Unsere erste Tour mit einem Hausboot war eine Überraschung für mich. Ich dachte mir schon, dass diese Reiseart etwas für uns ist, dass es aber soviel Spaß macht, das hatte ich nicht erwartet. Schon unterwegs h
abe ich Kontakt mit Bootbesitzern geknüpft und sie ausgefragt: Warum macht ihr das? Wie teuer ist es? Welches Boot? Wo kommt man damit überall hin?
Wollte ich nicht schon IMMER auf einem Boot wohnen? Eigentlich schon. Gunter war immer dagegen, weil er schon beim Gedanke an eine Bootstour seekrank wird. Auf der Havel allerdings war alles gut. Wir fühlten uns wohl – die Langsamkeit ließ uns innerlich locker lassen.
Vielleicht ist bei uns einfach die Zeit gekommen, etwas Neues zu machen?
Esra hingegen meckerte: „Zu langsam. Mit dem Fahrrad wäre ich schon viel weiter gekommen und da bin ich auch in der Natur“. Tönte es neben mir während ich gerade versuche, die Ruhe in mich aufzunehmen. Noah sah man an, dass es ihm gefiel. Er mag Bäume und Wasser und ihm macht die Langsamkeit nichts aus. Von ihm hört man wenig, er genießt in aller Ruhe die Ruhe um uns herum. Amy nutzte die Einsamkeit auf dem Wasser, sie versank in ihre Bücherwelt. Auf dem Boot liest es sich während der Fahrt besser als im Mobil, wo es zu laut brummt und zu viel wackelt. Gegen Ende der Reise war Esra übrigens auch vom Hausboot überzeugt!
Falls Ihr auch schon immer mal eine Hausboot-Tour machen wolltet, es aber noch nicht in die Tat umgesetzt habt, habe ich Euch 10 Gründe für eine solche Unternehmung zusammengetragen:
1 – Eine Hausboottour ist langsam und daher entspannend
Im Gegensatz zum Straßenverkehr geht es auf dem Wasser sehr gemächlich zu. Langsam gleitet das eckige Hausboot im Fußgängertempo über die spiegelnde Wasseroberfläche der Havel. Wir fühlen uns nicht gehetzt, sondern ausgebremst, entschleunigt. Anfangs irritiert es ein wenig und am liebsten würden wir anschieben. Wir gewöhnen uns jedoch schnell an die neue Reisegeschwindigkeit und lernen, dass das der wahre Genuß ist. Da uns den ganzen Tag frische, gegen Ende September auch frische Luft um die Nase weht, sind wir abends, obwohl wir uns nicht wirklich viel bewegt haben, rechtschaffen müde und fallen schon um 22:00 Uhr ins Bett.
2 – Wir befinden uns immer direkt am und auf dem Wasser
Wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind suchen wir auch immer die Nähe zum Wasser. Sei es ein Fluß, ein See, ein Fjord oder das Meer – wir wollen immer möglichst nahe am Wasser sein. Mit einem Hausboot gelingt das zu jeder Zeit. Wunderbar!
3 – Ein Hausboot bietet fast soviel Platz wie eine Ferienwohnung – es ist super gemütlich
Während wir im Wohnmobil, zumindest auf langen Reisen, das geringe Platzangebot als großen Nachteil empfinden, kann ein Hausboot richtig guten Komfort bieten. Es gibt natürlich auch wesentlich kleinere Boote, als das, welches wir hatten. Diese lassen sich dafür auch einfacher steuern. Wir genossen jedenfalls den Luxus!
4 – Der Weg ist das Ziel
Das Reisen war so angenehm und trotz der Langsamkeit interessant, so dass wir nicht unbedingt das Bedürfniss hatten direkt an Land zu hüpfen, nachdem wir angelegt hatten. Nein, wir ruhten, saßen beisammen, schauten aufs Wasser, redeten und waren ausnahmsweise früh im Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten. Wir fuhren nicht irgendwo hin um irgendetwas zu machen, wir machten es, indem wir fuhren.
5 – Teamwork stärkt die Familie
So ein Hausboot fährt sich nicht allein. Laut Vertrag müssen mindestens 2 Leute an Bord sein. Wir waren fünf-ein-halb (unser Dackel Grindel mit eingerechnet!). Kam eine Schleuse in Sichtweite, rief Gunter mit norddeutschen Akzent: „An die Leinen, Männer!“ Esra schnappte sich vorne eine Leine, Noah lief die fast 15 Meter nach hinten und stand mit der Leine in der Hand bereit. Wir wurden ein gutes Team, spätestens nach der dritten Schleuse wußte jeder, wohin und was tun war. Das machte Spaß, war aber auch aufregend, denn wir wollten das große Hausboot ja möglichst sicher durch alle Engpässe manövrieren. Das Teamwork war gut für die Familie!
6 – Die Nähe zur Natur
Straßenverkehr ist nicht nur hektisch und anstrengend, meisten sieht man auf den Autobahnen auch kaum etwas von der Natur. Natürlich gibt es landschaftlich schöne Strecken, die sich auch für interessante Roadtrips eignen, doch so nah an der Natur wie auf einem HAUSboot kann man mit einem Auto nicht sein. Selbst mit einem Cabriolet nicht. Das Hausboot hatte den Vorteil, dass wir vorne nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche stehen oder sitzen konnten. In der freien Natur. Der Fahrtwind war nicht der Rede wert, die frische und vor allem saubere Luft jedoch schon! Aufgrund der geringen Geschwindigkeit konnten wir bequem Eisvögel, Reiher, Adler, Bisamratten und ähnliches beobachten, die Tiere fühlten sich auch nicht von uns belästigt. Wir sahen Bäume, die so nah am Fluß ganz anders aussahen, als in den Wäldern. Die Landschaft glitt an uns vorüber, fast wie im Film.
7 – Man kann sich während der Fahrt in Ruhe mit der ganzen Familie unterhalten
Das das Boot wirklich leise fährt (das Tuckern der beiden Dieselmotoren ist unauffällig), ist es möglich, sich auch während der Fahrt normal zu unterhalten. Im Wohnmobil ist das oft schwierig, vor allem auf den langen Autobahnfahrten. Da unterhalten sich Gunter und ich miteinander vorne im Fahrerhaus, und die Kids sitzen hinten und reden untereinander.
8 – Fotografieren während der Fahrt
Ich schoss die meisten Fotos dieses Trips während der Fahrt. Es lohnt sich, sehr früh loszufahren, denn frühmorgens ist an den Schleusen nichts los und die Flußlandschaft ist am fotogensten. Nebel hängt über dem Wasser, die Sonne taucht See oder Fluß in ein warmes Licht, nur Fischer und Angler sind unterwegs. Es ist einfach traumhaft schön!
9 – Im Prinzip kann man ganz Europa bereisen
Es dauert zwar länger, aber es ist möglich im Hausboot ganz Europa auf Flüssen und Kanälen zu bereisen. Wenn man ein seetüchtiges Boot auswählt, erweitert sich der Radius nochmal um die Küstengewässer!
10 – Etwas Neues lernen
Autofahren und Radfahren kann jeder, Bootfahren ist erstmal eine Herausforderung. Wir haben eine ungefähr vierstündige Einführung ins Hausbootfahren bekommen. Wir lernten neue Verkehrschilder und Zeichen kennen, wie wir ein Hausboot fahren und lenken müssen, wie man Knoten macht, um das Boot zu sichern, einiges über die Bordtechnik und anderes mehr. Klar, das war auch anstrengend. Es tat uns jedenfalls gut, etwas Neues zu lernen. Nach der einen Woche waren wir so gut eingespielt, dass wir gerne noch länger über die Havel und die Seen getuckert wären.
Bewegte Bilder zur Hausboot-Tour auf der Havel. Wir verbinden in dem kurzen Youtube-Video kurze Filmsequenzen mit Zeitrafferaufnahmen. Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, gell?
Viel Spaß damit!
Weitere Inspiration und praktische Infos:
Vor einiger Teit las ich in Inka’s Blog Blickgewinkelt über ihre Tour auf dem Floß durch Brandenburg. Seither hatte ich diese Fotos im Hinterkopf und wollte unbedingt auch mal Hausboot fahren.
Unterwegs sah ich diese BunBo – Bungalowboote – und fand die ziemlich interessant, weil sie wendiger waren. Inka schrieb in ihrem Blog: Mein Sommermärchen: Mit dem BunBo auf Hausboot-Tour durch Brandenburg. Da findet ihr alle wichtigen praktischen Informationen zu einer Hausboottour.
Nadine von Planet Hibbel unternahm auch eine kurze Hausboottour in der Uckermark. Falls Ihr mal ne kurze Tour machen wollt, könnt Ihr da nachlesen: 5 Gründe warum mein Herz für die Uckermark schlägt.