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2018 - Norwegen-Radtour

Abseits des Asphalts, jenseits der Baumgrenze – ungeplantes Radreisen in Norwegen.

„Worauf haben wir uns nur eingelassen?“ fragen sich meine Freundin und ich beim Anblick des Weges vor uns. Der Asphalt ist zu Ende. Auf grobem Schotter geht es bei 18% Steigung und etlichen Serpentinen den Hang rauf. Die Reaktionen der entgegenkommenden Radfahrer weiter unten im Tal hätten eine Vorwarnung sein können: Einer rief uns laut „Respect!“ zu, als er an uns vorbeifuhr, andere gaben uns Daumen hoch oder schauten beeindruckt. Sie dachten bestimmt, wir wissen, was auf uns zukommt. Da haben sie falsch gedacht. Alles, was wir über den Rallarvegen wissen, ist, dass er uns Richtung Osten bringt (da wollen wir hin) und dass er vor einer Ewigkeit neben einer Eisenbahnstrecke angelegt wurde, damit die Eisenbahnarbeiter zu den Gleisen gelangen konnten. Die Sache mit dem groben Schotter und dem sehr einseitigen Höhenprofil der Strecke lernen wir gerade dazu.

„Ist es okay, wenn ich hier schiebe?“ fragt Josi. Sie ist manchmal besorgt, dass Schieben ein Zeichen von Schwäche ist, und fährt in der Regel jede noch so steile Straße mit mir hoch. „Ich glaube, das können wir gar nicht fahren“ antworte ich, und steige auch vom meinem voll beladenen Reise-Rad ab. Wir mühen uns ab, die 30 kg schweren Räder über den losen Schotter diese Straße hoch zu hieven. Unsere Räder sind einfach nicht für solche Strecken gemacht, wir haben schmale Straßenreifen auf den Felgen.

Uff! 17 solcher Kurven führen hier den Hang rauf.

Uff! 17 solcher Kurven führen hier den Hang rauf.

Erschöpft, aber glücklich.

Erschöpft, aber glücklich.

Von oben betrachtet lässt uns die Straße staunen: da haben wir es hoch geschafft.

Von oben betrachtet lässt uns die Straße staunen: da haben wir es hoch geschafft.

Das Dilemma mit dem Proviant

Nach zwei Stunden Knochenarbeit haben wir das Schlimmste hinter uns, der Weg wird ebener und wir steigen wieder auf unsere Räder. Noch 60 Kilometer liegen vor uns, es wird bald dunkel, und wir haben nicht mehr viel zu Essen dabei – die Plackerei hat unseren Appetit in die Höhe getrieben und den Proviant dezimiert. Zumindest um einen Schlafplatz machen wir uns keine Sorgen, denn in Norwegen darf man wildcampen. Nur: Wenn der Rallarvegen weiterhin so schwer befahrbar ist, brauchen wir den gesamten nächsten Tag dafür. Wir haben nur noch ein paar Bananen, eine Packung Kekse, etwas Müsli und Schokolade dabei – ohne zusätzlichen Proviant wird es eng. Was machen wir jetzt? Zurückzufahren kommt nicht in Frage. Nachdem wir so viel Mühe investiert haben, um die bisherigen 1.000 Höhenmeter zu sammeln, fahren wir sie sicher nicht einfach wieder runter. Eine zweite Option wäre die Bahn. Zwar führt nach Myrdal, eine Siedlung mit zehn Häusern, keine Straße, aber es gibt einen Bahnhof. Wir könnten also den Rallarvegen einfach überspringen.

Wir fragen einen entgegenkommenden Radfahrer, wie denn der Weg beschaffen war, den er die letzten 60 Kilometer gefahren ist. „Ganz schlimm“, meint er, „Mit euren Reifen wird das nichts. Nehmt lieber den Zug.“ Ich will diesen Gedanken zögerlich zur Debatte stellen und ernte prompt einen empörten Blick von Josi. Wir warten also kurz ab, um die nächsten Entgegenkommenden zu fragen. Zwei Meinungen sind besser als eine. Es kommt ein Paar mittleren Alters um die Kurve. „Ach was, das geht schon. Ihr seid noch jung,“ lautet deren Meinung. „Der Weg ist sehr anstrengend, aber er lohnt sich!“ Wir entscheiden uns, der optimistischen Einschätzung mehr Vertrauen zu schenken. Es wird schon schief gehen!

Mein Rad muss viel mitmachen.

Mein Rad muss viel mitmachen.

Endlich oben angekommen.

Endlich oben angekommen.

Der Weg ist beschwerlich.

Der Weg ist beschwerlich.

Neben dem Rallarvegen rauscht ein Gebirgsfluss.

Neben dem Rallarvegen rauscht ein Gebirgsfluss.

Die Aussichten hier oben sind nicht schlecht.

Die Aussichten hier oben sind nicht schlecht.

Über das ungeplante Reisen

Wenn wir gewusst hätten, was uns hier erwartet, hätten wir uns diesen Weg nicht zugetraut. Jetzt merken wir, dass es doch geht – und sind sehr froh darüber, dass wir zufällig hier her geraten sind. So müssen wir unsere Komfortzone verlassen und werden dafür reich belohnt. Die ganze Reise gleicht einer Kette von spontanen Entscheidungen. Wir haben ein paar Orte im Kopf, die wir gerne besuchen wollen, doch der Weg dazwischen wird kurzfristig erkundet. Schließlich bietet uns das Reisen per Fahrrad die perfekten Voraussetzungen für diesen Reisestil, und das wollen wir ausnutzen. Mit dem Zelt auf dem Gepäckträger ist die Freiheit einer Radreise perfekt.

Als wir auf den Rallarvegen treffen, sind wir schon seit einer Woche in Norwegen unterwegs, und während dieser Woche kamen wir schon einige Male aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch die Landschaft hier oben stellt alles Vorherige in den Schatten. Wir befinden uns über der Baumgrenze, kantige Berghänge sind mit Restschnee aus dem Winter gespickt und kristallklare Bergseen säumen den Schotterweg. Bei der Kulisse macht es uns nichts aus, dass der Weg fordernd und hin und wieder auch frustrierend ist.

Da es bald dunkel wird, halten wir Ausschau nach einem netten Plätzchen für unser Zelt. Es nieselt und ist nicht gerade warm hier auf dem Hardangervidda Plateaufjell. Viele der Flächen neben der Straße sind sumpfig und feucht, es dauert eine Weile, bis wir das Zelt auf einem relativ guten Stück Boden ausrollen können. Da wir seit knapp einer Woche nicht mehr geduscht haben, steigen wir auch noch kurz in den See direkt vor unserem Zelt, aber lange halten wir das eiskalte Wasser nicht aus. Zum Glück sind die Daunenschlafsäcke schön warm.

Nach einigem Suchen finden wir einen Zeltplatz direkt an einem See.

Nach einigem Suchen finden wir einen Zeltplatz direkt an einem See.

Ein prachtvoller Tag auf dem Fjell

Am nächsten Morgen scheint zum ersten Mal die Sonne an einem gänzlich blauen Himmel. Die nächtliche Kälte liegt zwar noch im Tal, aber ein prächtiger Tag kündigt sich an. Zum Glück! Die Schotterpiste wäre ein Alptraum in Regenwetter, daher ist der erste trockene Tag ein Segen. Wir fahren bald nach Sonnenaufgang los, damit wir den Rest des Weges noch am selben Tag hinter uns bringen können. Für einen weiteren Tag reicht der Proviant nicht mehr. Etliche Radfahrer kommen uns an diesem Tag entgegen, beinahe alle auf den Leihrädern, die sie sich am anderen Ende des Weges gemietet haben, nachdem sie mit dem Zug auf das Plateau gefahren waren.

Wir schaffen die Strecke gut, müssen nur in Ausnahmefällen schieben. Irgendwann erreichen wir den Höchsten Punk des Weges, bei 1.343 Metern über Normalnull. Um dort hinzukommen, sind wir allerdings knapp 2.000 Höhenmeter hochgefahren, es geht ja nicht stetig rauf, sondern auch manchmal wieder runter. Wir sind mächtig stolz auf uns, posieren vor dem Schild, genießen die Aussicht. Hinter der nächsten Kurve lauert sogar noch eine Überraschung: hier oben steht mitten im Niemandsland, zwischen Bergseen und kargen, felsübersähten Berghängen, ein kleines Café.  So doof ist das gar nicht, denn der stete Strom von Radfahrern sorgt für Kunden, die beinahe garantiert Hunger haben. Nur: Die Frau hinter der Theke kann keine Kartenzahlungen annehmen. Das ist in Norwegen ein Problem, denn Bargeld ist hier beinahe ausgestorben. Wenn es eine rote Liste für gesellschaftliche Praktiken gäbe, dann würde bei den besonders bedrohten Arten das norwegische Bargeld stehen. Wir haben bisher immer die Kreditkarte genutzt (und sollten auch bis zum Ende damit an jeder Pommesbude Erfolg haben). Bis auf einen 20€ Schein haben wir nichts, doch nachdem wir ein bisschen um den Wert desselben gefeilscht haben akzeptiert sie ihn für eine üppige Bestellung mit Heißgetränken, Waffeln, und Kuchen. Ein Traum an diesem Tag.

Am nächsten Tag herrscht gutes Wetter.

Am nächsten Tag herrscht gutes Wetter.

Langsam aber stetig kommen wir vorwärts.

Langsam aber stetig kommen wir vorwärts.

Tatsächlich leben in dieser Steinwüste auch Menschen.

Tatsächlich leben in dieser Steinwüste auch Menschen.

Hier in Norwegen gibt es schon ab 1.000 Metern keine Bäume mehr.

Hier in Norwegen gibt es schon ab 1.000 Metern keine Bäume mehr.

Das Wasser in den Bergseen ist sehr klar.

Das Wasser in den Bergseen ist sehr klar.

Hier musste ich einfach ein Panorama machen.

Hier musste ich einfach ein Panorama machen.

Kamera auf Stein gelegt; Zehn Sekunden Selbstauslöser; rennen und auf's Rad springen.

Kamera auf Stein gelegt; Zehn Sekunden Selbstauslöser; rennen und auf’s Rad springen.

Kaum zu glauben, aber das beste Wetter der Reise hatten wir am höchsten Punkt - wo von September bis Mai Schnee liegt.

Kaum zu glauben, aber das beste Wetter der Reise hatten wir am höchsten Punkt – wo von September bis Mai Schnee liegt.

Hier war der Weg weniger perfekt.

Hier war der Weg weniger perfekt.

Pfützen sind gute Fotorequisiten.

Pfützen sind gute Fotorequisiten.

Über das Radeln auf der E7 und Rabauken am Steuer

Irgendwann gegen Abend entlässt uns der Rallarvegen bei 1.000 Meter über dem Meeresspiegel wieder auf eine wundervoll asphaltierte Fernstraße, die E7. Das gefällt uns viel besser, als diese Höhenmeter auf grobem Schotter runter zu fahren. Wir rollen also mit hohem Tempo in die nächste Siedlung und decken uns dort als erstes wieder mit Proviant ein. Nach einer Nacht auf einer kleinen abgelegenen Wiese geht es dann auf der E7 weiter in Richtung Oslo. Die Straße ist tatsächlich als Fahrradroute ausgewiesen, und die Auto- und Lastwagenfahrer sind sehr rücksichtsvoll und angenehm. Erst nach etwa 50 Kilometern ergibt sich ein Problem: Parallel zur E7 führt für wenige Kilometer eine Seitenstraße, auf die uns ein kleines Schild für Radfahrer verweist. Gleichzeitig deklariert ein gut sichtbares Verbotsschild, dass ab hier keine Radfahrer mehr auf der E7 sein dürfen. Als die kleine Seitenstraße kurz darauf wieder in die E7 mündet, sagt uns ein kleines Schild wieder, dass die E7 eine Fahrradroute ist. Leider haben das die anderen Verkehrsteilnehmer nicht mitbekommen. Sie haben noch das Verbotsschild vor wenigen Kilometern im Kopf und fahren jetzt, als hätten wir hier nichts zu suchen.

Das Problem mit der Routenführung wiederholt sich noch einmal, und je näher wir an Oslo kommen, desto unangenehmer wird die Straße. Der Preis für das größte Arschloch auf der Straße geht an den Fahrer eines Reisebusses. Die Straße verfügt nur über jeweils eine Spur pro Richtung, und gerade ist die Spur des Gegenverkehrs voll. Es wird noch etwa 20 bis 30 Sekunden dauern, bis wir wieder überholt werden können. Von hinten hören wir den Reisebus anrauschen, und wie immer können wir an den Geräuschen der Fahrzeuge abschätzen, ob die schnell oder langsam fahren und ob sie abbremsen. Der Bus ist eindeutig mit vollem Tempo unterwegs, und die Bremsen bleiben unberührt. Auf die andere Spur kann der Bus nicht ausweichen, der will uns also einfach so überholen. Oh fuck! Josi lenkt ihr Rad in den Straßengraben und ich halte meines so gut ich kann auf der weißen Begrenzungslinie, während der Bus mit einer Handbreit Abstand an mir vorbeischießt. Was für ein Drecksack! Ich rufe ihm wüste Beschimpfungen hinterher und wünsche ihm den Teufel an den Hals, aber natürlich hört er das nicht.

Die (eigentlich recht ruhige) E7.

Die (eigentlich recht ruhige) E7.

Eine neue Herausforderung

Um dem Verkehr aus dem Weg zu gehen, verlassen wir wenig später die E7 und fahren auf einer kleinen Seitenstraße nach Oslo weiter. Wir sind an diesem Tag schon über 80 Kilometer gefahren und sind nur minder begeistert von dem Schild, das uns gleich zu Beginn der neuen Straße informiert: 8% Steigung für die nächsten zwei Kilometer. Über 15 Kilometer geht es bergauf, wir sammeln etwa 800 Höhenmeter. Als wir oben ankommen, ist die Sonne schon untergangen. Wir finden bald einen Schlafplatz und gehen nicht zu spät schlafen, denn am nächsten Tag wollen wir die 130 Kilometer nach Oslo in einem Rutsch schaffen. Wir haben Servas-Gastgeber kontaktiert, dort wollen wir zwei Nächte bleiben.

Im nächste Reisebericht schreibe ich über Oslo und den Weg nach Stockholm!

Genug von der E7! Weiter geht's auf der 287.

Genug von der E7! Weiter geht’s auf der 287.

Das Wetter ist wieder wie gewohnt.

Das Wetter ist wieder wie gewohnt.

Nervige Blök-Viecher (dazu mehr im nächsten Beitrag).

Nervige Blök-Viecher (dazu mehr im nächsten Beitrag).

Wieder sind wir knapp bei der Baumgrenze (aber noch drunter).

Wieder sind wir knapp bei der Baumgrenze (aber noch drunter).

Neugierige Schafe an meinem Zelt.

Neugierige Schafe an unserem Zelt.

Dieser Baumstumpf dient uns alst Frühstückstisch.

Dieser Baumstumpf dient uns als Frühstückstisch.

25. November 2018/2 Kommentare/von Esra
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2018/11/MG_8384-Pano-Bearbeitet.jpg 600 1200 Esra https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.png Esra2018-11-25 21:54:152021-04-03 16:54:00Abseits des Asphalts, jenseits der Baumgrenze – ungeplantes Radreisen in Norwegen.
2018 - Norwegen-Radtour

Wie wir in Norwegen dem Regen davongeradelt sind – Esra & Josi berichten

Das Geschenk, welches Josi und ich im August am ersten Tag der Reise von unserer Busfahrerin bekommen, wird man im Nachhinein leicht als Omen oder Vorzeichen deuten können. Josi sollte es die gesamten 2.000 Kilometer auf ihrem Gepäckträger herumfahren, stets bereit, es bei einer Pause am Straßenrand zu entfalten. Es sollte oft von uns benutzt werden, wenn auch nicht während der Fahrt. Es ist schwarz und hat bestimmt nicht viel gekostet, doch an diesem ersten Tag ist es für uns sehr wertvoll. Es ist ein Regenschirm.

Radreise…ohne Fahrräder?

Josi und ich sind gerade am Flughafen in Bergen gelandet. Hier soll sie losgehen, unsere nächste Radtour. Erst wollen wir nach Norden fahren, zum Geiranger-Fjord, dann via Oslo in Richtung Schweden weiter. Fehlt nur noch eins: unsere Fahrräder. Es ist das erste Mal, dass wir mit den Rädern fliegen. Mit viel Aufwand haben wir sie zuhause in riesigen Pappkartons verstaut, haben sie gut gepolstert und die Kartons mit dem Hinweis versehen, man möge sie bitte vorsichtig handhaben. Jetzt machen wir uns natürlich riesige Sorgen, weil sie nicht angekommen sind. Erst am nächsten Tag sollen sie da sein, wird uns gesagt. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als uns auf zu unserer Servas-Gastgeberin aufzumachen, und zwar ohne Räder. Wer Servas nicht kennt: es funktioniert genau wie Couchsurfing. Man hat eine Gastgeberliste mit etlichen lieben Menschen, die gerne Reisende aufnehmen. Eine davon ist Jorunn, eine pensionierte Krankenschwester aus Bergen, bei der wir zwei Nächte verbringen.

Josi in schicken Regenklamotten.

Josi in schicken Regenklamotten.

Unser "Maskottchen" auf Josis Gepäckträger.

Unser „Maskottchen“ auf Josis Gepäckträger.

Bergen, Norwegen.

Bergen, Norwegen.

Jorunn, unsere Gastgeberin, ist eine pensionierte Krankenschwester.

Jorunn, unsere Gastgeberin, ist eine pensionierte Krankenschwester.

Nasse Holzplanken in Bergen.

Nasse Holzplanken in Bergen.

Auch am nächsten Morgen bekommen wir wieder eine einführende Lektion in die klimatologische Situation an Norwegens Westküste. Wir haben gerade die Räder am Flughafen abgeholt und wieder zusammengebaut, jetzt fahren wir in strömendem Regen in die Innenstadt. Der Regen kommt so intensiv vom Himmel, dass das Wasser nicht schnell genug abfließen kann und bald mancherorts eine Handbreit hoch den Asphalt bedeckt. Für die Westküste Norwegens ist das nicht unüblich, immerhin hat Bergen mehr als 200 Regentage im Jahr und in der Summe etwa dreieinhalb Mal so viel Niederschlag wie Mainz – das meiste davon im August und September. Viel Sightseeing machen wir nicht an diesen Tagen.

Je weniger geplant ist, desto leichter fallen Planänderungen

Nach zwei Nächten in Bergen geht die Tour dann richtig los. Wir fahren nach Norden, wollen an der Westküste entlang zum Geirangerfjord und dann wieder nach Süden Richtung Oslo. Das Wetter ist „besser“ geworden. Es regnet nur noch den halben Tag über, wenn auch sehr intensiv, und ein paar kurze Male sehen wir sogar Sonnenlicht. Trotzdem ist es anstrengend. Das Zelt müssen wir nach der ersten Nacht im Freien nass zusammenrollen, ohne Aussicht auf eine Gelegenheit zum Trocknen. Die Regenklamotten gehören fest zum Outfit. Ein paar Tage lang können wir das sicherlich ohne Murren ertragen, das Radfahren in dieser Landschaft wirkt stark entschädigend. Der Wetterbericht prophezeit allerdings eine geschlagene Woche starken Regen für die Westküste. Wollen wir uns das antun?

Im Landesinneren regnet es generell weniger als an der Küste. Und wir sind autark unterwegs, können also machen, was auch immer wir wollen. Wir entscheiden uns schließlich, diesen enormen Vorteil des Radreisens auszunutzen: wir haben ja nichts gebucht und ändern den Plan einfach. Auf geht’s, direkt nach Westen!

Die Warnweste ist in trübem Wetter wichtig.

Die Warnweste ist in trübem Wetter wichtig.

Bei dem vielen Regen müssen wir die Ketten alle paar Tage nachölen.

Bei dem vielen Regen müssen wir die Ketten alle paar Tage nachölen.

Eine verregnete Aussicht.

Eine verregnete Aussicht.

Zu dumm zum Fähre fahren?

Wir entscheiden uns, ein wenig am Sognefjorden, Norwegens längstem Fjord, entlang zu fahren. Dazu müssen wir wieder die Seite wechseln, und mit den Fähren klappt es bei uns nicht so. Unsere erste Überfahrt soll uns an einem regnerischen Samstagabend vom Süd-Ufer ans Nord-Ufer bringen. Am Fähranleger warten wir also, es gibt sogar einen (beheizen!) Aufenthaltsraum und eine Toilette! Darauf sitze ich gerade in aller Seelenruhe, als ich Josi rufen höre: „Esra, wo bist du? Schnell! Die Fähre ist da!“ In aller Eile schaffen wir unsere Räder auf das kleine Schiff, das nur einen kurzen Moment am Anleger verweilt. Während der Überfahrt aber merken wir: das fährt ja gar nicht auf die andere Seite, sondern zu einer kleinen Insel. Mist! Haben wir den Fahrplan nicht richtig gelesen? Auf der kleinen Insel angekommen, studieren wir den verwitterten Aushang am Fähranleger, während die Fähre schon wieder ablegt. Schnell merken wir, dass die Fähre wohl im Dreieck zwischen Süd-Ufer, der Insel, und den Nord-Ufer verkehrt. Wir hätten also nur drauf bleiben müssen! Dazu kommt, dass es schon spät ist, und wir auf der letzten Fähre gekommen sind. Vor dem Morgen kommen wir nicht mehr hier runter.

Wir fluchen und überlegen, wie wir das beste draus machen. Hier ist absolut nichts los am Arsch der Welt, und neben dem Fähranleger steht wieder so ein tolles Häuschen mit Aufenthaltsraum und Toilette. „Sollen wir…?“ fragt Josi. Warum eigentlich nicht. Diese Nacht verbringen wir im Warmen, und das Zelt hängen wir auch zum Trocken auf. Draußen prasselt der Regen gegen die Fenster, ein kalter Wind pfeift um das Häuschen. Zum Glück waren wir heute zu blöd, richtig Fähre zu fahren.

Die letzte Fähre des Tages...

Die letzte Fähre des Tages…

Ein trockener Schlafplatz!

Ein trockener Schlafplatz!

Das Essen wird knapp, und das an einem Sonntag!

Am nächsten Morgen lauert allerdings die nächste Realisation: unser Essen wird knapp, wir sind am Ende der Welt, und es ist Sonntag. Eine suboptimale Kombination von Umständen. Nachdem wir mit der Fähre dorthin übergesetzt haben, wo wir gestern Abend schon hinwollten, suche ich auf Google Maps nach der nächsten Einkaufsmöglichkeit. Eine Tankstelle hat offen, sechs Kilometer abseits von der Straße, die wir eigentlich nehmen wollen. Der Umweg ist es uns wert, wir fahren die sechs Kilometer und müssen dabei einige Höhenmeter bezwingen. Die Landschaft ist allerdings wunderschön, und auf einer Radreise ohne festes Ziel sind ein paar Kilometer mehr ja kein Problem.

Das Problem liegt am Ende der sechs Kilometer: die Tankstelle ist nur insofern „geöffnet“, dass man dort per Karte tanken kann. Essen gibt’s keines. Wir haben absolut nichts mehr zu essen und mächtig Hunger. Wir wägen gerade unsere Optionen ab (es ist eigentlich nur eine: 40 anstrengende Kilometer bis zur nächsten Siedlung fahren) da sehe ich eine Holzhütte mit Menschen davor. Vielleicht wissen die mehr? Es stellt sich heraus, dass hier ein Freilichtmuseum bei einem alten Wikingersteinbruch liegt. Hier wurde vor über tausend Jahren Granatglimmerschiefer abgebaut und gehandelt. Das Gestein ist sehr speziell und besonders gut für Mühlräder geeignet, erklärt uns die Frau an der Rezeption. Ich höre gespannt zu, ich verstehe das geologische Fachchinesisch ja aufgrund meines Studiums. Als wir nach der nächsten Essensgelegenheit fragen, lacht sie. „Also wenn ihr Svela essen wollt, die bekommt ihr bei uns.“

Aber hallo! Svela sind wie Pfannkuchen, nur mit Hirschhornsalz, damit sie fluffiger werden. Und Svela sind lecker! Vor allem, wenn man so einen riesigen Appetit hat. Wir essen sie mit viel Marmelade und Frischkäse und können unsere Reise schließlich gestärkt fortsetzen. Zum Glück hat uns Google in die Irre geleitet, sonst wären wir nicht auf diesen Ort gestoßen.

Der Umweg fürht uns auch bergauf.

Der Umweg fürht uns auch bergauf.

Svela machen glücklich!

Svela machen glücklich!

Sieh mal einer an! Ich werfe einen Schatten! Sonne!

Sieh mal einer an! Ich werfe einen Schatten! Sonne!

60 Kilometer Idyll, vier Kilometer Tunnel

Später am selben Tag sind wir wieder am Süd-Ufer des Fjords. Auf dem Weg nach Westen müssen wir immer wieder die Seiten wechseln, um langen Tunneln oder stark befahrenen Straßen aus dem Weg zu gehen. Die Straße, auf der wir gerade sind, ist winzig. Eine Spur, manchmal eineinhalb, und es fahren so wenige Autos, dass wir die Spur fast als persönlichen Radweg empfinden. Der Grund für die Leere: die Straße führt zum 60 Kilometer entfernten Ortnevik, wo sie dann endet. Von dort aus kann man eine winzige Fähre nehmen, die aber nur einmal am Tag verkehrt, jeden Morgen um zehn vor neun.

Wir haben ein bisschen Zeitdruck. Weil wir erst gegen vier auf der Südseite angekommen sind, müssen wir die 60 Kilometer noch in den Rest des Tages packen, damit wir in der Nähe des Fähranlegers zelten können. Es sind diese kleinen Herausforderungen, die jeden Tag des Radreisens spannend machen. Aber wir kommen gut voran. Auf der Strecke liegen zwei Tunnel, zusammen etwas über vier Kilometer lang, die kann man gerne auch zu den Herausforderungen zählen. Da hier so gut wie niemand fährt, haben die Tunnel auch keine Beleuchtung abbekommen. Es sind einfach zwei finstere, kalte Höhlen im nackten Stein. Ein eisiger Wind weht aus ihnen heraus, und sie haben eine unheimliche Akustik, wenn man etwas hineinruft. Es führt kein Weg drum herum, sprichwörtlich und im wahrsten Sinne des Wortes, also machen wir unsere Lichter an, ziehen uns was Warmes drüber und kramen die Warnwesten aus den Taschen. Josi bittet mich, ihr was zu singen, damit die Dunkelheit nicht so bedrückend ist. Ich tue ihr gerne den Gefallen. Der zweite der Tunnel legt sogar noch einen drauf und verfügt über eine stetige Steigung. Aber schließlich sehen wir – wieder sprichwörtlich und wortwörtlich – ein Licht am Ende des Tunnels. Nichts wie raus!

Straßenrand-Aussichten am Sognefjord.

Straßenrand-Aussichten am Sognefjord.

Tunnel kommen in zwei Ausführungen: beleuchtet...

Tunnel kommen in zwei Ausführungen: beleuchtet…

...und unbeleuchtet.

…und unbeleuchtet.

Die Straße ist schmal und kaum befahren.

Die Straße ist schmal und kaum befahren.

Bald sind wir in Ortnevik, und wir machen wieder Gebrauch vom Jedermannsrecht, welches uns das Campen auf einer Wiese mit Aussicht gestattet. Heute regnet es fast nur in der Nacht, eine angenehme Abwechslung. Am nächsten Morgen sind wir wieder auf einer Fähre.

In Vik steigen wir auf eine weitere Fähre um, doch an der hier ist etwas anders. Sonst kosteten uns die Überfahrten immer 80 norwegische Kronen, das sind etwa elf Euro. Jetzt zeigt das Kartenlesegerät über 600 Kronen an. Josi schaut zweimal hin, bevor sie ihre Karte an das gierige Gerät verfüttert. Der preisliche Unterschied hängt mit dem Ziel der Reise zusammen: Flåm. In dem winzigen Fischerdorf wohnen nur eine Handvoll Seelen, aber in den Sommermonaten mutiert das Idyll zur Touristenhochburg. Das merken wir schon auf der Fähre nach Flåm, die fast überquillt vor gut betuchten Besuchern aus den Staaten und aus Asien.

Das Jedermannsrecht lässt uns unbsorgt auf dieser Wiese zelten.

Das Jedermannsrecht lässt uns unbesorgt auf dieser Wiese zelten.

Ein Fähranleger am Ende der Straße. Hier geht eine Fähre am Tag.

Ein Fähranleger am Ende der Straße. Hier geht eine Fähre am Tag.

Die "Touristenfähre" macht extra langsam bei Wasserfällen und anderen Sehenswürdigkeiten.

Die „Touristenfähre“ macht extra langsam bei Wasserfällen und anderen Sehenswürdigkeiten.

Gilt das eigentlich als Schummeln?

Gilt das eigentlich als Schummeln?

Nachdem wir aus Flåm raus sind, geht es weiter auf dem „Rallarvegen“. Der Weg führt grob an einer alten Eisenbahnlinie entlang, und sein Zweck war damals, die Eisenbahnarbeiter an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Wir haben uns nicht über den Weg informiert, aber ganz am Anfang der 80 Kilometer ruft uns ein entgegenkommender Radfahrer „Respect!“ zu. Andere geben Daumen hoch. Und niemand fährt in die Richtung, in der wir unterwegs sind. Ob das ein Zeichen, eine Vorwarnung ist? Die unablässige Steigung wird nach zehn Kilometern noch steiler und der Asphalt ist hier zu Ende. Worauf haben wir uns hier eingelassen?

Ich mach’s mal spannend: Das erzähl ich euch im nächsten Eintrag 😉

Müde, aber glücklich.

Müde, aber glücklich.

Ein Wasserfall am Straßenrand.

Ein Wasserfall am Straßenrand.

Ein bisschen Zeit zum Klettern muss immer sein.

Ein bisschen Zeit zum Klettern muss immer sein.

Uff! Was habn wir uns hier eingebrockt?

Uff! Was haben wir uns hier eingebrockt?

10. November 2018/0 Kommentare/von Esra
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2018/11/MG_8180.jpg 800 1200 Esra https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.png Esra2018-11-10 21:59:122021-04-03 16:54:26Wie wir in Norwegen dem Regen davongeradelt sind – Esra & Josi berichten
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