Der Sturm wurde fast unerträglich, unermüdlich schüttelte er am Mobil, der dazugehörende Lärm nach eine Weile nervenaufreibend. Allein der Weg zur Toilette kostete Überwindung, das Öffnen der Womo Tür war trickreich, der Sturm riss einem die Tür direkt aus der Hand. Der Platz war super für die Aussicht, nicht jedoch für das Wetter. Und das obwohl die Sonne doch meist schien, sie schaffte es nicht uns zu wärmen.
Puffins am Faraid Head
Wir fuhren ein kleines Stück gen Norden, parkten auf dem Platz am Ende der Straße zum Faraid Head. Wir wollten es versuchen in den Dünen zu wandern. Ob das bei dem Sturm klappen würde? Doch auf der Fahrt hier her hatten wir bemerkt, das unsere Luftfederung defekt war. Sie wollte den Druck nicht mehr halten und fiel nach wenigen Minuten wieder auf Null. Das Fahren ist enorm anstrengend auf diese Weise, weil es ohne diese Federung auch schon bei kleineren Löchern durchschlägt und uns die Hinterachse beschädigen kann. Gunter blieb zurück und versuchte den Fehler zu finden.
Sandpeeling – Sturm am Sandstrand
Wir liefen auf dem nassen Sand der Bucht, denn sonst hätten wir ein Sandpeeling abbekommen. In windgeschützten Buchten machte die Wanderung Spaß, trotz dicker Wolkendecke leuchtete das Meer in türkis und blau.
Im Internet hatte ich über die Puffins recherchiert und herausgefunden wo genau sie brüten. Eine Kamera sendete live Bilder der putzigen Vögel ins Visitor Center. Ohne diesen Hinweis hätte ich die Papageitaucher auch nicht finden können – ich sah nämlich die Kamera, folgte ihr und fand dann den Felsen. Die Vögel sind so klein, dass man sie aus der Ferne kaum ausmachen kann. Nur in einer windgeschützten Ecke war es mir möglich Fotos zu machen. Ansonsten riss der Sturm zu sehr am Teleobjektiv. Die Puffins waren jedoch ziemlich weit entfernt, so lohnte es nicht, auf besseres Licht oder Wetter zu warten. Durch die Dünen, die zum Großteil mit Gras überwachsen sind liefen wir zurück zur Bucht.
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Papageitaucher (Fratercula arctica)
Die putzigen Vögel sind relativ klein: sie sind ca 28 bis 34 cm lang und haben eine Flügelspannweite von 50 bis 60 cm, sind also in etwa so groß wie eine Haustaube. Die Hauptnahrung der Papageitaucher ist Fisch. Der Fisch wird mit der Zunge an den oberen Schnabel gedrückt bis der ganze Schnabel voll ist.
Nur zur Brut kommen die Vögel an Land. Sie ziehen ihren Nachwuchs in ca. 1m langen selbst gegrabene Höhlen auf.
Außerhalb der Brutzeit, also von Ende August bis Anfang April, leben Papageitaucher ausschließlich pelagisch auf dem offenen Meer. Sie verteilen sich weiträumig einzeln oder in kleinen Gruppen über den Atlantik
Welche Einflüsse für die starken Populationsschwankungen verantwortlich sind, ist oft nicht leicht erkennbar. So sank zum Beispiel die Population auf der Insel Craigleith von 28000 auf einige Hundert. Schuld daran war die aum-Malve, die vor etwa hundert Jahren als Futterpflanze angesiedelt wurde, sich wild ausgebreitet hat und nun die Zugänge zu den Bruthöhlen unzugänglich macht. SOS Puffin nahm sich dieses Problems an, und fast 500 freiwillige Helfer rückten der Malvenepidemie auf den Hals. Der Bestand erholt sich jetzt langsam wieder.
Auch hier bei Durness kam es mir vor, als seien wesentlich weniger Vögel da, als ich in Berichten aus früheren Jahren gesehen hatte. [/yellow_box]
Defekte Luftfederung
Gunter hatte das Problem der Luftfederung gefunden, konnte sie jedoch ohne Ersatzteile nicht reparieren. So pumpten wir den ganzen Tag über immer wieder während der Fahrt auf, damit wenigstens ein wenig Federung die Achse schützen würde. Nachdem Gunter jedoch unter dem Mobil gelegen hatte, war es ihm und den beiden anderen vergönnt, ein Wiesel zu beobachten.
Wir fuhren weiter, diesmal Richtung Süden, der Westküste entgegen. Jetzt sah Schottland völlig anders aus. Eher, wie Norwegen mit den Fjorden. Auch das Meer plätscherte eher ruhig am Ufer. Am Loch Assynt sahen wir die Ruinen von Ardvreck Castle, einer Feste der MacLeods aus dem 16. Jh. Nun, viel davon war nicht mehr übrigen, es sah jedoch sehr nett aus.
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Info Ardvreck Castle
Das Wetter war gruselig genug für die Story zur Ruine. Geister würden hier oft gesichtet, einer der weinenden Tochter MacLeod, die im See ertrunken war nachdem sie den Teufel geheiratet hatte um das Schloss des Vaters zu retten und der besser gelaunte Geist eines grauen Mannes, in den Schloßruinen. Viele Morde und Hinrichtungen hatten hier stattgefunden, dazu noch Kämpfe. Doch ein Blitz, der hier einschlug zerstörte schließlich fast alles. [/red_box]
See und Wasserfall
Wir fotografierten nur kurz im trüben Wetter. Die Steine am See paßten zur Geschichte der Ruine, wie Klingen von Messern türmten sie sich aus dem Wasser auf. Amy meinte nur, jetzt blos nicht ausrutschen.
In der Ferne plätscherte ein kleiner Bach, noch weiter in der Ferne, umrahmt von frischen, grünen Bäumen fiel sogar ein kleiner Wasserfall in vielen Kaskaden dem See entgegen. Wir holten doch die Stative und kletterten dem dankbaren Fotomotiv entgegen. Was für ein Spaß, so viele Fotomöglichkeiten auf engstem Raum!
Nach Ullapool
Wir überlegten, ob wir auf dem Parkplatz übernachten sollten? Da wehte der Sturm wieder über den Platz, wirbelte Unmengen von Staub auf. Hmm, die Geister, der Sturm, die dunklen Wolken…. So ganz Wohl war es uns doch nicht, wir fuhren weiter. Hätten jedoch besser noch was gekocht vorher, denn wir waren alle hungrig.
Leider fanden wir ansonsten keinen netten Platz mehr für’s wilde campen. Landeten dann noch viel hungriger zu später Stunde in Ullapool auf dem Campingplatz. Da waren wir auch vor 3 Jahren, im Jahr 2009, als Schottland völlig im Regen versank. Ja und jetzt sah es eigentlich genauso trüb und düster aus.Es nieselte, keine Aussicht auf einen Sonnenstrahl an diesem Abend. Wir hatten keine große Lust jetzt erst zu kochen, der Kühlschrank war auch ziemlich leer, und auf Konserven hatten wir schon gar keine Lust. Doch wir wissen, dass es hier verläßlich gute Fish & Chips gibt. Während wir auf die Bestellung warteten stöberten Amy und ich im Buchladen, den kannten wir auch noch von vor drei Jahren. Ja, wo man einmal war:-)
Ich futterte meine Ladung schon unterwegs, die anderen erst im Mobil. Uff, war ich hungrig gewesen. Und, jetzt hat es auch geschmeckt!
Wir schauten auch endlich mal wieder Big Bang, lachten uns müde und schliefen sturmlos durch die düstere Nacht.