So heftig Regen und Sturm in der Nacht auch tobten, morgens begrüßte uns bestes Sonnenwetter. Ich zog mehrere Lagen Wäsche an und lief mit schwerem Rucksack und Stativ los, wieder den Hügel gegenüber des Leuchtturms hoch. Das weiche Moos hatte sich mit Wasser vollgesaugt, das taten nun auch meine Füße. Die Socken waren schnell nass, was mich nicht davon abhielt, über den Hügel bis ans felsige Ufer zu laufen. Dort positionierte ich das Stativ dicht bei den Wellen. Wie immer :-) Ich wurde ständig von hinten nass gespritzt, schütze mit meinem Körper die Kamera. Was tut man nicht alles für ein gutes Foto?
Den Leuchtturm von Tranøy habe ich bereits im Sommer, Winter und im Herbst aufgenommen, noch nie aber mit Wellen. Jetzt war die Zeit dafür gekommen!
Ebbe und Flut, das Leben unter Wasser
Esra kam mir entgegen. Wir hatten noch ein weiteres Experiment vor. Und zwar mit dr GoPro. Die Unterwassertauglichkeit wollte ich mir zur Verdeutlichung von Ebbe und Flut zunutze machen. Wir beratschlagten uns, fanden einen Metallstab im Matsch liegend, an der wir die Kamera befestigten. Das Wasser stieg, die Kamera war positioniert. Jetzt mußten wir nur noch warten!
Derweil liefen Gunter und ich nochmal zum Restaurant um mit Inger und Villy zu sprechen. Die beiden betreuen das Anwesen. Die Leute, die in der Nähe Hütten haben, würden gerne mal hier essen. Die meisten Gäste, im Restaurant und zur Übernachtung, seien Norweger. Aber es kämen auch viele Italiener und Deutsche. Ab Ende September ist jedoch alles geschlossen.
Vogelkolonie im Sommer
Hinter den Häusern gibt es eine weisse Mauer. Vor Jahren im August beobachteten wir hier das Spektakel der brütenden Küstenseeschwalben. Inger erzählt: „Das ist jedes Mal wieder spannend zu sehen, wie sich die Vögel langsam an den Felsen annähern. Sie tuen sich draußen auf dem Meer zusammen, baden ausgiebig, kommen dann auf die Felsen, gehen wieder, kommen zurück. Es scheint ein kompliziertes Ritual zu sein. Irgendwann schaffen sie es dann. Während sie brüten essen und trinken die Vögel anscheinend nichts. Die Küstenseeschwalben suchen die Nähe zu Siedlungen und Menschen. Sie werden von allen Raubvögeln bedroht und sind daher im Schutz der Häuser sicherer.“
Inger und Villy bauen den Vögeln sogar kleine Häuschen, die sie gerne nutzen.
Jetzt ist es wieder ruhig am Tranøy Fyr. Die Gruppe, die gestern hier übernachtet und deren Gelächter beim Frühstück über das ruhige Wasser schwebte, ist abgereist, außer uns waren keine Besucher mehr da.
Im Leuchtturm
Mit Villy besteigen wir den Leuchtturm. Zum ersten Mal sehen wir ein Nebelhorn im Innern des runden, gusseisernen Gebäudes. Die Druckbehälter sind gewaltig, aber nicht mehr in Benutzung. Oben gibt es ein kleines Guckloch, sah man früher dadurch die Berge nicht mehr, war es an der Zeit, das Nebelhorn anzuwerfen.
Wir liefen entlang der Fresnellinse, die letzte Woche erst ausgetauscht wurde, dann traten wir hinaus an die frische Luft. Der Blick schweift von oben herab über die ganze Region. Da muss ich leider wieder zu einem meiner Lieblingsworte hier im Bericht greifen: traumhaft!
Wie sieht der Tranøy Fyr im Winter aus? Hier findet Ihr zwei Panoramen.
Ein etwas anderer Film der Flut
Wir liefen ans Mobil zurück und Esra grinste breit. „Ich sagte doch, dass das eine super Idee ist mit dem Zeitraffer auch Unterwasser!“. Ha, ich hab immer die tollen Ideen und dann sind sie alle stolz. Wir hatten aber auch Spaß am Filmchen. Es eröffnet einfach eine neue Sichtweise.
Wir überlegte, noch eine Nacht zu bleiben, entschieden uns jedoch dagegen, weil wir Heike Vester auf den Lofoten treffen wollten.
Die Fähre von Skutvik nach Svolvaer
Wir kauften Lebensmittel ein und fuhren dann nach Skutvik zur Fähre. Diese Fährfahrt machten wir bereist mehrmals und sie ist eine der Schönsten. Der Stopp in Skrova bietet mit den traditionellen Rorbuer Hütten, typisch norwegische Fotomotive. Der Leuchtturm der Insel sitzt fotogen aber ansonsten unerreichbar auf einem Felsen. Bei schönstem Wetter blieben wir die zwei Stunden draußen im Freien und genossen den Blick auf die näher kommenden Lofotenberge, die im Licht der Abendsonne perfekte Motive boten. Was für eine Fährfahrt!
Bei der Abfahrt hatten wir erfahren, dass diese Strecke eventuell aufgegeben werden soll. Das wäre sehr schade. Seit es die Strasse zu den Lofoten gibt, werden die Fähren wohl nicht mehr so intensiv genutzt. Meiner Meinung nach ist die Ankunft auf einer Inselgruppe übers Meer doch wesentlich angenehmer und authentischer als durch einen muffigen Tunnel.
Wir fuhren direkt nach Henningsvaer, saßen noch lange mit Heike zusammen und schliefen dann nach der schlaflosen Nacht im Sturm, den Schlaf der Gerechten.
Lies auch den vorherigen Beitrag zum Tranøy Fyr!