhigen Meer. Zehn Minuten sind einfach zu kurz, um seekrank zu werden. Kaum hat die Fähre auf Brehat angelegt, marschieren wir stramm los Richtung Inselnorden. Wir wollen das frühe Morgenlicht am Leuchtturm Paon fotografisch erwischen und dort auch halbwegs unsere Ruhe haben, ohne dass uns Horden von Touristen dauernd durchs Bild laufen.
Aufwärts gehts durch schmale hecken- und mauergesäumte Gassen, weiter durch den Hauptort Bourg. Immer wieder einmal müssen wir uns an den Wegesrand drücken, als wieder einer der typischen Kleintraktoren mit Gepäck, oder der Post an uns vorbei tuckert. Anscheinend ist nur nach der ersten Fähre ein wenig Traktortrubel, später hörten wir gar kein Motorengebrumm mehr auf der autofreien Insel.

Durch die Gassen und Pfade auf der Ile de Brehat

Durch die Gassen und Pfade auf der Ile de Brehat

 

Boote vor der Ile de Brehat

Boote vor der Ile de Brehat

 

Hinter Bourg geht es wieder durch heckengesäumte Pfade, bis sich endlich kurz vor Erreichen der Nordspitze die Aussicht öffnet und der lange erwarteten Heidelandschaft Gelegenheit gibt, sich zu zeigen. Außer uns beiden hat es nur noch eine Frau bis hierher geschafft, alle anderen Touristen haben wir abgehängt. Es waren eh kaum welche mit uns auf dem Boot, der Hauptschung kommt wohl eine Fähre später.

Hilfe: das Wetter ist fast zu gut

Der Himmel ist völlig wolkenfrei, die Sonne brennt mit voller Lichtstärke auf die Landschaft und das Meer herunter, nur der stürmische Wind sorgt dafür, dass es uns nicht zu heiß wird. Er macht das Fotografieren leider auch nicht einfacher, obwohl wir wenigstens eins unserer Stative dabei haben.

Hier in der Nordspitze der Insel ist wenig von menschlicher Besiedelung zu sehen. Eine Creperie ist hier, die allerdings geschlossen hat, und ein Toilettenhäusschen mit den fast schon historischen Stehklos. Die Gegend ist geprägt von gewaltigen Granitfelsen, auf dem Land und im Wasser, Heidelandschaft und natürlich dem Leuchtturm Paon. Nach ungefähr einer Stunde trifft die gefürchtete Touristenflut ein. Die zweite und die dritte Fähre haben ihre menschliche Fracht auf die Insel losgelassen und die ersten Ausläufer erreichen uns. Es ist wirklich noch viel los auf der Insel Brehat im September.

Der Leuchtturm Paon auf der Ile de Brehat

 

Wellen am Leuchtturm Paon, Ile de Brehat

Wellen am Leuchtturm Paon, Brehat

 

Einfach in der Sonne liegen auf der Ile de Brehat

Die Sonne steht jetzt schon recht hoch und wir machen uns auf den Küstenwanderpfad, um mehr von Brehat zu sehen. Farne, Heidekraut und Felsen bestimmen die Landschaft, im Meer vor der Küste sind auch Granitfelsen bildwirksam verteilt. Immerhin ist die Hauptinsel Brehat von über 200 kleinen Inselchen umgeben. Der zweite Leuchtturm auf Brehat, der Phare de Rosedo steht mitten im Land, umringt von Kuhweiden und Gewächshäuschen.

Um die Mittagszeit legen wir eine Rast ein, wir legen uns eine Stunde lang ins weiche Gras und hören dem Rauschen der Wellen zu. Das machen wir viel zu selten! Es ist ruhig auf der Insel. Kaum wandert man ein wenig an der Küste entlang verlaufen sich die Touristen. Wir besorgen uns im örtlichen Mini-Supermarkt und in der Boulangerie etwas zu essen, und dann geht es schon wieder weiter mit der Erkundung der südlichen Inselhälfte. Die ist deutlich stärker bebaut und hat noch viel mehr mauer- und heckengesäumte Pfade als der Nordteil. Also nicht immer tolle Aussichten, aber windgeschützt und mit Blick auf verblühte Hortensien und nette Häuser. Viel Lauferei ist angesagt. Und nun schafft es auch der Ostwind nicht mehr, für ausreichend Kühlung zu sorgen, wir kommen ganz schön ins Schwitzen.

Gabi fotografiert auf Brehat

Gabi fotografiert auf Brehat

 

Etwas kleinere, zähere, robustere Kühe auf der Ile de Brehat

Etwas kleinere, zähere, robustere Kühe auf der Ile de Brehat

 

Der Süden der Ile de Brehat

Im Süden der Insel liegen ein paar nette Badestrände, wie der Grève Guerzido, aber niemand badet dort an diesem Nachmittag. Das Wasser ist weg, es herrscht Ebbe und weit und breit ist kein Meer zu sehen. Auch der dort ansässige Imbiss hat geschlossen.
Irgendwann auf der Chausee, tuen uns die Füße weh. Und so verzichten wir weise, auf den letzten Teil der Reise. Na, so schlimm ist es nicht, aber wir legen noch eine zweite, längere Pause in der irischen Bar, dem Le Shamrock, im Ortszentrum ein und genehmigen uns im kühlen Inneren einen Grand Café creme. Nach Whiskey steht uns noch nicht der Sinn. Wir müssen einfach raus aus der Sonne, die ist grell auf der Insel und das Meer reflektiert das Licht. Unsere Köpfe fühlen sich schon heiß an.

Wir wollen ja nicht meckern: aber das Wetter ist zu gut. Strahlend blauer Himmel, keine Wolke, stundenlang knallige Sonne.

Nach dem Kaffee laufen wir nochmal los. Zur Gezeitenmühle und zur Kapelle auf dem Hügel. Unglaublich, wieviele Kilometer man auf einer kleinen Insel, 3,5 km langen Insel doch zurücklegen kann. Abends hatten wir 40000 Schritte auf dem Smartphone Schrittzähler.

 

Kajakschule, Ile de Brehat

Kajakschule, Ile de Brehat

 

Am späten Nachmittag schleppen wir uns zur Fähre zurück. Der Weg von der Hafenmole zur Fähre ist bei Ebbe zehn Minuten länger, so weit draußen muss die Fähre anlegen, damit sie nicht im Uferschlamm steckenbleibt. Nach erfolgter Überfahrt zurück zum Festland müssen wir nur noch den Berg hochkrabbeln, um endlich unsere müden Beine im Wohnmobil ausstrecken zu können.

Besser einen Tagesausflug zur Ile de Brehat als sie gar nicht kennenzulernen

Festzustellen bleibt uns noch, dass so ein Schnelldurchlauf an einem Tag der Insel nicht wirklich gerecht wird. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt die Gelegenheit haben, länger auf Brehat bleiben zu können, würden wir gerne ein bis zwei Wochen veranschlagen, um die Insel ausgiebig zu erkunden.

Motive bietet sie wahrlich genug. Und dann hoffentlich auch abwechslungsreicheres Wetter. Das permanente Sonnen und Sturmbombardement vom wolkenlosen Himmel herunter hat uns bei unserem Tagesausflug doch ganz schön zugesetzt.

Wir lieben die bretonischen Inseln und möchten ihnen auch gerecht werden. Tagesausflüge sind also erst der Anfang! Schau nach, welche Insel wir noch besucht haben.

 

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Nach dem mogendlichen Womo-Service fahren wir über das Gezeitenkraftwerk von Saint Malo vorbei an Dinard und St. Cast-le-Guildo hinauf zum Cap Frehel.

Gemütlicher Campingplatz am Cap Fréhel

An der mit Sandstränden gespickten Klippenküste finden wir unseren heutigen Übernachtungsplatz, ein Campingplatz unter Pinien, der in der Nebensaison als Stellplatz dient. Der Platz hat zwar geschlossen, ist aber zugänglich, die Toiletten und Duschen sind jedoch geschlossen und die Übernachtung soll eigentich 5 Euro pro Nacht kosten. Es kam aber niemand zum Kassieren und wir haben auch keine Möglichkeit zum Bezahlen ausfindig machen können. Wir rden mit unseren niederländischen Nachbarn, die auch versuchen zu bezahlen aber keinen Erfolg haben.

Strand- und Küstenwanderungen am Cap Fréhel

Die Gegend ist ideal für Strand- und Küstenwanderungen. Wir bleiben also gleich zwei Nächte, damit wir auch nur annähernd das Gefühl haben, die Region ein wenig kennengelernt zu haben. Wie Perlen an einer Schnur liegen hier die schönsten Sandstrände am Küstenwanderweg. Kurz vor Sonnenuntergang wechseln wir auf die Fahrräder und radeln über den Radweg zum vier Kilometer entfernten Cap Frehel für die letzte Fotosession des Tages. Das Kap mit dem großen viereckigen Leuchtturm hoch auf den Klippen. Das Wetter nervt. Keine noch so kleine Wolke hängt am Himmel. Schon tagelang strahlend blauer Himmel. Für Fotos ganz schlecht. Wir nehmens gelassen, wandern viel und fotografieren etwas weniger.

Leuchtturmfotofie in der Nacht am Cap Fréhel

Sonnenuntergang am Cap Fréhel

Sonnenuntergang am Cap Fréhel

 

Felsenküste am Cap Fréhel

Felsenküste am Cap Fréhel

 

Den Leuchtturm Fréhel haben wir schon mehrfach fotografiert in den letzen Jahren und er ist im Jahr 2020 im Leuchtturm Kalender von Delius Klasing abgedruckt.

Da das Wetter tagsüber einfach zu gut und deswegen fotografisch langweilig ist, fotografieren wir den Leuchtturm in der Nacht. Der Mond wird fast voll sein und dem Leuchtturm wenigstens etwas Licht abgeben. Hoffen wir, werden aber enttäuscht. Wir sind bereits seit Stunden auf den Beinen, wollten den Sonnenuntergang aufnehmen, der langweilig ausfiel. Schon bevor es ganz dunkel ist, fängt der Leuchtturm an, seine Licht über das Meer zu schicken. Doch es ist noch zu hell, wir sehen keine Lichtsstrahlen. Es ist erstaunlich viel los in der Nacht. Immer wieder laufen Leute an uns vorbei. Manche trauen sich tatsächlich sogar in der Dunkelkeit mit Flipflops auf die felsigen Pfade. Endlich  werden die Strahlen des Lichtes länger und es sieht gut aus auf den Fotos. Fehlt nur noch das Mondlicht auf dem Gebäude. Aber der Mond lässt sich soviel Zeit. Wir frieren uns in kurzen Hosen die Knie rot und blau. Der Wind geht durch und durch. So richtig kalt ist es nicht. Nun denn, der Mond hängt als orangener Ball tief am Horizont, der hilft uns bei unserer Fotografie eher wenig. Die Kamera geht ans Limit. Das grelle Licht des Leuchtturms in der tiefschwarzen Nacht. Bis auf 10000 ISO gehe ich hoch, sonst wird die Belichtungszeit zu lang für das Leuchtturmlicht. Die Rückfahrt ist dann gemein. Es geht nur Bergab und wir machen Tempo. Brr, das ist jetzt echt kalt.

 

Hier kommen die Nachtaufnahmen des Leuchtturms Fréhel

Nachtaufnahme des Leuchtturms Fréhel

Nachtaufnahme des Leuchtturms Fréhel

 

Nachtaufnahme des Leuchtturms Fréhel

Nachtaufnahme des Leuchtturms Fréhel

Das Fahrrad als ideales Transportmittel für Fotografen

Mit dem Fahrrad haben wir hier das ideale Transportmittel. Schnell sind wir an interessanten Orten, wie das Fort la Latte und dem Leuchtturm und haben keine Parkplatzprobleme. Allerdings sind die Steigungen im Wind etwas anstrengend, wenn man wie Gabi nicht mal langsam radeln kann. Mit dem Wohnmobil wäre es schwierig, in jede Ecke zu kommen. Außerdem ist das nicht wirklich umweltfreundlich, ein so großes Gefährt als Sightseeingauto zu nutzen. Schon auf der letzten Reise planten wir so, dass wir die Stellplätze an fotogenen Orten suchen und die Kurzstrecken zu Fuß oder dem Rad zurücklegen. Mit dieser Methode werden wir auch fitter. Zehn Kilometer am Tag zu Fuß sind Minimum, dazu meist noch 20 km mit dem Rad. Was sich nicht viel anhört. Da wir fotografieren kommen so oft 6-7 Stunden draußen zusammen.

Besichtigung des Leuchtturms Fréhel

Endlich ist es soweit. Schon immer wollte ich den Leuchtturm am Cap Fréhel besichtigen. Aber wir waren immer zur falschen Zeit dort. Diesmal warteten wir solange, bis es klappte. Wir planten den Besuch des Turms trotzdem kurz vor der Schließung in der Hoffnung auf gutes Licht gegen Abend. Klappte leider nicht. Die Sonne ist auch gegen 17 Uhr noch ziemlich grell. Ich freue mich schon auf die freischwebende Treppe. Die gibt es zwar, aber es gibt auch einen Fahrstuhl! Und der ist mit einem geländer gesichert. Also wird das fotografieren schwierig. Glücklicherweise besitzt die neue Canon 6d MII ein Klappdisplay, damit schaffe ich ein paar Fotos der Treppe.

145 Stufen führen zur Aussichtsplattform von wo aus wir über die sowieso schon 70 Meter hohen Klippen schauen. Und auf den alten Leuchtturm, der nach dem Plan des Phare du Stiffs (Quessant) gebaut wurde.

Fort la Latte

Danach radeln wir noch zum Fort La Latte, welches wir auch vom Leuchtturm aus gesehen hatten. Da ist Sonntags bei so schönem Wetter viel los. Wir besichtigen das Fort nicht, wandern aber entlang des Küstenpfades, der recht anspruchsvoll steil über Steine führt. Das Wasser strahlt uns türkisfarben an. Am Strand klettern wir etwas waghalsig über große und kleine Felsen, damit wir die Farbenpracht aufs Foto bannen können. Auf den Bildern wirkt es leider nicht so knallig wie in echt.

Fort la Latte, Bretagne

Fort la Latte, Bretagne

 

Fort la Latte, Bretagne

Fort la Latte, Bretagne

 

Abends am Strand Cap Fréhel

Angler im Sonnenuntergang, Fréhel

 

Wellen am Abend, Fréhel

Wellen am Abend, Fréhel

 

 

Der Leuchtturm Kalender mit dem Leuchtturm Fréhel (Delius Klasing) bei Amazon

Übersichtsseite Nordfrankreich & Bretagne  Fototour mit dem Wohnmobil, 2019

 

Seiten

Foto Galerie Atlantikküste von Spanien, Portugal und Süd-Frankreich

Die folgenden Aufnahmen sind mehrheitlich an der Atlantikküste von Spanien, Portugal und Süd-Frankreich entstanden. Der immerzu wehende frische Wind vom Atlantik her sorgt für saubere Luft und für klare, strahlende Farben. Das Meer und das mittägliche Himmelsblau wirken in ihrer Intensität schon fast surreal übersteigert. Die Küste, die Klippen und die kleinen Ortschaften bilden dazu den idealen Kontrast.

Frankreich

St Jean de Luz, Frankreich

St Jean de Luz, Frankreich

Spanien und Gibraltar

Faro de Higuer, Spanien

Faro de Higuer, Spanien