Die schwedische Insel Gotland ist ein ideales Fotoreiseziel. Lass dich von unserer umfangreichen Fotogalerie inspieren.
Die Küste Gotlands ist abwechslungsreich. Immer wieder wechseln sich Steilküsten mit Sandstränden ab. In der Nebensaison, also bereits ab Mitte/Ende August sind die Strände wenig besucht und laden zu langen, ruhigen Spaziergängen ein.
Högklint
Die berühmte Klippe Högklint liegt nur ca. 10 km südlich von Visby. Dort fahren immer wieder Reisebusse an, die dann Scharen von Touristen auf die Klippen entleeren. Das Gelände ist so weit, dass das nicht weiter problematisch ist. Wir waren zweimal an der Klippe, einmal im Regen und einmal im Sonnenschein. Beide Wetter haben ihren Reiz. In beide Richtungen gibt es Wanderwege. Wir wanderten im sonnigen Wetter in die südliche Richtung, wo es Steinformationen im Wald zu sehen gibt. Die Wanderung nach Norden führt zu einem schönen Strand.
Jungfrun
Ungefähr 40 km weiter im Norden ist eine weitere bekannte Klippe, die Jungfrun, zu besichtigen. Sie liegt in der Nähe der Ortschaft Lickershamn und ist über eine kurze Wanderung durch den Wald erreichbar. Wir waren an dem Abend schon etwas spät, weil wir nach mehreren Regentagen einfach überall zugleich sein wollten, und verpassten das weiche Abendlicht. Doch die Sonnenuntergangsstimmung hielt sich und wir konnten noch schöne Fotos machen. Diese Kalksteinformationen sind schon enorm beeindruckend.
Leuchttürme Gotlands
Da gibt es noch Leuchttürme, die wir nicht gezeigt haben. Ergiebiger Nieselregen flog uns den ganzen Tag um die Ohren. Er durchnässte unsere Kleidung innerhalb weniger Minuten. So hatte das im Freien keinen Sinn. Wir parkten am Einkaufszentrum, schrieben, spielten Karten und liefen immer mal wieder durch die Supermärkte um Bewegung zu bekommen. Das ein oder andere Eis wanderte so in unsere Mägen. Abends hatten wir das Wetter und die Supermärkte satt, wir fuhren trotzdem einfach zum nächsten Leuchtturm. Der Leuchtturm Västergarn steht auf einem Golfplatz. Ob das wohl gut gehen würde? Ich lief einfach ins Restaurant beim Golfplatz hinein und fragte frei heraus, ob wir auf dem Parkplatz übernachten dürften um auf besseres Licht zu warten. Wir bekamen die freundliche Erlaubnis und freuten uns darüber. Das Wohnmobil parkte unter Bäumen in Sichtweite des kleinen Leuchtturms. Die Feuchtigkeit hing noch in der Luft, wir packten die Stative und fingen an zu fotografieren. Und siehe da, das Wetter wurde besser. Es sah sogar richtig gut aus. Für wenige Minuten jedenfalls. Ich stapfte am Strand durch hüfthohe Hecken, wurde patschnass, bekam aber eine außergewöhnliche Sicht auf den Leuchtturm. Wir waren glücklich, schlichen mit der Fotoausbeute auf der Speicherkarte ins Mobil, kaum hatten wir die Tür geschlossen, prasselte wieder Regen aufs Womodach. Und dann kam ein Sturm auf, der nur so an den Bäumen und unserem Wohnmobil zerrte und drückte. Bei dem Lärm schlief ich eher schlecht bis gar nicht.
Ab 6:00 Uhr mähten Mitarbeiter des Golfplatzes lautstark die Wiesen. Kurz drauf kamen die ersten Golfer. Sie hatten Regenschirme an den Golfwagen angebracht. Wir fotografierten nochmal schnell, um nicht zu stören, frühstückten was und fuhren zum nächsten Strand. Was für eine coole Fotosession mitten in so miesem Wetter. Das zeigt wieder einmal, dass man immer, aber auch immer bereit sein soll als Fotograf.
Ljugarn Leuchtturm
Der hässlichste, aber trotzdem fotogene Leuchtturm steht in Ljugarn. Das kleine Hafenleuchtfeuer steht oben auf dem Chemikalientank einer Kläranlage. Die eiserne Treppe macht ihn aber halbwegs fotogen.
Wir verlassen Gotland mit der frühesten Fähre. So kann ich den Hafenleuchtturm in Visby noch ordentlich ablichten. Auf dieser Fähre sind kaum Hunde im Salon, die Fahrt wird mit Grindel wesentlich ruhiger als die Hinfahrt.
Ach ja, was ich auf keinen Fall vergessen darf: Auf Gotland steht das Haus von Pippi Langstrumpf und das war super, es anschauen zu können. Danach lief ich tagelange die Filmmusik singend durch die Gegend.
Farö Fyr
Nachdem wir morgens die Raukare nochmal ausgiebig fotografiert haben, fahren wir weiter Richtung Norden, denn an der Nordspitze steht natürlich auch ein Leuchtturm. Er ist hoch und weiß, ähnlich dem langen Erik im Norden von Öland. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, das Licht ist richtiggehend blendend. Die weißen Kieselsteine des Strandes reflektieren die Sonne, so ist es noch heller. Unglaublich hell. Unsere Schuhe knirschen beim Laufen auf den Steinen und das ist auch gut so, denn überall sonnen sich Schlangen auf den Felsen und die gehen auf die Flucht, sobald sie uns hören. Es sind anscheinend ungiftige Nattern, doch wir sind mit Grindel lieber vorsichtig.
Fast ist das Wetter zu gut für Leuchtturmfotos. Wir warten geduldig, bis die weißen Wölkchen sich harmonisch um die Spitze des Leuchtturms herum arrangiert haben. Dann drücken wir den Auslöser.
Wald mit Heide
Ich bin am Leuchtturm ungeduldig, denn hier im Wald blüht die Heide und den möchte ich so gern fotografieren. Was für ein Schauspiel. Wir suchen uns ein Plätzchen, was gar nicht so einfach ist. Mich lenken natürlich die fetten, saftigen und super leckeren Blaubeeren von der Arbeit ab. Auch Grindel futtert Blaubeeren, was das Zeug hält. Das Fotografieren gestaltet sich schwierig: ein Wald ist kein einfaches Motiv, ein Chaos aus Linien und Strukturen, die es zu entdecken und zu bändigen gilt. Was die Sache enorm erschwert sind diese bissigen Viecher überall. Fliegen die beißen, Mücken die stechen und Ameisen die brennen. Aua! Wir lassen trotzdem nicht locker. Was erträgt man nicht alles für ein gutes Foto?
Kutens Bensin
Eine Attraktion, die nicht leicht zu übersehen ist, wo sich vielleicht nicht jeder hintraut, ist das schräge Kutens Bensin. Eine Kneipe, Creperie, Rocker- und Motorradfahrertreff. Dort stehen uralte Autos, Busse, rostige Ölfässer. Die Musik von Elvis tönt aus einer historischen Wurlitzer Musikbox. Dieser Ort hat Flair. Ich versuche, etwas über diesen wundersamen Ort in Erfahrung zu bringen, es klappt nicht so recht. Die alten Sachen stünden hier, weil der Boss der Kneipe die halt mag, meint eine Angestellte. Später erfahre ich, dass das Krankenwagenwrack aus den Fünfzigern extra aus den USA nach Schweden verschifft wurde, weil Elvis selbst, einmal damit nach einem Schwächeanfall ins Krankenhaus transportiert wurde. Wahnsinn! Ich frage mich, warum der Besitzer es dann so verrosten lässt. Aber genau das ist vielleicht der Reiz daran. Autokenner wissen gleich, um welches Modell es sich handelt, ich bin auf dem Gebiet blutiger Laie.
Elvis aus der Jukebox – irgendwie hatte das was. Smartphone Filmchen
Das Kaninchen horcht ob da ein Dackel kommt.
Wir haben schon viel über die Insel Farö im Norden Gotlands gehört. Die Spannung steigt, Vorfreude kommt auf. Doch da liegen noch einige andere Sehenswürdigkeiten auf dem Weg dorthin.
Stenkirkehuk, ein Leuchtturm an der Ostküste Gotlands
Wir fahren die Ostküste Gotlands entlang nach Norden. Zwei Leuchttürme liegen auf der Strecke, sie zu finden ist eine andere Sache. Auf verwucherten Waldwegen suchen wir den Leuchtturm Stenkirkehuk. Das ist ein ausgewachsener Leuchtturm, der eigentlich nicht zu übersehen sein sollte? Ausgeschildert ist er nirgends. Die Wege werden uns schließlich zu eng und zu steil. Wir parken in einer Abzweigung und suchen zu Fuß nach dem weißen Leuchtturm. Wir finden ihn endlich zwischen den Bäumen versteckt auf Privatgelände stehend. Eine italienische Familie gesellt sich zur Suche, die drei laufen direkt rein in den Garten. Ich halte mich lieber zurück – möchte erst um Erlaubnis fragen, aber da ist keiner anwesend. Am Leuchtturmwochende wird der Turm geöffnet sein. Schade, aber da sind wir bei anderen Leuchttürmen verplant.
Ein kleiner Pfad führt um den Turm herum. Grindel ist begeistert – hier riecht es überall nach Hasen. Sie wird ganz wild und zerrt an der Leine. Ich fotografiere den Leuchtturm von der Meerseite, habe aber nur wenig Bewegungsraum. Eine steile unglaublich hohe Treppe führt weit hinunter an den Kieselstrand.
Wow ist das schön da. Dunkle, schwere Wolken hängen tief am Horizont. Der Strand ist schmal, die Steine weiß und ein toller Kontrast zum dunklen Meer. Wellen knallen an den Strand. Ich freue mich über die Fotomotive. Kleine Fischerhütten, Boote und Felsen, dazu die lebendigen Wellen und der fotogene Himmel. Gunter lässt derweil Grindel von der Leine, sie rennt wie wild herum und hat Spaß. Doch dann nimmt sie eine Fährte auf und schießt den steilen Hang hinauf. Uns wird fast mulmig, ungefährlich sieht das nicht aus. Die Ohren unserer Dackeldame stehen auf Durchzug. Der Steilhang ist ihr lieber als die dicken Kieselsteine. Es ist auch erstaunlich, wie viele Kaninchen es hier gibt!
Hohe Klippen und Leuchttürmchen Hallsvik
Der Abend geht in die Nacht über, es wird dunkel und die Wolken die gerade noch so schwer am Himmel hingen, erleichtern sich. Es regnet sich richtig ein. Wir fahren weitere schmale Waldwege und stellen uns schließlich hochh oben auf den Klippen neben ein dort parkendes deutsches Mobil. Hier sollte auch ein kleiner Leuchtturm stehen. Da es zu stark regnet, spielen wir lieber ein paar Partien Rommee und ich gehe nicht auf die Suche nach dem Turm, bedauere das aber sehr.
Der Regen trommelt die ganze Nacht auf das Dach unseres Wohnmobils. Es schüttet so sehr, dass ich Angst bekomme, dass der Regen und von der Klippe spült. Außerdem ist es sehr laut. Das starke Licht des Leuchtturms ist in der Regennacht gut erkennbar. Wir stehen also richtig.
Morgens bin ich trotz einer relativ schlaflosen Nacht früh auf den Beinen. Es ist friedlich, ein paar Kaninchen hoppeln um die Wette, die Vögel singen, das Meer liegt ruhig circa 30 m unter uns. Es sieht traumhaft aus. Nur die beißenden Fliegen nerven. Also nicht stehen bleiben, immer schön bewegen, damit sie mich nicht piesacken können. Es regnet nicht mehr, trotzdem hängt stundenlang ein Regenbogen am Horizont. Ich genieße diese morgendliche Fotosession. Die Klippen, die wir gestern im schlechten Wetter nicht sehen konnten, sind beeindruckend. Der Leuchtturm ist wesentlich kleiner, als sein Licht es vermuten ließ. Ich finde er hat trotzdem was Besonderes.
Klickt die Vorschaufotos zur größeren Ansicht an!
Nach dem Frühstück spaziere ich mit Grindel die Klippenkante entlang und komme mit unseren Wohnmobilnachbarn ins Gespräch. Die Frau ist Lehrerin, kennt sich aber mit Homeschooling und sogar Unschooling aus. Die Familie ist weit gereist, sie lebten einige Zeit in Papua Neu Guinea und unterrichteten ihre Kinder selbst.
Der neue Tag ist wolkenreich, bleibt aber trocken. Wir fahren an einem sauberen, kleinen See entlang. Die kargen Bäume, die dunklen Wolken, die Kieselsteine und das klare Wasser sind extrem fotogen.
Die kleine Insel Farö im Norden Gotlands
Die kurze Autofähre nach Farö ist kostenlos, sie bringt in kurzen Zeitabständen Besucher hinüber zur kleineren Insel. Das Wetter ist trist, passt aber irgendwie zur kargen Landschaft. Die Küste entlang gibt es viel zu entdecken. Ein kleiner Hafen mit zahlreichen winzigen Häuschen und Booten, die auf Kieselsteinen stehen. Dazu diese windschiefen Kiefern, die fast wie Bonsai Bäume aussehen und trotzdem dort zu wachsen versuchen.
Dann sehen wir die ersten größeren Raukare. Das sind diese einzigartigen Felsformationen, die den Strand verzieren. Sie sind größer, als wir gedacht haben. Da das Licht nun wirklich langweilig ist, beschließen wir einfach, auf besseres zu warten. Die Raukare von Langhammar sind mit die berühmtesten und dort kochen wir auf dem Parkplatz erstmal was Leckeres zum Abendessen. Ein schmaler wolkenloser Streifen tief am Horizont lässt auf einen spektakulären Sonnenuntergang hoffen. Wir sind vor Ort und haben die besten Standorte schon entdeckt, als die Sonne für wenige Minuten hervorkommt. Wie gut, dass wir uns diese Zeit der Erkundung immer nehmen. Die Ergebnisse danken es uns.
Die Fotos sind von zwei Abenden und einem frühen Morgen. Klickt die Vorschaufotos an für eine größere Ansicht!
Leider war ich in der Nacht viel zu müde, und es wurde auch saukalt. Ich hätte gerne noch den Sternenhimmel fotografieren wollen, hatte aber keine Energie mehr, mich lange Zeit in die Kälte und Dunkelheit zu stellen.
Jedes dritte Wochenende im August ist den Leuchttürmen gewidmet. Zwei Tage lang haben an diesem internationalen Leuchtturmtag die Leuchttürme für Besucher geöffnet. Wer jetzt denkt, dass wäre MEIN Feiertag, der irrt. Ich war gefrustet! Ganz viele Leuchttürme offen und ich kann höchstens zwei, drei besichtigen. Was für ein Stress. Ich wollte mir doch gerne alle ansehen.
Wir waren an diesem verregneten Samstag in Farö, also ganz im Norden Gotlands. Dort steht ein hoher, weißer Leuchtturm, den wir schon einen Tag zuvor mit unseren Kameras mehrfach umkreist hatten. Niemand wusste aber Bescheid, wann denn dieser Leuchtturm öffnen würde. Ich fragte jeden, der mir über den Weg lief und noch ein paar Leute mehr. Nichts. Keine Info. Wir warteten bis 10:00 Uhr dann entschieden wir, doch wieder nach Gotland zu fahren.
Auf dem Weg fotografierten wir noch Felsbögen, und erkundeten die Küste im Westen. Es fing an zu nieseln. Das war einer dieser ergiebigen Nieselregen, die quer kommen und dich ganz schnell bis auf die Knochen durchweichen. Kein schöner Tag.
Ich drängte Gunter dazu, trotz des miesen Wetters zum När Leuchtturm zu fahren. Dort würden wir sicher Leuchtturmfans finden. Denen plante ich ein Loch in den Bauch zu fragen. Der Plan ging tatsächlich auf. Wir kamen zwar über eine halbe Stunde zu spät am Leuchtturm an, die Leute verabschiedeten sich gerade. Ich durfte aber noch ganz schnell in den Leuchtturm hineinhuschen, kletterte die metallenen Stufen hinauf und schaute auf die regennasse Landschaft hinunter.
Ein Leuchtturm, der ein Schiff versenkte
Lars, der den Leuchtturm an diesem Tag betreute erzählte mir im Freien noch alles Wichtige. In der ersten Nacht als der Leuchtturm När in Betrieb war lief ein Schiff auf Grund und versank. Der Kapitän hatte vom neuen Leuchtfeuer nichts mitbekommen, das Licht für den Hoburg Leuchtturm weiter im Süden gehalten, und deswegen Gotlands Küste gerammt. Der Leuchtturm versenkte also in der ersten Nacht ein Schiff.
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Am Ende des kalten Krieges fuhr in den schwedischen Gewässern der Ostsee eine russisches Fregatte. Der Kapitän wollte zur Nato überwechseln. Er ruderte mit einem kleinen Boot an Land und suchte nach einem Haus. Das fand er am När Leuchtturm. Klar war dieser Kapitän und sein Wissen für den Westen äußerst interessant. Die Story war sogar interessant für die Filmindustrie. Da in Holywood gedreht wurde, tauschten die Filmemacher Gotland gegen die USA und die Fregatte gegen ein U-Boot aus.
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Das historische Leuchtfeuer in Grynge sollte an diesem Abend entzündet werden. Lars und seine Frau Kaidi würden auch nach Grynge kommen. Endlich hatte ich mal einen Ansprechpartner gefunden, der sich auskannte. Jetzt würden wir das Anzünden des Feuers nicht verpassen, da ich die genaue Zeit und den Ort hatte.
Den kleine Fischerort fanden wir problemlos. Es war ruhig, nur ein Auto parkte vor den kleinen Fischerhütten. Der Nieselregen ließ langsam nach, was ein Glück.
Lars erzählte uns, dass diese Wochenede nicht nur wegen der Leuchttürme so interessant sei. Es ist das letzte Ferienwochende, danach, meint er, fahren alle Stockholmer Geldsäcke, die Häuser auf Gotland besitzen, wieder nach Hause. Dann gehört Gotland wieder seinen Bewohnern und es wird ruhig. Vor allem auf den Straßen.
Es waren außer uns wohl auch keine Touristen da, als das Feuer entzündet wurde. Das Fotografieren gestaltete sich schwierig, weil viele Leute anwesend waren, noch etwas Regen in der Luft hing und es schnell dunkel wurde. Mir machte die ganze Sache trotzdem richtig Spaß!
Kaidi verriet, dass sie einen eigenen, kleinen Leuchtturm im Garten stehen haben. Das Leuchtfeuer im Hafen von Herrvik hatte eine neue Lampe erhalten. Die ausgediente Lampe sollte auf den Müll wandern. Das wusste Lars zu verhindern. Er holte die historische Leuchtanlage zu sich nach Hause und baute einen kleinen Leuchtturm als Basis darunter. Ja, und da steht der jetzt, etwas zu weit weg vom Meer. Der wohl am schwierigsten zu findende Leuchtturm Gotlands. Wir wurden zum am nächsten Tag zum Abendessen eingeladen, da konnten wir den kleinen Leuchtturm besichtigen.
Und ein Dackel bellt!
Das historische Leuchtfeuer Grynge wird entzündet. Smartphone Video
Grindel und die interessante Hagebuttehecke – kurzes Smartphone Video.
Das Leuchtturmbuch
Natürlich statten wir dem Leuchtturm von Hoburg am nächsten Morgen einen weiteren Besuch ab. Dicke weiße Wolken hängen tief am Horizont. Die hingen gestern da noch nicht. Ist das nicht schön. Wir fotografieren wie am Tag zuvor und ich unterhalte mich wieder mit Barbro. Sie liebt das Meer und ist selbst auf einer langen Tour entlang der schwedischen Küste. Sollte ich vielleicht auch mal ein paar Wochen einen Leuchtturm betreuen? Irgendwo habe ich gelesen, dass hin und wieder Voluntäre gesucht werden.
Barbro zeigt mir einen Bildband über Gotlands Leuchttürme. Und nach Leuchttürmen mag ich Bücher über Leuchttürme am zweitliebsten. Ich würde es gern kaufen, aber es ist nicht mehr im Druck und nur schwer zu finden. Wie cool, dass ich mich an mein neues Smartphone in meiner Hosentasche erinnere. Ich fotografiere schnell die englischsprachigen Seiten über den Hoburg Leuchtturm und speichere sie in mein digitales Notizbuch.
Jedenfalls steht zum Hoburg Leuchtturm interessantes Zeugs drin. 1741 bereiste Karl von Linne die Inseln Öland und Gotland. Er vermerkte in seinem auf schwedisch verfassten Reisebericht, dass es sinnvoll wäre, im Süden Gotlands einen Leuchtturm zu errichten. Erst einhundert Jahre später wird der Bau des Leuchtturms bewilligt.
Bei Nebel gab es ein Detonationssignal mit TNT
In Zeiten vor der Elektrizität wurde bei Nebel alle fünf Minuten TNT gezündet, um die Schiffe zu warnen. Das nannte sich Detonationssignal. Der Leuchtturmwärter konnte immer zwei Geschosse laden und schoss sie dann nacheinander ab. Wenn es mal hektisch wurde, weil der Wärter im Wetterbericht hinterherhinkte, klappte das Befüllen mit TNT nicht so exakt, dann passierte es auch einmal, dass die Fenster bei einer zu starken Explosion zerbarsten. Das scheint ja ein richtig aufregender Job gewesen zu sein. Ab den fünfziger Jahren wurde das TNT von einem elektrischen Nautophon abgelöst.
Neben dem Leuchtturm wohnt ein »Wetterbeobachter«, der auch nach dem Leuchtturm schaut. Leider fand ich niemanden für ein Interview vor. Ich werde also die Augen aufhalten, das Gotländer Leuchtturmbuch möchte ich unbedingt haben.
Valar Leuchtturm an der Südwestküste Gotlands
Wir wählen für die Weiterfahrt eine Route entlang der westlichen Küste. Dabei halten wir bei einem kleinen Sandsteinmuseum. Bei der Fahrt entlang des Meeres erfreuen wir uns am tiefen strahlenden Blau des Wassers und des Himmels.
Den nächsten Leuchtturm Valar finden wir nicht auf Anhieb. Er hat sich gut versteckt. Die Straßen sind enge Feldwege. Vom Womo aus sehen wir keinen Leuchtturm, nicht mal bis zu Wasser können wir wegen dem niedrigen Baumbestand schauen. Wir finden aber einen Trampelpfad und wandern in der grellen Sonne los. Es ist extrem trocken. Das Gras knirscht unter unseren Schuhen. Wir schwitzen. Aber Grindel freut sich. Sie hüpft und springt im Gebüsch herum, rennt permanent vor uns zurück. Ein glücklicher Dackel ist ein erhebender Anblick.
Immer am Meer entlanggehend müsste der kleine 1889 erbaute Leuchtturm doch zu finden sein. Und siehe da, bald steht er vor uns, integriert in eine Baumreihe. Grandios ist das weiße Türmchen nicht, aber der Himmel ist es. Wolken hängen massig und trotzdem luftig leicht am blauen Himmel. Durch die Bäume hindurch glitzert die klare Ostsee. In der Ferne dreht eine Horde von Windmühlen gemächlich ihre Rotoren. Wir sind allein und fotografieren ausgiebig. Auch Grindel muss hier wieder als Model herhalten.
Auf dem Rückweg achten wir mehr auf Details in der Landschaft. Wilde Apfelbäume hängen voller gelber Früchte, Beeren in den Hecken laden zum Naschen ein, und überall drumherum trockenes Gras und Dornengestrüpp.
Den Leuchtturm Faludden verlassen wir ohne Foto
Und weiter geht unsere Tour Richtung Nordwesten nach Faludden. Wir haben den nächsten Leuchtturm auf der Karte gefunden, werden aber mächtig enttäuscht. Der Turm ist recht klein, aber ästhetisch geformt. Dummerweise steht er in militärischem Sperrgebiet und der hohe Stacheldrahtzaun ist nur so mit Fotografierverbotssschildern bestückt. Ich traue mich so nicht, zu fotografieren, finde auch keinen Ansprechpartner, den ich um Erlaubnis fragen könnte. So trinken wir einen Kaffee, spielen eine Runde Romee und fahren unverrichteter Dinge wieder weg. Merke, der Faludden Leuchtturm lohnt sich nicht.
Der Leuchtturm När
Die Sonne lacht noch immer vom Himmel, und unsere Tour geht direkt weiter. Zum schönsten Leuchtturm Gotlands, dem rot-weißen Leuchtturm bei När. Das ist tatsächlich ein richtiger Bilderbuchleuchtturm. Die Anfahrt dahin ist schon ein Erlebnis. Plötzlich wird das Land so karg, die Bäume so klein, dass wir uns in ein völlig anderes Land versetzt fühlen. Wäre eine Giraffe vorüber gelaufen, hätte ich mich nicht gewundert. Die Weite dieser Steppe ist Balsam für die Augen. Der Feldweg ist mit Kalkstein geschottert, weiß und grell schlängelt er sich auf den Leuchtturm zu. Wir entdecken schon Fotomotive, lange bevor wir den Leuchtturm erreichen.
Noch sind einige Leute am Leuchtturm, aber die verziehen sich bald. Jetzt sind wir allein und können ohne störende Menschen fotografieren. Das Licht ist perfekt, sanft mit hellen Wolken. Doch schon zieht von Norden her eine dichte Wolkendecke zu uns rüber. Noch schnell ein paar Bilder, dann können wir ohne schlechtes Fotogewissen unser Abendessen kochen.
Nach dem Essen spielen wir wieder Karten. Ich bin wie immer nervös und aufgekratzt, und laufe trotz dichter werdender Wolkendecke mit der Kamera über das karge Gras. Am Horizont spannt sich ein heller Streifen, da könnte die Sonne später unter den Wolken durch scheinen. Ich bin darauf vorbereitet und das ist auch gut so. Plötzlich glüht der Himmel feurig für ein paar Minuten grell rot-orange auf. Perfekt!
So schnell wie das Feuerwerk begonnen hat, ist es vorbei. Es wird trist und dunkel, und es fängt an zu nieseln. Wir parken hinter dem Leuchtturm und ich würde gerne Nachtaufnahmen machen. So aber wird das nichts. Es regnet sich ein, was eigentlich auch gut ist, denn ich bin müde. Ich schlafe mit Blick auf das Leuchtturmlicht ein .
Übrigens gibt es zu diesem Leuchtturm auch eine Menge spannende Stories. Das erzähle ich im nächsten Blogpost.