Der Tag ist noch nicht zu Ende. Gegen 17:00 Uhr fahren wir noch im nieseligen Wetter zum Nationalpark Tiveden. Ulike hatte uns den Park empfohlen und Fotos der gigantischen Felsen gezeigt. Das hat uns Lust, diesen Urwald anzusehen. Der Weg zum Park ist zwar gut ausgeschildert, aber nur ein löchriger, gewundener Feldweg führt zum relativ geräumigen Parkplatz. Noch ist das Visitorcenter in der Bauphase. Überall Absperrungen, Bagger und Schotterberge. Das ist wenig ästhetisch, aber gleich dahinter beginnt der Wald, und damit eine andere Welt.
»Wenn da ein Kilometer steht, plant mehr Zeit ein, als ihr denkt,« gibt uns unsere Freundin zu bedenkent. Sie hat recht, schon auf den ersten Metern unserer Wanderung geht es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Wir klettern und ziehen uns an überstehenden Wurzeln hoch. Grindel mit ihren kurzen Beinchen meistert den größten Teil der Strecke ohne Hilfe. Sie zerrt Gunter sogar durch diesen schwedischen Urwald. Wie eine Bergziege schießt sie Steilhänge hinauf, springt über Baumstämme, oder zwängt sich darunter durch. Ich komme mit meinem Fotorucksack ins Schwitzen, glücklicherweise ist es recht kühl. Nur wenige Regentropfen dringen durch das Laubdach.
Wir sind ganz allein im Wald, das beunruhigt mich leicht. Ob wir die Strecke noch im Hellen zurück schaffen werden? Im August geht die Sonne erst gegen 21:00 Uhr unter, aber im Wald ist es schon ziemlich düster. Uns gefällt das Urtümliche dieses Waldes. Wir wandern über Baumwurzeln, ich entschuldige mich bei den Bäumen. Schließlich erreichen wir das Gebiet, in dem sich gigantische Felsen auftürmen, als hätten Riesen damit Würfel gespielt.. Bäume krallen sich am blanken Fels fest, wo kaum Nahrung z erwarten ist. Hier müssen wir sogar Grindel hin und wieder unter den Arm klemmen, damit sie nicht in den Felsspalten stecken bleibt. An einem Aussichtspunkt auf einer Anhöhe ruhen wir kurz. Auf flachen, teilweise mit Moos bewachsenen Granitplatten suchen Baumwurzeln in den Ritzen der Felsplatten nach Nährstoffen. Wir schauen über den Wald, Baumwipfel, so weit wir schauen können. Das tut der Seele gut.
Erst auf dem Rückweg treffen wir andere Wanderer. Als wir unser Mobil erreichen sind wir noch trocken, wir hatten Glück mit dem Wetter, es hat zwar dauern mit Regen gedroht, dann aber doch gehalten. Wir sind nur eine kurze Tour zu der Felsenschlucht gewandert. Auch wenn das ständige Auf und Ab an unseren und Grindels Kräften gezehrt hat, fühlen wir uns munter und erfrischt. Endlich scheint auch Grindel an ihre Erschöpfungsgrenze gelangt zu sein. Diese Nacht schläft sie wie ein Stein.
Beim nächsten Besuch werden wir sicher wesentlich mehr Zeit für diesen Nationalpark einplanen. Das Gefühl von Ruhe, Erhabenheit und urtümlicher Energie lässt sich schlecht in Worte fassen. Interessant ist, der Park wurde erst 1983 gegründet, mit der Absicht, die Natür sich selbst zu überlassen, um so einen schwedischen Urwald wieder zu erschaffen. Zurück zu den Wurzeln! 25 Kilometer Rundwanderwege sind inzwischen gut mit farbigen Baumbinden markiert, also reichlich Möglichkeiten den Urwald zu erkunden und vielleicht sogar mit der Tierwelt in Kontakt zu kommen.
Gunter und Grindel in Tiveden
Der Wanderpfad über die Wurzeln der Bäume
Urwaldfeeling
Grindel schafft auch große Hürden, Gunter kommt kaum hinterher
Idyllische Badebuchten am Vättern – dem zweitgrößten See Schwedens
Wir verabschieden uns vorerst von Maria und Familie und besuchen direkt eine weitere Freundin: Ulrike, sie wohnt in unserem Nachbarort Schwabenheim, besitzt ein kleines nettes Ferienhäuschen nur eine Stunde von Askö entfernt. Was für ein Zufall, oder?
Ulrike hat sich vor etlichen Jahren in das Land Schweden verliebt. So sehr, dass sie nach einem Sommerhäuschen suchte und es bei Askersund fand. Erst nachdem sie das Häuschen gekauft hatte, lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen. Ulrike unterrichtete viele Jahre lang als Lehrerin in Schweden. Wir lernten sie kennen, als ihre Tochter vor 11 Jahren mit Amy eingeschult wurde.
Wir waren ja schon oft in Schweden, aber Ulrikes Haus haben wir noch nie gesehen. Das holen wir jetzt nach.
Unser neuer Navi führt uns über unbefestigte Wege direkt vor Ulrikes Gartentür. Wir sind begeistert von ihrem Anwesen. Sommerhaus finde ich etwas untertrieben: Es ist meiner Meinung nach ein richtiges Haus, mit vielen Zimmern, einem Schuppen, einer großen Scheune und schönen Garten. Unglaublich, was man hier in Schweden für relativ wenig Geld kaufen kann.
Ulrikes Haus
Gabi und Ulrike plücken Beeren
Ulrikes Haus
Mit Blaubeerpflückern bewaffnet wandern wir gleich nach der Ankunft gemeinsam in einen Märchenwald. Der Boden ist mit einem dicken, weichen Teppich aus Moos belegt. Darauf laufen wir unglaublich weich. An einer Stelle warten dicke, saftige Blaubeeren auf uns, denen wir mit den Pflückern zu Leibe rücken. Im Nu haben wir ein Eimerchen gefüllt. Auch Grindel pflückt wieder fleißig mit, nur haben wir nichts davon. Ulrike macht sich über die Himbeeren am Wegesrand her, ich pflücke auch welche, aber die wandern alle in meinen Mund. Das nachfolgende Reinigen unserer Ernte dauert länger als bei den handgepflückten Beeren, da schrumpft der Zeitvorteil doch um einiges zusammen. Wir runden die kulinarische Wanderung mit einer anständigen Portion Pfifferlingen ab, dann machen wir uns im Sommerhäuschen direkt an die Zubereitung des Abendessens.
Lachs mit Reis und Spinat, dazu in Butter gebratene Pfifferlinge und als Nachtisch Blaubeeren und Himbeeren mit Sahne. Ulrike kochte in Windeseile von den restlichen Blaubeeren Marmelade.
Wir schlafen am Straßenrand im Wohnmobil, Es ist absolut ruhig in der Nacht.
glückliche Grindel im Wald
Askersund
Morgens ziehen wir wieder gemeinsam los nach Askersund. Das ist Ulrikes Lieblingsstädchen in Schweden. Die traditionellen Holzhäuser der Stadt sind so typisch schwedisch, komplett mit Apfelbäumchen und rot-weißem Anstrich. Der Hafen der Stadt liegt idyllisch in einer waldgesäumten Bucht, mit dem Wohnmobil hätten wir die Möglichkeit, dort zu übernachten.
In der Ferne sehe ich einen kleinen hölzernen Leuchtturm. Dummerweise führt der Weg dorthin durch ein wenig ansehnliches Gewerbegebiet.Ich laufe mir die Füße platt, um in Fotografiernähe zu kommen. Aber es lohnt sich. Es ist ein außergewöhnliches Häuschen und das Wetter schenkt mir ein paar gestalterisch wertvolle Sonnenstrahlen. Die anderen haben derweil den Wohnmobiltisch eine Brotzeit angerichtet.
Askersund
„Fotografier doch mal hier!“ meint Ulrike. Aber gern doch – Askersund
kleiner Leuchtturm in Askersund
kleine Leuchttürmchen, Askersund
Gut gesättigt machen wir uns auf zu einem von Ulrike favorisierten Badeplatz am Vättern. Mittlerweile scheint die wärmende Sonne, blauer Himmel, weiße Wölkchen. Perfektes Badewetter.
Traumhafter Badestrand am Vättern
Der Sandstrand in einer kleinen Bucht ist bei diesen Bedingungen der Hammer. Es ist sowas von traumhaft, mein Fotografenherz hüpft mir fast aus der Brust. Es ist eine wahre Freude da zu fotografieren. Das Wasser leuchtet knallgrün und blau, die Laubbäume strahlen saftig hellgrün, dazu der perfekte Himmel. Amy und Ulrike wagen sich ins kalte Wasser und schwimmen in die Bucht hinaus. Wir wandern entlang der Küste auf weichen von Baumwurzeln befestigten Pfaden und fotografieren, was das Zeug hält. Grindel hüpft vergnügt um unsere Beine und erforscht das Unterholz. Ja, sie mag dieses Schweden auch tierisch gern.
Als wir später aufbrechen, hat sich ein stechfreudiges Insekt in Ulrikes Hose verkrochen. Es sticht ihr beim Anziehen in den Oberschenkel, und weitere Erkundungen werden wegen der dringenden Erstversorgung des stark anschwellenden Stichs hinten an gestellt. Schade. Als das Brennen in Ulrikes Bein endlich nachlässt verabschieden wir uns. Das nächste Ziel, der Nationalpark Tiveden ist nur wenige Kilometer entfernt. Als wir losfahren, zieht sich der Himmel mit Wolken zu. Hoffentlich bleibt es trocken.
Einer der Gründe, warum wir nach Schweden und nicht nach Schottland gereist sind, ist meine Freundin Maria. Ihr geht es zur Zeit nicht so gut und wir haben uns seit zwei Jahren nicht gesehen. Also war Askö unser erstes Ziel. Dort hatten wir auch den extrem schneereichen Winter von 2010/2011 verbracht.
Askö fühlt sich wie unser zweites Zuhause an. Schon seit 2002 besuchen wir regelmäßig Maria und Magnus auf ihrer Farm. Hier fühlten sich die Kids immer pudelwohl und setzten viele Projekte mit ihrem Freund Aron um. Übrigens brachte diese schwedische Familie uns erstmals auf die Idee zum Freilernen.
Nach der langen Anfahrt und dem ersten Leuchtturm in Gränna, war ich in Fotografenmodus. Ich kann euch gar nicht sagen, wie gut mir das tut. Auf der Farm suchte ich mir meine Fotomotive. Auroras Freund Andrew kommt aus Neuseeland, und er begeistert sich für historische Uniformen. Da mache ich doch gleich ein Fotoprojekt draus.
Andrew
Aurora
Blaubeeren und Pfifferlinge
Gunter und ich fahren Rad und pflücken Blaubeeren im lichten Kiefernwald. Das geht mit der Hand wesentlich langsamer, als mit dem Pflücker, hat aber den Vorteil, dass wir die dicksten, saftigsten Beeren kriegen und fast gar keine Blätter mit drinnen haben. Mensch, diese Blaubeeren sind super lecker! Aron, der gerade eine Ausbildung zum Naturführer macht, zeigt mir die besten Plätze für Pfifferlinge. Wir sammeln so viele, dass wir zwei Tage lang Pilzgerichte essen können. In Butter gebraten oder als Omelett sind die Pfifferlinge ein Gedicht.
Grindel futtert Pflaumen
Leckere Blaubeeren
Leckere Blaubeeren
Blick über den See
Pfifferlinge
Leckere Blaubeeren
Leckere Blaubeeren
Grindel mag Blaubeeren übrigens auch sehr, sehr gerne. Aber nur, wenn sie sie vom Strauch essen kann.
Die Schnappschüsse habe ich alle mit dem Smartphone (dem Lumia 650) gemacht. Nicht schlecht finde ich.
Amy versucht Wasserski zu fahren
Amy hat sich leider eine Erkältung eingefangen, sie zieht sich ins Mobil zurück und entwickelt die Charaktere für ihr geplantes Buch. Für das Wochenende haben Magnus und Maria ihre Scheune an eine Hochzeitsgesellschaft vermietet. So kommt plötzlich ziemlich viel Trubel auf. Und mitten drin kommt der Bruder von Magnus vorbei und will unbedingt, dass wir mit seinem Boot raus auf den See Wasserski fahren. Die Chance, das auszuprobieren, dürfen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Amy und ich springen in die Badeanzüge und fahren mit Johan, Aurora und Andrew zur Anlegestelle.
Das Boot kommt gerade erst aus dem Winterschlaf und hat noch einige Startschwierigkeiten. Mehrmals geht der Motor auf dem See aus. Doch schließlich läuft er stabil und wir können das Wasserskifahren versuchen. Andrew fängt an. Die schweren, sperrigen Skis im Wasser an die Füße zu bekommen, ist die erste Herausforderung. Andrew schaut nur mit dem Kopf aus dem Wasser, die Skispitzen vor seiner Nase. Irgendwie sieht das lustig aus. Ewen fährt langsam los, bis das Seil Spannung hat, dann gibt er Vollgas. Nur wenige Sekunden lang schafft Andrew es, das Seil zu halten, dann muss er loslassen und sinkt ins kalte Seewasser zurück. Nach mehreren erfolglosen Versuchen fischen wir Andrew mit blauen Lippen und mächtig Gänsehaut wieder aus dem Wasser. Jetzt ist Amy dran. Sie springt mutig vom Bootsrand ins Wasser, merkt mit einem kurzen erschrockenen Aufschrei, dass es saukalt ist, und kämpft dann mit den Wasserskiern. Amy packt es kaum, die breiten Bretter vor sich zu positionieren. Sie versucht ihr Glück, doch die Technik des Wasserskifahrens fehlt ihr noch. Nur einmal kann Amy sich aufrichten. Sie kann aber ihre Beine nicht zusammenhalten und macht ein unfreiwilliges Spagat. Danach reicht es ihr und sie lässt Aurora ran. Aurora richtet sich bereits beim ersten Mal auf, doch auch sie muss loslassen und geht baden.
Andrew zieht die Wasserski an
Er macht sich bereit zum ersten Versuch
Amy, Charly und Aurora auf dem Boot
Johan will sich nicht fotografieren lassen
Amy macht sich bereit zum Wasserskifahren
Es ist nicht leicht, die Ski nach vorne zu bekommen
nach drei Versuchen sieht Amy so aus
Auroa bibbert vor Kälte
Dann streikt der Bootsmotor wieder. Wir versuchten eine halbe Stunde, den Motor zum Laufen zu bewegen, ohne Erfolg. Andrew nimmt das einzige Paddel und legt los. Wir bewegen uns im Schneckentempo Richtung Küste. Amy springt wieder ins Wasser, sie drückt das Boot mit Schwimmbewegungen vor sich her. Schließlich springt auch Aurora rein und unterstützt Amy. Sie zieht das Boot mit einer Leine. Ich selbst war noch nicht im Wasser, und will lieber trocken bleiben. Die blauen Lippen von Andrew und Aurora überzeugen mich davon, wie angenehm warm es doch im Boot ist. Amy findet dieses Abenteuer trotzdem super. Sie ist plötzlich lebhaft und aufgeweckt. Noch cooler wäre es natürlich gewesen, wenn sie das Wasserskifahren auch geschafft hätte. Ja, ich kam nicht dran mit dem Versuch Wasserski zu fahren. So richtig traurig war ich nicht darüber.
Morgen geht es weiter mit Knallerfotos vom Vättern!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2016/08/WP_20160802_14_21_55_Pro.jpg645860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2016-08-09 12:05:302022-03-24 09:57:40Ruhige Tage in Ask-ö – reichlich Blaubeeren und Pfifferlinge
Mit ziemlicher Verspätung starten wir unsere Reise nach Schweden. Ursprünglich hatten wir schon vor zwei Monaten gen Norden reisen wollen, doch meine Füße machten nicht mit. Das Sprungelenk, welches ich mir vor circa 10 Jahren in Norwegen gebrochen hatte, ist in der Bewegung so sehr eingeschränkt, dass sich wohl die Sehnen verkürzt haben. Nun denn, ich nutze die Zeit, denn ich habe sowieso noch reichlich Computerarbeit zu erledigen. Die Kids sind mit Führerschein und Ähnlichem beschäftigt, wir haben außer der drohenden Hochsaison, die wir normalerweise meiden, keinen Zeitdruck.
Das gute alte Wohnmobil wartet geduldig im Hof darauf, gepackt zu werden. Bei schwülen, schweißtreibenden 30° C schleppen wir schließlich Ende Juli unseren Kram die Treppen runter. Ja, das ist bedauerlich, dass es jetzt so spät, so heiß und auch noch so trubelig ist. Diesmal werden wir zu dritt mit Dackel touren. Esra wird eine Radtour über die Alpen unternehmen, Noah bereitet sich so langsam aufs Abi vor, er macht einen Französischkurs in Mainz und bleibt allein daheim. Wir feiern noch gemeinsam seinen 20 zigsten Geburtstag und starten direkt danach.
Unser Flair im Hof in Bubenheim
Autobahnraststätte ohne Zigarettenmülleimer – ich habe noch nie soviele Kippen am Bordstein gesehen. Es wunderte mich nur kurz – es gab einfach keinen Mülleimer für Zigaretten. Komisch, wo doch soviele Autofahrer während der Pause rauchen. Das das niemandem auffällt?
Mülltonnen gab es reichlich, aber wohin mit den Kippen?
Wir besuchen unterwegs wieder Ina in der Nähe von Halle und freuen uns über die Hühner und Gänse. Dackel Grindel kann sich an große Hund und allerlei Federvieh gewöhnen.
Ina’s Hühner
neugierige, zutrauliche Gans
Fähre von Rostock nach Trelleborg
Kurz vor der Küste schauen wir noch bei Gabi auf einen Kaffee vorbei, dann suchen wir im Dunkeln nach einem Stellplatz in der Nähe des Fährhafens. Wir nehmen die Fähre von Rostock nach Trelleborg. Dort dürfen Hund mit an Deck, sie müssen nicht im Wagen bleiben. Das wäre auf der sechsstündigen Überfahrt auch zu lang. Es gibt eine düstere, fensterlose Hundelonge, die so ungemütlich ist, dass die beiden Wasserschüsseln verlassen rumstehen. Wir suchen uns auf der seltsam verwirrend strukturierten Fähre ein kleines Eckchen wo wir mit Blick aufs Deck sitzen können. Die sechs Stunden kommen mir viel länger vor, ich bin ungeduldig, hibbelig und nervös. Keine Ahnung warum.
Auf der Fähre nach Trelleborg
Grindel auf der Fähre
Der dunkle Hunderaum, der nicht genutzt wird
Der dunkle Hunderaum, der nicht genutzt wird
Mit Hund nach Schweden ist einfacher geworden
Es ist einfacher geworden mit Hund nach Schweden zu fahren. Der Hund muss gechipt und geimpft sein und braucht einen internationalen Tierausweis. Selbst die Bandwurmkur ist nicht mehr nötig. Wir werden in Trelleborg nicht kontrolliert.
Typisch schwedisches Wetter
Blauer Himmel, weiße Wolken und die typisch schwedische Landschaft begrüßen uns am frühen Nachmittag. Wir machen uns auf den Weg zu unseren Freunden in der Nähe von Stockholm. Gegen Abend erreichen wir unser erstes Ziel. Den Hafen von Gränna, ein touristisches Örtchen am Vätternssee. Im dichten Verkehr schleichen wir durch die Hauptstraße des Ortes. So können wir die hölzernen Villen der Stadt bestaunen. Auf dem Parkplatz des geschäftigen Hafens von Gränna können wir gegen die Gebühr von 120 Kronen mit dem Mobil übernachten. Zahlreiche Reisende nutzen diesen Stellplatz direkt neben einem großen Campingplatz. Im Hafen ist jede Menge Trubel.
Auf der schwedischen Autobahn geht es recht gemächlich zu
Der Leuchtturm von Gränne am Abend
Der Hafen von Gränna
Der Leuchtturm und die Fähre
Der Leuchtturm von Gränne am Abend
Der Leuchtturm von Gränna nach Sonnenuntergang
Der Leuchtturm und die Fähre
Der Leuchtturm von Gränna
Wir fotografieren den Leuchtturm und die Segelboote und Yachten, die dort angelegt haben. Von hier aus fährt eine Fähre nach Visingsö, der größten der 33 Inseln des Vätternsees. Schwedische und englische Schlager hallen abwechselnd über den geräumigen Parkplatz. Gegen 12:00 Uhr fängt die Musik an zu nerven, schließlich hört sie gegen 1:00 Uhr auf. Ich bin genauso hundemüde wie Grindel. Wir schlafen schnell ein.
Früh morgens schlendern wir wieder durch den Hafen, fotografieren mal hier und mal da. Unser Dackel bekommt keine Chance schwedische Hunde kennenzulernen. Die sind alle angeleint und werden direkt von unserer freudig bellenden Hundedame weggezerrt. Schade eigentlich. In Schottland ist das lockerer, wir sehnen uns ein wenig nach den glücklichen Hunden.
Mein erstes Smartphone
Unterwegs kaufen wir noch ein, suchen in einem riesigen Einkaufszentrum nach einer Simkarte fürs Internet. Ich werde das Smartphone als Hotspot nutzen und so mit den Notebooks und Tablets online gehen können. Für 10 GB zahlen wir 220 SEK. Ich habe mich für das Lumia 650 Dualsim entschieden – die deutsche Simkarte bleibt für Anrufe von daheim aktiv, die schwedische Karte nutze ich fürs Internet. Extrem praktisch. Es wäre sinnvoll gewesen, das Smartphone etwas früher zu bestellen. Jetzt muss ich mich erstmal mit dem neuen Gerät auseinandersetzen, ich hab echt noch viel zu lernen. Wir kommen gegen Abend bei unseren Freunden etwa eine Stunde südlich von Stockholm an.
Ja, ich geb`s zu: Das ist mein allererstes Smartphone. Ich wollte es vor allem, um mit den Jungs in Kontakt bleiben zu können. So ein Ding hat aber auch noch andere Vorteile. Es kann fotografieren, Landkarten anzeigen, als Notizbuch dienen, Apps für Stellplätze nutzen und noch einiges mehr, was ich noch nicht weiß.
Übringens wurden die Schnappschüsse in diesem Bericht mit dem Smartphone gemacht. Also alle Fotos außer dem Leuchtturm.
Unser Womo in Askö
Grindel versucht mit Charly zu spielen, der will aber nicht
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2016/08/graenna-5459.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2016-08-02 10:39:312019-05-11 17:19:12Gränna, ein Leuchtturm am Vättern See, Schweden
Ich konnte während eines Aufenthaltes bei unseren schwedischen Freunden mit zum Flusskrebse fangen. Jake ist Engländer und seit einigen Jahren mit Viktoria liiert. Die beiden hatten uns vor einiger Zeit in Deutschland besucht und waren mit in der Weinlese gewesen. Jetzt durfte ich eine schwedische Sommertraditon miterleben.
Viktoria hatte gesehen, dass ich über Kaj, den Fischer von Jurmo auf Aland, berichtet hatte. Sie machte mir einen Vorschlag: „Jake ist jetzt auch unter die Fischer gegangen! Willst Du mitfahren und ihn bei der Arbeit fotografieren?“ Jake hatte also einen neuen Job – er half dem Vollzeitfischer Martin in der Flusskrebsfischsaison.
Früh morgens auf dem See, die beiden Jungs machen sich bereit
Im Nebel über den See
Gegen 7:00 Uhr morgens machten wir uns auf dem Weg zum viertgrößten See Schwedens – dem Hjälmaren.
Dichter Nebel hüllte die Landschaft ein und verschluckte alle Farben. Ich hatte sicherheitshalber eine Regenhose für mich und eine Hülle für die Kameratasche eingepackt. Niklas, der zweite Helfer, gab mir noch einen Ostfriesennerz mit.
Das Boot war relativ klein, ich schätze mal so sieben Meter lang. Wir stapelten große, schwarze Kübel hinein und fuhren los. Martins Vater, ebenfalls Fischer, wie die ganze Familie seit vielen Generationen, leerte gerade die Netze, die den Sommer über im See liegen. Mit einem großen Kescher schöpfte er die gefangenen Fische in einen Bottich, dann suchte er sich die besten heraus, die anderen flogen quicklebendig zurück in den See.
Der Fisch geht wieder zurück in den See
Früh morgens auf dem See
Früh morgens auf dem See, die beiden Jungs machen sich bereit
Früh morgens auf dem See, die beiden Jungs machen sich bereit
Der Kapitän Martin
Die Reusen werden eingeholt
Die Reusen werden eingeholt
Die Krebse werden in den Kisten sortiert
Niklas zeigt mir einen der Flußkrebse
Die kleinen Krebse fliegen zurück in den See
Martin und die Flußkrebse
Niklas bei der Arbeit
Zurück in den See mit den Kleinen
Flußkrebse
Flußkrebse
Wir fuhren zwanzig Minuten zwischen Felsen und kleinen, teils mit Bäumen bewachsenen Inseln hindurch zu den ersten Fischgründen. Die Flusskrebse leben im flachen Wasser mit felsigem Grund. Martin manövrierte das Boot vorsichtig und mithilfe von GPS. Trotzdem rammten wir zweimal einen Felsen mit der Schiffsschraube. Beim zweiten, ziemlich heftigem Rums zeigte das GPS fünf Meter Wassertiefe an. Hmm, der Rempler war echt und hatte die Antriebsschraube verbogen. Sie musste getauscht werden. Dazu manövrierte Martin in eine Bucht und lenkte das Boot vorsichtig ins flache Wasser. Der Rotor war schnell gewechselt, so etwas scheint öfters mal vorzukommen.
Schwedische Flußkrebse
Jetzt ging es zurück zu den Flusskrebsen. Ich staunte nicht schlecht, wie viele in die Körbe gekrochen waren. An jeder Leine hingen 20 Körbe, die nach und nach ins Boot gezogen wurden. Am Tag zuvor waren sie mit Fischköder gefüllt in den See versenkt worden.
Von den Fischresten war nur noch das Skelett übrig, und die Krebse wuselten munter in den Körben. Die größten Exemplare wurden selektiert, die anderen segelten, zumindest wenn Martin sie warf, im hohen Bogen wieder zurück in den See.
Der Nebel war immer noch dicht und die Farben gedämpft, die Landschaft wirkte mystisch. Die Weite des Sees war beeindruckend, fast fühlte ich mich wie auf dem Meer.
Es war der letzte Tag der Saison, die Körbe würden nicht mehr mit Fischködern gefüllt werden. Die Bootscrew klappte sie nach dem Fang zusammen und verstaute sie in großen, schwarzen Tonnen. Nach und nach wurde es im Boot immer enger, weil nun auch die Tonnen herum standen. Ich hatte nach ein paar Stunden nur noch wenig fotografischen Bewegungsraum übrig. Gegen Mittag kam die Sonne durch und verscheuchte den Nebel. Endlich legte Martin seine Schirmmütze zur Seite, die hatte die ganze Zeit sein Gesicht verdeckt.
Die schwedischen Flußkrebse sind gefragt und teuer
Die Männer hatten heute etwa 100 kg Flusskrebse gefangen. Martin war zufrieden mit dem Fang. Er meinte, jetzt in der Flusskrebssaison macht er den größten Gewinn. Martin und sein Vater fischen das ganze Jahr über. Im Winter legen sie die Netze unter das Eis. Das ist nicht ungefährlich. Deswegen fahren sie immer zu zweit hinaus auf den See.
Signalkrebse sind immun gegen die Krebspest
Farbenfroh
Warum aber sind die Flusskrebse so wichtig für Martin? In Schweden feiert man das Kräftskiva Fest, was so viel wie Flusskrebsfest bedeutet. Logischerweise findet das Fest zur Krebssaison im Spätsommer, im August und September statt. Magnus erzählte mir, dass in den siebziger Jahren eine Pest unter den Krebsen wütete, die fast die gesamte Population ausrottete. In vielen Regionen wurden hinterher sogenannte Signalkrebse ausgesetzt. Diese Krebsart ist immun gegen die Pest, sie heißen Signalkrebse, weil sie einen weißen Punkt an einer Seite haben. Martins Vater setzte sich schon früh dafür ein, wieder Krebse im See anzusiedeln. Anfangs lachten ihn die Kollegen aus, niemand glaubte, dass das funktionieren würde. Doch Martins Vater blieb stur und setzte Jahr für Jahr Krebse aus. Wie man an der reichen Beute dieses Tages sehen kann, hat sich seine Mühe gelohnt.
Jake zieht die Reusen hoch
Martin schüttet die Flußkrebse in den Korb
Niklas und die Flußkrebse
Das sommerliche Krebsfest wird mit viel Tamtam gefeiert
Die Krebse sind relativ teuer und werden nur im Spätsommer gegessen. Es wird viel Aufhebens um das Krebsessen gemacht. Es gibt Mützen mit Krebsmotiven, und Servietten und Fähnchen. Beim Essen wird viel gesungen und Schnaps und Wodka getrunken.
Jake wollte nach seiner ersten Saison als Flusskrebsfischer unbedingt selbst Krebse versuchen. Wir nahmen eine Tüte mit zwei Kilogramm der lebendigen Krustentiere mit nach Hause. Das Klicken und Rascheln, der Krebse klang wie Wasserrauschen. Es drang sogar während der Autofahrt nach Hause aus dem Kofferraum.
Die Krebse sind auch im Detail nett anzusehen, doch die Masse, die da im Boot gelandet waren, die fand ich schon etwas gruselig. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es am Grund des Sees aussehen würde. Da müssen Millionen von diesen kräftigen Tieren herumkrabbeln.
Magnus hatte noch lebendige Erinnerungen an die Flusskrebssaison, er hatte aber die Krustentiere seit vielen Jahren nicht mehr gegessen. Ein Rezept und die Anleitung für die Zubereitung gab es im Internet. Wir versammelten uns in der Küche, ein großer Topf mit gesalzenem und mit Dill gewürztem Wasser stand auf dem Herd. Wir zählten zuerst die größten Flusskrebse ab. Diese wurden lebendig ins kochende Wasser geworfen. Danach kamen die mittleren Krebse, und zum Schluss die kleinsten Exemplare an die Reihe. So stellten wir sicher, dass alle zur gleichen Zeit gar waren.
Die schwedische Delikatesse Flußkrebs
Magnus mit dem Finger auf dem Topfdeckel
Es wird heftig geschlürft beim Flußkrebsessen
Jake und Flußkrebs
Viktoria schießt Fotos
leckerer Nachtisch
Jake schaut sich zuhause die Krebse genau an
Für den nächsten Tag war das große Essen angesagt, der Höhepunkt der Sommersaison. Magnus zeigte uns, wie die Krebse geknackt werden. Es war ein ziemliches Gezerre und Gefriemel, bis das Fleisch aus dem Krebsen herausgelöst war. Das dämpfte meinen Appetit nicht unerheblich, und ich musste daran denken, wie die armen Tiere noch vor ein paar Tagen munter im See herumstolziert waren. So probierte ich nur ein paar kleine Stückchen. Die anderen hatten weniger Hemmungen oder einfach mehr Hunger. Zu den Krebsen gab es Toast mit Butter und bald darauf war nur noch ein Haufen Krebsschalen übrig. Zum Nachtisch gab es Apfelkuchen – da griff ich natürlich wieder beherzt zu.
Das ist der letzte Teil meines Radtour-Reiseberichts. Nachdem ich lange in Schottland unterwegs war wollte ich noch meine Freunde in Schweden besuchen, also verlängerte ich meine Reise nochmal um knapp 1500 Kilometer.
Holland ist so flach
Nach knapp sieben Wochen in England und Schottland erreichte ich schließlich wieder das Festland. Der Rest der Familie wartete am Fährhafen auf mich, denn sie wollten am nächsten Tag selbst nach Schottland fahren.
Es gab viel zu erzählen, immerhin hatten wir uns seit einer Ewigkeit nicht gesehen, und ich hatte unzählige Geschichten gesammelt. Ich sicherte meine Fotos, wir fuhren ein wenig in der Umgebung Amsterdams herum, und ich schlief diese Nacht auf dem Boden des Wohnmobils statt in meinem Zelt. Das Mobil ist mittlerweile viel zu eng für uns fünf. Mein Zelt ist gemütlicher! Am nächsten Tag fuhr ich früh los.
Holland! Irgendwo in der Nähe von Amsterdam
Mein Ziel war Kiel, denn von dort würde ich eine Fähre nach Göteborg nehmen, und der einfachste Weg dort hin führte an der Küste entlang. Ich hatte keine Karte von Holland dabei und auch kein Smartphone (da der Akku sowieso immer nur leer wäre), doch ich brauchte eigentlich auch keine Orientierungshilfe, immerhin musste ich nur darauf achten, das Meer immer links von mir zu haben.
Flaches Land und Regen, Regen, Regen
Holland war, vor allem verglichen mit Schottland und seinen grandiosen Bergen, mystischen Lochs und nebligen Tälern, ziemlich langweilig. Die höchste Erhebung, die ich auf dem gesamten Weg von Amsterdam bis zur deutschen Grenze zu meistern hatte, war der Deich auf dem ich hin und wieder entlang fuhr. Teilweise führte der Weg so lange geradeaus, dass ich bis zum Horizont keine Kurve ausmachen konnte. Dazu kam noch, dass es unablässig regnete.
Es ist zwar sehr angenehm, dort Rad zu fahren, aber sooo langweilig!
Immer nur geradeaus. Auf diesem Damm gibt es in über 30km nicht mal eine Kurve!
An der Küste entlang zu fahren lohnt sich landschaftlich nicht.
Vom Glück des Rückenwindes und spontanen Reisepartnern
Ich war trotzdem sehr gut gelaunt, und das hatte zwei Gründe: zum einen den Rückenwind, der als steife Brise mal ganz ausnahmsweise nicht von vorne oder von der Seite kam, sondern mich merklich antrieb. Zum anderen war da Michelle, eine Radlerin aus Deutschland, die in die selbe Richtung fuhr. Ich traf sie gleich am Anfang meiner Holland-Etappe. Wenn man zu zweit ist kann die Landschaft so langweilig sein wie sie will. Eigentlich war es sogar ganz gut, dass die Strecke so anspruchslos war, denn das hieß, dass wir gemütlich nebeneinander fahren konnten, um uns zu unterhalten.
Irgendwo unweit der deutschen Grenze verabschiedete sich Michelle, um mit einem Zug nach Hause zu fahren. Ihr Urlaub war knapp bemessen und so konnte sie insgesamt nur eine Woche unterwegs sein. Bei mir rief zwar keine Arbeit, doch auch ich musste bald einen Zug nehmen, damit ich rechtzeitig in Kiel war, um die Fähre noch zu erwischen. Wie ärgerlich! Gerne wäre ich die ganze Strecke gefahren.
Zum Glück traf ich Michelle, eine Krankenschwester aus Kassel. Sie war auch mit dem Rad unterwegs, und zu zweit war die langweilige Landschaft viel leichter auszuhalten.
In Deutschland musste ich einen Zug nehmen, um die Fähre noch zu schaffen.
Von Kiel nach Göteborg fährt man über Nacht.
Das Land der Roten Häusschen und endlosen Wäldern – Schweden
Als ich in Schweden ankam, änderte sich die Landschaft wieder. Es ist übrigens ein ganz anderes Erlebnis, wenn lange Zeit unterwegs ist und ein Land nach dem anderen besucht, statt nach zwei Wochen gleich wieder nach Hause zu fahren. Denn dann vergleicht man irgendwann die Länder untereinander, und nicht mehr mit Deutschland.
Schweden ist so eine Art Kompromiss zwischen Schottland und Holland, was den Anspruch an Radfahrer angeht. Es gibt keine hohen Berge und keinen ewigen Gegenwind, doch es ist dort auch nicht flach und langweilig. Eigentlich ist Schweden perfekt zum Radfahren geeignet, wenn man es gemütlich angehen will.
Man kann es natürlich auch sportlich statt gemütlich angehen, um große Strecken auf einmal zu meistern. Genau das tat ich auch. Ich wollte nämlich so schnell wie möglich bei meinen Freunden in Schweden sein, die ich schon viel zu lange nicht gesehen hatte. Sie veranstalteten wie jedes Jahr ein einwöchiges Festival für Freilerner, also Leute, die genau wie ich nicht zur Schule gehen oder gegangen sind.
Ich überrasche meine schwedischen Freunde und besuche das Freilerner Festival
Jedes Jahr hatte ich viel davon geredet, dass ich auch endlich mal kommen würde, und jedes Jahr wurde dann doch nichts daraus. Wir kamen eine Woche zu spät oder konnten nur im Winter kommen, das Wohnmobil war kaputt, etc… Also kündigte ich dieses Jahr meinen Besuch nicht so lautstark an. So klappt es vielleicht!
Ah, Schweden! Hier mach Radfahren richtig Spaß. Fiesen Wind oder hohe Berge machten mir hier nur selten das Leben schwer.
….und Wildcampen ist auch erlaubt!
Genau auf dieser Straße bin ich auch letztes Jahr gefahren, als ich mit meiner damaligen Freundin unterwegs war.
Mit all der Vorfreude im Gepäck fuhr es sich tatsächlich sehr leicht, ich legte sie 420 Kilometer von Göteborg nach Askö in zweieinhalb Tagen zurück. An einem sonnigen Mittag kam ich die kleine Schotterstraße entlanggefahren, an der die Farm meiner Freunde liegt. Sie deckten gerade einen Tisch unter dem Apfelbäumen als ich kam, pünktlich zum Mittagessen. Ich sorgte für eine große Überraschung, denn ich hatte ja wie gesagt nicht erwähnt, dass ich kommen würde.
Auf meiner ganzen Reise machte ich hier die längste Pause, ich blieb drei Wochen.
Ich half noch ein paar Tage mit den Vorbereitungen für das Freilerner Festival, immerhin kamen 150 Leute. Als sie schließlich kamen, fing die wohl beste Woche des Jahres an. So viele Leute auf einem Haufen, die alle auf die gleiche Art und Weise verrückt waren wie ich und meine Freunde! Es war prächtig!
Auf dem Camp bauten Andrew und Kyle ein Floss
Freilerner-Treffen in Schweden
Das Programm war sehr stark auf Freizeitaktivitäten ausgelegt und wurde größtenteils spontan erfunden. Jeden Tag standen Fußball, Cricket oder irgendwelche anderen Ballspiele auf dem Plan, wir bauten eine Kartoffelkanone, veranstalteten Spiele im Wald, ließen ein Floß zu Wasser und spielten nachts so lange in der Scheune Karten und Gesellschaftsspiele, bis die Sonne wieder aufging. Einige Leute hatten ihre Instrumente dabei, und es dauerte nicht lange, da hatten wir eine Band. Es machte Spaß, mal unter so vielen Freilernern zu sein. Auf einmal waren die wenigen, die in die Schule gingen oder gegangen waren, die „anderen“.
Freddie und Kai geben ein kleines Konzert.
Und schon ist eine Band draus geworden!
Auf der großen Wiese haben wir immer irgendwelchen Unsinn gemacht. Hier: Kartoffelkanone.
Oder wir haben eine alte Muskete (von 1815!) gefeuert
Es war Juli, aber manchmal waren alle angezogen, als wäre es Oktober.
Als die Woche vorbei war, schliefen wir erst einmal ein paar Tage lang.
Irgendwann war es dann Zeit, weiter zu fahren, und ich war wieder alleine.
Nach drei Wochen war es Zeit, sich wieder nach Süden aufzumachen.
Auch hier am Göta-Kanal war ich letztes Jahr gewesen.
Ich reise allein und bin nie einsam
Hab ich eigentlich schon einmal erzählt, wie toll es ist, allein zu reisen? Diese Reise war meine erste längere Tour, die ich ganz alleine gemacht hab. Keine Familie und keine Freundin dabei, nur mein Rad und ich. Aber einsam war ich nie, denn als Alleinreisender kam ich extrem leicht ins Gespräch mit den verschiedensten Leuten. Zum Beispiel geschah es mehrmals, dass sich meine Wege mit denen anderer Reisender kreuzten – und prompt hatte ich für ein paar Tage Gesellschaft. Wenn ich in einen Pub oder ein Café kam, wurde ich oft einfach so angesprochen („Hey, bist du in dem Siffwetter ganz bis hierher geradelt?! Wow! Setzt dich doch zu uns!“). Wenn man zu zweit oder gar zu fünft reist passiert das bei weitem nicht so oft – immerhin hat man seine Gesprächspartner ja schon dabei, und die Leute wollen nicht stören.
Ich konnte auch viele meiner Freunde besuchen, die in Nordeuropa verteilt sind. Hätte ich noch jemanden dabei gehabt, wäre das schwer geworden – wenn ich eine Woche bei einem Freund auf der Couch chrashe kommt es komisch, wenn ich einfach meinen Mitreisenden ungeladen mitbringe.
Und natürlich war ich so unabhängig wie noch nie! Alle Entscheidungen über die Route, das Essen oder den Schlafplatz lagen bei mir, es gab keine Diskussionen oder Kompromisse, die irgendwen unzufrieden stimmen.
Um von Meinen Freunden bei Stockholm nach Malmö an der Südspitze Schwedens zu radeln brauchte ich fünf Tage. Hier sind noch ein paar Bilder von der Strecke.
Wie idyllisch! Blauer Himmel, Sonnenschein, rote Häusschen… fast wie in einem Kinderbuch.
Mein treues Rad, lief die ganze Reise über ohne Probleme.
Hmpf. jemand hat das Kinderbuch zugemacht und einen von diesen finsteren schwedischen Krimis aufgeschlagen.
Alte amerikanische Autos sind in Schweden sehr beliebt.
ich besuchte noch ein paar Servas-Gastgeber. Unter anderen kam ich bei diesen Jungs unter.
Wieder in Deutshland. Auf der Fähre traf ich noch einen anderen Radler, zusammen fuhren wir nach Rostock rein.
Der Leuchtturm in Warnemünde.
In Rostock verbrachte ich einige Tage bei Clemens und Sebastian.
Alles in allem bin ich fast 4.000 Kilometer mit dem Rad gefahren (Und noch ein paar mehr mit Fähren und einem Zug). Ich war fast 3 Monate lang unterwegs, verbrachte die Hälfte der Zeit unterwegs und die andere bei alten Freunden oder neuen Bekannten. Es war einer der besten Sommer meines Lebens!
Ich fuhr mit dem Zug nach Hause, weil ich eiligst noch Unterlagen für die Universität einschicken musste.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2015/11/bearb-3591k.jpg534800Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2016-02-23 15:29:572018-09-27 10:31:13Sommer-Radtour, Teil 7: warum es von Vorteil ist, allein unterwegs zu sein
Ich radelte allein 80 Tage durch Nord Europa und lernte Menschen und Länder kennen. Von Bubenheim nach Amsterdam und dann nach Schottland. Von dort wieder nach Amsterdam und direkt weiter nach Schweden in der Nähe von Stockholm und dann zurück nach Hause.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2015/06/bearb-1324.jpg533800Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2015-09-15 16:21:042021-12-09 13:24:40Esra’s Radtour durch Schottland und Schweden