Ein dreibändiger Reiseführer? Herausgegeben von einer Ferienhausvermittlung? Kann das denn was Vernünftiges sein?
Erst war ich etwas misstrauisch, aber schnell merkte ich, das hier jemand mit Fach- und Ortskenntnissen und viel Herzblut am Werk war. „Mein Herz schlägt für Dänemark“ macht seinem Namen alle Ehre und das dreibändige Werk dürfte der ausführlichste Dänemark-Reiseführer in deutscher Sprache sein.
Kathrin von Maltzahn bereist seit über 40 Jahren dieses Land zwischen Nord- und Ostsee und kennt jede Ecke. Das schlägt sich auch in den Beschreibungen nieder, die, nach Regionen aufgeteilt, authentisch, persönlich und sehr informativ sind.
Welche Sehenswürdigkeiten bietet mir der Ort, welche Aktivitäten, wo kann ich wohnen, was gibt es Gutes zu Essen? All das ist angenehm lesbar und ausführlich beschrieben. Tipps erkennt man am roten Herzchen im Text, begleitet von Kurzhinweisen am Rand.
Die Bände sind durchgehend mit Fotografien bestückt, so dass man sich schon vor der Reise ein gutes Bild von der ausgesuchten Region machen kann.
Für jedes Kapitel gibt es einen QR-Code für Smartphone- und Tabletbesitzer, der auf die Seite von fejo.dk weiterleitet, auf der es noch weitaus mehr und ausführlichere Informationen zum jeweiligen Ort gibt.
Die drei Reiseführer erschöpfen sich nicht nur in Ortsbeschreibungen. Ganze Abschnitte widmet Kathrin Schwerpunktartikeln, wie Urlaub mit Hund, mit Familie, mit Teenagern, Essen und Einkaufen, Badesicherheit, mit der Fähre nach Dänemark, Mikrobrauereien, Smørrebrød, weiterführende Links und vieles mehr.
So gut mir die drei Reiseführer auch gefallen, zwei Dinge hätte ich mir noch gewünscht: ein ausführlicher Stichwortindex mit all den herzchen-markierten Tipps, und etwas detailreichere Kartenabbildungen. Wobei das mit den Karten meist über das Smartphone abgedeckt ist.
Mein Tipp: Ein Muss für jeden Dänemark-Fan! Nicht nur Dänemark-Neulinge finden hier wichtige Informationen, auch alte Hasen können hier noch viel entdecken.
Wir waren schon oft in Dänemark. Meist als Zwischenstopp auf der Reise nach Schweden oder Norwegen. Einmal konnten wir die eisige Küstenlandschaft in Jütland erleben. Uns gefällt ja vor allem die wunderschöne Ostseeinsel Bornholm.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/07/GAL3848.jpg573860Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2017-06-10 16:00:472018-09-29 15:39:04Mein Herz schlägt für Dänemark – von Kathrin von Maltzahn
Wie ihr ja schon wisst, war ich im Sommer zusammen mit meiner Freundin mit dem Rad in Schweden und Dänemark unterwegs. Es war ein Abenteuer, wie es im Buche steht: mit einer Landkarte und unseren Siebensachen sind wir losgezogen, und haben den Großteil der Planung erst an der entsprechenden Straßenkreuzung unternommen. Vielleicht bewegen diese sieben Gründe den ein oder anderen dazu, für die nächste Reise das Fahrrad als Transportmittel in Betracht zu ziehen…
Dänemark ist Radfahr-Nation. Man hat dort überall einen Radweg.
1: Wir waren so frei wie Grundschüler am Samstag
Wer mit dem Rad unterwegs ist, hat keine Verpflichtungen. Vor allem in Schweden, wo man nahezu überall für eine Nacht campen darf, sind wir einfach in den Tag hineingefahren. Wir wussten ja, dass wir unser Zelt einfach auf irgendeine Wiese stellen konnten, wenn wir uns danach fühlten. Wir konnten den Tag nach Lust und Laune gestalten, ohne Rücksicht auf Termine oder Verabredungen nehmen zu müssen.
Einige Zeit lang fuhren wir am Göta-Kanal entlang, doch wir legten viele hundert Kilometer zurück, ohne uns nach einem ausgeschilderten Weg zu richten. In der unteren Ecke unserer großen Landkarte lag Göteborg, und oft fuhren wir einfach von Ortschaft zu Ortschaft, solange wir unserem Ziel näher kamen.
Und los geht’s! Wir schlängeln uns am ersten Tag auf Landstraßen durch die Wälder.
Dank der vielen Wegweiser ist es kein Problem, sich zurecht zu finden
Und auch im Fall einer Panne ist man nicht aufgeschmissen – die allermeisten Fahrrad-Krankheiten lassen sich mit einem Schraubenschlüssel, ein paar Tropfen Öl und etwas Geschick im Nu wieder kurieren. Fahrräder sind relativ unkompliziert, und das macht sie zum Idealen Reisegefährt.
Unsere einzige Panne. Zum Glück lässt sich so etwas schnell reparieren.
2: Radfahren ist umweltfreundlich
Es gibt kaum eine CO2-neutraleres Transportmittel, als das Fahrrad. Wir durchquerten zwei Länder von einem Ende zum anderen und verbrauchten dabei keinen Tropfen Treibstoff. Auch unser Stromverbrauch war nicht der Rede wert: Wir hatten eine Taschenlampe dabei, um Abends Tagebuch zu schreiben, das wars. Und wo andere im Urlaub leben wie Gott in Frankreich und dabei Berge an Müll produzieren, da fielen bei uns nur ein paar Milchkartons, Müsli-Schachteln und Bananenschalen an.
3: Wir wurden fit wie zwei Turnschuhe
Anstatt mit Benzin liefen unsere Motoren mit Obst, Käsebroten und schwedischen Zimtrollen. Den ganzen Tag lang futterten wir Unmengen an allem, was sich in schwedischen Supermärkten finden ließ. Zwei Stunden nach dem Frühstück hatten wir ein Zweites, dann gingen wir essen, und dann gab es ein weiteres Mittagessen vor dem Abendessen. Ich war rund um die Uhr hungrig, und ich aß auch entsprechend viel.
Unter anderen Umständen wäre ich schnell rund wie eine Melone geworden. Doch wir verbrannten die Kalorien fast schneller, als wir sie hinterherschieben konnten. Nach der Reise brachte ich tatsächlich vier Kilo weniger auf die Waage als zuvor.
Und auch die Muskelbildung konnten wir fast täglich beobachten. Meine Freundin fuhr völlig untrainiert los. In den ersten drei Tagen hatten sie einen gehörigen Muskelkater, doch schon nach kurzer Zeit konnten wir fahren bis es dunkel wurde, ohne es in den Beinen zu spüren. Unsere Körper gewöhnten sich unglaublich schnell an die Beanspruchungen.
Selfie auf einer kleinen Fähre in Dänemark. Wir werden schnell braun, da wir viel draußen sind.
4: Egal was wir aßen – es schmeckte wie im Gourmet-Restaurant
Je hungriger man ist, desto besser schmeckt es. Einmal saßen wir irgendwo in der Nähe des Vätternsees im Gras und wollten Müsli essen, ohne Geschirr schmutzig zu machen. Also futterten wir das Müsli mit den Fingern und spülten jeden Bissen mit Milch direkt aus dem Karton runter. Käsebrote bereiteten wir auch nicht erst aufwändig vor: Wir bissen einfach abwechselnd in das Brot und den Keil Käse.
Doch auch wenn wir oft aßen wie die Barbaren, es schmeckte immer köstlich. Bei unserem Appetit wurde jede Pommes-Bude zum exquisiten Fünf-Sterne-Restaurant.
Unser Essen ist oft einfach, aber dafür essen wir viel davon.
5: Eine Reise per Rad ist billig
Wir hatten keine Benzinkosten, keine Auto-Miete, keine Hotelübernachtungen – Im Grunde gaben wir den Großteil des Geld für Essen aus. In Dänemark zahlten wir etwas mehr, denn da mussten wir auf Campingplätzen übernachten. Wildcampen ist dort verboten.
Wir verbrachten noch ein oder zwei Wochen bei Freunden, und so beliefen sich unsere Kosten für eine fünfwöchige Reise auf unter 500 € pro Person, inklusive Zug- und Fährfahrt.
Dabei waren wir nicht geizig. Wir schmissen zwar nicht mit Geld um uns, aber wenn uns beispielsweise der Duft aus einer offenen Restaurant-Tür lockte, zögerten wir nicht lange.
Wir brauchten auch keine teure Ausrüstung: ich fuhr auf dem 25 Jahre alten Drahtesel meines Vaters, und für meine Freundin kauften wir zwei Wochen vor Reisebeginn ein Rad auf dem Flohmarkt, für 250 €. Dazu ein paar wasserdichte Taschen, und die Reise konnte beginnen. Nur bei der Radfahrhose sollte man nicht geizig sein, die soll einem bei den vielen Stunden im Sattel wertvolle Dienste leisten.
6: Wir lernten Land und Leute besser kennen
Diesen Anspruch stellen viele Reisearten, und es ist auch kein Geheimnis: je langsamer und simpler das Fortbewegungsmittel, desto mehr bekommt man von seiner Umgebung mit. Im Zug saust alles am Fenster vorbei, auf dem Fahrrad hingegen nimmt man die Eindrücke des Landes mit allen fünf Sinnen wahr. Wir sahen viele Details in der Landschaft, das Wasser der Seen, hörten die Bäume im Wind rauschen und trafen Leute in den Ortschaften. Wir rochen die frische Luft, den Geruch von Harz und Nadeln im Wald oder den Duft von nassem Gras. Wir fühlten den Fahrtwind im Gesicht, den Sonnenschein, aber auch den Regen. Das Gehirn kann durch die Stimulation aller Sinne viel mehr Eindrücke abspeichern, und die Erinnerungen sind daher viel intensiver.
Auf dem Göta-Kanal fahren viele dieser Kanal-Schiffe
Auch mit den Leuten standen wir mehr im Kontakt, denn es ist einfach, von Fahrrad aus ein Gespräch anzufangen. Wenn wir nach dem Weg fragten, führte das meistens zu weiteren, interessierten Fragen, und wir plauderten oft ein paar Minuten am Straßenrand.
Das ist Anders. Mit ihm unterhielten wir uns stundenlang am Straßenrand.
Und alle waren gastfreundlich: am ersten Abend suchten wir in Norrköping nach einem Platz zum Übernachten und fanden uns irgendwann auf dem Gelände eines Hunde-Clubs wieder. Die letzten Mitglieder machten sich gerade auf den Nachhauseweg, und als wir nach dem nächstgelegenen Campingplatz fragten, sagten sie: „Ach, es ist doch schon spät. Warum stellt ihr euer Zelt nicht einfach hier auf, ich sperr euch noch schnell das Badezimmer auf.“
Und das passierte uns nicht nur einmal.
7: Wir bekamen einen Sinn dafür, wie groß ein Land wirklich ist
Während wir Schweden einmal von der Ostküste bis an die Westküste duchquerten, bekam ich erst ein Gefühl dafür, wie groß das Land überhaupt ist. Nicht, dass ich es vorher viel kleiner eingeschätzt hätte, aber eine Landkarte ist doch sehr abstrakt, und bei unseren Durchquerungen mit dem Wohnmobil ist halt alles einfach vorbeigerauscht. Wenn man aber die gesamte Strecke mit eigener Muskelkraft zurückgelegt hat, dann weiß man danach, wie viele Hügel, Wälder und Seen zwischen Ost und West liegen. Ernest Hemmingway hat das einmal schön in Worte gefasst:
„Die Konturen eines Landes lernt man am besten auf dem Fahrrad kennen, denn man muss die Hügel mit Mühe hochfahren und saust sie dann wieder runter. So behält man sie in Erinnerung, wie sie wirklich sind, während in einem Auto nur die höchsten Berge einen Eindruck hinterlassen. Man hat keine so akkurate Erinnerung an ein Land, das man durchfahren hat, wie an eines, durch das man geradelt ist.“
Wenn ich jetzt auch die Karte schaue und unsere Route mit dem Finger nachfahre, kommen bei jedem Ortsnamen Erinnerungen hoch, und ich sehe die Landschaft wieder vor mir. Ich bin schon oft mit dem Auto durch Schweden mitgefahren, doch erst auf dem Fahrrad habe ich das Land richtig kennengelernt.
Um ein Selbstportait zu machen, müssen wir kreativ werden. Hier im Straßenspiegel.
Waldliebhaber finden in Schweden ihr Paradies. So sehen viele der Landstraßen aus.
In einem Hafen am Värnernsee studiert Anja-Melanie die Karte.
In Dänemark führt die Straße für 14km auf dem Strand entlang.
In Dänemark folgen wir oft den ausgeschilderten Radwegen. Das ist nicht ganz so abenteuerlich.
Alles in Allem war die Reise ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Wir fuhren immer der Nase nach in das Ungewisse und erlebten dabei ein Abenteuer, wie man es anders kaum erleben kann. Wer Freiheit und Spontanität schätzt, dem kann ich eine Reise per Fahrrad nur wärmstens ans Herz legen. Wir hatten uns anfangs viele Sorgen gemacht, ob wir uns vielleicht etwas zu viel vorgenommen hatten (bzw etwas zu wenig geplant), doch schon nach wenigen Tagen erkannten wir, dass die Sorgen weitgehend überflüssig waren. Ich kann es kaum erwarten, mich auf die nächste Reise zu begeben!
In Göteborg machten wir einen Tag lang Pause und zogen zusammen mit Andrew und Aron in der Stadt herum. Es war ein netter Tag, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herunter.
Göteborg ist eine schöne Stadt, wenn man nicht gerade Richtung Hafen schaut. Wo sich keine Industriekräne und Containerberge häufen, das stehen alte, malerische Gebäude und große Parkanlagen, die eine fast vergessen lassen, dass man sich in einer Großstadt befindet.
Unser erstes Ziel war ein Café namens „Husaren“. Andrew hatte uns mit Geschichten von den dortigen tellergroßen Zimtrollen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, und es dauterte nicht lange, bis wir das Café gefunden hatten. Wir verdrückten eine der berühmten Zimtrollen als Zweitfrühstück und zogen dann Richtung Fährhafen, um die Tickets nach Dänemark zu buchen. Auf dem Weg dorthin führte Andrew uns über den Fischmarkt und wir machten in einem Laden halt, der Modellschiffe verkaufte, um sie uns anzuschauen.
Da ich mittlerweile schon wieder Hunger hatte, gingen wir zur amerikanischen Botschaft (McDonalds), wo ich doppelt so viel verdrückte wie die anderen, und dann noch ihre Reste aß. Wir fuhren an diesem Tag zwar keinen Meter mit dem Rad, aber mein Körper hatte sich an den hohen Kalorienverbrauch gewöhnt.
Im „Café Husaren“. Leider habe ich die gigantischen Zimtrollen nicht fotografiert!
Mittags gabelten wir dann Aurora auf, die bis dahin in der Schule gewesen war, und trafen Ari. Ari ist ein Freund von Aron und mir, der auch zufällig nach Göteborg gezogen ist, um zu studieren. Zusammen führten wir unseren Stadtbummel fort. Wir ließen uns von der Filmauswahl im Kino enttäuschen und kauften stattdessen ein HDMI-Kabel, um später etwas zuhause schauen zu können.
Abends quetschten wir fünf uns dann zusammen in Andrew und Auroras winziges Apartment, aßen Pizza und Eis und schauten den Film „Into the White“ (den kann ich übrigens sehr empfehlen)
Von links: Aron, Ari, Anja-Melanie, Andrew, Esra, Aurora.
Der Abend wurde lang, und es half nicht, dass dafür der nächste morgen sehr früh werden würde. Die Fähre nach Dänemark lief nämlich vor 9 Uhr aus, und man musste sehr lange vorher dort sein.
Wir standen also um halb sieben auf, duschten, beluden die Räder und verabschiedeten uns. Die sechs Kilometer zum Fährhafen legten wir schnell zurück, und ab dann galt es, zu warten – erst am Terminal, dann auf der Fähre. Die Ausfahrt aus Göteborg bot eine schöne Aussicht vom Deck des Schiffes, vom Rest der Überfahrt gibt es allerdings wenig zu berichten. Wir gaben noch schnell unsere letzten schwedischen Kronen für Essbares aus.
Im Bauch der Fähre.
Der Schornsteinturm.
Auf der anderen Seite des Hafens sieht Göteborg anders aus…
Das Wahrzeichen der Stadt, die „Göteborg“. Sie ist ein originalgetreuer Nachbau eines historischen Schiffes mit dem selben Namen. Andrew leistet hier gelegntlich Freiwilligendienst.
Knapp!
Tschüss, Schweden. Dänemark, wir kommen!
Am frühen Nachmittag standen wir dann im Hafen von Fredrikshavn und suchten den Radweg nach Skagen. Der große Unterschied zu unserer Zeit in Schweden war, dass hier unsere komplette Route schon festgelegt war: der Radweg Nummer 1, bzw. der „Nordseeküstenradweg“. Der verläuft an der kompletten Nordseeküste Dänemarks entlang, bis an die deutsche Grenze.
Wir hatten auch keine große Wahl – in Dänemark kann man nicht einfach auf den Landstraßen seine eigene Route fahren, denn die Straßen sind voller und es wird von einem erwartet, dass man den Radweg nimmt.
Das war zwar weniger abenteuerlich, aber wenigstens war es einfach und entspannend, wenn man nur der Beschilderung folgen muss. Außerdem mussten wir uns keine Sorgen machen, verloren zu gehen.
Unser erstes Ziel in Dänemark war Skagen, die kleine Stadt an der nördlichsten Spitze des Landes. Es waren etwa 50 Kilometer bis dorthin – 50 sehr flache Kilometer. Das Land hat nicht viele Hügel zu bieten.
In Dänemark sind die Radwege sehr… dänisch. Also flach.
Auch typisch Dänemark.
Am ersten Tag müssen wir auf keine Straße.
Viel weiter als bis Skagen wollten wir nicht fahren, denn die Nacht war kurz gewesen, und ein bisschen Ruhe wäre nun genau das Richtige. Vor dem Relaxen brauchten wir allerdings noch ein paar Kalorien, und da kam uns eine kleine Pommesbude am Ortsrand sehr gelegen. Ich bestellte eine große Portion für 48 Kronen. Den genauen Wechselkurs wusste ich nicht, ich ging von 1€ = 9DKK aus, wir erfuhren aber später, dass ein Euro nur sieben Kronen wert war. Sieben Euro für eine Pommes sind ganz schön viel, werden jetzt einige denken, aber ihr habt die Portion nicht gesehen! Sie war nicht groß, sie war monströs. Zu zweit und mit unserem konstanten Hunger hielt sie allerdings trotzdem nicht sehr lange.
Nach der fettigen Stärkung schauten wir uns noch den nördlichen Zipfel Dänemarks an, da wir gerade so nah waren. Lange wollten wir unsere vollbeladenen Räder allerdings nicht allein auf dem Parkplatz stehen lassen, immerhin konnten wir das Gepäck nicht abschließen. Wir fuhren also bald zum Campingplatz in Skagen und bauten unser Lager auf. Es war schade, dass wir nicht wildcampen durften, doch so ist es nun mal in Dänemark festgelegt.
Monsterportion Pommes! Die Helme wirken fast klein im Vergleich!
Anja-Melanie und ich am nördlichsten Punkt des Landes.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/12/IMG_0745.jpg525700Esrahttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngEsra2014-12-30 23:04:052015-01-13 20:02:40Tage 11 und 12 der Radtour. Tschüss Schweden! Wir kommen, Dänemark!
Bei unserer Reiseplanung – meist machen wir die zuerst anhand von Landkarten – war uns Bornholm natürlich schon öfters ins Auge gefallen. Tief im Bauch fühlte ich: da muss ich hin. Das Internet gab nicht zu viel her. Der Reiseführer, naja, die Fotos darin hauten mich nicht vom Hocker. Erst als wir auf Bornholm waren – eine sehr gute Entscheidung, denken wir alle – fand ich die unglaublich informative und ausführlichste Seite zu Bornhom: www.bornholm-ferien.de
Immer wieder stolperte ich drüber und mir fiel auf, dass da jemand dahinter steht, der eine große Begeisterung für diese Insel hat. Gleich am ersten Tag auf Bornholm hatte mich dieser Virus ja auch erwischt – und so wollte ich diesen Menschen „kennenlernen.“ Zumindest mit einem kurzen Interview. Danke Andreas Engel!
Interviewpartner Andreas
1. Wann warst Du zum ersten Mal auf Bornholm?
Das ist schon etliche Jahre her und doch kommt es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Damals fuhren noch Fähren von Swinemünde aus nach Rønne und als bei strahlendem Sonnenschein und spiegelglatter Ostsee dann Bornholm endlich am Horizont auftauchte … da bekomme ich richtig Gänsehaut. Aber ich hatte als Skandinavien Fan Bornholm nicht schon immer im Auge.
Bornholm ist nicht das klassische Reiseziel für Skandinavienliebhaber und auch nicht für Dänemark-Strand Fans – es verspricht nicht die Weite der Natur Schwedens und auch nicht die Kilometer langen Strände Jütlands. So hatte auch ich die Insel erst recht spät ins Visir genommen, nachdem ich schon viele andere Ecken Skandinaviens bereist hatte. Ich war gespannt und im nachhinein betrachtet schlecht oder ungenügend informiert. Umso größer war die Begeisterung über das was mich dort erwartete. Mein erster Besuch dauerte eine knappe Woche. Am Ende war klar – diese Insel hat mich nicht das letzte Mal gesehen.
2. War es Liebe auf den ersten Blick?
Ja.
3. Wie bist Du auf die Idee gekommen, diese Webpage – www.bornholm-ferien.de – ins Netz zu stellen?
Bei meinem ersten Bornholmbesuch stellte ich schnell fest, dass meine Vorstellungen von der Insel teilweise falsch waren und dass sie viel mehr zu bieten hatte, als ich recherchiert hatte. Bei der Vor- und Nachbereitung der Reise ärgerte ich mich immer wieder über die spärlichen Informationen über die Insel, die zudem noch verstreut und teilweise nur in Dänisch zu finden waren. „Sonneninsel“, ja klar, aber weiter?
Blick auf Svaneke
Sonnenuntergang an Bornholms Westküste
Der Sandstrand von Dueodde mit dem Leuchtturm Dueodde Fyr
Da ich meine Ansprüche an Reise-Information für nicht sooo außergewöhnlich halte, wird es auch Andere geben, denen es so oder ähnlich geht. Also was lag näher, als genau das zu ändern und eine Internetplattform bereitzustellen, die dem interessierten User sämtliche im Netz verfügbaren Informationen über Bornholm an einem Ort zur Verfügung stellt, die Geburt von www.bornholm-ferien.de. Dass ich mir damit eine Aufgabe gestellt hatte, die mich noch sehr lange begleiten wird, war mir nicht klar.
4. Deine Seite ist unglaublich umfangreich. Kennst Du jeden Winkel der Insel?
NEIN. Ich denke, zu behaupten jeden Winkel der Insel zu kennen, können nur wenige. Zumal sich auch viele Orte saisonal vollkommen unterschiedlich präsentieren. Ein Wald wirkt im Sommer ganz anders, als im Winter.
Auch die Orte Bornholms sind im Sommer quirlige Touristenmagneten, im Winter dagegen fast menschenleer. Das muss man alles einmal erlebt haben, um sich ein Urteil erlauben zu können. Es gibt noch viele kleine Ecken, auf deren Erkundung ich mich freue. Als Beispiel nur die vielen Bautasteine und Runensteine, die teilweise unausgeschildert an irgend einem Feld stehen, sind immer wieder die (Schatz)Suche wert. Sie erlauben einen Blick in die lange Geschichte Bornholms.
In der Altstadt von Rønne
Das Gesicht der Insel kann sich auch mit wechselndem Wetter vollkommen anders darstellen. Wobei Bornholms Charme weder bei Sturm, Nebel und natürlich nicht bei Sonnenschein leidet. Im Gegenteil, gerade die Felsenküsten des Nordens zeigen erst bei Sturm ihr wahres und wundervolles Gesicht.
5. Wieviel Arbeit steckst Du in die Seite? Woher bekommst Du die ganzen Informationen?
Da ich www.bornholm-ferien.de neben meinem Beruf im Online-Marketing betreibe, kann ich natürlich auch nur temporär daran arbeiten. Trotzdem ist der Aufwand groß, in Zahlen zwischen 10 und 20 Stunden in der Woche. Das hört sich nicht viel an, heißt aber jeden Tag 1,5 – 3 h Arbeit.
Gerade Recherche kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Neben dem Internet (besonders dänische Seiten) nutze ich auch andere Publikationen wie Bücher oder Zeitschriften als Informationsquelle. Auch kann man auf alten Landkarten viele interessante Dinge entdecken. Dazu kommt ein zeitlicher Aufwand für die technische Betreuung der Seite. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal sämtliche Informationen über Bornholm auf www.bornholm-ferien.de kompetent aufbereitet und übersichtlich präsentiert zur Verfügung stellen zu können. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg und viel Arbeit. Zur Zeit bereite ich einen grafischen Relaunch der Seite vor. Auch sollen in Zukunft mehr eigene Videos zu sehen sein.Im Endeffekt sollen die Besucher der Seite etwas von der Begeisterung für die Insel erleben können.
6. Fotografierst Du selbst auf der Insel?
Ja. Früher war ich mit einer Nikon D80 und einem Camcorder unterwegs. Jetzt habe ich eine Sony Alpha77, die beides kann – fotografieren und filmen. Als Objektive nehme ich ein Sony 16-50 mm und ein 70-200mm Tele von Tamron. Wer Landschaft, Natur, Menschen und Architektur liebt, wird früher oder später zur Fotografie konmmen. Sich ein Stück dieser schönen Dinge von Reisen mit nach Hause nehmen zu können, ist doch der Grundgedanke. So ging es mir jedenfalls. Nach einer Reise zu Hause angekommen, zog es mich schon wieder in die Ferne. Nur leider ist das selten mit dem Alltag vereinbar. Und so nehmen mir die Bilder etwas das Fernweh. Dazu ist es natürlich schön, über Fotos die schönsten Momente mit anderen teilen und Begeisterung verbreiten zu können.
Die Helligdomsklippen an Bornholms Nordküste
Sonnenuntergang auf der Burgruine von Hammershus
7. Wie oft warst Du bereits auf Bornholm?
Unzählige Male, aber mindestens einmal pro Jahr. Die Insel hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und tut es weiterhin. Auf Bornholm gibt es keine Staus, keine Hektik, kein McDonalds und kein BurgerKing. Aber wie lange noch? Wir müssen uns fragen, ob der vermeintliche Fortschritt überall ankommen muss!?
Natürlich ist es von außen betrachtet immer sehr subjektiv aber Bornholm steht am Scheideweg und ich hoffe es nimmt die richtige Richtung. So gibt es Bestrebungen wie auf Samsø, die Bornholm als „Bright Green Island“ entwickeln wollen. Da können wir Deutschen viel lernen.
Die größte Bedrohung besteht zur Zeit aber in der Suche der dänischen Regierung nach einem atomaren Endlager. Neben verschiedenen anderen Standorten ist leider auch Bornholm im Gespräch. Viele Fakten sprechen gegen diese Wahl, doch konnten die Gegner des Standortes die Entscheidungsträger noch nicht abschließend überzeugen.
8. Welche Jahreszeit gefällt Dir dort am besten?
Bornholm ist zu jeder Jahreszeit schön. Im Sommer ist es oft heiß. Nicht umsonst ist Bornholm Dänemarks Sonneninsel. Man kann die klassischen Sommerurlaubsfreuden genießen – Sonne, Strand und Softeis (eine der Spezialitäten Bornholms).
Der Herbst besticht durch seine milden Temperaturen und die tollen Farben. Dazu wird es im Herbst schon wieder viel leerer, es sind kaum noch Touristen auf der Insel. Man kann die Ruhe genießen.
Der Winter ist dann noch ruhiger, am schönsten natürlich mit Schnee. Schnee und die vereiste Ostsee sind eine fantastische Kombination. Laut Statistik ist Bornholm die schneesicherste Region Dänemarks.
Am liebsten ist mir aber der Frühling. Alles erstrahlt in bunten neuen Farben. Die gelben Rapsfelder leuchten vor der tiefblauen Ostsee, grüne Wiesen und blauer Himmel. In den Wäldern blüht der Bärlauch und es riecht nach Kräutern – fantastisch.
Wahrzeichen Bornholms: Rundkirche von Østerlars
9. Würdest Du gern nach Bornholm auswandern?
Ja, leider sind meine Dänisch-Sprachkenntnisse auf einem erbärmlichen Niveau. Das reicht noch nicht. Aber im Ernst, unsere Kinder sind ja schulpflichtig und haben ihre Freunde in Deutschland. Eine Auswanderung kommt erst in Frage, wenn unsere Kinder selbstständig sind. So eine Auswanderung muss auch gut geplant sein. Dänemark ist kein einfaches Auswanderungsland. Steht man da nicht auf wirklich sicherem finanziellen Grund, kann man sich schnell überheben. Deshalb drängt das Thema nicht, solange ich regelmäßig als Besucher komme.
10. Welche sind Deine Lieblingsecken, Strände, Kirchen? Hast Du einen besonderen Bezug zu Leuchttürmen?
Mich interessiert Landschaft, Natur und die Geschichte einer Gegend. Natur kann aber selten eine längere oder detailierte Geschichte erzählen. Es gibt kaum Bäume, die älter als 500 Jahre sind.
Die Landschaft ist da schon redseeliger. Auf Bornholm treten Felsen zutage, die Millionen von Jahren alt sind. Dazu kommt eine Bruchkante im Zentrum der Insel, an der man mit einem Schritt einen Sprung in der Zeit von vielen Millionen Jahren machen kann.
Am Erlebniszentrum NaturBornholm treffen Gesteinsschichten unterschiedlichsten Alters aufeinander – ein Novum in Europa. Die schönsten Geschichten erzählt aber Architektur. Sie bringt die Geschichte der Menschen der vergangenen Jahrhunderte zurück. So sind es genau diese Gebäude, die mich faszinieren, egal ob Kirchen, Mühlen oder eben Leuchttürme.
Dazu kommt natürlich, dass Leuchttürme immer an landschaftlich extrem interessanten Stellen stehen und den widrigsten Umständen trotzen. Soetwas hat mich schon immer beeindruckt. Wind und Wetter sind in einem maritimen Umfeld wie einer Insel prägend. Mit seinen vier Rundkirchen hat Bornholm eine architektonische und historische Attraktion zu bieten.
Leuchtturm Svaneke Fyr
Heringsräucherei in Svaneke
Um auf die Frage nach meiner Lieblingsecke auf Bornholm zu antworten, muss ich sagen, dass Bornholms größte Stärke die Abwechslung ist. Genau die Kombination aus allen Elementen macht Bornholm zu etwas Besonderem. Deshalb kann ich da nichts hervorheben … mit Ausnahme von Christiansø. Eine Bootsstunde westlich von Bornholm liegen die Ertholmene, die Erbseninseln um Christiansø. Diese gerade einmal 0,36 Quadratkilometer großen Schäreninseln sind Dänemarks östlichster Punkt und wirklich etwas ganz Besonderes. Kaum 100 Einwohner leben auf den Felsen, die eine Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert tragen. Alles steht unter Natur- und Denkmalschutz. Besonders, wenn die Tagestouristen die Inseln abends verlassen, versprüht dieser Ort eine fast schon magische Atmosphäre.
So, ich hoffe, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig geschrieben und auch nicht zu schwärmersich formuliert zu haben. Bei dem Thema fällt es mir schwer objektiv zu bleiben. ;)
Ankunft der Schnellfähre Leonora Christina im Hafen von Rønne
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/11/roenne.jpg600900Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-11-21 15:48:282023-01-30 19:04:25Liebe auf den ersten Blick – ein Interview mit dem Bornholm-Experten Andreas
An einem grau verhangenen Nachmittag fuhren wir auf dem Campingplatz von Hasle, nördlich von Rønne. Trotz des Nieselregens gingen wir das kurze Stück durch den Wald zur Küste. Still und monochrom lag die Ostsee vor uns. Graue Felsen hockten wie schlafende Urzeitwesen im flachen Küstenwasser. Das sanfte Rauschen des Regens und das leise Plätschern der Dünung verstärkten noch den friedlichen Eindruck.
Gabi an der Küste bei Hasle auf Bornholm
Wie müde Schildkröten liegen die Steine im seichten Wasser
Etwas später in der Rezeption begrüßte uns ein wohlgenährter, gut gelaunter und sehr gesprächiger älterer Herr. Während der angeregten Unterhaltung kamen wir auch auf die seltsamen, fassförmigen Häuschen in der strandseitigen Ecke des Campingplatzes zu sprechen. Da sprühte unser Gegenüber richtig vor Begeisterung.
Diese tonnenförmigen Gebilde sind ihm auf der Kopenhagener Campingmesse aufgefallen, wo sie als Sauna angeboten wurden. Er hat umgehend den Hersteller dazu überredet, ihm einige dieser Rundhäuser als Campinghütte auszubauen und bei ihm aufzustellen. Jetzt hat er vier dieser Campinghütten in Hobbithausen stehen, wie er diese Ecke seines Campingplatzes nennt. Dazu gesellt sich noch eine stilgerechte Sauna mit lustiger Außendusche und eine Freiluftküche (noch im Aufbau).
Hier entsteht Hobbithausen auf dem Campingplatz von Hasle
Die Dusche funktioniert. Ernsthaft wollten wir sie aber nicht testen.
Er lieh uns die Schlüssel zu den Hütten, damit wir auch einen Blick hinein werfen konnten. Ein kleiner Vorraum mit ausklappbarem Tisch und die Schlafkoje im hinteren Teil. Nicht groß aber kuschelig. Und im Sommer spielen sich die meisten Aktivitäten sowieso im Freien ab. Wir mussten auch unbedingt die Dusche testen, ein Eimer mit einer Schnur dran, in drei Metern Höhe aufgehängt. Die Befüllung erfolgt automatisch, durch Ziehen an der Schnur wird das arme Saunaopfer mit einem Schwall eiskalten Wassers übergossen.
Das Schlafzimmer eines Hobbithauses
Der Eingangsbereich bietet Sitzgelegenheiten, Stauraum und Umbaumöglichkeiten
Das Interesse an den Hobbit-Häusern sei sehr groß, auch wenn sie noch nicht auf der Homepage erwähnt sind. Der Besitzer schaut verträumt in die Luft und plant schon Herr-der-Ringe-Events für den kommenden Sommer. Dann wird er sich und seine Mitarbeiter als Zauberer, Orks, Hobbits oder Elfen verkleiden, und ein richtiges Hobbit-Fest aufziehen. Plötzlich holte er eine Ork-Maske unter dem Tisch hervor, zog sie über und lachte sich halbtot.
Blick durch die Türglasscheibe in die Sauna
Ein Kinderballon hat zwischen den Steinen sein letztes Helium ausgehaucht
Altes Bootshaus am Strand im doppelten Sinn: das Dach ist ein altes Fischerboot
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/11/MG_6916.jpg467700Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2014-11-18 17:48:002023-01-30 19:00:50Ab in die Tonne – Hobbit-Häuser auf Bornholm
Die Bornholmer Leuchttürme stehen an den vier „Ecken“ der Insel. Als wir den Svaneke Leuchtturm an einem sehr stürmischen Tag fotografierten, entdeckte ich ein kleines, dezentes Schild vor der Tür. Dort stand nur die Webpage zum Leuchtturm und, dass er zu vermieten wäre! INTERESSANT! Logischerweise schaute ich mir die Seite im Internet an und kontaktierte die Besitzer per Email. Vielleicht hätten sie ja Lust auf ein Interview?
Schon kurz darauf flatterte eine Email in mein Postfach. „Wir sind am Sonntag auf Bornholm und könnten uns dann treffen“ schrieb Pia. Super, wir hatten gerade unseren Fährtermin um einige Tage nach hinten verschoben und hatten Zeit.
Pia und Jan, die Leuchtturmbesitzer
Wenn Pia und Jan auf der Insel sind, bewohnen sie das ehemalige Leuchtturmwärterhaus, welches direkt hinter dem Leuchtturm steht. Die beiden leben mit ihren Kindern in Kopenhagen, sind aber auf Bornholm, so oft es ihnen möglich ist. Wir wurden hineingebeten und tranken gemeinsam einen Kaffee. Mich interessierte eigentlich nur die Aussicht – und die ist wirklich gigantisch. Draußen da rauschten die Wellen – die scheinen das in Svaneke wohl immer zu machen – und drinnen war es gemütlich warm und ich konnte trotzdem alles sehen! Eine solche Aussicht ist für mich die einzige Möglichkeit, tagsüber in einem geschlossenen Raum zu sein, wenn ich mich am Meer aufhalte.
„Warum habt ihr den Leuchtturm gekauft? Seid ihr Leuchtturmfans?“ fragte ich unsere netten Gesprächspartner. „Wir hatten unser dahinterliegendes Haus schon länger und wollten, dass es hier auch so ruhig bleibt, wie es jetzt ist.“ meinte Pia. „Dann wurde der Svaneke Leuchtturm auf dem Nachbargrundstück im Jahr 2008 zum Kauf angeboten. Wir gaben ein Gebot ab und es war zum Glück das höchste.“
sonniges Wetter und Svaneke Leuchtturm
Svaneke Leuchtturm
Ein Segelboot vor dem Hafen von Svaneke
Wellen vor dem Hafen von Svaneke
Felsen, Gras und Leuchtturm – Abendstimmung
Svanke Leuchtturm und ziehende Wolken
Svaneke Leuchtturm in stürmischem Wetter
Die Renovierung des Leuchtturms als Fernsehevent
Die Renovierung des Leuchtturms wurde in Kooperation mit dem dänischen Fernsehen durchgeführt. (Der Film dazu ist leider nicht mehr online). Die beiden Architekten Noah Boe-Whitehorn und Michelle Meier betreuten ein Jahr lang den Umbau des Turms zur Ferienwohnung und Konferenzzentrum. Im Turm selbst befinden sich drei Schlafzimmer mit je einem Doppelbett. In der vierten Etage, dort, wo das Leuchtfeuer untergebracht war, stehen Barhocker rund um das neue Licht. Die Aussicht ist nach allen Seiten unverbaut, der Leuchtturm ist das höchste Gebäude weit und breit.
Licht für die Fischer von Svaneke
Jan und Pia haben das ursprüngliche Leuchtfeuer an das Bornholmer Museum abgegeben, nachdem es im Jahr 2011 stillgelegt wurde. Für die Seefahrt ist der Leuchtturm nicht mehr von Bedeutung. Doch so ganz stimmt das nicht. Jan weiß, dass die Fischer von Svaneke das Licht trotzdem gerne nutzen um beim Fischen die Orientierung zu behalten, ohne ständig auf das GPS schielen zu müssen. Er hat deshalb eine starke LED-Lampe eingebaut und das Licht ist wieder sichtbar, die Fischer sind dankbar dafür.
Der ehemalige Maschinenraum des Svaneke Leuchtturms ist nun Küche, Wohnzimmer und Tagungsraum. Hier gibt es auch ein weiteres Schlafzimmer.
Ein Winter im Leuchtturm wäre mein Traum
Ich komme ins Träumen, frage mich laut, wie es wohl wäre hier einen ganzen Winter zu verbringen. Jan findet die Idee auch nicht schlecht. Ich arbeite gerade an der Möglichkeit, diese Idee in die Realität umzusetzen. Ein Winter auf Bornholm: das wäre DAS Erlebnis!
Die Wellen, die gerade draußen an die Küste donnern, seien keine besonders großen. Das wäre noch gar nichts, hören wir jetzt zu dritten Mal an diesem Tag. Wenn der Wind von Osten bläst, bauen sich schon mal bis zu neun Meter hohe Wellen auf. Unglaublich! Da fahren wir bis nach Shetland um richtige Wellen zu erleben, und hier auf der unscheinbaren Ostseeinsel gibt es Wellen, welche jedes Fotografenherz höher schlagen lassen.
Wir können den Leuchtturm leider nicht besichtigen, weil er gerade vermietet ist. Zusammen mit Pia laufen wir noch am Kiosk vorbei zum Naturschwimmbad und machen ein paar Fotos. Im Oktober ist es hier sehr ruhig, wir sehen nur Hundebesitzer auf den Wegen. Zum Schwimmen hat bei dem Wellengang niemand Lust.
Es reicht schon recht wenig Wind um schöne Wellen zu erzeugen
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/11/MG_2999-Bearbeitet.jpg533800Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-11-14 19:35:552023-01-30 19:01:31Ein Licht für die Fischer – der Svaneke Fyr, Bornholm
Wer im tiefsten Winter lieber daheim im Warmen sitzt, verpasst die tollsten Fotomotive. Also keine Angst vor Kälte und Schnee, die aktuelle Kameratechnik kann schon einiges vertragen, ohne gleich kaputt zu gehen. Auch während unserer fünfmonatigen Winterreise in Schweden, Lappland und auf den Lofoten haben uns unsere Kameras und Objektive ohne Murren und Zicken treu begleitet.
Vorbereitung der Kameraausrüstung für den Winter
Neben dem obligatorischen Funktionscheck der Ausrüstung packen wir für eine winterliche Fototour zusätzliche Akkus ein. Den Intervalltimer für Langzeit-, Nacht- und Serienaufnahmen dürfen wir nicht vergessen. Die Beinklemmungen unserer Manfrotto-Alustative bekommen ein paar Tropfen Öl ab, Werkzeug zur Nachjustierung der Klemmkraft haben wir dabei, da Klemmkräfte sich in der Kälte ändern können.
Die meisten Kameramodelle arbeiten laut Herstellerangabe nicht bei Minustemperaturen. Von Canon wird der Arbeitsbereich unserer Kameras mit 0-40° C angegeben.
Aber die Praxis hat uns gezeigt, dass selbst stundenlanges Fotografieren bei Temperaturen unter -15° C möglich ist. Selbt bei -40° C in Lappland war es kein Problem, sofern die Kamera nicht über Nacht im Auto völlig durchgekühlt wurde.
Sobald die Kameraausrüstungen zurück im Haus waren, haben wir sie einige Zeit in den Kamerataschen akklimatisieren lassen, damit sich kein Kondenswasser bildet. Ist trotzdem mal was feucht geworden, trocknet das gute Teil im warmen Zimmer wieder schnell, da im kalten Winter die Raumluft gewöhnlich staubtrocken ist.
Der kältebedingte Kapazitätsverlust bei Kamera-Akkus störte uns nur zum Teil. Die 1800 mAh Akkus der Canon 5D MkII und der 7D zeigen kaum Leistungsverluste, während die 1100 mAh Akkus der 5D MkI und der 40D wesentlich schneller den Dienst quittieren. Einen Zusammenhang zwischen Batteriegröße/-kapazität und Kälteresistenz darf gern vermutet werden.
Essentiell bei Alu-Stativen ist ein Griffschutz, sonst frieren unbehandschuhte Hände sofort am Metall fest. Neopren-Manschetten, Griffband für Tennisschläger oder Korkband für Fahrradlenker sind für diese Zwecke gut geeignet.
Ein Dreibein im kniehohen Schnee benimmt sich wie ein störrischer Esel. Kaum hineingedrückt, schiebt es sich wieder hoch. Da bleibt nichts anderes übrig, als den Schnee wegzuschaufeln oder gut festzutrampeln. Sorgfalt beim Aufstellen und kräftiges Andrücken ist bei Serien- und Langzeitaufnahmen eminent wichtig. Durch den stundenlangen Druck kann der Schnee unter den Stativbeinen erweichen und nachgeben, dann ist die Qualiät der Aufnahmen dahin.
In der Dämmerung und in der Nacht ist eine kleine LED-Leuchte zur Kontrolle der Kameraeinstellungen äußerst hilfreich.
1. Farbakzente
In der typischen Schneelandschaft herrschen Weiß und Blau vor, das wirkt auf den Bildern leicht kalt und monoton. Deshalb kann es interessant sein, wärmere Farben in die Komposition einzubeziehen. Das können farbenfroh gekleidete Menschen sein, aber auch Gebäude, Straßenbeleuchtung, Felsen, Moos etc. Zu Sonnenauf- und -untergang wird die Vorherrschaft der kalten Farben gebrochen. In dieser Zeitspanne zeigt sich die Winterlandschaft von ihrer „wärmsten“ Seite.
Reste eines Bootwracks vor schneebedeckten Bergen, im Moorfjord bei Laukvik , Lofoten
schräges Sonnenlicht fällt auf einem Fels, Waldlandschaft in Schweden
in der blauen Winterlandschaft tut ein wenig rot und gelb dem Gemüt sehr gut, Henningsvaer, Lofoten
Gabi’s rote Warnweste hebt sich in der Winterlandschaft bei Eggum heab
2. Wetterwechsel
Haltet die Wettervorhersage im Auge. Wetterwechsel von sonnig nach bewölkt und umgekehrt sind äußerst dankbare Motivquellen. Heraufziehende dunkle Wolken, vor denen die Sonne mit ihren letzten Strahlen die Landschaft streichelt, bringen Dramatik ins Bild. Aufklarender Himmel nach kräftigen Schneeschauern enthüllt eine weiß gepuderte Märchenwelt. Jungfräulicher Schnee liegt auf den kleinsten Zweigen. Und gerade mitten im Schlechtwetter gelingen ungewöhnliche Bilder, die sonst kaum jemand macht.
Fischtrockengestelle in Henningsvaer, Lofoten
heraufziehende Schneewolken mit beginnendem Schneefall, Lofoten
Schneebeladene Wolke über dem Vestfjord, kurz darauf saßen wir mitten im Schneegestöber
schnelle und häufige Wetterwechsel sind auf den Lofoten normal, Norwegen
nach einem Schneesturm sind die Bäume rundum gepudert, Schweden
3. Vollmondnächte und Schnee
Je weiter die Winterreise nach Norden geht, desto kürzer werden die Tage, länger die Nächte, bis sich hinterm Polarkreis das letzte Tageslicht verliert. Was liegt dann näher, als in der Nacht auf Motivsuche zu gehen. Bei Vollmond im Schnee zu wandern ist ein unvergessliches Erlebnis. Konturen und Schatten sind extrem ausgeprägt. Künstliches Licht von Ansiedlungen setzt einen warmen Kontrapunkt.
Generell sollte die Schärfe nachts manuell auf Unendlich eingestellt werden. Der Autofokus müht sich dabei im Dunkeln vergeblich ab. Aber Achtung, fast alle Objektive lassen sich über die Unendlich-Markierung hinaus einstellen. Wer also einfach den Entfernungsring bis zum Anschlag dreht, überfokussiert unter Umständen und erntet unscharfe Aufnahmen. Oft fällt das erst daheim am Monitor auf. Moderne Gehäuse mit Live-View-Funktion bieten einfache und direkte Kontrolle vor der Aufnahme unter Verwendung der Ausschnittsvergrößerung auf dem Display. Ansonsten ermittelt man bei Tag die exakte Unendlichposition für jedes Objektiv und die wichtigsten Brennweiten und macht sich Notizen.
Optischen Stabilisatoren müssen generell bei Stativeinsatz abgeschaltet werden.
mondbeschienene Winterlandschaft bei Hov auf den Lofoten
Blick aus dem Wohnzimmerfenster: glitzernder Schnee in heller Mondnacht, Schweden
Schatten in der Nacht, Schweden
4. Gedämpfte Farben bei bedecktem Himmel
An trüben Wintertagen gelingen oft Aufnahmen mit melancholichem Touch. Die konturarme Landschaft und die gedämpfte Farbigkeit lassen feine Strukturen besser hervortreten, und die Kälte wird im Bild fühlbar. Siehe auch unter Punkt 10 – Nebelaufnahmen, wo mit Konzentration auf nahe Objekte und einer Portion Überbelichtung hauchzarte Kompositionen entstehen.
Trübe Aussichten: Küstenlandschaft bei Eggum, Lofoten
Reifüberzogene Bäume, Schweden
Winter am See, Schweden
blaue Stunde, Winter am See, Schweden
5. Akzente setzen mit dem Aufhellblitz
Gerade in der Dämmerung lassen sich mit dem Anblitzen des Vordergrundes starke kalt-warm und hell-dunkel Kontraste realisieren. Digitale Kameras bieten hier vielfältige Möglichkeiten der gezielten Blitzdosierung und des entfesselten Blitzens.
Hellt man mit dem Blitz etwas auf, wir das vorherrschende Blau der winterlichen Landschaft erst richtig deutlich
Eisskulptur am See in Schweden, auch hier konkurriert das Blitzlicht mit dem kräftigen Blau
6. Sichtbarmachung von Schneetreiben
Fallender Schnee ist auf Fotos schlecht erkennbar, wenn kein dunkler Hintergrund zur Verfügung steht. Abhilfe schafft das Anblitzen der Schneeflocken. Je nach Belichtungszeit und Windstärke erhält man kreisrunde oder mehr dynamische, kometenartige Punkte. Für die letzeren habe ich eine heftige Windboe abgewartet, die mich fast umgeworfen hätte. Dafür kommt das Sturmgefühl gut rüber. Interessant sind auch Aufnahmen durch die Windschutzscheibe beim Fahren mit Fernlicht im Schneesturm.
Schneefall mit Aufhellblitz
Es schneit – ja, wo denn? Ohne Beleuchtung sind die Schneeflocken kaum zu erkennen.
Schneesturm. Langzeitsynchronisation des Blitzes auf den 2. Verschlussvorhang
leise rieselt der Schnee, hier war es windstill
7. Wintersonne
Scharen von Fotografen und anderen Menschen lockt es an sonnigen Wintertagen hinaus in die Kälte. Die Luft ist klar, die Sonne scheint brillant, das schreit geradezu danach, direkt ins Licht hineinzufotografieren und auch die Sonne mal mit ins Bild zu nehmen. Gegenlicht schafft Raumtiefe und bringt aufstiebenden Schnee und Eiskristalle zum Aufleuchten.
Warmes Abendlicht am vereisten Strand von Sidselbjerg, Westjütland, Dänemark
Gefrorene Wellen am Abend, Jütland, Dänemark. Das Eisblau kontrastiert wunderbar mit den Himmelsfarben
die letzten Sonnenstrahlen des Tages berühren die Bergspitzen, Lofoten
8. Winterdetails
Die Winterlandschaft steckt voller kleiner Wunder. Morgendlicher Rauhreif verwandelt banale Pflanzenteile in Kunstwerke, auf den Fenstern im Haus wachsen Eisblumen in unendlich vielfältigen Mustern, die von der aufgehenden Sonne in schillernde Farben getaucht werden. Also Augen auf für die kleinen Dinge.
reifbedeckte Pflanzen leuchten im Licht der tiefstehenden Sonne auf, Askö, Schweden
Eiswürfel in der Welle: es war so kalt, dass wir dachten, die Welle bleibt gleich gefroren stehen. Dänemark
Schnee und Wellen abstrakt in monochromem Blau, Lofoten
Schneekristalle am Wegesrand ganz nah, Schweden
9. Winterstürme
Das sind die Tage, wo kaum jemand freiwillig draußen in der Natur verharrt. Es war düster, der Wind rüttelte an Ausrüstung und am Fotografen. Hohe Empfindlichkeitseinstellung und recht offene Blende waren ein Muss. Die resultierenden Bilder zeigen deshalb mehr Körnigkeit und auch mehr Unschärfen, was allerdings die Authentizität des Erlebten noch unterstreichen dürfte.
Sturm in Unstad, riesige Wellenmonster wälzen sich gegen den Wind Richtung Strand, Lofoten
Sturm auf den Lofoten, eiskaltes Wasser gischtet gegen die Felsen
Ein trüber Tag mit Sturm auf den Lofoten
10. Nebel – keine Farben
Nebel ist eine der fotogensten Naturerscheinungen, nicht nur im Winter. Mit etwas Überbelichtung entstehen zarte, duftige Bilder mit träumerischem Flair.
Nebel betont naheliegende Motive, der Hintergrund verschwindet hinter einer weißen Wand. Das schafft natürlich Möglichkeiten, mit der Perspektive zu arbeiten. Auf der einen Seite kann das Motiv völlig von seiner Umgebung gelöst und völlig flach dargestellt werde. Zum anderen lässt sich der Effekt der Luftperspektive (Kontrast mit der Entfernung abnehmend, dabei Helligkeit zunehmend und Farben verblassend) auf sehr engem Raum für die Tiefendarstellung gestalterisch nutzen.
Nebelwand am See, Schweden. Der Hintergrund ist vollständig ausgeblendet
Nebelschwaden ziehen über den Feldern dahin, Schweden
Am Öljaren-See im schwedischen Winter. Beispiel für Tiefenstaffelung
Birke im Nebel, Schweden. Zweidimensionale Wirkung ohne Tiefe
„Dein Weg zum Nordlichtfoto“, Gabi & Gunter Reichert
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/02/MG_0444.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-02-25 14:36:322020-03-07 20:27:0310 Tipps für die Fotografie im (nordischen) Winter
Ich hatte gar nicht viel geschlafen, wurde trotzdem ohne Wecker wach als mir schon fast die Sonne in Gesicht schien. Da dauerte keine Minute und ich war in den Klamotten und vor der Tür. Es war kurz nach 6:00 Uhr und der Tag würde ein langer werden….
Fotografische Arbeit mit dem Tilt/Shift Objektiv am frühen Morgen – Leuchtturm Hirtshals
Nach einem regnerischen Tag ist Sonnenschein frühmorgens umso schöner. Ich genoss die ruhige fotografische Arbeit.
Für diese Reise hatte ich mir vorgenommen, mich endlich in das Tilt/Shift Objektiv einzuarbeiten. Ich hatte letztens das Buch von Rainer Mirau dazu gelesen, brauche aber dringend praktische Erfahrung mit der Linse. Beim Leuchtturm Rubjerg Knude hatte ich es im Sturm bereits ausprobiert. Es ist super scharf und es hat den Vorteil, dass ich weniger, dafür bedachter fotografiere, weil ich Schärfe und Belichtungszeit per Hand einstellen muss.
Ich denke, dass es mir daheim die Nacharbeit am Computer erleichtern wird. Außerdem ist es immer gut, von einer gewohnten Routine abzuweichen.
Die Bunker rund um den Leuchtturm von Hirtshals waren geöffnet, so informierten wir uns und lasen alle Informationstafeln. Esra und ich besichtigten den Leuchtturm und nutzten die Gelegenheit, die GoPro weiter zu testen. Da wir nicht die Actiontypen sind, müssen wir uns für das Gerät was Interessantes ausdenken. Was können wir aus diesem kleinen Ding an Kreativität und vor allem Spaß wohl herausholen?
Da die Sonne strahlte, fuhren wir nach dem Entleeren der Toilette – kostenlos an der Tankstelle östlich von Hirtshals – nach Rubjerg Knude zurück. Jetzt sah die Düne völlig verwandelt aus: überall Fussspuren im nassen, klebrigen und gar nicht mehr rieselfreudigen Sand. Es sah nicht wirklich besser aus! So ist das halt! Zwar war das Wetter nun heiter, aber der Sand zertrampelt. Es gab keinen Zentimeter Düne ohne Spuren. Wir hinterließen dann auch noch welche.
Hüpften, rannten und genossen den riesigen Sandspielplatz. Wir redeten mit anderen Reisenden, und fotografierten weniger als am Tag zuvor. Weiches Abendlicht präsentierte die Sonne leider wieder nicht. Wie gestern verschwand sie in einer Wolkenwand bevor es interessant hätte werden können. Wir warteten nicht ab, bis die Beleuchtung des Turms angeschaltet wurde, sondern gingen früher zurück zum Mobil.
Infos zur Düne am Rhubjer Knude
Im Norden Jütlands wandert die größte Düne Europas an der Küste von Rubjerg herum. Auf dem 50 m hohen eiszeitlichen Küstenablagerungen liegt nochmal über 20 m Flugsand, die höchste Erhebung ragt 100 m über den Meeresspiegel. Im Jahr 1900 baute man hinter der damals nur 3 m hohen Dünen einen Leuchtturm mit vier Wärterhäuschen, dessen Feuer anfangs mit Gas, ab 1906 mit Petroleum und von 1934 an elektrisch betrieben wurde. Die Probleme mit dem Sand begannen schon einige Jahre nach der Einweihung. Der Wind blies riesige Sandmassen die Steilküste herauf und die Düne vor dem Leuchtturm wuchs unaufhörlich. Zeitweise wurde versucht, den Sand mit LKWs abzufahren, ein vergebliches Unterfangen. Schließlich war der Leuchtturm von einer 50 m hohen Düne vom Meer abgeschnitten. Notgedrungen musste man ihn 1968 abschalten. Weitere Versuche, das Dünenwachstum aufzuhalten, scheiterten. Die Anpflanzung von Standhafer und der Versuch, die Sandwanderung mit Kiefernzweigwällen zu bremsen, ließen die Düne nur noch mehr wachsen. So taten die dänischen Offiziellen das einzig Vernünftige und erklärten den Sandhaufen zum Naturschutzgebiet. Zur Zeit wandert die knapp 2 km lange und 400 m breite Düne Richtung Nordosten und wird langsam flacher. Der Leuchtturm liegt wieder frei am Meer, die Wanderdüne ist daran vorbeigezogen, und die Backsteine der ehemaligen Wärterhäuschen liegen weit verstreut um den Turm herum. Touristen bauen daraus kleine Türme und Mauern, deren Kinder legen damit ihre Namen in den Sand. Lange wird dieser Zustand leider nicht anhalten. Die ständige Erosion durch Wind und Wasser untergräbt die Steilküste und nimmt dem Leuchtturm das Fundament. Irgendwann wird er sich dem Meer entgegenneigen und sich von der Welt verabschieden.
Hirtshals und Warten auf die Fähre
Auf dem Weg nach Hirtshals starteten wir ein neues Hörbuch: Herr aller Dinge von Andreas Eschbach. Im örtlichen Supermarkt kauften wir noch schnell ein: Brote, Obst und Lakritz. Dann stellten wir uns für die Fähre an. Und was war das für ein Chaos. Die Autoschlange vor dem Check-In bei Fjordline war lang. Immer wieder überholten uns Autos, andere parkten gemütlich in der Reihe, die Insassen gingen spazieren. Seltsam. Sollen wir jetzt reinfahren oder nicht? Esra lief nach vorne, um die Lage zu checken. Er kam schulterzuckend zurück. Schlauer waren wir nicht. Also sprang ich aus dem Mobil und fragte mich durch, was Esra nicht getan hatte. Wer will denn wo hin? Warten oder nicht warten?
Es stellte sich heraus, dass die Leute, die nach Stavanger wollten, zuerst einchecken mussten, die, die nach Kristiansand wollten, erst danach. Nur gaben die Hinweistafeln über dem Terminal keinerlei Hinweise preis. Um uns herum standen greifbar viele Fragezeichen in der Luft. Keiner wußte wohin und wann? Etwa 1,5 Stunden vor der geplanten Abfahrt fuhr ich auch einfach vor. Da leuchtete über den Schaltern in grellen orangenen Lettern der Name KRISTIANSAND auf. Warum erst jetzt?
Fährchaos
Wir wurden in Reihe 1 geschickt und warteten weiterhin. Neben uns in Reihe 2 stand ein erschöpft dreinschauendes älteres norwegisches Ehepaar. Ich lud die beiden zum Tee ein, meine Kanne war noch voll. Wir kamen ins Gespräch. Die beiden wollten nach Stavanger, das wunderte mich doch, denn standen wir nicht in der Schlange für Kristiansand? Nach dem Tee lief ich zu den Mobilen vor uns und erkundigte mich, ob die auch nach Stavanger wollten. Ob wir vielleicht im Chaos in die falsche Reihe gefahren wären? Nein, wir waren richtig, das müde Ehepaar war es nicht. Ich schickte die beiden schnell zu einem der Angestellten der Fährgesellschaft, denn die Fähre nach Stavanger war bereits dabei, die Luken zu schließen. Die beiden schafften es gerade noch so in buchstäblich letzter Sekunde.
Reihe 1 war für die extra hohen Fahrzeuge. Und wir waren die höchsten, die es gab. Keine Lastwagen, nur PKW und ein paar Wohnmobile. Das Chaos ging hier weiter. So kurzweilig war bisher keine unserer wahrlich zahlreichen Fährfahrten gewesen. Es gab offensichtlich zu wenige Angestellte. Die wenigen, die da waren, schafften es einfach nicht, die Autos in Zaum zu halten. Nun, vielleicht nahmen die Reisenden die Fähre auch nicht als solche wahr. Sie war sehr flach und klein, und sah ziemlich unscheinbar aus. Fast, wie ein flaches Gebäude des Hafengeländes. Noch fuhren die Autos von der Fähre hinunter, da wurden auf der zweiten Spur bereits Fahrzeuge eingeladen. Wir lachten herzlich, als ein Auto auf die Fähre zufuhr, dann weg lenkte und Richtung abfahrender Stavanger-Fähre davonschoss. Einer der Männer mit den neonleuchtenden Westen rannte wie der Blitz hinter her, um den Irrläufer wieder einzufangen.
Nachts rückwärts auf die enge Fähre
Ja, und dann verging mir das Lachen schnell wieder. Wir mußten rückwärts einparken, weil wir über drei Meter hoch waren. In der Dunkelheit eine Rampe rückwärts hochfahren war nicht das, was ich nach einem langen Tag machen wollte. Und eng war es noch dazu. Wir passten gerade so hinein in den dunklen Bauch des Schiffes.
Den Ausgang fanden wir mangels Beschilderung fast nicht. Nach etwas Herumgeirre konnten wir endlich unsere Sitzplätze einnehm. Gunter hatte die Spielkarten nicht mitgenommen und ich hatte kein Buch dabei. Naja, die anderen hörten alsbald auf, zu lesen. Die schnelle Fähre, ein Katamaran, hüpfte auf den Wellen und die Fahrt war extrem ruppig. Nach kurzer Zeit roch es überall nach Erbrochenem. Wir torkelten wie betrunken zum Shop und gönnten uns eine Flasche zollfreien Whisky – vielleicht würden wir die in den kalten Lofotennächten noch gut brauchen können. Amy war irgendwann ganz blass, Gunter wurde richtig grün um die Nase, wir schafften es aber alle, die Fahrt ohne Kotzbeutelnutzung zu überstehen.
Völlig geschlaucht kamen wir gegen 2:00 Uhr nachts in Kristiansand an. Ich hatte gelesen, dass man im Hafen übernachten könne. Aber, wir waren schneller aus der Stadt raus, als es mir lieb war. Kein Platz weit und breit. Dafür eine Baustelle nach der anderen. Wir fuhren müde und mit durchgeschüttelten Mägen im strömenden Regen durch das stockdunkle südliche Norwegen. Nach etwa 30 Minuten hielten wir am Straßenrand auf einem Rastplatz, bauten hurtig das Bett um und fielen direkt in einen tiefen Schlaf. Ich war seit 6:00 Uhr auf den Beinen gewesen. Ruhig war diese Nacht nicht, der Verkehr war laut, die nebenan parkenden LKWs liessen immer wieder die Motoren warm laufen. Wir blieben trotzdem bis nach 10:00 Uhr liegen, denn es schüttete immer noch.
Unsere Live-Reiseberichte von Fotoreisen nach Dänemark
Mehrmals hielten wir schon in Dänemark für einen Übernachtungsstopp an, wenn wir auf dem Weg nach Norwegen und zu den Lofoten waren. Damit werden wir aber unserem direkten nördlichen Landesnachbarn nicht gerecht.
Dänemark hat eine 67 Kilometer lange Landesgrenze mit Deutschland, der Rest ist Küstenlinie. Und das sind über 7300 Kilometer Küste, ein Eldorado für Meeresliebhaber. Weite Sandstrände, hohe Klippen, mächtige Dünen und Felsenküste warten darauf, entdeckt zu werden.
Das hat uns natürlich keine Ruhe gelassen. Deshalb haben wir zwei Reisen ausschließlich Dänemark gewidmet. Die erste Dänemarkreise hatten wir kurzfristig im Februar gebucht, gerade als eine stabile Kaltfront vorhergesagt war. Innerhalb von drei Tagen hatten wir eine Ferienwohnung in Jütland gemietet und sind mit unserem VW-Bus in einem Stück die 1000 Kilometer dorthin gefahren. Wir fotografierten bei -20°C gefrorene Strände, eisige Wellen und Leuchttürme im Winter. Das hatte schon etwas Unwirkliches an sich.
Die zweite Dänemark-Reise hatten wir im Herbst unternommen. Da fotografierten wir im Herbststurm Leuchttürme und das wilde Meer.